Freitag, 4. Juni 2021

Proteinverdauung im Pansen

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Eine Besonderheit bei den Wiederkäuern ist die Proteinverdauung im Pansen. Denn auch den Großteil der Proteine bauen die Pansenmikroben ab und auch die NPN - Nicht-Protein Stickstofferverbindungen, die z.B. schon bei Proteinabbauprozessen in der Silage entstanden sind.

Die Mikroben zerlegen es in die einzelnen Aminosäuren und das meiste auch noch weiter zu Ammoniak als einfachste Stickstoffverbindung. Daraus bilden sie dann neue Proteine, in ihrer Gesamtheit Mikrobenprotein genannt. Dafür brauchen sie aber Energie und daher ist in der Rinderfütterung auch das Verhältnis von verdaulichen Kohlehydraten zu Proteinen im Pansen so wichtig.

Was die Mikroben nicht schaffen ist das  pansenunverdauliche Protein (UDP), auch (Pansen)Durchflussprotein genannt, das zusammen mit dem Mikrobenprotein das nXP ausmacht, das im Darm verfügbare Protein. nXP = nutzbares Rohprotein am proxymalen Duodenum = Beginn Dünndarm. 

Wenn für die Bildung von Mikrobenprotein aus Ammoniak nicht genügend Energie zur Verfügung steht bildet die Leber als zentrales Stoffwechselorgan daraus Harnstoff, um den giftigen Ammoniak aus dem Körper zu schaffen. Das findet ständig statt, entscheidend ist dann der Umfang.
Der Harrnstoff wird im Urin, in der Milch und mit dem Speichel ausgeschieden. Daher ist der Milchharnstoffgehalt ein guter Indikator für die Proteinverdauung im Pansen. Über den Harnstoff im Speichel kommt der zurück in den Pansen und wird quasi recycelt. Das heißt dann ruminohepatischer Kreislauf, in dem Wort stecken Pansen und Leber drin.

UDP ist gegenüber dem Mikrobenprotein effizienter, einmal weil die Bildung von Mikrobenprotein im Pansen verfügbare Kohlenhydrate und Proteine braucht, was im normalen Fütterungsbereich aber auch leicht erreichbar ist. Andererseits ist die Kapazität der Leber nicht unbegrenzt groß und bei zu viel Ammoniak kann es zur Lebervergiftung kommen. Mit dem UDP kann somit zusätzliches Protein am Pansen "vorbeigeschleust" werden. Die UDP-Gehalte sind abhängig von den eingesetzten Futtermitteln und es gibt auch speziell behandelte Futtermittel, z.B. pansengeschützter Raps bei dem die Proteinverdaulichkeit im Pansen herabgsetzt wurde, dass dann mehr als UDP statt Mikrobenprotein im Dünndarm ankommt.

Grobe Skizze dazu:








Benjamin

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