Montag, 30. Dezember 2019

Kälberhotel

Jetzt zwischen den Jahren bin ich mal wieder in der alten Heimat und in den nächsten Posts wird es daher über mein Besuchsprogramm gehen.
Der erste Besuch war bei Schmidts in Lampertheim, wo ich letztmals im Juli kurz vor der Getreideernte gewesen war.
Dieses Jahr hatten sie im Gegensatz zu uns in Brandenburg normale Niederschläge und entsprechend ausreichend Futter. Dabei sind in beiden Fahrsilos Maissilage und darüber eine Schicht Rübenpressschnitzel einsiliert worden und die gesamte Anwelksilage (Dauergrünland, Ackergras, Luzerne) in Wickelballen.

Im November haben sie ihr neues Kälberhotel in Betrieb genommen. Bisher waren die jüngsten Tränkekälber im "Schweinestall" untergebracht. Wie das in den 1970ern üblich war ein kleines Abteil für drei Schweine für den Eigenbedarf. Dabei mussten die Kälber aber mit einem Aufpasser getränkt werden, dass das jüngste auch noch was bekommt.
Der Stall ist von Alpuro Breeding (-> Link) und hat fünf Einzelboxen. Leicht zu reinigen und kann mit dem Frontlader umgesetzt werden. Der steht öffentlichkeitswirksam direkt neben der Milchtankstelle und die kleinen Kälber kommen bei der Kundschaft natürlich super an. Das hatte ich schon gesagt: "Alte Herdenmanager-Weisheit: Kälber ziehen immer!" (vgl. Post vom 02.05.2017)




















Abends gab es noch die Verkostung vom hofeigenen Käse, den ein Käser produziert und auch an der Milchtankstelle zu kaufen gibt. Geschmacksrichtung Natur (gibt auch Paprika und Pfeffer) und noch nicht besonders intensiv, denn ganz frisch direkt eingeschweißt und müsste eigentlich erst noch einige Wochen reifen. Sehr mild und leicht salzig, die 600 g könnte man schon an zwei Abenden nebenher wegfuttern:

Benjamin



Mittwoch, 25. Dezember 2019

Frohe Weihnachten!

Allen Lesern des Kuhblogs wünsche ich Frohe Weihnachten!

Dass Ihr hoffentlich genauso schwarz-weiße Weihnachten habt wie wir hier in Brandenburg bei frühlingshaften 7 Grad.

Benjamin



Montag, 23. Dezember 2019

Material dabei

Wieder ein Post für den mir die Idee zwischendrin bei der Arbeit kam. Und zwar fragte mich letztens einer unserer Lehrlinge ob ich ihm bei einem bis zum Anschlag festgeschraubten Schäkel helfen könne. Da habe ich meine Wasserpumpenzange genommen und den aufgedreht. "Sie haben auch alles dabei!" 
Bei den Tierärzten kommt es auch öfters vor, dass ich mit Kanülen, Probenröhrchen oder Besamungshandschuhen aushelfen kann.

Für meine in diesem Jahr etwas mehr betonte Ausrichtung auf das tägliche Management schreibe ich jetzt etwas über meine mitgeführte Ausrüstung; könnte für manchen der Kuhblogleser mit eigenen Kühen interessant sein. Dabei bin ich ja mit der ganztägigen Arbeit an Kühen extrem spezialisiert. Wenn ich mal Melke oder Füttere räume ich auch einen Teil aus, den ich dann gerade nicht brauchen dürfte und mir so mehr Bewegungsfreiheit gibt.
Der Hintergedanke ist bei den weitläufigen Anlagen und entsprechenden Wegen das Wichtigste dabei zu haben und nicht erst holen zu müssen.
Die Ausrüstung ist über die letzten sechseinhalb Jahre gewachsen und wurde stetig angepasst und abgewandelt, je nachdem wie es benötigt wurde oder funktioniert hat. Mit dem Stethoskop dabei hat zum Beispiel nicht funktioniert, das habe ich zwar in eine der Hosentaschen bekommen aber nach einigen Monaten war die Membran zerdrückt.

Limitierender Faktor sind die Anzahl der Taschen und auch deren Größe was entsprechend da rein passt. Durch eine Gürteltasche habe ich den Stauraum erweitert, aber nur auf der linken Seite, eine zweite auf der rechten ist dann schon wieder hinderlich, weil ich dann nicht mehr durchs Fressgitter steigen kann.
Ich habe eine striken Beladungsplan was in welche Tasche kommt, wo es nicht verrutschen und vor allem blind gefunden werden kann. 

Ein Foto im Stil, wie es in den 1990ern bei Feuerwehrautos beliebt war die gesamte Ausrüstung auszuräumen und auszubreiten:

Benjamin

Samstag, 21. Dezember 2019

Zuchtschema

Im letzten Post hatte ich das Zuchtschema vom SMR erwähnt. Das habe ich auch auf meinem Computer gefunden; aufgenommen 2012 bei meinem ersten Besuch im Rinderzuchtmuseum (vgl. Post vom 28.02.2018).
Das Schema stellt das Zuchtprogramm des Schwarzbunten Milchrindes (SMR) in den 1980er Jahren dar, als es schon seit mehreren Generationen als eigene Rasse etabliert war.

Die Zucht des SMR begann Ende der 1960er Jahre für eine neue Milchviehrasse. In ihr sollten die Robustheit und Fruchtbarkeit der vorhandenen Deutschen Schwarzbunten Niederungsrinder (DSN) mit den hohen Milchinhaltsstoffen des Jerseys und der Leistung der Holstein Friesian kombiniert werden. 
Die DSN-Kühe wurden mit dänischen Jerseybullen besamt; die dänischen Jersey sind größer als die originalen und die in Amerika gezüchteten. Diese F1-Generation wurde mit Holstein Friesian-Bullen besamt und die so entstandene F2-Generation war dann die erste Generation des SMR, das in sich weiter gezüchtet wurde.
Neben Holstein Friesian wurden auch British Friesian ("englische Schwarzbunte") eingesetzt, so 25 % machten die glaube ich dabei aus.

Das Zuchtschema ist die Darstellung eines mustergültigen konventionellen Zuchtprogramms wie es vor der Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung Anfang der 2010er üblich war.
Zu den Größenordnung: Damals gab es 2 Mio. SMR-Kühe und jährlich 650 Prüfbullen, 2010 waren es in ganz Deutschland mit rund 3 Mio Holsteinkühen bei 14 Besamunsorganisationen um die 1.000 Prüfbullen und heute sind es bei 10 Besamungsorganisationen ca. 250 Bullen, da über die genomische Selektion schärfer vorsortiert wird.

Die "Produktionsrichtung 2" erlebt momentan eine Renaissance. Dies waren damals Kühe, deren Töchter nicht für die Remontierung als nächste Kuhgeneration benötigt wurden und daher mit Fleischrindersperma besamt wurden. In den letzten Jahren hat dies mit der längeren Lebensdauer der Kühe und abnehmenden Zuchtviehverkäufen wieder an Bedeutung gewonnen:
















Für die Fleischrassen zur Besamung der Produktionsrichtung 2-SMRs gab es auch ein Zuchtprogramm. Was mich damals überrascht hat, dass in der Genreserve, der Erhaltungszüchtung der Ausgangsrassen auch Chianina dabei waren.  Die Chianina aus der Toskana sind die größte Rinderrasse überhaupt, was zum damaligen Ansatz von großrahmigen Rindern für hohe Produktion passt:

Benjamin



Montag, 16. Dezember 2019

Braunvieh einkreuzen

Ein Post mit Bezug auf die Statistiken des Kuhblogs. Letztens war dort eine weitergeleitete Suchfrage "Braunvieh einkreuzen". Als überzeugter Holsteinzüchter könnte ich natürlich sagen: "Halte ich nix davon!" und fertig. 

