Freitag, 29. September 2017

Abschied von Schecke

Am Dienstag habe ich eine meiner Lieblingskühe verloren. Verloren trifft es nicht ganz, weil es eine bewusste Entscheidung war:
2408 Schecke, bzw. früher 1408. Eine von drei Kühen, die im Sommer 2013 als erste Färsengruppe unter meinem Kommando in Boberow gekalbt hatten.
Sie hatte eine Euterentzündung bekommen, die nicht mehr ausheilte und damit endete, dass der Strich inaktiviert wurde; also nicht mehr melken, dass sich das Viertel trockenstellt und zurückbildet. Dann trat sie sich auf einen anderen Strich, was eine sehr langsam verheilende Wunde gab. 
Dazu Probleme mit den Beinen und allgemein nicht in der besten Verfassung, sodass ich mich dann doch dazu entschied, sie nur noch abkalben zu lassen. Ende August verkalbte sie auch noch 40 Tage vor dem Termin. 
Dann durfte sie noch bleiben, bis die Fleischsperre vom Trockensteller abgelaufen war und noch zwei Wochen länger.

Ihre Kennzahlen:
Sie ist 6,5 Jahre alt geworden, davon eine Nutzungsdauer von 48,9 Monaten was eine produktive Lebensphase von 62,6 % macht. 
In dieser Zeit gab sie 50.683 kg Milch mit 1.532 kg Fett und 1.558 kg Eiweiß.
Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresleistung von 12.438 kg Milch mit 3,02% Fett und 3,07% Eiweiß bzw. 376 Fettkilo, 382 Eiweißkilo und 758 FEK.
Und macht eine Futtertagsleistung von 34,0 kg und eine Lebenstagsleistung von 21,3 kg.

Wo ich für diesen Post ihre Abstammung nachgekuckt habe. Bisher wusste ich nur ihren Vater: Sherry - daher Schecke. Ihre Mutter war Nr. 413 Anni (von Altalota), die es in Pinnow auf 11,5 Jahre und 113.000 kg Lebensleistung geschafft hat. Schecke war ihr 4. von 8. Kälbern.

Aber das Erbe von Schecke und auch Anni besteht weiterhin. Scheckes einzige Tochter (die anderen 3 Kälber + die Verkalbung waren alle männlich) 06 434 AGB Schelle (siehe Post vom 21.09.2015) steht in Boberow in der Abkalbebox und solle Ende nächster Woche erstmals kalben. 
Als Stallnummer wird sie die 2408 ihrer Mutter erben.

Benjamin

Nachtrag: Da ich scheinbar kein einziges Foto von Schecke habe hier eines von Schelle; sie sah damals sehr ähnlich aus:

 

Mittwoch, 27. September 2017

Wieder Rotbunte

Im Urlaub ging es natürlich auch auf meinen Stammbetrieb Hofgut Neumühle. 
Nach über acht Jahren haben sie wieder eine rotbunte Kuh. Bei Rotfaktor mal Rotfaktor kommt halt irgendwann mal auch eine Rotbunte dabei raus (siehe Post vom 06.02.2015).
Zur Zeit meines Praktikums 2008 waren es vier Rotbunte gewesen und der damalige Stallleiter hatte das Ziel nur noch Schwarzbunte zu haben. Und wie mir jetzt einer der Meister erzählte gab es bis 2006 auch zwei Jerseys, die ebenfalls aussortiert werden mussten...

Braunies Familie bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau, aber mit guten Aussichten: Ihre Enkelin Mai ist tragend und soll im Februar kalben, ihre jüngste Schwester "Elle" im Dezember zum ersten Mal.

Technisch wird auch aufgerüstet und zwar mit einem Futterschieberoboter. Ein Wasserbauer Butler Gold; mit der Schnecke zum Durchmischen statt nur zur Seite schieben, aber der doch beschränkten Batteriekapazität (siehe Post vom 14.11.2014), was aber von der Auslegung des Versuchsstall her nicht von Bedeutung ist.
Und in einem Stall ist es halt nun mal schmutzig: Der steht da erst seit zwei Wochen, bis die Ladestation und die Magnete für die Spurführung installiert sind, ist aber zugestaubt als wären es zwei Jahre:

Benjamin

 

Samstag, 23. September 2017

Kleine Äcker - Großer Häcksler

Aktuell bin ich mal wieder auf Urlaub in der aalten Heimat. Dazu gehörte auch wieder ein Besuch bei meinem Studienkollegen in Südhessen, wo heute der Silomais gehäckselt wurde. Da dauert die Häckselsaison nur einen halben Tag und alles ist im Silo.

