Samstag, 27. April 2019

Rohrschwingel

Heute geht es im Kuhblog um Kuhfutter - und zwar um Rohrschwingel.

Erstmals sah ich Rohrschwingel als Ackergras 2015, als südlich von Boberow ein halber Acker damit angesät war, die andere Hälfte war Welsches Weidelgras, die mit Abstand verbreiteste Gräserart im Ackerfutterbau. Bei der üblichen  Vorsommertrockenheit in der Prignitz sah man nach dem zweiten Schnitt auf den ersten Blick die Unterschiede durch die tiefer reichenden Wurzeln des Rohrschwingels.

Und auch bei der extremen Trockenheit des letzten und jetzt auch wieder diesen Jahres zeigt sich der Rohrschwingel in einer verhältnismäßig guten Verfassung.
Die Mischung ist Greenstar Struktur II von Barenbrug aus den Niederlanden, die von Schaumann vertrieben wird. Darin sind drei verschiedene Rohrschwingelsorten enthalten. Die Vorteile von Rohrschwingel sind neben der besseren Trockentoleranz die Inhaltsstoffe: Im Vergleich zu Welschem Weidelgras mehr Faser und vor allem mehr Eiweiß, aber weniger Energie. Wobei die hohen Energiegehalte beim Weidelgras vom vielen Zucker kommen und hohe Restzuckergehalte das Nacherwärmungsrisiko am Silo erhöhen können. Beim Bestreben aus Kostengründen grundfutterlastig zu füttern ist die Kombination aus Mais (Stärke -> Energie) und Rohrschwingel (Eiweiß und Struktur) für mich sehr sinnvoll. 

Noch besser wäre Luzerne, was aber nicht auf allen Standorten funktioniert.

Dieser Tage wurde der erste Schnitt gehäckselt. Der Bestand sah gut aus, sieht man auch am Glanz, was ein Merkmal der wertvollen Futtergräser ist. Die Wuchshöhe betrug aber nur 20 - 25 cm, mit der Faustformel 1 cm = 1 dt/ha Trockenmasse waren es grob geschätzt 1,5 t Trockenmasse bzw. so 4 t angewelkt Ertrag pro Hektar gewesen:

Benjamin


 

Montag, 22. April 2019

Wieder nach Iden - Teil 2

Beim Tag des Milchviehhalters ging es mit zwei Vorträgen nach der Mittagspause weiter:
4. Fr. Denißen von der Landwirtschaftskammer NRW über einen Versuch zur Nass-TMR auf Haus Riswick. Angelehnt an die Komapkt-TMR nach Kristensen aus Dänemark, aber ohne das lange Einweichen und das Zermusen, weil die Annahme, dass die Kühe keine Struktur sondern nur Faser brauchen sehr gewagt ist. Daher eine normale TMR mit Wasser versetzt, wie ich auch schon dazu  experimentiert habe (siehe Post vom 16.08.2018) Im Gegensatz zu meinen Versuchen wurde aus technologischen Gründen (Vertikalschneckenmischer) das Wasser zum Schluss hinzugegeben. Das waren dann zwischen 12,5 und 14,5 l Wasser pro Kuh am Tag und die gefütterten Rationen hatten einen Trockensubstanzgehalt von 37 bis 42 %.
Das Ganze mit wissenschaftlichem Versuchsdesign und die Fütterung mit den Wiegekübeln. Die Futteraufnahme und Milchleistung war in einem der beiden Durchgänge tendenziell höher. Das zusätzlich Wasser im Futter gleichen die Kühe durch weniger Saufen aus. Größter Effekt war aber die stark verminderte Selektion des Futters, die über die Schüttelbox nach bestimmten Zeitabschnitten im Tagesverlauf bestimmt wurde. Die Nacherwärmung ist bei täglicher Futtervorlage auch im Sommer kein Problem, zweitägig geht aber nicht. 

