Dienstag, 31. August 2021

Weide

 
Als erstes Futtermittel kommt die Weide dran. 
Weide ist die einfachste Art der Rinderfütterung, denn es muss kein Futter geerntet, gelagert und vorgelegt werden. 
 
So viel Erfahrung mit Weiden habe ich nicht, Brandenburg als "trockene Sandbüchse" ist nicht besonders gut für die Weidehaltung von Milchkühen geeignet. Eigentlich könnten da mal die Kuhblog-Leser aus Irland einen Gastbeitrag dazu schreiben...
 
Weiden sind von Wiesen zu unterscheiden, die gemäht werden. Mähweiden werden sowohl beweidet als auch gemäht. Koppel ist eine eigezäunte Parzelle der Weide, wovon es je nach System mehrere davon gibt.
Meistens sind Weiden auf Grünland, seltener auf Ackerflächen wie z.B. die Winterweiden mit Roggen für die Mutterkühe die quasi als Zwischenfrucht zwischen Getreide und Mais stehen.
International wird Grünland meist als Grasland bezeichnet, weil nicht immer grün. Wobei Grünland eine geschlossene Grasnarbe hat, wie sie z.B. bei den asiatischen Steppen fehlt.
Auf der mitteleuropäischen Weide wachsen Gräser, Klee und andere Kräuter. Es setzen sich die Pflanzen durch, die die Trittbelastung und den Verbiss am besten überstehen. Typisch sind Deutsches Weidelgras und Weißklee.

Es gibt verschiedene Weideformen:
- Standweide, bei der immer die gleiche Fläche beweidet wird
- Mähstandweide, bei der von der gleichen Fläche ein Teil beweidet wird der genügend Futter liefert und der darüber hinaus gehende Rest für Winterfutter gemäht wird. Das ist die Form der intensiven Standweite oder modern ausgedrückt Kurzrasenweide, was aber ein unpräziser Begriff ist.
- Koppelweide, bei der mehrere Koppel abwechselnd beweidet werden
- Umtriebsweide, dann mit häufigeren Weidewechseln alle paar Tagen
- Portionsweide mit Weidewechseln täglich oder halbtäglich

Dann gibt es verschiedene Anteile der Weide in der Fütterung
- Vollweide, die Kühe sind ausschließlich auf der Weide
- Ganztagesweide, bei der vor/nach dem Melken zugefüttert wird
- Halbtagesweide, bei der die Kühe zwischen zwei Melkzeiten auf der Weide sind, z.B. im Frühling/Herbst tagsüber, im Sommer nachts oder jeweils die halbe Herde
- Joggingweide, bei der die Weide nicht so viel zur Fütterung beiträgt sondern die Kühe sich eher ein bis zwei Stunden bewegen sollen. Das wurde im alten Neumühler Kuhstall bis 2009 so gemacht und hatte den Vorteil, dass man den Stall in dieser Zeit leer hatte für Einstreuen, Reparaturen u.ä.
- Auslaufweide, dass die Kühe ins Freie können.
 
Als erstes Beispiel 2008 die Joggingweide auf der Neumühle, das war aber eine Ausnahme, dass die Kühe so lange draußen blieben, denn normalerweise grasten sie nur und legten sich nicht ab. So weit ich mich erinnere wurde zwischen drei Flächen gewechselt:




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Als zweites Beispiel die Boberower Trockensteherweide. Eine Standweide von ziemlich genau einem Hektar, die je nach Wetter von April bis November genutzt wird. Sie dient nur als Auslaufweide. Wenn das Gras überständig wird und die Kühe es nicht mehr fressen wird mal drüber gemulcht, ist meist einmal im Jahr der Fall. Man sieht auch die Reste vom Mulchen auf diesem Foto:

Benjamin


 

Samstag, 28. August 2021

L4C - Licht im Stall

L4C ist ein Lampensystem von Lely, das die TH Bingen seit Ende letzten Jahres im Stall in Betrieb hat. Bei Lely bedeutet das Kürzel "4C" immer "for cows", L4C steht für Light for cows.

