Mittwoch, 29. Dezember 2021

TMR und PMR

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TMR steht für Totale Mischration
PMR steht für Partielle Mischration, landläufig auch unter aufgewertete Grundration oder Teil-TMR bekannt, wobei das ein absolut schwachsinniger Begriff ist weil in sich widersprüchlich.
 
Bei der TMR werden alle Futterkomponenten zusammengemischt, das ist der "Eintopf für Kühe". Neben den arbeitswirtschaftlichen Vorteilen mit dem Futtermischwagen hat es vor allem ernährungsphysiologische Vorteile: Bei entsprechender Mischqaulität können die Kühe nicht selektieren und mehr oder weniger von einzelnen Futtermittel fressen, sondern so in der Zusammensetzung wie es anhand des Bedarfs berechnet wurde. 
Zudem glättet die TMR die subklinischen Pansensacidosen, die negativ auf die Pansenmikroben und somit auf die Leistung des Pansen wirken. 
Bei viel Faser auf einmal steigt der Pansen-ph-Wert. bei viel Stärke (Kraftfutter) auf einmal sinkt er. Wenn er in der extremen Form stärker sinkt gewinnen unter den Pansenmikroben die Milchsäurebakterien die Oberhand und silieren quasi den Panseninhalt. Dabei sterben die anderen Pansenmikroben ab und die Pansenschleimhaut löst sich auf. Das ist tödlich und der klassische Unfall wenn Kühe die Möglichkeit bekommen sich an Kraftfutter sattzufressen. 
Die subklinische Acidose ist ein nicht ganz so starkes Absinken, aber auch schon mit negativen Auswirkungen. Wenn durch die TMR Faser und Stärke/Zucker gleichzeitig gefressen werden fällt der pH-Wert nicht mehr in kritische Bereiche ab. Das ist für mich der größte Vorteil der TMR.

Die PMR ist nur ein Teil der Futterkomponenten in einer Mischung: Grundfutter und Ausgleichskraftfutter. Auf das Kraftutter ist das aufgewertet bezogen. 
Dazu gibt es dann Milchleistungsfutter, über Kraftfutterstationen, Melkstandfütterung oder Lockfutter im Melkroboter. 
Im Melkroboter ist das Lockfutter nötig dass die Kühe überhaupt freiwillig zum Melken kommen. Kraftfutterstationen und Melkstandfütterung erlauben es leistungsbezogen kuhindindividuell zusätzliches Kraftfutter zu füttern. z.B. wenn alle Kühe von Hochleistenden bis Altmelkern in einer einzigen Gruppe zusammen gefüttert werden.
 
Wobei ich von Anfang an fast nur mit der TMR-Fütterung zu tun hatte. 2008 auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle. Das war TMR mit nur einer Gruppe, ab 2009 dann mit Leistungsgruppen. Und dann in Boberow mit vier Gruppen, wobei sich das vom Platz her im Stall auch anbietet und ich zwei gescheiterte Versuche unternommen habe das fütterungstechnisch auf 2 - 3 Gruppen zu reduzieren.
Mit PMR hatte ich noch gar nichts zu tun. Ansonsten mit getrennter Vorlage in Anbindehaltung und im Laufstall mit Silage am Futtertisch und Kraftfutter an Stationen.
 
Benjamin
 

Sonntag, 26. Dezember 2021

(Schwarz)Weiße Weihnachten

Das gabs im Kuhblog noch nie: Weiße Weihnachten.
Anfangs waren es immer die braunen Weihnachten gewesen, wie ich sie aus Rheinhessen von den brachliegenden Äckern im Winter kannte. Ich weiß gar nicht mehr ob ich dort jemals weiße Weihnachten erlebt habe, zumindest in den letzten 20 Jahren nicht.
Das habe ich auch so für Brandenburg übernommen: Siehe auch den Post vom 25.12.2017.
Später habe ich auf das Wortspiel Schwarz-Weiße Weihnachten mit unseren schwarzbunten Holsteins umgestellt. Siehe Posts vom 25.12.2018 und 25.12.2019.
Mit Perle gab es 2020 dann Rot-Weiß Weihnachten. Siehe Post vom 25.12.2020.

Aufgrund der Wettervorhersagen und da es ja im langjährigen Mittel mit den Weißen Weihnachten eh sehr unwahrscheinlich ist hatte ich mich vor meinem freien Wochenende auf schwarz-weiße Weihnachten eingestellt und noch ein passendes Foto dafür gemacht:
 

 





 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aber dann gab es doch noch weiße Weihnachten. Zwar nur einen halben Zentimeter aber bei allerschönstem Winterwetter:

Benjamin
 

 

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Sonstige Futtermittel

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Noch der ganze Rest an Futtermitteln die nicht in das Schema Grundfutter, Saftfutter, Kraftfutter passen.

Mineralfutter: Zur Mineralstoffversorgung der Rinder. Üblicherweise sind darin Calcium, Phosphor, Magnesium und Natrium enthalten. Dazu kommen oft Spurenelemente und Vitamine. In den letzten Jahren gibt es auch Mineralfutter ohne Phiosphor, da in der gentechnikfrei-zertifizierten Fütterung oft höhere Mengen Rapsextraktionsschrot gefüttert werden kommt damit genügend Phosphor in die Ration.

Futterkalk zur Versorgung mit Calcium, da Milchkühe mit der Milch erhebliche Mengen Calcium ausscheiden.

Viehsalz.

Energieträger:

Melasse aus der Zuckerproduktion. Sage immer "schmutziger Zucker" dazu. Das ist der Rest des Rübensafts wenn der Zucker auskristallisiert und abzentrifugiert wurde.Mit dem restlichen Zucker hat die Melasse noch einen hohen Energiegehalt.

Vinasse. Das ist fermentierte Melasse mit nur noch wenig Zucker, aber dafür aufkonzentrierten Protein- und Mineralstoffgehalten.

Glycerin. Entsteht bei der Biodieselproduktion. Die Fette im Rapsöl sind Triglyceride, bei denen an ein Glycerinmolekül drei Fettsäuren gebunden sind. Die Fettsäuren werden abgespalten und Glycerin bleibt übrig. Glycerin ist ein energiereicher Alkoholmit 3 C-Atomen und 3 Alkoholgruppen.

Propylenglykol ist auch ein Energiereicher Alkohol mit 3 C-Atomen und zwei Alkoholgruppen. Die Energie kann von der Kuh direkt in den Energiestoffwechsel eingeschleust werden, daher auch der Einsatz bei Ketose.

