Sonntag, 31. Mai 2020

Fruchtbarkeitskennzahlen - Teil 2

Nun zum zweiten Teil der Fruchtbarkeitskennzahlen, die nicht in den Zeitstrahl passen.

NR56 - Non-return-Rate nach 56 Tagen. Mit Non-return, also nicht zurückkommen sind die Kühe/Färsen gemeint, die bis 56 Tagen nach der 1. Besamung nicht wieder besamt wurden und damit wahrscheilich tragend geworden sind. Wegen der unterschiedlichen Fruchtbarkeit von Färsen und Kühen werden die im Milchkontrollbericht separat ausgewiesen. Durchschnitt in Brandenburg bei Kühen 50,5 % und bei Färsen 71,3 %.
NR90 - Non-return-Rate nach 90 Tagen. Nach 90 Tagen ist die Trächtigkeit relativ sicher, die gefährliche Zeit der Frühaborte ist vorbei. Und auch eine Kuh die nicht aufgenommen hat setzt auch nicht mal eben so lange im Zyklus aus, dass sie erst nach mehr als 90 Tagen wieder brünstig wird. BB für Kühe 42,2 %, für Färsen 66,5 %.
BI - Besamungsindex. Wie viele Besamungen nötig sind für eine Trächtigkeit zu erreichen. Dabei werden auch die Besamungen von den Kühen/Färsen mitgezählt die nicht tragend werden. Auch hier wieder die Unterteilung in Kühe und Färsen. In BB bei Kühen 2,4, bei Färsen 1,6.
Remontierungsrate. Remontierung ist in der Tierhaltung der Ersatz von abgegangenen Zuchttieren durch neue, auf die Milchkühe bezogen sind es die abkalbenden Färsen. Dabei ist die Remontierungsrate die Zahl der Färsenabkalbungen durch den Durchschnittsbestand im Jahr. In BB 35,7 %.
BNR - Brunstnutzungsrate. Wieviel der zur Besamung anstehenden Tiere (Kühe wie Färsen) innerhalb von 21 Tagen (= 1 Zyklus) besamt wurden. Man fängt an nach dem Ablauf der freiwilligen Wartezeit zu zählen. Die Brunstnutzungsrate ist besonders von der Brunstbeobachtung abhängig, dass man auch die brünstigen Kühe findet. 
TREB - Trächtigkeitsrate aus Erstbesamungen. Anteil der Kühe die von der 1. Besamung tragend geworden sind.
PR - Pregnancy Rate. PR = BNR x TREB. Anteil der Kühe die innerhalb von 21 Tagen tragend geworden sind. Einen deutschen Begriff gibt es dafür nicht (vgl. Post vom 13.02.2018). Ziel sind über 20 %. Ganz so zufrieden bin ich mit der Kennzahl nicht. Die Amerikaner reiten auf der Zahl rum, alle Kühe möglichst schnell nach der Kalbung wieder tragend zu kriegen; aber man kann da mit Hormonen ziemlich "cheaten". So hatte damals die Sunridge Dairy (siehe Post vom 16.10.2014) 32 %. Mit Brunstsynchronisierung ist das kein Problem. Anfang 2016 hatte ich mal die ganzen Fruchtbarkeitskennzahlen für Boberow ausgrechnet als Paulin das im Studium hatte. Die Pregnancyrate lag da bei nur 16 %, vor allem weil die Brunstnutzungsrate so schlecht war.
Das es in der heutigen Zeit nicht mehr darum geht die Kühe möglichst schnell tragend zu kriegen ist es vielmehr ein Maß dafür wie schnell es nach dem Ablauf der (individuellen) freiwilligen Wartezeit gelingt. "Zahl für termingerechte Trächtigkeit".

Benjamin

Mittwoch, 27. Mai 2020

Fruchtbarkeitskennzahlen - Teil 1

Endlich hat die Berufsschule wieder angefangen und ich muss als Ausbilder unseren Lehrlingen nicht mehr bei ihren Hausaufgaben helfen. Weil das war teilweise sehr ernüchternd die Diskrepanz zwischen dem was ein Landwirt/Tierwirt am Ende seiner Ausbildung können sollte und was nach knapp zwei oder sogar drei Jahren erst da ist.

