Samstag, 28. September 2019

Grapeliner - Teil 3

Jetzt bin ich wieder aus dem Urlaub in der alten Heimat zurück im alltäglichen Wahnsinn und  es ist noch ein großer Rückstand im Kuhblog aufzuholen.

Nun der dritte Teil der Serie über den Grapliner: Das Funktionsprinzip eines Traubenvollernters. In Rheinhessen lernt man das zwar nicht in der Grundschule, aber es gehört zum Allgemeinwissen, dagegen ist es in anderen Gegenden absolut unbekannt.

Auf dem Foto sieht man den Traubenvollernter beim Einfahren in die Reihe, der fährt über die Reihe hinweg und umschließt sie vollständig. In dem langen silbernen Schacht befindet sich das Förderband:





















 


Blick ins Innere während der Ernte. Aber bei Stillstand, weil wegen einer Störung angehalten werden musste. Man erkennt den Aufbau der Reihen aus Pfählen und Drähten, an den unteren beiden werden die Reben angebunden und die beiden oberen Drahtpaare drücken die Triebe nach oben, sodass eine schmale Laubwand entsteht. Alles was zur Seite wächst wird im Sommer mit dem Laubschneider regelmäßíg abgeschnitten. Diese schmale Reihe können die Schüttelstäbe für die Ernte "greifen":


















 


Das Ganze in Reinigungsposition. Dafür ist hinten der Spritzschutz abgebaut, der normal verhindert, dass die Trauben nach  hinten rausspringen. Sowie eine Plane, die sich über dem Gebläse befindet. Man schaut auf dem Foto in Fahrtrichtung. Ganz vorne sind die schwarzen Platten des Zeilenstabilisators zur erkennen, recht stabile, aber trotzdem etwas flexible Kunststoffplatten, die die Reihe der Reben während der Ernte in Position hält. Dann kommen die Schüttelstäbe, die wie im Bild oben zu sehen die Reihe von beiden Seiten greifen und mit 400 - 500 Schlägen pro Minute in Schwingung versetzen. Dadurch fallen die Trauben vom Hängel ab. Das ist eine Einstellungssache, das alle Trauben abfallen, aber gleichzeitig nicht zu viele Blätter und Holz bis hin zu Beschädigung der Rebstöcke. Hinzu kommt der Einfluss der Geschwindigkeit, weil mehr Laub pro Zeit ein Polster bildet. Alles vergleichbar mit der Dreschtrommel beim Mähdrescher. Unten sind die Schuppen, die mit Federn vorgespannt sind und für die Rebstöcke und Pfähle zur Seite schwenken können und ansonsten einen geschlossenen Boden bilden, auf dem die Trauben nach rechts auf das grüne Förderband rutschen. Das Förderband ist umlaufend, kommt von vorne oben und läuft nach hinten oben. Oben auf dem Vollernter fallen die Trauben auf das Querförderband, das sie in den Behälter oder den Entrapper befördert. Links ist der Schlauch vom Querluftgebläse, dessen Luft auf der ganzen Länge über den Schuppen unter der schwarzen Verkleidung austritt und abgeschlagene Blätter wegbläst, die der spiralförmige Laubrechen rechts über dem Förderband aus der Maschine schafft. Rechts sitzt das untere Sauggebläse, das über dem Förderband Blätter absaugt. Dann gibt es noch ein oberes Sauggebläse das oben auf der Maschine am Querförderband nochmals Blätter absaugt:




















 

Den Entrapper haben nicht alle Traubenvollernter, ist aber in den letzten beiden Jahrzehnten nach und nach zur Standardausrüstung geworden. Er kann zugeschaltet werden um die Trauben noch einmal zu reinigen; von letzten Blättern, kleinen Holzstücken und den namensgebenden Rappen, den Stängeln der Traubenhängel, wenn diese nicht am Stock hängen bleiben sondern komplett abfallen. Außen ist ein rotierender Korb, auf dem oben eine Bürstenwalze zur Reinigung mitläuft und innen eine Fingerwelle. Die Trauben fallen durch den Korb und werden mit einer Schnecke in den Behälter gefördert, der Rest wandert durch den Korb und fällt am Ende raus. Der ganze Entrapper kann angewinkelt werden, dass durch eine längere Verweildauer die Reinigungswirkung erhöht wird und keine Trauben mit rauswandern:



















 
Fortsetzung folgt!

