Dienstag, 22. Dezember 2020

Online-Seminar - Teil 2

Der dritte Vortrag beim Online-Seminar am letzten Donnerstag war von Dr. Fasching von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein über Sensortechnik. Ihn hatte ich schon mal beim Praxisseminar vor drei Jahren gehört (siehe auch Post vom 30.03.2018).

Es ging um den Einsatz von Allflex SenseHub und Smaxtec bei Milchkühen. SenseHub ist die Weiterentwicklung von Heatime, nachdem Allflex vor zwei Jahren SCR übernommen hat. Smaxtec mit ihren Pansenboli wurde hauptsächlich in Raumberg-Gumpenstein entwickelt und später mit einer ausgegründeten Firma vermarktet. 

Ich kenne es seit 2011 aus dem Studienfach Precision Livestock Farming - also das was man heute eingedeutscht als Landwirtschaft 4.0 bezeichnet. Es war da gerade am Übergang von der Forschungsebene zum praktischen Einsatz. Dass man den Pansen-pH-Wert in Echtzeit und kabellos in der Kuh messen kann. Damals war der begrenzende Faktor die Batterielaufzeit von 3 Monaten. Heute wären es 4 Jahre. Dafür habe ich mal nachrecherchiert. Der eigentliche Bolus (Smaxtec Classic) hat gar keine pH-Messung mehr sondern "nur" Aktivitäts-, Wiederkau- und Temperaturmessung. Daher sind dann auch 4 Jahre Batterielaufzeit möglich und danach könnte man noch einen zweiten Bolus ersatzweise eingeben. Mit dann zusammen 8 Jahren kriegt man so 98 % der Kühe abgedeckt.
Bei den Bauern kam natürlich die Frage der Wiederverwendbarkeit auf. Ein Halsband kann man schnell einer anderen Kuh ummachen oder eine abgeschnittene Transponderohrmarke mit einem neuen Dorn versehen. Die Boli sind aber nicht mehr zu verwenden; im Schlachthof wird der Panseninhalt durchgesiebt, um Magnete, Fremdkörper usw. zu entfernen bevor der in die Biogasanlage wandert und die Smaxtec-Boli gehen in den Elektroschrott.
 
Nach den Ergebnissen zeigt die Wiederkaumessung Gesundheitsprobleme deutlich früher an als die Temperaturmessung. Die Funktion der Abkalbemeldung beruht darauf, dass der Verlauf der Körpertemperatur vor einer Kalbung langsam ansteigt und 36 Stunden vor der Geburt rapide und deutlich (so 1 Grad) abfällt.

Als Praxisbeispiel gab es die Erfahrungen aus Neißetal, wo das Smaxtec im Einsatz ist. Dazu Screenshots mit den einzelnen Verläufen und die Krankengeschichte der Kühe wurde erläutert.
Eine Beispielkuh hatte eine Euterenzündung und drei Fieberalarme und dazwischen Normaltemperatur, damit wäre sie über normales Fiebermessen als Momentaufnahme wahrscheinlich nicht aufgefallen und erst später auf dem Melkkarussell. 
Da stellt sich die Frage dann, ob mit solcher Technik das klassische Fiebermessen (siehe auch Post vom 03.09.2016) noch Sinn macht.
Weitere Erfahrungen:
Die Brunsterkennung funktioniert sehr gut.
Die Geburtserkennung funktioniert auch, mit teilweise sehr genauen Meldungen.
Die Temperaturangabe muss man einschätzen lernen.
Insgesamt bietet es einen besseren Überblick über die Herde, aber es muss im alltäglichen Betrieb eingesetzt werden.
 
Für Smaxtec ist der Ausblick in Zukunft erstmal im "Modelljahr" 2021, wo es die Überwachung der Wiederkautätigkeit auf Gruppenebene gibt, wo vom Einzeltier auf dei Gruppe gegangen wird z.B. für Auswirkungen von Rationsveränderungen erkennen zu können.
Außerdem wird sich damit beschäftigt Daten aus der Pansenmotorik nutzbar zu machen. Dabei gibt es den A-Zylus, an dem der Netzmagen mit beteiligt ist und den B-Zyklus bei dem nur der Pansen tätig ist. Beim Abhören mit dem Stethoskop kann man die beiden nicht unterscheiden - da hört man in beiden Fällen das Rumpeln. Der Bolus im Pansen könnte sie aber unterscheiden. Wenn sich das anteilige Verhältnis der beiden Zyklen verschiebt kann es z.B. ein Signal für Verdauungsstörungen sein.
 
Fortsetzung folgt!

Benjamin

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