Dienstag, 28. Juli 2020

Neumühle 1/2020 - Teil 3

Was es im ersten Halbjahr 2020 im Kuhstall vom Hofgut Neumühle noch an Neuigkeiten gab.
Die Besamungsfärsen und Kühe sind jetzt mit Smartbow (-> Link) als Sensorsystem zur Brunst- und Gesundheitsüberwachung ausgestattet. Bisher war es Heatime gewesen von dem manche Kühe noch das Halsband umhaben und zwischenzeitlich auch die Vorserienmodelle von InnoCow (siehe auch Post vom 10.04.2019).
Smartbow ist eine Firma aus Österreich, die vor einiger Zeit von Zoetis übernommen wurde, die verstärkt in anderen Bereiche der Tiergesundheit expandieren. Weg vom reinen Pharmageschäft hin zu Sachen wie Gesundheitszuchtwerte oder auch Gesundheitsüberwachung.
Smartbow sind Senosoren als Ohrmarke, ca. 5 x 3 cm groß. Am Ohr befestigt ermöglicht es die Aktivtitätsüberwachung genauso wie am Halsband oder am Fuß. Und auch das Wiederkauen kann so gemessen werden: Kaut die Kuh wieder wackeln dabei die Ohren in einem sehr gleichmäßigen Rhythmus, den das System erkennen kann.
Es gab auch mal die Variante Eartag Life, dafür gab es auf der EuroTier 2016 eine Goldmedaille. Das war eine normale Ohrmarke als Tierkennzeichnung in die der Sensor integriert war. Seitdem habe ich aber nichts mehr davon gehört, wurde scheinbar nicht zu Serienreife fertigentwickelt.
So sieht die Sensorohrmarke aus: 



















Und hier bei Matilda im rechten Ohr (ganz schön voll). Die Sensoren sind immer am oberen Ohrrand nach unten gerichtet eingezogen:




















Zweite große Neuerung ist eine Fahrzeugwaage, und zwar eine LKW-Waage MOBIL von Kilomatic (-> Link). 
Bisher gabe es drei Fahrzeugwaagen auf Neumühle: Vor dem Getreidespeicher, in der Scheune vom Bullenstall und in Verängerung des Futtertischs im Schafstall (alter Kuhstall), unter der ich damals als Praktikant sauber gemacht habe. Aber alle drei nur für einen einzelnen Anhänger geeignet. Dagegen ist die neue Waage für einen ganzen Zug geeignet.
Prinzipiell ist die mobil und kann in Einzelteile zerlegt transportiert werden. Es scheint jedoch eine feste Installation werden, denn einerseits ist sie festgeschraubt und dann wird noch eine Umfahrung links auf dem Grünstreifen gebaut. Wahrscheinlich eine einfachere Lösung als eine ebenerdige Waage mit Fundamenten:

Benjamin



Sonntag, 26. Juli 2020

Neumühle 1/2020 - Teil 2

Zu Braunies Familie, die ist wieder gewachsen, auf nun drei Tiere.
Ihre Enkelin Mai hat am 10. Juli zum vierten Mal gekalbt und befand sich am 12. Juli als ich zu Besuch war noch in der Abkalbebox:




















Leistungsmäßig zeigt sie weiterhin was genetisch in den Holsteins steck, wenn man sie das nur durch gute Fütterung und Haltung ausschöpfen lässt.
In der dritten Laktation gab sie in 399 Tagen 16.537 kg Milch mit 4,62 % Fett und 3,59 % Eiweiß, das sind energiekorrigiert 17.924 kg ECM. Pro Tag sind das 44,9 kg, etwas weniger als in der 2. Laktation, da waren es 45,8 kg,
Ihre 305-Tage-Leistung lag bei 13.383 kg mit 4,46 % Fett und 3,48 % Eiweiß, energiekorrigiert 14.164 kg ECM. Und 1063 Fett-Eiweiß-Kilo.
Die 100-Tage-Leistung waren 5.056 kg mit 4,28 % Fett und 3,12 % Eiweiß, sind 5.129 kg ECM.

Bei der letzten Milchkontrolle vor dem Trockenstellen gab sie 33 kg mit 5,76 % Fett und 3,93 % Eiweiß. Und bei der letzten Wiegung wog sie 761 kg.