Benjamin



Sonntag, 22. September 2019

Grapeliner - Teil 2

Der Grapeliner zieht seine Bahnen bzw. Reihen.
Paar Fotos und Berichte aus der diesjährigen Lese bei spätsommerlichen Wetter, aber mit schon recht kühlen Nächten, sodass es keine Probleme mit schnell gärenden Trauben gibt.

Entleeren von Dornfelder in den Maischewagen. Auf dem Foto erkennt man gut die grundsätzliche Bauweise eines Traubenvollernters, die sich aber je nach Modell im Detail unterscheidet. Der untere Teil ist zweigeteilt, sodass die Hälften jeweils zwischen der zu erntenden Reihe und der nebendran fährt. Jeder Teil besteht vorne und hinten aus einer Stütze mit einem Rad mit hydraulischen Radmotor, das vordere gelenkt und gebremst. Die Stützen sind hydraulisch höhenverstellbar, das geht von so - 5 cm im Parkposition, dass das Ernteaggregat aufsetzt, über ein paar cm bei der Ernte, ca. 20 cm für den Transport und 50 cm ganz ausgefahren wie hier zum Entleeren. Dann beträgt die Gesamthöhe ca. 4,2 m. Auf der linken Seite zwischen den Stützen befindet sich der Motor und darunter der Dieseltank, rechts der Behälter für 2.400 l Trauben, die für knappe 1000 m reichen, je nach Ertrag natürlich. Oben drauf ist die Fahrerkabine, dahinter die Übergabe vom Förderband zum Behälter und der Entrapper, dazu aber mehr in einem anderen Post.
Unten am Ernteaggregat sieht man die zwei weißen Tastbügel für die Richtungsanzeige:





















Blick vom Beifahrersitz aus. Beim Grapeliner sitzt der Fahrer zentral über der zu erntenden Reihe. Vorne sieht man das Lenkgestänge, das so ausladend wirkt, da ein Lenkeischlag von 85 ° möglich ist, damit kann auf einem der Hinterräder stehend gewendet werden. Unten sieht man zwei der Fußtaster für die Höhenverstellung der Stützen, damit werden die Stützen einer Seite hochgefahren. Darunter sind noch die Taster zum Runterfahren und daneben der Taster zum Aktivieren des Autopilots, der mit jeweils zwei Ultraschallsensoren an den vorderen Stützen die Maschine entlang der Reihe führt. An der Lenksäule kann man die Richtungsanzeige erkennen, die einem die Lenkrichtung bei manueller Lenkung vorgibt:




















Das Terminal zur Bedienung der Maschine, darüber läuft die ganze Einstellung und alle Anzeigen. Das dürfte der größte Computer von Müller Elektronik von Anfang der 2000er sein. Über 50 Tasten und so viele Untermenüs für die Einstellungen im Detail. Da wurde auch der Service von Ero deutlich, während der Saison gibt es eine 24-Stunden-Hotline. Die Frequenz des Schüttelwerks blieb nicht konstant und fiel während der Fahrt ab. Am Handy wurde erklärt, wo im Terminal die Basiswerte für die Sensoren korrigiert werden müssen und dann funktionierte es auf Anhieb wieder. Wirklich beeindruckend wenn ich das mit DeLaval vergleiche, wo abends niemand mehr zu erreichen ist und man nur hoffen kann, dass man es der für wirklich alles zuständigen Servicemonteur des lokalen Händlers besser hinkriegt als man selbst:

Fortsetzung mit der Funktionsweise folgt!

