Samstag, 31. Dezember 2016

Hormone zum Frühstück

Ein Schnappschuss aus Benjamins Arbeitsalltag, amüsant und erschreckend unprofessionell zugleich. Wenn ich morgens als in Boberow bin mache ich alle anfallenden Arbeiten irgendwie parallel und dabei kommt dann auch sowas raus wie auf dem Foto unten zu sehen, wenn sich alles auf meinem Schreibtisch stapelt.

Die Büchsen mit dem Müsli fürs Frühstück. Wenn ich sowohl abends als auch morgens zu faul bin zum Stullenschmieren packe ich mir Müsli ein und zapfe vom kleinen Tank in Boberow Milch dazu ab. In Pinnow mit dem Hochsilo und dem Druck dahinter geht das nicht.

Dann in den kleinen Fläschenchen Milchproben für den Hemmstofftest von Nr. 2230 Silma - die mit ihrem verkürzten Unterkiefer immer die Zunge raushängen lässt - und Nr. 2271 Mia, beide 5 Tage nach der Kalbung, ob sie nach der Kolostralmilchphase in den Tank gemolken werden können.

Vorne im Probenröhrchen eine Milchprobe von Nr. 1059 Capri, die euterkrank war, für die Analyse im Labor, was für ein Erreger das ist.

Und in der Spritze und daneben noch im Fläschchen Dinolytic, das ist das Hormon Prostaglandin PGF2a, das die Kontraktion der Gebärmutter fördert. In diesem Fall für Nr. 1027 vorgesehen, die an Nachgeburtsverhaltung litt und danach Gebärmutterentzündung, dass der ganze Dreck und Eiter rauskommt.
Dies erinnerte mich an eine Anekdote aus den Anfängen meiner Arzneimitteldokumentation, wo ich nicht die genauen Zahlen zu Dinolytic wusste und im Internet danach suchte. In Deutschland kommt da das Heilmittelwerbegesetz ins Spiel, dass man nix findet. Da darf keinerlei Werbung dafür gemacht werden, es könnte ja sonst sein, dass die Bauern jegliche wirtschaftliche Erwägungen über Bord werfen und Unmengen Medikamente kaufen. Jedenfalls war dann der Toptreffer über Bodybuilder, die sich über die (Neben-)Wirkungen des Dopings mit Dinolytic austauschten - von "Wundermittel" bis "pures Gift". Und ich dachte mir nur: "Bekloppte Leute gibts!" - Also Hormone zum Frühstück:

Benjamin


Freitag, 30. Dezember 2016

Jahresendbesuch bei Braunies Familie

Gestern früh machte ich den Jahresendbesuch bei Braunies Familie auf der LVAV Hofgut Neumühle. Als Staatsbetrieb läuft es zwischen den Jahren auf kompletter Grundbesetzung nur für Melken und Füttern.

Beim Melken habe ich gleich zwei euterkranke Kühe gefunden, habe ich mich gleich fast wie zuhause gefühlt, wo es in den vergangenen neun Jahren zusammen auch gerade mal zwei gewesen waren!

Braunies Mutter Leonie hat jetzt endlich die 70.000 kg Lebensleistung (70.600) geschafft, wenn auf mit gut 5.640 FEK. Und ich bin immer wieder begeistert wie gut sie mit mittlerweile fast 13 Jahren aussieht:




















Braunies Enkelin Mai (Junior):




















Und Sonne, Alterskameradin von Braunies Tochter Mai. Sieht ist kurz vor dem Trockenstellen und mit knapp sechs Jahren doch auch recht groß geworden, wo sie immer recht zierlich gewesen ist:

Benjamin

Dienstag, 27. Dezember 2016

Doppelter Stromausfall

Am gestrigen zweiten Weihnachtstag merkte man wieder mal, dass die Weiten Brandenburgs nicht nur große Freiheit bedeuten sondern eine bisweilen schwache Infrastruktur. Das Sturmtief brachte nachts schon ordentlich Regen und ich war noch froh, dass das bei fast zehn Grad nicht als Schnee runterkam. Der Sturm braute sich aber schon zusammen; im Radio wurde die Einstellung der Fähre Rostock - Gedser gemeldet. Um halb drei schüttete es heftig und um drei als die erste Gruppe gemolken war und ich gerade die nächste Gruppe holte gingen alle Lichter und die Melkmaschinen aus. Da das Licht nochmal aufflackerte war es ein Stromausfall und nicht nur der FI-Schalter rausgeflogen. Also Kühe zurück in den Stall bringen und es musste das Notstromaggregat organisiert werden. Seit Anfang des Jahres haben wir in Boberow eine Notstromeinspeisung wie von Arlagarden gefordert. Was Vernünftiges im Vergleich zu dem vielen Schwachsinn was da alles drinsteht.
Bloß Telefon ging nicht mehr und Handyempfang ist eh immer schlecht, außer eine kleine Stelle neben dem Tränkeautomat. Erreichte jedoch niemanden und fuhr nach Pinnow, dort lief aber alles normal. Dann erreichte ich meinen Kollegen von der Biogasanlage, der das Notstromaggregat organisierte. Das stand dann vor dem Elektrohäuschen (Rückseite vom Wiegehäuschen) und sprang tadellos an. Aber das Anschlusskabel war nicht dabei und konnte nicht aufgetrieben werden. Nach anderthalb Stunden gab es wieder Strom und es konnte weitergehen. Als ich die letzte Gruppe im Vorwartehof hatte fiel wieder der Strom aus. Da habe ich dann Feierabend machen lassen, es hätte sonst bis nach Mitternacht gedauert.

Das Stromaggregat stammt noch aus Armeebeständen, ist komplett in Olivgrün lackiert und ist in einem super Zustand:

Benjamin

Samstag, 24. Dezember 2016

Scheenschdes Lewe

"Scheenschdes Lewe" oder "Katz misst mer soi!"

Hier liegt Weißspitze im Vorraum des Boberower Melkstands und lässt sich vom Heizgebläse warme Luft ins Fell blasen. Dazu kriegt sie beim Melken noch Milch hingestellt und so kann man den Tag dann auch rumkriegen.

Mittlerweile ist sie durch die Nähe beim Melken auch wieder zutraulicher geworden, wo sie sich zwischenzeitlich nicht mehr anfassen ließ.

Benjamin


Donnerstag, 22. Dezember 2016

"Gut kalkuliert"

Beim Vorstellen von Kühen zur Besamung bin ich bei uns der Einzige, der neben der klassischen Brunstbeobachtung und Aktivitätsmessung den Kalender nutzt. Da schreibe ich dann die Kühe in den Besamungskalender rein, die im nächsten Brunstzyklus besamt werden dürfen. Die 21 Tage haben sich sehr bewährt, das trifft für die Zykluslänge ziemlich genau hin, bei fast allen Kühen ist es zwischen 19 und 22 Tagen, bloss in Boberow hatte mal eine vor zwei Jahren in dieser Laktation einen 25-Tage-Zyklus.
Dabeu habe ich drei Kategorien, die ich als dazuschreibe, dass man dann weiss, warum die Kuh wiedervorgestellt wird:
KalBlut: Die Kuh hatte nach der letzten Brunst abgeblutet und war daher zu spät zur Besamung. Schon nach 19 Tagen wieder.
KalEit: Die Kuh hatte bei der letzten Brunst trüben (leicht eitrigen) Brunstschleim und bei der jetzigen Brunst sollte er klar sein.
KalRZ: Die Kuh war bei der letzten Brunst noch in der Rastzeit (Freiwillige Wartezeit). Da haben wir eine leistungsunabhängige von nur 40 Tagen nach der Kalbung. Mit dem neuen HERDEplus hoffe ich dann ein kuhindividuelles Wartezeitmanagement einführen zu können.

Wie schön das bisweilen funktioniert sah man erst kürzlich wieder bei Kuh Nr. 899. Die hatte am 29. November gerindert mit 35 Tagen nach der Kalbung. Daher wurde sie für Dienstag mit "KalRZ" aufgeschrieben. Als ich um halb drei die Liste der Aktivitätsmessung durchging stand sie mit Aktivitätsalarm eine Stunde zuvor drauf. Um neun Uhr war es dann der optimale Besamungszeitpunkt und mein Kollege, der das "Kal" immer als "Brunst kalkuliert" liest, meinte: "Gut kalkuliert!"

Montag, 19. Dezember 2016

100.000 Leser

Irgendwie habe ich das verpasst: Nun zurückgerechnet hatte am vergangenen Mittwoch der Kuhblog seinen 100.000. Leser!

