Mittwoch, 30. Dezember 2020

Badsch

Böllerverbot hin oder her, man sollte sich daran erinnern woher die Bräuche zum Jahresende herkommen, lange vor Schwarzpulver und der christlichen Vereinnahmung: Mit Lärm die bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben. 

Am Wochenende habe ich die alte Badsch meines Großvaters aus dem ehemaligen Hühnerstall geholt, die nun möglicherweise bei meinen Eltern zu Silvester zum Einsatz kommt.  
Offiziell heißt es Knallschreckgerät, umgangssprachlich Schussapparat genannt und im Dialekt lautmalerisch Badsch.
Damit werden im Herbst die Stare aus den Weinbergen vertrieben, die sonst in erheblichen Mengen die reifen Trauben wegfressen. Wobei ich den Eindruck habe, dass sich durch den Klimawandel die Problematik etwas entschärft hat: In den 1990ern war die Weinlese hauptsächlich im Oktober, in den 2010ern eher den ganzen September, zudem kommen die Stare später aus dem Norden.

Geschätztes Alter würde ich aus den 1960ern vermuten, wurde mit Carbid oder direkt mit Acetylen (Ethin, C2H2) betrieben, obwohl ein Anschluss für eine Propangasflasche wie bei den moderneren Modellen später drangebastelt wurde. Dieser Typ ist heute gängig (--> Link), Foto davon gibts im Post vom 19.09.2016.

Mein Großvater hatte damals noch eine eigene, in meiner Erinnerung fand das aber immer schon kooperativ statt, quasi eine "ZBE Starenabwehr Bergkloster Gundheim" die im Gemeindegebiet alle Geräte aufstellt und betreut.

Benjamin



3 Kommentare:

  1. Nein, die Batsch stammt nicht mehr aus den 60-ern. Die ist von 1970 oder ´1971. Ich weiß nämlich noch genau, wie sie damals angeschafft wurde.
    Deine Mutter (Jahrgang 1962)

    AntwortenLöschen
  2. Interessant, siehste das wusste ich nämlich gar nicht. Zu fast allen anderen Anschaffungen gibt es die "Familienlegenden": MF, Melkmaschine, neues Pferd, Selbstfahrspritze...

    AntwortenLöschen
  3. Na ja, die Batsch fand ich damals auch nicht so prickelnd. Dadurch fiel für mich das Knallen mit der Schreckschuss-Pistole damals in den Weinbergen größtenteils weg (was ich in meinen Kinderzeiten natürlich favorisiert habe). Übrigens: Das neue Pferd kriegten damals nicht wir, sondern Onkel Hermann.
    Deine Mutter (immer noch Jahrgang 1962; werde irgendwie nicht jünger!)

    AntwortenLöschen