Mittwoch, 30. Dezember 2020

Badsch

Böllerverbot hin oder her, man sollte sich daran erinnern woher die Bräuche zum Jahresende herkommen, lange vor Schwarzpulver und der christlichen Vereinnahmung: Mit Lärm die bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben. 

Am Wochenende habe ich die alte Badsch meines Großvaters aus dem ehemaligen Hühnerstall geholt, die nun möglicherweise bei meinen Eltern zu Silvester zum Einsatz kommt.  
Offiziell heißt es Knallschreckgerät, umgangssprachlich Schussapparat genannt und im Dialekt lautmalerisch Badsch.
Damit werden im Herbst die Stare aus den Weinbergen vertrieben, die sonst in erheblichen Mengen die reifen Trauben wegfressen. Wobei ich den Eindruck habe, dass sich durch den Klimawandel die Problematik etwas entschärft hat: In den 1990ern war die Weinlese hauptsächlich im Oktober, in den 2010ern eher den ganzen September, zudem kommen die Stare später aus dem Norden.

Geschätztes Alter würde ich aus den 1960ern vermuten, wurde mit Carbid oder direkt mit Acetylen (Ethin, C2H2) betrieben, obwohl ein Anschluss für eine Propangasflasche wie bei den moderneren Modellen später drangebastelt wurde. Dieser Typ ist heute gängig (--> Link), Foto davon gibts im Post vom 19.09.2016.

Mein Großvater hatte damals noch eine eigene, in meiner Erinnerung fand das aber immer schon kooperativ statt, quasi eine "ZBE Starenabwehr Bergkloster Gundheim" die im Gemeindegebiet alle Geräte aufstellt und betreut.

Benjamin



Montag, 28. Dezember 2020

Winter in Rheinhessen

Momentan bin ich auf Urlaub in der alten Heimat. Ein Besuchsprogramm gab es wieder keines, nicht Sonntagsmorgens auf die Neumühle zum Melken, nicht zu meinem Bruder an die TH Bingen um mir mal die neuen Liegeboxen live anzukucken (siehe auch Post vom 02.10.2020) und auch nicht zu Christian nach Lampertheim, wo er jetzt eine interessante Neuerung im Stall hat.

Aber einen Spaziergang durch die Felder und Weinberge habe ich gemacht, bei drei Grad und schönstem Sonnenschein. Die Feldwege waren sehr matschig, an Weihnachten hatte es ordentlich geregnet. Wobei mit nur um die 400 mm Jahresniederschlag 2020 da unten deutlich trockener war als 2018 und 2019.

Im Ackerbau gibt es hauptsächlich zwei Kulturen: Zuckerrüben und Winterweizen. Den Winterweizen sieht man auf dem Foto als die grünen Felder. Zuckerrüben sind von diesem Jahr schon alle abgefahren, auch wenn die Kampagne in Offstein momentan noch läuft. Die Äcker für nächstes Jahr liegen brach; Zwischenfrüchte habe ich gar keine gesehen, wie das dann mit dem Greening gemacht wird kann ich nicht sagen.

Im Weinberg ist es gerade zwischen den Jahren ruhig, aber vom November bis in den März hinein ist die meiste Handarbeit: Reben schneiden, rausziehen (die Abgeschnittenen) und anbinden. Einige geschnittene Weinberge habe ich gesehen und auch einen der schon rausgezogen war.
Obwohl zum Reben rausziehen solches Wetter nicht ideal ist. Am besten ist leichter Frost, denn man läuft in den unbegrünten Erdreihen, auf dem Foto die rechte Reihe. Denn das Rebholz wird kleingehäckselt und später eingearbeitet. Das wird entsprechend nicht in den Grasreihen gemacht. Also läuft man in der Erdreihe und wirft die Reben da auf den Boden. Raureif oder Schnee auf den Reben ist auch nicht so toll, weil man dann schnell durchnässte Handschuhe hat.
Aber mittlerweile bin ich ja auf komfortablere Arbeitsbedingungen umgestiegen mit betonierter Melkstandgrube und kuhangewärmten Melkzeugen.

Am Horizont kann man ganz schwach erkennen, dass im Odenwald Schnee liegt, ungefähr 35 km entfernt:

Benjamin



Samstag, 26. Dezember 2020

Perle - Teil 6

Zur Kälberaufzucht gehört auch das Impfprogramm. Im Studium wurde ich da sehr geprägt, präventiv zu arbeiten statt später Krankheiten therapieren zu müssen. Also mit Impfungen das Immunsystem zu stärken.

Wie immer nenne ich hier aufgrund des Heilmittelwerbegesetzes (-> Link) keine Präparatenamen sondern "Fragen Sie Ihren Tierarzt!".

Es fängt vor der Geburt mit der Mutterschutzimpfung (siehe Post vom 14.12.2019) der Kuh an, dass Antikörper gegen Durchfallerreger in der Biestmilch enthalten sind.
Perle hat nach ihrer Geburt drei Liter Biestmilch gesoffen.

Wenn die Kälber in die Automatengruppe kommen beginnt das Impfprogramm gegen Rindergrippe und Kälberflechte.

Der Impfstoff für die Rindergrippe ist gegen die Erreger von Lungenentzündungen, die Viren Bovines Respiratorisches Synzytialvirus und Bovines Parainfluenzavirus und das Bakterium Mannheimia haemolytica.

Der Flechteimpfstoff ist gegen den Pilz Trichophyton verrucosum, der die Kälberflechte verursacht. Wobei wir damit keine Probleme haben und ich immer stolz sage: "Unsere Rinder haben alle möglichen Krankheiten außer Kälberflechte!" So gravierende Auswirkungen hat die Flechte nicht, aber sie fordert das Immunsystem und stört das Wohlbefinden, also wieder niedrigere Tageszunahmen und damit längere Aufzucht und höhere Aufzuchtkosten.
Nicht zu verwechseln ist die Kälberflechte mit dem Bovinen Papillomavirus das Hautwucherungen verursacht, meist im Hals- und Nackenbereich. Das ist ein gutartiger Tumor, der bei Färsen auftritt und irgendwann fallen die auch wieder ab. Ab und zu sieht man es mal, eigentlich so oft, dass man sich noch dran erinnern kann was das ist.
 
Nach der Einstallung in die Automatengruppe gibt es die erste Grippeimpfung, da meist Donnerstags eingestallt wird dann Freitags. Die Kälber sind dann zwei bis vier Wochen alt. Bei Perle war es am 27.11. im Alter von 19 Tagen.
In der Woche drauf folgt die erste Flechteimpfung. Bei Perle am 30.11. mit 22 Tagen.
Dann nach zwei Wochen die zweite Flechteimpfung. Bei Perle an 14.12. mit 36 Tagen.
Wiederum eine Woche später die zweite Grippeimpfung, vier Wochen nach der ersten. Bei Perle am 24.12. mit 46 Tagen.
Im Alter von sechs bis acht Wochen sind die Impfungen damit abgeschlossen.

Benjamin

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Rot-Weiße Weihnachten

Wie jedes Jahr gibt es im Kuhblog Weihnachtsgrüße an die Leser.

Und auch wie jedes Jahr gibt es keine weiße Weihnachten. In Brandenburg kann ich mich nicht daran erinnern. Wo ich jetzt einen Laptop mit Windows 10 (dazu mehr im nächsten Jahr) habe inklusive der Wetterapp in der eine Rekordschneehöhe für die Weihnachtstage von ganzen 5 mm (1999) steht bei einer durchschnittlichen Schneehöhe von 0,5 mm in den letzten 30 Jahren. Also im Durchschnitt leichter Nachtfrost mit etwas Puderzucker.

Im Gegensatz zu den letzten Jahren gibt es keine Schwarz-Weißen Weihnachten sondern Rot-Weiße mit Perle! Sie ist nun sechseinhalb Wochen alt und säuft am Tag um die 10 Liter:

Benjamin















Dienstag, 22. Dezember 2020

Online-Seminar - Teil 2

Der dritte Vortrag beim Online-Seminar am letzten Donnerstag war von Dr. Fasching von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein über Sensortechnik. Ihn hatte ich schon mal beim Praxisseminar vor drei Jahren gehört (siehe auch Post vom 30.03.2018).