Pflanzenöle.

Futterfett, durch Verseifung in fester Form vorliegende Fettsäuren die so wie Mineralfuttermittel eingemischt werden können.

Benjamin

Sonntag, 19. Dezember 2021

INRA 95 - Teil 2

Im Post über die INRA 95 (vom 07.08.2021) hatte ich geschrieben, dass mein Bruder einige Kühe damit besamt hat. Das erste der Kälber wurde vor anderthalb Wochen geboren: 121 Jonas.

Eine INRA 95-Kreuzung habe ich noch nicht selbst gesehen und Fotos davon bisher auch nicht:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

121 steht für 21. Bullenkalb 2021. Jonas nach seinem Vater Joopy. Der ist von der französischen Zuchtorganisation Evolution (die jetzt doch nicht mit der Masterrind fusioniert) und das Sperma wurde von der RUW für ihr Angebot zugekauft.

Jonas' Mutter ist 1721 Olivera (Manigo x Alexander). Und da Olivera selber eine Kreuzungskuh (XMM) ist, handelt es sich bei Jonas genau genommen um eine Dreierkreuzung. Der Muttervater Manigo ist ein Milchfleckviehbulle. Damit ist sie nicht im Herdbuch und wie viele Genrationen das dauert bis die Nachfahren wieder ins Herdbuch aufgenommen werden können weiß ich gar nicht. Die Rasse XMM vererbt sich dann über zig Generationen... Daher wurde sie von der Zucht ausgeschlossen und mit einem Fleischrindbullen besamt, in ihrem Fall einem INRA 95.

Am ersten Tag wollte er nicht so recht saufen, danach aber war es problemlos. Bisher hat er noch keine Vorzüge gegenüber den Uckermärkerkreuzungen gezeigt. Aber ein Kalb ist kein Kalb.

Benjamin

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Kraftfutter - Mischfutter

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Bei uns hier im Nordwesten mit mittelgroßen bis großen Herden im Milchviehbereich herrschen die Einzelkomponenten beim Kraftfutter vor. 
Auch wenn es im Geflügel- und Schweinebereich viel üblicher ist gibt es für Rinder auch Mischfutter, sowohl auf den Höfen direkt gemischt als auch in Mischfutterwerlen hergestellt.
 
Im Milchviehbereich von Bedeutung:
 
Vormischung oder Premix: Ein Teil des Kraftfutters wird vorgemischt, meist ist dann darin das Mineralfutter und andere Komponenten mit kleinem Anteil enthalten. Das erleichtert die Arbeit und erhöht die Mischgenauigkeit, wenn manche Komponenten nur wenige kg ausmachen; also sowohl die Dosierung als auch die gleichmäßige Verteilung in der gesamten Ration. 

Hofmischung: Ein Teil oder das gesamte Kraftfutter wird zusammengemischt, vor allem zur Arbeitszeiteinsparung wenn dann später nur eine Kraftfutterkomponente pro Ration  in den Mischwagen geladen werden muss und über die größere Menge beim Erstellen der Hofmischung wieder eine höhere Mischgenauigkeit. Entweder im Lohnbetrieb mit einer mobilen Mahl-und-Mischanlage, wobei auch gleich betriebseigene Futtermittel wie Getreide und Ackerbohnen geschrotet werden können. Oder mit einem normalen Futtermischwagen, da können auch mal 25 t auf einmal gemischt werden (siehe Post vom 09.10.2020).

Milchleitungssfutter (MLF): Wird bei PMR (Partielle-Misch-Ration) mit Kraftfutterstationen oder Melkrobotern eingesetzt. Am Futtertisch wird Grundfutter und Ausgleichskraftfutter gefüttert, damit ist die Kuh versorgt mit allen Nährstoffen die sie braucht. Das zusätzliche Kraftfutter ist für zusätzliche Milchleistung und ist vom Energie- und Proteingehalt so eingestellt, dass es ohne Überhang einer der Nährstoffe genau dem Bedarf der Milchbildung entspricht. Frisst die Kuh mehr so kann sie mehr Milch bilden ohne dass es auf der einen Seite einen Überschuss gibt. 
Milchleistungsfutter wird mit Energiestufe und Proteingehalt bezeichnet. z.B. das "Standard-MLF" 18/3. 18 % Rohproteingehalt und Energiestufe 3.
Energiestufe 2 = 6,2 MJ NEL
Energiestufe 3 = 6,7 MJ NEL
Energiestufe 4 = 7,2 MJ NEL
Das ist aber auf die Frischmasse bezogen, bei 88 % Trockensubstanz sind das in der Trockenmasse entsprechend 7,0 bis 8,2 MJ NEL.

Benjamin

Sonntag, 12. Dezember 2021

Schöne Uckermärker

Mittlerweile gibt es auch einige Kreuzungskälber vom Uckermärkerbullen Kuba PP
Im Gegensatz zu Magnum PP, dessen Kälber in die Fleckvieh-Richtung gehen (siehe Post vom 05.10.2021) sind die Kälber von Kuba PP alle bisher in der Richtung Charoalais. Besonders mit dem charakteristischen dunklen Flotzmaul. 
So hatte ich die Uckermärker-Kreuzungen kennengelernt als ich im April 2009 in Brandenburg die erstmals gesehen habe. Mastanpaarungen hatten damals noch Seltenheitswert.

Benjamin
 






















Donnerstag, 9. Dezember 2021

300.000 Leser - Teil 2

Nun zu den Statistiken aus den achteinhalb Jahren Kuhblog bis zum 300.000 Leser.

Da im "neuen" Blogger (siehe Post vom 21.10.2020) für die einzelnen Posts angezeigt wird wann und wie oft sie gelesen wurden kann ich das bei den beliebtesten Posts näher angeben. Bei den meisten ist es in den ersten beiden Monaten nach dem Erscheinen wenn sie auf der Startseite vom Kuhblog stehen:
 
1. Richtung Kompakt-TMR vom 16.08.2018; am meisten gelesen bis April 2019. 
2. Neue Milchtankstelle vom 09.09.2017; einer der Dauerbrenner, mit einer Spitze im Juli 2019.
3. Letzte Pegeltour vom 12.12.20214; am meisten gelesen vom Mai 2015 bis März 2016.
4. Ausgekugelte Hüfte vom 03.03.2019; hat sich ab Februar 2020 zu einer der Dauerbrenner entwickelt.
7. Gerste mähen vom 08.07.2016; mit einer Spitze im Juni und Juli 2017, passend zur Gerstenernte.
8. Drenchen - Teil 3 vom 16.05.2019; einer der Dauerbrenner mit Spitzen im Sommer 2020 und Januar 2021.
10. Biogas aus Tradition vom 29.07.2013; da war die Spitze im 2. Monat der September 2013.