Der Häcksler ist vom örtlichen Bodenverband, einer Art Maschinengemeinschaft. Vom Häcksler har es doch eine rasante Entwicklung genommen: 2009 war ich beim Maishäckseln dabei, da war es ein alter Jaguar 820, 2013 beim Grashäckseln ein Jaguar 940 und jetzt ein Jaguar 960 mit Dynamic Power (lastabhängige Motorsteuerung) und OptiFill zur automatischen Anhängerbeladung. Und  das gleiche Maisgebiss wie unser Häcksler: Ein Kemper 375 plus mit 7,5 m Arbeitsbreite. Der Häcksler selbst ist etwas stärker wird aber wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte der Jahresleistung schaffen. 6 ha sind da nicht die Vorgewende eines Ackers zusammengezählt sondern die komplette zu erntende Fläche auf vier Äcker verteilt.

Der Häcksler mit einem der beiden Abfahrer, ein vom örtlichen Landmaschinenhändler geliehener Claas Arion 440 CIS Panoramic (der mit dem Glasdach) und einem Krampe BigBody 550:



















Ansonsten sehen so zur Zeit dort die Zuckerrüben aus, da könnten zur Ernte die Rodeschare zu eng werden:



















Bei der Stallarbeit habe ich mich vorgedrängelt, als bei einer gestern gekalbten Kuh die Nachgeburt hängen geblieben und rauszuholen war. Was ich gefühlt bei drei Kühen täglich mache - nachgerechnet sind es eher zwei pro Woche - da wollte ich einfach zeigen, dass ich doch praktisch mit Kühen arbeite. Wo es doch m Vergleich immer so wirkt, als wäre ich "dort in diesen riesigen Dimensionen" nur damit beschäftigt die Kühe zu verwalten.

Benjamin

Donnerstag, 21. September 2017

Triticale Webcam - Teil 15

- zur Übersicht der Triticale-Webcam -> hier - 

Heute gibt es den letzten Teil der Titicale-Webcam, die nächsten Fotos werden dann zur Folgekultur gehören.

Wuchshöhe des Ausfallgetreides zwischen 10 und 20 cm.

20.09.2017, 13:14:

Benjamin

 

Mittwoch, 20. September 2017

Auf der Mela

Am Donnerstag war ich auf der diesjährigen Mela in Mühlengeez.
Das Wetter spielte mit, wo es am Abend zuvor sehr stürmisch gewesen war.

Wie immer viele Geschäftskontakte gepflegt und den ganzen Tag lang durchgefuttert.

Bei RAGT war ich, weil ich wissen wollte wie nach drei Jahren der Stand vom Mais-Bohnen-Projekt ist (vergleiche Post vom 17.09.2014). Das wurde eingestellt, weil das Saatgut für die Stangenbohne einfach viel zu teuer ist. Das wird nur in kleinem Maßstab für den Gartenbau vermehrt und kostet entsprechend. Für die landwirtschaftliche Nutzung müsste die quasi als neue Kultur etabliert werden.

Und auch bei Arla wegen Arlagarden plus, der Weiterentwicklung von Arlagarden, wo auch Gesundheitsdaten der Kühe von den Betrieben einfließen sollen. Kommt man sich für blöd verkauft vor, als bräuchte man die Managementtools von deren Marketingfuzzies um sich richtig um seine Kühe kümmern zu können.

Noch paar Fotos:

Bei der Rinderallianz waren mehr als die Hälfte der ausgestellten Rinder die Extensivrassen Galloway, Dexter und Highland. Hier eine hellbraune Dexterkuh mit einer Anomalie, bei der die Pupillen wie bei Schafen schlitzförmig sind. Den Fachbegriff dafür habe ich vergessen...




