Benjamin 

 

Donnerstag, 19. September 2019

Grapeliner - Teil 1

Mangels Kühen gibt es jetzt aus meinem Urlaub in det alten Heimat Posts über andere Bereiche der Landwirtschaft, auch wenn diese kleine Serie schon lange geplant war.
Der Grapeliner heißt vollständig Ero SF 200 Grapeliner und ist ein selbstfahrender Traubenvollernter, im rheinhessischen Dialekt (Trauwe)Lesmaschin. 
Hersteller ist die Firma Ero aus Simmern im Hunsrück, ein gutes Stück abseits der Weinbaugbiete gelegen, aber zusammen mit der Tochterfirma Binger Seilzug Marktführer in Deutschland für Weinbautechnik. 
Der SF 200 löste 2003 den SF 190 ab und wurde wiederum 2013 von der 6000er Serie abgelöst. Es war der erste Traubenvollernter mit Computersteuerung und der erste mit 40 km/h Transportgeschwindigkeit, in der Entwicklung ein echter Meilenstein. Und ist nach wie vor im südlichen Rheinhessen der vorherrschende Typ. 

Für mich ist es aus zwei Gründen eine besondere Maschine:
1. Wurde ich Mitte der 1990er Jahre sehr durch die Traubenvollernter geprägt, damals die Ero SF 190 und Fiatagri Braud 5720. Den ganzen Oktober über ging die Weinlese und parallel dazu die gnzen Traktoren, die die Rüben zur Zuckerfabrik fuhren, da kam man einfach nicht um die Landwirtschaft rum. 
2. War der Grapeliner 2007 der erste Traubenvollernter an dem ich rumschraubte als ich Praktikum auf einem Weingut machte; wieder mangels Kühen in der Gegend.

Ein dritter Grund ist jetzt hinzugekommen. Mein Onkel (genauer gesagt der Cousin meiner Mutter) hat all die Jahre mit einem gezogenen Vollernter - einer Krieger K3 gearbeitet (siehe auch Post vom 17. 09.2014). Baujahr 1989 und der Verschleiß und die Reparaturen nahmen immer mehr zu, sodass ein Ersatz her musste. Für die gezogenen Vollernter aus den 2000er reichen die 40 kW des Dexheimer 345 als Zugschlepper nicht aus, das müssen eher 60 sein. Diese Traktoren sind dann aber so breit, dass sie nicht mehr durch die alten Weinberge passen. Daher fiel die Entscheidung auf einen selbstfahrenden Vollernter. Zusammen mit einem Arbeitskollegen, der ebenfalls Weinbau im Nebenerwerb betreibt, sowie dann auch im Lohnbetrieb für andere Winzer um auf die nötige Auslastung zu kommen
Angeschafft wurde ein Grapeliner Baujahr 2005 der generalüberholt wurde.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Sonntag, 15. September 2019

Rassenkunde

Diesen provokanten Begriff verwende ich gerne, halte ich doch von der ganzen Political Correctness nicht viel... Es geht um Rinderrassen.
Bei den Milchviehrassen und damit im Kuhblog vorherrschend sind natürlich die Deutschen Holsteins; meist Schwarzbunte und ab und zu Rotbunte. Daneben gibt es aber auch noch Braunvieh, Angler, Jersey, die schwarzbunten Niederungsrinder (DSN) usw.

Bei den Fleischrinderrassen sind es viel mehr und zudem auch noch die Kreuzungszucht weit verbreitet, sodass ich bei der großen Bandbreite an ausgestellten Rindern auf der MeLa mal einige Fotos für den Kuhblog gemacht habe. Für den Blick abseits der schwarzweißen Milchkuh.