Nach drei Laktationen kommt sie auf eine Lebensleistung von 45.746 kg mit 4,52 % Fett und 3,55 % Eiweiß. Das sind 22,1 kg Lebenstagsleistung und 33,8 kg Futtertagsleistung seit der ersten Kalbung; wegen ihrer hohen Inhaltsstoffe nochmal energiekorrigiert 23,6 kg LTL und 36,1 kg FTL.

Ihre Tochter Matilda ist mittlerweile 15 Monate alt und in der Besamungsgruppe der Färsen:



















Das vierte Kalb von Mai war nach Matilda ihr zweites Kuhkalb und hat bisher keinen Namen, nur schon die Stallnummer 2044 zugteilt bekommen. Den Vater habe ich auch nicht nachgeschaut...
Aber im Computer stand bei Mai unter Kalbungen der Kommentar zu Erstversorgung: 3 Liter Kolostrum alleine gesoffen und dann noch 1 Liter gedrencht. Denn auch hier gilt wieder einer meiner Lieblingssprüche: Nur was man dokumentiert kann man auch managen.
Wie Braunie eine kleine Blesse auf der Stirn:




















Die Zuchtkälber bekommen nur noch eine Ohrmarke und ins andere Ohr ein Transponder, auf dem auch die Lebendohrmarkennummer steht und abgespeichert ist. 
Das ist mittlerweile auch in Rheinland-Pfalz erlaubt eine der Ohrmarken durch eine Transponder zu ersetzen. Und auch nur noch der Knopf, vergleichbar mit den Transponderohrmarken für die Tiererkennung am Melkkarussell (siehe Post vom 07.05.2015), während in Niedersachsen die Rückseite der männliche Teil der normalen Ohrmarke ist (siehe Post vom 16.06.2019) und in Luxemburg der Transponder in die normale Ohrmarke integriert (siehe Post vom 13.07.2019).

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Freitag, 24. Juli 2020

Neumühle 1/2020 - Teil 1

In meinem Urlaub war ich natürlich auch wieder auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle. Nach sechseinhalb Monaten wieder, eine solch lange Pause hatte es in den letzten 13 Jahren noch nicht gegeben.
Vorher hatte ich extra noch mal angerufen, ob ich überhaupt kommen darf. Das wurde auf dem kurzen Dienstweg geklärt. Mit der Kuhlänge Abstand klappt der Seuchenschutz bei uns Bauern ja gut (vgl. Post vom 08.05.2020). 
Die Coronazeit haben sie bisher gut überstanden, die Mannschaft wurde zur Sicherheit in feste Teams ohne Kontakt zueinander unterteilt. Der überbetriebliche Ausbildungsbetrieb ruht noch bis Ende Juli.

Es gab so viele Veränderungen, dass ich nicht alle komplett nachvollzogen habe. Zudem blieb nicht so viel Zeit zum Quatschen weil der leitende Ingenieur im Kuhstall zeitig fertig werden wollte, denn bei ihm daheim stand das Mähen der Triticale an. Er macht privat halt noch so 150 ha Ackerbau im Nebenerwerb.
Jetzt im Nachgang habe ich meine ganzen Fotos durchgeschaut und mir für den nächsten Besuch halbwegs eine Liste gemacht, bei was ich alles nachfragen will.

Die Braunviecher sind jetzt Kühe. Bin etwas verspätet angekommen, weil ich wegen der gesperrten Autobahnabfahrt einen Umweg fahren musste. Und wie ich in den Melkstand komme kucken auf der anderen Seite aus dem Vorwartehof die beiden Braunvieh rein (siehe auch Post vom 10.04.2019). 
Beim Melken sind sie mir nicht direkt aufgefallen, beim Side-by-Side sieht man nur die Beine und die sind genau wie bei den Holsteins weiß. Aber ich dachte mir noch, dass die beiden letzten Kühe der Reihe von der Form her schlecht melkbare Euter haben. Wie die dann rausgelaufen sind habe ich erst gesehen, dass es die Braunvieh waren.
Frage an die Kuhblogleser die einen besseren Vergleich zwischen Holstein und Braunvieh haben: Sind die Braunvieh da von den Eutern im Schnitt schlechter? Die Fleckvieh sind ja berüchtigt dafür, da weiß ich von einem Betrieb, der seinen Melkroboter (Lely Astronaut A3) wieder rausgeworfen hat, weil das gar nicht ging.
Sie haben die Stallnummern 1700 (Martina, auf dem Foto) und 1800 (Pamela) bekommen. Das Zählsystem für die Stallnummer auf Neumühle ist das recht weit verbreitete mit den ersten beiden Ziffern für das Geburtsjahr und die beiden letzten die fortlaufende Nummer für die Zuchtkälber. (z.B. Leonie 402 = 2. in 2004, Braunie 740 = 40. in 2007, Lara 922 = 22. in 2009 usw.)
Als Zukaufstiere mussten die beiden irgendwie noch einsortiert werden, daher wurde aus November 2017 1700 und Januar 2018 1800.
Vielleicht sah man es wegen der Farbe nur so gut: Der Buddy-Effekt. Sie standen beide zusammen im Vorwartehof, nebeneinander im Melkstand und dann auch wieder zusammen im Stall. Bloß auf dem Foto waren sie nicht gemeinsam am Fressen.