Dennoch etwas umfangreicher zur Kreuzungszucht von Rindern.
- Veredlungskreuzung: Einkreuzung anderer Rassen um bestimmte Eigenschaften zu verbessern. Beispiele wären Rotbunte Holstein beim Milch-Fleckvieh oder in den 1950ern Dänisches Rotvieh beim Glanrind.
- Verdrängungskreuzung: Eine Rasse wird Schritt für Schritt in eine andere Rasse umgewandelt. Wie das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind (DSN) in den Alten Ländern durch Holstein und in den Neuen Ländern durch das Schwarzbunte Milchrind (SMR) und das später ebenfalls durch Holstein.
- Kombinationskreuzung: Mehrere Rassen werden zu einer neuen, Synthetischen Rasse kombiniert. Ganz klassische Beispiele sind Uckermärker aus Fleckvieh und Charolais oder das SMR aus DSN x Jersey x Holstein Friesian/British Friesian. Zum SMR habe ich auch irgendwo noch ein Abbildung zum Zuchtschema...
- Wechselkreuzung: Immer abwechselnd zwei Rassen, z.B. in Neuseeland Holstein und Jersey. Je nach Vater und Mutter sind langfristig dann die Rassen 1/3 zu 2/3 enthalten.
- Rotationskreuzung: Mehrere Rassen nacheinander, z.B. CRV aus den Niederlanden mit ihrem System ProCross mit Holstein, Montbeliarde und Schwedisch Rotbunt. Hier sind dann langfristig die Rassen je nach Vater und Mutter 1/7, 2/7 und 4/7 enthalten.
Gebrauchskreuzungen spielen bei Milchkühen nur eine Rolle für Kälber zur Mast und nicht zur Remontierung der Herde, z.B. Holstein x Weißblaue Belgier.

Braunvieh eignet sich gut zum Einkreuzen, denn sie haben hohe Eiweißprozente, mit günstiger Zusammensetzung des Kaseins für die Käseherstellung und sind die langlebigste Milchviehrasse. Zudem sind sie etwas klimatoleranter als die anderen Rassen und wurden viel bei Vererdlungskreuzungen in den Tropen eingesetzt. Kommen aber natürlich nicht an die Zebus ran.
In den USA wird einiges an Wechsel- und Rotationskreuzungen mit Braunvieh gemacht.

Für mich ist die Einkreuzung von Braunvieh keine Alternative, denn:
- Hier im Nordosten ist die ganze Infrastruktur auf Holstein ausgelegt.
- Mit Kreuzungstieren ist die Herde deutlich heterogener und deshalb schwerer zu managen, vor allem die Energieversorgung (Verfettung in Aufzucht und bei Altmelkern).
- Nur bei Reinzucht gibt es Zuchtfortschritt, die Kreuzungszüchter sind dabei Trittbrettfahrer.

Benjamin

Samstag, 14. Dezember 2019

Mutterschutzimpfung

Ein Post zu einem alltäglichen Thema im Hintergrund. Unser Tierarzt war letzte Woche auf einer Tagung zur Kälbergesundheit und berichtete, dass beim Kälberdurchfall mittlerweile Kryptosporidien vorherrschend sind, weil Rota- und Coronaviren durch die fast flächendeckende Mutterschutzimpfung meist unter Kontrolle wären.
Da für mich die Mutterschutzimpfung in meiner Kuhlaufbahn schon immer Standard war kann ich dazu mal im Kuhblog schreiben.

Mit Kälberdurchfall haben wir zum Glück nur wenige Probleme. Man kann niemals nie sagen, geschätzt sind es pro geborenem Kalb 0,15 Behandlungstage. Positive Faktoren dafür sind einmal die intensive Tränke, dass die Kälber von Anfang an mit tägliche Tränkeaufnahmen von 12 Liter und mehr ausreichend Energie aufnehmen für ein starkes Immunsystem und Reserven für schlechtere Tage haben. Als zweites die Hygiene in der Haltung zur Reduzierung des Keimdrucks, was sich mit dem neuen Kälberstall mit Rein-Raus-Prinzip, einfacher Reinigung und Desinfektion und Stallbrache (Leerstand) verbessert hat.

Kryptosporidien sind Einzeller, die parasitär die Darmzotten befallen und schädigen, mit dem Durchfall werden die Eier ausgeschieden, die wiederum andere Kälber infizieren können. Durch die Gabe des Arzneimittels Halofuginon haben wir das so weit im Griff.
Für die anderen wichtigen Durchfallerreger gibt es die Mutterschutzimpfung. Rinder haben kein angeborenes Immunsystem, das entwickelt sich erst nach der Geburt. Das Rind hat entwicklungstechnisch noch die älteste Plazenta-Version der Säugetiere, wo die Blutkreisläufe von Mutter und Kalb komplett getrennt sind und nur Nährstoffe und keine Antikörper übertragen werden können. Dafür bildet die Kuh die Biestmilch, die extrem viele Antikörper (Immunglobuline) enthält und zudem mit einer in den ersten Lebensstunden sehr durchlässigen Darmwand gut vom Kalb aufgenommen werden kann. 
Die Mutterschutzimpfung der Kuh gegen die Durchfallerreger wirkt dann als Schluckimpfung beim Kalb.

Viele Pharmafirmen bieten Mutterschutzimpfstoffe an, die sich in den verwendeten Virenstämmen und Serotypen unterscheiden, zudem Lebendimpfstoff oder inaktiviert.
Es sind enthalten: Bovines Rotavirus (Rota), Bovines Coronavirus (Corona) und meistens auch gegen Coli-Bakterien (Escherichia coli).
Vor drei Jahren habe ich selbst mit dem Impfen der Kühe (Mutterschutzimpfng) und Kälber (Grippeimpfung und Flechteimpfung) begonnen. Anlass war die Reduzierung der Tierarztkosten; war halt die Mentalität der Geschäftsführung den Tierarzt als Kostenfaktor zu sehen und nicht wie ich als Partner für die Tiergesundheit...
Habe dafür eine Einweisung in den Umgang bekommen und das wurde auch ans Kreiveterinäramt gemeldet, dass ich als Einziger auf dem Hof mit Impfstoffen umgehen darf. Impfstoffe werden da ganz strikt gehandhabt, sind ja quasi Biowaffen. Die Impfdosen werden auch nur wenige Tage vorher beim Tierarzt unter Angabe der Stall-/Ohrmarkennummern bestellt und kommen unter Einhaltung der Kühlkette in den Kühlschrank.

