Dienstag, 7. Mai 2019

Über Hitzestress

Noch den zweiten Teil über das Praxisseminar des RBB zum Thema Hitzestress.

Zur Einführung gleich die Zahlen des RBB, das bei der Hitze im letzten Jahr quer durch Brandenburg bei den Kühen die Fruchtbarkeit schlechter war.

1. Vortrag war von Hrn. Tober von der Landesforschungsanstalt Meckelenburg-Vorpommern. War der gleiche Vortrag, wie er ihn auch auf dem Milchrindtag in Güstrow gehalten hat (vgl. Post vom 23.03.2019).
Bei Hitze erhöhen die Kühe erstmal ihre Körpertemperatur und wenn das nicht mehr reicht fressen sie weniger, um die Wärmeproduktion im Pansen zu reduzieren.
Es gibt eine untere und obere kritische Temperatur, im Bereich daszwischen müssen die Kühe keine Energie aufwenden um ihre Körpertemperatur zu halten. Die Grenzen sind stark leistungsabhängig, weil mit steigender Stoffwechselleistung der Pansen mehr Wärme produziert.
Die obere Grenze sind 24 °C und sinkt pro 10 kg Milchleistung um 4 °C.
Die untere Grenze sind 0 °C und sinkt pro 10 kg Milchleistung um 8 °C.
Daraus ergibt sich ein nur schmales Band von 4 - 5 °C für die theoretische Optimaltemperatur für Kühe aller Leistungsklassen.
Und es passt auch dazu, dass in dem Versuch in Dummerstorf bei einer durchschnittlichen Herdenleistung von 41 Liter zwischen 7 und 8 °C begann die Körpertemperatur zu steigen, ab 9 °C erhöhte sich schon die Herzfrequenz.

Die Empfehlung ist daraus folgend automatisch temperaturgesteuerte Lüfter, die ab 10 °C, besser sogar ab 5 °C beginnen die Kühe zu kühlen.

Dazu noch ein Foto von meinem "Bürothermometer", weil für den Stall das gänzlich ungeeignet ist. 20 °C als obere Grenze für Milchkühe entspricht 10 kg Milchleistung, für den Herdendurchschnitt ist das auf dem Niveau der 1960er. Also doch ziemlich veraltet. Bei allen anderen dürfte es halbwegs passen, weil die keinen Pansen haben bzw. bei den Kälbern erst noch beginnt solch große Wärmemengen zu produzieren:




 























2. Vortrag war von Hrn. Beyer vom IFN Schönow über Auswirkungen des Hitzestress auf die Fruchtbarkeit. Bei Hitze gehen alle Fruchtbarkeitskennzahlen um 20 - 30 % zurück. Einmal sind die ganzen Geschlechtsorgane überhitzt und die dortigen Prozesse laufen nicht mehr optimal ab und als Zweites durch die verringerte Futteraufnahme herrscht Energiemangel, der auch die Hormonbildung beeinträchtigt.
Zudem führt Hitzestress bei der Kalbung zu mehr Totgeburten und Nachgeburtsverhaltungen.

Zur Forschungsarbeit des IFN, dass es momentan Ansätze gibt die Körpertemperatur der Besamungsbullen auf den Stationen mit Thermometerboli im Pansen zu überwachen.

3. Vortrag von Hrn. Taschitzki von der Firma Cowkühlerz aus den USA über technische Möglichkeiten zur Kühlung von Kühen.
Das System der Firma sind Lüfter mit variabler Drehzahl, die bei 10 °C beginnen zu drehen und ihre Maximalleistung bei 21 °C erreichen, darüber wird dann zusätzlich mit feinzerstäubenden Wasserdüsen im Luftstrahl zusätzlich gekühlt. Dass die Kühe und die Liegeboxen nicht klatschnass werden. Die in den USA üblichen Sprinklerdüsen (oben im Banner vom Kuhblog das Rohr oberhalb der Fressgitter) hätten einen Durchfluss von 30 Liter (!) in der Minute und das würde in Deutschland schon alleine wegen der Güllemengen problematisch.

Als Empfehlung für den Einsatz von Lüftern:
1) im Vorwartehof. Eine Kuh hat eine Heizleistung von 1.500 Watt. Und im Vorwartehof stehen sie dicht an dicht und heizen sich gegenseitig auf, sodass es schon im Februar und März zu Hitzestress kommt. Die Körpertemperatur braucht nach dem Melken 4 h bis sie auf das normale Niveau abgesunken ist. Im Pinnower Vorwartehof stehen im Durchschnitt 150 Kühe über eine Dauer von 3 h pro Melkzeit (die Gruppen nacheinander), das sind mehrere 100 kWh Heizenergie. 

2) Die Trockensteher wegen des großen Einfluss auf einen erfolgreichen Start in die nächste Laktation (kein Einbrechen der Futteraufnahme) und auch die  Vitalität der Kälber.
3) die Liegenboxen der melkenden Kühe.
4) der Fressbereich wäre in Deutschland nicht nötig, weil es keine 24h-Kühlung bräuchte.

Zusammengefasst eine sehr interessante Veranstaltung, die deutlich gemacht hat wo es ordentlich Potenzial gibt. Bisher war es immer nur das Hoffen, dass es nicht ganz so heiß wird und der Stall über Nacht etwas abkühlt.

Benjamin

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