LEDs sind mittlerweile in der Stallbeleuchtung Standard. Der Hauptvorteil ist die lange Lebensdauer von 50.000-60.000 Stunden. Wobei das durchgehend wäre, denn die Ein- und Ausschaltvorgänge reduzieren die Lebensdauer.

2000 hatte ich eine LED-Taschenlampe, das war aber eine blaue LED, weil die weißen damals noch nicht so lichtstark waren.
Über die Jahre ging die Entwicklung weiter.
Anfang 2014 hörte ich vom ersten Betrieb in der Prignitz der seine Stallbeleuchtung auf LED umgestellt hatte.
2016 Sah ich bei Familie Bandholz in Lübeck erstmals einen mit LEDs beleuchteten Stall (siehe Post vom 30.11.2016)
2017 wurden im Boberower Stall die kaputten Leuchtstoffröhren durch LEDs ersetzt.
2018 war es schon eine Besonderheit, dass der neue Teleskoplader noch mit Halogenscheinwerfern ausgerüstet war und nicht mit LEDs. (siehe auch Post vom 08.06.2018).
2020 sind LEDs so normal, dass einfach ein normaler Arbeitsscheinwerfer ans Milchtaxi geschraubt wurde (siehe Post vom 06.12.2020).

Beim L4C können über ein zentrales Bedienterminal alle Leuchten einzeln angesteuert werden mit Schaltzeitpunkten und Dimmung. So kann auch ein Lichtprogramm gefahren werden.
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Für melkende Milchkühe geht man von 16 Stunden hell und 8 Stunden dunkel am Tag aus. Also wie an einem Sommertag, an dem das Wildrind im Jahresverlauf für sein Kalb von einigen Monaten Alter die höchste Milchleistung hat. Für Trockensteher dagegen dann 8 Stunden hell und 16 Stunden dunkel am Tag, also ein dunkler Wintertag, ab dem das Wildrind auch trocken steht. Das ist dann im Sommer aber schwieriger zu realisieren, denn die Sonne übertrifft in ihrer Helligkeit jede Lampe. Die Kühe kommen aber doch recht gut damit zurecht, denn die ganzjährige Abkalbung auch mit Trockenstehern im Sommer hat sich seit vielen Jahrzehnten bewährt.

Im gesamten Stall sollen Beleuchtungsstärken von mindestens 80 Lux erreicht werden, in Arbeitsbereichen wie Melkstand, Klauenstand usw. 200 Lux. Als Negativbeispiel mein Fiebermessen der Frischabkalber mit Stirnlampe, weil die ersten Plätze des Fressgitters wirklich im Dunkeln liegen.

Benjamin
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Mittwoch, 25. August 2021

Futtereinteilung

 - zur Übersicht der Fütterungsserie -> hier - 

Jetzt geht es in der Fütterungsserie zu den einzelnen Futtermitteln.

Erstmal ein Überblick, wie die Futtermittel eingeteilt werden können.
Grundfutter (GF) - wie der Name schon sagt die Grundlage der Ernährung. Rein vom 
Stoffwechsel her könnte eine Rind ausschließlich von diesen leben, auch wenn die Zusammensetzung meist nicht dem genauen Bedarf entspricht. Unterscheidungsmerkmal zum Kraftfutter sind der höhere Rohfasergehalt und der (meist) geringere Energiegehalt.
Beispiele für Grundfutter: Silagen (Gras, Mais...), Heu, Stroh
Kraftfutter (KF) - bringt zusätzliche Leistung. Typischerweise trocken mit 85 - 90 % Trockensubstanz. Das Rind kann nicht alleine davon leben, weil die nötige Rohfasermenge für die Pansenfermentation fehlt. Oder bei Getreide ist zu viel  Stärke enthalten.
Beispiele für Kraftfutter: Getreide, Körnermais, Sojaextraktionsschrot
Saftfutter - passt nicht so in das Raster von Grund- und Kraftfutter. Meist feuchter als Kraftfutter, aber auch so energiereich. Üblicherweise sind es Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelverarbeitung.
Beispiele für Saftfutter: Zuckerrübenschnitzel, Biertreber, Schlempe, Kartoffeln

