Samstag, 30. März 2019

Kot-Code - Teil 3

Weitere Zeichen des Kot-Codes.

Spülung bei leichten Gebärmutterentzündung (Endometritis 1. Grades; E1) mit einer „Kräuterlösung“ (Majoran, Melisse, Ringelblume, Eukalyptus). Meist wenn zwei Wochen zuvor Prostaglandin zur Reinigung gespritzt wurde um den letzten Eiterrest rauszuspülen:





Zyste am rechten Eierstock, daher auch Eierstockzyste (Ovarialzyste, Theka-Zyste). Quasi ein „hängengebliebener Eisprung“ der eine Blase gebildet hat und den Zyklus lahmlegt. Meist ist Energiemangel im Stoffwechsel die Ursache, dass nicht alles rund läuft. Die Zyste kann mit der Hand zerdrückt werden, was aber nicht gute fachliche Art ist, da der Inhalt in den Bauchraum gelangt. Daneben gibt es die Punktierung durch die Gebärmutterwand hindurch und die hormonelle Variante, wofür dieses Zeichen steht; 3 ml GnRH:





















Noch zwei Zeichen, von denen ich keine Fotos habe, da (mittlerweile) recht selten. Links für Kühe mit inaktiven Eierstöcken („garnix los“), 3 ml GnRH um die Hormonkaskade in Gang zu bringen und dazu 25 ml Provitamin A, das eine Vorstufe der ganzen Sexualhormone ist.
Rechts für Kühe mit starker Gebärmutterentzündung, die schon zweimal 7 ml Prostaglandin bekommen haben und es nicht wirkte nochmal 3,5 ml Prostaglandin, mit der selben Wirkung, aber ein anderer Wirkstoff (molekularer Unterschied):

Benjamin




Dienstag, 26. März 2019

Kot-Code - Teil 2

Im Kuhblog hatte ich mal über den Kot-Code nach Mauke geschrieben (siehe Post vom 22.08.2015). Dabei werden bei den zuchthygienischen Untersuchungen (Puerperalkontrolle, Sterilitätsuntersuchung, Trächtigkeitsuntersuchung) per Ultraschall (vgl. Post vom 08.01.2016) ggf. nötige Behandlungen mit Kot auf der Kuh vermerkt. Das hat der Tierarzt sprichtwörtlich zur Hand wenn er den Schallkopf wieder aus der Kuh rauszieht.
Zuerst werden die Kühe der Reihe nach untersucht und danach behandelt und welche Kuh dann was bekommt, das wird am Kot-Code abgelesen.

Da über die Jahre Veränderungen und Optimierungen im Fruchtbarkeitsmanagement vorgenommen wurden ist der in der damaligen Form nicht mehr gültig- Außerdem wurden zur besseren Unterscheidung Zeichen abgeändert. Daher es jetzt an der Zeit das mal zu aktualisieren und zwar mit Fotos.

Brunstinduktion; 3 ml Prostaglandin um den Gelbkörper aufzulösen und die Kuh kommt danach in Brunst:




Starke Gebärmutterentzündung (Pyometra), 7 ml Prostaglandin zur Reinigung der Gebärmutter. Wirkt genauso wie die Brunstinduktion nur stärker und dabei soll der Eiter abgestoßen werden:




3 ml GnRH zur Ovulations-Synchronisation (OvSynch). Bei Kühen die keinen richtigen Zyklus haben; GnRH löst die Hormonkaskade aus und soll so den Zyklus starten:






















Fortsetzung folgt!

