Samstag, 29. November 2014

Baufortschritt Melkstand - Teil 2

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Im nordischen Winter mit den langen Nächten ist es zum Feierabend nun schon als lange dunkel, sodass ich einen ganzen Monat nicht mehr im neuen Melkstand war. Das habe ich heute Mittag dann mal nachgeholt. Aktuell werden die Kabinette und Platzteiler auf die Plattform des Karussells geschweißt. Wo ich die Melkstände in Boberow und Garlin gewohnt bin kommt mir das alles noch viel luftiger und heller vor.
Am linken Bildrand wird dann der Ausgang vom Karussell sein und direkt im Vordergrund der Dipproboter.

Benjamin

Dienstag, 25. November 2014

Arbeitsverlagerungsmaßnahme

Heute stand das jährlich Bluten der Kühe für die BHV-1 und Para-TB-Untersuchung an. Um es nicht zu kompliziert werden zu lassen wurden dann alle in einem Durchgang gemacht und wenn sie dann schon mal eingefangen sind auch gegen Parasiten behandelt. Das Wetter hat gerade in diesen Stunden mitgespielt und mit ordentlich Arbeitskräften hat es auch gut funktioniert und es gab keine schweren Verletzungen. 
Zur Arbeitserleichterung hat das Landeslabor nun bei den Untersuchungsanträgen ein Strichcodesystem, mit dem dann die Kuhnummern und die zugehörigen Proben bequem eingescannt werden. Wird nicht mehr vor den Aufkleber der Probe die Kuhnummer geschrieben sondern einfach den Aufkleber neben den Strichcode der jeweiligen Kuh geklebt. Die sind aber nach der amtlich-offiziellen 10-stelligen Ohrmarkennummer aufgelistet und das erstreckt sich dann über 15 Seiten... Da ließ ich nur parallel die Nummern vorne am Kopf mitschreiben, bevor diese ganze Zettelwirtschaft zur Zuordnung jeder einzelnen Probe in der Scheiße hinter den Kühen ewig dauert bis schiefgeht. 
Nachmittags parallel zum Melken hab ich den Aufenthaltsraum besetzt und mit allen Zetteln über den Tisch verteilt die Strichcodes der Proben eingeklebt. Zum Schluss hatte jede Kuh ihren Aufkleber und so habe ich nicht einmal drei Stunden dafür gebraucht.

Benjamin

Sonntag, 23. November 2014

Baufortschritt Melkstand

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Wieder mal ein Foto vom derzeitigen Baufortschritt am neuen Melkhaus. Das Dach mit den Lichtfirsten ist komplett montiert, die Fassadenverkleidung ("Plastikfassade") auch und im Obergeschoss und der Frontseite wurden schon die Fensteröffnungen ausgesägt und die Fenster eingesetzt. Und auch die Sektionaltore beiderseits des Melkkarussells sind montiert, sodass der Innenausbau über den Winter weitergehen kann.

Benjamin

Samstag, 22. November 2014

Aktuelles Foto von Nina

Genau vor einem Jahr (Post vom 22.11.2013) schrieb ich über Nina, die kurz nach der Geburt schon ihrer Mutter zum Melkstand folgen wollte.
Zwischenzeitlich wurde sie Fabiennes erstes Lieblingskalb und heute zu ihrem ersten Geburtstag gehört sie zur ältesten Färsengruppe im Jungviehstall.
Ihre Mutter Nr. 1045 wurde letzte Woche trockengestellt und soll Ende Dezember wieder kalben.

Benjamin

Schneits?