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist der "Schwerpunkt" der Nährstoffe: Energie oder Protein. 
Energiereiches GF: Maissilage
Proteinreiches GF: Gras, Luzerne, Klee
Energiereiches KF: Getreide, Körnermais, Sojaextraktionsschrot
Proteinreiches KF: Rapsextraktionsschrot, Sojaextraktionsschrot
Saftfutter sind meist proteinreich, weil das Protein übrig bleibt wenn die Stärke oder Zucker verarbeitet wird, wie beim Biertreber oder der Schlempe.

Benjamin

Sonntag, 22. August 2021

Energie

- zur Übersicht der Fütterungsserie -> hier - 

In der Rinderfütterung ist Energie neben Protein und Faser der dritte wichtige Parameter in der Versorgung und Berechnung.

Es gibt verschiedene Arten der Energieberechnung:

GE - Gesamtenergie; der Brennwert der im Bombenkaloriemeter bestimmt wird.

DE - Verdauliche Energie, da wird die Energie abgezogen die mit dem Kot ausgeschieden wird. Die einzige Tierart für die damit gerechnet wird sind Pferde.

ME - Metabolisierbare Energie; da wird die Energie die über Urin und Methan ausgeschieden wird noch abgezogen. ME wird für Kälber, Aufzucht- und Mastrinder verwendet und auch im Schweinebereich.

NE - Netto-Energie. Da werden noch die Energieverluste die bei der Umwandlung in Wärme anfallen abgezogen. In Deutschland wird nur für Milchkühe damit gerechnet (in den Niederlanden auch für Mastschweine). Für Milchkühe ist es NEL - Netto-Energie Laktation. Dabei wird auch der Erhaltungsbedarf mitgerechnet obwohl dieser gar nichts mit dem Milchgeben zu tun hat. Aber es wäre zu kompliziert den Bedarf in ME für Erhaltung und NEL für die Milch aufzuteilen und man müsste die Ration und die Futteraufnahme alles zweigleisig rechnen.

Für die Verdauliche Energie wird der Bennwert des Kots bestimmt das habe ich im Studium gemacht. Beim Hammeltest mit Hammeln als Modelltiere für Wiederkäuer. Futter und Kot werden immer gewogen und der Kot dann gefriergetrocknet, gemahlen und auch der Brennwert bestimmt, womit man dann ausrechnen kann wieviel Energie verdaulich war. Die Gefriertrocknung entfernt nicht nur das Wasser sondern reduziert als Nebeneffekt auch den Geruch deutlich.

Für die metabolisierbare Energie muss die Energieabgabe über den Urin und das Methan bestimmt werden. Das erfolgt in einer Respirationskammer, in der z.B. eine Kuh komplett von der Umwelt abgekapselt ist und man auch den Gasaustausch erfassen kann.

Ich rechne immer mit der NEL, das ist halt drin und die wichtigsten Größen (Energiegehalt Gras, Mais usw.) hat man im Kopf und dann kann man schnell mal überschlagen, wie viel ein Kuh für ihre Milchleistung denn fressen muss oder ob eine Ration überhaupt funktionieren würde. Ähnlich meinen Beispielrechnungen im Post vom 03.02.2020.

Benjamin


Donnerstag, 19. August 2021

Aktuelles vom Mais

Die Kuhblogleser sind sehr interessiert am aktuellen Stand beim Mais. In den letzten Wochen ist der Post über die Maisblüte (siehe hier) in den Zugriffsstatistiken immer vorne dabei.