Benjamin

Samstag, 23. März 2019

Aktuelles aus Güstrow

Am Dienstag vorletzter Woche war der Milchrindtag für Mecklenburg-Vorpommern in Güstrow; ich war zwar nicht dort gewesen, weil ich mittwochs in Köllitsch und zwei Tage hintereinander unterwegs ist als immer bisschen ungünstig.
Aber die Vorträge wurden veröffentlicht und die habe ich mir natürlich nachträglich durchgelesen und da war einige wirklich interessante Sachen dabei:

- Von der Landesforschungsanstalt MV über Hitzestress. Lief dazu ein Versuch auf Gut Dummerstorf, wo ich über erste Ergebnisse dazu letztes Jahr mal in der Bauernzeitung gelesen habe. Der thermoneutrale Bereich in dem es der Kuh weder zu kalt noch zu warm ist hat sich in den letzten Jahrzehnten verschoben, denn durch die steigende Milchleistung produziert der Stoffwechsel mehr Abwärme. Für den Versuch wurden die Kühe mit Pansenboli ausgestattet, die die Körperkerntemperatur gemessen haben. Dabei kam raus, dass die Kröperkerntemperatur ab 10 Grad Außentemperatur ansteigt und es der Kuh zu warm wird. Empfehlung sind daher automatisch temperaturgesteuerte Lüfter, die ab 10 Grad die Kühe kühlen.

Da merkt man, dass die Amis mit ihrer Tunnellüftung (dunkle Ställe auf Kühlschranktemperatur) gar nicht so falsch liegen.

- Ebenfalls von der Landesforschungsanstalt MV über die optimale Laktationslänge. Das alte Schema "Jedes Jahr ein Kalb" gilt schon lange nicht mehr, die letzten Jahren sind es als 405 - 410 Tage durchschnittliche Zwischenkalbezeit in Deutschland. 

Die Fruchtbarkeit der Kühe hat sich "verschoben". Die sehr einprägsame Zahl, dass pro Liter Milch 500 Liter Blut durchs Euter fließen. Bei 20 Liter Milch am Tag sind es 10.000 Liter Blut, bei 40 Liter Mich sind es 20.000 Liter Blut. Die nicht nur durch das Euter fließen sondern durch die Leber und da werden auch die darin enthaltenen Hormone verstoffwechselt. Durch diese "Hormonverknappung" ist die Fruchtbarkeit bei heutigen Kühen längere Zeit nach der Kalbung eingeschränkt und daher auch die Erfolge bei frühen Besamungen schlechter. Durch eine nach hinten verlegte Besamung fällt die Laktationkurve hormonell bedingt durch die neue Trächtigkeit nicht so schnell ab und die Kuh gibt für längere Zeit Milch. 
Dazu eine Beispielrechnung mit zwei Kühen, wovon eine in fünf Jahren fünfmal kalbt, die andere nur dreimal. Die zweitere gibt in gleicher Zeit mehr Milch, da sie zwar am Tag durchschnittlich weniger Milch gibt, aber dafür nicht so viele Tage trockensteht. Zudem sind die gesundheitlichen Risiken deutlich herabgesetzt, weil sie die kritische Phase nach der Kalbung nur drei statt fünfmal durchläuft.
Diese Konzepte der verlängerten Laktation ("extented lactation") wurden in den letzten Jahren schon mehrfach diskutiert und ich gehe fest davon aus, dass die Entwicklung in absehbarer Zeit auch in diese Richtung gehen wird.

- Von der RinderAllianz über die neuen Gesundheitszuchtwerte, die jetzt auch genomisch (also schon bei Kälbern) geschätzt werden können. Damit hat das ProFitplus-Testherdenprogramm von RinderAllianz und RBB nach fast 15 Jahren Datenerfassung und über 200.000 Kühen das größte der bisherigen Etappenziele erreicht.
Der neue RZGesund (RZ = Relativzuchtwert) wird aus folgenden Indices berechnet:
40 % RZEuterfit: Euterentzündungen
30 % RZKlaue: Klauenerkrankungen (9 % Mortellaro, 4,5 % Klauengeschwüre, 

  4,5 % Panaritium, 4,5 % Weiße-Linien-Defekt, 4,5 % Klauenrehe, 3 % Limax)
20 % RZRepro: Fruchtbarkeitsstörungen (10 % Zyklusstörungen, 

  5 % Gebärmutterentzündungen, 5 % Nachgeburtsverhaltung)
10 % RZMetabol: Stoffwechselerkrankungen (% % Labmagenverlagerungen, 

  2,5 % Milchfieber, 2,5 % Ketose).
Damit ergibt sich jetzt die Möglichkeit gesunde Kühe zu züchten, oder wie es in der Werbung genannt wird: "RZ - richtig züchten."