Eine Aufgabe ging um Fruchtbarkeitskennzahlen bei Rindern und da habe ich zur Veranschaulichung schnell einen Zeitstrahl aufgemalt. Den gibt es jetzt für den Kuhblog in schöner und doppelter Ausführung (für Kühe und Färsen). Es sind nämlich ein ganzer Haufen der Fruchtbarkeitskennzahlen, mit denen man so um sich wirft, meistens nicht alltäglich aber wenigstens einmal im Monat wenn vom LKV der Bericht von der Milchleistungsprüfung kommt in dem die meisten ausgewiesen sind.


Erstes Bild für die Kühe:





















FWZ  - Freiwillige Wartezeit. Die Zeitspanne die man nach der Kalbung eine Kuh nicht besamt, bis der Stoffwechsel und der Zyklus rund laufen. Eine fruchtbare Kuh ist meist um die 4 Wochen nach der Kalbung das erste Mal wieder brünstig. Die FWZ haben die meisten Betriebe bei 60 oder 80 Tagen.
uFWZ - unfreiwillige Wartezeit. Wenn die freiwillige Wartezeit abgelaufen ist muss man noch bis zur nächsten Brunst warten für die erste Besamung. Bei einer Zykluslänge von 21 Tagen beim Rind wären es dann theoretisch 10,5 Tage wenn man alle Brunsten erwischen würde (zur Brunstnutzungsrate im nächsten Post).
RZ - Rastzeit. Zeit von der Kalbung bis zur ersten Besamung. RZ = FWZ + uFWZ. Liegt in Brandenburg bei durchschnittlich 73 Tagen.
ZBZ - Zwischenbesamungszeit. Da nicht immer gleich die erste Besamung erfolgreich ist und die Kuh wieder brünstig wird ist die ZBZ die durchschnittliche Zeit zwischen den einzelnen Besamungen. 21 Tage wären ein Zyklus, 42 Tage zwei Zyklen, 63 Tage drei Zyklen. Kuhindividuell trifft es nicht zu, aber im Durchschnitt kann man ableiten, ob eher die nächste Brunst erwischt oder verpasst wird. In BB 40 Tage.
VZ - Verzögerungszeit. Die Zeit zwischen erster Besamung und erfolgreicher Besamung. Wird die Kuh gleich bei der ersten Besamung tragend ist VZ = 0. Teilweise kann es deutlich über die 100 Tage gehen. In BB 75 Tage.
GZ/ZTZ - Güstzeit oder Zwischentragezeit. Die Zeit von der Kalbung bis zur nächsten Trächtigkeit.  GZ/ZTZ = RZ + VZ. In BB 138 Tage.
ZKZ - Zwischenkalbezeit. Die Zeit zwischen einer und der nächsten Kalbung. In BB 410 Tage. Die alte Regel 365 Tage für jedes Jahr ein Kalb ist überholt und die Tendenz geht zur Verlängerung der Zwischenkalbezeit. Dazu werden ich noch mal (definitiv) mehrere Posts schreiben.

Tragedauer ist keine Kennzahl. Aber wenn man die Tragedauer auf die GZ draufzählt kommt man auf die vZKZ - vorraussichtliche Zwischenkalbezeit. Die Tragedauer beträgt bei Holsteins mit einer Schwankungsbreite von meist rund zwei Wochen um die 280 Tage.
Trockenstehdauer ist ebenfalls keine Kennzahl, beträgt meist um die 8 Wochen vor der nächsten Kalbung.

