Samstag, 30. Dezember 2023

Neumühle 2023/2 - Teil 1

Heute früh war ich auf meinem Stammbetrieb LVAV  Hofgut Neumühle zum Jahresendbesuch. Braunies Familie besuchen, die Neuerungen begutachten und fachsimpeln. Dort sind sie ja absolute Profis beim BCS, das sie nicht nur zum Fütterungscontrolling machen sondern regelmäßig über alle Kühe. Und dabei kemnen sie die individuellen Eigenheiten der Kühe, wie die Erstlaktierende die mit 40 kg Leistung bei BCS 2,0 immer schlecht aussieht. So haben wir auf dem Futtertisch gestanden und spaßeshalber ganz unsachlich von vorne die fressenden Kühe eingestuft. Was ohne Anspruch auf sinnvoll nutzbare Ergebnisse doch erstaunlich gut funktioniert.

Eine Überraschung gabs für mich mit dem Abschluss des Milchkontrolljahrs 2022/23. Zur Leistungsentwicklung wie ich sie so in Erinnerung habe: 2005 gab es mal 10.000 kg, 2007 (also 2008 zu meiner Praktikumszeit) 9.300, 2010 zu Zeiten meiner Bachelorarbeit fiel es wegen dem Q-Fieber auf 8.500 und stieg in den 2010ern wieder deutlich an. 2016 waren es rund 11.500 kg, wo die Kennzahlen der Jahresauswertung jahrelang vor dem Melkstand aushingen.

Jetzt sind es glatt 12.500 kg mit 3,83 % Fett und 3,45 % Eiweiß, macht 910 FEK. Bei der letzten Milchkontrolle war es ein Melkdurchschnitt von 40,8 kg mit 3,91 % Fett und 3,65 % Eiweiß. Die Zellzahl war durchschnittlich bei 128.000 und was wichtiger für die Eutergesundheit ist bei 77 % der Kühe unter 100.000.

Im HERDEplus nachgeschaut war der gleitende 12-Monats-Schnitt im März sogar bei 920 FEK gewesen. Damit sind sie jetzt die Versuchsanstalt mit der höchsten Milchleistung, noch vor Iden. Bei der Lebensleistung aber nicht ganz mit 43.054 kg, 3,7 Laktationen und 44,6 Monate Nutzungsdauer. Das sind dann 20,1 kg Lebenstagsleistung, 30,8 kg Futtertagsleistung und 35,9 kg Melktagsleistung.
Im lebenden Bestand sind es 28,8 Monate Lebensleistung und 25.806 kg. Das sind nur so 60 % der Werte von den abgegangen Kühen was heißt dass überwiegend ältere Kühe abgehen und nur wenige in den ersten beiden Laktation.

Foto von der Empore oberhalb des Melkstands, dass es mit der LED-Beleuchtung jetzt weißes LIcht ist und nicht mehr orange wie bei den Natriumdampflampen. Rechts die traditionelle Dekoration mit Weihnachtsbaum:



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fortsetzung folgt!

Benjamin
 

1456

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Keine Steuererhöhung!

Im Kuhblog bin ich ja sehr unpolitisch unterwegs, aber nun zum dritten Mal mache ich es trotzdem.

Und zwar wegen den Plänen der deutschen Bundesregierung die Agrardieselrückvergütung abzuschaffen und die Kfz-Steuer auf land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge auszudehnen.

Die Agrardieselrückvergütung dient dazu die Wettbewerbsverzerrungen für die Landwirtschaft durch die hohe Energiesteuer auf Diesel zu verringern. Die 44 ct/l Energiesteuer müssen beim Kauf voll mit bezahlt werden und davon können zum Beginn des nächsten Jahres auf Antrag 21 ct/l zurückerstattet.

Für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge muss keine Kfz-Steuer bezahlt werden, da sie nur selten auf öffentlichen Straßen fahren. 

Die Rückvergütung soll jetzt abgeschafft und die Kfz-Steuer ausgedehnt werden um Geld für die Löcher im Bundeshaushalt zu bekommen.

Wie viele andere habe ich kein Verständnis dafür, dass gerade die Landwirtschaft für die Verschwendungssucht unserer Politiker aufkommen soll.

Petition beim Bundestag 

Benjamin 


1455

Dienstag, 12. Dezember 2023

Vermeintliche Konkurrenz

In den letzten Wochen ging eine Meldung rum, dass Naturland den Kraftfuttereinsatz in der Milchkuhfütterung seiner Mitgliedsbetriebe halbieren will (-> Link).

Nach der ersten Verwunderung über die dünne Argumentation und bewusste Falschinformationen dabei dachte ich, das könnt was für die Fütterungsserie im Kuhblog (hier zur Übersicht) sein.

Es geht darum weniger Futtermittel zu verfüttern die in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen. Diese Argumentation hat aber erhebliche Lücken:
- ökologische Landwirtschaft ist aufgrund ihrer massiven Mindererträge selbst die größte Konkurrenz
- Stilllegungen und Extensivierungen ebenso
- Verwertungsmöglichkeit minderwertiger Getreidepartien durch Tiere
- Fruchtfolgeeffekte durch den Anbau von Futterpflanzen
- Veredlung in tierische Produkte mit höherer Wertigkeit, z.B. Gluten in Casein
- und im Kapitalismus zählt die Wirtschaftlichkeit
 
In der EU-Öko-Verordnung ist der Kraftfuttereinsatz auf 40 % beschränkt. Das wusste ich gar nicht, denn sieser ganze Zertifizierungs-Kram betrifft mich nicht.
Bei dieser ganzen Rechnung wird in Trockenmasse gerechnet. 40 % Kraftfutter in der Frischmasse würde der Pansen und damt dem Rind drumrum in den meisten Fällen (Ausnahme Trocken-TMR) auch gar nicht überleben.
 