Fleckvieh. Eine der bedeutenden Rassen in Deutschland. Ursprünglich aus dem schweizer Simmental stammend, daher international auch als Simmental bezeichnet. Charakteristisch sind die weißen Füße und der weiße Kopf, am Körper gibt es oft auch weiße Flecken:


















Uckermärker. Die Fleischrindrasse schlechthin hier im Nordosten. Systematisch als Kreuzung aus den Rassen Fleckvieh und Charolais gezüchtet, ursprünglich zur Mastanpaarung mit Milchkühen, später auch als Mutterkuh:


















Wagyus sind den Kuhbloglesern insbesondere mit Hokkaido bekannt. Aus Japan stammend und erst in den letzten 10 Jahren in Deutschland in kleinem Rahmen etabliert ist es die bislang letzte Rasse die in den Rasseschlüssel aufgenommen wurde (WAG, 94). Im Gegensatz zu den europäischen Rinderrassen wachsen sie extrem langsam und haben sehr fein marmoriertes Fleisch mit viel intramuskulärem Fett:


















Gelbvieh. Farblich mit dem Glanrind zu verwechseln. Ein klassisches Dreinutzungsrind (Milch, Fleisch, Zugtier); aus Franken stammend. Dort gibt es noch eine kleine Population in der Milchproduktion, die auch vom LKV in Bayern separat ausgewiesen wird. Ansonsten ist die Rasse wie viele andere in die Mutterkuhhaltung übergegangen:


















Pustertaler Schecken. Aus dem Pustertal in Tirol stammend und hier im Norden sehr selten, die erste die ich überhaupt gesehen habe. Kleiner als die farblich ähnlichen Pinzgauer, die aber eine großflächigere Fellzeichnung haben:


















Deutsche Angus. Mittelgroß und meist mit intensiver roter Fellfärbung. In Westdeutschland in den 1950ern in aufgegebenen Milchkuhhaltungen durch Einkreuzung von schottischen Aberdeen Angus in vor allem Rotbunte entstanden:


















Galloway. Aus Schottland stammend und die klassische Robustrasse für exentsive Haltungbedingungen. Die typische "Arzt-Kuh" der 1990er Jahre. Mit Abstand die wuscheligste Rinderrasse:



















Benjamin

Freitag, 13. September 2019

MeLa 2019

Die MeLa - Mecklenburgische Landwirtschaftsausstellung - wirbt mit dem Slogan "Das Beste im September". Und ist für mich auch ein fester Termin im Kalender. Von den Landwirtschaftsmessen finde ich ist sie die Beste, nicht so groß und überlaufen wie die DLG-Messen in Hannover und nicht so auf das Stadtpublikum ausgerichtet wie die Grüne Woche.

Heute war ich auf der diesjährigen MeLa. Bei den ganzen Geschäftspartnern vorbei schauen und sich durchfuttern. Es ist einfach der Branchentreff für die Landwirtschaft im Nordosten und man trifft mehr Leute als gefühlt im Rest des Jahres zusammen.

Vor vier Jahren wurden die Holstein-Kühe im Rinderzelt erstmals nicht mehr angebunden wie es auf Ausstellungen üblich ist sondern in einer stallähnlichen Buchte mit Liegeboxen ausgestellt. Dieses Jahr ist es zu einem richtigen "Ministall" erweitert worden mit Melkroboter. Wo dann neben den Kühen auch das Melken gezeigt werden kann und vom LKV auch die Probennahme für die Milchleistungsprüfung:



















Paar Fotos von der Maschinenausstellung. Bei der MeLa ist das als vergleichweise bodenständig. Nicht immer das allergrößte, das zweitgrößte reicht auch, aber ohne große Show dabei, die Größenordnungen ist man einfach gewohnt.

Erstaunt war ich, dass Raiffeisen den neuen Claas Lexion ausstellte. Der war gerade im Juli präsentiert worden und steht als Neuheit im November auf der Agritechnica und da rechnete ich nicht damit, dass der auch schon auf der MeLa dabei ist. Claas Lexion 7700 TerraTrac mit Vario 1080-Schneidwerk (10,8 m). Das größte Modell der schmalen Hybrid-Baureihe. Schlechter Winkel mit dem aufgebockten Mähdrescher (der einzige auf der Messe) und gegen die Sonne, aber es ging mir hauptsächlich um die Beschriftung:



















