Dienstag, 26. Oktober 2021

Besamerstammtisch 2021 - Teil 2

Nach der Vorstellung der Nachzuchten gab es den Vortragsteil, bei dem es immer um Themen zur Besamung geht.

Zuerst Hr. Dalle von der RBB zum Aktuellen aus dem Bullenangebot.
Freemax, vor zwei Jahren beim Besamerstammtisch der Star-Bulle, damals Nr. 3 weltweit wurde stark als Bullenvater eingesetzt und so sind mittlerweile seine Söhne schon im Besamungseinsatz. In der Top-50-liste nach Gesamtzuchtwert (RZG) sind sieben von ihnen vertreten, in der Top-100-Liste zehn.
Trends bei den Bullen sind weiterhin Hornlosigkeit, das sind in Brandenburg inzwischen 37 % der verkauften Spermas, in gesamt Deutschland 25 %. Dann wie die letzten Jahre auch schon zu kleineren Bullen hin, nicht nur solche die nicht mehr so extrem Größe vererben sonder zunehmend auch solche die unter dem Durchschnitt der Population liegen. Denn noch größere Kühe passen nicht in die Ställe und bei der aktuellen politischen Situation ist fraglich wie schnell es neue Ställe gibt... Und dann noch stärker gewinkelte Hinterbeine. Das Problem sehe ich seit gut zehn Jahren schon, dass die Hinterbein zunehmend steiler wurden was zu starken Belastungen der Klauenspitzen führt.
 
Zweiter Vortrag war von Dr. Beyer vom IFN in Schönow, der über den Versuch referierte den eine Doktorandin des IFN in Nordrhein-Westfalen durchgeführt hatte. Ob bei verzögertem Eisprung (Ovultaion) Firschsperma höhere Besamungserfolge bringt. Verzögerte Ovulation liegt vor wenn der Eisprung mehr als 24 h nach der äußerlich sichtbaren Brunst stattfindet. Das hat wieder mit dem Hormonabbau zu tun. Pro Liter Milch müssen 500 Liter Blut durchs Euter fließen, die alle auch durch die Leber fließen, die alles mögliche verstoffwechselt, inklusive der Sexualhormone. Wenn die Leber aus 25.000 Liter Blut am Tag einen Großteil der Hormone abbaut bleiben nicht mehr so viele für einen normal ablaufenden Zyklus übrig. 
In dem Versuch wurde das Sperma vom gleichen Absamen als aufgeteilt, Hälfte als Gefriersperma, Hälfte als Frischsperma. Die Versuchskühe für die beiden Varianten wurden zufällig ausgewählt anhand der Ohrmarkennummer. Also ein Versuchsdesign um unerwünschte Einflüsse auszuschließen.
24 h nach der Besamung wurde per Ultraschall geschaut ob der Eisprung schon stattgefunden hatte, wenn nicht war es eine verzögerte Ovulation. Und es wurde noch die Rückenfettdicke gemessen, um einen Einfluss der Körperkondition nachweisen zu können.
Als Ergebnisse kamen heraus, dass eine natürliche Brunst bessere Trächtigkeitsraten erzielt als hormonell induzierte ("anspritzen"), unabhängig ob von der verzögerten Ovulation, mit 10 - 13 mm Rückenfettdicke (= BCS 2,25 - 2,5) gab es die höchste Trächtigkeitsrate.
Und die eigentliche Fragestellung: Frischsperma bringt bei verzögerter Ovulation bessere Besamungserfolge. Die wahrscheinlichste Ursache: Die Spermien sind länger lebensfähig und noch aktiv wenn sich die Eizelle verspätet, das Gefriersperma ist da im Nachteil, weil sie beim Einfrieren mit Flüssigstickstoff bei -196°C "einen auf den Deckel bekommen haben".
 
Der  dritte Vortrag war von Dr. Bochardt von der FU Berlin über Neuigkeiten bei Brunsterkennungssystemen. 
Die modernen Systeme, die auf dem Markt verfügbar sind, würden über 90 % der Brunsten erkennen. Die FU arbeitet mit einigen Betrieben in Brandenburg zusammen um Daten für die Forschung zu sammeln.
So kam heraus, dass im Zeitraum zwischen 7 und 24 h nach dem Brunstalarm der Besamungserfolg am höchsten ist. Daher ist es nicht schlimm wenn nur einmal am Tag besamt wird, wie es bei den Tierzuchttechnikern von Zuchtverband üblich ist. Und das bestätigt die alte Morgens-Abends-Regel, die besagt wenn eine Kuh morgens brünstig gesehen wird soll sie abends besamt werden bzw. abends dann am nächsten Morgen.
Sowie noch Erkenntnisse zur Brunstintensität. Da gibt es große Unterschiede, manche sind die Stillbrünstigen ganz heimlich und andere sieht an dem Tag im Stall einfach jeder. Die Brunstintesität in den ersten 50 Tagen in Milch, ob kein, ein oder zweimal, zyklisch im 3-Wochen-Rhythmus und wie stark ist ein gutes Früherkennungssystem wie es nach dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit dann mit der Fruchtbarkeit weitergehen wird.

Benjamin


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