Zu Grund- und Kraftfutter siehe hier.
Das Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis in Prozent liegt bei der Fütterung im deutschsprachigen Raum meist zwischen 50 : 50 und 70 : 30; als krasse Gegenbeispiele sind Israel bis zu 40 : 60 weil dort in der Halbwüste Grundfutter knapp ist und Vollweidesysteme in Irland oder Neuseeland mit 100 : 00. 
Die 60 : 40 sind also nix Besonderes.

Naturland reduziert das Kraftfutter auf 20 % der Gesamttrockenmasse. Dabei wird aber ein Hintertürchen gelassen, dass Kraftfuttermittel die nicht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stehen ausgeklammert werden. Das sind die aufgeführten Nebenprodukte wie Biertreber oder Kleie.
 
Zum Vergleich habe ich mal die Hochleistungsration aufgegliedert:
 
Futtermittel             kg TM  %
Maissilage              9,43    41,2     Grundfutter
Anwelksilage          3,30    14,4     Grundfutter
Rapsschrot             2,85    12,4     Nebenprodukt
Getreideschrot       2,20      9,6      Kraftfutter
Sojaschrot              1,76      7,7     Nebenprodukt
Körnermais            1,32      5,8      Kraftfutter
Luzerneheu            0,87      3,8     Grundfutter
Melasseschnitzel    0,46     2,0      Nebenprodukt
Glycerin                  0,30     1,3      Nebenprodukt
Mineralfutter           0,39      1,7     Mineralfutter
Summe                 22,88 100,0      TMR

Wenn ich die Nebenprodukte und das Mineralfutter zum Kraftfutter dazuzähle komme ich auf ein Grundfutter-Kraftfutter-Verhältnis von 59 : 41. Präziser sind das 59,4 : 40,6 und wenn ich das Mineralfutter außenvor lasse 60,5 : 39,5. Damit würde das als Ration der konventionellen, intensiv gefütterten Milchproduktion mit über 10.000 kg/Kuh/a den Anforderungen der Öko-Verordnung in diesem Punkt entsprechen.
In Konkurrenz zur menschlichen Ernährung stünden danach 15,4 %. Also noch viel eindeutiger die Beschränkungen von Naturland eingehalten. Wobei das kein Brotweizen ist sondern Körnermais, Triticale und Futterroggen und wahrscheinlich allesamt nicht besonders backfähig.
 
Insgesamt ist das als PR-Aktion einzustufen bzw. gezielte Desinformation. Dazu zählt auch die Aussage, dass Dreiviertel des Sojas weltweit an Tiere verfüttert werden und dabei ganz verschwiegen wird dass das der Sojaextraktionsschrot ist und das letzte Viertel das Sojaöl als Speiseöl/-fett.

Benjamin

1454

Montag, 27. November 2023

Zwillingsträchtigkeiten vermeiden

Zwillingsträchtigkeiten sind unerwünscht, weil sie die betroffenen Kühe sehr belasten. Es ist zwar nur einmal eine Kalbung, aber dann müssen trotzdem zwei Kälber raus. Dazu das erhöhte Risiko für Schwer- und Totgeburten ("Vorfahrtsverstoß") und davor auch für Spätaborte und Verkalbungen. Nach der Kalbung erhöhtes Risiko für Milchfieber, Nachgeburtsverhaltung, Gebärmutterentzündung, Ketose usw.
Erstmals wurde mir das deutlich bewusst als ich 2014 auf einer Veranstaltung war, bei der jemand vom RBB (wer es war weiß ich nicht mehr) über Ergebnisse aus den ersten fünf Jahren des Testherdenprogramms referierte. Das war lange vor den Gesundheitszuchtwerten und sie berechneten für verschiedene Diagnosen die Wiederkalbewahrscheinlichkeit. Und die war durch eine Zwillingsgeburt am stärksten reduziert.

Andererseits haben die Kälber geringere Geburtsgewichte, grob gesagt 30 statt 40 kg, womit sie schon einen Entwicklungsnachteil haben für Zucht wie Mast. Und als letzter Punkt noch die Zwicken (siehe Post vom 12.05.2023).

Die "amerikanische Methode" wäre die Kälber abzuspritzen. Das sehe ich kritisch, neben der ethischen Problematik ist es vor Allem die folgenden Fruchtbarkeitsprobleme. Da hat man die Kuh endlich tragend und dann induziert man einen Abort; dann ziehen sich Gebärmutterentzündungem lange hin bis die Kuh wieder sauber ist und zum Schluss wird es eng sie wieder tragend zu bekommen. Nicht anhand der Laktationstage sondern der Milchleistung zum Trockenstellen, der damit verbundenen Verfettungsgefahr und den Folgen in der nächsten Laktation.

Für sinnvoller halte ich das bewusste Management der Zwillingskühe und noch mehr die Vermeidung von Zwillingsträchtigkeiten.