Es ging um den Einsatz von Allflex SenseHub und Smaxtec bei Milchkühen. SenseHub ist die Weiterentwicklung von Heatime, nachdem Allflex vor zwei Jahren SCR übernommen hat. Smaxtec mit ihren Pansenboli wurde hauptsächlich in Raumberg-Gumpenstein entwickelt und später mit einer ausgegründeten Firma vermarktet. 

Ich kenne es seit 2011 aus dem Studienfach Precision Livestock Farming - also das was man heute eingedeutscht als Landwirtschaft 4.0 bezeichnet. Es war da gerade am Übergang von der Forschungsebene zum praktischen Einsatz. Dass man den Pansen-pH-Wert in Echtzeit und kabellos in der Kuh messen kann. Damals war der begrenzende Faktor die Batterielaufzeit von 3 Monaten. Heute wären es 4 Jahre. Dafür habe ich mal nachrecherchiert. Der eigentliche Bolus (Smaxtec Classic) hat gar keine pH-Messung mehr sondern "nur" Aktivitäts-, Wiederkau- und Temperaturmessung. Daher sind dann auch 4 Jahre Batterielaufzeit möglich und danach könnte man noch einen zweiten Bolus ersatzweise eingeben. Mit dann zusammen 8 Jahren kriegt man so 98 % der Kühe abgedeckt.
Bei den Bauern kam natürlich die Frage der Wiederverwendbarkeit auf. Ein Halsband kann man schnell einer anderen Kuh ummachen oder eine abgeschnittene Transponderohrmarke mit einem neuen Dorn versehen. Die Boli sind aber nicht mehr zu verwenden; im Schlachthof wird der Panseninhalt durchgesiebt, um Magnete, Fremdkörper usw. zu entfernen bevor der in die Biogasanlage wandert und die Smaxtec-Boli gehen in den Elektroschrott.
 
Nach den Ergebnissen zeigt die Wiederkaumessung Gesundheitsprobleme deutlich früher an als die Temperaturmessung. Die Funktion der Abkalbemeldung beruht darauf, dass der Verlauf der Körpertemperatur vor einer Kalbung langsam ansteigt und 36 Stunden vor der Geburt rapide und deutlich (so 1 Grad) abfällt.

Als Praxisbeispiel gab es die Erfahrungen aus Neißetal, wo das Smaxtec im Einsatz ist. Dazu Screenshots mit den einzelnen Verläufen und die Krankengeschichte der Kühe wurde erläutert.
Eine Beispielkuh hatte eine Euterenzündung und drei Fieberalarme und dazwischen Normaltemperatur, damit wäre sie über normales Fiebermessen als Momentaufnahme wahrscheinlich nicht aufgefallen und erst später auf dem Melkkarussell. 
Da stellt sich die Frage dann, ob mit solcher Technik das klassische Fiebermessen (siehe auch Post vom 03.09.2016) noch Sinn macht.
Weitere Erfahrungen:
Die Brunsterkennung funktioniert sehr gut.
Die Geburtserkennung funktioniert auch, mit teilweise sehr genauen Meldungen.
Die Temperaturangabe muss man einschätzen lernen.
Insgesamt bietet es einen besseren Überblick über die Herde, aber es muss im alltäglichen Betrieb eingesetzt werden.
 
Für Smaxtec ist der Ausblick in Zukunft erstmal im "Modelljahr" 2021, wo es die Überwachung der Wiederkautätigkeit auf Gruppenebene gibt, wo vom Einzeltier auf dei Gruppe gegangen wird z.B. für Auswirkungen von Rationsveränderungen erkennen zu können.
Außerdem wird sich damit beschäftigt Daten aus der Pansenmotorik nutzbar zu machen. Dabei gibt es den A-Zylus, an dem der Netzmagen mit beteiligt ist und den B-Zyklus bei dem nur der Pansen tätig ist. Beim Abhören mit dem Stethoskop kann man die beiden nicht unterscheiden - da hört man in beiden Fällen das Rumpeln. Der Bolus im Pansen könnte sie aber unterscheiden. Wenn sich das anteilige Verhältnis der beiden Zyklen verschiebt kann es z.B. ein Signal für Verdauungsstörungen sein.
 
Fortsetzung folgt!

Benjamin

Samstag, 19. Dezember 2020

Online-Seminar - Teil 1

Was ich dieses Jahr besonders vermisse sind die Tagungsveranstaltungen die abgesagt wurden. Wo ich doch gerne "draußen rumziehe" und mir dabei neue Anregungen und Wissen hole um auf der Höhe der Zeit zu bleiben und auch viele Bekannte zu treffen.
Nach einem dreiviertel Jahr merkt man nun wie nach und nach auf Onlineangebote umgeschwenkt wird. 
So auch die RBB, die am Donnerstag ein Online-Seminar zum Thema "Milchrind-Fütterung im Blick" machte. Ursprünglich war die Veranstaltung bei der Bauern-AG Neißetal (siehe auch Post vom 20.05.2017) geplant gewesen, wo ich wahrscheinlich nicht hingefahren wäre bei drei Stunden Fahrzeit einmal quer durch Brandenburg.

Online-Veranstaltungen haben dann doch einige Vorteile: Nicht den ganzen Tag unterwegs sondern einfach eine halbe Stunde früher Feierabend machen, wobei es doch anstrengender ist am späten Nachmittag konzentriert zuzuhören.
Und daheim kann man auch schnell mal (öfters) in die Küche gehen um Verpflegung zu holen.

Der 1. Vortrag war von Hrn. Langehage von der Firma Ahrhoff mit dem Thema "Trockensteherfütterung - richtige Vorberereitung für einen reibungslosen Start in die Laktation".
Ahrhoff liefert auch das Mineralfutter für die Besamungsbullen der RBB.

Zuerst die Fütterung von sauren Salzen in der Transitration. Da waren für mich auch noch mal paar neue Aspekte dabei. Im Studium wurde das eher nur erwähnt und sich auf die klassische Variante mit der calciumreduzierten Fütterung konzentriert wie wir sie auch machen. Dabei kriegen die Kühe vor der Kalbung wenig Calcium um die Regelkreisläufe für die Aufnahme aus dem Darm und die Auslagerung aus den Knochen zu aktivieren wenn nach der Kalbung mit der einsetzenden Milchleistung der Calciumbedarf stark steigt.
Bei hohen Milchleistungen stößt das aber an seine Grenzen weil vor allem von den Futtermitteln her der Mindestcalciumgehalt und der Einfluss der anderen Mineralstoffe vorgegeben ist. Die Variante mit sauren Salzen ist da effizienter. Über den DCAB mit dem Verhältnis von Kationen zu Anionen wird das Blut angesäuert. Es werden größere Mengen der sauren Salze gefüttert die viele Anionen in Form von Chlorid enthalten, dadurch wird das Blut dann sauer und der Körper lagert Calcium (Kationen) aus den Knochen aus um das auszugleichen. Dass die Kühe keine Osteoporose bekommen wird ein normaler oder sogar erhöhter Calciumgehalt gefüttert. 
Dadurch wird nicht nur die Prophylaxe von akutem Milchfieber möglich sondern auch von subklinischem, einem leichteren Calciummangel, den man der Kuh direkt nicht anmerkt aber Einfluss auf andere Körperprozesse hat und die Kuh nicht optimal "rundläuft". Wie z.B. Calciumbefarf der Pansenmuskulatur für die optimale Verdauung.
 
Dann zum Einsatz von pansengeschützten Aminosäuren und pansengeschütztem Fett in der Frühlaktation, wenn die Futteraufnahme dem Bedarf nicht nachkommt und es in der Fütterung immer ein Gegensatz von geügend Eiweiß zu genügend Energie ist. Dann den benötigten Spitzenbedarf am Pansen vorbei, der erstmal alles klein macht, in den Darm zu liefern.

