Montag, 29. November 2021

Kraftfutter - Protein

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Eine weitere Untergruppe der Kraftfuttermittel ist das proteinreiche Kraftfutter. Die Rinder brauchen Rohfaser (aus dem Grundfutter), Energie und Protein. Protein kommt hauptsächlich aus Gras im Grundfutter, ein Teil aus Saftfutter soweit gefüttert und dann aus dem Kraftfutter. Die energiereichen Kraftfutter bringen aber nur wenig Protein mit, bei Getreide liegt der Gehalt bei 10 - 12 %.

Die proteinreichen Kraftfuttermittel haben von Natur aus hohe Proteingehalte bzw. wurden bei der Verarbeitung "auskonzentriert" weil z.B. Öl entzogen wurde.

Was es ab proteinreichen Kraftfuttermitteln gibt:
Die großkörnigen Leguminosen, kleinkörnige Leguminosen sind z.B. Luzerne und Klee:
- Ackerbohne
- Erbse
- Lupinen
- Soja
Ackerbohne und Erbse haben auch viel Stärke die berücksichtigt werden muss und Soja hohe Fettgehalte.

Und vor allem die Nebenprodukte aus der Ölgewinnung:
Extraktionsschrote, bei denen das allermeiste Öl entzogen wurde:
- Rapsextraktionsschrot
- Sonnenbluemextraktionsschrot
- Sojaextraktionsschrot
Ölkuchen oder Expeller ist fast das Gleiche bloß kalt gepresst und hat daher noch einen höheren Restfettgehalt und weniger UDP (siehe Post vom 04.06.2021), da durch die heißen Extraktionsverfahren das Protein pansenbeständiger wird.

Sojaextraktionsschrot ist quasi der Goldstandard, er zählt zwar zu den proteinreichen Kraftfuttermitteln, hat aber gleichzeitig auch viel Energie, kann also beides in die Ration bringen. Hat dafür einen recht hohen Preis, noch höher seit dem Wahn um GVO-Freiheit. Was hauptsächlich nur eine Zertifizierungssache ist und mit der German Angst vor grüner Gentechnik zu tun hat, die anderen Einsatzgebiete sind ja gerne gesehen.
Geschmacklich sowohl pur als auch später als Milch keinerlei Unterschiede:

Benjamin





















Donnerstag, 25. November 2021

Impfpflicht

Wieder einmal kann ich stolz vermelden, dass die Landwirtschaft der Allgemeinheit vorraus ist: Unsere Kühe haben eine Impfpflicht.

Die letzten knapp zwei Jahre sind wir erstaunlich gut durch die Corona-Pandemie gekommen, was vor allem daran liegt, dass wir hier sehr ländlich leben und der Krankheitsdruck entsprechend gering ist. Außerdem haben wir die eingebaute Kuhlänge Abstand (siehe Post vom 08.05.2020).
Jetzt wird es mit der 3G-Regel am Arbeitsplatz wahrscheinlich viel schwieriger. Genau weiß ich es nicht, aber geschätzt ein Drittel der Kollegen ist nicht geimpft und muss daher täglich einen Schnelltest machen. Und dabei befürchte ich wird eine ganze Reihe in die Quarantäne geschickt, einmal durch das Finden der Infektionen ohne Symptome, die ja Zweidrittel ausmachen sollen und normalerweise unentdeckt bleiben. Sowie die Falsch-positiven Befunde, weil die Spezifität der Schnelltests nicht so toll ist.

Zur Sensitivität und Spezifität. Das haben wir im Studium anhand von Brunsterkennungssystemen (Pedometer etc.) gelernt. Damals lief das unter dem Begriff Precision Farming, später unter Landwirtschaft 4.0 und aktuell Digitalisierung.
Sensitivität ist die Trefferquote, wie viele der brünstigen Kühe vom System entdeckt werden.
Spezifität sagt dann aus wie viele der gefundenen Tiere auch tatsächlich brünstig waren. Die anderen sind die falsch-positiven, z.B. Aufregung nach einem Gruppenwechsel.
Meist drückt eine sehr hohe Sensitivität die Spezifität und umgekehrt. Ist beides hoch ist es ein gutes System.