Benjamin

1453


Samstag, 11. November 2023

Kuh-Heizung

Jetzt kommt noch ein Post zum Thema Milchkühlung bzw. Erneuerbare Energien auf der Milchviehanlage bei dem ich mich mal wieder richtig verkünstelt habe. Bzw. zusammen mit meinem Vater, der mir mit seinen Erfahrungen zur Wärmepumpe die Rechenwege und Forneln gegeben hat. Da bin ich mit fast nur Verbrennungsmotor in der Schulphysik und im Studium mit fast nur Mähdrescher in Landtechnik eher schwach aufgestellt. Sind also alles grobe Überschlagungsrechnungen ohne jegliche wirtschaftliche Betrachtung und technische Realisierbarkeit im Detail, das müsste dann ein Anlagentechniker vernünftig berechnen.

Ausgehend vom Post über die Milch-Luft-Wärmepumpe (siehe Post vom 27.10.2023) ging es darum wie viel Energie im Temperaturniveau der Milch steckt die über die Milchkühlung abgeführt wird und diese dann zu nutzen. Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung ist schon üblich bei Einzelbauern mit Kleinbetrieben, wo damit das Brauchwasser erwärmt und das Wohnhaus auf dem Bauernhof geheizt wird. Das ist bei uns aber abseits der Wohnbebauung und mit den Biogasanlagen als Wärmelieferant nicht der Fall.

Wobei die Wärme der Milch quasi auch Biogas ist bzw. das Bild der Biogasanlage als Betonkuh. Die ganze Energie stammt aus der Pansenfermentation. Die Mikroben produzieren sehr viel Abwärme, sodass schon die Körpertemperatur bei Rindern bei 38 - 39 °C liegt, zwei Grad mehr als beim Menschen. Und den Rindern wird es schnell zu warm bei höheren Außentemperaturen (siehe Post vom 07.05.2019).
Eine Kuh strahlt je nach Leistungsniveau und dem damit verbundenen Stoffwechsel so 1 bis 2 kW Wärme ab. Das merkt man am deutlichsten wenn an im Winter beim Melken zwischen den Kühen durch den Vorwartehof läuft, da ist es immer angenehm warm.
Daher funktioniert auch die Eisfreihaltung der Tränken im Abkalbestall mit "Heizvieh" (siehe Post vom 06.01.2016).

Die Milch die eine Kuh gibt ist auch kuhwarm. Die Milch kommt mit 38 °C aus der Kuh und mit 36 °C am Vorkühler an, da geht nicht viel verloen. Im Winter werden damit beim Melken nach zwei bis drei Durchgängen die Melkzeuge und Schläuche warm.
Von den 36 °C mit denen die Milch ankommt bis heruntergekühlt auf 6 °C für die Lagerung ergibt sich die Wärmemenge die man nutzen kann.
Bei Wasser beträgt die Wärmekapazität 4,18 Joule pro Gramm und Kelvin (bzw. Grad Celsius). Das war früher die Definition der Kalorie. 1 J ist die Energie einer Wattsekunde, wovon man dann in kWh und kW als Leistung weiterrechnen kann.
Die Wärmekapazität von Milch beträgt 3,95 kJ/kg. Dass ich hier nicht Milch mit Wasser gleichsetze. Diese Zahl habe ich aus dem Handbuch der Milchverarbeitung von Tetra Laval, mit dem ich mal im Studium zu tun hatte. Die ganz dicke Fachliteratur und auszugsweise im Internet zugänglich.
Beim Kühlen eines kg Milch von 36 °C auf 6 °C werden 118,5 kJ frei bzw. 33 Wh (0,033 kWh). Mit dieser Zahl kann man weiterrechnen für die Wärmemengen die man zur Verfügung hat.

Meine Überlegung war wieviel Wärme die Pinnower Kühe am Tag über die Milch zur Verfügung stellen und was man damit alles Heizen könnte. Ist nur ein Gedankenspiel, da eh über die Biogasanlage beheizt und das neue Melkhaus damals in die bestehende Anlage integriert wurde inklusive Teilen der Kühltechnik aus dem alten Melkhaus.

Die Milch wollte ich nach einem ähnlichen System kühlen: Mit Brunnenwasser im Vorkühler und dann mit Eiswasser direkt bis auf 6 Grad herunter. Und die Wärme die das Kühlaggregat bei der Eiswasserbereitung "abpumpt" zur Heizung zu verwenden.

Benjamin
 
1452

Mittwoch, 8. November 2023

Smart Dairy Grid - Teil 2

Noch eine Ergänzung zum letzten Post, wo ich die Kochendwasserreingigung und Eiswasserkühlung als Möglichkeiten beschrieben habe im Milchviehbetrieb den Stromverbrauch im Tagesverlauf zu verteilen/verschieben.

Der ursprüngliche Gedanke dabei war über geringeren Anschlusswert und Spitzenstrom die Stromkosten über die Grundkosten zu senken. Heute ist es mehr für die Nutzung von selbst erzeugtem Strom, dem Eigenverbrauch. Dieser kam mit dem EEG 2012, wo einmal über die massiv gesenkten Einspeisevergütungen der Ausbau Erneuerbarer Energien fast zu erliegen kam (Altmaier-Delle) und andererseits es interessant wurde den Strom selbst zu verbrauchen. Vorher war die Einspeisevergütung höher als der Strompreis im Bezug, also lohnte sich das gar nicht. Jetzt ist es gegeben sobald der Eigenstrom in der Produktion samt den Steuern die trotzdem abgeführt werden müssen günstiger ist als der Netzbezug.