Als Praxisbeispiel davon eine Auswertung aus der Lübbinchener Milch & Mast, einem der größten und leistungsstärksten Betrieben in Brandenburg. Dort war ich auch schon mal gewesen, ist schon lange her - im April 2009 - damals noch in ihrem alten Stall und war der erste Betrieb überhaupt mit (knapp) mehr als 1.000 Kühen den ich gesehen habe.
Das Fütterungscontrolling ist für das Leistungsniveau sehr ausgefeilt, täglich wird bei allen Fütterungsgruppen die Trockenmasseaufnahme bestimmt und die Trockensubstanz im Vergleich zur Rationsberechnung. Bei den Trockenstehern und Transitkühen wird das Futter stündlich mit einem Futterschieberoboter angeschoben.
In der Herdenauswertung des RBB haben die Kühe ab der 3. Laktation in der 2. Milchleistungsprüfung im Durchschnitt über 50 kg Tagesleistung, was zeigt, dass sie sehr gut in die Laktation starten was erst die hohen Leistungen über die ganze Laktation möglich macht.

Der 2. Vortrag war von Dr. Peters vom IFN Schönow, die auch im Herdenmanagerlehrgang Dozentin für Fütterungscontrolling war (siehe auch Post vom 13.02.2018). Thema war "Fütterung & Fruchtbarkeit - Wie hängt das Zusammen."

Die Fruchtbarkeit leidet unter der negativen Energiebilanz nach der Kalbung. Dabei gibt es die metabolische Priorität des Euters und die Fruchtbarkeit wird hintenan gestellt. Biologisch absolut sinnvoll, das aktuelle Kalb ist wichtiger als das nächste. 
Als Ziel wurden angegeben, dass die Kuh innerhalb von 130 Tagen nach der Kalbung wieder tragend ist und zeitnah wieder in den Zyklus kommen. Bei mäßiger negativer Energiebilanz wäre die erste Brunst nach im Schnitt 32 Tagen. Da ist bei mir die Wahrnehmung vielleicht verzerrt, aber gefühlt rammeln unsere Kühe in der Frischabkalbergruppe ständig, sehr viele zwischen 25 und 35 Tagen nach der Kalbung. Müsste man mal den Anteil von allen bestimmen.

Sehr interessant dabei war im Detail der Energiebedarf bzw. Folgen von Energiemangel auf die einzelnen Organe. Wo es wieder mal das Erstaunen war, dass trotzdem noch die Fruchtbarkeit halbwegs funktioniert.
Sowie auf die elementaren Stoffwechselprozesse heruntergebrochen die Energiesituation in den einzelnen Laktationsstadien. Sehr anschaulich und ich habe mal ein Thema für den Kuhblog im nächsten Jahr, da werde ich mich mal einlesen.

Die erneute Trächtigkeit innerhalb von 130 Tagen bezieht sich auf eine amerikanische Studie, bei der rauskam, dass dann die nächste Laktation am besten verläuft. Weil weniger Kühe hintenraus verfetten was immer Probleme macht. Dazu meine Quellenkritik, weil ich mich ja schon intensiver mit verlängerter Laktation beschäftigt habe um die ganze Fruchtbarkeit in die Zeit einer stabilen Stoffwechsellage zu verschieben. Da vermute ich, dass unter den amerikanischen Verhältnissen hohe Energiekonzentrationen über die ganze Laktation gefüttert wurden mit entsprechendem Verfettungsrisiko für Kühe die später tragend wurden sowie genetisch bedingt schlechter Persistenz der Milchleistung. Das Problem haben wir bei uns ja auch durch den starken amerikanischen Einfluss in der Zucht mit deren Ausrichtung auf die Spitzenleistung.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Montag, 14. Dezember 2020

Blutdruck

Noch ein Anwendungsgebiet für den Enthorner oder Lötkolben wie wir als umgangssprachlich dazu sagen: Das Verschweißen von stark blutenden Wunden bei denen die Blutgerinnung nicht mehr ausreicht.
 
Nach langer Zeit hatte ich am letzten Dienstag wieder so einen Fall. Das letzte Mal war das angebrochene Horn von Nr. 157 vor knapp vier Jahren gewesen (siehe auch Post vom 20.02.2017).
Am schlimmsten sind Verletzungen an den Eutervenen unten am Bauch. Zum Glück kenne ich das nur vom Hörensagen und musste es noch nie selbst miterleben. Mit der Faustzahl 500 Liter Blut die für einen Liter Milch durchs Euter fließen kann man das ausrechnen. Bei der deutschen Durchschnittskuh mit 29 Liter Tagesleistung sind das genau 10 Liter pro Minute, 5 pro Seite. Kühe haben eine für ihre Körpermasse geringe Blutmenge, nicht so wie beim Menschen wo man als 10 % sagt; es wären eher so 40 Liter. Und bei einer großen Verletzung an einer Eutervene kann die Kuh innerhalb von Minuten verbluten.

Diesmal hat es Jacina "nur" am Ohr erwischt. Was genau passiert war lässt sich nicht genau sagen, wahrscheinlich war die Ohrmarke damals zu nah an einem Blutgefäß eingezogen und jetzt hatte sie sich vielleicht die Ohrmarke im Fressgitter eingeklemmt und dann aufgerissen. Anfangs nur etwas blutend spritzte es später heraus und sie saute damit sich, die anderen Kühe um sie herum und auch die Einstreu ein. Überall Blut!
Die Ohrmarke wurde herausgeschnitten und die Wunde mit dem Enthorner verödet, das ganze umliegende Gewebe verschmilzt und dichtet das Blutgefäß ab.
 
Ein Foto habe ich gemacht auf dem man das Blut spritzen sieht, weil man glaubt gar nicht wie stark die Ohren durchblutet sind. Das Originialfoto ist stark zugeschnitten, weil eigentlich nur Blut zu sehen ist und es viel schlimmer wirkt als in natura. Das Blut ist aber dann recht schnell abgetrocknet und nur noch am verklebten Fell zu erkennen gewesen und vor allem an der fehlenden Ohrmarke.
 
Im grünen Kreis:
 
Benjamin
 

 


Donnerstag, 10. Dezember 2020

Perle - Teil 5

Gestern wurde Perles Gruppe enthornt. Sie nicht, da sie ja hornlos ist. Aber da das zur Kälberaufzucht dazugehört gibt es einen Post darüber.

Ganz wichtig: Die Enthornung dient der Sicherheit von Mensch und Tier, denn die Hörner sind Waffen und können schlimme Verletzungen verursachen. Und solange noch nicht alle Rindern hornlos sind müssen die behornten enthornt werden bevor die Hörner wachsen. 
Im letzten halben Jahr waren 70 % der Kälber behornt (pp), 29 % heterozygot hornlos (Pp) und 1 % homozygot hornlos. Zur Vererbung der Hornlosigkeit siehe im Post vom 13.09.2020. In Perles Gruppe sind viele hornlos: 12 von 26.

Enthornt wird meistens mittwochs, wenn eine Gruppe das passende Alter hat. Ich mache das relativ spät. Das betäubungslose Enthornen ist bis zum Alter von sechs Wochen erlaubt. Da richte ich mich nach dem ältesten Kalb der Gruppe, wenn das knapp sechs Wochen alt ist, ist das jüngste meist drei bis dreieinhalb Wochen alt und man kann die Hornansätze schon sicher fühlen. Das klappt bei den Holsteins recht gut, die Glanrinder z.B. bekommen ihre Hörner erst deutlich später. Aber es schwankt auch von Kalb zu Kalb stark, ein Zusammenhang würde ich am ehesten zum allgemeinen Wachstum sehen, dass für ihr Alter schwerere Kälber auch weiter im Hornwachstum sind. Alles natürlich im Millimeterbereich.
 