Bisher gab es noch keine Anzeichen des Winters hier oben in der Prignitz, hatten als schöne Herbsttage, zwar trüb, aber recht warm. Unabhänig von diesem milden Wetter bin ich aber letzte Woche in den Winterschlaf gefallen oder es kommt mir zumindest so vor.
Gestern ging es dann auch witterungsmäßig Richtung Winter, morgens nur 1 Grad und gefrorener Reif und nachmittags zog vor der Dämmerung vom Feld her binnen Minuten dichter Nebel auf, so schnell, man konnte zukucken. Da wurde es so viel heller im Stall, dass mein Kollege meinte, vom Melkstand aus gesehen: "Das ist alles weiß. Schneits draußen?" Soweit ist es noch nicht und braucht es auch gar nicht...
Um kurz vor halb fünf; in der brandenburger Provinz steigen die Nebelschwaden aus dem Moor empor:

Benjamin

Dienstag, 18. November 2014

1000. Melkzeit

Heute Nachmittag war die 1.000. Melkzeit in Boberow unter meinem Kommando; ganz genau stimmt dass nicht, weil es nur die 1.000. war für die ich die Daten aus dem Melkstandscomputer abgeschrieben habe, was ich in der allerersten Woche nicht gemacht hatte.
Diese 1.000 Melkzeiten dauerten zusammen um die 3.617 Stunden und es wurden bei an die 305.100 Einzelgemelken 4.118.000 kg gemolken.

Und auch wir melken in zwei direkt nebeneinander gebauten Melkständen, wie lang die tatsächlich sind sieht man aus diesem Winkel nicht. Ganz vorne auf Platz 19 steht Nr. 1020, eine Kuh aus der letzten Generation ohne Namen:

Benjamin

 



Montag, 17. November 2014

Neues von Gisela

Gisela ist nun nicht mehr in Boberow sondern seit gut zweieinhlab Wochen auf der Jungrinderanlage in Sargleben, die manche unter "rumänisch Sargleben" kennen.
Dort wurde sie mit ihren Alterskolleginnen aus Boberow im Wartebereich aufgestallt, bis sie dann gewogen wird und in den Besamungsstall kommt (Foto im Post vom 19.05.14)
Auch wenn ich sie jetzt nicht mehr täglich sehe, muss ich nur nach ihr rufen und sie kommt quer durch die Buchte gelaufen:

Benjamin

Samstag, 15. November 2014

Sondergruppe

Da ich schon geschimpft wurde, warum ich im Blog immer noch nichts über die besonderen Kälber geschrieben habe hole ich das nun hiermit nach.
Vor zwei Wochen wurden insgesamt vier Kälber von Pinnow nach Boberow verlegt. Beim Embryotransfer kommen nicht nur mittelmäßige Kühe raus wie Nr. 1028 Rubi sondern auch richtig gute Kälber. Nach der Typisierung haben zwei von denen einen gRZG von über 150. Also welche, die ich ungern im Stall stehen habe.
Zusammen mit den drei Wagyus Okinawa, Takeuchi und Yokohama (siehe Post vom 11.08.2014) habe ich sie in einer separaten Buchte im Jungviehstall untergebracht als "Sondergruppe ET Boberow".
Auf dem Foto sind die Wagyus zufällig nicht drauf. Von rechts nach links dem Alter nach sortiert: Jara (von Smurf), Jamaika, Joy und Jovita (alle drei von Shotglass):

Benjamin



Freitag, 14. November 2014

Auf der Eurotier

Ganz klar ist die Eurotier der Höhepunkt im November. Dieses Jahr war ich erstmals betrieblich unterwegs. Nach einigem Rumorganisieren wurde ich für die zweite Gruppe am Mittwoch eingeteilt, also weder "Junge Leute" noch "Rentner".
War es davor ein reines Kucken, was es auf dem Markt Neues gibt, war es diesmal für mich eher in Richtung des vielzitierten Branchentreffs, wo ich doch viele Bekannte getroffen habe aus der alten und neuen Heimat, aus Studienzeiten und Geschäftspartner. In diesem Zusammenhang besondere Grüße an den Genossenschaftsvorstand aus Plate!