Geimpft werden die Kühe drei Wochen vor dem erwarteten Kalbetermin. Das ist der Zeitpunkt, an dem alle verschiedenen Impfstoffe eingesetzt werden können und ich den Impfstoff problemlos (Lieferschwierigkeiten etc.) wechseln kann ohne groß Umplanen zu müssen. Da ich von allen Abkalbungen die Tragedauer aufschreibe kann ich den Zeitpunkt besser treffen. Gemäß dem Motto "Nur was man dokumentiert kann man auch managen". Im Herde-Programm ist die Standard-Tragezeit mit 281 Tagen hinterlegt, nach meinen Erfahrungen sind es bei reinrassigen Holsteins 278 Tage und bei Kreuzungen mit Fleischrindern 282 Tage. Bei individuellen Bullen kann es auch auffällig abweichen was ich dann auch mit berücksichtige. 
Geimpft wird einmal pro Woche am Dienstagnachmittag beim Transensortieren. Aus der Trockenstehergruppe (V-Halle) werden die Kühe für die Transitgruppe (Bullenstall) raussortiert, dabei werden die Kühe für die Mutterschutzimpfung mitgenommen und alle im Fressgitter eingefangen. Die Kühe 24 bis 18 Tage vor der Kalbung werden geimpft und die Kühe 19 bis 13 Tage vor der Kalbung gehen in die Transitgruppe. Da gibt es eine kleine Schnittmenge; die mit 20 bis 24 Tagen gehen wieder zurück in die Trockenstehergruppe, die mit 13 bis 17 Tagen waren schon die Woche vorher geimpft worden.
Soweit die Theorie, denn die Imfstoffflasche enthält fünf Dosen und muss wie bei Impfstoff üblich auf einmal verwendet werden. Um immer fünf Kühe zur Impfung zusammenzubekommen ist bisweilen eine Herdengröße von 350 Kühen zu klein und man muss es bei der einzelnen Kuh um einige Tage verschieben. 
Bei den Kälbern ist das ein noch größeres Problem, denn da hat man nur noch halb so viele wenn die Bullenkälber verkauft sind.
Den Impfstoff mische ich im Büro an und spritze den mit einer Repetierspritze, mit der Revolverspritze habe ich es auch schon versucht, vor allem weil das mit der Verlängerung sehr bequem ist. Jedoch ist mir da auf 50 ml Gesamtvolumen die Dosierung von 2 ml zu ungenau.

Beim Saubermachen wird vorm Durchspülen der Spritze die Restmenge (so 0,2 ml) mit Klopapier aufgesaugt und geht wie die leeren Flaschen in die Mülltonne. Dass das nicht ins Abwasser kommt, man will schließlich nicht die Biowaffen auf dem Feld haben.

Benjamin

Dienstag, 10. Dezember 2019

HolsteinVision - Teil 2

Mit dem Beginn um 17:00 war die HolsteinVision wirklich bauernfreundlich. Das Ende gegen 23:00 eher nicht, danach waren es noch gut anderthalb Stunden Fahrt nach Hause. Daher war ich nur die erste Hälfte da mit den Kühen der ersten und zweiten Laktation.

Alle Ergebnisse gibt es bei der RinderAllianz: https://rinderallianz.de/fileadmin/02_content/news/2019/HolsteinVision_2019/Ergebnisse_HolsteinVision_2019.pdf
Einen Schaukatalog hatte ich nicht, ich will mir ja die Kühe ankucken und nicht die ganze Zeit im Halbdunkel zu lesen.
Von den ersten beiden Plätzen der jeweiligen Gruppen wurden die Besitzerbetriebe genannt. Sachsen-Anhalt war gegenüber Mecklenburg-Vorpommern deutlich überlegen, was auch an der Tradition des Standortes Bismark liegt. Brandenburg war aber auch vertreten, wo einige Betriebe aus der Prignitz und Uckermark züchterisch zu Mecklenburg gehören, wie die Jaeger GbR aus Blüthen.

Im Schauring; die weiße Kuh in der Mitte war eine von mehreren fast identisch Aussehenden: Fast ganz weiß, sehr groß, steif in der Gangart und der Kopf erinnerte eher an Fleckvieh als Holstein:



















Zwei Töchtergruppen von Besamungsbullen der RinderAllianz die jetzt in den Wiedereinsatz gegangen sind wurden auch gezeigt.
Custos, dessen Stärken die Eutergesundheit und der neue Zuchtwert für Kälbergesundheit sind; sowie
Minelli, der besonders viele Eiweißprozente vererbt.
Dass die Gruppe so homogen aussieht ist ein statistischer Trick, denn im Aussehen der Töchter gibt es auch große Schwankungen. Für die Nachzuchtpräsentationen werden aber gezielt die Töchter ausgesucht, die ein typisches Aussehen ihrer Schwestern repräsentieren (siehe auch Posts vom 05.09.2017 und 02.10.2017):



















Die Kühe waren extrem nervös, viele mussten Extrarunden laufen, weil sie sich nicht halten ließen. Und was die geschissen haben...eine Person war die ganze Zeit damit beschäftigt die Kuhfladen wegzumachen.
Dabei war die Kuh mit der Startnummer 60 die Coolste und war die bisher erste Kuh die ich gesehen habe die im Schauring wiedergekaut hat. Rinder kauen nur wieder wenn sie entspannt sind, deshalb freue ich mich auch jedes Mal, wenn ich im Inneren vom Karussell stehe und sehe, dass die Kühe nach einer viertel Runde anfangen Wiederzukauen:







Benjamin

Sonntag, 8. Dezember 2019

Mahnfeuer

Nachdem letzte Woche die Demonstration am Brandenburger Tor ein voller Erfolg war hält Land schafft Verbindung den Druck auf die Politik aufrecht für eine faire Agrarpolitik mit statt gegen die Bauern. 
Gestern Abend gab es daher deutschlandweit Mahnfeuer.
Bei uns richtete es der Nachbar aus, hinter seinem ehemaligen Kuhstall gut sichtbar an der Landstraße gelegen. Nebendran die ganzen Traktoren mit blinkenden Rundumleuchten. Da war dann auch zum Schüren und Nachlegen ein Teleskoplader zur Hand.
Trotz des politischen Hintergrunds war es vor allem ein gemütliches Beisammensein der Bauernschaft mit Lagerfeueratmosphähre.
Denn nur gemeinsam sind wir stark!

Benjamin

Mittwoch, 4. Dezember 2019

HolsteinVision 2019 - Teil 1

Am letzten Donnerstag war ich auf der HolsteinVision in Bismark, der Verbandsschau der RinderAllianz. Am Rande Brandenburgs gelegen ist man irgendwie überall gleichermaßen abgelegen und da kann man auch über die Elbe in die Altmark fahren.
Anfang 2014 fusionierten die Rinderzuchtverbände Sachsen-Anhalts - RSA eG - und Mecklenburg-Vorpommerns - damals RZMV eG - ihre Geschäftstätigkeiten zur RinderAllianz GmbH. In der Folge wurde die Besamungsstation in Bismark aufgelöst und die Bullen mit auf die Station in Woldegk gebracht. In der Zeit der genomischen Zuchtwertschätzung ohne die umfangreiche Wartebullenhaltung wird eh nicht mehr so viel Platz benötigt. In Woldegk werden auch noch die Besamungsbullen für die RBB aufgezogen.
2017 wurden dann die beiden Verbandsschauen Rind aktuell als Ende März in Karow und die Nikolausschau Anfang Dezember in Bismark zu einer Schau, der HolsteinVision Ende November in Bismark zusammengelegt.

Der große Fan des ganzen Schauwesens bin ich nicht, denn da wird doch einem Verständnis der Zucht nachgeeifert wie es im 19. Jahrhundert vor der Leistungsprüfung und der Zuchtwertschätzung bestand. Zudem ist das allgemeine Schönheitsideal der Kühe nicht so praxistauglich, die wahr Schönheit der Kühe zeigt sich tagtäglich in aller Frühe im Melkstand.
Aber sehenswert ist es allemal und vor allem ein großes Ereignis bei dem man wieder mal gefühlt jeden trifft wobei ich eigentlich nur die Hälfte aus Mecklenburg-Vorpommern kenne.