Benjamin

Samstag, 16. März 2019

Nach Kuhsdorf

Wie ich in Schönhagen war sind wir spontan nach Kuhsdorf gefahren, wo die dortige Milchviehanlage seit einigen Jahren zur PBK gehört. Ich war dort bisher noch nicht gewesen.

Die Anlage wird als reiner Altmelkerstandort betrieben. In Schönhagen ist die Hauptanlage und in Kuhsdorf stehen die Altmelker, die allesamt tragend sind und im letzten Laktationsdrittel. Ist von der Arbeitswirtschaft sehr rationell: Grob gesagt Füttern und Melken; keine Abkalbumgen, keine Kälber, keine Besamungen, keine Trächtigkeitsuntersuchungen sowie in diesem fortgeschrittenem Laktationsstadium sehr wenige Kranke und Lahme.

Die Herde ist dadurch extrem ruhig, weil keine Kühe rindern und dadurch Unruhe stiften und nur zweimal am Tag jemand in den Stall kommt um sie zum Melken zu holen.
Gefüttert wird mit einer Bandfütterung (Unteneinzugsband). Dadurch entfällt auch das laute Anschieben mit dem Hoflader. Nachmittags kommt der Mischwagen aus Schönhagen und liefert das Futter an, was da nicht aufs Futterband passt wird im Futtethaus für den nächsten Morgen abgekippt.
Diese Ruhe und Stressfreiheit schlägt sich in der Leistung nieder: 26 kg am Tag bei 4,2 % Fett und 3,8 % Eiweiß bei einer für Altmelker extrem guten Zellzahl von 120.000.
Der Stall ist ein L203 mit mittigem Futterband und auf beiden Seiten zwei gegenständigen Liegeboxenreihen und wandseitigem Laufgang:



















Der zweite Kuhstall ist ebenfalls ein L203 in dem früher Trockensteher und Jungvieh standen und jetzt saniert wird um mehr Kapazität für melkende Kühe zu schaffen. Gerade wurde der Trog betoniert, denn dieser Stall enthält ebenfalls ein Futterband, macht ja keinen Sinn mehrere verschiedene Systeme parallel zu betreiben.
Eine neue Zwischendecke wurde auch eingezogen, die wäre nötig, nicht als Dämmung sondern als Dampfsperre, dass vom Wasserdampf im Atem der Kühe nicht in ganzen Nägel in den Dachbindern wegrosten:




















Und noch ein Foto vom Melkstand. Ein Doppel-10er-Fischgräte von DeLaval mit HC150-Melkzeugen, wie sie früher auch in Boberow waren (vgl. Post vom 01.09.2015). Momentan wird aber auf Westfalia-Technik umgebaut und ADF-Dipp-Melkzeuge, dass es die gleiche Technik ist wie in Schönhagen. So hängen nun Zeit MPC und Metatron einträchtig nebeneinander:

Benjamin



Donnerstag, 14. März 2019

Wieder nach Schönhagen

Am letzten Wochenende war ich mal wieder bei der PBK Rinderzucht Schönhagen. Eigentlich einziger Grund für den Besuch war Grete, was das Akronym für Gerät zur Reinigung von Tränkeeimern ist (www.grete10.de), die Eimerwaschmaschine.

Sehr viele Arbeiten in der Rinderhaltung lassen sich (teil)automatisieren oder in Abläufen sehr rationell gestalten, außer das Säubern der Tränkeeimer. Eine Lösung erhoffte ich mir damals vom Besuch bei der Aardema Calf Ranch in Idaho. Wenn die immerhin die weiblichen Kälber von 28.000 Kühen aufziehen werden die die Eimer nicht so umständlich  wie wir sauber machen dachte ich mir. Die hatten aber Nuckelflaschen und schrubbten die mit Toilettenbürsten (siehe Post vom 19.10.2014). Das war aber auch noch vor dem Mauerbau, ob sie heute noch die Arbeitskräfte dafür haben  weiß ich nicht.
Die Idee der Tränkeeimerwaschmaschine blieb bestehen und wurde von anderen Leuten umgesetzt und 2016 auf der Eurotier präsentiert, was für mich eindeutig das Messe-Highlight war (siehe Post vom 23.11.2016).