Zweites Bild für die Färsen:





















Zur Zulassung zur Zucht gibt es keine Kennzahl, ist aber vergleichbar mit der FWZ bei den Kühen. Die erfolgt wenn die Färse schwer genug ist für die Zucht, je nach Betrieb zwischen 380 und 430 kg, so zwischen knapp 12 und 16 Monaten Alter.
EBA - Erstbesamungsalter. Das Alter in dem die Färse dann zum ersten Mal besamt wird. In BB Durchschnitt 16 Monate. 
Bei den Färsen gibt es aucg ZBZ und VZ. Die Zwischenbesamungszeit ist mit 39 Tagen in der selben Größenordnung. Die VZ deutlich geringer mit rund 1 Monat, weil die Färsen eine bessere Fruchtbarkeit haben und daher mehr eine VZ = 0.
FKA - Färsenkonzeptionsalter. Konzeptions ist die Befruchtung; das Alter in dem die Färsen tragend werden. FKA = EBA + VZ. In BB 17 Monate.
EKA - Erstkalbealter, wann die Färse zum ersten Mal kalbt und zur Kuh wird. Für mich die wichtigste Fruchtbarkeitskennzahl, weil sehr aussagekräftig über den Erfolg und Wirtschaftlichkeit der Jungviehaufzucht, auch wenn da etwas die Intensität (z.B. Weide) reinspielt. Ziel sind bei Holsteins 24 Monate. In BB im Durchschnitt 26 Monate. Die Bandbreite beträgt da zwischen den Betrieben von unter 23 bis über 29 Monaten, auf das Einzeltier bezogen gibt es noch größere Unterschiede.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Donnerstag, 21. Mai 2020

Aktuelles Wachstum

Bei dem sonnigen Wetter am heutigen Feiertag habe ich abends einen größeren Rundgang in der Feldflur gemacht um mal den aktuellen Stand der Vegetation zu begutachten.

Unkrauteck kann man zu dieser Stelle eher nicht sagen, ist eine Freifläche die spontan bewachsen ist. Hauptsächlich mit Klatschmohn, Roggen, Phacelia und Luzerne. Luzerne kann schon mal gernerell kein Unkraut sein und Phacelia ist eine wichtige Zwischenfrucht, auch wenn ich einen speziellen Bezug zu ihr habe (siehe Post vom 09.10.2016). Hier waren unzählige Bienen und Hummel an den Blüten unterwegs. Auf dem Foto sieht man nur die dickste davon unten links: 



















Hoffentlich gibt es dieses Jahr mal wieder eine normale Maisernte für unsere Kühe. Der Mais hat die Eisheiligen überstanden und vom Regen der letzten Woche profitiert. Momentan ist er im 4-Blatt-Stadium:





















Ende Mais bis Anfang Juni wenn die Gerste grüne Grannen hat ist der zweite optische Höhepunkt nach der Rapsblüte im Pflanzenbaujahr. Die Landschaft sieht dann so "weich" aus und wenn noch etwas Wind durch die Ähren geht... da kann ich mich gar nicht dran satt sehen. Es ist mehrzeilige Gerste:

Benjamin




Montag, 18. Mai 2020

Crew IV/2020

Zum Lebensgefühl mit Kuh gehören Katzen im Stall dazu, auch wenn ich manchmal dem Gedanken der "katzenfreien Anlage" nachhänge. Weil die schon mal ins Futter machen und sich nicht immer mit dem Einsatz von Rattengift vertragen, wobei mir aus eigener Erfahrung keine solcher Kollateralschäden bekannt sind. 

Momentan sind in der Abkalbebucht wieder kleine Katzen. Seit der Geschichte mit Mikla (siehe Post vom 24.04.2014) - mehr als sechs Jahre ist das mittlerweile her - bin ich da vorsichtig, dass keine Kuh versehentlich drauftritt.
Aber das Nest ist an der Wand und zudem von einem Pfeiler geschützt, sodass die Kühe durch ihren "Überhang" automatisch den Sicherheitsabstand einhalten. Und beim Ausmisten ist die Mutterkatze auch enstpannt geblieben.
Sie als 2020er Jahrgang der Schadnagerbekämpfungsbrigade zu bezeichnen wäre etwas ungenau und daher nach Marineart als Crew IV/2020:




















Benjamin

Donnerstag, 14. Mai 2020

Elektrohoflader

Gestern hatten wir für eine kleine Vorführung einen Schäffer 23e da. Ein Hoflader mit Elektroantrieb. Momentan steht eine Neuanschaffung für einen der Hoflader an (hat einen kapitalen Motorschaden). Der Elektrohoflader steht nicht zur Wahl, weil die Investitionskosten zu hoch sind, auch wenn die gesamten Lebenszykluskosten niedriger wären. Aber Schäffer war zufällig in der Gegend mit dem Vorführer untewegs und kam vorbei.