Von Hawe-Wester ein Überladewagen mit Bandlaufwerk. Eher untypisch die Größe von "nur" 25 m³, meistens kriegen nur die größten Ausführungen überhaupt Raupen, wenn die Gewichte über Räder gar nicht mehr auf den Boden zu bringen sind. Und zudem ein Laufwerk von Claas, die im angehängten Bereich selten sind. TerraTrac mit 890 mm breiten Bändern:




















Zumindest draußen auf den Äckern mehr als selten zu sehen sind die Versatile aus Kanada; in Thüringen soll es einige geben. Lange Tradition mit vielen wechselnden Besitzern, gehört mittlerweile zu Rostselmash und seit einigen Jahren wieder in der rot-goldenen Lackierung der 1970/80er Jahre:



Wo nach ich mich wirklich umsehen wollte waren Melkpullover, die an den Ärmeln und am Bauch wasserdicht sind, weil wir mit dem Gedanken spielen die für den Winterbetrieb einzuführen. Fand aber nichts dergleichen; Jagd- und Reitkleidung gab es dagegen Unmengen.

Benjamin

Sonntag, 8. September 2019

11 kg Gras

Mal wieder ein Post mit Bezug auf die Statistiken des Kuhblogs. Bei den Suchbegriffen, über die Leser zum Kuhblog kommen ist ein Begriff immer wieder dabei: "Wieviel Gras frisst eine Kuh pro Tag."
Gras ist nun mal das Kuhfutter schlechthin, auch wenn Wildrinder eine doch rechte große Bandbreite haben, was sie alles (an)fressen so ist Gras die eindeutige Hauptnahrungsquelle. Und das ist der große Vorteil der Rinder (und Wiederkäuer allgemein): Sie können mit ihren Pansenmikroben das für andere Tierarten nicht nutzbare Gras verdauen.
An sich brauchen Rinder kein Gras als Futter, es kommt nur auf die Inhaltsstoffe des Futters an: Energie, Eiweiß und Faser. Im Gras ist das alles vorhanden, sogar im mehr oder weniger richtigem Verhältnis. Im Studium gab es mal die schöne und einprägsame Aussage: "Man kann eine Kuh mit Zeitungspapier und Harnstoff füttern." Zeitungspapier ist Cellulose, also Faser und die Pansenbakterien können daraus auch Energie machen und aus dem Stickstoff im Harnstoff Eiweiß bilden. Aber das ist rein theoretisch, weil auf Dauer Vitamine, Mineralstoffe usw. fehlen.

Wieviel kg Gras frisst nun eine Milchkuh am Tag? Das geht von bis. Auf der einen Seite gibt es Kühe die gar kein Gras fressen, z.B. wie ich damals in Idaho war, dort sind die hauptsächlichen Futtermittel Maissilage und Luzerneheu. Auf der anderen Seite die Kühe in Neuseeland mit Vollweide, da können es schon 60 kg am Tag sein.
Mit so einer schwammigen Aussage gebe ich mich natürlich nicht zufrieden und möchte eine Menge berechnen, die man als Mittelwert annehmen kann.

Als Ausgangspunkt nehme ich Stallhaltung mit Silagefütterung. In Deutschland ist das über alle Kühe hinweg gesehen die häufigste Fütterung, bei vielen das ganze Jahr über, bei anderen mit Weidehaltung oder Grünfütterung im Sommer zumindest im Winter.

In der Fütterung wird nach Trockenmasse gerechnet, da der Wassergehalt sehr stark schwanken kann und das Wasser keinen Nährwert hat.

Faustzahl sind 20 kg Trockenmasse die eine melkende Kuhe am Tag frisst. Trockenstehende Kühe fressen um einiges weniger, aber machen nur 10 - 15 % der Kühe aus und daher beachte ich sie für die Durchschnittskuh jetzt nicht.