Bei den anderen Statistiken haben sich seit den letzten Jahresstatistiken nicht so sehr verändert.
 
Die meisten verweisenden Internetseiten sind alle Möglichen von Google, dann Agrartechnik-im-Einsatz, das es zwar seit 2020 nicht mehr gibt ich aber ab und zu Fotos hochgeladen und auf den Kuhblog verlinkt hatte; sowie der Kuhblog selber mit den internen Verlinkungen.

Zugriffe nach Browsern: Die meisten Firefox, Chrome und Safari abgeschlagen auf dem 3. Platz. Da hat sich Chrome über all die Jahre nach vorne gearbeitet und der Internet Explorer ist fast in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Zugriffe nach Betriebssystem: Dominierend Windows, gefolgt von Android und I-Phone.
 
Die häufigsten Suchbegriffe: 
- Kuhblog, Kuhblock und ähnlich in allen Ausführungen
- Besamer, da gab es zu den 100.000 Lesern schon einen extra Post (siehe Post vom 11.01.2017)
- Wie viel frisst eine Kuh; da gab es eine ganze Reihe an Posts dazu (Posts vom 10.12.2015; 08.09.2019 und 30.01.2020)
- Palpation Rail, da gab es zur 100.000-Serie auch einen Post dazu (siehe Post vom 07.01.2017).
- Treibeweg Kühe; wie der neue Treibweg gebaut wurde (siehe Posts vom 16.05.2018, 27.05.2018, 14.07.2018 und 18.07.2018)
- Besamungshandschuh (siehe Post vom 25.12.2021)
- Drencherschlauch für Kälbereimer, da habe ich auch einen Post dazu geschrieben (siehe Post vom 19.01.2021).

Benjamin

Sonntag, 5. Dezember 2021

300.000 Leser - Teil 1

Aktuell gibt es im Kuhblog ein Jubiläum zu feiern: Nämlich 300.000 Leser!
 
Also vielen Dank an die treue Leserschaft! 
 
Das war schon am Montag gewesen und wieder habe ich das glatt verpasst. Denn ich schaue nicht jeden Tag in die Statistiken rein. 
 
Den Kuhblog gibt es nun seit knapp achteinhalb Jahren und es sind mittlerweile 1330 Posts. Mehr als ich mir merken kann. Mehrmals habe ich schon geschrieben, dass ich für Verlinkungen zu anderen Posts oder Fotos das vor dem inneren Auge habe und auf den Monat genau weiß wann das war. Das auf den Monat genau klappt jetzt nicht mehr so gut, da dürften 1200 Posts die Grenze gewesen sein.
 
Im nächsten Post gibt es dann doch was aus der Statistik, über die letzten achteinhalb Jahre und die Jahresstatistik für 2021 in vier Wochen explizit auf dieses Jahr bezogen.

Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Donnerstag, 2. Dezember 2021

Zuchtwerte von Taiga

Jetzt ein Post zu den Zuchtwerten von Taiga aus der Genotypisierung. Ganz interessant im Vergleich zu denen von Perle (siehe Post vom 11.01.2021), weil sie ja Halbschwestern sind. Das ist das Schöne an der genomischen Zuchtwertschätzung: Man kann schon von einem kleinen Kalb, bzw. noch früher im Fall des Embryotransfers vor dem Einsetzen in das Trägertier schon an den Genen schon die Zuchtwerte schätzen. Mit einer viel höheren Sicherheit als anhand der Abstammung (Pedigree-Zuchtwert) und dürfte vergleichbar sein mit dem des Eigenleistungs-Zuchtwerts wenn sie ihre erste Laktation abgeschlossen hat, also in drei Jahren.

Taiga ist etwas "besser" als Perle: RZG 119 zu 101 und RZ€ 595 zu 142. Das kommt aus wichtigsten Teilzuchtwerten; RZN 106  (Perle: 106), RZM 107 (98), und RZGes 112 (106).

Bei den Gesundheitszuchtwerten liegt sie in allen Teilbereichen bei über 100.

Vom Exterieur her ist sie Perle ähnlich, wenn auch nicht so extrem: Größe von 90 (Perle: 78), Körpertiefe 97 (88), Stärke 101 (94) und BCS 106 (110); wird eine kleinrahmige, aber kräftigere Kuh. Mit der Langlebigkeit und den guten Inhaltsstoffen der Milch genau die Art von Kuh die wir züchten wollen.

Scrrenshot aus dem Netrind mit den Zuchtwerten:

Benjamin


 

Montag, 29. November 2021

Kraftfutter - Protein

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Eine weitere Untergruppe der Kraftfuttermittel ist das proteinreiche Kraftfutter. Die Rinder brauchen Rohfaser (aus dem Grundfutter), Energie und Protein. Protein kommt hauptsächlich aus Gras im Grundfutter, ein Teil aus Saftfutter soweit gefüttert und dann aus dem Kraftfutter. Die energiereichen Kraftfutter bringen aber nur wenig Protein mit, bei Getreide liegt der Gehalt bei 10 - 12 %.

Die proteinreichen Kraftfuttermittel haben von Natur aus hohe Proteingehalte bzw. wurden bei der Verarbeitung "auskonzentriert" weil z.B. Öl entzogen wurde.

Was es ab proteinreichen Kraftfuttermitteln gibt:
Die großkörnigen Leguminosen, kleinkörnige Leguminosen sind z.B. Luzerne und Klee:
- Ackerbohne
- Erbse
- Lupinen
- Soja
Ackerbohne und Erbse haben auch viel Stärke die berücksichtigt werden muss und Soja hohe Fettgehalte.

Und vor allem die Nebenprodukte aus der Ölgewinnung:
Extraktionsschrote, bei denen das allermeiste Öl entzogen wurde:
- Rapsextraktionsschrot
- Sonnenbluemextraktionsschrot
- Sojaextraktionsschrot
Ölkuchen oder Expeller ist fast das Gleiche bloß kalt gepresst und hat daher noch einen höheren Restfettgehalt und weniger UDP (siehe Post vom 04.06.2021), da durch die heißen Extraktionsverfahren das Protein pansenbeständiger wird.