Naheliegend ist Photovoltaik, weil auf den Ställen und Hallen viel Platz vorhanden ist. 
Biogas wäre auch naheliegend zur Verwertung von anfallender Gülle, Mist und Futterresten. Dazu käme noch die Möglichkeit der Wärmenutzung, sowohl auf der Anlage selbst oder als Nahwärme in der Umgebung.
Windkraft bietet sich eher nicht an, weil die Hofanlagen die auf dem Markt verfügbar sind produzieren recht teuren Strom. Durch die kleine Größe sind die Investitionskosten pro kW recht hoch und gleichzeitig der Ertrag niedriger. Die Hofanlagen sind in Luftschichten von so 10 - 40 m unterwegs im Gegensatz zu "kommerziellen" Anlagen in windreicheren Schichten zwischen 50 und 250 m. Also nur etwas für solche Küstengebiete in denen die Windkraft wegen der guten Bedingungen eh traditionell stark ist.
Vor allem für die Photovoltaik bieten sich noch Batterien als Möglichkeit für die Zwischenspeicherung an, wo dann die Speicherkosten halt geringer sein müssen als die Differenz zwischen Eigenstrom und zugekauftem Strom. Bisher kenne ich nur einen Betrieb der mit Batteriespeichern arbeitet. Und zwar die PBK in Schönhagen für die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Jungviehstalls (Foto im Post vom 09.02.2016).

Für den Eigenstromproduktion vor allem bei Photovoltaik wäre die Verschiebung des Bedarfs auf tagsüber sinnvoll. Über Kochendwasserbereitung und Eisspeicher für den Bereich Melken, das eigentliche Melken (Milchentzug) liegt eher ungünstig in den Tagesrandbereichen. Die Gülletechnik (Pumpen, Rührwerke, Separator) können relativ einfach angebotsorientiert betrieben werden. Ventilatoren/Berieselung sind im Sommer genau passend als Verbraucher, Beleuchtung halt gegenläufig zur Sonne, aber das sind nicht die größten Mengen.
 
Dazu kommt als Verbrauchsmöglichkeit die Elektrifizierung der Landtechnik. Da ist die Hoftechnik gut geeignet mit dem geringeren Leistungsbedarf, kleinen Aktionsradien und nicht stundenlangem Volllastbetrieb.
Im Post vom 14.05.2020 hatte ich über Elektro-Hoflader geschrieben und eine kleine Marktübersicht verlinkt. In den letzten dreieinhalb Jahren hat es sich da rasant weiterentwickelt mit dem Fortschreiten der Batterietechnik. Der Trend geht da eindeutig zu größeren Maschinen wie Teleskoplader in der Klasse "2 m breit - 2 m hoch".
Liste elektrischer Lader (nicht vollständig!): 
 
Dazu kommen elektrische Futtermischwagen, nicht nur Fremdbefüller sondern mittlerweile auch Fräsmischwagen; aber akuell mit 16 - 20 t Futter pro Akkuladung bei einmaligem Laden am Tag sind diese nur für Kleinbetriebe geeignet.

Benjamin

1451

Samstag, 4. November 2023

Smart Dairy Grid

Smart Grid ist ein total aktueller Begriff und bedeutet übersetzt intelligentes Stromnetz. Ganz so neu ist es aber nicht, während meinem Studium war das schon 2010 im Studiengang Energie- und Prozesstechnik ein großes Thema. Das Ziel ist im Stromnetz von der "Grundlastideologie" des 19. Jahrhunderts wegzukommen hin zum Verbrauch nach Angebot. Also über die Steuerung des Verbrauchs. Als typisches Beispiel der Gefrierschrank, der bei vielem verfügbaren Strom tiefer herunterkühlt und dann bei wenig Strom nicht kühlen muss.

Auf einem Milchviehbetrieb ist es erstmal nicht so leicht Stromverbräuche zu verschieben nach dem Angebot. Die Melkzeiten mit Vakuumpumpe und Milchkühlung sind für den konstanten Tagesablauf von Kuh und Mensch fix.

Aber es gibt schon einige Möglichkeiten: Die klassischen Technologien dafür sind die Kochendwasserreinigung und die Eiswasserkühlung. Ursprünglich ging es darum den Anschlusswert und die Spitzenlast gering zu halten, dass bei der Spülung nicht Vakuumpumpe und Milchkühlung gleichzeitig auf Volllast laufen. 
Bei der Kochendwasserreinigung wird zwischen den Melkzeiten Wasser erhitzt, das dann später zur Spülung dient. Und bei der Eiswasserkühlung wird in der Zwischenmelkzeit Wasser zu Eiswasser heruntergekühlt, mit dem dann die Milch gekühlt wird. Daher auch der Begriff Eisspeicher.

So kann man den Strombedarf vom Melken und Kühlen über den Tag verteilen bzw. dort hinlegen wenn mehr Strom verfügbar ist, z.B. aus Photovoltaik.
 
Benjamin
 
1450

Montag, 30. Oktober 2023

Lulu tragend!

Bei der Trächtigkeitsuntersuchung letzte Woche war meine Lulu positiv. Das ist jetzt ihre dritte Trächtigkeit.

Gekalbt hatte sie zum zweiten Mal am 17. April (siehe Post vom 18.04.2023).

Erstmals besamt wurde sie dann am 7. August mit 112 Melktagen. Ihr Tierindividueller Besamungsstart (TBS) lag da bei 33,5 kg Wochenmittel bei 104 Tagen. Also wurde die Brunst genutzt, weil sie eine doch recht flache Laktationskurve hat (vgl. Post vom 02.06.2023). 
Sie rinderte aber um und wurde am 10. September zum zweiten Mal besamt, dann aber erfolgreich. 