Aus diesem Anlass gibt es eine kleine Serie in Bezug auf die Statistiken, über welche Suchbegriffe neue Leser zum Kuhblog kommen.

Benjamin

Sonntag, 18. Dezember 2016

Prignitzer Winteridylle

Da zur Zeit irgendwie gar nichts los ist paar Fotos als Lückenfüller.
Die winterliche Prignitz, aufgenommen am 4. Dezember, am gleichen Tag wie das letzte Foto der Triticale-Webcam. Dieses Wochenende war neblig und kalt (- 5 °C), sodass alles mit Raureif überzogen war und weiß glitzerte. Als Kuhbauer habe ich mich über diese Art von Winter gefreut: Nur einige wenig frequentierte Tränken eingefroren und kein Schnee zu räumen. Aber der Raps hat ohne schützende Schneedecke bei den Temperaturen doch gelitten.

Die Wiese gegenüber dem Triticaleacker, ein ähnlicher Blickwinkel wie im Post vom 01.09.2015:



















Drei Rehe auf einem Rapsacker unseres Nachbarn:



















Das Pinnower Melkhaus im Nebel, so dicht, dass man den Wald dahinter in Mecklenburg-Vorpommern nur erahnen kann. Vorne sind die Trockensteher vom Nachbarn:



















Über dem Teich an der Einfahrt zur Pinnower Milchviehanlage geht die Sonne auf:

Benjamin

 

Sonntag, 11. Dezember 2016

Selektieren

Das Konzept der TMR (Total-Misch-Ration) ist neben der effizienten Mechanisierbarkeit recht einfach: Alles durchmischen und gleichzeitig zum Fressen geben um so ungewünschte Beeinträchtigungen der Pansentätigkeit durch einzelne Futtermittel auszuschließen. Dies betrifft vor allem Getreide, das zu viel auf einmal gefressen den pH-Wert im Pansen zu stark absenken kann, was den Pansenmikroben nicht bekommt. Bei der TMR fressen die Kühe gleichzeitig aber auch Gras und Heu, was den pH-Wert wieder anhebt. So werden die pH-Wert-Schwankungen geglättet und die Verdauung läuft besser. Die TMR-Fütterung ist damit ein bedeutender Grund für den Leistungsanstieg der letzten Jahrzehnte.

Daher sieht man es auch nicht gerne, wenn die Kühe im Futter selektieren und somit dem Konzept der TMR entgegen arbeiten. Gründe dafür können zu lange Gras- und Strohhalme sein, schlechte Durchmischung etc.

Eine Ausnahme bei uns ist die Verwendung von Getreideschrot als Lockfutter auf die TMR drauf, wie z.B. in Pinnow um die Frischabgekalbten Kühe zum Fiebermessen im Fressgitter einzufangen.

Aufmerksame Kuhblog-Leser erkennen wer hier im Futter rührt:

Benjamin


Samstag, 10. Dezember 2016

Dusty

Da es schon mittlerweile zwei Wochen her ist, wird es nun allerhöchste Zeit über Giselas zweites Kalb zu schreiben: Dusty. Wieder ein Bullenkalb. Er wurde am Samstag vor zwei Wochen geboren, ganze sechs Tage später als ich geschätzt hatte (vgl. Post vom 31.03.2016). Unbeobachteter Geburtsverlauf und 46 kg schwer.

Überraschenderweise ist er rotbunt, zwar ist sein Vater Dylan auch rotbunt, aber Gisela schwarzbunt und ich wusste nicht, dass sie einen Rotfaktor hat. Laut meinem Bruder könnte er auch ein Umfärber sein der später mal schwarzbunt wird, die Nasenpigmentierung ("wie Jersey") deute darauf hin.

Benjamin

Mittwoch, 7. Dezember 2016

30.000 kg Lebensleistung!

Gestern wurden in Boberow erstmals die 30.000 kg Lebensleistung der in den letzten 12 Monaten abgegangenen Kühe erreicht.
Somit liegen wir nun ein gutes Stück über Landes- und Bundesschnitt. Die 30.000 sind eine magische Grenze, weil man die darüber als zu den Besseren zählt. Aber trotzdem von den Allerbesten mit jenseits der 50.000 kg (z.B. Meutes oder Iden) noch weit entfernt.

