Dienstag, 28. Mai 2019

Testherdentagung 2019 - Teil 1

Letzte Woche war ich auf der diesjährigen Testherdentagung der RBB. Als Jubiläum 10 Jahre RBBplus Testherdenprogramm und die Tagung erstmals außerhalb Brandenburgs. Und zwar in Bremerhaven aufgrund der Nähe zur ET-Station in Nückel, die besichtigt wurde (dazu mehr in einem späteren Post!).
Neben den Besichtigungen gab es wie immer den Tagungsteil mit den Fachvorträgen, auch wenn diesmal von etwas geringerem Umfang.

Hr. Dalle von der RBB stellte das Aktuellste aus dem Zuchtprogramm vor.
Brandenburg hat vorzeitig seinen Anteil am KuhVisions-Projekt erfüllt mit 20.000 typisierten weiblichen Rinder wovon 6.500 mehr als ein halbes Jahr in Milch sind und entsprechend Daten geliefert haben. KuhVision läuft Ende Juni nach drei Jahren aus, wird aber verlängert, weil nun die Datenerfassung für die Zuchtwertschätzung in großem Stil routinemäßig läuft.
Weiter geht es auch mit der Herdentypisierung, die nun günstiger angeboten werden kann, da mittlerweile in großem Stil läuft (hohe fünfstellige Anzahl pro Jahr). Wo genau die momentanen Kosten für die Typisierung liegen weiß ich nicht, dürfte zwischen 20 und 30 € sein. Mit der dadurch möglichen genaueren Anpaarung und der besseren Selektionsmöglichkeiten (Gesundheit, Lebensdauer, Leistung etc.) armortisiert sich das schon in der ersten Laktation.

Zweiter Vortrag war von Dr. Rensing vom VIT über die Gesundheitszuchtwerte, vor allem aus statistischer Sicht. 
Die Stoffwechselkrankheiten (RZMetabol) haben nur 10 % Anteil am RZGesund weil die Erblichkeiten gering sind und die Datengrundlage nicht so umfangreich im Promille/niedrigen Prozent-Bereich.
Die Gesundheitszuchtwerte gibt es genomisch für die typisierten Tiere, aber nur wenige töchtergeprüfte für Bullen. Wenn einmal der genomische Zuchtwert entwickelt ist kann er auf alle Tiere der Rasse angewandt werden, für töchterbasierte Zuchtwerte braucht es aber die erfassten Gesundheitsdaten der Töchter der Bullen. Und diese Gesundheitsdatenerfassung fand bis zum Start von KuhVision nur in den Testherden von RBB und RinderAllianz in nennenswertem Umfang statt. 

Die genomischen Gesundheitszuchtwerte erreichen eine Sicherheit von 47 %; knapp die Hälfte der Ausprägung kann der Zuchtwert vorhersagen. Da das VIT aber seit rund 20 Jahren im Rahmen der Milchleistungsprüfung die Abgangsursachen von über 10 Millionen Kühen als "harte" Gesundheitsdaten erfasst hat - nur auf Vorrat ohne expliziten Verwendungszweck - konnten diese mit einbezogen und die Sicherheit der Zuchtwertschätzung auf 57 % gesteigert werden.

Zusammenhänge zwischen den Zuchtwerte sind immer interessant. So korrelieren die einzelnen Zuchtwerte des RZGesund untereinander, auch positiv zu allen "klassischen" Zuchtwerten. Die einzigen Ausnahmen sind die Milchleistung zum RZEuterfit, genau 0 Korrelation. Sowie eine negative Korrelation des RZGesund zu den Exterieurkomplexen Typ und Körper. Die deutliche Aussage dazu "Die Zucht auf den kanadischen Typ ist gesundheitsbedingt nicht förderich." Was sich auch mit meiner Erfahrung deckt, dass die großen, scharfen Kühe mehr Probleme haben/machen.

Dann noch ein internationaler Vergleich zu Gesundheitszuchtwerten. Da hat man in Deutschland recht spät damit angefangen, hat die aber nun flächendeckend eingeführt und kommt mit großen Zuwachsraten in der Datenerfassung voran. Einzig vergleichbar sind die Niederlande, die wegen ihrer kleinen Population nicht so schnell sind, aber im Bereich der Klauengesundheit besser aufgestellt sind, da die Verbindung mit den Klauenpfleger zur Datenerfassung besser funktioniert.