Fortsetzung folgt!

Benjamin


Dienstag, 21. Juli 2020

In Eifel und Hunsrück

Mitte Juli fand meine Tour durch Rheinland-Pfalz zu einer sehenswerten Jahreszeit statt. In Rheinhessen war schon der Großteil der Wintergerste geerntet, auf den Höhen von Hunsrück und Eifel dagegen braucht der Weizen noch bis mindestens Mitte August.

Das Hauptziel war ein Besuch bei Florian in Prüm. Im Studium war er mein Sitznachbar gewesen - wir hatten damals eine recht strenge Sitzordnung in unseren Vorlesungsräumen. Nach dem Studium hatte ich ihn letztmals im Sommer 2014 getroffen (siehe Post vom 15.07.2014) und jetzt nach fast genau sechs Jahren wieder; eine viel zu lange Zeit!
Was er so aus der Eifel erzählt hat: Im Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Milchviehhochburg in Rheinland-Pfalz ist der Stallbaumboom wie auch anderswo in Deutschland rum. Die allermeisten der Stallbauprojekte als nach dem Ende der Milchquote der jahrzehntelang Investitionsstau abgebaut wurde sind abgeschlossen. Jetzt gibt es schon einige Betriebe zwischen 300 und 500 Kühen, die aber nicht mehr weiter wachsen dürften, da die Flächenkonkurrenz extrem hoch wäre. Das sind auch hochspezialisierte Milchviehbetriebe mit hohem Viehbesatz, sind bei uns in Brandenburg 0,5 - 1,0 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar üblich sind es in Rheinland-Pfalz eher 1,0 und bei diesen Betrieben eher 2,0, teilweise auch etwas darüber. Das sind grob gesagt Betriebe mit mehr Kühen als Hektar. Da wird dann ausschließlich Futter angebaut, keine Marktfrüchte für den Verkauf. 
Von seiner Arbeit als Berater hat er nach Jahren die Erfahrung gemacht, dass extensives Grünland nicht funktioniert weil es zum Verbuschen neigt. Die Betriebe die sich bei der Grünlandbewirtschaftung Mühe geben, auf den pH-Wert achten (also Kalkung), bei der Düngung auch die Spurennährstoffe, Striegeln und Nachsäen würden alle Schnitte mit hohen Energiegehalten ernten. Nur die Quantität hängt vom verfügbaren Wasser ab. Bei der Sortenzusammensetzung der Grassamenmischungen empfiehlt er hauptsächlich später Sorten, weil die frühen zu schnell überständig werden.

