Mittwoch, 27. April 2022

Agra 2022 - Teil 2

Das Schöne an der Agra ist die Kombination aus Tierhaltung und Pflanzenbau, es gibt beides zu sehen.

Bei den Mähdreschern habe ich ausschließlich Bandschneidwerke (Draper) gesehen, man hatte fast den Eindruck es gebe keine Schneckenschneidwerke mehr. Da wollten alle Hersteller zeigen dass sie mittlerweile welche im Angebot haben. Mal abgesehen von John Deere mit einem 45 Fuß (13,7 m) am X9 waren die anderen für die Mähdreschergrößen aus Platzgründen als die schmalsten Ausführungen.
Hier ein Case-IH AxialFlow mit einem MacDon FlexDraper von 9 m. Das hat einen flexiblen Messerbalken der sich der Bodenkontur anpassen kann für Kulturen mit tiefem Fruchtansatz wie Sojabohnen oder Erbsen:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach zweieinhalb Jahren Messepause waren sehr viele Maschinen für mich neu, die hatte ich noch nicht live gesehen sondern nur auf Fotos. Besonders fiel mir das bei dem aktuellen "Gesicht" der Case-Traktoren auf. 
Richtig überrascht war ich darüber dass die neue Dammann ProfiClass Tridem ausgestellt war, die erste Anhängespritze mit Tridem-Fahrwerk und 20.000 l Fassinhalt. Von der hatte ich bisher nicht mal Fotos gesehen sondern nur CAD-Grafiken. Und dann steht man vor dem Riesenteil. Dieses Exemplar wird beim Agro-Team Unseburg in der Magdeburger Börde zum Einsatz kommen:
 

 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein Nachtrag noch zum vorletzten Post: Blick in einen Sgariboldi Gulliver 6014. Das ist ein selbstfahrender Fräsmischwagen, ein Paddelmischer mit integriertem Strohhäcksler und Behälterdeckel. Oben links im Bild sieht man das Förderband das von der Fräse (bzw. Strohhäcksler) kommt. Sgariboldi hat eigentlich auf jeder Messe an einem der ausgestellten Mischwagen eine Plattform stehen, dass man reinschauen kann.

Benjamin
 

 

Sonntag, 24. April 2022

Agra 2022 - Teil 1

Am Freitag war ich auf der diesjährigen Agra in Leipzig. Die fand letztmals 2019 statt und damals war ich nicht dort weil es wegen der Arbeitseinteilung nicht geklappt hatte. So ist es halt mit Kühen, die brauchen 365 Tage im Jahr Betreuung. Letztmals war ich also 2017 dort, auch schon wieder 5 Jahre her...

Und die letzte Messe überhaupt die ich besucht habe war die Agritechnica 2019 (siehe auch Posts vom 27.11.0219 und 30.11.2019). Nach zweieinhalb Jahren "Endlich wieder Messe!" wie es letztens die DLG geschrieben hatte.

In den Hallen waren einige Flächen frei, wahrscheinlich genauso zur Seuchenprophylaxe wie die aufgedrehte Lüftung, die merkte man deutlich. 

Zur aktuellen Stimmung in der Landwirtschaft fiel mir vor allem auf, dass die Vertreter der (Mineral-)Futterfirmen der Meinung waren, dass die Milchpreise ja so kräftig gestiegen wären.
Zwar waren im März die Milchpreise im Durchschnitt so + 35% zum Vorjahr, aber:
Kraftfutter + 55 %
Diesel + 50 % 
Mineraldünger + 100 - 200 %
Es ist aktuell nur eine abartig hohe Inflation und man kann nur hoffen, dass die EZB mal den Arsch hochkriegt...
 
Bei der Tierausstellung war nach der langen Zeit der Geruch der Holzhackschnitzel ungewohnt und auch dass die Rinder auf der Agra immer noch angebunden gezeigt werden, auf der Mela sind sie seit 2015 freilaufend (siehe Post vom 14.09.2015).
Im Tierschauring wurden hier Fleischrinder verschiedener Rassen gezeigt. Leider kein gutes Foto habe ich vom Limousin-Deckbullen Famos vom LVG Köllitsch, wo wie auf eine Lebendmasse von 1.200 kg geschätzt haben; aber dann wurde gesagt, dass er 1.580 kg wiegt:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Aufstellung der verschiedenen Schafrassen; in der Mitte der Reihe sieht man ein Lamm entlang rennen, die waren frei laufend bei ihren Mutten dabei. Bei Kälbern kann man sowas nicht machen, die müsste man dann auf dem Freigelände einfangen...
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Donnerstag, 21. April 2022