Grob zusammengefasst: Auf Gesundheit züchten und alles andere kommt dann von alleine.

Fortsetzung folgt!

Dienstag, 21. Mai 2019

200.000 Leser - Teil 2

Aus den aktuellen Statistiken des Kuhblogs.

Seit dem 1000. Post (siehe Post vom 19.11.2018) hat sich in der Allzeit-Bestenliste der beliebtesten Post nicht viel getan, die Reihenfolge ist weiterhin die gleiche:
1. Mit noch größerem Abstand ist weiterhin der Post über die Kompakt-TMR der Beliebteste (Post vom 16.08.2018).
2. Der Post über das letzt Pegelmessen der Bewässerungssaison 2014 (Post vom 12.12.2014).
3. Der erste Post über das Agrident-Transponderlesegerät (Post vom 02.01.2017).
4. Über die Gerstenernte 2016 in Sichtweite der Pinnower Anlage (Post vom 08.07.2016).
5. Wie ich mit der Boberower Herde erstmals über den Brandenburger Durchschnitt gekommen bin (Post vom 02.10.2014).

Und auch wieder beliebte Suchbegriffe über die Leser zum Kuhblog gekommen sind und welchen Post ich sie zuordnen konnte. Immer wieder erstaunlich nach was die Leute im Internet so alles suchen.
- Natürlich alle möglichen Schreibweisen von Benjamins Kuhblog, Kuhblock usw., die den Großteil der Suchbegriffe ausmachen.
- Besamer. Wie Gerd Gisela besamt hat (Post vom 11.01.2017)
- Dazu passend Besamungshandschuh. Kommt auch ab und zu vor, darüber hatte ich schon mal geschrieben (Post vom 25.12.2015).
- Wieviel frisst eine Kuh am Tag. Wie wir in Pinnow mal die Trockenmasseaufnahme bestimmten (Post vom 10.12.2015).
- MTS 82 Typenschild. Habe ich auch ein Foto davon im Kuhblog im Angebot und zwar in der Überbleibselserie zu 25 Jahre Deutscher Einheit (Post vom 26.11.2015).
- DeLaval MM15 Waage. Das Milchmengenmessgerät wie es in den Boberower Melkständen verbaut ist und früher auch im alten Pinnower Melkkarussell. (Post vom 24.12.2015).
- Und in diesem Frühjahr im Gegensatz zu den ganzen Vorjahren: Webcam Rapsfelder. Extra dafür gab es vor vier Jahren eine ganze Serie: Die Raps-Webcam. Die wichtigsten Posts davon mit blühendem Raps: 24.04.2015, 29.04.2015, 03.05.2015, 08.05.2015 und 17.05.2015.

Benjamin

Samstag, 18. Mai 2019

200.000 Leser - Teil 1

Jetzt gibt es wieder ein Jubiläum für den Kuhblog!

Und zwar hatte gestern Abend der Kuhblog seinen 200.000. Leser.

Seit dem Start Ende Juni 2013 sind es jetzt 1064 Posts und jede Woche knapp 1.000 Leser.

Im nächsten Post werde ich dann mal wieder was über die aktuellen Statistiken vom Kuhblog schreiben.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Donnerstag, 16. Mai 2019

Drenchen - Teil 3

Zum Ablauf des Drenchens.
Zuerst muss die Drenchsonde in die Kuh rein; ich stehe dabei meist frontal vor der Kuh, seltener - bei eher Unkooperativen - daneben und den Kopf in den Arm genommen.
Dann greift man seitlich ins Maul, ganz wichtig zwischen den Eck- und Backenzähnen um nicht gebissen zu werden. Da kann man das Maul ein Stück weit öffnen um das Beißschutzrohr reinzuschieben, dabei ist drauf zu achten, dass es genau mittig liegt und nicht zwischen den Zähnen festklemmt. Dann die Nasenklammer einhaken was mitunter bisschen Fummelarbeit sein kann bis die richtig sitzt. Jetzt kann der eigentliche Schlauch eingeschoben werden, wobei die Kuh meistens mit schluckt. 
Durch Horchen am Schlauchende ob man es Blubbern hört und am Geruch - der charakteristisch ist - des ausströmenden Gases kann man sicher gehen, dass die Sonde im Pansen und nicht in der Lunge liegt.
Noch den Schlauch an die Pumpe anschließen und das eigentliche Drenchen kann beginnen.
Zuerst mache ich 10 l klares Wasser, auch nochmal zur Sicherheit wenn es doch in die Lunge gehen sollte. Dann 20 l mit den Drenchmitteln und zum Schluss noch mal 10 l klares Wasser zum Nachspülen/Durchspülen der Pumpe.
Wenn alles gedrencht ist mit der Pumpe Luft nach drücken und den Schlauch hochhalten, dass möglichst alles noch in den Pansen fließt. Den Schlauch dann schnell rausziehen, dass nichts eingeatmet wird.