Wir haben nun das beste Maisjahr seit vier (!) Jahren, letztmals stand der Mais 2017 so gut, als es um die 1.000 mm Jahresniederschlag gab.

Beim Mais zählt nicht die Länge der gesamten Pflanze sondern die Dicke der Kolben. Und da sieht es doch besser aus als all die letzten Jahre, sodass man das gar nicht mehr gewohnt ist. Üblich war ja leider der OK-Mais - ohne Kolben. Ertragsmäßig kann ich das schlecht schätzen, würde aber vom oberen Ende der normalen 10 - 12 t TM/ha ausgehen:

Benjamin


 

Montag, 16. August 2021

Monensin

- zur Übersicht der Fütterungsserie -> hier - 
- zum Kohlehydratabbau zu Fettsäuren -> hier -

Monensin ist ein antibiotischer Leistungsförderer der in den Kohlehydratabbau im Pansen eingreift. Sämtliche antibiotische Leistungsförderer wurden 2006 in der EU verboten. So gab es Ende der 2000er Jahre zu meinen Studienzeiten einen regelrechten Hype um probiotische Mittel. Da habe ich auch 2010 in den Semesterferien bei einem Kälberversuch auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle geholfen, bei dem die Kälber Kraftfutter mit einem probiotischen Wirkstoff bekamen.
Vereinfacht erklärt hauen Antibiotika unerwünschte Mikroben weg während Probiotika sie mit anderen Mikroben verdrängen (z.B. im Darm).

Monensin wirkt gegen die Mikroben die Kohlenhydrate auf dem Acetatweg verstoffwechseln. Durch die geringere Konkurrenz wird der Propionatweg gefördert, der für die Verdauung effizienter ist, weil keine Futterenergie durch Methanbildung verloren geht. Es steht also mehr Energie zur Verfügung, die dann ich Milch- oder Fleischleistung umgesetzt werden kann.

Weltweit gesehen ist Monensin in der Rinderfütterung von Bedeutung. Neben diskutierten Varianten wie Zusatz von ätherischen Ölen, Algen oder Impfungen gegen Methanbildner sehe ich in Monensin auch eine Möglichkeit den Methanausstoß von Rindern zu senken. Ob gewollt oder durchsetzbar ist eher unwahrscheinlich.

Benjamin

Freitag, 13. August 2021

Methan


Auf molekularer Ebene unterscheiden sich die Abbauprozesse der Kohlenhydrate durch die Pansenmikroben. Beim Propionatweg wird Wasserstoff benötigt, beim Acetatweg wird dagegen Wasserstoff frei. Und da gasförmiger Wasserstoff wegen der Explosionsgefahr nie gut ist wird von den Methanbildnern Kohlenstoff drangehängt und es entsteht so Methan (CH4). Das ist der gleiche Prozess wie in einer Biogasanlage, wobei diese darauf ausgerichtet ist und beim Wiederkäuern das Methan ein Stoffwechselprodukt ist das nicht weiter genutzt wird. Durch die Pansenmotorik wird das Gas ausgestoßen, Ruktus nennt sich der Vorgang und ist ein geräuschloses Rülpsen.
Wenn eine Kuh ganz flach auf der Seite liegt, wenn sie z.B. nicht aufstehen kann funktioniert der Ausstoß des Methans nicht mehr und die Kuh gast dann auf, der Pansen ist dann prall mit Methan (und auch CO2) gefüllt. Dann muss die Kuh auf den Bauch gedreht oder durch die Bauchdecke der Pansen angestochen werden mit einem Trokar, wie er auch für das Toggeln einer Labmagenverlagerung verwendet wird (siehe auch Post vom 18.11.2019).