Die Sedierung zählt nicht als Betäubung, die "schlafen" dann nur besonders tief. Zusätzlich wird ein Schmerzmittel gespritzt. 
Die Sedierung macht unser Tierarzt, ich laufe mit und fühle bei allen Kälbern die Hornansätze. Die Hornlosen schreibe ich mir zum Abhaken auf den Handschuh. Ob hornlos oder behornt und dann das Sedativum gespritzt bekommen zwei blaue Striche mit dem Fettstift auf den Rücken, dass man sieht wer schon abgearbeitet ist. Die sedierten Kälber legen sich innerhalb von Minuten ab und die Hornlosen laufen dazwischen rum. Diese extra zu sperren geht nicht in der Buchte, aber es funktioniert auch so und alle Kälber haben damit jederzeit Zugang zu Milch, Wasser und Futter.

Die sedierten Kälber kriegen das Schmerzmittel gespritzt - wie immer gibt es hier keine Werbung für Arzneimittel, aber es ist der gängige Wirkstoff für diesen Fall. Danach werden mit der Schermaschine die Hornansätze freigeschoren. Dann trifft man die mit dem Enthorner besser und vor allem werden nicht so viele Haare in die Wunde eingebrannt wodurch es auch viel weniger qualmt und stinkt.
Beides bei den schlafenden Kälbern reihum, dass das Schmerzmittel auch wirkt wenn das eigentliche Enthornen beginnt.
Nach der erfolgten Enthorfnung gibt es Blauspray drauf für eine Wundheilung ohne bakterielle Infektionen. 
Die Kälber gehen in die Aufwachphase, wo es ganz indivduell bis zu mehreren Stunden dauern kann bis sie wieder mobil sind.
 
Später wird noch die Arzneimittelanwendung und der Hornstatus im HERDE dokumentiert.

Aktuelles Foto von Perle als alle wieder wach waren, noch mit den blauen Markierungen:

Benjamin


 

Sonntag, 6. Dezember 2020

Milchtaxi-Tuning

Gemäß dem Motto "Arbeitsscheinwerfer kann man nie genug haben!". Gute Ausleuchtung ist wichtig für produktives Arbeiten und die Arbeitssicherheit. Zudem ist der tote Winkel vor dem Milchtaxi auch nicht zu unterschätzen.

Dafür hat das Milchtaxi vorne eine eingebaute Beleuchtung. Die war jetzt aber kaputt und da das Ersatzteil ziemlich teuer ist hat unsere Werkstatt einfach einen Arbeitsscheinwerfer von der Stange angebaut. Deutlich günstiger und macht auch was her. Die Leistung ist auch nicht zu vergleichen: Damit wird der ganze Hof ausgeleuchtet. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe fragte ich mich welcher Traktor da mit voller Beleuchtung über die Anlage fährt.

Benjamin 

 











 
Nachtrag vom 05.01.2021:
In der aktuellen Ausgabe 1/21 der Elite habe ich eine Anzeige von Holm&Laue gesehen für das Milchtaxi, jetzt mit SpotLight; eine Leuchte auf einem 360° drehbaren Schwanenhals oben drauf. Über diese "Funzel" musste ich dann schon sehr lachen.

Donnerstag, 3. Dezember 2020

Hype töchtergeprüft

Um Hype (siehe auch Posts vom 09.08.2017 und 08.08.2016) war es in der letzten Zeit ruhig geworden. Er war weiterhin im Angebot der RinderAllianz.

Am Dienstag wurde vom VIT die Zuchtwertschätzung Dezember 2020 veröffentlicht. Intern glaube wird die Zuchtwertschätzung mittlerweile täglich berechnet; oder zumindest einmal in der Woche. Veröffentlicht werden sie aber nur dreimal im Jahr - jeweils Anfang April, August und Dezember, wonach dann die Zuchtorganisationen ihre Angebote ausrichten.

Und diesmal war Hype erstmals als töchtergeprüfter Bulle dabei mit Zuchtwerten nicht nur anhand der eigenen Genotypisierung sondern nach Daten der eigenen Töchter. 
Das ist der klassische Altersverlauf der Besamungsbullen wie man im Studium oft durchgerechnet hat:
Geboren am 05.05.2016 kam er im Sommer 2017 mit etwas über einem Jahr in den Ersteinsatz und in der Augustzuchtwertschätzung 2017 mit 15 Monaten ins Angebot. Im Mai bis Juli 2018 (Hype 24 bis 26 Monate alt) wurden seine ersten Töchter dann geboren. Die wiederum kalbten von April bis September 2020 (Hype 47 bis 52 Monate alt) erstmals ab und somit waren in der Dezemberzuchtwertschätzung (Hype 55 Monate alt) Daten von 219 Töchtern vorhanden um für ihn einen töchterbasierten Zuchtwert zu berechnen.

Mit der Zuchtwertschätzung gibt es auch das erste Bullenangebot der PhöniXGroup. Schon beeindruckend die Auswahl an Rassen, die hauptsächlich durch die RBW (Braunvieh, Fleckvieh, Vörderwälder, Hinterwälder) eingebracht werden.

Wo sich Hype im Vergleich befindet: Auf der Bestenliste der schwarzbunten töchtergeprüften Holsteinbullen nach Gesamtzuchtwert RZG auf Platz 11 und nach ökonomischem Zuchtwert RZ€ auf Platz 27. Die Diskrepanz kommt durch seinen hohen RZE von 125 zustande, da das Exterieur in den RZG zwar mit 15 % Einfließt, aber als ökonomisch unbedeutend nicht in den RZ€.

Das ist sein offizielles Datenblatt mit den ganzen Zuchtwerten.
Seine letzten rein genomisch geschätzten Zuchtwerte sieht man im Vergleich nicht, aber ich hatte mir die abgespeichert um sie Vergleichen zu können.
Die Entwicklung der wichtigsten Zuchtwerte jetzt mit der Töchterinformation:
RZG + 4
RZ€ - 58 €
RZM +/- 0
RZE + 3
RZN + 3
RZGes + 1
Mkg - 105
Fett% + 0,09
Eiweiß% + 0,03
 
Eine deutliche Veränderung ist auch im Linearprofil des Exterieurs die Körpertiefe von 105 auf 96 und das Zentralband von 98 auf 84.
Schwächen sind die Totgeburtenrate und besonders die extreme Schärfe; ein BCS von 71 bei einem Milchcharakter von 130, da würde ich in wirklich nur für sehr "unedle" Kühe empfehlen.

Benjamin

Montag, 30. November 2020

Perle - Teil 4

Am Donnerstag kam Perle an  den Tränkeautomat. Schließlich war sie schon 18 Tage alt und ihr Tränkeverhalten stabil; am Mittwoch, ihrem letzten kompletten Tag in der Einzelbox waren es 12,5 Liter.

Zudem muss ja beim Rein-Raus-Verfahren auch gewartet werden bis genügend Kälber für eine Gruppe zusammen gekommen sind.

Auf dem Weg in die Gruppenbox ging es wieder über die Waage und da waren es diesmal 54,2 kg. Diese starke Zunahme ist wahrscheinlich eine Messungenauigkeit bei nur zwei Einzelwerten. Und die Uhrzeit hat auch nicht ganz überein gestimmt. Bei den Kuhwaagen beim konventionellen Melken werden die Kühe auch direkt nach dem Melken gewogen um sie immer zum gleichen Zeitpunkt in ihrem Tagesablauf zu haben.

In der Einzelhaltung kommt sie damit auf 611 g Tageszunahme.

Benjamin


Freitag, 27. November 2020

Selektives Trockenstellen

Selektives Trockenstellen ist ein Verfahren bei dem kuhindividuell abhängig von der Eutergesundheit in der vorangegangenen Laktation entschieden wird ob die Kuh mit einem antibiotische Trockensteller trockengestellt wird oder nicht. Dadurch ist es möglich erhebliche Mengen Antibiotika und Kosten einzusparen.

Letzte Woche war mein Bruder zu Gast im Kuhverstandpodcast zu einem Interview über das selektive Trockenstellen (-> hier zu hören). Sehr interessant anzuhören und alles wichtige zu dem Thema zusammengefasst; meiner Meinung nach die beste Folge die Christian in den letzten dreieinhalb Jahren gemacht hat und da werden sich die kommenden an einem sehr hohen Niveau messen müssen.