Und auch nach dem Versuch wird auf Haus Riswick weiterhin Wasser in die Ration gegeben, so 5 - 6 Liter pro Kuh und Tag.
5. Hr. Engelhard über den aktuellsten Versuch in Iden zur DCAB. Darüber hatte ich schon in einem ersten Bericht gelesen und auch mit einer der Beteiigten darüber gesprochen (Gruß an die fleißigen Kuhblog-Leser!). Vor allem mit dem Hintergrund der verstärkten Fütterung von Raps durch das Gentechnikfrei nehmen die Kühe mehr Schwefel auf, der die Kationen-Anionen-Bilanz durcheinander bringen kann. Beim Versuch wurden die Kühe auf verschiedene DCAB-Level eingestellt. Einflüsse auf Futteraufnahme und Milchleistung waren nicht nachzuweisen, aber auf Stoffwechselparamter. Aus Sicherheitsgründen waren auch nur altmelkende Kühe genommen worden und nur für einige Wochen. Als Empfehlung wurde abgeleitet die DCAB als Parameter in der Rationsberechnung zu berücksichtigen, um kritische Zustände vermeiden zu können. Zudem wurde mit den parallel durchgeführten Futtermitteluntersuchungen festgestellt, dass die DCAB über die Mineralstoffgehalte aufgrund von Boden, Düngung, Wachstum usw. in einer extremen Bandbreite schwankt und erheblich von Literaturwerten abweichen können.

Benjamin

Mittwoch, 17. April 2019

Wieder nach Iden - Teil 1

Gestern war ich wieder mal in Iden zum 47. Tag des Milchviehhalters.
War eine schöne Fahrt in die Altmark bei allerbestem Frühlingswetter: Wolkenlos, strahlender Sonnenschein und die ganze Natur am Blühen und Ergrünen.

Zum gastgebenden Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden: Mittlerweile sind sie weltweit die absolute Spitze, kein anderer Betrieb hat mehr 100.000-Liter-Kühe hervorgebracht. Die genaue Zahl weiß ich gar nicht, die dürfe jeden Monat steigen, aktuell müssten es so um die 120 sein.

1. Vortrag war von Dr. Taffe von der Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt über systematische Eutergesundheitsverbesserung. Dass die Milchleistungsprüfung ein unerlässliches Managementinstrument ist, weil man damit von jeder Kuh den Stand der Eutergesundheit bekommt. Und über die Aussagekraft der durchschnittlichen Zellzahl der Herde, dass die nur bedingt geeigent ist, weil es hauptsächlich ein Qualitätsparameter der Molkereien ist, bei welcher Milch es Abzüge gibt.
Aussagekräftiger ist der Anteil der eutergesunden Kühe an der Herde.

Und da dreht sich in den Statistiken der Einfluss der Herdengröße um 180 Grad: Kleinere Herde = niedrigere Zellzahl, größerer Herde = höhere Zellzahl; kleinere Herde = niedrigerer Anteil eutergesunder Kühe, größerer Herde = höherer Anteil eutergesunder Kühe.

2. Vortrag war von Fr. Harms von der Landesforschungsanstalt MV über ökonomische Themen. Einmal ob alte oder junge Kühe ökonomischer sind. Vom Gedankengang her die vereinfachte Produkion mit gesunden, leistungsstarken und arbeitsextensiven Kühen und dabei die These, dass alte Kühe öfter krank sind und mehr Arbeit machen und daraus schlussfolgernd junge Kühe als Ziel. 

Mit den Leistungs- und Krankheitsdaten von zwei großen Herden durchgerechnet kam dabei heraus, dass der "optimale Ersatzzeitpunkt" einer alten Kuh durch eine junge Kuh irgendwo nach dem achten Kalb liegt, weil die alten Kühe ihre Jungviehaufzuchtkosten (aktuell rechnet man mit 1.800 € pro Kuh) schon abbezahlt haben und dadurch richtig Geld verdienen. 
Als zweites die Umstellung von dreimal auf zweimaliges Melken um Kosten zu sparen. Das hängt einzelbetrieblich sehr stark vom Milchpreis, dem zu erwartenden Milchrückgang und vor allem den Arbeitserledigungskosten ab. Insgesamt ist es aber vor allem eine organisatorische Frage mit der Schichteinteilung und dem Tagesablauf. Es macht keinen Sinn wenn halbe Arbeitskräfte eingespart werden. Der Milchrückgang von Umstellung von dreimaliges auf zweimaliges Melken beträgt in der Praxis nur 1 bis 6 %, andersrum ist die Leistungssteigerung 10 - 15 % weil bei dreimaligem Melken das Management ausgeklügelter wird und die Betriebe die wieder nach vielen Jahren auf zweimaliges Melken zurückgegangen sind das beibehalten haben. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass als in Pinnow Anfang 2013 von dreimaligem auf zweimaliges Melken umgestellt wurde der Leistungsrückgang 3 Prozent betrug und das vorherige Niveau 2016 wieder erreicht war.