Für das Impfen haben wir quasi auch eine STIKO (Stall-Impfkomission), bestehend aus dem Tierarzt und der Produktionsleitung, die anhand der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolgskontrollen (siehe Post vom 16.06.2021) die Impfungen festlegt.
Aktuelle bestehende Impfpflichten:
Für Kälber gibt es zwei Impfungen gegen Rindergrippe und zwei Impfungen gegen Kälberflechte (siehe Post vom 26.12.2020).
Bei den Kühen und Färsen de Coronaimpfung, als Färse zweimal vor der ersten Kalbung und dann eine Boosterimpfung vor jeder weiteren Kalbung (siehe Post vom 14.12.2019).

Benjamin

Montag, 22. November 2021

Kraftfutter - Energie

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Neben dem Grundfutter gibt es das Kraftfutter, das sind die Futtermittel die in Form von Energie und Eiweiß zusätzliche Kraft für die Leistung - bei unseren Milchkühen die Milchleistung bringen.

Der große Unterschied zum Grundfutter ist der, dass Kraftfutter alleine ein Rind nicht ernähren kann da es zu wenig Rohfaser für die Pansentätigkeit enthält. Es kann bei ausreichender Rohfaserversorgung durch das Grundfutter zusätzliche Energie und Eiweiß liefern.

Wie beim Grundfutter auch wird beim Kraftfutter in energie- und proteinreich unterschieden. Energiereiche Kraftfuttermittel sind hauptsächlich verschiedene Getreidearten die Stärke als pansenverfügbare Kohlenhydrate liefern:
 
Geschrotet oder gequetscht aus den ganzen Körnern mit Mehlkörper, Schale und Keimen:
- Gerste
- Weizen
- Roggen
- Triticale
- Hafer

Mais ist wirklich vielseitig einsetzbar, neben der Hauptverwendung als Maissilage auch als
- geschroteter Körnermais
- Lieschkolbenschrot (LKS), die ganzen Maiskolben werden samt Spindel und den Lieschblättern außenrum gehäckselt und einsiliert
- Corn-Cob-Mix (CCM) bzw. Korn-Spindel-Gemisch; die ganzen Maiskolben, aber ohne die Lieschblätter werden zermahlen und einsiliert
CCM und vor allem LKS haben wegen den Spindel bzw. den Lieschblättern dann etwas mehr Rohfaser als purer Körnermais.

Beispiel: Gerste

Einordnung: Kraftfuttermittel, energiereich.

Trockensubstanz: 86 - 88 %.
Energie: 8,1 MJ NEL
Eiweiß: 12 %
Rohfaser: 6 %
Stärke: 60 %
Die Inhaltsstoffe sind auf die Trockenmasse bezogen, häufig wird es beim Kraftfutter auch auf die Frischmasse bezogen, denn der Wassergehalt ist recht gering und hat im lager- und handelsfähigen Zustand keine großen Schwankungen.

Benjamin

Freitag, 19. November 2021

Aktueller Input

Diese Woche habe ich an zwei Webinaren teilgenommen um mal wieder aktuellen Input zu bekommen. Man will schließlich weiter kommen und solange unsere Kühe nur so 70 % ihres genetisch veranlagten Leistungsvermögens ausschöpfen ist das auch nötig.