Weiter geht es mit dem Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis. Grundfutter sind faserreich, z.B. Silagen, Heu, Stroh usw., Kraftfutter ist energierreich, z.B. Getreide, Rapsextraktionsschrot usw. Das Verhältnis kann je nach Milchleistung und Futtermitteln schwanken, ein üblicher Durchschnittswert ist 60 : 40.
Grundfutter, zu dem Gras zählt sind dann 12 kg am Tag.

Von den 12 kg setzte ich 1 kg für "Sonstiges" an: Heu, Stroh und Saftfutter (Rübenschnitzel, Biertreber, Pülpe...) die bei der Einteilung in Grundfutter und Kraftfutter irgendwie nicht so reinpassen und in der Berechnung zu gleichen Teilen aufgeteilt werden.
Von den verbleibenden 11 kg nochmal aufgeteilt halb Maissilage und halb Grassilage, die beiden Grundnahrungsmittel der Milchkuh. Auch das ist regional sehr unterschiedlich, von überwiegend Gras z.B. am Niedrrhein, Allgäu, Nordseeküste bis überwiegend Mais bei uns in Brandenburg.
Wobei Grassilage nicht ganz korrekt ist, vielmehr ist es Anwelksilage, also angewelktes Grünfutter das siliert wurde. Anwelksilage kann rein aus Gras bestehen, wie dem Rohrschwingel als Ackergras (siehe Post vom 27.04.2019), aber auch aus Luzerne oder Klee. Die meiste Anwelksilage kommt vom Dauergrünland und ist dabei ein Gemisch aus verschiedenen Gräsern, Klee und Kräutern. 
Von den 5,5 kg Anwelksilage nehme ich 75 % als Gras an. Sind wir bei 4,125 kg Gras.

Und diese 4,125 kg Gras sind die Trockenmasse, die wir noch in Frischmasse für die Antwort auf unsere Frage umrechnen müssen. Hier gibt es wieder eine große Variabilität in der Trockensubstanz, als Mittelwert nehme ich 38 % (= 62 % Wasser) an.

Macht 10,86 kg Gras, die eine Kuh am Tag frisst. Gerundet 11 kg. Geschätzt, im Durchschnitt für Deutschland.

Benjamin

Dienstag, 3. September 2019

Agroneum - Teil 3

Ein Teil des Agroneums ist die agrarhistorische Ausstellung von 1988, die damals den zentralen Teil des Museums bildete.
Wurden nach der Wende viele Museen als politisch unbequem eingestampft ist die Ausstellung unverändert erhalten geblieben und ein "Museum im Museum".
Von der ganzen Konzeption her ist das Design mit den Schaubildern und Schaukästen typisch 80er Jahre, wie ich es noch von etlichen Museen vor 15 - 20 Jahren kenne und im Vergleich zu den heutigen, eher kargen Ausstellungskonzepten sehr reichhaltig.

Schwerpunkt dabei ist die Entwicklung des Dorfes und Gutes Alt Schwerin in den jeweiligen geschichtlichen Zusammenhängen.

Flora und Jolanthe (um 1960) waren auch damals schon was fürs Museum:



 























Der letzte Raum stellte die damals gegenwärtige Situation Ende der 1980er Jahre dar. Die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft wird durch einen Schaukasten mit dem wöchentlichen Nahrungsmittelbedarfs einer Person demonstriert. Merke: Damals waren Bier und Butter die Grundnahrungsmittel: 


 
















Topaktuell waren die Exponate eines Platzes des Melkkarussells (wahrscheinlich Impulsa M500) und der Fahrerkabine eines Fortschritt E524, des damals modernsten Mähdreschers und des ersten mit computerunterstützter Steuerung. 
Diese Fixierung auf Forschung und Fortschritt ist geradezu wohltuend im Vergleich zum heutigen Populismus und Dilettantismus in der Agrarpolitik. Eine Vergangenheit mit einer besseren Zukunft, die nie so eingetreten ist.

Ein Besuch im Agroneum ist wirklich zu empfehlen!

Weitere Infos unter www.agroneum-altschwerin.de

Benjamin