Insgesamt 186 Kühe nahmen an der Schau teil, für noch mehr hätte durchaus Interesse bestanden, aber von der Unterbringung und dem zeitlichen Rahmen war nicht für mehr Platz gewesen:


















In den Ställen fiel mir auf, dass ich auf dem Stalltafeln sehr viele der Väter gar nicht kannte. Da sind mir nur die Namen der ganzen NOG-Bullen halbwegs geläufig, die wir alle in den letzten Jahren im Einsatz hatten bzw. von denen unsere Kühe abstammen. Und das sind ja auch nicht gerade wenige (siehe Post vom 13.10.2019). 
Und auf den Stallgassen standen Fünftonner (THK5) mit alten Milchtanks drauf für die Milch. Wenn da fast 200 Kühe für mehrere Tage aufgestallt sind kommen da täglich schon mal 7.000 Liter Milch zusammen die irgendwie gesammelt werden müssen. Verarbeitet wurden die dann in der Uelzena Altmarkkäserei zwei Kilometer weiter auf der anderen Seite von Bismark.
Die Kühe standen auf Paletten, eine saubere Sache und ein schönerer Blickwinkel. Die Scheißeeimer kenne ich auch zu genüge:

Benjamin

Samstag, 30. November 2019

Agritechnica 19 - Teil 2

Weitere Fotos von der diesjährigen Agritechnica.

Belarus hat eine außerordentlich Kontinuität beim Design ihrer Traktoren. Wo andere Hersteller alle paar Jahre das Design radikal umkrempeln und sobald alle Modelle einheitlich sind schon wieder von vorne beginnen setzt Belarus auf Evolution statt Revolution. Diesmal war es eine etwas größere Veränderung: Es gibt eine neue Kabine und die Farbgebung änderte sich von silbernen zu roten Felgen und die Motorhaube in Grau. Das hatten die Belarus-Traktoren schon mal Anfang der 1990er wie z.B. der ehemalige Futtertraktor in Boberow (siehe Post vom 08.07.2013).
Belarus verbaut schon länger in größeren Modellen "westliche" Komponenten, z.B. Motoren von Deutz oder Getriebe von ZF und dieser 923 hat eine 3,6 l-Motor von Caterpillar mit 70 kW:


















Ebenfalls aus Weißrussland ist dieser Gomselmash Palesse GS4218 CNG, ein Mähdrescher mit Erdgasantrieb. Bei Autos ist der Erdgasantrieb längst Großserie wenn auch mit geringem Marktanteil, bei LKWs und Bussen schon lange in Kleinserie und bei Traktoren gab es schon diverse Prototypen und Erprobungsmuster, z.B. von Steyr.
Es ist in großer Fünfschüttler mit einem 12 l-Cummins-Erdgasmotor und 260 kW. In der gelb-weißen Kiste auf der Strohhaube befinden sich die Gastanks:


















JCB Fastrac world's fastest tractor. Die Form, der Motorblock und die Achsen sind vom Fastrac, der Rest hat damit nichts zu tun. 5 t schwer, 750 kW stark und hat 167 km/h erreicht. Ein relativ hoher Aufwand im Vergleich zum bisherigen Rekordhalter, einem Valtra T4 mit um die 130 km/h, wo außer dem ziemlich aufgedrehten Motor nicht viel verändert war:


















Nicht mehr so extrem wie noch vor einigen Jahren sind auf der Agritechnica die Präsentation von riesigen Maschinen, die enstprechend Platz wegnehmen. Eine Horsch Maestro 36.50, eine Einzelkornsämaschine mit 36 Reihen und 50 cm Reihenabstand, macht 18 m Arbeitsbreite:


















Dafür gab es eine Silbermedaille der DLG: Krone EasyCut F400 CV fold. Ein Aufbereitermähwerk im Frontanbau mit 4 m Arbeitsbreite und 3 m Transportbreite wofür auf beiden Seiten die zwei äußeren Mähscheiben nach hinen geschwenkt werden. Ziel soll es sein in Verbindung mit Heckmähwerken genügend Überlappung zu haben um bei Kurvenfahrten oder am Hang keine Streifen ungemähten Grases stehen zu lassen. Im Vergleich zu Seitenverschiebungen u.ä. am Heckmähwerk finde ich da den Aufwand zu groß:


















Benjamin

Mittwoch, 27. November 2019

Agritechnica 19 - Teil 1

Meine Posts zur diesjährigen Agritechnica fehlen noch.
Wie jedes Jahr ging es mit dem Zug nach Hannover. Genau wie die Eurotier anstrengend, nicht weil so ein volles Programm sondern deutlich mehr zu laufen, denn wie vor zwei Jahren auch waren alle Messehallen belegt.
Einige Bekannte habe ich getroffen und ansonsten schauen, was es so Neues gibt und die Trends.
Die Trends sind ganz klar Digitalisierung und Elektronik, die großen Hersteller hatten auf ihren Ständen extra Bereiche dafür. Mit der Verbotsproblematik bei den Herbiziden deutlich mehr Hackgeräte und Striegel und auch Bodenbearbeitungsgeräte allgemein. Striegel und Hacken von Horsch, wer hätte sich das vor wenigen Jahren vorstellen können, wo deren Firmenideologie ganz auf Minimalbearbeitung und Totalherbizide eingestellt war.
Richtung alternative Antriebe gab es auch einiges zu sehen: Mechanisch-elektrisch leistungsverzweigtes Getriebe von John Deere, Hybridantrieb von Steyr, Erdgasmotor von Fiat.

Gleich am Eingang stand bei Claas ein Lexion 8900 auf einer Drehplattform. Ein absoluter Blickfang, mit 13,8 m Schnittbreite, 18.100 l Korntank und 580 kW Motorleistung der weltweit größte Mähdrescher. Und passte nicht mal ganz aufs Foto:


 















Weitere Fotos vom Claas-Stand gibts keine, denn die interessanten Neuheiten waren so belagert, dass man nicht vernünftig fotographieren konnte.
Jaguar 990 TerraTrac (Typ 499) als neues Topmodell der Häcksler mit 680 kW und Raupenlaufwerk.
Xerion 5000 TS. TS steht für Trac System, die lange erwartete Raupenversion des Xerion. Sind nicht die TerraTrac weil die nur für starre Achsen geeignet sind sonder Triangellaufwerke von Zuidberg für die beiden Lenkachsen.