Sojaextraktionsschrot ist quasi der Goldstandard, er zählt zwar zu den proteinreichen Kraftfuttermitteln, hat aber gleichzeitig auch viel Energie, kann also beides in die Ration bringen. Hat dafür einen recht hohen Preis, noch höher seit dem Wahn um GVO-Freiheit. Was hauptsächlich nur eine Zertifizierungssache ist und mit der German Angst vor grüner Gentechnik zu tun hat, die anderen Einsatzgebiete sind ja gerne gesehen.
Geschmacklich sowohl pur als auch später als Milch keinerlei Unterschiede:

Benjamin





















Donnerstag, 25. November 2021

Impfpflicht

Wieder einmal kann ich stolz vermelden, dass die Landwirtschaft der Allgemeinheit vorraus ist: Unsere Kühe haben eine Impfpflicht.

Die letzten knapp zwei Jahre sind wir erstaunlich gut durch die Corona-Pandemie gekommen, was vor allem daran liegt, dass wir hier sehr ländlich leben und der Krankheitsdruck entsprechend gering ist. Außerdem haben wir die eingebaute Kuhlänge Abstand (siehe Post vom 08.05.2020).
Jetzt wird es mit der 3G-Regel am Arbeitsplatz wahrscheinlich viel schwieriger. Genau weiß ich es nicht, aber geschätzt ein Drittel der Kollegen ist nicht geimpft und muss daher täglich einen Schnelltest machen. Und dabei befürchte ich wird eine ganze Reihe in die Quarantäne geschickt, einmal durch das Finden der Infektionen ohne Symptome, die ja Zweidrittel ausmachen sollen und normalerweise unentdeckt bleiben. Sowie die Falsch-positiven Befunde, weil die Spezifität der Schnelltests nicht so toll ist.

Zur Sensitivität und Spezifität. Das haben wir im Studium anhand von Brunsterkennungssystemen (Pedometer etc.) gelernt. Damals lief das unter dem Begriff Precision Farming, später unter Landwirtschaft 4.0 und aktuell Digitalisierung.
Sensitivität ist die Trefferquote, wie viele der brünstigen Kühe vom System entdeckt werden.
Spezifität sagt dann aus wie viele der gefundenen Tiere auch tatsächlich brünstig waren. Die anderen sind die falsch-positiven, z.B. Aufregung nach einem Gruppenwechsel.
Meist drückt eine sehr hohe Sensitivität die Spezifität und umgekehrt. Ist beides hoch ist es ein gutes System.

Für das Impfen haben wir quasi auch eine STIKO (Stall-Impfkomission), bestehend aus dem Tierarzt und der Produktionsleitung, die anhand der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolgskontrollen (siehe Post vom 16.06.2021) die Impfungen festlegt.
Aktuelle bestehende Impfpflichten:
Für Kälber gibt es zwei Impfungen gegen Rindergrippe und zwei Impfungen gegen Kälberflechte (siehe Post vom 26.12.2020).
Bei den Kühen und Färsen de Coronaimpfung, als Färse zweimal vor der ersten Kalbung und dann eine Boosterimpfung vor jeder weiteren Kalbung (siehe Post vom 14.12.2019).

Benjamin

Montag, 22. November 2021

Kraftfutter - Energie

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Neben dem Grundfutter gibt es das Kraftfutter, das sind die Futtermittel die in Form von Energie und Eiweiß zusätzliche Kraft für die Leistung - bei unseren Milchkühen die Milchleistung bringen.

Der große Unterschied zum Grundfutter ist der, dass Kraftfutter alleine ein Rind nicht ernähren kann da es zu wenig Rohfaser für die Pansentätigkeit enthält. Es kann bei ausreichender Rohfaserversorgung durch das Grundfutter zusätzliche Energie und Eiweiß liefern.

Wie beim Grundfutter auch wird beim Kraftfutter in energie- und proteinreich unterschieden. Energiereiche Kraftfuttermittel sind hauptsächlich verschiedene Getreidearten die Stärke als pansenverfügbare Kohlenhydrate liefern:
 
Geschrotet oder gequetscht aus den ganzen Körnern mit Mehlkörper, Schale und Keimen:
- Gerste
- Weizen
- Roggen
- Triticale
- Hafer

Mais ist wirklich vielseitig einsetzbar, neben der Hauptverwendung als Maissilage auch als
- geschroteter Körnermais
- Lieschkolbenschrot (LKS), die ganzen Maiskolben werden samt Spindel und den Lieschblättern außenrum gehäckselt und einsiliert
- Corn-Cob-Mix (CCM) bzw. Korn-Spindel-Gemisch; die ganzen Maiskolben, aber ohne die Lieschblätter werden zermahlen und einsiliert
CCM und vor allem LKS haben wegen den Spindel bzw. den Lieschblättern dann etwas mehr Rohfaser als purer Körnermais.

Beispiel: Gerste

Einordnung: Kraftfuttermittel, energiereich.

Trockensubstanz: 86 - 88 %.
Energie: 8,1 MJ NEL
Eiweiß: 12 %
Rohfaser: 6 %
Stärke: 60 %
Die Inhaltsstoffe sind auf die Trockenmasse bezogen, häufig wird es beim Kraftfutter auch auf die Frischmasse bezogen, denn der Wassergehalt ist recht gering und hat im lager- und handelsfähigen Zustand keine großen Schwankungen.

Benjamin

Freitag, 19. November 2021

Aktueller Input

Diese Woche habe ich an zwei Webinaren teilgenommen um mal wieder aktuellen Input zu bekommen. Man will schließlich weiter kommen und solange unsere Kühe nur so 70 % ihres genetisch veranlagten Leistungsvermögens ausschöpfen ist das auch nötig.