3. Vortrag war von Hr. Reimer von der RinderAllianz über die neuen Gesundheitszuchtwerte. Neben einem Abriss über die bisherigen Ergebnisse des Testherdenprogramms in den letzten Jahren und dass die Daten nun so umfangreich sind, dass damit die Zuchtwerte für Gesundheit entwickelt werden konnten, deutschlandweit und auch für genomische getestete Rinder. Und darunter fallen auch die Weiblichen, sodass es bei einem typisierten Kalb im Alter weniger Wochen schon entschieden werden kann es aufzuziehen oder lieber zu mästen, weil es z.B. einen schlechten Eutergesundheitszuchtwert hat und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie häufiger mit Eutererkrankungen zu tun haben wird. Das Projekt KuhVision zur genetischen Typisierung weiblicher Rinder wächst stetig, sodass mittlerweile 12 % der aller Herdbuchkühe in Deutschland typisiert werden. Das entwickelt sich deutlich dynamischer als ich es damals zu Beginn der genomischen Typisierung 2010 eingeschätzt hatte.
Weiteres zum RZGesund im Post vom 23.03.2019 und unter www.richtigzuechten.de.

Fortetzung folgt!

Benjamin

Montag, 15. April 2019

Beginn Rapsblüte 2019

Es ist fast schon eine alte Tradition, dass ich im Kuhblog über den Beginn der Rapsblüte berichte. Weil der optische Höhepunkt im Pflanzenbaujahr, Raps(extraktionsschrot) ein bedeutendes Futtermittel für Milchkühe ist und an sich ist der blühende Raps sehr fotogen.

Hatte ich noch vor einer Woche geschrieben, dass endlich Frühling ist so hat er sich die letzten Tage ziemlich rar gemacht bei einstelligen Temperaturen und am Samstagmorgen schneite es sogar ein wenig.

Aber heute war die Sonne wieder da und bei 15 Grad ging es mit der Rapsblüte weiter. Der Raps blüht dieses Jahr so früh wie selten, die ersten Knospen öffneten sich schon am 30. März. Wegen den kalten Temperaturen war es dann aber ins Stocken geraten.






 

















Der Vergleich zu den letzten Jahren, wann ich anhand der Fotos ähnliche Entwicklungsstadien als erreicht schätze:
2014: 17. April (siehe Posts vom 09.04.2014 und 25.04.2014)
2015: 2. Mai (siehe Posts vom 29.04.2015 und 08.05.2015)
2016: 1. Mai (siehe Post vom 05.05.2016)
2017: 23. April (siehe Post vom 13.04.2017)
2018: 3. Mai (siehe Post vom 09.05.2018)


Benjamin

Mittwoch, 10. April 2019

Neumühle 1/2019

Wie ich nun ein verlängertes Wochenende in der alten Heimat gewesen bin stand auch wieder ein Besuch bei meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle an.

Erster Eindruck im Melkstand: Die Kühe melken alle 25 kg pro Melkzeit; das war zwar die Hochleistungsgruppe aber geschätzt liegt der Melkdurchschnitt bei 37 kg.

Im Jungviehbereich laufen jetzt zwei Braunviehfärsen zwischen den Schwarzbunten. Die wurden aus dem Allgäu angeschafft als "Anschauungsmaterial", dass es auch noch andere Rinderrassen gibt:





















Nr. 413 Kanada (siehe Post vom 05.07.2016) ist mit knapp 15 Jahren und 13 Kälbern die älteste Kuh der Herde und die letzte von denen, die 2010/11 beim Luzerneversuch dabei war, über den ich meine Abschlussarbeit geschrieben habe. 
Und sie hat Ende Februar als erste Kuh überhaupt auf Hofgut Neumühle die 100.000 Liter Lebensleistung geschafft!