War für mich eine der wichtigsten Neuheiten: Der Ploeger CM4240, ein selbstfahrender Bandschwader. Für mich als Luzerne-Fan haben die Bandschwader mit ihrer Futterschonung einen besonderen Reiz. Oxbo, der Mutterkonzern von Ploeger, hat schon seit vielen Jahren den Oxbo 4334 im Angebot, der ist aber für die amerikanischen Bedingungen ausgelegt. Bei Ploeger kommt der eigentliche Schwader von Reiter, wo ich skeptisch bin, weil mit deren spezieller Pickup-Konstruktion noch keine Langzeiterfahrungen gibt:



 














Das größte Ausstellungsstück war der 4.000. selbstfahrende Zuckerrübenvollernter von Holmer. Ein TerraDors T4-40 mit zwölfreihigem Rodeaggregat. Und 1250/50 R 32-Bereifung auf den Hinterachsen. In weißer Sonderlackerierung und geht an ein Lohnunternehmen aus Apolda:


 















Beregnungstechnik war auch mehr zu sehen oder es fiel von den zwei Dürrejahren geplagt einem mehr ins Auge. Fasterholt FM4900 Hydro, eine selbstfahrende Beregnungstrommel. Da wird die Regnerkanone nicht über das Feld zur Trommel gezogen sondern die Trommel fährt mit der Kanone hinten dran übers Feld und wickelt der Schlauch auf. Dadurch können auch Kurven gefahren und unregelmäfßige Flächen beregnet werden. Zwei davon habe ich dieses Jahr auf einem Karottenacker bei Wittstock gesehen:



 














Massey-Ferguson NEXT, wie sich die Traktorhersteller die Zukunft vorstellen: Viele Sensoren, Vernetzung und große Bildschirme sowie Joysticklenkung statt Lenkrad:



 














Fortsetzung folgt!

Benjamin

Sonntag, 24. November 2019

Gebärmuttervorfall - Teil 3

Es hat wirklich Seltenheitswert: Am Freitag hatte ich mal wieder eine Kuh mit Gebärmuttervorfall (siehe auch Posts vom 28.08.2014 und 09.07.2016). 
Abends riefen mich meine Kollegen an, dass in der Abkalbebox eine Kuh mit Gebärmuttervorfall liegt, die gerade gekalbt und scheinbar die Gebärmutter unmittelbar danach rausgedrückt hatte. Als ich dazu kam hatten sie schon sicherheitshalber die anderen Kühe allesamt weggesperrt und waren mit dem Wasserschlauch am Kühlen. Es war wirklich noch sehr frisch, denn es hing noch die Nachgeburt an den Karunkeln. 

Bis der Tierarzt kam kühlte ich die Gebärmutter weiter und überlegte dabei wann der letzte Vorfall gewesen war: Im Juli 2016, vor über drei Jahren. Denn mit unserem damaligen Tierarzt hatte ich mich dabei über das Halbfinalspiel der Fußball-EM am Abend davor unterhalten, wo ich kein Fernsehn schaue und die als zu bauernunfreundlichen Zeiten spielen.
Das 2014 "alle zwei, drei Jahre mal" stimmte also wieder und die damals angenommene Häufigkeit 1 von 1.000 Kalbungen korrigiere ich auf 1 von 2.000 Kalbungen.

Wurde bei den letzten beiden Fällen im Stehen die Gebärmutter wieder zurückgeschoben lag die Kuh diesmal mit Milchfieber fest. Dies wird dadurch begünstigt, dass das Herausdrücken der Gebärmutter extrem viel Calcium verbraucht und dann genauso wie bei "normalen" Milchfieber zu wenig für die Muskeltätigkeit zum Austehen vorhanden ist.
Die Kuh wurde daher nach einer Infusion mit dem Teleskoplader an den Hinterbeinen hochgezogen und hing dann in Rückenlage. Zuerst wurde noch die Nachgeburt abenommen, wenn die schon so leicht zugänglich ist.

Hat alles gut funktioniert, sie ist danach auch aufgestanden und heute dann hat sie schon 35 Liter gemolken.

Benjamin

Donnerstag, 21. November 2019

Labmagenverlagerung - Teil 4

Ab und zu gibt es größere Labmagenoperationen mit Öffnung der Bauchhöhle. "Blutige Operation" sage ich dazu. Hauptsächlich bei rechten Labmagenverlagerungen, weil man die mit Wälzen und Toggeln nicht hinbekommt, da passt es mit dem Drehsinn in der Kuh nicht auch wenn man sie gegen den Uhrzeigersinn drehen würde.

Truxa wurde mal nach ihrer dritten Kalbung mit einer rechten Labmagenverlagerung operiert.

Die Operation erfolgt immer von der rechten Seite. Das verwundert erst einmal bei einer linken Labmagenverlagerung quer durch die Kuh zu gehen aber der Grund ist der Pansen, der soviel Platz einnimmt, dass man von links nicht herankommt. Da kann man als Vergleich die Rumenozentese zur Gewinnung von Pansensaftproben oder das Anstechen von Pansenaufgasungen nehmen, wo links von außen problemlos der Pansen getroffen wird.
Bei einer linken Labmagenverlagerung wird der Labmagen quasi hinter dem Pansen herausgezogen.

Der Labmagen wird am Netz, dem umgebenden Gewebe, auf halber Höhe an der rechten Bauchwand mit einer Art Knopf festgenäht, sodass er dann in seiner normalen Position liegt.

Die größte Vorteil dieser Operationsmethode ist der Blick in die Kuh, es ist alles zu sehen woran gearbeitet wird und zudem kann auch im Inneren der Kuh kontrolliert werden ob der Rest in Ordnung ist. Dies betrifft insbesondere die Leber (Fettleber usw.).
Als Nachteile sehe ich die Wunde und mögliche Komplikationen damit, die für diese nötige antibiotische Behandlung und allgemein der ganze Aufwand für die Operation. Für das Toggeln muss nur frisch eingestreut werden, bei der Operation an der offenen Kuh müssen viel höhere Hygienestandards eingehalten werden. Der OP-Platz muss grünclich sauber gemacht werden, dann die OP-Kleidung wie auf den Fotos zu sehen und Frost darf auch nicht sein (siehe Post vom 22.01.2016).

Der Labmagen wird in Position gebracht:




 















Der Labmagen ist angenäht, jetzt wird die Kuh wieder Schicht für Schicht zugenäht:
























Die fertige Naht bevor Blau- und Zinkspray drauf kommt. Die lange Naht ist die "Arbeitsöffnung", die kurze für den Knopf mit dem der Labmagen festgenäht wurde:


 






















Danke an Yvonne, die mir die Details der Operation erklärt hat!

Benjamin

Montag, 18. November 2019

Labmagenverlagerung - Teil 3

Nun zur Operation von Labmagenverlagerung wo es die verschiedensten Varianten gibt, mit Öffnung der Bauchhöhle oder minimalinvasiv unter anderem auch mit Endoskopen.

Am meisten Erfahrung habe ich mit der minimalinvasiven Methode mit Toggeln, die ich auch als meine "bevorzugte" Methode ansehe, da recht schnell geht und wenige Komplikationen verursacht.

Meine erste Labmagenoperation die ich mit gemacht habe war ein solches Toggeln, im Mai 2008 in der Abkalbebuchte des damaligen Neumühler Kuhstalls. Die Kuh wurde sediert und wie sie sich abgelegt hatte für die Operation auf den Rücken gedreht:




 
















Seitdem habe ich immer ohne Sedierung gearbeitet. Die Kuh wird aufgehalftert und an das Gatter festgebunden, dann werden die Fußfesseln angelegt. Die üblichen Fußfesseln gegen Ausgrätschen, jeweils eine für die Vorder- und Hinterbeine mit einem Strick daran zum Ziehen. Außerdem das Seil zum Niederschnüren. Ein Ende wird am Halsband befestigt, einmal um dem Brustkorb hinter den Ellbogen und einmal um den Bauch vor dem Euter mit je einem Halbschlag, sodass das Ende vom Seil neben dem Schwanz liegt. Auf der Kuh muss das Seil links von der Wirbelsäule verlaufen. Ursrünglich verwendeten wir dafür ein Familienerbstück meines ehemaligen Kollegen Berthold, das ursprünglich das Seil zum Festbinden des Baums auf der Ladung des Leiterwagens war. Wie man das genau nennt weiß ich nicht, aber es war von einer Qulität die es heute nicht mehr gibt und trotzdem haben wir es irgendwann doch zerrissen und danach drei normale Halfterstricke aneinandergeknotet. Wenn alle Stricke angelegt sind werden die Eutervenen mit rotem Fettstift markiert, da man diese bei der auf dem Rücken liegenden Kuh nicht besonders gut sieht und ein Treffer mit dem Trokar äußerst ungünstig wäre.
Wenn alles fertig vorbereitet ist wird die Kuh noch einmal abgehorcht, ob der Labmagen noch verlagert ist. Es kommt teilweise vor, dass der alleine wieder in seine richtige Position gerutscht ist.