Auf welchem Traktor sitze ich hier? Was auf der Agritechnica abgesperrt ist, dass es niemand anfassen kann, das kam man auf der Mela von allen Seiten begutachten und sich auch draufsetzen, wenn man den Verkäufer kennt:

Benjamin



Freitag, 15. September 2017

Erntefest 2017

Heute fand das diesjährige Erntefest statt. Die Silomaisernte fing gestern an, muss aber nach zwei Tagen unterbrochen werden, da die Stärkeeinlagerung doch nicht soweit fortgeschritten ist wie erwartet; und das Mitte September. Dieses Jahr mit dem vielen Niederschlag ist es doch anders. Bis jetzt hat es in diesem Jahr schon 835 mm geregnet bei um die 550 mm langjährig im gesamten Jahr.
Die Getreideernte dauerte bis zum 31. August so lange wie noch nie unter den widrigen Bedingungen  und letztmals davor wäre 1996 ein Acker mangels Befahrbarkeit erst später abgeerntet worden.
Die durchschnittlichen Erträge:
Gerste: 85 dt/ha
Weizen: 77 dt/ha
Roggen: 61 dt/ha
Triticale: 59 dt/ha; fiel etwas niedriger aus als gewöhnlich, da in dieser Saison die Titicale eher auf leichteren Böden stand.
Raps: 28 dt/ha; die sehr niedrigen Erträge resultieren einmal aus den Folgen der Spätfröste im April genau zur Blüte und als Hauptursache wie in den letzten Jahren auch die vielen Fraßschäden durch das Beizverbot; das werden wieder Verluste im sechsstelligen Bereich sein.

Benjamin

Montag, 11. September 2017

Viel Erfahrung

Viel Erfahrung hat Truxa mittlerweile mit dem Kalben, auch wenn sie . Sie ist jetzt 6 Jahre alt und kalbte gestern zum 5. Mal, was das 6. Kalb für sie ist, da bei der 3. Kalbung es Zwillinge waren (siehe Post vom 25.09.2015). 
Wie schon bei ihrem letzten Kalb Oleg (siehe Post vom 11.10.2016) war es wegen dem Paratuberkulose-Träger eine Anpaarung mit einem Weißblauen Belgier gewesen. Da sie von sich aus schon zu sehr langen Tragezeiten tendiert und dazu das Kreuzungskalb ging ich von Freitag oder Samstag als Kalbetermin aus, war dann aber noch ein Tag später, bei dann 289 Tagen Tragezeit. Ganze anderthalb Wochen länger als die reinrassigen Holsteins im Durchschnitt.
Das Kalb wurde rückwärts in Hinterendlage geboren. Da musste geholfen werden. In den Abkalbeboxen in Boberow haben wir keine richtige Fixiermöglichkeit, sodass die Kühe als für die Geburtshilfe mit den Zwischentoren am Nackenrohr der Futtertisches "eingeklemmt" werden. Da bei Truxa noch eine andere Kuh in der Box lief stand die dann noch vor ihr und das Tor konnte nicht festgebunden werden. Doch sie hielt brav still.
Wie das Kalb dann da war haben wir es über das Nackenrohr gehängt, dass es den geschluckten Schleim ausspucken kann. Truxa wusste was zu machen ist: Sie half kräftig beim Ausstreifen des Schleims mit und leckte ihr Kalb. Das ist halt die Erfahrung!
Fürs Protokoll: Männlich und 55,0 kg schwer! Den Namen suche ich erst die nächsten Tage raus, wenn ich es anmelde.

Benjamin

Samstag, 9. September 2017

Neue Milchtankstelle

Endlich gibt es die Fortsetzung zum Post vom 19.07.2017.

Milchtankstellen sind ein oft diskutiertes Thema bezüglich Direktvermarktung und meistens ist das Argument dagegen: Zu abgelegener Standort! 
Familie Schmidt dagegen hat mit ihrem Hof den idealen Standort, an der Straße zwischen Lampertheim und Worms gelegen, mit vielleicht ähnlich viel Verkehr wie bei uns auf der B5.

Nach längeren Planungen haben sie jetzt in die Direktvermarktung investiert und einen Milchautomat angeschafft.
Hier eine Nahaufnahme, die ich vor der Inbetriebnahme gemacht hatte, noch ohne das Hoflogo:







 

















Und das offizielle Foto, das mir Christian freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: Familienfoto samt Jungrind vor der Milchtankstelle. Wobei ich mich aber frage, warum er als Schon-immer-Rotbuntzüchter gerade eine schwarzbunte Färse genommen hat:








 











Für die Kuhblog-Leser aus dem Südwesten nochmal deutlicher lesbar:

Familie Christian Schmidt
An der Wormser Straße 75
68623 Lampertheim

täglich 06 - 22 Uhr.