Braunies Familie wird immer kleiner. Ihre jüngste Schwester Leonie (2.) ist im Februar abgegangen. Bleibt nur noch ihre Enkelin Mai (2.) übrig, sie soll am Wochenende zum dritten Mal kalben. Und erfreut sich bester Gesundheit, in ihrer zweiten Laktation hat sie einen wahren Start-Ziel-Sieg auf der Überholspur hingelegt: In 366 Melktagen gab sie 15.704 kg, das sind durchschnittlich 43 kg am Tag, bei mehr als ordentlichen Inhaltsstoffen von 4,51 % Fett und 3,53 % Eiweiß. Auf die 305-Tage-Leistung umgerechnet waren es 13.773 kg mit 4,36 % Fett und 3,43 %, macht 1072 Fett-Eiweiß-Kilo. Ich habe da nicht den Vergleich, aber vielleicht kommt sie damit in die rheinland-pfälzische Bestenliste.
Einen Milchzuchtwert hat sie von nur leicht überdurchschnittlichen 108, bei sogar negativer Milchmenge. Soviel wieder zum Unterschied Genotyp und Phänotyp; dass die Genetik das Eine ist, aber was die Kuh aufgrund der Fütterung und Haltungsbedingungen dann leistet das Andere.

Im Versuchsbereich ist ein kleiner Teil für Trockensteher abgegrenzt, für Versuche wo die Futteraufnahme vor der Kalbung auch erfasst wird. Daher ein Foto von ihr am Wiegetrog.
Wie die meisten der Kühe mittlerweile trägt sie drei Halsbänder. Von links:
Das grüne Halsband mit dem Gewicht unten dran ist ein ganz Normales von Kerbl, auf der anderen Seite ist der Sensor vom InnoCow.
Das schwarz-blaue ist das Halsband von Heatime für die Brunsterkennung. 
Das weiße Halsband mit der Stallnummer und dem Transponder von Insentec für die Wiegetröge.
Dazu kommt noch am Vorderbein der Transponder von Nedap (in GEA-Grün) für die Erkennung im Melkstand und an den Selektionstoren.
Als Forschungskuh hat sie halt ganze vier Identitäten:

Benjamin


Montag, 8. April 2019

Richtiger Frühling

Wo es Mitte Februar schon frühlingshaftes Wetter gab ist der Frühling nun richtig da und es hat die letzten Tage mehrfach an der 20-Grad-Marke gekratzt:






















In Brandenburg in der Nähe zur Elbe ist das Wetter nicht so stark kontinental geprägt. Und da ich jetzt in der alten Heimat war ein Vergleich zu Rheinhessen, das am Rhein gelegen zu den wärmsten und sonnigsten Gegenden Deutschlands zählt. Im Vergleich zu Brandenburg ist das Wetter doch recht ähnlich, bloß ist es im Jahresschnitt 2 Grad kühler, hauptsächlich durch kältere Winter und kühlere Sommer bedingt.

Aber wenn ich es am Entwicklungszustand des Raps vergleiche ist dieses Jahr Rheinhessen keine zwei Wochen früher dran, zumindest momentan. Die Reben sind für die Wachstumsperiode fertig geschnitten und angebunden, aber treiben noch nicht aus:

Benjamin



Freitag, 5. April 2019

Nach Südhessen

Momentan bin ich mal wieder auf Urlaub in der alten Heimat und da war ich gestern bei meinem Studienkollegen in Südhessen auf Besuch.
Wieder die anderen Strukturen und Standortbedingungen und was sich daraus für den Betriebsalltag ergibt.

Arla hat Anfang des letzten Jahres die Milchmengenplanung von Seiten der Landwirte abgeschafft nachdem sie bemerkt hatten, dass ihre interne Mengenschätzung der Milchproduktion besser zutrifft. Ich hatte auch immer gesagt, dass es unmöglich ist auf bis zu drei Jahre im Vorraus die Produktion zu planen, weil man aus ökonomischer Sicht noch in keinster Weise weiß, wo der Milchpreis liegen wird und auch die Witterungseinflüsse (Futtersituation, Hitzestress usw.) nicht kalkulieren kann. Bei Hochwald gibt es noch diese Planungen und da wird die Milchtankstelle zu einem nicht unerheblichen Ungenauigkeitsfaktor, da die geplante Milchmenge schnell deutlich unterschritten wird wenn die Direktvermarktung gut läuft.