Die erwähnte Anekdote von der Veranstaltung auf der ein einziger Landwirt nur selektiv trockenstellte war ich gewesen, das habe ich auch in meinem Post zum Trockenstellen erwähnt (siehe Post vom 27.02.2019). Die dort beschriebene Herangehensweise zum selektiven Trockenstellen habe ich seitdem auch nicht mehr verändert: Die Kühe die in der Laktation keine Euterentzündung hatten und in den letzten drei Milchleistungsprüfungen jeweils unter 100.000 Zellzahl bekommen kein antibiotischen Trockensteller. Die anderen abhängig vom nachgewiesenen Erreger dann mit Antibiotika. 

Benjamin

Dienstag, 24. November 2020

Perle - Teil 3

Am Sonntag wurde Perle erstmals gewogen.

Zuerst habe ich sie mit dem Jungviehwiegeband gemessen. Dabei wird vom Brustumfang das zugehörige Gewicht abgeleitet. Haupteinsatzzweck sind Färsen um die Erstbesamung rum, ob die auch das nötige Gewicht schon haben. Für ein Kalb schätzte ich es als zu ungenau ein. Und so war es auch: 90 cm Brustumfang und 70 kg Gewicht. Viel zu viel.

Daher habe ich sie zur Waage gebracht. Am Strick geführt bzw. mehr geschoben. Halfterführig wäre doch mal was und bei Perles Bedeutung eigentlich eine Selbstverständlichkeit... Das letzte Kalb das ich halfterführig gemacht habe war damals Berta (siehe Post vom 11.07.2014).  

Die Waage zeigte 49,4 kg an. Da bin ich erschrocken, das wären ja nur 3,2 kg mehr als das Geburtsgewicht. Wahrscheinlich wurde bei dem die 3 Liter Kolostrum mitgewogen bzw. nicht abgezogen. 6,2 kg Zunahme in 14 Tagen wären 443 g Tageszunahme. Zwar kein guter Wert aber realistisch.

Streicheleinheiten nach dem aufregenden Ausflug:

Benjamin


 

Freitag, 20. November 2020

RZ€ - Teil 2

Was Aktuelles zum ökonomischen Zuchtwert RZ€. Mittlerweile kucke ich fast nur noch darauf, auch wenn man erst noch ein Gefühl für die Werte bekommen muss. All die Jahre mit den RZG, da hatte man immer die Glockenkurve der Verteilung vor dem Inneren Auge und die Tiere dann gleich eingeordnet.

RZG und RZ€ korrelieren zu 70 %, denn bei beiden sind die am höchsten gewichteten Merkmale Milchleistung (RZM) und Nutzungsdauer (RZN). Beim RZG sind es 45 % RZM und 20 % RZN, beim RZ€ 41 % RZM und 27 % RZN.
Die übrigen 30 % der Varianz sind auch noch da und so habe ich aus den Zuchtwerten unserer Rinder rausgesucht, dass bei gleichem RZG der Unterschied im RZ€ bis zu 650 € betragen kann und bei gleichem RZ€ im RZG ein Unterschied von bis zu 13 Punkten (mehr als eine Standardabweichung!)
 
Durchschnittlich haben die Kuhvisions-Betriebe in Deutschland ein RZ€ von glaube 810 €, wir liegen etwas darüber mit 905 €. Und einem durchschnittlichen RZG von 118,6.
Es fällt auf, dass die Tiere sowohl mit den höchsten Zuchtwerten nach RZG als auch RZ€ fast alles Kälber sind, nur wenige Färsen und so gut wie keine Kühe. Das Beispielkalb unten ist erst zweieinhalb Monate alt. Da merkt man deutlich den Zuchtfortschritt auch innerhalb eines Jahres wenn man sich die Liste anschaut.
 
Die Zuchtwerte unseres aktuell besten Kalbs nach RZ€; nach RZG nicht, da sind noch einige darüber.
In ihrem Fall ist es die Kombination aus hohen Werten bei Milchleistung (RZM), Nutzungsdauer (RZN) und Gesundheit (GES), die zusammen schon mehr als Dreiviertel des RZ€ ausmachen:
 
Benjamin
 

 


Dienstag, 17. November 2020

Perle - Teil 2

Ein Foto von Perle gabs schon, jetzt gibt es paar Infos zu ihr.
 
Ihr Geburtsgewicht betrug ordentliche 46,2 kg. Das ist der Einfluss ihres Vaters, denn ihre Geschwister sind auch überdurchschnittlich schwer. Das Gewicht sieht man ihr auch an. Nach den Auswertungen der Landesforschungsanstalt MV ist das Gewicht (korrekt Lebensmasse) mit zwei Wochen Alter entscheidend für das weitere Wachstum und Leben. Mit diesen Geburtsgewicht hat sie schon mal gute Voraussetzungen.
 
Bei ihrer ersten Mahlzeit hat sie 3 Liter Biestmilch gesoffen und in ihrem ersten Lebenstag insgesamt 7 Liter. Weiterer Pluspunkt!
 
Zu ihrer Abstammung; das ist ihrer Väterfolge, die ich ganze 8 Generationen zurück verfolgen kann:
Perplex PP
  Tableau 
    Kairo
      Cavana
        NOG Tirano
          Lexikon
            Presto
              Clerus 

Perplex, Tableau und Kairo sind rotbunt, ihre Mutter und Großmutter haben beide einen Rotfaktor und sie ist jetzt rotbunt. Zur Vererbung der Farben siehe auch im Post vom 06.02.2015.
Und auch wieder Tableau in der Abstammung, der ist in der Herde als Kuhvater halt doch stärker vertreten. Auf seinem Herkunftsbetrieb bin ich schon mal gewesen (siehe Post vom 15.05.2014).

Ihr Vater Perplex PP ist ein homozygot hornloser Bulle, sodass sie auch hornlos ist. Wahrscheinlich heterozygot. Zur Vererbung der Hornlosigkeit siehe im Post vom 13.09.2020. Sie muss dann nicht enthornt werden, die behornten Kälber ihrer Gruppe werden wahrscheinlich am 9. Dezember dran sein.

Noch die Zuchtwerte von Perplex PP. Habe nur den Link zum VIT, bei CRV als Besitzer konnte ich die passende Internetseite nicht verlinken... Hervorzuheben sind neben seiner homozygoten Hornlosigkeit die hohen Inhaltsstoffe die er vererbt, die deutllich unterdurchschnittliche Größe, bei etwas mehr Stärke und Kondition (BCS). Also das Gegenteil der scharfen Schaukuh die nicht alt wird.

Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

 

Sonntag, 15. November 2020

Perle - Teil 1

Keine Exkursionsberichte, keine Veranstaltungsberichte - da ich den Kuhblog nicht in den Lockdown schicken will habe ich nach anderen Themen gesucht.

2016 hatte ich schon mal mit einer Serie zur Kälberaufzucht angefangen. Bei der zuchthygienischen Untersuchung in Pinnow hatte ich paar Fotos gemacht, denn in den Statistiken war eine von Google weitergeleitete Suchanfrage zum Ultraschall. Da musste ich natürlich drauf reagieren. Dazu habe ich noch ein Schaubild gemalt und im Herde die Infos zur Kuh recherchiert. Das wurde einer der Posts aus den über tausend bei dem ich mich so richtig verkünstelt habe.

Und mitten beim Schreiben kam mir die Idee eine Serie daraus zu machen über das dann geborene Kalb. In der Kälberaufzucht passiert in verhältnismäßig kurzer Zeit recht viel, für die Kuhblogleser ohne Kühe digital ein Kalb aufwachsen zu sehen und für die mit Kühen der Vergleich zur eigenen Verfahrensweise und Grundlage für Erfahrungsaustausch und Diskussion. Bisschen Leserbindung durch den Fortsetzungscharakter auch noch dazu.