Einmal von ForFarmers zur Druckbelastung der Klauen; als Referent Prof. Mülling vom Veterinäranatomischen Institut der Universität Leipzig. Grundlagenforschung, aber sehr interessant. Eigentlich wird nur an den Hinterfüßen geforscht, da die vorderen Klauen der Kuh aufgrund der geringeren Gewichtsbelastung viel weniger Probleme machen. So z.B.  Hochgeschwindigkeitsröntgenaufnahmen was mit den Knochen und Sehnen im Fuß abläuft wenn die Kuh auftritt. Oder Zeitlupenaufnahmen vom Fuß beim Auftreten, das ist beim Rind ähnlich wie beim Menschen ein Abrollen: Zuerst der Ballen, dann die Sohle mit der Hauptbelastungsphase und zum Schluss vor dem Abheben nur noch die Spitze. Dabei ist die Außenklaue 40 Millisekunden vor der Innenklaue dran.
Die Außenklaue trägt zwischen 65 und 80 % des Gewichts, durch die funktionelle Klauenpflege wird es versucht Richtung 50 : 50 zu verschieben. Das ist auch das Problem der fehlenden Hohlkehlung, denn wenn die Innenseite der Außenklaue "zugewachsen" ist hebt sie quasi die Innenklaue hoch und die hat dann weniger Bodenkontakt.
Daneben wurde über Messungen des Kontaktflächendrucks an den Klauen berichtet, einmal mit Druckmessmatten und dann über ein neues System das auf den Klauenflächen mit einer Art Socke angebracht wird und bis zu vier Stunden messen kann während die Kuh ganz normal im Stall umherläuft und nicht in einem Versuchsaufbau.
Zusammenfassende Erkenntnisse: Gepflegte Klauen reduzieren über die vergrößerte Aufstandsfläche den Druck, Gummiböden haben gegenüber Betonböden aufgrund ihrer Nachgiebigkeit nur halb so höhe Drücke und mit der dynamischen Komponente der Bewegung ist bei Trab der Druck doppelt so hoch wie bei Schritt, was wichtig ist beim Treiben der Kühe. 
 
Und dann von der PhönixGroup zur verlängerten Zwischenkalbezeit. Referentin war Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, mit den Auswertungen der ganzen Daten aus den Testherdenprogrammen die in die Deutschland führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet. Den ersten Teil des Vortrags hatte ich schon so ähnlich auf der Milchtour Anfang letzten Jahres gehört (siehe Post vom 18.02.2021). Im zweiten Teil ging es dann um aktuelle Forschungsvorhaben zum Thema. Mit dem deutschlandweiten Projekt VerLak wird die verlängerte Zwischenkalbezeit in Praxisbetrieben erforscht um auch Arbeitsweisen und Empfehlungen für die breite Masse zu entwickeln, quasi das was früher als Schrittmacherbetriebe bezeichnet wurde. Daneben soll ebenfalls selektives Trockenstellen umgesetzt werden um Antibiotikaeinsparungen zu ermöglichen. Ganz den Zusammenhang dazwischen sehe ich nicht und halte es vielmehr für eine Projekterweiterung zur Förderungsoptimierung. Siehe auch MUD-Tierschutz::Verlängerung der Laktationsperiode. Drei Betriebe aus Brandenburg nehmen am Projekt teil, darunter auch die Agrargenossenschaft Ranzig (vgl. Posts vom 28.02.2020 und 03.03.2020).
Ein Argument gegen die verlängerte Laktation ist die Verfettungsgefahr, wenn eine Kuh nicht rechzeitig tragend wird mit dem damit verbundenen Problemen rund um die nächste Kalbung (Ketose usw.). Daher wird die Wartezeit bis zur ersten Besamung nicht pauschal verlängert sonder für jede Kuh individuell bestimmt, sodass eine in der Frühlaktation eher leistungsschwache rechtzeitig besamt wird.
Die Berechung erfolgt mit dem TBS = tierindividueller Besamungsstart. Ist eine Kuh brünstig wird nachgerechnet, ob sie schon besamt oder doch noch gewartet werden soll.Es fließen die aktuellen Melktage ein und die Durchschnittsleistung der letzten Woche (7-Tage-Mittel), da dieses nicht so sehr schwankt wie einzelne Tageswerte.
TBS für Mehrkalbskühe:0,56 x Melktag + 5,8 x Milch-kg -149
TBS für Erstlaktierende Kühe (Jungkühe oder "Färsen"): 0,56 x Melktag + 5,8 x Milch-kg - 101
Ist der bechnete TBS kleiner als der aktuelle Melktag kann die Kuh besamt werden.
Auf die (ersten) Ergebnisse des Projekts bin ich schon gespannt, in der Milchviehhaltung dauert es ja immer mehrere Jahre.