Einmal von ForFarmers zur Druckbelastung der Klauen; als Referent Prof. Mülling vom Veterinäranatomischen Institut der Universität Leipzig. Grundlagenforschung, aber sehr interessant. Eigentlich wird nur an den Hinterfüßen geforscht, da die vorderen Klauen der Kuh aufgrund der geringeren Gewichtsbelastung viel weniger Probleme machen. So z.B.  Hochgeschwindigkeitsröntgenaufnahmen was mit den Knochen und Sehnen im Fuß abläuft wenn die Kuh auftritt. Oder Zeitlupenaufnahmen vom Fuß beim Auftreten, das ist beim Rind ähnlich wie beim Menschen ein Abrollen: Zuerst der Ballen, dann die Sohle mit der Hauptbelastungsphase und zum Schluss vor dem Abheben nur noch die Spitze. Dabei ist die Außenklaue 40 Millisekunden vor der Innenklaue dran.
Die Außenklaue trägt zwischen 65 und 80 % des Gewichts, durch die funktionelle Klauenpflege wird es versucht Richtung 50 : 50 zu verschieben. Das ist auch das Problem der fehlenden Hohlkehlung, denn wenn die Innenseite der Außenklaue "zugewachsen" ist hebt sie quasi die Innenklaue hoch und die hat dann weniger Bodenkontakt.
Daneben wurde über Messungen des Kontaktflächendrucks an den Klauen berichtet, einmal mit Druckmessmatten und dann über ein neues System das auf den Klauenflächen mit einer Art Socke angebracht wird und bis zu vier Stunden messen kann während die Kuh ganz normal im Stall umherläuft und nicht in einem Versuchsaufbau.
Zusammenfassende Erkenntnisse: Gepflegte Klauen reduzieren über die vergrößerte Aufstandsfläche den Druck, Gummiböden haben gegenüber Betonböden aufgrund ihrer Nachgiebigkeit nur halb so höhe Drücke und mit der dynamischen Komponente der Bewegung ist bei Trab der Druck doppelt so hoch wie bei Schritt, was wichtig ist beim Treiben der Kühe. 
 
Und dann von der PhönixGroup zur verlängerten Zwischenkalbezeit. Referentin war Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, mit den Auswertungen der ganzen Daten aus den Testherdenprogrammen die in die Deutschland führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet. Den ersten Teil des Vortrags hatte ich schon so ähnlich auf der Milchtour Anfang letzten Jahres gehört (siehe Post vom 18.02.2021). Im zweiten Teil ging es dann um aktuelle Forschungsvorhaben zum Thema. Mit dem deutschlandweiten Projekt VerLak wird die verlängerte Zwischenkalbezeit in Praxisbetrieben erforscht um auch Arbeitsweisen und Empfehlungen für die breite Masse zu entwickeln, quasi das was früher als Schrittmacherbetriebe bezeichnet wurde. Daneben soll ebenfalls selektives Trockenstellen umgesetzt werden um Antibiotikaeinsparungen zu ermöglichen. Ganz den Zusammenhang dazwischen sehe ich nicht und halte es vielmehr für eine Projekterweiterung zur Förderungsoptimierung. Siehe auch MUD-Tierschutz::Verlängerung der Laktationsperiode. Drei Betriebe aus Brandenburg nehmen am Projekt teil, darunter auch die Agrargenossenschaft Ranzig (vgl. Posts vom 28.02.2020 und 03.03.2020).
Ein Argument gegen die verlängerte Laktation ist die Verfettungsgefahr, wenn eine Kuh nicht rechzeitig tragend wird mit dem damit verbundenen Problemen rund um die nächste Kalbung (Ketose usw.). Daher wird die Wartezeit bis zur ersten Besamung nicht pauschal verlängert sonder für jede Kuh individuell bestimmt, sodass eine in der Frühlaktation eher leistungsschwache rechtzeitig besamt wird.
Die Berechung erfolgt mit dem TBS = tierindividueller Besamungsstart. Ist eine Kuh brünstig wird nachgerechnet, ob sie schon besamt oder doch noch gewartet werden soll.Es fließen die aktuellen Melktage ein und die Durchschnittsleistung der letzten Woche (7-Tage-Mittel), da dieses nicht so sehr schwankt wie einzelne Tageswerte.
TBS für Mehrkalbskühe:0,56 x Melktag + 5,8 x Milch-kg -149
TBS für Erstlaktierende Kühe (Jungkühe oder "Färsen"): 0,56 x Melktag + 5,8 x Milch-kg - 101
Ist der bechnete TBS kleiner als der aktuelle Melktag kann die Kuh besamt werden.
Auf die (ersten) Ergebnisse des Projekts bin ich schon gespannt, in der Milchviehhaltung dauert es ja immer mehrere Jahre.

Benjamin 

Dienstag, 16. November 2021

Saftfutter

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Saftfutter sind die Futtermittel die nicht so recht in die Einteilung Grundfutter und Kraftfutter passen. Meist haben sie eine höhere Energiekonzentration als Grundfutter und eine geringere Trockensubstanz als Kraftfutter. Von der geringen Trockensubstanz her auch der Name Saftfutter.

Hauptsächlich sind es Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung, die so über das Rind verwertet und in weitere Lebensmittel umgewandelt werden können. Da in vielen dieser Verarbeitungsprozessen die Kohlenhydrate gewonnen/benötigt werden ist das Saftfutter dann meist proteinreich.

- Rübenpressschnitzel aus der Zuckergewinnung
- Biertreber vom Bierbrauen
- Schlempe aus der Alkoholproduktion
- DDGS (Dried Distillers Grains with Solubles), Trockenschlempe; bei uns meist das Protigrain aus Weizen. In Idaho damals habe ich viel Mais-DDGS gesehen, in den USA als größten Körnermaisproduzent wird viel Ethanol aus Mais gewonnen.
- Kartoffelpülpe aus der Produktion von Kartoffelstärke.
- Zitrustrester aus der Orangensaftpressung

Außerdem zählen Futterrübe, Zuckerrübe und Kartoffel dazu.
 
Auf den Fotos ist Pressschnitzelsilage (im Fahrsilo silierte Pressschnitzel) zu sehen. Vom Silostock her sieht es von Weitem wie Maissilage aus, ist aber weißlich statt gelb-braun von der Farbe:

Benjamin






















Samstag, 13. November 2021

Taiga enthornt

Am Montag hatte nicht nur Perle Geburtstag sondern ihre Schwester Taiga wurde auch enthornt.
 
Die Hörner sind die Waffen der Rinder. Wir haben zwar die Wolfsproblematik und es wird noch Jahre und menschliche Opfer brauchen bis die gelöst ist aber unsere Milchkühe sind im Stall sicher und brauchen daher keine Waffen. Die Hörner sind damit ein vermeidbares Verletzungsrisiko für Tier und Mensch. Enthornung ist praktizierter Tier- und Arbeitsschutz!