Auf dem Rückweg bin noch bei Johannes in Kappel vorbei, das liegt auf dem Weg. Das war was besonderes, denn bisher hatte ich ihn immer in den Sommern der ungeraden Jahre besucht. (Dazu im Kuhblog Posts vom 20.08.2013, 06.07.2015, 17.07.2017, 20.07.2019)
Hatten es über die Entwicklung der Biogasanlage über die Jahre hinweg und wann was auf dem Hof gebaut/umgebaut wurde, denn die letzten zehm Jahre ist kein Jahr ohne Baustelle vergangen. Aktuell ist eine Erweiterung des Wohnhauses dran, wo wir im künftigen Wohnzimmer saßen.
Letztes Jahr hatten wir es schon über die künftige Sämaschine. Da wurde ein Case-IH Optum 300 angeschafft und für den soll auch eine neue Drillmaschine gekauft werden. Aktuell sind das zwei 3m-Kreiseleggenkombinationen von Amazone. 
Zunächst war der Favorit eine angebaute 5m-Kombination aus Lemken Zirkon 12/500 K und Solitair 9/500 K. Als letztens eine solche beim bekannten Landmaschinenhändler verkauft wurde hat er die mal probehalber angebaut und ist auf die Waage gefahren. Mit leeren Saatgutbehälter und 1,5 t Frontballast war der Optum schon bei 18,2 t; 18 t ist glaube die zulässige Gesamtmasse. Mit vollem Saatgutbehälter bei Wenden am Anhang sind dann auch mal 20 t auf der Hinterachse und daher die Entscheidung zu einer angehängten Drillmaschine, dann aber mit 6 m.
Die Kombination Zirkon/Solitair gibt es auch als angebaute Variante in 6 m Arbeitsbreite. Voll wiegt die fast 7 t, da frage ich mich an welchem Traktor die gefahren werden soll, vor allem weil es die auch schon seit mindestens Mitte der 2000er gibt, wo bei 250 kW Schluss war.
Wir haben über die Alternativen bei den angehängten Sämaschinen diskutiert und waren uns bei Variante 2 einig.
1. Horsch Pronto 6 KR; das Fahrwerk ist während der Saat komplett ausgehoben; aber unwendig.
2. Lemken Zirkon 12 KA + Solitair 9/600 KA. Ist fast die gleiche Kombination wie in Boberow, da ist es aber keine Kreiselegge sondern eine schwere Kurzscheibenegge, eine Heliodor 9/600 KUA. Das Fahrwerk läuft hinter der Walze mit, bei leerem Saatgutbehälter ohne Druck, bei vollem mit ca. 2 t Last.
3. Lemken Compact-Solitair 9 KK. Die Last wird auf dem Reifenpacker über die ganze Breite verteilt und dahinter ist nochmal die eigentliche Walze. Voll fast 13 t schwer und 30.000 € teurer als Zirkon + Solitair.
Hat richtig Spaß gemacht, weil so eine Diskussion haben wir letztmals vor neuen Jahren im agrartechnischen Planungsseminar gemacht. War zwar eine sehr umfangreiche Rechnerei aber doch nicht mit so viel Praxisbezug.

Ein toller Tag, die Wiederholung merke ich mir schon mal für das nächste Jahr vor.

Benjamin
 

Mittwoch, 15. Juli 2020

Hochmoselbrücke

Langsam geht mein Urlaub zu Ende und jetzt kommen die Posts was ich so alles gemacht habe.
Erster Programmpunkt war die Tour in die Eifel und den Hunsrück zu meinen ehemaligen Studienkollegen.
Da hatte ich mich gefreut auf dem Weg endlich über die neue Hochmoselbrücke zu fahren, aber es war dann doch eine Enttäuschung.
Über die Mosel gibt es viele Dutzend Brücken, aber fast alle sind unten im Tal von Ufer zu Ufer; bis auf drei: Die A8 bei Schengen (erwähnt im Post vom 05.07.2019), die A61 bei Koblenz und jetzt die B50, mit über 150 m mit Abstand die Höchste.
Schon seit den 1970ern geplant sollte sie das Rhein-Main-Gebiet mit Lüttich verbinden. Jahrzehntelang war es im Hunsrück nur eine zweispurige Bundesstraße und man musste die Serpentinen ins Moseltal hinunter und wieder rauf fahren.
Die Hochmoselbrücke/Hochmoselübergang war dann der Plan einer Brücke über das Tal mit Anschlussstraßen, das bedeutendste Infrastrukturprojekt der 2010er in Rheinland-Pfalz. Seit der Inbetriebnahme im letzten Herbst ist bis auf so 10 km die gesamte Strecke vierspurig und man spart gut eine halbe Stunde Fahrzeit.
Für mich war die Erstbefahrung was Besonderes nach so vielen Jahren des Wartens, das wird bestimmt ähnlich sein wenn man irgendwann auf der A14 über die Elbe fahren kann.
Der gesamte neue Streckenteil ist vierspurig (gelbe Autobahn) und was besonders auffällt komplett mit Wildzäunen eingezäunt. Das wirkt schon ein wenig wie ein Tunnel.
Von der Brücke selbst bekommt man nicht so viel mit, natürlich ist sie beschildert und fällt auch auf, aber bei den Leitplanken und dem seitlichen Windschutz kann man nicht nach unten kucken und sieht von der Mosel und ihrem Tal rein gar nichts. Und der nahegelegene Parkplatz mit dem Aussichtspunkt auf die Brücke ist noch nicht fertiggestellt. Wie in Mecklenburg einfach mal anhalten um ein Foto zu machen (vgl. Post vom 31.12.2017) ging auch nicht. 
Nun hoffe ich das Foto nächstes Jahr nachliefern zu können; das haben wir nämlich so halbwegs ausgemacht, dass ich nicht noch mal sechs Jahre bis zum nächsten Besuch warten werde.