Benjamin 

Dienstag, 16. November 2021

Saftfutter

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Saftfutter sind die Futtermittel die nicht so recht in die Einteilung Grundfutter und Kraftfutter passen. Meist haben sie eine höhere Energiekonzentration als Grundfutter und eine geringere Trockensubstanz als Kraftfutter. Von der geringen Trockensubstanz her auch der Name Saftfutter.

Hauptsächlich sind es Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung, die so über das Rind verwertet und in weitere Lebensmittel umgewandelt werden können. Da in vielen dieser Verarbeitungsprozessen die Kohlenhydrate gewonnen/benötigt werden ist das Saftfutter dann meist proteinreich.

- Rübenpressschnitzel aus der Zuckergewinnung
- Biertreber vom Bierbrauen
- Schlempe aus der Alkoholproduktion
- DDGS (Dried Distillers Grains with Solubles), Trockenschlempe; bei uns meist das Protigrain aus Weizen. In Idaho damals habe ich viel Mais-DDGS gesehen, in den USA als größten Körnermaisproduzent wird viel Ethanol aus Mais gewonnen.
- Kartoffelpülpe aus der Produktion von Kartoffelstärke.
- Zitrustrester aus der Orangensaftpressung

Außerdem zählen Futterrübe, Zuckerrübe und Kartoffel dazu.
 
Auf den Fotos ist Pressschnitzelsilage (im Fahrsilo silierte Pressschnitzel) zu sehen. Vom Silostock her sieht es von Weitem wie Maissilage aus, ist aber weißlich statt gelb-braun von der Farbe:

Benjamin






















Samstag, 13. November 2021

Taiga enthornt

Am Montag hatte nicht nur Perle Geburtstag sondern ihre Schwester Taiga wurde auch enthornt.
 
Die Hörner sind die Waffen der Rinder. Wir haben zwar die Wolfsproblematik und es wird noch Jahre und menschliche Opfer brauchen bis die gelöst ist aber unsere Milchkühe sind im Stall sicher und brauchen daher keine Waffen. Die Hörner sind damit ein vermeidbares Verletzungsrisiko für Tier und Mensch. Enthornung ist praktizierter Tier- und Arbeitsschutz!

Warum Perle hornlos ist und Taiga gehörnt:
Tantekäthe (Mutter): pp = gehörnt
Perplex PP (Perles Vater): PP = homozygot hornlos 
Gamboa (Taigas Vater): pp =gehörnt
-->
Perle: Pp = heterozygot hornlos 
Taiga: pp = gehörnt 
Zur Vererbung der Hornlosigkeit siehe im Post vom 13.09.2020

Ich trauere immer noch der Enthornung mit Kaliumhydroxid (KOH) als Ätzpaste nach. Das war so einfach und schonend, das wurde sogar den Kälber auf die Hornanlagen aufgetragen wenn sie am Tränkeautomat angelernt wurden und beim Saufen schön still hielten. Das musste aber im Rahmen vom Arlagarden-Qualitätsprogramm auf Ausbrennen umgestellt wurden und wurde später auch allgemein verboten. Kann mich noch dran erinnern, dass das der Auditor von Arla aus Dänemark nicht vernünftig begründen konnte und nur sagte: "Arla will Premium produzieren." und mein Chef antwortete: "32 Cent sind aber kein Premium!" (Siehe Post vom 30.04.2015)

Die Kälber enthorne ich immer Gruppenweise. Dass älteste Kalb darf nicht älter als 42 Tage sein, denn nur so lange darf es ohne Betäubung erfolgen. Die Sedierung ist keine Betäubung sondern nur eine Ruhigstellung wie ein sehr tiefer Schlaf, dass sie nicht so viel mitbekommen. Das jüngste Kalb der Gruppe ist meist dann um die drei Wochen alt und man kann die Hörner sicher fühlen.