1. Besamung: 917594 El Toro
2. Besamung: 587537 Rambo PP
 
Damit wird das Kalb zumindest schon mal rotbunt und hornlos.
 
Ihre Fruchtbarkeitskennzahlen für die zweite Laktation (vgl. Post vom 27.05.2020): 

Freiwillige Wartezeit (FWZ) und unfreiwillige Wartezeit (uFWZ) kann man beim tierindividuellen Besamungsstart nicht berechnen:
Rastzeit (RZ): 112 Tage
Zwischenbesamungszeit (ZBZ): 34 Tage
Verzögerungszeit (VZ): auch 34 Tage, weil "nur" zwei Besamungen
Güstzeit (GZ) bzw. Zwischentragezeit (ZTZ): 146 Tage
vorraussichtliche Zwischenkalbezeit (vZKZ): 423 Tage
Besamungsindex (BI): 2,0

Am 12. Juni soll sie zum dritten Mal kalben.
Meiner Schätzung nach wird sie am 25. April trocken gestellt bei einer Tagesleistung von 18,0 kg. Mal sehen wie genau ich da bei einem halben Jahr im Vorraus liege,
 
Benjamin
 
 
1449

Freitag, 27. Oktober 2023

Milch-Luft-Wärmepumpe

Bei meinen Eltern hat jetzt die Heizsaison mit der Wärmepumpe (siehe Post vom 05.07.2022) begonnen, auch wenn die Photovoltaikanlage (siehe Post vom 12.08.2023) immer noch nicht angeschlossen ist. Nach der überbordenden Bürokratie wird die Energiewende auch durch den Personalmangel ausgebremst...
Wobei ich lieber mit der "Milch-Luft-Wärmepumpe heize", sprich der Milchkühlung.

Eine Wärmepumpe pumpt Energiemengen zwischen Medien, bei der Luft-Wasser-Wärmepumpe ist es von der Umgebungsluft in die Fußbodenheizung, beim Kühlschrank von der Luft im Innenraum in die Umgebungsluft und genauso bei der Milchkühlung von der Milch im Tank in die Umgebungsluft. 
Deshalb ist es im Kühlmaschinenraum auch immer so schön warm.
 
Bei größeren Milchmengen braucht es viel Energie um das Kühlaggregat anzutreiben. Pro Liter Milch zwar nicht mehr, aber absolut für den Hof. Mit der mehrstufigen Kühlung kann dieser Aufwand reduziert werden.

1. Stufe ist der Vorkühler mit Brunnenwasser. Es ist ein Plattenwärmetauscher; in die eine Richtung fließt die warme Milch vom Karussell kommend, in die anderen Richtung das Brunnenwasser. Das erwärmte Brunnenwasser kann z.B. für die Tränken verwendet werden, dass sie im Winter nicht einfrieren:






















2. Stufe ist die Eiswasserkühlung, diese spart keine Energie ein sondern entzerrt nur den Strombedarf. Da es sinnvoll ist den Anschlusswert für die ganze Anlange und auch den Spitzenbedarf an Strom im Tagesablauf zu senken läuft die Eiswanne zwischen den Melkzeiten. Wenn nach der Spülung keine Vakuumpumpen und Druckluftkompressor mehr laufen, läuft das Kühlaggregat und produziert Eiswasser, das bis zur Melkzeit gespeichert und dann zur Kühlung der Milch verwendet wird:























3. Stufe ist die klassische Kühlung im Milchtank mit einem Kühlaggregat. Damit werden dann die 6 °C erreicht die in der Milchgüteverordnung für tägliche Abholung vorgeschrieben sind. Das linke Kühlaggregat ist für die Eiswasserkühlung, das rechte für den Milchtank:

Benjamin
























1448

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Glanrinder

Ein Programmpunkt beim Besuch in Würzweiler war die Fahrt über die "Ländereien".
Würzweiler liegt im Nordpfälzer Bergland, im Gegensatz zu Gundheim im Rheinhessischen Hügelland ist es dort kühler, es gibt etwas mehr Niederschlag und vor allem viel mehr Hangneigung. 
Vor fünf Jahren habe ich schon geschrieben, dass ich dort nicht wirtschaften möchte. Wenn die Feldwege mit der Steigung, den Kurven und durch den Wald mit Autos noch befahrbar scheint, würden da aber auch Lexion TerraTrac und 18,5 m-Güllefässer entlang fahren.
 
Wollte mir unbedingt die Mutterkuhherde des Nachbarn anschauen, weil mir mein Onkel nicht genau sagen konnte welche Rasse die sind.
























Es sind Glanrinder, die klassische Rinderrasse der Pfalz. Ein mittelrahmiges Dreinutzungsrind, das heute in der Mutterkuhhaltung genutzt wird.

























Benjamin

1447


Sonntag, 15. Oktober 2023

Würzweiler 2023

Gestern war ich mal wieder bei der Verwandtschaft in Würzweiler. Dort war ich das letzte Mal im Sommer 2018 zusammen mit meiner Schwester gewesen (siehe Posts vom 01.07.2018 und 02.07.2018). Jetzt mit meinem Bruder und seinen Kindern als Wochenendausflug am vermeintlich letzten warmen Tag des Jahres.