Und ansonsten war ich auf "Shoppingtour", Informationen über verschiedene Produkte einholen. Hatte ich aus Amerika die Idee mitgebracht in den Tränkeflaschen für die Kälber eine leicht zu reinigende Alternative zu den klassischen Tränkeeimern zu sehen. Passend dazu führt CalfTel gerade eine 4 l-Variante ein, wo mir die 3 l zu wenig sind. Außerdem ist die Box etwas kürzer als bei den anderen Anbietern, da speziell nur für die ersten paar Wochen ausgelegt:



















In welchen Größenordnungen ich doch unterwegs bin zeigte sich dann bei Wasserbauer, wo ich nach deren neuem Futterschieberoboter fragte, weil ich etwas in diese Richtung für den geplanten Stallbau in Betracht gezogen habe. Bloß bei 180 m Futtertischlänge wird es da arg eng, weil das ungefähr der kompletten Batteriekapazität entspricht und mehrere Ladestationen sind scheinbar nicht vorgesehen. Aber ich soll noch eine nähergehende Antwort aus der Entwicklungsabteilung bekommen.
Mit der Schnecke zum Durchmischen des Futters eigentlich eine schöne Maschine...

Benjamin

Donnerstag, 13. November 2014

Bei Braunies Familie

Am letzten Wochenende war ich wieder auf Besuch bei Braunies Familie.
Und die ist schon wieder geschrumpft; ihre Nichte, die bei mir unter dem Namen Stephie (von "Schwarzie") lief hieß offiziell Leuchte (von Lara), hat es aber nach der Kalbung auf gerade einmal 14 Tage Nutzungsdauer und 229 kg Lebensleistung gepackt. Hatte eine Schwergeburt, kam nicht richtig auf die Füße und wurde von der älteren Kühe übel gemobbt...

Die nächsten Kälber - hoffentlich mal weibliche darunter - stehen aber an, Mai (Braunies Tochter, vorne) und Latte (Braunies Schwester, hinten) waren beide in der Abkalbebox. Und was der Unterschied in Erstkalbealter und Zwischenkalbezeit ausmacht: Obwohl Latte gut drei Wochen älter ist wird sie zum 2. Mal kalben, Mai hingegen schon zum 3. Mal. Übrigens kann man hier den im Post vom 5. Nov. erwähnte Fangplatz an der zweiten Abtrennung erkennen:



















Leoni ist weiterhin mit knapp 11 Jahren die älteste der Kühe, mittlerweile für das 9. Kalb besamt:




















Diese Szene musste ich einfach fotografieren; die neu gefrästen Längsrillen auf den Laufgängen, "zweigleisige" Fellpflege und im Hintergrund die Liegeboxen mit den hochgesetzten Nackenrohren. Weil man Kuhkomfort nicht nur versprechen sondern auch umsetzen kann:

Benjamin



Dienstag, 11. November 2014

Fazit aus Idaho

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Nun gehen die Idaho-Wochen im Kuhblog zu Ende und es gibt noch ein Fazit zu den Erkenntnissen der Reise.
- Der größte Unterschied und gleichzeitig die stärksten Auswirkungen hat dort die "fehlende" Düngeverordnung. Die Besatzdichten sind nicht eingeschränkt, es wird halt so viel tierischer Stickstoff gedüngt, wieviel die Pflanzen brauchen oder auch mal mehr... Auch die ganze Güllelagerung ist viel einfacher, schon alleine in den Open Lots. Da sah man hektarweise die Wettbewerbsvorteile.
- Enorme Futteraufnahmen durch ein Fressplatzverhältnis von 1:1 und hohe Luzerneanteile im Futter.
- Dass bei sehr hohem Durchsatz beim Melken Gruppenmelkstände wieder Sinn machen können, weil sonst die Kühe zu wenig Zeit haben um auf die Plattform des Karussells zu kommen.
- Wüstenklima aus der Sicht von Pflanzenbauern ungünstig erscheinen mag, aber wegen der niedrigen Luftfeuchte Vorteile für die Tiergesundheit bedeutet.
- Man bei der Fruchtbarkeit "alles mit Hormonen" machen kann und dann hoffen muss, dass die Kühe keine Spritzenphobie bekommen.
- Dass Flaschen für Tränkekälber gegenüber Eimern sich viel schneller zum Reinigen zerlegen lassen.
- Klare Arbeitsanweisungen und Organisation bringen Effizienz und Routine.
Und als Hauptfazit: Man braucht keine Angst vor Größe zu haben.