Benjamin

Sonntag, 12. Juli 2020

Unboxing

Nun bin ich endlich mal wieder auf Urlaub in der alten Heimat und ziehe im Südwesten umher. Bevor die fachlichen Posts kommen ein nicht so ganz ernst gemeinter.

Hatte eine Bestellung an Klamotten zu meinen Eltern schicken lassen, weil ich eh nicht daheim wäre wenn ein Paket gebracht wird. So kann ich es als "Rückfracht" aus dem Urlaub mitnehmen und gleich noch eine Sammelbestellung daraus machen.
Firma dürfte bekannt sein, die die halbe deutsche Landwirtschaft einkleidet. Die haben auch die Größen im Angebot die ich brauche.

Heute morgen habe ich dann ein Unboxing veranstaltet. In Zeiten von Social Media muss ich als Blogger das natürlich dokumentieren und meinen Leser zeigen. 
Also der Post ist jetzt etwas im Stil von dem über mein Arbeitsmaterial in den Taschen (siehe Post vom 23.12.2019).

Das Ganze war eine Ersatzinvestition. 

- Zweite Socken. In den Gummistiefeln habe ich Filzsohlen und immer ein zweites Paar Socken. So kann ich den ganzen Tag bequem laufen und 10 - 15 km sind kein Problem. Wenn man das gewohnt ist schwitzt man im Sommer auch nicht. Außer letztes Jahr als ich mal Treiber war mit der entsprechenden Lauferei und bei 35 Grad, da wurde es dann doch zu warm.

- Gürtel. 3 Stück für Arbeitsmontur daheim, Arbeitsmontur auswärts und Zivilkleidung. Die Strechgürtel mit Koppelschloss muss man nicht noch mit Extralöchern versehen, dass sie passen.

- 2 Paar Arbeitshandschuhe. Vor allem fürs Enthornen, Arbeitsschutz halt. Die bisherigen haben mittlerweile zu viele Löcher.

- T-Shirts für die Zivilkleidung. In schwarz, für die Arbeit sind grün. Da halte ich es wie meine Schwester: „Ich bin kein Grufti, aber Schwarz ist ein schöne Farbe.“ Dezent, lange farbecht und gibts auch in XS.

Benjamin


Montag, 6. Juli 2020

Steinfrucht mit Fell

Da hatten wir letzte Woche mal wieder was mit Seltenheitswert: Und zwar eine Steinfrucht mit Fell.
Mumien hatte ich schon mal gehabt (siehe Post vom 10.12.2013), wo ein Fetus abstirbt und nicht resorbiert oder abgestoßen wird.
Die Steinfrucht entsteht früher und ist dann undifferenziert und eigentlich nur ein Klumpen.
Das Besondere an diesem Fall ist aber die Nabelschnur und vor allem das Fell. Von der Haarlänge her ist es bis zum Schluss versorgt worden.
Es waren Zwillinge, das eine Kalb wurde ganz normal geboren und dann kam die Steinfrucht noch hinterher. 
Meine Erklärung dazu: Der eine Embryo ist bei einer Größe von vielleicht 10 cm abgestorben und wurde aber noch weiter versorgt und es wurden Gewebeschichten außenrum gebildet, inklusive Haut und Fell.
Die Natur hat immer wieder Überraschungen parat:

Benjamin

 

Donnerstag, 2. Juli 2020

Kaiserschnitt

Gestern habe ich mal wieder einen Kaiserschnitt mitgemacht, das ist zum Glück recht selten. Ich schätzte das auf eine von 1.000 bis 1.500 Kalbungen. Zusammen mit der Fetotomie (siehe auch Post vom 26.08.2019) gibt es dafür beim Melden der Kalbung den Kalbeverlauf "4 OP", was noch eine Stufe höher ist als "3 schwer".