Vor der eigentlichen Operation muss die Kuh niedergeschnürt werden. Das ist eine aufwändigere und stressige Prozedur, sodass ich von der Lehrbuchmeinung kalbende Kühe zur Geburtshilfe niederzuschnüren gar nichts halte. Gefährlich ist es bisweilen auch; so habe ich mal eine Fuß unter die fallende Kuh bekommen und musste ins Krankenhaus.
Eine Person zieht hinten am Seil zum Niederschnüren, dieses zieht sich zusammen und drückt der Kuh die Luft ab, wenn sie dann "in die Knie" geht werden mit den Stricken an den Fußfesseln die Füße nach links weggezogen und die Kuh nach rechts umgestoßen, dass sie auf der rechten Seite zu liegen kommt. Die Richtung ist ganz wichtig, denn damit wird die Kuh um den gasgefüllten "Ballon" Labmagen herum in die richtige Position gedreht.
Dann springt eine Person auf den Kopf der Kuh um sie herunterzudrücken und eine andere fährt mit dem bereitstehden Hoflader heran um daran die Hinterfüße anzubinden und in die Höhe zu ziehen. Die Kuh wird in der Höhe der Hinterbeine und der Lage auf der Schulter ausgerichtet.

Der Tierarzt sucht mit dem Stethoskop und dem Hammer zum Klopfen das Echo des gasgefüllten Labmagens, ob dieser zur richtigen Position gewandert ist an der er fixiert werden soll:





 














Die Stellen für die Einstiche werden rasiert und mit Jodlösung desinifziert. Mit dem Skalpell wird die Haut angeschnitten wo mit dem Trokar eingestochen wird. Die Einstiche gehen durch die Bauchdecke und die Wand des Labmagens:



 















Nach dem Einstechen des Trokars wird der Stift im Inneren heraugezogen und durch die Hülse der eigentliche Toggel eingefädelt. Das ist ein ca. 30 mm langes und 3 mm dickes Edelstahlstück mit einem 30 cm langen Faden in der Mitte, das als Knebel vor dem Loch in der Labmagenwand liegt. Die Fäden müssen unbedingt festgehalten werden, es kam schon vor, dass ein dritter Toggel benötigt wurde weil einer ganz in der Kuh verschwand... Zunächst wird auf dem Bauch herumgedrückt, um das Gas das sich im Labmagen gesammelt hat ausströmen zu lassen, was man deutlich hört und riecht:


 
















Die beiden Fäden werden mit einer Binde als Druckverband festgezurrt und verknotet. Über die Toggel ist der Labmagen an der Bauchwand fixiert und wächst dort an. Auf die Wunden kommt noch Blauspray gegen Infektionen. Nach zwei Wochen ist der Labmagen soweit angewachsen und die Binde kann abgeschnitten werden:





 













Die Kuh wird dann nach rechts weitergedreht und alle Fesseln entfernt, dass sie aufstehen kann. Damit hat sie eine 360-Grad-Drehung vollzogen, wobei der Labmagen in seine normale Position gelangt ist, das Gas abgelassen und fixiert wurde.
Beim Wälzen ist der Ablauf des Niederschnürens, Zurechtdrehens und wieder Austehen der gleiche ohne dass die Toggel gesetzt werden. Dann besteht aber eine größere Gefahr, dass sich der Labmagen wieder verlagert.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Donnerstag, 14. November 2019

Labmagenverlagerung - Teil 2

Die wichtigste Prophylaxe gegen Labmagenverlagerungen ist die ausreichende Versorgung mit strukturwirksamer Rohfaser für eine gute Pansentätigkeit. Dabei kommt es nicht auf den relativen Rohfasergehalt in der Ration an sondern auf die tatsächlich aufgenommene Menge. Das vielgenannte Schlagwort der "wiederkäuergerechten Fütterung". 
Besonders bei frisch abgekalbten Kühen ist es immer eine Gratwanderung zwischen zu wenig Faser (-> Gefahr Labmagenverlagerung) und zu wenig Energie (-> Gefahr Ketose). Die Lösung dafür ist eine hohe Futteraufnahme, die beides einfacher macht. Das bedeutet bestes Grundfutter (nicht warm, keine Fehlgärungen usw.), häufiges Futteranschieben, genügend Fressplätze, genügend Tränken und auch schon in der Trockensteherzeit ein Hochhalten der Futteraufnahme.

Eine einfache Maßnahme ist auch der Energietrunk für die abgekalbten Kühe. Der liefert nicht nur Calcium für die Milchfieberprophylaxe sondern auch Energie und füllt vor allem nach der Kalbung das fehlende Volumen des Kalbs in der Kuh aus, dass der Labmagen auch unten bleibt (vgl. Post vom 18.01.2014). Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Milki Kuhtrank von Milkivit gemacht (Gruß am Karsten!); der ist recht schmackhaft, da säuft eine erstkalbende Kuh schonmal 50 Liter davon und wenn eine den gar nicht anrühren will habe ich den auch schon gedrencht.

Zur Diagnose der Labmagenverlagerung. Das Ziel muss es sein die Verlagerung möglichst schnell zu erkennen, denn dann sind die Heilungsaussichten am besten. Äußere Anzeichen sind die Teilnahmslosigkeit der Kuh, bisweilen ein nicht so schönes Fell und weniger Wiederkauen. Der Kot wird weniger und dunkler (sekundäre Ketose, siehe Post vom 12.08.2019) und die Milchleistung sinkt und pendelt sich zunächst bei so 15 kg Tagesleistung ein, dafür braucht es aber recht lange, dass man diesen Trend auch erkennen kann.
Der sichere Nachweis ist das Abhorchen des Pansens mit einem Stethoskop. Bei normaler Pansentätigkeit hört man deutlich pro Minute zwei Kontraktionen zur Durchmischung. Bei einer linksseitigen Labmagenverlagerung hört man nicht den Pansen, da der gasgefüllte Labmagen davor liegt. Wenn man dann dagegen schnippst hört man ein charakteristisches metallisch klingendes Echo ("Steel drum"). Man kann auch ermitteln wie weit der Labmagen nach oben gewandert ist. 
Teilweise kann man es auch an der Pansenfüllung in der Hungergrube erkennen, dass diese unförmig ist, wenn der Labmagen darin liegt. Zur Pansenfüllung und Hungergrube zwischen letztem Rippenbogen und Hüfthöcker muss ich auch mal einen extra Post mit Fotos zur Veranschaulichung schreiben.