Methan ist ja ein Treibhausgas. In der Wirkung 20 bis 30 mal so stark wie CO2. Aber es sammelt sich nicht auf Ewigkeiten in der Atmosphäre an sondern reagiert mit Sauerstoff zu CO2 und Wassersdampf. Zudem ist das Methan der Rinder (bzw. aller Wiederkäuer) nicht fossil wie das Leckgas aus der Öl- und Gasförderung. Der darin erhaltene Kohlenstoff wurde von den Futterpflanzen als CO2 zuvor der Atmosphäre entnommen. 

Benjamin

Dienstag, 10. August 2021

Masthybriden

Im letzten Post hatte ich über die INRA 95 als Rasse für Anpaarungen an Milchkühen geschrieben. Heute ein dritter Post zu dem Thema.
 
Noch mal die Ausgangssituation für die Mastanpaarungen: Es kommen mehrere Sachen auf einmal zusammen. Durch bessere Aufzuchterfolge (niedrigere Totgeburtenrate, geringere Kälberverluste) stehen immer mehr Kälber für die Nachzucht zur Verfügung, gleichzeitig durch die längere Nutzungsdauer werden weniger neue Kühe benötigt. Ein Auweg ist die verlängerte Laktation um die Gesamtzahl der Kälber zu verringern. Hinzu kommt die geringere Mastfähigkeit der Holsteinbullen/färsen im Vergleich zu Fleischrindern und daher auch niedrigere Kälberpreise. Die Holsteins sind als milchbetontes Zweinutzungsrind seit Jahrhunderten auf hohe Milchleistung gezüchtet, was auch absolut sinnvoll ist sich auf wenige Merkmale zu beschränken und sich nicht noch in Fleischleistungszucht zu verzetteln. Da bietet sich dann die Erzeugung von Masthybriden an: Die Mutter ist absolut auf Milch ausgerichtet, der Vater absolut auf Fleisch und das Kalb liegt in der Mastleistung im guten Mittelfeld dazwischen.

Ein Foto das ich vor drei Jahren auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle aufgenommen habe, in dem Tretmiststall in dem ich 2008 so richtig Hoflader fahren gelernt habe. Links ein reinrassiger Holsteinbulle, rechts eine Kreuzung Holstein x Weißblauer Belgier. Beide dürften ein knappes Jahr alt gewesen sein:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Problematik ist aber, dass die Weißblauen Belgier zwar schöne Kreuzungskälber machen aber den Kühen dann doch mehr zusetzen. Belastbare Zahlen habe ich keine, aber gefühlt sind die Kühe mit Belgier-Kalbungen unter den Problemtieren überrepräsentiert.
Dazu eine Tabelle, die letztes Jahr in der Blickpunkt Rind veröffentlicht wurde mit den Daten aus mehreren Zehntausend Kalbungen:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Also der Ansatz auf alternative Rassen auszuweichen; erstmal ein Überblick über Rassen die auf Holstein für Masthybriden eingekreuzt werden:
 
Fleischrassen mit denen ich mehr oder weniger Kreuzungserfahrung habe.
Weiß-Blaue Belgier; halt der Standard in Deutschland
Uckermärker; die Fleischrinderrasse schlechthin hier im Nordosten, wo auch Herden umgestellt werden, z.B. in Lentzke (siehe auch Post vom 03.05.2019)
Fleischfleckvieh; in der Mutterkuhhaltung recht stark weil hohe Milchleistung und dadurch schwere Absetzer, die aber in der Endmast zurückfallen. Auch in der Kreuzung kommt noch viel von der ursprünglichen Zweinutzung durch. Meine Erfahrung mit dem Fleckviehbullen Samson war, dass die Kälber extrem stur waren und tagelang kaum saufen wollten.
Charolais

weitere Rassen die sich im Kreuzungseinsatz befinden:
INRA 95, weil leichtkalbiger als die Weiß-Blauen Belgier
Angus, auch wegen Leichtkalbigkeit, z.B. bei Benninghoff Milch-Energie (siehe Post vom 16.06.2019)
Piemonteser, war vor längerer Zeit mal bei Braunvieh recht häufig
Limousin
Hereford
British Blue, ist ein Projekt der Rinderunion Baden-Württemberg
Wagyu, für spezielle Vermarktungswege wegen der Fleischqualität mit dem hohen intramuskulären Fettanteil
Chianina, habe ich einmal ein Kreuzungskalb gesehen.         