Kuh bereit zum Drenchen. Das ist das Drenchbesteck von Dr. Pieper ohne Beissschutzrohr das wie ein Kälberdrencher direkt eingeschoben wird. Der Drencher ist eigentlich in Boberow, aber da gerade die Pumpenmembran vom Drenchmate in Pinnow kaputt war hatte ich den in meinem Kuhauto liegen um immer einen funktionsfähigen Drencher dabei zu haben. An der Speichelbildung sieht man, dass die Kuh kaut und schluckt, was das Drenchen erleichtert und rein physiologisch dem Saufen nahe kommt:



















Jeff beim Drenchen mit der Edelstahlpumpe. Das Drenchen hat er bei uns in Brandenburg kennen gelernt und routiniert gemacht.  Der Drenchmate hatte zwischenzeitlich von der Werkstatt eine neue Membran bekommen (für 80 €...), die war aber nach drei Kühen verzogen und funktionierte wieder nicht. Daher mit der unbeliebten Edelstahlpumpe, wo so 30 Sek. nach dem Foto wieder der Griff abriss: 

Benjamin

















Montag, 13. Mai 2019

Drenchen - Teil 2

Zur Ausrüstung für das Drenchen: Es wird ein Drencher benötigt, mit dem man dann bis in den Pansen kommt.
Hier meine kleine Marktübersicht und meine Erfahrungen dazu.

Das erste Modell mit dem ich gearbeitet habe ist ein Drencher aus Edelstahl (von Wahl für 300 €), eine Hubkolbenpumpe, an die der Drenchschlauch angeschlossen wird. Dass die Kuh den Schlauch während des Drenchens nicht kaputtbeißt gibt es ein Beißschutzrohr das bis in den Rachen reicht und mit einer Nasenklammer in den Nasenlöchern "eingehakt" wird. Mit dem Drencher waren wir überhaupt nicht zufrieden, weil extrem schwergängig bzw. ständig mit Silikonöl gangbar zu halten und dann ist mehrfach oben der Griff abgerissen, wobei man jedes Mal nass wird. Daher wurden dann die beiden anderen Drencher angeschafft:




 






















Das schnellste Modell ist der Drench-Mate aus Wisconsin. Gibt es bei Wahl für 440 €. Der hat einen integrierten Eimer und eine Membranpumpe. Am Schlauch ist eine rote Markierung, wenn die vorne am Beißschutzrohr angekommen ist muss man im Pansen sein, weil die Lunge nicht so tief reicht. Dann kann der Schlauch mit einem Klemmverschluss am Rohr fixiert werden, dass er nicht zurückrutscht. Das Pumpen geht sehr leicht, man muss bloß zum Schluss den Eimer etwas schräg halten. Dieses "entspannte" Pumpen ist der große Vorteil. Nachteile sind die schlechte Verarbeitungsqualität (amerikanisch halt), die umständliche Reinigung, Restmengen im Schlauch wenn man ihn wieder aus der Kuh zieht und das Beißschutzrohr aus Kunststoff das selber verbissen wird und mit der Zeit scharfkantige Spuren hat:




 