Etwas vorbereitet hatte ich mich schon um ein aktuelles Foto vom Appelbach aus dem gleichen Blickwinkel zu machen. Meine Tante hatte erzählt dass der Nachbar vom "östlichen Ufer" die Mauer renoviert und mit einem neuen Zaun versehen hatte; und da hat sie ihm das Foto aus dem Kuhblog gezeigt. Dass der frühere Zustand dokumentiert worden war.

Der Appelbach ist mittlerweile total zugewachsen und nur noch ein Rinnsal; vor fünf Jahren war damals der erste der Dürresommer gewesen. Letztes Jahr wäre er zeitweise sogar ganz trocken gefallen. Klimawandel so richtig sichtbar.
 
Das orange Kunststoffrohr gibt es noch, aber das sieht man gar nicht mehr von dieser Seite:



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

1446

Montag, 2. Oktober 2023

Kalb von Stinktier

Heute morgen hat Stinktier (siehe Post vom 04.08.2022) zum zweiten Mal gekalbt.

Es ist ein Bullenkalb von Ulmar PP, einem Speckle Park.  Das ist eine kanadische synthetische Rinderrasse aus Shorthorn und Angus. Wegen der Nutzung zur Kreuzung mit Holsteins und dem ähnlichen Alter für mich eine Art "kanadische Uckermärker".

Auf die Fellzeichnung war ich schon gespannt, weil SBT x PIN x Speckle Park. Der Pinzgauer scheint farblich verloren gegangen, einen Unterschied zu den anderen Kreuzungen sieht man nämlich nicht.


 













Nachtrag:

Ich habe im HERDE nachgeschaut für ein paar weitere Informationen zu Stinktiers erster Laktation.
Gekalbt hat sie zum ersten Mal am 01.08.2022, das sind somit 427 Tage Zwischenkalbezeit.

Die Leistungen in ihrer ersten Laktation:
100 Tage    2.280 kg    3,95 % Fett, 90 Fett-kg    3,46 % Eiweiß, 79 Eiweiß-kg    169 FEK
200 Tage    4.296 kg    4,19 % Fett, 180 Fett-kg  3,61 % Eiweiß, 155 Eiweiß-kg  335 FEK
305 Tage    6.166 kg    4,30 % Fett  265 Fett-kg  3,70 % Eiweiß, 228 Eiweiß-kg  493 FEK
332 Tage    6.625 kg    4,30 % Fett  285 Fett-kg  3,71 % Eiweiß, 246 Eiweiß-kg  531 FEK
(gesamt) 
 
Zumindest nach den Inhaltsstoffen ist es eine Dreiteilung auf die drei Laktationsabschnitte.
 
Beim LKV Bayern habe ich nachgeschaut welches Lesistungsniveau die Pinzgauer überhaupt haben. Bayern deshalb weil die als einziger Verband Pinzgauer erfassen. Reinrassige Pinzgauer liegen bei durchschnittlich um 5.200 kg Jahresleistung, Schwarzbunte in Bayern bei 9.500 kg. Beide bei ziemlich "normalen" Inhaltsstoffen. Das sind aber die Zahlen über alle Laktationen hinweg.
Da dürfte Stinktier im Mittelfeld von Kreuzungen in der ersten Laktation liegen.
 
Der Heterosiseffekt bei Kreuzungen ist ja eher bei den Fitnessmerkmalen, aber da hatte sie einmal ein Rusterholzsches Sohlengeschwür und eine Gelbkörperzyste mit der sie dann eine Woche dauerbrünstig war.
 
Besamt wurde sie dreimal:
1. am 06.10. mit Rum, einem Bullen der Rasse Pustertaler Schecken (vgl. Post vom 15.09.2019), dass auf so eine besondere Kuh auch ein besonderer Bulle kommt.
Wegen dem tierindividuellen Besamungsstart (TBS) wurde die Brunst gleich genutzt: 0,557 x 66 Tage + 5,7 x 22 kg - 101 = 61 Tage freiwillige Wartezeit. Davon wurde sie aber nicht tragend...
2. am 18.11. mit Sportsman, einem rotbunten Holstein
3. erfolgreich am 16.12. mit Ulmar PP.
  
Benjamin
 
 
1445

Freitag, 22. September 2023

Milchdichte

Mal nicht über Kuhblog-Statistik sondern Kuh-Statistik. Mit Milchdichte meine ich nicht die physikalische Dichte von Milch (ca. 1,03 g/cm³) sondern Milchproduktion auf die jeweilige Landfläche bezogen.

Letztens habe ich einen Podcast von TopAgrar gehört und da wurde gesagt Wisconsin wäre der milchreichste Bundesstaat der USA. Schlechter Journalismus, weil das stimmt gar nicht. Das war vielleicht mal vor langer Zeit so, aber ich kenne nur Kalifornien als Bundesstaat mit der höchsten Milchproduktion. Aber das verbindet man mehr mit Hollywood und Silicon Valley und wenn Landwirtschaft mit Obst- und Weinbau. Dabei hat Kalifornien eine Milchproduktion vergleichbar mit Neuseeland. An dritter Stelle kommt Idaho, vor neun Jahren als ich dort auf Exkursion war überraschte das auch, weil man Idaho mit Kartoffelanbau verbindet. Da steht sogar "famous potatoes" auf den Kennzeichen. Und Wisconsin als "dairy state" und der jährlichen World Dairy Expo, da gibt es halt wirklich nichts anderes als Milchvieh. Auch wenn dieser Eindruck verzerrt ist.