Die Diagnose und auch Behandlung wird durch einen pendelnden Labmagen erschwert. Dies ist eine Labmagenverlagerung die nur zeitweise auftritt und sich zwischendrin wieder in Normalposition zurückverlagert oder auch zwischen links und rechts verlagert wechseln kann.

Einfachste Möglichkeit der Behandlung einer Labmagenverlagerung und erste Wahl bzw. erster Versuch bei leichten oder noch frühen Fällen ist das Wegdrechen (vgl. Post vom 10.05.2019). Die Kuh wird an mehreren Tagen hintereinander gedrencht, um die Pansentätigkeit anzuregen und den Labmagen zu "beschweren". 

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Sonntag, 10. November 2019

Labmagenverlagerung - Teil 1

Jetzt in der ersten Novemberhälfte ist traditionell nicht viel los und nur Alltagsbetrieb bevor die "Veranstaltungssaison" beginnt. Deshalb schreibe ich endich mal die Serie über die Labmagenverlagerung, die ich schon seit Ewigkeiten vor mir herschiebe.
Angefangen hat es bereits im Herbst 2016. Damals war Fabienne in der 8. Klasse und sollte ein Referat über ein mediziniches Thema halten. Sie schrieb mir deswegen, welches Thema sich denn aus dem Kuhbereich dafür eignen würde. Mir fiel eigentlich sofort die Labmagenverlagerung ein, einerseits eine recht bekannte Erkrankung und weil man das schön in die Abschnitte Anatomie mit den vier Mägen der Wiederkäuer, Ursachen, Prophylaxe und Therapie unterteilen kann. In der Mittagspause schrieb ich ihr eine E-Mail mit einem Entwurf in wenigen Stichworten. Später schickte ich ihr noch ein paar Fotos dazu. Fabienne bemühte sich sehr und bekam ganz souverän eine 1,0 auf das Referat.
Danach wollte ich das Thema auch noch mal im Kuhblog bringen, woraus aber bis nun heute nichts geworden war.

Die Wiederkäuer haben mit ihrem Vormagensystem insgesamt vier Mägen mit dem sie eigentlich unverdauliches faseriges Futter verwerten können. 
1. Pansen (Rumen) dem großen Gärbehälter in dem die Mikroben für die Faserverdauung leben.
2. Netzmagen (Reticulum), dem Schleudermagen mit dem das Futter zum Wiederkauen hochgewürgt wird.
3. Blättermagen (Omasum) in dem dem Futterbrei Wasser entzogen wird.
4. Labmagen (Abomasum) der dem "normalen" Magen der Nichtwiederkäuer entspricht bzw. bei den Kälbern die Milchverdauung stattfindet, quasi mit den Labenzymen die Milch verkäst wird.

Die Labmagenverlagerung wird mit LMV abgekürzt, umgangsprachlich wird von "Labmagen" gesprochen, was fachlich natürlich falsch ist, denn jedes Rind hat einen Labmagen und der ist in den seltesten Fällen verlagert. Der lateinische Begriff ist Dislocatio Abomasi; dafür reichen meine Lateinkenntnisse. Im Englischen wird meist mit der Abkürzung LDA - left displaced abomasum - gearbeitet; die seltenere RDA habe ich noch nie gelesen.

Normalerweise liegt der Labmagen leicht rechts ganz unten in der Bauchhöhle, bei der Verlagerung kann er sich nach meistens links oder seltener rechts verlagern. 
Ursache sind Verdauungsstörungen, vor allem bei zu viel leichtverdaulichen Kohlehydraten und zu wenig Faser läuft die Pansenverdauung nicht optimal und im Labmagen kann sich Gas ansammeln. Dieses Gas lässt den Labmagen wie ein Ballon im Körper der Kuh aufsteigen und sich verlagern. Problem dabei ist einmal die gestörte Verdauung, was die Versorgung der Kuh beeinträchtig und zu dem können am verlagerten Labmagen Blutgefässe etc. abgequetscht werden was die Folge hätte, dass der unbehandelt irgendwann abstirbt.

Theoretisch kann jedes Rind eine Labmagenverlagerung bekommen, einmal habe ich sogar eine bei einem vier Wochen alten Kalb erlebt. Am aller häufigsten ist es aber bei frischmelkenden Kühen nach der Kalbung, meist in der zweiten Woche, weil diese Kühe mit noch geringer Futteraufnahme am als erste zu wenig Faser für eine gute Pansentätigkeit. Die Häufigkeit ist sehr unterschiedlich, was vor allem an den Eigenschaften de Futters liegt, ob diese das Auftreten von Labmagenverlagerungen begünstigen oder fast schon ausschließen. Manche Beratungsfirmen geben an, dass man bei 3 % der gekalbten Kühen mit Labmagenverlagerungen rechnen müsste. Ich sehe das viel zu hoch gegriffen für den Durchschnitt; wenn es mal richtig "knallt" können es auch mal mehr sein, aber im Jahresschnitt würde ich eher 0,5 - 1,0 % angeben.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Dienstag, 5. November 2019

Zwischenfrüchte

Mal wieder was über das Drumherum zu den Kühen. Ich sage immer "in unserem Vorgarten" dazu: Die Flächen vor der Milchviehanlage die beiderseits der Straße liegen. Einmal die Wiese und auf der anderen Seite der Acker. Nach dem Winterroggen dieses Jahr kommt nächstes Jahr Mais dorthin und weil von der Ernte Anfang August bis zur Maisaussaat Anfang Mai ganze neun Monate Zeit ist kommt noch eine Zwischenfrucht dazwischen.

Zwischenfrüchte haben eine Reihe von Funktionen:
- Schutz vor Wasser- und Winderosion; könnte man meinen, dass das im flachen Brandenburg kein Problem ist, aber nach der Dürre 2018 hab ich auch einen ordentlichen Sandsturm erlebt (vgl. Post vom 22.09.2018)
- Unterdrückung von Unkraut
- Humusbildung
- Fixierung von Nährstoffen im Aufwuchs als Zwischenspeicherung für die Folgekultur
- Bindung von Luftstickstoff (Leguminosen)
- Humusbildung
- Lebensraum für Tiere, weil nach der Maisernte bis ins Frühjahr nicht mehr viel auf den Äckern steht
- aus politischen Gründen, weil Zwischenfrüchte über bestimmte Fristen angebaut mit dem Faktor 0,3 auf das "Greening" angerechnet werden können

Die Zwischenfrucht hat sich nach der Dürre jetzt beim ausreichenden Regen seit Ende September doch ganz gut entwickelt.
Es ist die Mischung TerraLife Rigol TR von DSV Saaten. Besondere Schwerpunkte der Mischung sind die Durchwurzelung und Lockerung des Bodens sowie die Fixierung von Phosphor.
Enthalten sind folgende Arten:
Öllein
Rauhafer
Sonnenblume
Phacelia (vgl. Post vom 09.10.2016)
Leindotter
Buchweizen
Sommerwicke
Alexandrinerklee
Abessinischer Kohl
Tiefenrettich (für die Lockerung)
Ramtillkraut

Zumindest davon erkannt habe ich Sonnenblume, Wicke, Hafer und "irgendwas mit Kohl":

Benjamin


 

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Besamerstammtisch - Teil 3

Früher hatten die Bezirke Potsdam, Frankfurt und Cottbus jeder drei Besamungsstationen. Heute gibt es in Brandenburg davon nur noch die Station in Schmergow. Und im Zeitalter der genomischen Selektion mit der sehr hohen Selektionsintensität kauft die RBB nur noch 25 - 30 Bullen pro Jahr an. So stand ein Teil der Station leer und wurde nun durch einen Neubau ersetzt, der im Frühjahr bezogen wurde.
Im Gegensatz zu den bisherigen Offenställen die quasi nur aus Dächern bestehen kann dieser Stall komplett geschlossen werden. Hintergrund sind im Sommer die ganzen Stechmücken von der nahen Havel und deren Bedeutung als Krankheitsüberträger. Und die Zertifizierung für Spermaexporte.
Im Stall stehen alle Bullen die gerade in Produktion sind, direkt an den Sprungraum (rechts im Bild) angrenzend müssen die Bullen nicht mehr durchs Freie geführt werden.