Und das beste Modell mit dem ich bisher gearbeitet habe: Das Drenchbesteck von Dr. Pieper (350 €). Es hat keinen Kunststoffschlauch mit einem Beißschutzrohr sondern einen gepanzerten. Am vorderen Ende sitzt eine schwere  Olive, die verhindern soll dass es in die Luftröhre geht und sich auch gut reinschieben lässt. Statt dem starren Rohr ist es mit der biegbaren Sonde leichter das Maul der Kuh zu treffen, wenn sie nicht brav stillhält, man muss nur die Olive in die Backentasche bekommen. Besonders bei den beengten Platzverhältnissen in Boberow mit gerade einmal 1,1 m zwischen Fressgitter und der Wand ist das von Vorteil. Mit einem Schnellverschluss wird ein weicher Gummischlauch angeschlossen, der zur Pumpe geht. Das ist ebenfalls eine Hubkolbenpumpe, Hubvolumen ungefähr 0,5 l.
Vorteile ist die gute Handhabung, dazu flexibel, so kann man zuerst sicherheitshalber mit klarem Wasser anfangen und zum Schluss mit klarem Wasser aufhören und schon mal damit die Pumpe durchspülen. Entsprechend einfach ist die Reinigung. Beim anderen Drencher kam das irgendwie nicht zum Tragen, weil das alles viel zu schwer ging. 

Einziger Nachteil ist hier das Pumpen, das zwar recht leicht geht, aber dauert; wenn man morgens 3 Kühe mit jeweils 40 Liter gedrencht hat weiß man was man getan hat:










 
















Von Holm&Laue gibt es eine Drenchsonde für an das Milchtaxi, mit der habe ich noch keine Erfahrungen gemacht. Das ist dann auf Knopfdruck elektrisch ohne jede Kraftanstrengung. Aber dürfte ein größerer Reinigungsaufwand sein wenn man es nicht in die tägliche Tränkereihenfolge integriert bekommt.

Und natürlich gibt es noch von anderen Herstellern Drencher.



Fortsetzung folgt!

Benjamin

Freitag, 10. Mai 2019

Drenchen - Teil 1

Schon vor über einem Jahr war ich auf „Drenchlehrgang“ in Stüdenitz gewesen (siehe Post vom 22.04.2018). Mit der Entwicklung seitdem wird es jetzt mal Zeit für die Drench-Serie hier im Kuhblog.

Ich hatte auch vorher schon Kühe gedrencht, es aber dann konsequent angegangen, die passende Ausrüstung angeschafft (dazu mehr im nächsten Post) und Arbeitsroutinen eingeführt. Mittlerweile ist es eines meiner „Hobbies“ in Stall - lieber einmal mehr gedrencht als nicht.

Technisch gesehen ist es eine Magensonde in Kuh-Kaliber die bis in den Pansen reicht. Wo anders kommt man damit auch nicht hin; in die Luftröhre vielleicht, die Bronchien sind dann zu eng (siehe Post vom 18.02.2019).
Im Pansen ist die flüssige Phase mit hauptsächlich Wasser und darin die Fermentation, in der die Pansenmikroben das schwer verdauliche Futter zersetzen. Da schwimmen Unmengen Mikroben, Futter, Abbauprodukte dessen und Mineralien umher. Beim Drenchen wird in die Zusammensetzung eingegriffen wenn der ganze Prozess nicht rund läuft, z.B.:
- Ketose, Energiemangel, bei dem die Kuh zu wenig frisst (kommt nochmal ein separater Post dazu)
- Acidose, der Pansen übersäuert ist und die dadurch geschwächten Mikroben zersetzen das Futter nicht mehr richtig
- Verdauungsstörungen, bei denen sich der Panseninhalt nicht mehr richtig durchmischt.

Dazu eine Skizze zur Funktionsweise:




















Unser Standardpräparat zum Drenchen war als Digestasin Pansenstimulans, das Puffersubstanzen, Kräuterextrakte und Hefen enthält. Das Zeug ist aber recht teuer, um die 7 € pro 200 g-Beutel der für eine Kuh reicht, in 20 bis 40 Liter aufgelöst.

Daher die Suche nach günstigeren Mittel, wenn öfter gedrencht wird.
Mein „entwickelter“ Standard-Mix für 40 Liter.
- 250 g Josera DairyPilot (siehe auch Post vom 14.12.2018). Von der Zusammensetzung ähnlich dem Digestasin, aber nicht so hoch konzentriert. Kostet rund 1 €/kg.
- 750 g Milkivit Milki Kuhtrank. Der ganz normale Kuhtrank für nach der Kalbung bringt auch beim Drenchen schnell Mineralien und Energie.
- 300 ml Schaumann Tirsana BSK. Eine Mischung aus Propylengykol und Glycerin als Energieträger.