Bloß die Serie fiel dann sehr klein aus, denn das Kalb war ein Bulle und wurde nach 15 Tagen verkauft. Das waren die weiteren Posts:
 
Die ursprüngliche Idee habe ich jetzt wieder aufgeriffen um eine neue Serie über die Kälberaufzucht zu machen. Aus "Fehlern" lernt man und so habe ich jetzt erst mit der Geburt eines weiblichen Kalbs angefangen. Eigentlich wollte ich mir aus dem Abkalbebuch eines heraussuchen, das schonmal von Anfang an einen guten Start hin gelegt hat, dass später tolle Kälberfotos für die Posts rausspringen. Aber wie das dann so ist war eine Auswahl gar nicht nötig, denn am letzten Sonntag wurde ein rotbuntes Kalb geboren und in Brandenburg sind die rotbunten Holsteins mit nur 1 % Anteil an der Population so selten, dass die Entscheidung klar war.
 
Perle, benannt nach ihrem Vater Perplex PP:
 
Benjamin




Donnerstag, 12. November 2020

Aktuelles vom Kuhblog

Auch für den Kuhblog ist das ein schwieriges Jahr, denn mein "draußen herumziehen", bei dem ich viele Themen und Eindrücke mitnehme ist so fast komplett ausgefallen.
 
Die MeLa, das beste im September, war als eine der ersten Messen abgesagt worden.
 
Die EuroTier hätte nächste Woche stattgefunden wurde aber schon frühzeitig auf den Februar nächsten Jahres verschoben und nun komplett abgesagt.
 
Die Verbandsschau Blickpunkt Rind des RBB ist auch ausgefallen, wo gerade auf einen zweijährigen Rhythmus wegen des großen Aufwands umgestellt worden war.
Aber der RBB ist bei der Etablierung digitalen Ersatzes ganz vorne mit dabei und hat Videos zu verschiedenen Themen veröffentlicht:
- Beef on Dairy, also Mastanpaarungen, wovon auch Daten in den Testherden erfasst werden
- über den neuen Zuchtwert RZ€
- Statt der Nachzuchtpräsentation die Kühe daheim gefilmt. Töchter von Malinus der Möller GbR, dem nordwestlichsten Milchviehbetrieb Brandenburgs.
 
Vorletzte und letzte Woche war ich auf Urlaub in der alten Heimat. Da kam auch so gut wie nichts bei rum. Eigentlich wollte ich mit meinem Bruder wieder zusammen auf Exkursion, das haben wir letztmals vor mehr als drei Jahren gemacht, als er mich mal besucht hat (siehe Posts vom 19.10.2017 und 20.10.2017). Wegen Corona wurde das aber auch abgesagt, genau wie mein Besuch auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle. Da war ich in diesem Jahr bisher nur ein einziges Mal gewesen! (siehe Post vom 24.07.2020). So selten kam es die letzten 13 Jahre noch nicht vor...
Und dann hatte ich mir noch eine Erkältung eingefangen. Ich wurde auch auf Corona getestet, das war zum Glück negativ. Der Nasentupfer für Menschen ist genauso lang wie für Kühe und wie weit der rein geschoben wird... In dem Moment ging mir durch den Kopf, was wir unseren Kälbern mit der intranasalen Grippeimpfung doch zumuten und ganz still zu halten, da ist es nämlich schon manche Male schief gegangen (siehe Post vom 20.01.2015).
 
Die letzten Tage habe ich mir Gedanken gemacht über die Inhalte vom Kuhblog, wenn weitere "externe" Inhalte weggefallen sind. Eine neue interne Serie habe ich nun begonnen vorzubereiten.
 
Also: Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Sonntag, 8. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 2

Nun zur zweiten und dritten Seite des Eutergesundheitsberichts.

Hier noch mal der Link zur Podcastfolge im Kuhverstand

Die ganze zweite Seite des Eutergesundheitsberichts nehmen die Kennzahlen zur Trockenstehphase ein. 
Während des Trockenstehen besteht die Möglichkeit das subklinische Euterentzündungen, also erhöhte Zellzahlen, ausheilen auch mit der Unterstützung durch einen antibiotischen Trockensteller (siehe auch Post vom 27.02.2019). Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Kuh während des Trockenstehens mit einem Eutererreger infiziert. Dies kommt am häufigsten in den Tagen vor der Kalbung vor, wenn sich der Kreatinpropf der während des Trockenstehens den Strichkanal verschließt auflöst und Keime eindringen können und es gleichzeitig die "Spülwirkung" des Melkens noch nicht gibt. Außerdem Infektionen im Zeitraum zwischen der Kalbung und der ersten Milchkontrolle, das sind als zwischen 5 und 33 Tage (in Sonderfällen mehr). Dass die Infektion schon beim Trockenstellen selber durch Schmutzeintrag mit dem Trockensteller oder Zitzenversiegler herrührt ist von geringerer Bedeutung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen -> Ausheilung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen -> Neuinfektion.
 


 

 

 

 

 

 

 

Die Zahlen noch mal im Einzelnen, mit dem 12-Monats-Durchschnitt und dem Vergleich zum oberen Viertel: 


 

 

 

 

 

 

  

 
Die Effizienz der Trockenperiode in den letzten zwölf Monaten. Da haben wird im Podcast nicht drüber gesprochen. 
Dafür werden die Kühe in vier Gruppen aufgeteilt:
Nicht geheilt in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Neuinfiziert in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Geheilt in TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
Eutergesund geblieben: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
In Brandenburg haben wir da Prozent-Angaben und alle Balken zusammen ergeben dann 100 %:
 







 
Die Mastitisrate 1. Laktation bezieht sich nur auf die erste Milchkontrolle nach der 1. Kalbung, mit welcher Zellzahl die Kuh in ihre Laufbahn startet.
Hier ist auch sind die Hauptinfektionsmöglichkeiten vor und nach der Kalbung. Mein erwähntes Beispiel aus Boberow mit der Trennung der Abkalbebuchten von Kühen und Färsen. Der Hauptgrund war das wegen der Eutergesundheit gewesen, der Anlass aber glaube doch einfach zu viele Tiere und die mussten dann irgendwie aufgeteilt werden:










 
Die chronisch Euterkranken sind Kühe, die zwar meistens keine akuten Euterentzündungen haben aber dann eigentlich doch schon häufiger als die Durchschnittskuh der Herde und auch nicht die beste Eutergesundheit. Zumindest werden sie so definiert, dass sie in drei Milchkontrollen hintereinander über 700.000 Zellen hatten. Da könnte man meinen, dass das doch schnell der Fall ist, aber die 1 bis 2 % Anteil beim oberen Viertel finde ich da schon als normal.
Darunter werden die betroffenen Kühe aufgelistet und die kennt man dann eigentlich schon, weil die in der Regel nicht einfach nur hohe Zellzahlen haben sondern meist mehrfach oder langwierig euterkrank waren:
 











 

Benjamin

Mittwoch, 4. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 1

Bisher habe ich hier im Kuhblog wenig über Eutergesundheit geschrieben, weil man im Alltag dann doch am meisten in Form von Euterkrankheiten damit zu tun hat. Und mit Krankheiten schlägt man sich gefühlt den halben Tag rum, auch wenn da die Wahrnehmung zum Glück doch recht verzerrt ist.

Wichtige Kennzahl für die Eutergesundheit ist die Zellzahl. Sie wird in 1.000 pro ml Milch angegeben. Da die Zellen nur wenige Mikrometer groß und mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, lässt sich eine Veränderung an der Milch auch erst bei Zellzahlen im Millionenbereich feststellen. Die Zellen sind einmal Drüsenzellen aus dem Euter, die dieses beim kontinuierlichen Erneuerungsprozess abstößt und der Großteile weiße Blukörperchen des Immunsystems. Daher kann man von der Zellzahl auf die Eutergesundheit schließen, was
gerade an Abwehrreaktionen stattfindet.
Und da man die Zellzahl in großem Stil bei der Milchleistungprüfung mit hunderte Proben pro Stunde im Labor routinemäßig bestimmen kann hat sie diese Bedeutung.

Es gibt viele Einflüsse auf die Zellzahl und unabhänigig ob eine klinische Euterentzündung vorliegt ist die Grenze von 100.000 Zellen/ml definiert: Darunter ist die Kuh eutergesund, darüber euterkrank.