Von Kreuzungen mit Blonde d' Aquitaine habe ich noch nichts gehört aber würde die auch in die Liste mit aufnehmen.

Mein längerfristiger Plan wäre eine eigene Rassenprüfung zu machen, welche sich denn am besten eignet: Befruchtung, Kalbeverlauf, Kälbergesundheit, Kälberwachstum, Gesundheit der Kühe. 
Die Vermarktungsmöglichkeiten sind natürlich auch wichtig, da fällt Wagyu für den breiten Einsatz gleich raus. Bei den anderen Rassen haben es wahrscheinlich die "mittleren" Rassen Angus, Limousin und Hereford schwer; Chianina ist auch zu speziell. 
Laut einem meiner Viehhändler gehen die Kreuzungen mit Weißblauen Belgiern halt immer, die beste Alternative wären INRA 95 und Uckermärker gehen auch noch.
Andererseits hatte es mein Bruder in seiner Thüringer Zeit geschafft dort die Uckermärkerkreuzungen als neue "Rasse" zu etablieren, noch oberhalb der Belgierkreuzungen.

Jetzt mal wieder "Kuhblog interaktiv": Liebe Leser, welche Erfahrungen habt ihr mit Fleischrassen in der Kreuzung? Schreibt es als Kommentar drunter oder per E-Mail an kuhblog(at)gmail.com. Oder für die Insider auch mit Signal oder WhatsApp.
 
Benjamin

Samstag, 7. August 2021

INRA 95

Weiter zu den Masthybriden. INRA 95 ist eine französische Fleischrinderrasse. Für mich vereinfacht gesagt "französische Uckermärker". Da von der Geschichte, der Bedeutung und ein Stück weit der Genetik ähnlich. Gesehen habe ich aber bisher weder reinrassige noch Kreuzungen. Die Bedeutung in Deutschland ist als Fleischrasse zur Anpaarung mit Holsteins für Masthybriden. 
 
INRA 95 wurde Ende der 1960er Jahre in Frankreich unter de Leitung des damaligen INRA gezüchtet. INRA heißt Institut national de la recherche agronomique. Mit meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen übersetze ich das mal mit "Nationalem Agrarforschungsinstitut". In Deutschland am ehesten mit der ehemaligen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR zu vergleichen.
Hauptzweck war die Erstellung einer synthetischen Rasse als Kreuzungspartner für Milchkühe. Also ähnlich dem Genotyp 67/Uckermärker.

Ursprungsrassen der INRA 95:
größter Anteil 
Charolais (Zentralfrankreich),
dann  
Blonde d' Aquitaine (Südfrankreich),
Weiß-Blaue Belgier (Belgien),
sowie kleinere Anteile von
Maine Anjou (Westfrankreich),
Limousin (Zentralfrankreich),
Piemonteser (Nordwestitalien).
 
In kleinerem Maßstab werden die INRA 95 in Frankreich und Belgien als Mutterkühe gehalten sowie auf vielen französischen Besamungsstationen für die Anpaarung von Milchkühen.
 