Daneben aber auch noch ab und zu für spezielle Fälle explizite Drench-Präparate, z.B. mit Glaubersalz gegen Durchfall.

Und es gibt auch noch einige Anwendungen des Drenchens die mit der Verdauung nichts zu tun haben:
Drenchen von Kuhtrank. Im seltenen Fall wenn die Kuh nach der Kalbung gar nichts saufen will.
Bei akuter Mastitis mit E. Coli klares Wasser zur Abkühlung des hohen Fiebers und durch die große Wassermenge (bis zu 80 Liter) zur Ausschwemmung der Toxine.



Fortsetzung folgt!


Benjamin

Dienstag, 7. Mai 2019

Über Hitzestress

Noch den zweiten Teil über das Praxisseminar des RBB zum Thema Hitzestress.

Zur Einführung gleich die Zahlen des RBB, das bei der Hitze im letzten Jahr quer durch Brandenburg bei den Kühen die Fruchtbarkeit schlechter war.

1. Vortrag war von Hrn. Tober von der Landesforschungsanstalt Meckelenburg-Vorpommern. War der gleiche Vortrag, wie er ihn auch auf dem Milchrindtag in Güstrow gehalten hat (vgl. Post vom 23.03.2019).
Bei Hitze erhöhen die Kühe erstmal ihre Körpertemperatur und wenn das nicht mehr reicht fressen sie weniger, um die Wärmeproduktion im Pansen zu reduzieren.
Es gibt eine untere und obere kritische Temperatur, im Bereich daszwischen müssen die Kühe keine Energie aufwenden um ihre Körpertemperatur zu halten. Die Grenzen sind stark leistungsabhängig, weil mit steigender Stoffwechselleistung der Pansen mehr Wärme produziert.
Die obere Grenze sind 24 °C und sinkt pro 10 kg Milchleistung um 4 °C.
Die untere Grenze sind 0 °C und sinkt pro 10 kg Milchleistung um 8 °C.
Daraus ergibt sich ein nur schmales Band von 4 - 5 °C für die theoretische Optimaltemperatur für Kühe aller Leistungsklassen.
Und es passt auch dazu, dass in dem Versuch in Dummerstorf bei einer durchschnittlichen Herdenleistung von 41 Liter zwischen 7 und 8 °C begann die Körpertemperatur zu steigen, ab 9 °C erhöhte sich schon die Herzfrequenz.

Die Empfehlung ist daraus folgend automatisch temperaturgesteuerte Lüfter, die ab 10 °C, besser sogar ab 5 °C beginnen die Kühe zu kühlen.

Dazu noch ein Foto von meinem "Bürothermometer", weil für den Stall das gänzlich ungeeignet ist. 20 °C als obere Grenze für Milchkühe entspricht 10 kg Milchleistung, für den Herdendurchschnitt ist das auf dem Niveau der 1960er. Also doch ziemlich veraltet. Bei allen anderen dürfte es halbwegs passen, weil die keinen Pansen haben bzw. bei den Kälbern erst noch beginnt solch große Wärmemengen zu produzieren:




 























2. Vortrag war von Hrn. Beyer vom IFN Schönow über Auswirkungen des Hitzestress auf die Fruchtbarkeit. Bei Hitze gehen alle Fruchtbarkeitskennzahlen um 20 - 30 % zurück. Einmal sind die ganzen Geschlechtsorgane überhitzt und die dortigen Prozesse laufen nicht mehr optimal ab und als Zweites durch die verringerte Futteraufnahme herrscht Energiemangel, der auch die Hormonbildung beeinträchtigt.
Zudem führt Hitzestress bei der Kalbung zu mehr Totgeburten und Nachgeburtsverhaltungen.

Zur Forschungsarbeit des IFN, dass es momentan Ansätze gibt die Körpertemperatur der Besamungsbullen auf den Stationen mit Thermometerboli im Pansen zu überwachen.