Die durchschnittliche Zellzahl bezieht sich auf die ganze Herde, diese wird von den Millionären, also Kühen mit hohen Zellzahlen, meist über 1.000.000 nach oben verzerrt.
Daher hatte Christian die Idee mit der Median-Kuh (-> Link). Der Zellzahl-Median einer Herde lässt dann aber den Anteil der Millionäre unbeachtet, da er deren Einfluss verringert.
Bei meinem Beispiel umfasst eine Herde 50 Kühe, wovon 48 eine Zellzahl von 100.000 haben und zwei von 1.000.000. Die durchschnittliche Zellzahl beträgt 136.000 und die Median-Zellzahl 100.000. Beide Zahlen haben eine recht geringe Aussagekraft, wohingegen der Eutergesundheitsbericht der Milchkontrolle viel mehr bietet. Daher war ich im Kuhverstand-Podcast zu Gast und wir haben darüber diskutiert (-> Link).

Der Eutergesundheitsbericht wurde glaube 2015 deutschlandweit vom DLQ (Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen) unter der Marke Die Milchkontrolle eingeführt. --> Hier eine Erklärung
Wie im Podcast erwähnt sind die Eutergesundheitsberichte in Deutschland auch nicht einheitlich.
-> die schleswig-holsteinische Variante
-> die thüringer Variante, die identisch mit der brandenburger Variante und der der meisten anderen LKVs ist; und auf die sich auch die nachfolgende Abschnitte beziehen, weil ich die halt kenne.
Die Grafiken sind aus einem Beispielbericht des LKV Weser-Ems; in Niedersachsen gibt es mehrere LKVs.

Zunächst die erste Seite:
 
Erster Teil ist ein Balkendiagramm über die letzten 13 Monate, mit der Unterteilung in Kühe der 1. Laktation und Kühe ab der 2. Laktation. Da die Kühe in der 1. Laktation fast immer niedrigere Zellzahlen haben und zudem ihr Anteil in den Herden auch unterschiedlich ist. An diesem Diagramm kann man Trends über die Monate erkennen.
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zweiter Teil ist der Anteil der Zellzahlklassen. Die Kühe werden in vier Zellzahlklassen unterteilt: Bis 100.000, 100.000 bis 200.000, 200.000 bis 400.000 und über 400.000 Zellzahl. Hier gibt es den Vergleich zu den Vormonaten und zum oberen Viertel der Betriebe. Mehr als die Hälfte bis hin zu über Dreiviertel der Kühe sollten in der ersten Zellzahlklasse sein  und nur jeweils paar Prozent in den beiden letzten.
Mit die wichtigste Zahl im Eutergesundheitsbericht ist der fett gedruckte Antei der eutergesunden Kühe unter 100.000 Zellen:
 

 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dritter Teil ist die Neuinfektionsrate während der Laktation, unabhängig von tatsächlichen Eutererkrankungen. Dabei werden die Kühe betrachtet die in der letzten Milchleistungsprüfung unter 100.000 Zellen lagen und in der aktuellen über 100.000 und damit von eutergesund zu euterkrank geworden sind. Wieder Balkendiagramm über die letzten Monate und daneben zum Vergleich Balken für das obere Viertel der Betriebe.
Des Weiteren eine Aufschlüsselung der Neuinfektionen auf die Laktationsabschnitte 0 - 100, 100 - 200, 200 - 300 und ab 300 Laktationstage (= nach der Kalbung).
 

 
 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Samstag, 31. Oktober 2020

Kuhblog zum Hören

Letzte Woche hatte Christian vom Kuhverstand (-> Link) in seinem Podcast eine Folge über die „Mediankuh“ (-> gibt es hier zu hören). Da der Mittelwert bei der Herdenzellzahl wegen der Millionäre die das verzerren nicht so aussagekräftig ist hatte er die Idee stattdessen den Median zu verwenden. Ich schrieb ihm darauf eine Feedback-E-Mail und meinte recht provokant, dass das alles nicht viel taugt und der Eutergesundheitsbericht der Milchkontrolle viele brauchbare Kennzahlen hergibt.

Darüber haben wir diskutiert und nun eine „Crossoverfolge“ zwischen Kuhverstand-Podcast und Kuhblog zum Thema Eutergesundheitsbericht gemacht. Einmal zum Hören und einmal zum Lesen.

Hier im Kuhblog wird der erste Teil am späten Mittwochabend veröffentlicht; es gibt dann noch einen zweiten Post, weil das für einen zu umfangreich ist.

Benjamin 

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Ostpaket

Im 31. Jahr der Deutschen Einheit und meinem 8. Jahr in Brandenburg ist das Ost-West für mich nur noch für lustige Anekdoten da. 

Eine davon war jetzt das Ostpaket. Da habe ich meiner Familie einige Gläser Nudossi mitgebracht, weil das im Weste so gut wie nicht erhältlich ist. Weil das besser schmeckt als andere Nuss-Nougat-Cremes, was vom deutlich höheren Anteil an Haselnüssen kommt. Früher waren die Haselnüsse halt in Deutschland verfügbar während Kakao für Devisen importiert werden musste. 

Benjamin



Sonntag, 25. Oktober 2020

Tränkeaufnahme stabil

Vor gut einem halben Jahr hatte ich die Tränkekurve am Tränkeautomat angepasst. Kurz nachdem ich im Kuhblog darüber geschrieben hatte (siehe Post vom 26.03.2020). Mit den 747 kg Milch über die ganze Tränkeperiode war ich zufrieden. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass die Kälber nach dem Absetzen weniger gut weiterwachsen. Als Ursache vermutete ich das zu rasche Abtränken. Zwar war die Kurve eingestellt von 20 Liter am 58. Tag über 5 Wochen lang auf 2 Liter am 93. Tag abzutränken. Da die wenigsten Kälber aber die 20 Liter gesoffen haben waren es eher nur die letzten 2,5 Wochen von so 11 Liter an abwärts. 

Daher habe ich die Kurve geändert, ab dem 51. Tag mit 14 Liter beginnend über 6 Wochen lang auf 2 Liter am 93. Tag. Da ist das eigentliche Abtränken dann tatsächlich 4 bis 5 Wochen lang und nicht so "steil". Da die Abtränkkurve früher und flacher einsetzt hatte ich erwartet, dass die Kälber insgesamt weniger Milch saufen, was sie durch eine parallel stärker ansteigend Futteraufnahme ausgleichen sollten.

Wenn ich beim Absetzen die Kälber vom Tränkeautomaten abmelde zeigt der einzeln die verbrauchte Menge Milchpulver an. Das rechne ich nebenher zusammen und habe für die letzten 163 Kälber jetzt die neue Aufnahmemenge: 750 statt 747 kg. Also gleich geblieben und die weniger Milch aus der Abtränkphase in die davor liegende ad-libitum-Phase verschoben, wo sie zudem für die metabolische Programmierung wertvoller sind.

Für die weitere Entwicklung nach dem Absetzen fehlt mir natürlich optisch der Vergleich und gewogen werden sie da nicht... Eine ordentliches Ergebnis habe ich da also nicht.

Bei der intensiven Tränke wachsen die Kälber stärker auseinander, aber zum Vorteil der gut Entwickelten! 

Solche Kälber machen einfach Spaß: Gesund und unhandlich.
88 Tage alt und wird übermorgen abgesetzt. 
 