Warum Perle hornlos ist und Taiga gehörnt:
Tantekäthe (Mutter): pp = gehörnt
Perplex PP (Perles Vater): PP = homozygot hornlos 
Gamboa (Taigas Vater): pp =gehörnt
-->
Perle: Pp = heterozygot hornlos 
Taiga: pp = gehörnt 
Zur Vererbung der Hornlosigkeit siehe im Post vom 13.09.2020

Ich trauere immer noch der Enthornung mit Kaliumhydroxid (KOH) als Ätzpaste nach. Das war so einfach und schonend, das wurde sogar den Kälber auf die Hornanlagen aufgetragen wenn sie am Tränkeautomat angelernt wurden und beim Saufen schön still hielten. Das musste aber im Rahmen vom Arlagarden-Qualitätsprogramm auf Ausbrennen umgestellt wurden und wurde später auch allgemein verboten. Kann mich noch dran erinnern, dass das der Auditor von Arla aus Dänemark nicht vernünftig begründen konnte und nur sagte: "Arla will Premium produzieren." und mein Chef antwortete: "32 Cent sind aber kein Premium!" (Siehe Post vom 30.04.2015)

Die Kälber enthorne ich immer Gruppenweise. Dass älteste Kalb darf nicht älter als 42 Tage sein, denn nur so lange darf es ohne Betäubung erfolgen. Die Sedierung ist keine Betäubung sondern nur eine Ruhigstellung wie ein sehr tiefer Schlaf, dass sie nicht so viel mitbekommen. Das jüngste Kalb der Gruppe ist meist dann um die drei Wochen alt und man kann die Hörner sicher fühlen.

Mit der Genotypisierung über KuhVision (siehe auch Post vom 04.10.2016) kenne ich den genetischen Hornstatus der Kälber und der hat bisher auch immer gestimmt. Verwechslungen von Kälbern werden über den Elternfinder als Abstammungstest vorher behoben.
Die hornlosen Kälber schreibe ich mir als auf den Handschuh. Mit unserem Tierarzt gehe ich dann durch die Gruppe, ich kontrolliere die Hornansätze und er spritzt dann den Gehörnten das Sedativum.
Wenn sich alle hingelegt haben und die Hornlosen dazwischen weiter laufen gebe ich ihnen reihum Schmerzmittel, schere die Hornansätze frei und veröde mit dem Enthorner ("Lötkolben", "Brennstab") die Hornanlagen. Auch wenn ich das mal so gelernt habe (im April 2008 bei den Kälbern vom Kälber-Trocken-TMR-Versuch, siehe Post vom 13.03.2016) lasse ich die Hornknospen dran, denn dass vergrößert nur unnötig die Wunde, stinkt zu sehr und dauert zu lange.
 
Taiga in der Aufwachphase, die sich über mehrere Stunden hinzieht. Das ist auch ein Nachteil gegenüber dem Kaliumhydroxid, dass die Tränkeaufnahme am Tag der Enthornung deutlich zurückgeht weil die Kälber so lange schlafen:

Benjamin 
 

 

Montag, 8. November 2021

Perles Geburtstag

Wie die Zeit vergeht! Heute wurde Perle schon ein Jahr alt.
Und wieder kann ich berichten, dass man ihren kompakten Typ mit einem Größen-Zuchtwert von 78 (siehe auch Post vom 11.01.2021) im Vergleich zu ihren Altersgenossinnen immer deutlicher sieht. Sie ist mittlerweile eine kleine Färse. Beim Gewicht kann ich es nicht genau sagen, weil sie lässt sich nicht freestyle den Brustumfang messen und ein Fressgitter gibt es in ihrer Buchte nicht.
Und was mir erst beim Bearbeiten des Fotos zu den ganzen aus ihren Kälbertagen so bewusst geworden ist: Sie ist jetzt eine "richtige" Rotbunte. Ihre Fellfarbe ist ein dunkles Rot wie bei den Rotbunten Doppelnutzung und nicht das klassische helle Rot der Red Holsteins.
 
Das Foto war eher ein Glückstreffer, denn sie war wie die anderen Färsen ihrer Gruppe ziemlich aufgemischt:
 
Benjamin 



Donnerstag, 4. November 2021

Stroh und Heu

 
Zum Grundfutter gehört auch Stroh und Heu. 
Die Definition ist landläufig nicht besonder beskannt, aber sehr einfach: Die gesamte Pflanze getrocknet ist Heu, die Pflanze ohne Samen ist Stroh. Als Beispiel las ich mal in einer Studie im Journal of Dairy Science von Haferheu als Futter und bei der Grasvermehrung bleibt nach dem Dreschen Grasstroh übrig.

Heu und Stroh sind die ältesten konservierten Futtermittel, da die Trocknung leichter zu beherrschen ist als die Silierung. Zudem ist Heu und Stroh besser handelbar, Silage allenfalls als Wickelballen, die dann wegen dem höheren Wassergehalt eine geringere Transportwürdigkeit haben und wegen der Folie anfälliger sind. So wird Luzerneheu in größerem Stil aus den USA in den arabischen Raum verschifft.

Es gibt zwei Einsatzzwecke: Einmal zur Versorgung mit Rohfaser und dann zur "Verdünnung", denn der Rohfasergehalt ist vergleichweise hoch und der Energie- und Proteingehalt niedriger. So kann in der Jungviehaufzucht das Wachstum über den Strohanteil gesteuert werden: Mehr Stroh ist weniger Energiegehalt und dazu weniger Futteraufnahme, denn die absolute Rohfaser (genauer die NDF, siehe hier) ist der limitierende Faktor für die Pansenkapazität, das Wachstum nimmt dann ab. 

Die Partikellänge ist sehr wichtig, denn alles über 2 cm Länge können die Rinder aussortieren. Das habe ich 2013 erlebt, als in die Kuhrationen Rapsstroh kam. War halt da. Bloß Rapsstroh ist auch mit der Strohmühle sehr schwer zu häckseln, sodass viele Partikel von 5 bis 10 cm Länge dabei waren. Der Futterrest bestand dann zum größten Teil aus diesen; schön sauber geleckt.

Üblich ist Wiesenheu vom Dauergrünland und beim Stroh die häufigen Getreidearten, Gerste wird aber bevorzugt genommen, da mit der höchste Nährwert im Vergleich und Gerste ist gegenüber Weizen doch ein gutes Stück krankheitsunanfälliger. Denn die ganzen Pilze die Weizen befallen können hinterlassen auch Pilzgifte und das muss man den Pansenmikroben nicht unbedingt antun.