Erstmals von einem Kaiserschnitt habe ich im Herbst 1995 mitbekommen, da hatte die Cousine meiner Mutter einen Fall. Sie waren die letzten in der Familie (glaube bis 2003) die vor mir Kühe hatten. Waren aber nur eine Handvoll und da war der Kaiserschnitt ein Jahrhundertereignis.

Für mich war es jetzt der fünfte Kaiserschnitt. 
Der vierte im November 2018 war gut ausgegangen und darüber habe ich im Kuhblog berichtet (siehe Post vom 24.11.2018). Kuh Nr. 1053 hatte einen chronischen Scheidenvorfall und konnte auf natürlichem Weg nicht kalben. 

Die drei ersten waren "Notkaiserschnitte" gewesen.
Der erste war im September 2014 bei Kuh Nr. 1048 die hochtragend an einem Leberschaden verendet ist. Die sterbende Kuh wurde aufgeschnitten um das Kalb noch zu retten. Es waren weibliche Zwillinge, eines war tot, das andere überlebte nur wenige Stunden.
Der zweite war im Februar 2016 bei Kuh 1231. Eine Para-TB-positive Kuh, tragend von Delgado, einem weißblauen Belgier. Die hatte eine Gebärmutterverdrehung, wo die Gebärmutter samt Kalb darin verdreht und der Gebärmutterhals abgeschnürt ist. War auch die erste gewesen die ich mitbekommen habe. Das Kalb mitsamt der Gebärmutter wieder richtig hinzudrehen klappte noch mit dem Gyn-Stick (-> Link), aber das Kalb war dann zu groß. Da nach drei Stunden die Kuh dermaßen abgekämpft war blieb als Ausweg nur noch sie einzuschläfern und auch da den Kaiserschnitt an der sterbenden Kuh zu machen. Es war ein großes Bullenkalb von geschätzt 55 kg (die Kälberwaage gabs noch nicht), das ich M14329 AGB Deiko nannte und sich prächtig entwickelte.
Vom dritten Kaiserschnitt kenne ich nur noch den Namen vom Kalb: Sigrun. Das war im Frühjahr 2017. Eine ziemlich kranke, aber hochtragende Kuh, wo wir nicht wussten ob sie es noch bis zur Kalbung schafft. Daher der Plan mit 270 Tragetagen einen Kaiserschnitt zu machen. Danach wurde die Kuh eingeschläfert, weil sie wahrscheinlich an den Folgen der Operation sowieso gestorben wäre. Damals hatten wir es auch über das Zunähen der toten Kuh. Weil die "offen" nicht in die Tierkörperbeseitigung darf. Denn das liefe dann unter einer Sektion im Stall und die sind nicht erlaubt, weil nur unter hygienischen Bedingungen zugelassen für die gerichtliche Verwendbarkeit der Ergebnisse. Hat zwar überhaupt keinen Zusammenhang aber der deutsche Auflagenwahn halt. Sigrun überlebt leider auch nur einen Tag.

Jetzt der fünfe Kaiserschnitt gestern bei Kuh Nr. 1314 Baleika zur zweiten Kalbung. Es war eine Zwillingsträchtigkeit, die auch per Ultraschall erkannt und in unseren Akten vermerkt worden war. Die beiden Kälber waren aber schon tot und zudem für Zwillinge recht schwer mit 36 und 35 kg. Bei der Kalbung gibt es drei Kräfte: Die Wehen der Gebärmutter, die Bauchpresse der Bauchmuskulatur und die Eigenbewegung des Kalbes. Die Eigenbewegung der Kälber fiel weg und dann gab es eine "Vorfahrtverletzung": Ein Kalb Rückwärts in Steißlage und das andere Kalb darunter in normaler Vorderendlage und steckten im Becken der Kuh fest. Es schaute nur ein Stück vom Schwanz raus. 
Unser Tierarzt ist momentan in Urlaub (in Rheinhessen!) und da rief ich den Vertretungs-TA an, der auch recht schnell vor Ort war und nach kurzer Begutachtung sich für den Kaiserschnitt entschied. Ich habe dabei den Vet-Assi gemacht.

Benjamin