Benjamin

Montag, 10. November 2014

Big Sky Dairy - Teil 2

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Nun kommt noch der zweite Teil über die Big Sky Dairy.
Dort wird eine Biogasanlage mit der anfallenden Gülle betrieben. Das Besitzverhältnis und die Verfahrensweise ist die gleiche wie bei der Double A Dairy: Der Betrieb liefert die Gülle, die Jeromer Abteilung von AgPower ist Besitzer und Betreiber, Andgar hat alles projektiert in Zusammenarbeit mit DVO als Hersteller der Anlage.
Zwei Gasmotoren mit zusammen 1,5 MW und äuft alles nur mit Gülle, wofür diese erst einmal in Becken sich absetzt, um dickflüssigeres Material für eine ausreichende Gärraumbelastung im Fermenter zu bekommen. Nach der Biogasanlage wird dann hier der Gärrest separiert, die feste Phase sortiert - die leichten Partikel zum Einstreuen und die schwereren und feuchteren zum Kompostieren für die Düngung. Und die flüssige Phase wird mit einem riesigen Güllegespann (2x 20 m³) ausgebracht; aber nur direkt neben dem Hof auf einem Acker zum Verdunsten...
Auf dem Hof wird das Futter auch noch für die benachbarte Milchviehanlage gemischt, insgesamt für 10.000 Kühe. Und da bei dem starken Wüstenwind sich die Verluste an Kraftfutter zwischen angeliefert und vorgelegt auf 8 - 9 % (!) beliefen wurde eine geschlossene Futterhalle gebaut. Für 1 Mio. $ und innerhalb von rund 4 Monaten amortisiert: 50 x 50 m freitragend und an zwei Seiten entlang die Fächer für das Kraftfutter. Darin sind die 15t-Radlader rumgefahren wie bei uns der kleine Hoflader. Die Halle hat mir richtig gut gefallen, aber bei so wenig Wind und Kühen in Brandenburg kann man sich das dann auch nicht mal schönrechnen.

Benjamin

Freitag, 7. November 2014

Big Sky Dairy - Teil 1

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Die letzte Station in Idaho war die Big Sky Dairy in Gooding.
Fotos habe ich nur ein einziges von außerhalb, weil der Besitzer nicht will, dass Fotos in falsche Hände kommen ohne den Kontext zu verstehen. Und der Kuhblog ist dann auch davon betroffen.
Man sieht im Vordergrund einer der typischen Kreisregner, wie viele genau der Betrieb hat wusst er nicht, dürften mehrere hundert sein. Vier Leute sind nur für die Beregnung zuständig; und wieviel mm denn beregnet würden, eine kurze SMS an den Pflanzenbauleiter und die Antwort 30 - 35 inches (~ 750 - 875 mm) beim Mais pro Saison!
Dahinter dann die Milchviehanlage für an die 5.500 Kühe mit dem zentralen Melkhaus mit zwei Doppel-40-Side-by-Side-Melkständen. Dort werden nur melkende Kühe gehalten, weil sich auch hier in dieser Größenordnung kein Abkalbestall lohnt und dann auf einem anderen Standort des "Kombinats" kalben:



















Mit zwei anderen Betrieben betreibt man ein eigenes Milchproteinwerk, wenn auch noch aus Diversifikationsgründen nicht alle Milch dort verarbeitet wird und ein Teil an eine Käserei geht.
Hier fiel die Systemfrage Stall oder Open Lot klar für die Open Lots aus und so werden in den Ställen hauptsächlich die Erstlaktierenden und die Jerseys gehalten, da sie einfach weniger Platz in Anspruch nehmen.
Und auch hier war der Betriebsleiter sehr von den Jerseys begeistert, auch wenn er keine Vorzüge in der Futtereffizienz feststellen kann. Nach den ganzen Jerseygeschichten ist man schon arg verwundert und sagt sich: "Im SMR war das nicht umsonst drin". Aber dann kam der Haken an der Geschichte: Die Bullenkälber, die bekanntlich bei Jerseys kaum wachsen wollen. So gibt es in Idaho für ein eintägiges Holsteinkalb 250 $, für ein Jerseykalb 20 $. Aktuell gar kein Problem mit gesextem Sperma, gibt es also nur weibliche Kälber und der Jerseyanteil in den Herden steigt an. Wenn der angestrebte Anteil, von dem man sich noch nicht sicher ist, erreicht ist will man Zuchtvieh verkaufen. Bloß das ist dann ja auch kein dauerhaftes Geschäft. Aber so langfristig wird in Amerika nicht gedacht...