Der Weidemann 1160 eHoftrac war auf der Eurotier 2014 der erste Hoflader mir Elektroantrieb. Hoflader sind von den mobilen Landmaschinen gut geeignet zur Elektrifizierung: Recht geringe Leistung, nicht stundenlanger Volllastbetrieb, geringer Aktionsradius um die Ladestation und brauchen eh ein Gegengewicht (also die Batterie).
Mittlerweile gibt es auch von einer Reihe weiterer Hersteller elektrisch angetriebene Hoflader (Giant, Avant, Kramer). 
Den Weidemann bin ich vor drei Jahren mal auf dem Hoffest eines Bekannten gefahren. Da hatte der örtliche Weidemann-Händler den als Kinderprogramm ausgestellt (Reifenstapeln). Damals fiel mir gegenüber dem Schäffer 442, auf den ich "geeicht" bin - also mit dem überdimensionierten Einstreugerät auf zwei Rädern fahren usw. - auf, dass der fast sofort stehen blieb wenn man vom Fahrpedal ging wogegen es beim Hydrostatitischen Antrieb noch ein Stück weit ausrollt und das man im Fahrgefühl einkalkuliert hat.

Der Schäffer dagegen ist eine Leistungsklasse höher was man beim Fahren gleich merkt und rollt weiter aus als mit hydrostatischem Antrieb. Also ungewohnt in die andere Richtung aber angenehmer weil nicht so ruckelnd.
Einen vollen Palettencontainer packt der anzuheben und sicher zu transportieren.

Das war alles im Eco-Modus mit reduzierter Leistungsabgabe, dass die Batterie für gut 5 Stunden normale Arbeiten reicht. Der normale Modus wurde vom Vorführfahrer auch mal gezeigt mit 20 km/h Endgeschwindigkeit und vor allem einer wahnsinnigen Anfahrbeschleunigung, die kein Verbrennungsmotor schafft.

Für mich das Ausschlusskriterium: Den Hoflader gibt es ausschließlich mit festem FOPS-Dach (falling object protection structure) und nicht mit einer klappbaren Variante. Somit hat der eine Gesamthöhe von 2,2 m und wir brauchen maximal 1,95 m um in den alten Stall fahren zu können.

Benjamin

Dienstag, 12. Mai 2020

Funktionales Exterieur

Das Exterieur ist das Äußere einer Kuh, ihr Körperbau. In den letzten Jahr(zehnt)en wird von den meisten nicht mehr ein bestimmtes Schönheitsideal angestrebt sondern das Funktionale Exterieur, das das Arbeiten der und mit der Kuh erleichtert soll. Dass sich z.B. das Melkzeug einfach ansetzen lässt oder gut zu Fuß ist. Im Gegensatz zu Fruchtbarkeit und Leistung kann man das Exterieur in wirtschaftlichen Zahlen schlechter bewerten.

Da ich nur Hobby-Statistiker bin, der nur Auswertungen mit Mittelwert und Standardabweichung macht habe ich mich drüber gefreut, dass Dr. Simon von der RBB in der aktuellen Blickpunkt Rind (gibt es hier online zu lesen) eine umfassende Auswertung zum Exterieur geschrieben hat.
Wirtschaftliche Bezugsgröße ist die Nutzungsdauer, welchen Einfluss die einzelnen Körpermerkmale darauf haben. Um die 64.000 Kühe die in Brandenburg im Exterieur eingestuft worden waren sind eingeflossen. Die neun Noten der einzelnen Merkmale wurden in vier Gruppen zusammengefasst und wie sich die Nutzungsdauer der Kühe dieser Gruppen vom Durchschnitt der Gesamtmenge unterschied. Die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug 1.115 Tage (36,6 Monate)
Rot ist mehr als ein Monat schlechter, Grün mehr als ein Monat besser:

