Auf dem Tag des Milchrindhalters 2014 in Götz stellte Dr. Rensing vom vit die neusten Erkenntnisse zur Lebensleistungsentwicklung vor. Anhand der Zuchtwerte der gerade angepaarten Bullen können die Statistiker ausrechnen, wie alt die daraus geborenen Kühe irgendwann einmal werden und wie sich in Zukunft die Lebensleistung der abgegangenen Kühe entwickelt. Bei damals knapp 26.000 kg im Bundesschnitt schätze er einen Anstieg auf 30.000 kg im Jahr 2020.
Damals in Boberow: 24.401 kg, 34,9 Monate Nutzungsdauer, 13,0 kg Lebenstagsleistung.
Ich setzte mir als Ziel 2019, um früher als der Durchschnitt zu sein.

Im Laufe des Jahres 2015 dachte ich mehrfach, dass die Lebensleistung der abgegangenen Kühe irgendwann stark ansteigen müsste, denn von 2013 zu 2015 hatte sich die Lebensleistung des lebenden Bestandes von knapp 20.000 auf über 24.000 kg erhöht und auch die Anzahl der Kühe mit über 50.000 kg Lebensleistung war stark angestiegen.

Bei unserem betriebsbezogenen Auswertung zum Testherdenprogramm im Frühjahr 2016 hatte ich es mit Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt MV über die Entwicklung der Lebensleistung, da sie in der TopAgrar vom März 2016 dazu ein Interview gegeben hatte und einen Anstieg auf 31.000 kg im Jahr 2020 prognostizierte.
Damals in Boberow: 27.861 kg, 37,3 Monate Nutzungsdauer, 14,1 kg Lebenstagsleistung.
Mein Ziel für die 30.000 kg hatte ich mittlerweile auf 2018 vorverlegt.

Und nun im Dezember 2016, fast zwei Jahre vor Plan ist das Ziel erreicht worden.
Heute in Boberow: 30.191 kg, 39,7 Monate Nutzungsdauer, 14,7 kg Lebenstagsleistung. Die Lebenstagsleistung ist wegen unserem zu hohen Erstkalbealter so niedrig, bei 24,0 statt 27,6 Monaten der abgegangenen Kühe wären es 15,6 kg.

Die nächste magische Grenze sind dann die 15 kg Lebenstagsleistung. Einen Zeitplan habe ich aber noch nicht dafür.

Benjamin

Dienstag, 6. Dezember 2016

Triticale Webcam - Teil 4

- zur Übersicht der Triticale-Webcam -> hier - 

Der Triticaleacker mal ganz anders. Am Sonntagmorgen kurz nach Sonnenaufgang komplett mit Raureif überzogen.
Leider sieht man in dieser Auflösung nicht die drei Rehe am rechten Bildrand und den Schwarm Gänse der gerade vorbeiflog; da war das Bild vom winterlichen Brandenburg einfach perfekt.

04.12., 08:30:

Benjamin



Freitag, 2. Dezember 2016

Bestenliste!

Jetzt wurden vom LKV die ersten Listen zum Jahresabschluss des Kontrolljahrs 2015/16 veröffentlicht. Am interessantesten ist da natürlich immer die Liste der besten Betriebe.
Erster Eindruck über die Veränderung in der Top 20 im Vergleich zum Vorjahr: Das Leistungsniveau ist deutlich gestiegen!
Aber wir haben es trotzdem noch unter die besten 100 geschafft:
Auf dem 83. Platz die Landgenossenschaft Pröttlin mit 747 Fett-Eiweiß-Kilo bei 9.796 kg Milch mit 4,05 % Fett und 3,57 % Eiweiß.
Und auf dem 95. Platz die Agrar GmbH Boberow mit 737-Fett-Eiweiß-Kilo bei 9.871 kg Milch mit 3,99 % Fett und 3,47 % Eiweiß.
Dass Boberow es in die Bestenliste des LKVs packt hätte ich vor genau drei Jahren niemals zu träumen gewagt, da war ein Tiefpunkt mit 660 FEK und ich sagte dazu "unterdurchschnittlich in allen Bereichen." Wie es sich mit verbessertem Management und vor allem bedarfsgerechter Fütterung doch ändern kann!

Benjamin