Es gibt so schöne Übersichtsgrafiken, die alle paar Jahre von Progressive Dairy, quasi der amerikanischen Elite, veröffentlicht werden (-> Link). Mit der Fülle an Informationen kann ich mich stundenlang beschäftigen. Daraus die Daten für den Vergleich zu Deutschland. Die Kühe pro Einwohner habe ich reziprok in Einwohner pro Kuh umgerechnet. Alles auf die gesamte Landfläche bezogen, der Anteil der Landwirtschaftlichen Nutzfläche unterscheidet sich gar nicht so viel: In Deutschland 46 %, in den USA 43 %.

1. Kalifornien, 1.722.000 Kühe; 18,97 Mio. kg Milch; 39.538.000 Einwohner; 423.970 km²
    44.744 kg Milch/km²; 4,06 Kühe/km²; 480 kg Milch/Einwohner; 23,0 Einwohner/Kuh

2. Wisconsin, 1.272.000 Kühe; 14,47 Mio. t Milch; 5.894.000 Einwohner; 169.639 km²
    85.299 kg Milch/km²; 7,5 Kühe/km²; 2.455 kg Milch/Einwohner; 4,63 Einwohner/Kuh

3. Idaho, 656.000 Kühe; 7,55 Mio. t Milch; 1.839.000 Einwohner; 216.466 km²
    34.878 kg Milch/km²; 3,03 Kühe/km²; 4.105 kg Milch/Einwohner; 2,8 Einwohner/Kuh

4. Texas, 646.000 Kühe, 7,5 Mio. t Milch; 29.146.000 Einwohner; 695.621 km²
    10.782 kg Milch/km²; 0,93 Kühe/km²; 257 kg Milch/Einwohner; 45,12 Einwohner/Kuh

5. New York, 624.000 Kühe; 7,11 Mio. t Milch; 20.216.000 Einwohner; 149.299 km²
    47.623 kg Milch/km²; 4,18 Kühe/km²; 352 kg Milch/Einwohner; 32,4 Einwohner/Kuh

USA gesamt: 9.402.000 Kühe; 102,81 Mio. t Milch; 333.288.000 Einwohner; 9.525.067 km²
    10.794 kg Milch/km²; 0,99 Kühe/km²; 308 kg Milch/Einwohner; 35,4 Einwohner/Kuh

Zum Vergleich Deutschland:

1. Bayern, 1.071.000 Kühe; 8,11 Mio. t Milch; 13.369.000 Einwohner; 70.542 km²
   114.967 kg/km²; 15,18 Kühe/km²; 607 kg Milch/Einwohner; 12,5 Einwohner/Kuh

2. Niedersachsen, 799.000 Kühe; 7,21 Mio. t Milch; 8.140.000 Einwohner; 47.710 km²
   151.121 kg Milch/km²; 16,75 Kühe/km²; 886 kg Milch/Einwohner; 10,19 Einwohner/Kuh

3. Nordrhein-Westfalen, 379.000 Kühe; 3,61 Mio. t Milch; 18.139.000 Einwohner; 34.110 km²
   105.834 kg Milch/km²; 11,11 Kühe/km²; 199 kg Milch/Einwohner; 47,86 Einwohner/Kuh

4. Schleswig-Holstein, 351.000 Kühe; 3,08 Mio. t Milch; 2.953.000 Einwohner; 15.800 km²
   194.937 kg Milch/km²; 22,22 Kühe/km²; 1.043 kg Milch/Einwohner; 8,41 Einwohner/Kuh

Die NBL zusammen, 630.000 Kühe; 6,25 Mio. t Milch; 16.653.000 Einwohner; 105.861 km²
    59.040 kg/km²; 5,95 Kühe/km²; 375 kg Milch/Einwohner; 26,43 Einwohner/Kuh

Deutschland gesamt, 3.755.000 Kühe; 32,53 Mio. t Milch; 84.359.000 Einwohner; 357.588 km²
    90.971 kg Milch/km²; 10,5 Kühe/km²; 386 kg Milch/Einwohner; 22,47 Einwohner/Kuh

Auf die Fläche bezogen rangiert da Wisconsin auf dem Niveau von Deutschland gesamt.
Die Unterschiede sind in der Ausrichtung der Landwirtschaft bedingt: In den USA kommen auf 406 Mio. Hektar 93 Mio Rinder, davon sind 10 % Milchkühe, in Deutschland auf knapp 17 Mio Hektar 11 Mio. Rinder, davon sind 35 % Milchkühe. In den USA macht die Milch 10 % der landwirtschaftlichen Produktion aus, in Deutschland um die 25 %.

Benjamin

1444

Donnerstag, 14. September 2023

Mythos Eiweißlücke - Teil 2

Zum Eiweißertrag pro Hektar habe ich mit Ertragsdaten vom Statistischen Bundesamt und dem BMEL sowie den Eiweißgehalten aus der Gruber Tabelle der LfL berechnet:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Da liegt Soja auch unter deutschen Bedingungen bei den Druschfrüchten ganz vorne.
Wovon ich keine Ertragsdaten habe sind Ackerfutter (Ackergräser, Klee, Luzerne); da könnten dann schon 1.500 - 2.00 kg Protein/ha stehen.

