Dienstag, 31. Oktober 2017

Kleine Abschiedsfeier

Heute hatte mein Kollege Berthold nach über 30 Jahren im Kuhstall seinen letzten Arbeitstag.
Da das natürlich gewürdigt werden musste habe ich nachmittags den Schichtbeginn vorverlegt und wir machten mit der gesamten Mannschaft eine kleine Abschiedsfeier bei Kaffee und Kuchen. Wurde viele lustige Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählt, wo es mit dem Weidemelken in den 1980ern mitunter sehr abenteuerlich gewesen sein muss.

Nach Armeetradition hatte er für die letzte 150 Tage ein Bandmaß; und zwar einen dreiviertel Zollstock, von dem er jeden Tag einen Zentimeter abschnitt.
Und als Andenken habe ich heute den letzten Zentimeter bekommen:

Benjamin 

Freitag, 20. Oktober 2017

Nach Lübz - Teil 2

Von Nix kommt Nix. Dies gilt auch in der Milchviehfütterung. Die Lugtenberg UG kommt auf geschätzt knapp 6.000 kg Grundfutterleistung. Ein beeindruckend hoher Wert, der aber nachvollziehbar wird wenn man sich die Silos anschaut.
Kurz zusammengefasst: Solche perfekten Silos hatte ich bisher nur einmal gesehen, und zwar am LLG Iden (siehe Post von 12.04.2015).

Da die Mecklenburgische Brauerei Lübz gerade einmal einen Kilometer entfernt ist wird viel Biertreber gefüttert. Wegen des hohen Wassergehalts (dürften so 23% Trockensubstanz sein) werden vor dem Silieren mit dem Mischwagen Melasseschnitzel untergemischt. Mit dem Biertreber füttern kenne ich von mehreren Betrieben, die Brauereien in Sichtweite habe wie die Agrargenossenschaft Zarnekow (siehe Post vom 22.08.2016) mit der Darguner Brauerei oder Familie Angne (siehe Post vom 01.07.2016) mit der Privatbrauerei Bischoff.

Das Maissilo, um die 20 m breit. Extrem stark verdichtet und nirgends etwas Gammeliges, weder an den Seiten noch oben drauf, da wurde einfach die Folie zurück gezogen. Schön glatt abgefräst mit dem Mischwagen (Strautmann VertiMix Double 20 SF). Auf der Fräsbahn ganz rechts ist in 3 m Höhe ein kleines Loch zu erkennen, da hatte der Fütterer eine schlechte Stelle rausgestochen:



















Beim Gras wird viel Ackergras gefüttert, das zur Sicherung der Qualität mit sehr hohen Energiegehalten besonders intensiv bewirtschaftet wird u.a. auch unter Beregnung. Das Foto ist oben auf dem Silo mit dem 1. Schnitt vom Dauergrünland. Die lockere Stelle im Vordergrund hatten wir aufgewühlt um zu kucken ob es nacherwärmt ist. War es nicht. Bei dem Silo roch man aus 20 m Entfernung schon, dass es allerbester Qualität ist, es roch stark nach frischem Heu. Da erinnerte ich mich an ein Zitat von meinem Professor: "Die in der Schweiz hatten künstlich getrocknetes Heu, das roch so gut, da hätte man am liebsten selbst reingebissen."
Die abschließende Frage dazu: "Benjamin, kannst Du mit einem solchen Silo arbeiten?" Worauf ich antwortete: "Können schon, aber unsere Futterbrigade fährt ganze zwei Stunden hierher um das aufzuladen."

Benjamin


Donnerstag, 19. Oktober 2017

Nach Lübz - Teil 1

Jetzt kommen endlich die ganzen noch ausstehenden Exkursionsberichte.
Mitte August war ich mit dem "harten Kern" meiner Exkursionsgruppe und einigen Weiteren bei der Lugtenberg UG in Lübz. Der dortige Produktionsleiter war mal bei uns Lehrling gewesen, auch wenn ich ihn nie im Stall erlebt habe; nur eine kurze Zeit bei den Mutterkühen. Aber er ist der Einzige, von dem meine Mannschaft nur Positives erzählt.