Erklärung der Abkürzungen: GRÖ = Größe, MCH = Milchtyp, KTI = Körpertiefe, STÄ = Stärke, BNE = Beckenneigung, BBR = Beckenbreite, HWI = Hinterbeinwinkelung, KWi = Klauenwinkel, SGE = Sprunggelenk, HBST = Hinterbeinstellung, BEW = Bewegung, HEU = Hintereuterhöhe, ZBA = Zentralband, SPV = Strichplazierung vorne, SPH = Strichplatzierung hinten, VEU = Vordereuteraufhängung, ETI = Eutertiefe, STL = Strichlänge, BCS = Body Condition Score.
Näheres zur Linearen Beschreibung von Holsteinkühen gibt es beim Bundesverband Rind und Schwein.

Wieder mal hat sich dabei gezeigt, dass der "Kanadische Typ", die scharfe Schaukuh im Alltag nicht so viel bringt sondern mehr die mittelgroße Kuh ohne Extreme.

Schöner Vergleich dazu.
Auf der einen Seite Nr. 1001 Jasminka, die ehemalige Starkuh in Pinnow. Vom Zuchtwert als Jungrind in der Spitzengruppe der RinderAllianz, im Exterieur sehr hoch bewertet. Eine extrem große Kuh, die man unter 60 Kühen auf dem Karussell sofort heraus sah. Um die 1200 Tage Nutzungsdauer. Und dann lauter Nachkommen von ihr... (siehe Post vom 15.11.2014).
Und dann meine Braunie als mittelgroße, von der Statur eher zierliche Kuh mit einem sehr jugendlichen Euter. Über 1600 Tage Nutzungsdauer. Von der Lebensleistung auch deutlich besser.

Benjamin

Freitag, 8. Mai 2020

Die Kuhlänge

Keine Sorge, ich bin nicht unter die Zecken gegangen. Heute Abend war ich auf dem Heimweg erstmals seit der Maskenpflicht beim einkaufen und spaßeshalber mal die Kapuze aufgesetzt und dann ist es Alan-Walker-Style. Wobei der aber nicht die schicken Melkhandschuhe trägt.

Darkside sind die schwarzen Flecken der Kühe:


























In der Landwirtschaft sind wir mit dem Seuchenschutz in einer wirklich komfortablen Situation, die uns die Umsetzung im Alltag leicht macht: Wir haben den eingebauten Sicherheitsabstand. 
Bei TopAgrar hieß es vor paar Wochen mal anschaulich eine Kuhlänge Abstand. Eine Kuh ist gut 2,5 m lang, passt also. 
Für 97 % der Arbeiten ist das leicht einzuhalten, als Ausnahmen fallen mir da gerade nur das Fangen von Kälbern und Geburtshilfe ein. 
Wenn die Kühe im Fressgitter stehen ist meist einer vorne und einer hinter den Kühen und bei Arbeiten im Stall auch mit größerem Abstand, weil bei der einzelnen Kuh immer nur einer gleichzeitig am Treiben ist (siehe Post vom 05.08.2019).

Benjamin

Dienstag, 5. Mai 2020

Ersatzohrmarken

Die Ohrmarken unserer Rinder halten nicht ewig. Ab und zu reißt mal eine ab, meistens im Fressgitter eingeklemmt und dann reißt der Dorn durch und die beiden Hälften fallen runter. Ausreißen aus dem Ohr kommt wirklich sehr selten vor, eher bei Kälbern, das sind dann die Schlitzohren.
Knapp 10 % der Ohrmarken gehen im Jahr verloren. Das ist bei den Ohrmarken von Allflex wie wir sie in Brandenburg haben; bei den Ohrmarken von Caisley wie es sie in anderen Bundesländern gibt soll die Verlustrate deutlich höher sein.

Wenn eine Ohrmarke verloren geht muss unverzüglich bei der zuständigen Stelle eine Ersatzohrmarke beantragt und wenn erhalten unverzüglich eingezogen werden. So steht es in der Viehverkehrsverordnung, § 27, Abs. 5. Die bei uns für die Tierkennzeichnung zuständige Stelle ist der Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg in Waldsieversdorf.