Die Futtersituation dort unten ist nicht ganz so angespannt wie bei uns. Als Glücksgriff hat sich erwiesen, dass letztes Jahr Kooperationen mit Gemüsebaubetrieben in der Gegend eingegangen wurden um über Flächentausch Luzerne anzubauen, die dann als Leguminose für das Greening bei deren Antrag der Ausgleichszahlungen angerechnet werden. Also eine echte Win-Win-Situation.
Es wurde auch einiges an Ackerfutter ausgesät, wie dieses Gemenge aus Welschem Weidelgras und Alexandrinerklee. Vorfrucht auf dem Acker war Weizen wie man deutlich sah, aber das ist auch kein Problem, so ist doch in Israel Weizen-GPS eines der gängigen der knappen Grobfuttermittel:





















Und noch was Trauriges: Am Dienstag ist Mikesch, ihr Chef-Kater im Alter von 12 Jahren gestorben. Ein schöner Kater, von der Farbe ein Kathäuser-Einschlag und sehr verschmust. Ich kam seit Dezember 2008 regelmäßig dorthin und er war immer da; wie auf dem Foto, im September 2017 aufgenommen - abends beim Melken auf der Stallgasse:

Benjamin

 

Montag, 1. April 2019

Mal Fisch

Soweit ich mich erinnern kann habe ich im Kuhblog noch nie explizit über die Fische geschrieben, auch weil ich mit der Abteilung gar nichts zu tun habe und kein einziges Foto davon hatte.
Die Fischanlage in Pinnow steht direkt neben der Biogasanlage, von der ein Teil der Wärme für die Heizung der Becken benutzt wird. Es ist eine Indoor-Aquakultur im Kreislaufsystem, bei der das Wasser zirkuliert und durch Absetzbecken und Biofilter gereinigt wird.
Die Fische sind Afrikanische Welse; die keine Gräten haben. 

Oft wird der Vergleich zum Zander gezogen, der recht häufig in Kreislaufanlagen gehalten wird. Die Welse sind aber nicht ganz so empfindich bei den Bedingungen wie Sauerstoffgehalt oder pH-Wert. Zudem können oder sogar müssen pro Wasservolumen deutlich mehr Fische gehalten werden: Denn die Welse haben ein äußerst agressives Revierverhalten, das bis hin zum Kanibalismus führt. Sind sie aber von so vielen Artgenossen umgeben können sie ihre Revieransprüche nicht mehr durchsetzen und verhalten sich friedlich. Daher müssen auch alle Welse aus einem Becken zugleich abgefischt werden, etappenweise klappt nicht, weil dann die nötige Besatzdichte unterschritten wird.

Auf dem Foto ist die Fütterung zu sehen, wo aus dem Futterautomaten intervallgesteuert Pellets gefüttert werden und sich das ganze Becken in Bewegung setzt. Normal ist die Wasseroberfläche still aber dann kommen alle Fische nach oben.
Eine vermeintliche Besonderheit dabei ist die Futterverwertung: Die Welse machen aus einem Kilo Futter mehr als ein Kilo Fleisch. Physikalisch ist das möglich weil Fleisch mehr Wasser enthält als das Futter und biologisch weil Fische wechselwarm sind und keine Energie zum Aufrechterhalten der Körpertemperatur brauchen. Diese Energie stammt nicht aus dem Futter sondern aus dem umgebenden Wasser, also von der Biogasanlage.

Ein Teil des Fisches wird über Direktvermarktung vertrieben; filetiert oder geräuchert. Der Großteil aber über die Erzeugergemeinschaft Fischgut Nord eG, die auch Fischkonserven herstellt. Denn auch wenn es mit 30 t Jahreskapazität - die nicht komplett ausgeschöpft werden - eine recht kleine Anlage ist lässt sich diese Menge im ländlichen Brandenburg nicht regional absetzen.

Benjamin