Bei der PBK wurde letztes Jahr die Kälberaufzucht auf Ad-libitum-Tränke umgestellt (siehe Posts vom 20.03.2018 und 16.04.2018). Da stellte sich dann die Frage wie die ganzen Eimer saubergemacht werden sollen. Denn vorher bekamen die Kälber 3x am Tag 2 Liter und hatten daher so einen Hunger, dass sie die 2 Liter in einem Zug aussoffen und der Eimer für 5 Boxen weiter wieder genommen werden konnte. Für die dann zehnmal so viele Eimer wurde Grete angeschafft.

Jetzt behalten die Kälber ihren Eimer den ganzen Tag, zweimal wird getränkt mit angesäuerter (1,5 ml Ameisensäure pro Liter) Vollmilch, so dass morgens bevor die Eimer sauber gemacht werden noch ca. 1 Liter übrig bleiben soll. Das sind dann 8 bis 15 Liter Milch pro Kalb und Tag.

Grete braucht für 10 Eimer 15 - 20 Minuten, bei so 50 Eimern dauert das entsprecht, läuft aber nebenher neben den anderen Arbeiten im Kälberstall. Auf das größere Nachfolgemodell "Grete 20" wird schon gewartet, mal sehen ob es das irgendwann geben wird:





















Detailfoto; man sieht die Reinigungsdüsen und an den Gestellen vorne die Stifte, in denen die Eimer eingehängt werden, hinten die halbkreisförmigen Fassungen sind für die Schrauben der Nuckel. Davor die Welle mit den Rollen melkt die Nuckel während dem gesamten Reinigungsvorgang aus. Das Ergbenis kann sich mehr als sehen lassen; ich habe bei einem der Eimer den Nuckel abgeschraubt und da waren vor dem Ventil minimale Reste der angekästen Milch von der Säure, die man auch beim Handwaschen nur durch langes Einweichen wegbekommen würde:



















Wo ich schon mal da war wurden auch die anderen Neuerungen begutachtet.

An der Biogasanlage die Gärrestetrocknung für die Boxeneinstreu. Der Gärrest wird von einem separator abgepresst und kommt dann in einen Trocknungscontainer, dieser hat einen gelochten Schubboden, der das Material langsam voranfördert und von unten mit Heißluft durchströmt wird. Diese wird von dem 250kW-Wärmetauscher auf dem rechten Anhänger produziert, der das Heißwasser des Blockheizkraftwerks in Heißluft umwandelt. Ist das gleiche Prinzip wie auch Hackschnitzeltrocknungen funktioneren (siehe auch Post vom 17.07.2017). In der Folienhalle wird der getrocknete Gärrest zwischengelagert:




















Dann das ADF-System im Melkkarussell. Dies sind Melkzeuge mit integrierter Dippfunktion und Zwischendesinfektion, sodass alle Arbeiten auf der Nachmelkstrecke (Abnahme, Dippen, Zwischendesinfizieren) automatisiert sind. ADF war der erste Hersteller von solchen Melkzeugen; danach kam GEA mit dem Apollo, mit dem ich es immer vergleiche, weil das auf den IQ-Melkzeugen basiert, mit dem ich seit nunmehr fast 10 Jahren ab und zu auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle melke (siehe auch Post vom 22.05.2016). Mittlerweile gibt es von Boumatic auch das e-DIP.
Gedippt wird mit iodhaltigem Dippmittel und zwischendesinfiziert mit Peressigsäurelösung, 500 ppm Konzentration, normal wären 1.500 ppm, dafür sind aber mehr Spülstöße eingestellt.
Die Melkzeuge sind die normalen Classic von Westfalia, umgerüstet auf die ADF-Melkbecher und oben auf dem Sammelstück sitzt unter dem Vakuumverteiler ein zweiter für Dippmittel und Desinfektionslösung, die beide durch den dünnen Schlauch in den Zitzenbecher gehen, vor bzw. nach der Abnahme vom Euter. Die kurzen Milchschläuche sind besonders weich, dass auch alle richtig abknicken und das Melkzeug in dieser Position für die Zwischendesinfektion hängt:

Von weiteren Neuerungen habe ich keine Fotos: Einmal gibt es im Kälberstall mit den Gruppen am Tränkeautomaten eine Schlauchlüftung (Tube) und im Haupt-Kuhstall wurden die Gruppeneinteilung geändert, dass nicht mehr so viel Hektik ist, wenn ständig kleine Gruppen zum Melken geholt werden.

Fortsetzung folgt!

Benjamin




Sonntag, 10. März 2019

Nach Köllitsch - Teil 2

Über weitere Vorträge in Köllitsch auf der Tagung "Digitaliserung in der Rinderhaltung":

- Von der Firma Procilon über Daten- und IT-Sicherheit, dass man sich auch damit beschäftigen sollte. Obwohl ein recht trockenes Thema war es sehr anschaulich vorgetragen.
- CattleData über ihr Kuhüberwachungssystem. Hatte darüber vor so 2 Jahren mal in der TopAgrar gelesen und war von den Konzept angetan: Die Kühe haben RFID-Transponderohrmarken. Vergleichbar mit denen von Allflex (Siehe Post vom 07.05.2015), aber nicht mit Niederfrequenz sondern Hochfrequenz und lassen sich daher über so 10 m Entfernung erkennen. Mit mehreren Antennen wird da ein Kuhortungssystem daraus aus dem alles abgeleitet wird: 

Die Kuh bewegt sich viel -> ist brünstig. 
Die Kuh ist immer mit den gleichen Kühen zusammen -> ist brünstig. 
Die Kuh bewegt sich wenig -> ist lahm.
Die Kuh steht am Futtertisch -> Futteraufnahme. 

Die Kuh ist in der Liegebox -> Liegezeit.
Fast null Technik an der Kuh und die Transponder kosten 6,90 €; im Vergleich zu den
DeLaval-Wackel-Aktikvitätsmesser mit 98 € und nach 10 Jahren sind die kaputt weil
die Batterien leer ist...
- Förster Technik über das Smart Calf System, über das ich schon mehrfach im Kuhblog
geschrieben habe (siehe Posts vom 23.11.2016; 30.03.2018; 22.05.2018; 03.11.2018). Einmal das Cloud-Computing um denzentral mitten zwischen den Kälbern auf alle Daten zugreifen zu können und andererseits in Zukunft die Anbindung an das Herdenmanagementprogramm, dass die Daten aus der Kälberaufzucht nicht für den Lebenslauf der Kuh verloren gehen.
- Urban mit einer aus den USA importierten und eingedeutschten App zum Monitoring der Kälbergesundheit, die an die Tränekautomaten angeschlossen ist. Daneben das Fieberthermometer VitalControl für das es auf der EuroTier eine Silbermedaille gab. Damit kann nicht nur die Temperatur gemessen werden sondern es hat auch einen integrierten Transponderleser für die Halsbänder und man kann auch weitere Sachen zu den Kälbern eingeben, wie z.B. das Gewicht bei Wiegungen und alles an den Tränkeautomat gekoppelt. Dabei wurde auch explizit auf die Empfehlungen der LFA Mecklenburg-Vorpommern zum Wiegen von Jungvieh als Managementmaßnahme hingewiesen (vgl. Post vom 26.01.2019).
- DSP Agrosoft. Mit HERDE Plus kann immer mehr Technik und Programme gekoppelt werden, aufgeteilt in die Bereiche Datenbanken (Milchkontrolle, HIT...), Melktechnik,
Brunst-/Gesundheitsüberwachung und Fütterungstechnik. Dabei werden die von diesen gelieferten Daten und Alarme nicht weiter verrechnet sondern nur integriert und stehen in allen Anwendungen zur Verfügung.
Daneben die neuen Hardware-Entwicklungen Cow Body Scan (CBS; siehe Post vom 01.12.2018) zur automatischen Konditions- und Lahmheitserkennung und Space Data Milking (SDM), einem Kuhortungssystem.
Für Herde selbst ist eine App in Entwicklung, die den vollen Umfang der Datenerfassung
inklusive der Klauenpflege bietet sowie die Version von Herde mobil für Android, weil
sie damals mit iOS auf das falsche Pferd gesetzt hatten, dass sich die Herdenmanager
alle I-Phones anschaffen. Das werden dann zum jetzigen Herde mobil 8 Jahre Fortschritt sein. Darauf bin ich jetzt schon gespannt.