3. Vortrag von Hrn. Taschitzki von der Firma Cowkühlerz aus den USA über technische Möglichkeiten zur Kühlung von Kühen.
Das System der Firma sind Lüfter mit variabler Drehzahl, die bei 10 °C beginnen zu drehen und ihre Maximalleistung bei 21 °C erreichen, darüber wird dann zusätzlich mit feinzerstäubenden Wasserdüsen im Luftstrahl zusätzlich gekühlt. Dass die Kühe und die Liegeboxen nicht klatschnass werden. Die in den USA üblichen Sprinklerdüsen (oben im Banner vom Kuhblog das Rohr oberhalb der Fressgitter) hätten einen Durchfluss von 30 Liter (!) in der Minute und das würde in Deutschland schon alleine wegen der Güllemengen problematisch.

Als Empfehlung für den Einsatz von Lüftern:
1) im Vorwartehof. Eine Kuh hat eine Heizleistung von 1.500 Watt. Und im Vorwartehof stehen sie dicht an dicht und heizen sich gegenseitig auf, sodass es schon im Februar und März zu Hitzestress kommt. Die Körpertemperatur braucht nach dem Melken 4 h bis sie auf das normale Niveau abgesunken ist. Im Pinnower Vorwartehof stehen im Durchschnitt 150 Kühe über eine Dauer von 3 h pro Melkzeit (die Gruppen nacheinander), das sind mehrere 100 kWh Heizenergie. 

2) Die Trockensteher wegen des großen Einfluss auf einen erfolgreichen Start in die nächste Laktation (kein Einbrechen der Futteraufnahme) und auch die  Vitalität der Kälber.
3) die Liegenboxen der melkenden Kühe.
4) der Fressbereich wäre in Deutschland nicht nötig, weil es keine 24h-Kühlung bräuchte.

Zusammengefasst eine sehr interessante Veranstaltung, die deutlich gemacht hat wo es ordentlich Potenzial gibt. Bisher war es immer nur das Hoffen, dass es nicht ganz so heiß wird und der Stall über Nacht etwas abkühlt.

Benjamin

Freitag, 3. Mai 2019

Nach Brunne

Letzte Woche war ich auf dem diesjährigen Praxisseminar der RBB. Gastgebender Betrieb war die Agrargenossenschaft Ländchen Bellin eG mit der Milchviehanlage in Brunne. 
Die Milchviehherde ist von der Größe und Leistung typisch für Brandenburg, auch die Unterbringung in zwei Ställen vom Typ L203 (vgl. Post vom 09.01.2017), die aber vor zehn Jahren jeweils mit einer Anschleppung verbreitert und zu Doppel-2-Reihern mit gegenständigen Liegeboxen umgebaut wurden; also für diese alten Ställe recht viel Platz bieten. Dazwischen das Melkhaus mit zwei Doppel-6er-Fischgrätenmelkständen von DeLaval nebeneinander, genau wie in Boberow (vgl. Post vom 18.11.2014) und wie es Anfang der 1990er modern war.
Das Jungvieh wird auf der Jungrinderanlage im benachtbarten Lentzke aufgezogen.
Nicht ganz so typisch für den brandenbuger Durchschnittsmilchviehbetrieb ist die Teilnahme am Testherdenprogramm RBBplus und der Herdentypisierung KuhVision und als kleines Detail das mir auffiel die Maxi-Ohrmarken bei den weiblichen Kälbern, bei denen eine der Ohrmarken zwecks besserer Lesbarkeit eine größere Vorderseite hat.

Wiederum typisch für Brandenburg ist die Mutterkuhhaltung mit Uckermärkern bzw. einem Teil Fleckvieh in Verdrängungszucht zu Uckermärkern.

Der Betrieb liegt am Rande des Rhinluchs, einem Nierdermoorgebiet, was entsprechende Auswirkungen auf den Pflanzenbau hat. Einmal wird wegen den niedrigem Ertrag im dortigen extensiven Grünland recht viel Futterbau (Luzerne, Ackergras, Grünroggen) betrieben. Zum anderen hat es mit dem Wasser Vor- wie auch Nachteile. Bei den hohen Niederschlägen 2017 gab es arge Probleme mit Überschwemmungen, dafür gab es gute Maiserträge auf den mineralischen Böden. Dort gab es dann aber 2018 bei der Dürre große Ertragsaufälle, wo die organischen Böden gut zu bewirtschaften waren.

Weitere Informationen unter: www.ag-lentzke.de

Fortsetzung folgt!

Benjamin