Benjamin

Mittwoch, 5. November 2014

Si-Ellen Farms - Teil 2

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Da sich für eine Farm mit 2.500 Kühe kein eigener Abkalbestall lohnt kalben alle Kühe des "Roth-Kombinats" auf der Si-Ellen Farms und werden ggf. zurück auf ihren eigentlichen Betrieb gebracht.
Dort wird auch eine 24h-just-in-time-Abkalbung praktiziert, es sind aber eher Abkalbebuchten wie man sie in Deutschland kennt, bloß dass die Kühe nicht tagelang sondern nur ein paar Stunden drin sind.
Waren gut 20 Minuten in dem Stall und haben während dessen zwei Kalbungen (1x CE-1, 1x CE-4) mitbekommen.
In jeder Buchte, die mit zwei bis drei kalbenden Kühen belegt wird ,gibt es einen Fangplatz mit seitlichem Abrenntgitter für Geburtshilfe. Da waren einige richtig begeistert davon und da ich sowas von der Neumühle kenne, wo die Abkalbebox letztens damit ausgerüstet wurde hab ich dann im Bus mit WLAN zurück gleich die genaue Produktbezeichnung geliefert. Man muss schließlich seinem Ruf gerecht werden...

Ganz klare Anweisungen, wie der Kalbeverlauf für die Dokumentation einzustufen ist. Allgemein sieht man viele Tafeln mit Arbeitsanweisungen; stets zweisprachig in Englisch und Spanisch (hier nicht zu sehen):



















Bei den Kontrollgängen durch die Vorbereitergruppen auf der Suche nach kalbenden Kühe rutscht ab und auch eine durch, die einfach zu schnell ist. Dann wird das Kalb per ATV abgeholt:



















Neugierige Amerikanerinnen neben dem "kleinen" Melkzentrum mit D50-SbS:

Benjamin


Dienstag, 4. November 2014

Si-Ellen Farms - Teil 1

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Vorletzte Station war die Si-Ellen Farms der Familie Roth. Es ist der Hauptbetrieb, auf dem 7.500 der 12.000 Kühe stehen, alle Abkalbungen und die Kälberaufzucht stattfindet.
Die Großeltern des Besitzers stammten aus der Schweiz und die Familie kam in den 1980ern von Washington nach Idaho.
Die schweizer Abstammung sah man sofort am Zustand der Anlage: Alles sauber und top gepflegt, nicht die kleinste Ecke vernachlässigt. Damit liegen die Lohnkosten ungefähr anderthalb mal so hoch wie in Idaho üblich - aber das ist es halt wert.
Insgesamt war man sehr ehrlich zu uns, die erreichte Lebensleistung passte mal mit Tagesleistung und Nutzungsdauer zusammen und auch eine zweifelnde Haltung zur Zukunftsfähigkeit des Bewässerungsfeldbaus. Zur Standardfrage, ob Open Lots oder Laufställe für das bessere System gehalten werden die Antwort: "Open Lots sind 10 Monate im Jahr eine feine Sache und die anderen beiden überhaupt nicht."