Benjamin

Freitag, 8. März 2019

Nach Köllitsch - Teil 1

Am Mittwoch war ich mal in eine ganz andere Richtung unterwegs und zwar nach Sachsen zum Lehr- und Versuchsgut Köllitsch zum Fachtag Bau und Technik "Digitalisierung in der Rinderhaltung". Ich war erstmals in Köllitsch und das Gut hat auch eine beeindruckende Größe.

Digitalisierung und Landwirtschaft 4.0, wie es immer mehr an Bedeutung gewinnt und eines der großen Themen der nächsten Jahre sein wird. Vorneweg das Schlusswort, das es schön zusammengefasst hat: "Die Digitalisierung ist alternativlos, sie wird kommen, wird auch nicht 100% aller Kühe erfassen und auch nicht ganz in der Form die wir uns heute vorstellen, aber sie wird kommen."

Zuerst ging es über die Förderprogramme des Landes Sachsen zur Digitalisierung.

Danach gab es einen Übersichtsvortrag von der Firma Fodjan über Digitalisierung in der Landwirtschaft. Über Umsetzung von Innovationen in der Praxis und dass die Digitalisierung nicht zum Selbstzweck werden darf. Die Möglichkeiten der Vernetzung wie etwa den Einfluss von Kraftfutterchargen über viele Betriebe hinweg auf die Milchleistung erfassen zu können. Und neue Geschäftsmodelle mit mehr Dienstleistung als Produkte, dass die Pharmaindustrie z.B. keine Medikamente mehr verkauft sondern gesunde Kühe. Wo der Ansatz bei der Technik auch interessant wäre: Statt einem Melkkarussell einen vollen Milchtank zu kaufen.

Dann vom Landesamt für Landwirtschaft und Geologie eine Zusammenfassung der Trends vom letztjährigen Eurotier-"Special - Digital Farming". Die  großen Trends sind Arbeitseffizienz, Produktsicherheit sowie die Vernetzung.

Als zweiter Teil stellten die großen Melktechnikfirmen ihre Digitalisierungslösungen vor: 


1) DeLaval mit Delpro als Software, wie es auch in Pinnow auf dem Karussell läuft. Als zentrales Programm zur Vernetzung, wo alle Daten von Sensoren zusammenlaufen, bis hin zur Milchleistungsprüfung und HIT-Datenbank. Und es in der Ebene zwischen Datenverwaltung und Entscheidungsfindung stehen soll. Wo ich das insgesamt kritisch sehe sich so sehr an einen Technikanbieter zu binden, da hätte man beim Kauf des nächsten Karussells nicht mehr viel Auswahl. Als einer der Sensoren, deren Daten vernetzt werden können wurde die BCS-Kamera genannt, wo es sich bei dem gezeigten Beispielbetrieb um die Agrargenossenschaft Karstädt handelte. 


2) GEA mit ihren Cloud-Anwendungen in 365FarmNet. Als Zugeständnis an den Internetempfang in deutschen Kuhställen ist die Handy-Version offlinefähig, sodass die Daten übertragen werden sobald Empfang vorhanden ist. Zumindest für unsere Strukturen ist es unnötig alle Daten des vernetzten Betriebs - Technik, Ackerbau, Tierhaltung - auf einem einzigen Startbildschirm darstellen zu können.