Mit der Genotypisierung über KuhVision (siehe auch Post vom 04.10.2016) kenne ich den genetischen Hornstatus der Kälber und der hat bisher auch immer gestimmt. Verwechslungen von Kälbern werden über den Elternfinder als Abstammungstest vorher behoben.
Die hornlosen Kälber schreibe ich mir als auf den Handschuh. Mit unserem Tierarzt gehe ich dann durch die Gruppe, ich kontrolliere die Hornansätze und er spritzt dann den Gehörnten das Sedativum.
Wenn sich alle hingelegt haben und die Hornlosen dazwischen weiter laufen gebe ich ihnen reihum Schmerzmittel, schere die Hornansätze frei und veröde mit dem Enthorner ("Lötkolben", "Brennstab") die Hornanlagen. Auch wenn ich das mal so gelernt habe (im April 2008 bei den Kälbern vom Kälber-Trocken-TMR-Versuch, siehe Post vom 13.03.2016) lasse ich die Hornknospen dran, denn dass vergrößert nur unnötig die Wunde, stinkt zu sehr und dauert zu lange.
 
Taiga in der Aufwachphase, die sich über mehrere Stunden hinzieht. Das ist auch ein Nachteil gegenüber dem Kaliumhydroxid, dass die Tränkeaufnahme am Tag der Enthornung deutlich zurückgeht weil die Kälber so lange schlafen:

Benjamin 
 

 

Montag, 8. November 2021

Perles Geburtstag

Wie die Zeit vergeht! Heute wurde Perle schon ein Jahr alt.
Und wieder kann ich berichten, dass man ihren kompakten Typ mit einem Größen-Zuchtwert von 78 (siehe auch Post vom 11.01.2021) im Vergleich zu ihren Altersgenossinnen immer deutlicher sieht. Sie ist mittlerweile eine kleine Färse. Beim Gewicht kann ich es nicht genau sagen, weil sie lässt sich nicht freestyle den Brustumfang messen und ein Fressgitter gibt es in ihrer Buchte nicht.
Und was mir erst beim Bearbeiten des Fotos zu den ganzen aus ihren Kälbertagen so bewusst geworden ist: Sie ist jetzt eine "richtige" Rotbunte. Ihre Fellfarbe ist ein dunkles Rot wie bei den Rotbunten Doppelnutzung und nicht das klassische helle Rot der Red Holsteins.
 
Das Foto war eher ein Glückstreffer, denn sie war wie die anderen Färsen ihrer Gruppe ziemlich aufgemischt:
 
Benjamin 



Donnerstag, 4. November 2021

Stroh und Heu

 
Zum Grundfutter gehört auch Stroh und Heu. 
Die Definition ist landläufig nicht besonder beskannt, aber sehr einfach: Die gesamte Pflanze getrocknet ist Heu, die Pflanze ohne Samen ist Stroh. Als Beispiel las ich mal in einer Studie im Journal of Dairy Science von Haferheu als Futter und bei der Grasvermehrung bleibt nach dem Dreschen Grasstroh übrig.

Heu und Stroh sind die ältesten konservierten Futtermittel, da die Trocknung leichter zu beherrschen ist als die Silierung. Zudem ist Heu und Stroh besser handelbar, Silage allenfalls als Wickelballen, die dann wegen dem höheren Wassergehalt eine geringere Transportwürdigkeit haben und wegen der Folie anfälliger sind. So wird Luzerneheu in größerem Stil aus den USA in den arabischen Raum verschifft.

