Wie viel eine Kuh frisst ist nach wie vor ein ganz wichtiges Thema für die Leser des Kuhblogs. In den Suchstatistiken immer direkt hinter "Kuhblock" und bei den am häufigsten gelesenen Posts auch vorne dabei.
Daher mal wieder was von meinem Lieblingsbereich Fütterung.
Es geht dabei immer um die Trockenmasse, also das Futter ohne das darin enthaltene Wasser. Die Kuh braucht zwar Wasser und es ist mit 86 - 87 % auch der wichtigste Bestandteil der Milch, im Futter hat es aber keinen Nährwert.
Trockensubstanz ist der Anteil der Trockenmasse an der Frischmasse.
Trockenmasse = absolute Menge
Trockensubstanz = relativer Gehalt
Um den Unterschied zu verdeutlichen: Zwei Kühe fressen beide 1 kg Frischmasse Gras. Eine morgens taunasses junges Gras auf einer Weide, die andere abends als trockenes Heu. Frischmasse ist in beiden Fällen 1 kg, Trockenmasse aber ungefähr 150 zu 860 g. Auch wenn das junge Gras von den Inhaltsstoffen wertvoller ist nimmt die andere Kuh mit dem Heu das vier bis fünffache an Nährstoffen auf.
Da aber bei allen Schritten von der Ernte über die Lagerung bis hin zum Futtermischen mit der Frischmasse gearbeitet wird weil es sich leicht wiegen lässt muss für die Futterberechung und das ganze Controlling dazu die Trockensubstanz bestimmt werden um auf die Trockenmasse zu kommen. Dafür gibt es dann den Trockner (siehe Post vom 02.04.2018), damit wird die Trockensubstanz der Silagen bestimmt. Möglichst
zwei bis dreimal in der Woche um die Fütterung an aktuelle Veränderungen im Silo anpassen zu können. Wenn es viel geregnet hat oder an Stellen wo das eingelagerte Futter bei der Ernte feuchter oder trockener war. Steigt z.B. die Trockensubstanz der Grassilage von 35 auf 40 %, frisst die Kuh bei gleicher Frischmasse von 10 kg ein halbes kg mehr Trockenmasse. Das wäre ungefähr ein Liter mehr Milch oder man könnte 400 g Kraftfutter einsparen. Oder genau andersrum wenn die Trockensubstanz auf 30 % sinken würde.
Die Kühe können so gezielter nach ihrem Bedarf gefüttert werden und vor allem auch konstanter.
Zum Fütterungscontrolling gehört die Bestimmung der Trockenmasseaufnahme. Das habe ich bis heute nicht in meine Arbeitsroutine reinbekommen, da bin ich nach wie vor auf Blindflug... Wenn man die genaue Trockenmasseaufnahme der Kühe (besser Gruppen) kennt kann man die Fütterung weiter anpassen, denn im Gegensatz zur Energie oder Eiweiß ist z.B. bei der Rohfaser die absolute Aufnahme entscheidend. Frisst die Kuh zu wenig, geht nicht nur die Milchleistung zurück sondern es könnte auch Probleme mit der Verdauung geben.
Trockenmasseaufnahme wird bestimmt in der Frischmasse die gefütterte Menge abzüglich des Restfutters und dazu die Trockensubstanz.
Und wie viel frisst die Kuh jetzt?
In der Ausbildung/im Studium lernt man die Faustzahl 20 kg Trockenmasse pro Tag für eine melkende Kuh und das begleitet einen dann ständig.
Es gibt aber viele Einflüsse darauf die dann zu einer anderen Zahl führen: Masse der Kuh, Milchleistung, Laktationsstadium, Genetik sowie die ganzen Einflussfaktoren von Seiten des Futters: Qualität, Trockensubstanzgehalt, Zugänglichkeit.
Eine Kuh mit einer Spitzenleistung von 60 Litern wird dafür um die 30 kg Trockenmasse fressen.
Eine altmelkende Kuh kurz vor dem Trockenstellen vielleicht 17 kg.
Bei Trockenstehenden Kühen rechnet man als mit 13 kg und die Tage vor der Kalbung noch mal weniger. Wo es z.B. das ZTT Iden über die Jahre geschafft hat auf Trockenmasseaufnahmen von über 15 kg vor der Kalbung zu kommen.
Ganz grob gesagt gibt die Kuh mit 20 kg Trockenmasseaufnahme 31 Liter Milch, für jeden Liter mehr oder weniger muss man knapp ein halbes kg Trockenmasse dazurechnen bzw. abziehen. Das ist natürlich stark vereinfacht. Dazu dann mehr im nächsten Post.
Fortsetzung folgt!
Benjamin
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