Große Erfindungen - Futtermischwagen

Die zweite große Erfindung ist der Futtermischwagen als Mechanisierung für die Futtervorlage. 
Je nach Ausführung kann der Futtermischwagen das Futter aus dem Silo bzw. Lager aufnehmen, die einzelnen Komponenten mischen, zum Stall transportieren und entlang der Futtertischs ausdosieren.
Neben der Mechanisierung ergeben sich die Möglichkeiten der TMR-Fütterung: Alle Futterkomponenten zusammen, dass die Kuh nicht wählen kann und mit jedem Bissen das richtige Verhältnis der Nährstoffe zueinander fristt. Das vermeidet Schwankungen des pH-Werts im Pansen durch ungleichmäßige Stärkeaufnahme, was die Pansenmikroben beeinträchtigt (Subklinische Pansenacidose - SARA).
 
Zur Geschichte des Futtermischwagens: Da sind verschiedene Entwicklungen ineinander geflossen. Wie die Siloblockschneider mit Verteilvorrichtungen oder Querförderbänder an Ladewagen für Frischgrasfütterung.
Wie ich 2015 zum Grünen Wochenende in Iden war (siehe auch Post vom 14.09.2015) sprach ich im Agraneum (-> Link hier) mit einem pensionierten Wissenschaftler, der mir erzählte wie er Ende der 1960er am damaligen Institut für Rinderproduktion Iden-Rohrbeck der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR einen Futtermischwagen entwickelt hat. Auf einem IFA W50 montiert wurden darin Silage und Kraftfutter gemischt. Zu einer Serienfertigung kam es aus politischen Grüden nicht, denn es wurde auf stationäre Fütterungssysteme gesetzt, wie die Überkopf-Bänderfütterung in den 1930er Anlagen (siehe auch Post vom 25.08.2016). 
In Deutschland verbreiteten sich die Mischwagen dann in den 1990ern wie in den Neuen Ländern die Anbindeställe (wie die L203, siehe Post vom 09.01.2017) mit Bandfütterung auf Boxenlaufställe mit Futtertischen umgebaut wurden und in den Alten Ländern zunehmend größere Ställe gebaut wurden.

Futtermischwagen lassen sich nach mehreren Kriterien unterscheiden. Traktorgezogen oder Selbstfahrer, Selbstbefüller mit Fräse oder Schneidschild und Fremdbefüller und nach dem Mischsystem. Die meisten sind Vertikalschneckenmischer, die eine bis vier kegelförmige Mischschnecken haben, dann Horizontalschneckenmischer mit einer, zwei (parallel), drei (eine unten, zwei oben) oder vier (zwei unten, zwei oben) horizontale Mischschnecken und seltenere Bauformen wie Passelmischer mit einer horizontalen Paddelwelle, Haspelmischer oder Kettenmischer, die eine umlaufende Kette mit Mitnehmerleisten wie bei einem Kratzboden haben.
 
Der Mischwagen, den mein Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle von 2003 bis 2009 hatte: RMH CS. Ein selbstfahrender Fräsmischwagen mit (vier) horizonzalen Mischschnecken. Horizontalmischwagen erkennt man an der kastigen Mischwanne, Vertikalmischer sind trichterförmig:
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Keenan easi-Feeder 115, 11,5 m³ Haspelmischer, gezogener Fremdbefüller:
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wiegecomputer sind heute eigentlich Standard und es gibt viele weitere Zusatzausstattungen wie Strohgebläse zum Einstreuen oder -häcksler um Langstroh zu zerkleinern oder den NIRS-Sensor (-> siehe hier) um den Futtermischwagen nicht nach Frischmasse sondern nach tatsächlichen Nährstoffen zu beladen.

Benjamin

Sonntag, 17. April 2022

Große Erfindungen - Hoflader

Diese Mini-Serie beruht auf einer Aussage meines Bruders vor so anderthalb Jahren was er denn für die wichtigsten Erfindungen für die Arbeit in der heutigen Milchkuhhaltung hält. Und da stimmte ich ihm sofort zu und auch später fielen mir keine wichtigeren Erfindungen ein.

Erste Erfindung ist der Hoflader für die Erleichterung der körperlichen Arbeit im Stall: Ausmisten, Einstreuen, Futter ranschieben, Fegen, Transportarbeiten und auch Füttern in kleinerem Maßstab; wobei das Beispiel Pinnow mit dem Beladen des Mischwagens für knapp 800 Kühe mit einem höheren Arbeitszeiteinsatz ein großer Maßstab ist.
Kurzum der Hoflader ist eine Mischung aus motorisierter Schubkarre und motorisierter Forke. Eine kompakte Motormaschine für den Indoor-Einsatz.