Dort kommt man im nördlichen Rhein-Neckar-Gebiet an Rohmilch, frisch von der Kuh (aber Abkochpflicht!). Nach mittlerweile fast neun Jahren Bekanntschaft und ungezählten Besuchen kann ich sagen: Immer beste Qualität und Geschmack!


Benjamin

Freitag, 8. September 2017

Altersschwache Schermaschine

Im Streben nach Perfektion und Professionalität wird man viel zu oft von den Kleinigkeiten und Unwichtigkeiten des Alltags aufgehalten. Aber dann gibt es Situationen, in denen man sagt: "Jetzt reichts!" So auch gestern früh beim Trockenstellen in Pinnow, die Kühe waren diesmal sehr unruhig und ständig hatte ich die verschissenen Schwänze im Gesicht. Mich wundert es immer wieder, wie wenig sich meine Kollegen daran stören.
Ich bin der Einzige, der Schwänze schneidet mit den Schafscheren, die sind billig und robust und zumindest in Boberow habe ich das Schwanzproblem damit halbwegs im Griff. In Pinnow sieht es dagegegen deutlich schlechter aus.
Nun war es soweit für den Umstieg auf eine Schermaschine, da gründlicher, schneller und sicherer als mit der Schere. Vor einigen Jahren hatte ich eine alte Schermaschine in einem der Schränke entdeckt, noch aus den Zeiten als viel Zuchtvieh verkauft wurde und die davor immer geschoren wurden. Die ist noch von Alfa Laval, das Ende der 1990er in DeLaval umbenannt wurde. Ich schätze mal vor 15 Jahren letztmals verwendet. Aber recht sauber, bloß der Scherkopf war abmontiert und ich musste den wieder dran bauen - hatte ich noch nie gemacht. Jedenfalls bekam ich sie ohne Probleme zum Laufen, wenn auch erstaunlich laut. Und da keine Akkuschermaschine sondern ganz klassisch mit Kabel bastelte ich mir dafür eine Schlaufe an den Gürtel - 130er Ballengarn hält die deutsche Landwirtschaft zusammen! 
Das Schwänzeschere macht richtig Spaß damit und die sehen sehr ordentlich aus. Nach fünf Kühen fiel der Scherkopf ab - sauber machen, wieder anbauen und die Schrauben richtig fest anziehen. Dann lief es für 30 Kühe richtig gut und dann gab es Probleme, dass der Motor nur noch in halbwegs waagrechter Position lief. Das muss sich nächste Woche die Werkstatt mal ankucken.

Benjamin

Dienstag, 5. September 2017

Nachzuchtbegutachtung

So, die Urlaubszeit ist vorbei und ich komme wieder dazu Posts im Kuhblog zu schreiben.
Am 19. Oktober findet in der Brandenburghalle in Paaren die diesjährige "Blickpunkt Rind" statt, die Verbandsschau von RZB bzw. RBB. Dabei werden auch Nachzuchtgruppen gezeigt, von den töchtergeprüften Besamungsbullen des RBB Töchter aus dem Testeinsatz, die dann in der ersten oder auch schon zweien Laktation sind. Also alles Halbschwestern und so ausgewählt, dass sie vom Typ her sehr ähnlich sind und das charakteritische Äußere der Töchter dieses Bullen repräsentieren.
Als Testherdenbetrieb sind wir mit unserer Datenerfassung nicht nur Motor des Zuchtfortschritts sondern haben auch zur Präsentation dieses dafür geeignete Kühe zu stellen. Gestern waren dann die Zuchtinspektoren da und haben die aus dem Herdbuch ausgesuchten Kühe die passen könnten begutachtet: Elf Töchter der Bullen Banesto, Beladi und One-Red (der mit dem VRC-Gen, daher drei Rotbunte). Rebecca als Banesto-Tochter war rausgefallen, da sie als Dreistrich mit einem zurückgebildeten Euterviertel nicht symmetrisch aussieht. Insgesamt wurden ganze sechs Kühe als gut befunden und gehen nun in die Endauswahl Anfang Oktober, wo dann aus dem ganzen Land die zu präsentierenden Gruppen zusammengestellt werden.

Benjamin