Einordnung: Grundfuttermittel
 
Getreidestroh :
Trockensubstanz: > 85 %.
Energie: 3,5 MJ NEL
Eiweiß: 4 %;
Rohfaser: 40 - 45 %
keine Stärke und Zucker
 
Benjamin


Montag, 1. November 2021

Maissilage und GPS

 
Maissilage ist bei uns in Brandenburg mengenmäßig das wichtigste Kuhfutter. Auf den schwächeren Böden hier sind Roggen und Mais die häufigsten Kulturen. Und Mais kann man am besten als Maissilage für die Rinderfütterung verwenden.

Wichtig bei der Maissilage ist neben der Kornreife, bei der die gebildete Stärke in die Körner eingelagert wird der Aufschluss der Körner bei der Ernte, dem Cracken. Denn ganze Körner kann das Rind (mit Ausnahme vom Kälbern) nicht verdauen. Die Körner bleiben einfach zu kurz im Pansen und die Mikroben können die harte äußere Schicht nicht durchdringen. Die Körner gehen dann im Ganzen durch den Darm und kommen hinten wieder raus. "Goldwaschen" sagt man dann dazu, wenn in jedem Kuhfladen Maiskörner zu finden sind.
Die Stoppelhöhe hat einen Einfluss auf den Ertrag und den Energiegehalt, da mit längeren Stoppeln der Anteil der Stängel abnimmt und der Anteil der Kolben mit den energiereichen Körnern zunimmt.

Einordnung: Grundfuttermittel, energiereich.
 
Trockensubstanz: 30 - 35 %.
Energie: 6,3 - 7,2 MJ NEL
Eiweiß: < 9 %; alles darüber ist Luxuskonsum an Stickstoff den der Mais nicht richtig verwerten kann
Rohfaser: 17 - 23 %
Stärke: 30 - 40 %
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Maissilage ist zwar auch eine Ganzpflanzensilage (GPS) aus der gesamten Pflanze, wird aber in der Regel nicht zu den Ganzpflanzensilagen gezählt.
Ganzpflanzensilage ist meistens Getreide, das zur Teigreife, wenn die Körner schon gebildet sind aber noch nicht abgereift mit einem Feldfutterschneidwerk gemäht und gehäckselt. Dann ist die Trockensubstanz auch passend für die Silierung. Je nach Art und Sorte ist das häufig im Juni, wenn die Getreidebestände sich von grün Richtung hellgrün oder gelblich verfärben.
Für GPS wird Weizen, Roggen, Triticale, Gerste angebaut, manchmal auch im Gemenge mit Ackerbohnen oder Erbsen, vor allem um dann den Eiweißgehalt zu steigern.

Benjamin

Freitag, 29. Oktober 2021

Goldener Oktober

Ende Oktober ist das Wetter richtig schön herbstlich geworden. Nach ein paar Nächten mit Frost ist es diese Woche mild und sonnig:

Benjamin



Dienstag, 26. Oktober 2021

Besamerstammtisch 2021 - Teil 2

Nach der Vorstellung der Nachzuchten gab es den Vortragsteil, bei dem es immer um Themen zur Besamung geht.

Zuerst Hr. Dalle von der RBB zum Aktuellen aus dem Bullenangebot.
Freemax, vor zwei Jahren beim Besamerstammtisch der Star-Bulle, damals Nr. 3 weltweit wurde stark als Bullenvater eingesetzt und so sind mittlerweile seine Söhne schon im Besamungseinsatz. In der Top-50-liste nach Gesamtzuchtwert (RZG) sind sieben von ihnen vertreten, in der Top-100-Liste zehn.
Trends bei den Bullen sind weiterhin Hornlosigkeit, das sind in Brandenburg inzwischen 37 % der verkauften Spermas, in gesamt Deutschland 25 %. Dann wie die letzten Jahre auch schon zu kleineren Bullen hin, nicht nur solche die nicht mehr so extrem Größe vererben sonder zunehmend auch solche die unter dem Durchschnitt der Population liegen. Denn noch größere Kühe passen nicht in die Ställe und bei der aktuellen politischen Situation ist fraglich wie schnell es neue Ställe gibt... Und dann noch stärker gewinkelte Hinterbeine. Das Problem sehe ich seit gut zehn Jahren schon, dass die Hinterbein zunehmend steiler wurden was zu starken Belastungen der Klauenspitzen führt.
 
Zweiter Vortrag war von Dr. Beyer vom IFN in Schönow, der über den Versuch referierte den eine Doktorandin des IFN in Nordrhein-Westfalen durchgeführt hatte. Ob bei verzögertem Eisprung (Ovultaion) Firschsperma höhere Besamungserfolge bringt. Verzögerte Ovulation liegt vor wenn der Eisprung mehr als 24 h nach der äußerlich sichtbaren Brunst stattfindet. Das hat wieder mit dem Hormonabbau zu tun. Pro Liter Milch müssen 500 Liter Blut durchs Euter fließen, die alle auch durch die Leber fließen, die alles mögliche verstoffwechselt, inklusive der Sexualhormone. Wenn die Leber aus 25.000 Liter Blut am Tag einen Großteil der Hormone abbaut bleiben nicht mehr so viele für einen normal ablaufenden Zyklus übrig. 
In dem Versuch wurde das Sperma vom gleichen Absamen als aufgeteilt, Hälfte als Gefriersperma, Hälfte als Frischsperma. Die Versuchskühe für die beiden Varianten wurden zufällig ausgewählt anhand der Ohrmarkennummer. Also ein Versuchsdesign um unerwünschte Einflüsse auszuschließen.
24 h nach der Besamung wurde per Ultraschall geschaut ob der Eisprung schon stattgefunden hatte, wenn nicht war es eine verzögerte Ovulation. Und es wurde noch die Rückenfettdicke gemessen, um einen Einfluss der Körperkondition nachweisen zu können.
Als Ergebnisse kamen heraus, dass eine natürliche Brunst bessere Trächtigkeitsraten erzielt als hormonell induzierte ("anspritzen"), unabhängig ob von der verzögerten Ovulation, mit 10 - 13 mm Rückenfettdicke (= BCS 2,25 - 2,5) gab es die höchste Trächtigkeitsrate.
Und die eigentliche Fragestellung: Frischsperma bringt bei verzögerter Ovulation bessere Besamungserfolge. Die wahrscheinlichste Ursache: Die Spermien sind länger lebensfähig und noch aktiv wenn sich die Eizelle verspätet, das Gefriersperma ist da im Nachteil, weil sie beim Einfrieren mit Flüssigstickstoff bei -196°C "einen auf den Deckel bekommen haben".
 