Die Bedeutung des Hofladers verdeutlichen auch die Aussagen zweier Berusfkollegen, einmal "Hätten wir viel früher anschaffen sollen!" und "Nach der Aufgabe der Landwirtschaft haben wir bis auf den Hoflader alle Maschinen verkauft."
In meiner landwirtschaftlichen Zeit über die letzten 14 Jahre hatte ich zu 99 % einen Hoflader zur Verfügung und da wird man bisweilen kreativ für was man den alles verwenden kann: Als nicht arbeitsschutzkonforme Hubbühne, zum Einfangen von ausgebüxten Färsen oder zum Löschwassertransport (vgl. Post vom 22.07.2014).

Geschichtlich würde ich die Entwicklung des Hofladers in einen ostdeutschen und westdeutschen Entwicklungszweig aufteilen.
Der ostdeutsche Zweig setzte schon sehr früh auf Frontladertraktoren mit den Geräteträgern RS08 und RS09 die später von den Zetor 5211 abgelöst wurden und der Fortschritt Stallarbeitsmaschine HT 140, sie speziell für die Stallarbeit entwickelt war. Die scheinen aber vergleichsweise selten gewesen zu sein, ich habe bisher nur eine einzige in außerlandwirtschaftlicher Verwendung gesehen.
Beim westdeutschen Zweig kam es erst Anfang der 1970er Jahre zu Entwicklungen, allen voran der Weidemann Hoftrac als Urtyp der heutigen Hoflader. Ein kleiner knickgelenkter Radlader mit beosnders kompakten Abmessungen.
 
Der Urahn des Weidemann Hoftrac 2013 auf der Agritchnica bei der Sonderausstellung "Meilensteine der Landtechnik" des Deutschen Landwirtschaftsverlags:
 

 



















Die allermeisten Hoflader sind Knicklenker mit hydrostatischem Allradantrieb. Im Hinterwagen sitzt der Motor und oben drauf der Fahrer, auf dem Vorderwagen ist der hydraulische Hubarm. Die Motorleistung liegt zwischen 15 und 50 kW, die Einsatzmasse zwischen 1,5 und 4 t. Die Übergänge zu Radladern sind fließend, wobei Hoflader deutlich kompakter gebaut sind. 
Die Knicklenkung hat gegenüber der Achsschenkellenkung eines Frontladertraktors den Vorteil sich "um die Ecke biegen" zu können was das Manöverieren auf engem Raum und das seitliche Verschieben des Werkezeugs sehr erleichtert.
 
Hersteller von Hofladern gibt es viele in Deutschland und im Ausland. In einer Umfrage der Bauernzeitung letztes oder vorletztes Jahr hatte Weidemann mit gut 50 % den höchsten Anteil, gefolgt von Schäffer mit 15 %. Wenn ich so überschlage bin ich bisher 18 verschiedene Hoflader gefahren, davon 14 Schäffer, 3 Weidemann und 1 Giant.
Der Erste in dieser langen Reihe: Ein Schäffer 3045. Im April 2008 auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle.Mit dem bin ich so viel gefahren, dass ich zwischenzeitlich vergessen hatte beim Autofahren die Kupplung zu treten... Später wurde der mit einem Fahrerschutzdach nachgerüstet wie es heute Vorschrift ist:



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In den 2000er Jahren kamen Teleskop-Hoflader auf, bei denen die Schwinge der Hubarms durch einen Teleskoparm ersetzt ist und so mehr Hubhöhe ermöglicht, vor allem beim Ballenstapeln.
Als Beispiel der Schäffer in Pinnow, den ich als oberes Ende bei der Größe von Hofladern einsortieren würde:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In die gleiche Richtung gehen kompakte Teleskoplader in klassischer Bauform mit Seitenmotor und Allradlenkung. Solch einen kleinen Teleskoplader bin ich noch nicht gefahren und schätze die Übersicht bei den klassischen Hofladerarbeiten als schlechter ein.
Das Foto ist 2012 auf einem Hof in NRW entstanden, wo ich erstmals so einen Teleskoplader gesehen habe:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dann gibt es noch die Kompaktlader (Englisch Skid Loader; "Bobcat") mit Panzerlenkung. In Nordamerika sind die weit verbreitet, 2014 in Idaho kann ich mich nicht dran erinnern aber laut Uwe waren das 2015 in Wisconsin ähnliche Schlüsselmaschinen wie bei uns die Hoflader.
In den Videos von Jan Kielstra und Eric Weaver sieht man deren vielfältigen Einsatz,
Ich selbst bin noch keinen Kompaktlader gefahren und habe auch noch keinen im landwirtschaftlichen Einsatz gesehen, mir fallen gerade mal drei Höfe in Deutschland ein von denn ich das weiß.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Mittwoch, 13. April 2022

ZWS 2204

ZWS 2204 ist die Abkürzung für Zuchtwertschätzung April 2022, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Intern beim VIT glaube ich ist die Zuchtwertschätzung tagesaktuell, für die große Öffentlichkeit gibt es im April, August und Dezember die Veröffentlichungen an denen sich das Spermaangebot der Zuchtorganisationen dann ausrichtet.