Der Betrieb ist seit vielen Jahren im gesamten Landkreis LUP führend in der Lebenstagsleistung, bei mittlerweile 19 kg. Die Lebensleistung der abgegangenen Kühe liegt bei gut 44.000 kg im Schnitt und dürfte weiter steigen bei einer Remontierungsrate von nur 17 %. 
Entsprechend wenige Kälber werden zur Zucht aufgezogen, eindrucksvoll verdeutlicht durch die Spermabehälter im Lager: Ein kleiner mit Holstein, ein großer mit Weiß-Blauen Belgiern. "Alles was unter 12.000 l gibt wird mit Belgiern besamt." Und die drüber mit Holstein und da auch ungesextes wegen der besseren Befruchtungsergebnisse.

Gemolken wird auf einem 52er-Außenemelkerkarussell von Lemmer-Fullwood, das wirklich sichtbar kleiner ist als eines mit 60 Plätzen (vgl. Post vom 01.02.2016). Alle Kühe werden dreimal täglich gemolken, dass auch die Abläufe aller drei Melkschichten am Tag indentisch sind. Die Hälfte der Schicht wird gemolken, dann die Kälber gefüttert, was vom Ablauf auch drei mal täglich identisch ist und dann andere Arbeiten wie Füttern, Einstreuen usw. gemacht. Von der gesamten Arbeitsorganisation recht abwechslungsreich für die einzelnen Positionen bei sehr universell einsetzbaren Leuten.

Der ursprüngliche Teil der Anlage besteht aus drei Typenställen L203 nebeneinander, mit einem an der anderen Stirnseite angeordnetem Treibweg. Die bisher beste Umbaulösung die ich gesehen habe: Auch vier Liegeboxenreihen, aber Außenfuttertische. Durch den wegfallenden Futtertisch in der Stallhülle gibt es mehr Platz und dadurch breit genuge Laufgänge. Dazu die gesamten Wände rausgerissen und Ventilatoren.
Gegen die tiefstehende Abendsonne, weil der Futtertisch beiderseits komplett von den Kühen belegt war:






















Der neuere Stall ist dann parallel zum Treibweg ein dreireihiger Offenfrontstall, vom Dach her im "amerikanischen Stil". Bei der zweiten Kuh von rechts ist am weißen Kopf zu erkennen, dass mal Montbeliard unter den Vorfahren waren. Hier wurde wie es in den 2000ern in MV modern war auch mal mit einer 3-Rassen-Rotationskreuzung aus Holstein, Montbeliard und Schwedischen Rotbunten gearbeitet:

Benjamin


Mittwoch, 11. Oktober 2017

Schetti

Am Samstag hat Schelle gekalbt und auch mit der Stallnummer 2408 Scheckes Halsband geerbt. 
Ein Kuhkalb, das die Linie fortsetzen wird: Schetti (Langform 33448 AGB Schetti), Abstammung: Dreamshot x Empire x Sherry x Altalota.

Sie ist allerbester Gesundheit. Die ersten beiden Wochen sind entscheidend für das weitere Leben und da ist sie mehr als lebendig: War schon mehrfach ausgebüxt und bei der ersten Impfung hätte sie beinahe die Spritze aufgefressen.

Fast ganz weiß, aber Laudan ist im Stammbaum nicht drin, dann wären die Ohrspitzen auch schwarz:

Benjamin



Dienstag, 10. Oktober 2017

Halber Quadtrac

Wir haben ja den Case Magnum 255, den der aufmerksame Kuhblogleser von diversen Fotos her kennt. Nach glaube 14 Jahren und an die 20.000 Betriebsstunden wird sich langsam Gedanken über einen Nachfolger gemacht.
So war letzte Woche ein Vorführer da: Magnum CVX 380 Rowtrac. 300 kW, stufenlos und Halbraupe. Von Rowtrac bezieht sich Trac auf die Raupen und Row ist vom Englischen Row-Crop-Tractor. Auch wenn diese Klasse den europäischen Großtraktoren entspricht hat sie ihren Ursprung in den dreirädrigen Traktoren zum Hacken von Reihenkulturen (Row Crops).
Die Halbraupe ist eine Möglichkeit die hohe Motorleistung über große Aufstandsfläche auf den Boden zu bekommen ohne dabei die 3 m Außenbreite durch Zwillingsbereifung u.ä. zu überschreiten.
Mein Kollege war davon angetan: "Man hat keinen Schlupf. Aber der ist fast noch zu schwach. Mit dem 6 m-Grubber bei 25 - 30 cm tief drin ist der bei 8 km/h und dann hat man 500 h vor sich im Herbst." Wobei der Köckerling Vector 620 mit 6,20 m Arbeitsbreite dann mit einem 12-furchigen Pflug vergleichbar wäre.