Woher die typische Brandenburger Milchkuh (melkend) ihr Eiweiß bekommt. Von importiertem Soja und Raps kommt man so auf 20 % der Gesamtmenge. Bei Trockenstehern und Jungvieh kommt fast alles aus dem Grundfutter:
 


 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Benjamin

1443

Samstag, 9. September 2023

Mythos Eiweißlücke - Teil 1

Letztens hatte ich eine Diskussion über den Eiweißertrag, dass Protigrain einen höheren Eiweißertrag pro ha hätte als Soja. Dem habe ich zugestimmt; obwohl es gar nicht stimmt, wie ich später nachgerechnet habe. Weil ich den Durchschnittsertrag von Weizen überschätzt und von Soja unterschätzt hatte.

Protigrain bleibt bei der Produktion von Bioethanol aus Getreide - Weizen, Gerste, Roggen, Mais - übrig. Die Stärke wird von der Hefe in Ethanol und CO2 umgewandelt, übrig bleiben Faser und Eiweiß. Das Eiweiß wurde von den Hefen zwar größtenteils umgebaut, aber neues können sie keines produzieren. 
Also was auf einem Hektar Weizen, dem am meisten dafür verwendeten Getreide, an Eiweiß wächst findet sich dann im Protigrain wieder:
 
75 dt/ha (Durchschnittsertrag Weizen) x 12,1 % Eiweiß = 908 kg/ha Eiweiß

zum Vergleich Sojabohnen:

25 dt/ha (Durchschnittsertrag Soja) x 37,4 % Eiweiß = 935 kg/ha Eiweiß

Es ging dann weiter zur Eiweißlücke, einem grünen Märchen, dass die Nutztiere in Deutschland ausschließlich Sojaschrot fressen, der aus Brasilien importiert und dafür Regenwald abgeholzt wird. Dass das nicht stimmen kann merkte man ja letztes Jahr, als die Tiere nur noch Brotweizen gefressen haben sollen...
Es gibt diese Eiweißlücke schon ein Stück weit, wobei man sich schon fragen muss warum Exporte und Importe im Agrarbereich schlimm sein sollen, bei Erdöl, Erdgas und Autos aber nicht.
 
Im Studium haben wir das mal ausgerechnet, die Zahlen sind zwar mittlerweile 15 Jahre alt, an die Zahlen kann ich mich nur noch halbwegs erinnern, aber so viel hat sich auch nicht daran geändert.
Mit Abstand wichtigstes Eiweißfutter ist Gras, dann Maissilage, große Mengen kommen auch aus dem Getreide, weitere Nebenprodukte (Protigrain, Biertreber, Rübenschnitzel), alles bei dem die Kohlenhydrate genutzt werden und Eiweiß übrig bleibt.
Importiertes Eiweiß ist zum Schluss dann so 20 %.

Recht einfach sind die Grundfuttermittel:

28 Mio. Trockenmasse Gras x 14 % Eiweiß = 2,9 Mio. t Eiweiß
 
19 Mio. Trockenmasse Maissilage x 8,2 % Eiweiß = 1,5 Mio. t Eiweiß

dagegen mit den Zahlen vom OVID die klassischen Eiweißfuttermittel:
 
Sojachrot 3,2 Mio. t, sowohl Import von Sojabohnen als auch Sojaschrot; wobei 2/3 des in Deutschland gepressten Sojaschrots wieder exportiert wird. 40 % der Gesamtmenge stammt aus Brasilien.
 
3,2 Mio t Sojaschrot x 44 % Eiweiß = 1,4 Mio. t Eiweiß
 
Rapsschrot 4,1 Mio. t; etwas über die Hälfte des in Deutschland verarbeiteten Raps wird importiert, bilanziell ein Drittel des Rapsschrots exportiert.
 
4,1 Mio. t Rapsschrot x 34,4 % Eiweiß = 1,4 Mio. t Eiweiß; davon bilanziell 0,6 Mio. t Import.
 
Zu Getreide und Nebenproduktn habe ich jetzt keine Zahlen, schätze ich mal auf 3 Mio. t, bilanziell kein Import.
 
Fleisch und Milch werden dann zu einem Teil exportiert und das ist dann die Veredlung.
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin
 
1442

Mittwoch, 6. September 2023

Neumühle 1/2023

Am vergangenen Sonntag war ich mal wieder auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle.
Als nächstes steht dort die Maisernte an, normalerweise ist das meist Mitte September. Ob dieses Jahr die Maissilage bis zum Durchsilieren der neuen Ernte reicht kann ich nicht einschätzen. Es kam schon vor dass das nicht der Fall war und bei manchen Betrieben in Rheinland-Pfalz ist das prinzipiell so. 
 
Frühstück einer der Versuchsgruppen an den frisch gefüllten Wiegetrögen. Die werden morgens ausgekippt und dann frisch gefüttert. Dafür muss es auch immer ein Futtermischwagen mit Förderband sein. Ein Rückwiegen des Restfutters erübrigt sich mit den Wiegetrögen, da erfolgt es kuhindividuell:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine Neuerung ist die LED-Beleuchtung im Stall. Vorher waren es die orangen Natriumdampflampen, gut zu erkennen auf dem 2. Foto im Post vom 29.12.2013. Die Energieeinsparung ist trotzdem sinnvoll, auch wenn auf dem Dach die Photovoltaikanlage mit geschätzten 500 kW Leistung ist. Auch vorher war es damit schon ein Plus-Energie-Stall:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine weitere Neuerung ist das zweite Milchtaxi. Bisher war es ein Holm&Laue Milchtaxi 4.0 mit 80 l, jetzt ist ein Urban MilkShuttle 100 l hinzugekommen. Steht die Milchkammer gut voll und Betriebe mit zweien kenne ich nicht viele.
 
Benjamin
 
1441