Es war jetzt die fünfte bei der Hype (siehe auch Posts vom 08.08.2016 und 09.08.2017) als töchtergeprüfter Bulle (siehe auch Post vom 03.12.2020) dabei war mit inzwischen über 3.000 Töchtern! Davon sind bis auf 16 alle aus Deutschland. Und für die Exterieureinstufung fast 1.000 Töchter, ausschließlich aus Deutschland. 
Entsprechend sind auch die Sicherheiten der Schätzung det einzelnen Zuchtwerte fast alle auf über 90 % gestiegen.
In der Spalte der Milchzuchtwerte rechts unter PM (Probemelken = Milchleistungsprüfung) sieht man, dass jetzt auch schon welche in der 2. Laktation sind. 
 
Unter den neuen Bullen habe ich natürlich auch geschaut was es da Interessantes gibt. Bei RZ€ > 2.000 (für Wirtschaftlichkeit), hornlos (um sich mittelfristig das Enthornen zu sparen), mittlere Größe und positiver BCS (um im Typ gegenzusteuern) blieben nicht viele übrig. Dabei ist mir Star P wegen seines Züchters ins Auge gesprungen: Die Diehl GbR aus Erzenhausen. Ist quasi in meiner alten Heimat und einer der besten Betriebe in Rheinland-Pfalz:
 
Benjamin

Samstag, 9. April 2022

Erste Blüten

Der Krokus ist ein Cheater, aber für mich sind die ersten Blüten anderer Arten ein wichtigeres Zeichen für den beginnenden Frühling. 
Die letzten beiden Wochen kam der Winter noch einmal zurück. Schnee im April ist nicht außergwöhnlich aber kommt auch nicht jedes Jahr vor. So ist das Wetter momentan kalt und regnerisch.
 
Die ersten Blüten dieser Saison:
 
Für den Kuhblog habe ich die deutschen und lateinischen Namen recherchiert, weil ich nur die umgangssprachlichen kenne.
 
Gelbe Narzisse, Narcissus pseudonarcissus. Auf Rheinhessisch Oschderglogge, nach dem hochdeutschen Osterglocke, weil sie um Ostern rum blühen.
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gewöhnlicher Löwenzahn, Taraxum sect. Ruderalia. Auf Rheinhessisch Ajerpitsch, was ins Hochdeutsche übersetzt "Eierpfütze" bedeutet, weil die gelben Blüten an die Eidotter aufgeschlagener Eier erinnern. Löwenzahn hat zwar einen hohen Futterwert aber auf Wiesen bringt er mengenmäßig nicht viel Ertrag und kann sich in lückigen Beständen breit machen. Und hat die berühmte Anspruchslosigkeit an den Boden, da reicht feuchter Dreck in einer Fuge:

Benjamin
 

 

Dienstag, 5. April 2022

Zur Kälberaufzucht

In den letzten zwei Jahren war ich nur auf zwei Veranstaltungen gewesen: Im Oktober vom Besamungsverein und auf dem Besamerstammtisch. Heute war ich endlich mal wieder unterwegs und zwar bei einer Veranstaltung der Landwirteakademie von MSD. Ich war beim Präsenzteil, es gab aber auch eine Online-Übertragung; dieses Hybrid-Format ist vielleicht eine positive Folge von Corona.
Thema war die Kälberaufzucht: "Heute Prinzessin - morgen Königin! Was beeinflusst die Kälbergesundheit?" Im Thema schon verdeutlicht, dass wir längst von dem Großhungern weg sind.

1. Vortrag "Parasitäre Durchfallerreger beim Kalb" von Prof. Daugschies von  der Uni Leipzig. Noch einmal detailiert auf Kokzidien und Kryptosporidien eingegangen. Wenn man die einmal hat kriegt man sie nie wieder los, kann sie aber vor allem durch Hygiene und Management klein halten. 