Die rechte Boxenreihe hat Ausläufe nach draußen, die linke nicht; dafür war nicht genügend Platz auf dem Grundstück. Im Vordergrund ist die große Wellnessbox mit Sandeinstreu für „Sonderfälle“, dass sich die Bullen mal richtig austoben können:

Benjamin


Montag, 28. Oktober 2019

Besamerstammtisch - Teil 2

Zum Schluss des Besamerstammtischs gab es noch zwei Vorträge über Fruchtbarkeit und Zucht.

Einmal Dr. Jung vom IFN Schönow zu aktuellen Forschungprojekten zur Fruchtbarkeit.
- Rastzeit. Die Verlängerung der Rastzeit bis zu ersten Besamung ist seit mehreren Jahren ein viel disktutiertes Thema, das auch in der Praxis immer mehr Zuspruch findet. Das IFN hat bei einem Betrieb in einem Projekt nebenher eine Untersuchung zur Rastzeit gemacht. Der Vergleich von 42 zu 120 Tagen freiwillige Wartezeit bis die Kuh zur Besamung zugelassen wurde. Der Erstbesamungserfolg lag bei 30 zu 41 % und in der 120 Tage-Variante gab es keine Fälle von embryonalem Frühtod. Für diesen Betrieb kam als Ergebnis heraus, dass die Kühe mit einer Wartezeit von 80 bis 110 Tagen mit 50 % den höchsten Erstbesamungserfolg hatten, das ist fast doppelt so hoch!
- Forschungen zum Einsatz von Milchsäurebakterien im Zeitraum nach der Kalbung als Probiotika gegen Gebärmutterentzündungen.
- Nutzbarmachung von Interferon τ als Marker für die Trächtigkeit im Blut. Mit diesem signalisiert der Embryo der Gebärmutter die erfolgte Befruchtung um sich dann einnisten zu können.
- Versuche mit Techniken zur Geburtsüberwachung (Moocall, Velphone usw.), womit die Totgeburtenrate auf 0 % gesenkt werden konnte.
- Versuche zum Spermahandling beim Besamen und dem Einfluss dadurch auf die Befruchtungsfähigkeit. Einmal wie weit die anderen Portionen bei der Entnahme mit aus dem Stickstoffbehälter gezogen werden und zweitens wie lange es dauert bis die Portion ins Auftaugerät kommt. Hintergrund dabei ist die Lagerung im flüssigen Stickstoff bei - 196 °C, durch die dünnen Pailetten wird schnell eine von - 120 C erreicht, wo Umkristallisationen stattfinden, die die Spermien beschädigen. Wird umgehend aufgetaut, wird dieser Bereich quasi übersprungen.

Danach noch von Hrn. Dalle vom RBB über Aktuelles aus der Zucht.
Im August hat das VIT den Kälbergesundheis-Zuchtwert RZKälberfit gestartet. Dieser berechnet sich aus der Überlebensrate der Kälber des Bullen vom 3. bis 458. Lebenstag (= 15 Monate). Unter 3 Tagen zählt zu Totgeburten. Dieser Zeitraum wird in 5 gleich gewichtete Abschnitte 3 - 14, 15 - 60, 61 - 120, 121 - 200 und 201 - 458 Tage unterteilt. Ein RZKälberfit von 100 entspricht 93% überlebende Kälber, die Standardabweichung von 12 Pkt. sind 3 %. Der RZKälberfit korreliert mit fast allen anderen Zuchwerten leicht positiv bis auf das Exterieur. Das hat genau wie bei den Gesundheitszuchtwerten der Kühe einen negativen Einfluss.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Besamerstammtisch - Teil 1

Weiter geht es mit dem Programm von letzter Woche. Am Donnerstag war ich auf dem Besamer-Stammtisch der RBB in Schmergow bzw. Groß Kreutz. Ich war tatsächlich zum ersten Mal dort, weil die Anmeldung geht nur mit der Einladung, die all die Jahre in der Verwaltung hängen blieb. Dieses Jahr war ich aber dabei, wieder einmal ein "Familientreffen" der brandenburger Milchrindzüchter. Es richtet sich nicht ausschließlich an Besamer sondern ist allgemein über die praktische Zucht.

Auf der Besamungsstation in Schmergow wurde ein Teil der aktuellen Bullen vorgeführt. Wegen der hohen Standards der Biosicherheit darf man nicht in den inneren Bereich der Station (Schwarz-Weiß-Prinzip). Daher werden die Bullen aus dem Stall geholt und am Zaun entlang geführt, wo die Zuschauer außerhalb sitzen bzw. stehen. Waren insgesamt 13 Bullen, als typisch Brandenburger Rassen jeweils ein Uckermärker und ein DSN (Deutsches schwarzbuntes Niederrungsrind) und die anderen 11 Deutsche Holsteins verschiedener Altersklassen, von töchtergeprüften bis zu den jüngsten genomischen Jungbullen. Wenn ich es mir richtig behalten haben sind aktuell 12 % vom Spermaabsatz Fleischrinder, 7 % gesext und 26 % hornlose Bullen.

Bei den genomischen Bullen war Miko (Milord x Mr.Max) dabei, ziemlich genau 2 Jahre alt. Den kenne ich aus dem Testeinsatz. Im Rahmen des Testherdenprogramms (RBBplus, siehe auch Post vom 13.02.2016) wird mit den neusten genomischen Bullen als erstes in den Testherden besamt um dort die ersten Töchter in der umfassenden Datenerfassung für die Zuchtwertschätzung zu haben. Von den jährlich 25 bis 30 neuen Bullen bekommt aber nicht jeder Testherdenbetrieb Sperma von allen sondern die werden zufällig verteilt, die Anzahl richtet sich nach der Herdengröße. Zudem ist Miko ein gebürtiger Brandeburger, aus der Prignitz stammend, von der Agrargenossenschaft Karstädt:



















Zum Schluss als letzter Bullen mit dem Team der Station Freemax (Imax x Modesty), mit 16 Monaten einer der jüngsten und kleinsten der Bullen. Freemax ist zur Zeit der beste Bulle in Brandenburg, der zweitbeste in Deutschland und der drittbeste weltweit:


















Anschließend gab es in der Auktionshalle in Groß Kreutz die Nachzuchten von drei Bullen zu sehen. Von diesen Bullen haben gerade die ersten Töchter zum ersten Mal gekalbt und bis zur nächsten Zuchtwertschätzung im Dezember werden sie dann die Anzahl von 80 Töchtern in Milch überschreiten und ihren ersten töchterbasierten Zuchtwert erhalten. Töchtergruppe des Bullen Kaluscho, den ich auch aus dem Testeinsatz kenne (Ende 2016):

Fortsetzung folgt!

Benjamin