3) Lely. Mit der langen Erfahrung im Robotermelken natürlich weit fortgeschritten mit der Digitalisierung. Mittlerweile sind weltweit 31.000 Melkroboter von Lely in Betrieb, davon noch fast 2000 Astronaut A2, die schon 15 - 20 Jahre alt sind. Der Fokus bei Lely liegt auf der Bedienerfreundlichkeit, die Komplexität in den Hintergrund treten zu lassen und es bis hin zu Entscheidungshilfen mit "Ja" und "Nein" zu reduzieren. Dass auch 12-jährige Kinder Melkroboter bedienen können. Niederländisch-pragmatisch halt.
Als sehr interssantes Beispiel ein momentanes Projekt zur selbstlernenden  Milchflussoptimierung am Melkroboter: Bei jeder Melkzeit wird die Milchflusskurve der individuellen Kuh optimiert, um die Euterschonung und Melkgeschwindigkeit zur erhöhen. Mit allen verfügbaren Parametern wie Zwischenmelkzeit, Gemelkgröße, Vakuumhöhe, Pulsationsfrequenz, Phasenverhältnis der Pulsation, Abnahmezeitpunkt der Zitzenbecher. Was man alleine wegen der riesigenn Datenmengen niemals "per Hand" machen könnte.


4) Lemmer Fullwood. Eigentlich nichts zur Digitalisierung konkret sondern die Vorstellung des Konzepts Batch-Milking 4.0, wo die Kühe zu festen Melkzeiten zu mehreren Roboter getrieben und von diesen gemolken werden. Als Praxisbeispiel von der Agrar Flämingland Blönsdorf, die seit einem Jahr in ihrem vollautomatischen Kuhstall 470 Kühe in einem Melkzentrum mit 12 Robotern melken. Dazu Fütterungs- und Einstreuroboter, sodass nur noch eine Arbeitskraft pro Schicht benötigt wird.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Sonntag, 3. März 2019

Ausgekugelte Hüfte

Beim Vergleich von vierstelligen Kuhzahlen zu zwei- oder dreistelligen bekommt man einfach viel mehr mit. Darunter sind auch sehr seltene Sachen. 

Weil ich damals ein Foto davon gemacht habe: Eine Kuh mit ausgekugeltem Hüftgelenk. Nr. 1652 aus der Pinnower Herde. Wie sie das hinbekommen hatte ist nicht klar, zumindest wurde sie raussortiert weil in der Milchleistung zurück gegangen. Soweit vom Ablauf ganz normal, weil vielleicht eine Verdauungsstörung oder Lungenentzündung, was man von außen nicht auf Anhieb sieht. 
Aber es gab eine ziemliche Überraschung:
Sie schwankte stark, weil sie auf dem betroffenen Bein natürlich nicht richtig auftreten konnte und es war mehr als verwunderlich, dass sie so tapfer unauffällig in der Gruppe mit zum Karussell marschiert war und das vermutlich anderthalb Tage lang. Eine absolute Kämpfernatur. Von solchen zähen Kühen wünscht man sich viel mehr. 
Leider hat es nicht geholfen...
Nach der Diagnose war mein Kommentar: "Tja, Tamme Hanken ist tot..." Das wieder einzurenken war keine Option gewesen, rein medizinisch geht das, aber ob man es auch hinbekommt und vor allem ob es nicht kurz darauf wieder rausspringt.
Sie musste dann notgeschlachtet werden, weil in dem Zustand auch nicht transportfähig zum Schlachthof.

Blick von hinten: Das gesamte Becken hängt schief. Rechts wie es aussehen muss mit Hüftbeinhöcker vone und Sitzbeinhöcker hinten. Links ist dazwischen eine Beule zu sehen, wo der Oberschenkelkopf komplett frei nach oben drückt:

Benjamin