Der  dritte Vortrag war von Dr. Bochardt von der FU Berlin über Neuigkeiten bei Brunsterkennungssystemen. 
Die modernen Systeme, die auf dem Markt verfügbar sind, würden über 90 % der Brunsten erkennen. Die FU arbeitet mit einigen Betrieben in Brandenburg zusammen um Daten für die Forschung zu sammeln.
So kam heraus, dass im Zeitraum zwischen 7 und 24 h nach dem Brunstalarm der Besamungserfolg am höchsten ist. Daher ist es nicht schlimm wenn nur einmal am Tag besamt wird, wie es bei den Tierzuchttechnikern von Zuchtverband üblich ist. Und das bestätigt die alte Morgens-Abends-Regel, die besagt wenn eine Kuh morgens brünstig gesehen wird soll sie abends besamt werden bzw. abends dann am nächsten Morgen.
Sowie noch Erkenntnisse zur Brunstintensität. Da gibt es große Unterschiede, manche sind die Stillbrünstigen ganz heimlich und andere sieht an dem Tag im Stall einfach jeder. Die Brunstintesität in den ersten 50 Tagen in Milch, ob kein, ein oder zweimal, zyklisch im 3-Wochen-Rhythmus und wie stark ist ein gutes Früherkennungssystem wie es nach dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit dann mit der Fruchtbarkeit weitergehen wird.

Benjamin


Samstag, 23. Oktober 2021

Besamerstammtisch 2021 - Teil 1

Am Donnerstag war ich auf dem diesjährigen Besamerstammtisch der RBB in Groß Kreutz. Das war für mich die erste überregionale Veranstaltung seit mehr als anderthalb Jahren gewesen. Im September hatte die Testherdentagung stattgefunden während ich in meinem Weinleseurlaub gewesen war. Die ist normalerweise als im Mai oder Juni...
 
Der Teil auf der Besamungsstation in Schmergow mit der Vorführung aktueller Besamungsbullen musste wegen dem herrschenden Sturm aus Sicherheitsgründen ausfallen. Wobei sich die Bullen bei dem starken Wind bestimmt auch nicht aus dem Stall getraut hätten.

Die Coronaauflagen halt. Mit persönlicher Voranmeldung, Hinterlegung der Kontaktdaten und man bekam am Eingang ein Partybändchen:



























Es ging dann gleich in Groß Kreutz los. Die Vorstellung der Nachzuchten fand nicht im Ring in der Vermarktungshalle statt sondern im Stall nebenan, wo die Zuschauer dann auf dem Futtertisch standen.
Die Bullen haben zwar schon Töchter in Milch aber bis auf Saleno noch keinen Töchterzuchtwert, dafür muss eine bestimmte Anzahl drei Milchleistungsprüfungen absolviert haben, dass man dann einen ersten Zuchtwert berechnen kann. Bei der nächsten Zuchtwertschätzung im Dezember (dreimal jährlich: April, August, Dezember) bekommen dann die beiden anderen auch ihren Töchterzuchtwert.

Die zugehörigen Bullen kannte ich alle. Die sind bei uns auch durch die Besamung gegangen. Das allererste verfügbare Sperma geht in die Spitzenzucht des Zuchtprogramms, dann kommen der Testeinsatz in den Testherden dran. Dafür wurden die in den Zeiten vor der genomischen Zuchtwertschätzung etabliert, 2006 in Mecklenburg-Vorpommern und 2009 in Brandenburg: Schnell Töchter der Bullen zu bekommen um dann die Töchterinformationen für die Zuchtwertschätzung zu haben. Sowie eine umfangreicher Datenerfassung (-> RBBplus) Durch die Kooperation in der PhönixGroup hatten wir dieses Jahr auch zwei Spitzenbullen der RBW aus Baden-Württemberg bekommen, die jetzt die Kapazitäten Testherden mitzunutzen.
In Verbindung mit der Genotypisierung der Kühe waren die Testherden auch Ausgangspunkt für den "Mortellaro"-Zuchtwert DDcontrol und die Gesundheitszuchtwerte.

Töchter von Garido.
Von ihm wurden sehr viele Spermaportionen verkauft und er hat entsprechend viele Töchter, von denen jetzt immer mehr erstmals abkalben. In Brandenburg ist er von den neueren Bullen mit Töchtern aktuell der Beste mit einer Einsatzleistung von 32 kg. Das heißt, dass die Töchter in ihrer ersten Milchleistungsprüung, die irgendwo zwischen dem 5. und 40. Tag nach der Kalbung liegt im Durchschnitt 32 kg Milch gaben.
Wir haben 3 Garido-Töchter, sie sind so rund 3 Monate in Milch, Einsatzleistung war 28 kg, bei dreien kann das halt eine ziemlich nach unten ziehen.
 

 



















Töchter von Makari PP:
Man sah auf die Entfernung schon deutlich, dass er wenig Größe vererbt. Die mittelrahmige Kuh wie sie gewünscht ist. Die Einsatzleistung liegt in Brandenburg bei 31 kg.
Makari ist homozygot hornlos, also sind alle seine Töchter hornlos (siehe auch Post vom 13.09.2020).  
Die beiden rechten Kühe sind von der Agrargenossenschaft Karstädt; das erkannte ich sofort an den linken Ohren, in der Ohrmarke die Einkerbungen für die Markierung genetisch hornloser Tiere (siehe Post vom 11.06.2019) und die Transponderohrmarke für die Tiererkennung auf dem Melkkarussell (siehe Post vom 23.02.2014).
Wir haben 12 Makari-Töchter, wobei demnächst noch paar nachkommen werden. Die bisherigen sind so 4 - 6 Monate in Milch und hatten eine Einsatzleistung von 31 kg.






















Töchter von Saleno. 
Von Saleno haben wir 9 Töchter, 3 sind altmelkend, 3 stehen trocken und 3 haben bereits zum zweiten Mal gekalbt. Ihre Einsatzeistung lag bei 29 kg.
 
Da habe ich kein vernünftiges Foto hinbekommen, die Gruppe war sehr unruhig. Mit meinen Erfahrungen von der Kreistierschau finde ich das gar nicht schlimm und bin da eher von dem Trend der freilaufenden Auktionen angetan, bei denen die Kühe nicht mehr geführt sondern getrieben werden:
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!

Benjamin