Das Foto ist noch vor dem Sturm enstanden, denn einen der Bäume im Hintergrund hat es umgeworfen. Als Größenvergleich mein Kuhauto daneben:

Benjamin


Montag, 9. Oktober 2017

21 Stunden ohne Strom

Das Sturmtief Xavier hat uns am Donnerstag hier oben auch ziemlich erwischt. Solch einen Sturm hatte ich noch nicht erlebt und meine Kollegen waren sich nicht einig, ob Kyrill im Januar 2007 vergleichbar war oder doch nicht so stark.
Mitbekommen habe ich davon nur eine halbe Stunde starken Wind, aber in Verbindung mit den durch den mal wieder vielen Regen aufgeweichten Böden fielen extrem viele Bäume um, bis hin zu den großen Linden und Eichen der Alleen, mächtige Bäume von über 100 Jahren. In den Wälder auch entsprechend Sturmholz, man hört von stellenweise Mengen von zwei Jahreseinschlägen.
Auf die Stromleitung zwischen Milow und Steesow fielen auch Bäume, sodass wir ohne Strom dastanden. Notstromaggregat zu organiseren war aufwändig, weil das nicht auf dem Boberower Stützpunkt stand sondern in Pröttlin, weil aus Bequemlichkeit nach dem Silokärchern vor der Maisernte dorthin gebracht. Musste erst einmal die Straße freigeräumt werden um das Stromaggregat holen zu können... Aber als Premiere konnte die Boberower Anlage dann mit Notstrom betrieben und fertig gemolken werden. In Pinnow war der Strom nicht ausgefallen und in Garlin wurde das Zapfwellenaggregat genommen.
Beim morgendlichen Melken löste dann der Motorschutzschalter aus, weil einfach zu viel Strom gebraucht wurde. Bis auf den Melkstand alle Lampen ausgeschaltet und die Hälfte der Kühlaggregate abgeklemmt, dass es weitergehen konnte.
Zum nachmittaglichen Melken am Freitag funktionierte das öffentliche Stromnetz wieder.

Gesamtbilanz: Viele umgeworfenen Bäume und abgebrochene Äste sowie Schäden an diversen Dächern.

"Abenteuer Brandenburg" - auch wenn das jetzt zu viel Abenteuer war.

Die Ruhe nach dem Sturm. Das Notstromaggregat vor dem Stromhäuschen der Boberower Milchviehanlage. Und das passende Anschlusskabel war diesmal auch aufzutreiben:



















Am Freitag unterwegs gesehene Sturmschäden:
Im Sarglebener Wald, müsste ziemlich genau die selbe Stelle sein wie im Post vom 16.10.2017:



















Stellvertretend für die vielen einfach umgefallenen Alleebäume: 

Benjamin


Mittwoch, 4. Oktober 2017

Blühende Landschaften - Teil 3

Eigentlich sollte dieser Post gestern passend zum Tag der Deutschen Einheit erscheinen, aber dann bin ich doch zeitiger zu Bett, weil heute früh 30 Kühe trockenzustellen waren.

Wie alle zwei Jahre steht auf dem Acker bei Mellen Gelbsenf als Zwischenfrucht zwischen Roggen und Mais und dieses Jahr passte es vom Vegetationsverlauf wieder, dass es Anfang Oktober bis zum Horizont Blühende Landschaften gab, wenn auch bei recht trübem Wetter:

Benjamin 

 

Montag, 2. Oktober 2017

Nachzuchtbegutachtung - Teil 2

Heute wurden die sechs für die zweite Runde ausgewählten Kühe (siehe Post vom 05.09.2017) von den Zuchtinspektoren der RBB begutachtet, ob eine davon mit zur Blickpunkt Rind in Paaren kann.
Auf dem Fressgang der Altmelkergruppe mussten sie dann Vorlaufen, ob die Bewegungsabläufe und die Haltung gut aussehen.
Lema hat trotz eines etwas stärker abfallenden Beckens die beste Chancen. Die Perspektive täuscht nicht, wie die meisten ihrer von OneRed abstammenden Halbschwestern ist sie für heutige Verhältnisse eher klein. In unseren alten, zu engen Ställen ist das doch von Vorteil:

Benjamin