Die RUW (Rinder Union West, unter anderem in Rheinland-Pfalz) importiert auch INRA 95-Sperma aus Frankreich.
Davon hat mein Bruder einige Portionen für Mastanpaarungen eingesetzt und die ersten Kühe sind daraus tragend und werden Anfang Dezember kalben. 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Mittwoch, 4. August 2021

Wieder Uckermärker

Aus aktuellem Anlass gibt es eine Mini-Serie zum Thema Masthybriden, denn heute hatte ich mal wieder nach einigen Jahren ein Kreuzungskalb Holstein x Uckermärker. Hatten die längere Zeit nicht im Besamungseinsatz und da habe ich mich auf den Ersten besonders gefreut und das Geburtsdatum ist bis auf wenige Tage genau bekannt, sodass ich die Serie vorbereiten konnte.
Die sind jetzt Fleischrind-Testbullen die in den Testherden von RBB und RinderAllianz eingesetzt werden um genau wie bei den Holsteins schnell Nachkommen mit guter Datengrundlage zu bekommen für die Zuchtwertschätzung. Bei den Fleischrindern für die Kreuzungseingnung und werden dann mit dem Label "Beef on Dairy"  ausgewiesen. Wir müssen dafür auch das Verkaufgewicht mit 2 Wochen erfassen. Dieses Testprogramm war schon bei der Vorstellung der Phönix-Group letztes Jahr angekündigt worden (siehe auch Post vom 18.09.2020).

Masthybriden, also die Gebrauchskreuzung von Milchrind mal Fleischrind, dass das Kalb bessere Fleischleistung bekommt als ein reinrassiges Holstein hatte ich erstmals im Frühjahr 2009 in Südbrandenburg gesehen. Das waren auch Holstein x Uckermärker. Im Südwesten für mich damals völlig unbekannt.

In den letzten Jahren haben die Mastanpaarungen deutlich zugenommen, einerseits steigt die Nutzungsdauer unserer Kühe langsam aber stetig in den letzten Jahrzehnten und andererseits verringern sich die Aufzuchtverluste (ad libitum-Tränke usw.) Also werden über die gesamte Population weniger neue Kühe benötigt, aber es gebe noch mehr. Der Export von Zuchtvieh ist kaum eine Möglichkeit, denn auch wenn die Zuchtverbände das immer hoch halten sind das keine 100.000 pro Jahr, also vielleicht so 5 %. 

Neben der verlängerten Laktation sind dann Masthybriden eine mittlerweile weit verbreitete Möglichkeit die Nachzucht zu verringern, denn sowohl die männlichen als auch die weiblichen Kälber gehen in die Rindermast.

War heute früh ein Bullenkalb von 52 kg, Mutter ist Gandhi, die zum fünften Mal kalbte. Vater ist Magnum PP von der RBB. Typisch für die Uckermärkerkreuzungen sind die starke Streuung in der Fellfärbung der Kälber; da kommen wieder die beiden Ursprungsrassen Fleckvieh und Charolais nach so vielen Generationen in Reinzucht wieder durch. Sie reicht von "sehr blassem" Fleckvieh bis komplett grau wie Charolais-Kreuzungen.

Fortsetzung folgt!

Benjamin


 


Sonntag, 1. August 2021

Was zum Hören

Heute mal weniger Inhalt sondern eine Empfehlung zum Hören mit Kuhbezug.

Das Netzwerk Fokus Tierwohl hat jetzt einen Podcast gestartet, einerseits eine gute Möglichkeit für den als Ziel gesetzten Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis, bieten sich Podcasts doch ideal für das Traktorfahren an. Außerdem freue ich mich darüber, denn in den neuen Medien dominiert nach wie vor bei der Landwirtschaft ganz stark der Pflanzenbau, dass es da auch mehr zur Tierhaltung gibt.

In der ersten Folge geht es um Hitzestress bei Milchkühen, wo ich mich auch schon intensiver mit beschäftigt habe. Einer der Teilnehmer ist Hr. Tober von der Landesforschungsanstalt MV, von dem ich schon viele Berichte gelesen und auch schon einen Vortrag gehört habe (siehe auch Post vom 07.05.2019).

Hier der Link --> Hitzestress bei Rindern - Fokus Tierwohl (fokus-tierwohl.de)

Benjamin