2. Vortrag "Und immer wieder Neugeborenendurchfall..." von Dr. Stoll von MSD. Eigentlich ein Rundumschlag über gute Koloestrumversorgung: Hohe Qualität, große Menge, schnell, sauber ermolken und die Messung des IgG-Gehalts. 
Die Empfehlung der Ad-Libitum-Tränke (machen ja längst nicht alle) und die Vertränkung der Transitmilch die vom Zweitgemelk bis zur verkehrsfähigen reifen Milch nach dem 5. Tag anfällt und weiterhin eine positive Wirkung hat.
Für die Mutterschutzimpfung gibt es auch Impfstoffe gegen Rindergrippe, bisher kannte ich nur die für Durchfallerreger (siehe Post vom 14.12.2019). Ist das gleiche Prinzip, dass die Kuh geimpft wird, sie bildet Antikörper die ins Kolostrum eingelagert werden und das Kalb dann als Schluckimpfung bekommt.

3. Vortrag war Aktuelles vom LKV. Über den Jahresabschluss der Kontrolljahrs 2020/21. In den Neuen Bundesländern waren noch knapp über 600.000 Kühe in der Milchkontrolle. Die Zahl ist weiter stark gefallen. 2012/13 waren es noch rund 750.000 gewesen. Im Gegensatz zu den alten Ländern fallen da die Kühe nicht raus weil die Milchkontrolle aufgegeben wird sondern die ganze Milchproduktion.
Neuerungen gibt es bei den Abgangsgründen, da wurde neu "agressives Verhalten in der Herde" (= auf Mann gehen) und "agressives Verhalten beim Melken" (= ständig Melkzeug abtreten) eingeführt. Bisher konnte man das nämlich nur unter "Sonstiger Abgangsgrund" eingeben wenn deswegen eine Kuh rausgeflogen ist. Im Herde gibt es das aber noch nicht, wahrscheinlich dann im nächsten Update.
Neue Berechnungen sind Q-Check für Tierwohlmonitoring, für das Daten aus der HIT-Tierdatenbank, der Milchgüte der Molkereien und der Milchkontrolle zusammengeführt werden mit Kennzahln für Eutergesundheit, Stoffwechselstabilität (Fett-Eiweiß-Quotient) und Tierverlusten.
Zwei Anwendungen die die aktuellen Milchanalysegeräte können und in den Umfang der Milchkontrolle aufgenommen wurden: Einmal das Ketosemonitoring (zur Ketose siehe auch die Posts vom 12.08. und 14.08.2019) anhand des Betahydroxybutyrats in der Milch und die Zellzahldifferenzierung, bei der die Zellen in der Milch differenziert werden können und man daraus schließen kann in welchem Stadium der Entzündung es gerade ist, da die Milchkontrolle eine Momentaufnahme ist.

4. Vortrag "Mit Vollgas in die Zukunft - gibt es Konzepte in der Milchviehhaltung, die überzeugen?" von Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommarn. Diesen Vortrag habe ich in ähnlicher Form schon mal 2020 in Iden gehört (siehe Post vom 13.03.2020).
Als Nachfolgeprojekte finden jetzt in Zusammenarbeit der ganzen Versuchsanstalten und Landwirtschaftskammern einmal "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind" und "Ställe der Zukunft" statt bei dem drei Konzeptställe unter jeweils einem der drei Kriterien Tierwohl, Emissionsminderung und Ökonomie optimiert und gebaut werden sollen um Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Benjamin

Freitag, 1. April 2022

Stalljubiläum

Und schon wieder ein Kapitel der Geschichte "Wie schnell doch die Zeit vergeht": Heute hatte ich mein 14. Stalljubiläum. Kuhjubiläum ist es keines, denn ich habe mit Kälbern angefangen.

Am 1. April 2008 begann ich in meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle mit dem Vorpraktikum für das Agrarstudium. Das waren drei Monate lang ein Großteil der tierischen Erzeugung: Kälberaufzucht, Bullenmast, Mutterkuhhaltung, Schafhaltung, Milchkühe, Ferkelproduktion und Schweinemast. 

Angefangen habe ich damals beim im Kuhblog oft erwähnten Kälber-Fütterungsversuch zur Kälber-Trocken-TMR mit Luzerneheu. Das waren 40 Fleckvieh-Bullenkälber von 38 verschiedenen Betrieben aus Baden-Württemberg die auf einer Kälberauktion gekauft worden waren. Die Gesundheitssituation war für mich als Praktikant intensiv-lehrreich.

Es sind noch immer Kälber, die Farbe ist teilweise noch dieselbe, aber schon seit fast 12 Jahren ausschließlich Holsteins:

Benjamin