Bei den vielen Lots wirkte das Gelände doch etwas unübersichtlich. In der Morgensonne waren die Lichtverhältnisse ganz besonders; das Bild hab ich auch für die Titelseite meines Berichts an die Genossenschaftsleitung genommen, zeigt es doch sehr schön die Eigenarten der Milchviehhaltung in Idaho:



















Das Futterzentrum war ursprünglich mal für 2.500 Kühe ausgelegt, bei der mittlerweile dreifachen Zahl geht es etwas eng zu. Daher soll in naher Zeit ein neues gebaut werden, dann aber mit stationärem Mischer und Verteil-LKW. Aktuell laufen ein gezogener und zwei aufgebaute Mischwagen, weil die Traktoren im Vergleich zu den LKWs zu teuer sind. Und Soja ist auch hier zu teuer, sodass Canola gefüttert wird:



















Es werden sowohl Holsteins als auch Jerseys gehalten, auf dem Foto in Bereich der Kälberaufzucht. Dazu die Meinung: "Wenn nochmal, dann zu 100 % Jersey." Die Jerseybegeisterung ist in Idaho wirklich extrem:

Benjamin



Sonntag, 2. November 2014

Double A Dairy - Teil 4

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Im Post vom 10. Oktober hatte ich ja den Abkalbestall der Double A-Dairy erwähnt und Fotos versprochen. Heute kommt der ausführliche Post.
Wie geschrieben hatte ich mir schon mal etwas Gedanken über den perfekten Abkalbestall gemacht. Am besten rund um die Uhr besetzt und dann auch mit 2 Personen, da es alleine bei Geburtshilfe schwierig werden kann. Wären dann im Schichtbetrieb alleine 8 Leute im Abkalbebereich, wofür es dann geschätzt insgesamt 6 - 7.000 Kühe bräuchte, also weit jenseits deutscher Maßstäbe und als Utopie zu den Akten gelegt. Bis halt zur Double A Dairy, wo ich es dann sogar umgesetzt sah.
Der Standort ist gut 2 km von der eigentlichen Milchviehanlage entfernt. Dort stehen die rund 2.000 Trockensteher in Open Lots. Die Abkalbung erfolgt just-in-time, wofür stündlich Kontrollgänge durch die Vorbereitergruppen gemacht werden und kalbende Kühe in den eigentlichen Stall gebracht werden. Ab und an rutscht auch eine Kuh durch, dafür steht dann ein kleiner Traktor mit einer Transportkiste für das Kalb bereit.
Die Kühe kommen dann in den eigentlichen "Arbeitsbereich" wo vier Durchtreibestände stehen, in den die Kühe gemolken werden, bei Problemen aber auch Geburtshilfe geleistet oder Infusionen gegeben:



















Gerade als wir dort waren musste bei einer Erstkalbenden Geburtshilfe geleistet werden. Am meisten beeindruckte mich dabei aber, dass Anlagenleiter Andersen, Chef über 130 Mitarbeiter, der uns eigentlich herumführte gleich mit anpackte und es wirkte als würde er das jeden Tag machen.

Die gemolkene Milch kommt in eine Kolostrumbank (ColoQuick der größten Ausführung) und wird an die neugeborenen Kälber gedrencht, jedes 1 Gallone. In einer Buchte werden die Kälber gesammelt und gehen dann am nächsten Tag auf die Aardema Calf Ranch. Zuvor bekommen sie noch die erste Ohrmarke und ein Brandzeichen (AA). Auf der Mauer liegen alle benötigten Materialien und die umfangreichen Arbeitslisten:



















In einem Abteil des Abkalbestall stand auch die wertvollste Kuh der Double A Dairy. Mittlerweile hat sie unter ihren Nachfahren (Söhne, Enkel, Urenkel) über 100 Besamungsbullen. Sie wird regelmäßig für Embryonen gespült und da dagegen die Milch einen verschwindend geringen Wert hat steht sie seit nunmehr fünf Jahren trocken. Entsprechend ist sie sehr gut konditioniert und wirkt von der Statur eher wie ein Bulle. Und wenn sich die ganzen Deutschen im Stall rumtreiben fungiert der Fahrer des Anlagenleiters dann als persönlicher Leibwächter:

Benjamin


Samstag, 1. November 2014

Double A Dairy - Teil 3

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Die Größenordnungen werden auch bei der Zucht deutlich: Für Embryotransfer werden auf dem Betrieb jede Woche 12 - 14 Donoren gespült auch viele Embryonen eingesetzt.
Das mit System der Ohrmarken hat mir dort am besten gefallen: Zunächst bekommt das Kalb nur eine Ohrmarke ins linke Ohr, auf die auch das Geburtsdatum draufgeschrieben wird, danach wird die zweite bestellt, auf die das Geburtsdatum und der Name des Vaters aufgedruckt ist. Hier eine der besonders neugierigen Kühe, die mal kurzzeitig still hielt und von einem auch in Deutschland bekannten Bullen abstammt - geboren ist sie am 13. Mai 2012:



















Die Gülle wird in den Ställen abgesaugt und auch geflusht und geht in große Absetzbecken. Wovon dann der dickflüssigere Teil in die Biogasanlage kommt, die eine elektrische Leistung von 4,5 MW hat, rein aus Gülle! Eingestreut wird auch mit separierter Gülle und da hält man sich nicht lange mit mangelnder Schlagkraft auf: Ein Mensch SideShooter M3620, bei dem die standardmäßigen 15 m³ nicht ausgereicht haben. Das war so ein richtiger "Will ich haben!"-Moment; als adäquater Nachfolger für den Schäffer, wenn nicht dafür dreiviertel der Liegeboxen aus dem Stall gerissen und die Güllekanäle zugekippt werden müssten:



















Auch von anderen Gerätschaften gibt es entsprechend viele; gefüttert wird mit 3 Peecon-40m³-Mischwagen und auch vor der anlageneigenen Werkstatt stand schon ein Teil des Fuhrparks, wogegen manch Bester Kartoffelbauer klein aussieht:





















Aber eines zeigte der Besuch auf der Double A Dairy: Man braucht keine Angst vor Größe zu haben. Aber man braucht viel Platz und Leute dafür.

Benjamin

Double A Dairy - Teil 2

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Am Hauptstandort der Double A Dairy stehen die melkenden Kühe, die Trockensteher und der Abkalbestall sind etwas entfernt davon untergebracht.
War schon auf der SunRidge Dairy die Erkenntnis, dass 3.000 Kühe zwar viel sind aber nicht besonders unübersichtlich, da einfach die Ställe und der Melkstand länger sind, so ist es bei 12.000 Kühe auf einem Hof zwar wirklich riesig (über 100 ha!), aber auch nur viele Ställe und mehrere Melkstände dann nebeneinander.
Gemolken wird in 4 Doppel-50-SbS. Zwei in einem Melkzentrum nebeneinander, die anderen beiden in einzelnen Melkzentren, die aber auch nebeneinander stehen. Macht zusammen 400 Melkplätze im 24h-Betrieb, wohingegen unsere künftig 140 "stundenweise" benutzten mickrig erscheinen. Im großen Melkzentrum hat jeder Melkstand nur einen Rücktrieb, aber die Melker müssen nicht quer durch die Kühe zu den Gruben laufen sondern bequem durch Tunnel, wo es einen Etage tiefer zu den Subways geht. In den grauen Plastiktonnen werden die benutzten Euterlappen gesammelt, davon stehen dann vorm Waschen Dutzende im Melkhaus:



















Das große Melkzentrum, das für rund 5.500 Kühe zuständig ist, die hier jeden Tag dreimal gemolken werden. Pro Schicht also mehr Melkungen als in Boberow in einer ganzen Woche... Die Außensilos haben auch eine entsprechende Größe; täglich werden auf dem gesamten Betrieb "über 1 Million Pfund" also an die 460 t gemolken, was auch ziemlich genau zur Tagesleistung von 37 kg passt:




















Fünf der sieben Quarter-Mile-Barns; die ersten beiden gehören zum großen Melkzentrum, die drei anderen zu den beiden kleineren, die sich zwischen dem vierten und fünften Stall befinden. Und ganz hinten sind Open Lots für noch mal 2.500 Kühe. Im dritten der Ställe habe ich auch das Titelbild vom Blog gemacht und das Foto im Post vom 13.10.:

Benjamin