Benjamin



Mittwoch, 21. Oktober 2020

Neues Blogger

Manche werden es bemerkt haben, dass seit gut zwei Monaten unter den Posts Labels drunter stehen. Das ist die auffälligste Änderung bei der neuen Benutzeroberfläche von Blogger. Dass die Fotos jetzt in der Größe frei skalierbar sind kriegt man eher nicht mit, weil ich mich meistens an der bisherigen Größe orientiere.
Seit ich 2013 mit dem Kuhblog angefangen habe wurde am Programm nichts verändert. Letztes Jahr habe ich gelesen, dass es da Neuerungen geben soll, weil veraltet und Google Marktanteile verloren hätte. Mir war das das ziemlich egal, weil ich mich dran gewöhnt hatte und alles lief.
Im Frühjahr konnte man sich die neue Benutzeroberfläche anschauen und ab Juni alternativ verwenden. Habe ich aus Gewohnheit nicht gemacht. Wie man auf dem untenstehenden Foto sieht ist es für die Verwendung auf Handys optimiert worden. War es vorher ganz und gar nicht, wobei es trotzdem ging; wieviele Posts ich schon im Zug geschrieben habe... 
Auf einem Computer sieht es so leer aus, da hatte man bei der alten Benutzeroberfläche die doppelte Anzahl an Posts im Überblick. Dazu jetzt die Bildchen und Symbole, ich gehöre da irgendwie noch zu den mehr Textfixierten - maximaler Informationsgehalt auf einen Blick. 
Anfang September wurde endgültig auf die neue Benutzeroberflächen umgeschaltet und ich hatte vergessen von der alten einen Screenshot zu Erinnerung bzw. hier zum Vergleich zu machen.
Das mit den Labels ist eine schöne Sache, müsste ich mich mal dransetzen und für die vorherigen Posts auch machen. Das wäre mit den über 1200 Posts eine ordentliche Datenbank. Hashtag nennt Google das nicht und ich auch nicht, bei mir ist die "gelbe Raute" eine schnelle und gut sichtbare Markierung mit Fettstift hinten auf einer Kuh wenn man sie für was Spezielles in der Gruppe wiederfinden will.
 
Die neue Benutzeroberfläche wie ich sie als Startmenü von Blogger sehe:
 
Benjamin 
 

 

Sonntag, 18. Oktober 2020

Erstkontakt Smartbow

Noch ein Nachtrag zu meinem Besuch in Rodenwalde.
Dort hatte ich meinen Erstkontakt mit Smartbow, bisher hatte ich es auf Hofgut Neumühle bloß an den Ohrmarken gesehen (siehe auch Post vom 28.07.2020).
Smartbow ist ein Überwachungssystem für Rinder das auf Ohrmarken basiert. Die Firma kommt aus Österreich und wurde zwischenzeitlich von Zoetis übernommen. Wie 2018 auf dem Praxisseminar in Werneuchen Hrn. Fasching von der Höheren Bundes-Lehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein (vergleiche Post vom 30.03.2018) erklärte war die Herangehensweise bei der Entwicklung doch recht interessant: Bei den kleinen Betrieben dort in Österreich, häufig auch Milchviehhaltung im Nebenerwerb, wo die Kühe oft nur zweimal täglich zum Melken gesehen werden ist die Tierbeobachtung sehr lückenhaft und daher der Ansatz einer Automatisierung. Wo bei uns es eher darum geht eine 24 h-Überwachung zu ermöglichen um auch wirklich alles mitzubekommen.
Die Ohrmarken haben drei Funktionen: Einmal die Aktvitätsmessung, dann die Wiederkauüberwachung und die Überwachung. War zu meinen Studienzeiten die Wiederkaumessung noch ein größerer Aufwand mit den Kauhalftern die in einem dünnen Schlauch die Bewegung der Luft bei den Kaubewegungen maßen ist das Prinzip bei Smartbow fast schon bestechend einfach: Das Wiederkauen ist extrem gleichmäßig und die Sensorohrmarken erkennen das rhythmische Wackeln der Ohren dabei und können es so auch vom Fressen unterscheiden oder wenn sich die Kuh bewegt. 
Die Ortung erfolgt über die Triangulation der Ohrmarken im Raum durch die Antennen die im Stall angebracht sind. Die sehen aus wie WLAN-Router und sind in einem Raster an den Pfosten angebracht.
Die Brunsterkennung funktioniert sehr gut und so wurde nach einigen Wochen mit der Brunstbeobachtung aufgehört weil das System eine so hohe Trefferquote hat.
Bei der Wiederkauüberwachung war sehr interessant die Kurven zu sehen, von der Darstellung sind die ähnlich wie die Aktivitätskurve der Brunstüberwachung. Dann gibt es noch eine Kurve für die Futteraufnahme die auch mit der Ortung unterscheiden kann an welchem Futtertisch die Kuh gefressen hat.
Die Ortung im Stall konnte ich leider nicht erleben, weil das eine Online-Anwendung ist und bei schlechtem Handyempfang nicht funktioniert... Man könnte die Kuh aber auf so 10 m genau findet, was in einer Gruppe von 150 Kühen schon eine deutliche Erleichterung ist. Am Computer konnte ich mir aber noch die "Verfolgungsfunktion" ansehen, wo die letzten 24 h aufgezeichnet werden wo die Kuh umherlief. Ein großer Knäuel, wo man mit einem Schieberegler den Standort zur jeweilgen Uhrzeit rausfinden kann.
Zweitkontakt wird hoffentlich bei meinem nächsten Besuch auf Hoftgut Neumühle sein, wo ich auch paar Screenshots zur Veranschaulichung machen will.

Benjamin

Montag, 12. Oktober 2020

Schwänze scheren

Diese Woche ist wieder die Firma Findeisen Klauenpflege bei uns zur Bestandsklauenpflege. Da ist dann bisschen mehr los und entsprechend war es davor am Wochenende richtig ruhig, sodass ich die Zeit genutzt habe einige Ecken im Stall mal wieder sauber zu machen und auch in größerem Stil Schwänze zu scheren. Die Stammleser des Kuhblogs wissen, dass ich das gerne mache und ich würde es sogar als eine meiner Lieblingsbeschäftigungen bezeichnen, hat auch was Entspannendes dabei.

Lange habe ich die Schwänze mit einer Schafschere geschnitten und dann vor gut drei Jahren auf eine Akkuschermaschine umgestellt (siehe auch Posts vom 08.09.2017 und 07.01.2018). 

Die Quasten an den Schwänzen wachsen gefühlt extrem schnell. Haare sind wie die Klauen Stoffwechselprodukte und unsere Kühe als Marathon- bis Ultramarathonläufer haben einen entsprechenen Stoffwechsel und da wächst es schnell.
So großen Nutzen haben die Haare für die modernen Kühe nicht: Ein wärmendes Fell brauchen sie in unseren Breiten nicht (siehe auch Post vom 07.05.2019), der Schutz vor Sonne und Regen ist die Aufgabe des Stalldachs, auch wenn sie auf die Weide können ziehen sie das trotzdem bei extremen Wetter vor (siehe auch Post vom 08.03.2017). Ohne Haare kann es einer Kuh auch gut gehen (Beispiel im Post vom 09.04.2018).
Und wenn die Kuh ihren Schwanz zum Verjagen von Fliegen braucht hat man eigentlich schon ein Problem: Mit dem Stallklima, der Gülle oder dem Mist. 

Lange Kuhschwänze und dazu noch auch dreckig und verschissen, wenn er aus der Liegebox auf den Laufgang hängt, sind nervig: Beim Melken im Gesicht, bei Side-by-Side-Melkständen oder Außenmelkerkarussellen immer im Weg und als Herdenmanager bei der Arbeit an der Kuh um die Ohren. 
Die extremsten Exemplare nenne ich Klapperschlange, da ist dann so viel Kot schon angetrocknet, dass die Kühe mit ihrem Schwanz rasseln können. 
 
Neben dem Arbeitskomfort gibt es die gesundheitlichen Aspekte: Wenn die Kuh mit einem dreckigen Schwanz umher wedelt ist schnell der restliche Körper auch dreckig und vor allem das Euter, womit die Gefahr von Euterkrankheiten ansteigt. 
Ein langer Schwanz wird auch leichter vom Gülleschieber mitgenommen und wenn zu viele Haare und Dreck davor sind sieht man Verletzungen so gut wie gar nicht. Die meisten Kühe für Schwanzamputationen findet man beim Schwänzescheren. Samone war da eine Ausnahme (siehe Post vom 09.01.2016).
Also alles gute Gründe das Schwänzscheren zum ordentlichen Herdenmanagement zu zählen und wenn die Kühe tragend sind und so monatelang nicht ins Fressgitter kommen dann auch mit einem Eimer in den Gruppen unterwegs. 
War erfolgreich:

Benjamin