Es gibt zwei Einsatzzwecke: Einmal zur Versorgung mit Rohfaser und dann zur "Verdünnung", denn der Rohfasergehalt ist vergleichweise hoch und der Energie- und Proteingehalt niedriger. So kann in der Jungviehaufzucht das Wachstum über den Strohanteil gesteuert werden: Mehr Stroh ist weniger Energiegehalt und dazu weniger Futteraufnahme, denn die absolute Rohfaser (genauer die NDF, siehe hier) ist der limitierende Faktor für die Pansenkapazität, das Wachstum nimmt dann ab. 

Die Partikellänge ist sehr wichtig, denn alles über 2 cm Länge können die Rinder aussortieren. Das habe ich 2013 erlebt, als in die Kuhrationen Rapsstroh kam. War halt da. Bloß Rapsstroh ist auch mit der Strohmühle sehr schwer zu häckseln, sodass viele Partikel von 5 bis 10 cm Länge dabei waren. Der Futterrest bestand dann zum größten Teil aus diesen; schön sauber geleckt.

Üblich ist Wiesenheu vom Dauergrünland und beim Stroh die häufigen Getreidearten, Gerste wird aber bevorzugt genommen, da mit der höchste Nährwert im Vergleich und Gerste ist gegenüber Weizen doch ein gutes Stück krankheitsunanfälliger. Denn die ganzen Pilze die Weizen befallen können hinterlassen auch Pilzgifte und das muss man den Pansenmikroben nicht unbedingt antun.

Einordnung: Grundfuttermittel
 
Getreidestroh :
Trockensubstanz: > 85 %.
Energie: 3,5 MJ NEL
Eiweiß: 4 %;
Rohfaser: 40 - 45 %
keine Stärke und Zucker
 
Benjamin


Montag, 1. November 2021

Maissilage und GPS

 
Maissilage ist bei uns in Brandenburg mengenmäßig das wichtigste Kuhfutter. Auf den schwächeren Böden hier sind Roggen und Mais die häufigsten Kulturen. Und Mais kann man am besten als Maissilage für die Rinderfütterung verwenden.

Wichtig bei der Maissilage ist neben der Kornreife, bei der die gebildete Stärke in die Körner eingelagert wird der Aufschluss der Körner bei der Ernte, dem Cracken. Denn ganze Körner kann das Rind (mit Ausnahme vom Kälbern) nicht verdauen. Die Körner bleiben einfach zu kurz im Pansen und die Mikroben können die harte äußere Schicht nicht durchdringen. Die Körner gehen dann im Ganzen durch den Darm und kommen hinten wieder raus. "Goldwaschen" sagt man dann dazu, wenn in jedem Kuhfladen Maiskörner zu finden sind.
Die Stoppelhöhe hat einen Einfluss auf den Ertrag und den Energiegehalt, da mit längeren Stoppeln der Anteil der Stängel abnimmt und der Anteil der Kolben mit den energiereichen Körnern zunimmt.

Einordnung: Grundfuttermittel, energiereich.
 
Trockensubstanz: 30 - 35 %.
Energie: 6,3 - 7,2 MJ NEL
Eiweiß: < 9 %; alles darüber ist Luxuskonsum an Stickstoff den der Mais nicht richtig verwerten kann
Rohfaser: 17 - 23 %
Stärke: 30 - 40 %
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maissilage ist zwar auch eine Ganzpflanzensilage (GPS) aus der gesamten Pflanze, wird aber in der Regel nicht zu den Ganzpflanzensilagen gezählt.
Ganzpflanzensilage ist meistens Getreide, das zur Teigreife, wenn die Körner schon gebildet sind aber noch nicht abgereift mit einem Feldfutterschneidwerk gemäht und gehäckselt. Dann ist die Trockensubstanz auch passend für die Silierung. Je nach Art und Sorte ist das häufig im Juni, wenn die Getreidebestände sich von grün Richtung hellgrün oder gelblich verfärben.
Für GPS wird Weizen, Roggen, Triticale, Gerste angebaut, manchmal auch im Gemenge mit Ackerbohnen oder Erbsen, vor allem um dann den Eiweißgehalt zu steigern.

Benjamin