Das unverzüglich ist so eine Sache. Es ist nur schwer nachzuweisen, wann genau eine Ohrmarke verloren ging und wann das bemerkt wurde. Zudem würde es bei mehreren hundert Rindern ziemlich ausarten, wenn man sobald man eine Ohrmarke als fehlend erkannt hat Ersatz bestellt. Da hätte man jede Woche mehrere Briefe.
Ich mache das als "chargenweise" und bin damit bisher immer gut gefahren. Wenn das Veterinäramt da war oder bei Audits z.B. für QM Milch und beim Gang durch den Stall ganz unauffällig nebenbei nach fehlenden Ohrmarken gesucht wurde hieß es immer "Es fehlen nur wenige Ohrmarken, Sie haben das im Griff, bleiben Sie dran!"

Man braucht da ein striktes System dafür. Uwe und ich hatten da zu Beginn unserer Pinnower Zeit ein ziemliches Durcheinander geerbt. Es war nie aufgeschrieben worden, welche Ersatzohrmarken bestellt worden waren und daher auch viele doppelt. So hatten einige Kühe dann drei Ohrmarken und eine sogar vier. Dazu noch ein ganzer Haufen Ohrmarken die über waren, aus denen habe ich dann die Schlüsselanhänger gemacht (siehe Post vom 26.07.2019). 
Ich hatte dann eine Excel-Tabelle eingeführt wo die Kühe und die zugehörigen Ohrmarkennummern drin stehen und farblich hinterlegt sind für den "Status": rot- fehlt, orange - Ersatzohrmarke bestellet, gelb - Ersatzohrmarke angekommen, grün - Ersatzohrmarke eingezogen.

Zuerst werden meist zwei Tage lang fehlende Ohrmarken aufgeschrieben. Vorzugsweise bei der Trächtigkeitsuntersuchung wenn man viele Kühe auf einmal im Fressgitter hat oder prinzipiell immer beim jährlichen Bluten für die Paratuberkulosesanierung weil man da alle sieht.
Dann werden beim Landeskontrollverband die Ersatzohrmarken bestellt. Das geht zur MQD in Güstrow, dem gewerblichen Teil des LKV Mecklenburg-Vorpommern, der auch die Ersatzohrmarken für Brandenburg herstellt.
Wenn die Ohrmarken angekommen sind wird erstmal auf die Innenseite die Stallnummer geschrieben, dass man weiß zu welcher Kuh die gehört. Die Kühe werden in den darauffolgenden Tagen nach den Melkzeiten aussortiert und die Ohrmarken eingezogen.
Sind (fast) alle Ohrmarken eingezogen beginnt es wieder von vorne. Fast nur deshalb, weil z.B. eine trockenstehende Kuh würde nicht extra von der Koppel geholt werden sondern bis zum Transensortierten gewartet.

Die Bestellung beim Landeskontrollverband machte ich zunächst per Fax bis ich dann irgendwann rausgefunden hatte dass das auch im HIT geht.

HIT ist das Herkunftssicherungs- und Informationssytem für Tiere. Das ist die zentrale Datenbank für alle Nutztiere in Deutschland, mit allen Bewegungen, Geburten, Abgängen usw. Ein Rind braucht zwei Ohrmarken und eine Pass, das kann nicht einfach über die Grenze kommen und sagen, dass es seinen Pass verloren hat und sein Alter nicht weiß.
Das gesamte HIT wird vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) für alle Bundesländer geführt. Die waren wahrscheinlich damals am weitesten gewesen damit und da haben sich die anderen Länder drangehangen. Das HIT gibt es seit 1999 und dieses Alter merkt man deutlich an der umständlichen Bedienung. Da bin ich schon froh drüber, dass im HERDE die ganzen Meldungen (Geburt, Verkauf usw.) automatisiert im Hintergrund mitlaufen.

So sieht es dann aus beim Bestellen von Ersatzohrmarken:

Benjamin


Freitag, 1. Mai 2020

Aktuelle Statistiken

Man merkt schon, dass die Leute mehr Zuhause sind denn die Leserzahlen des Kuhblogs haben sich in den letzten Wochen um rund 20% erhöht.

Dabei waren in den Statistiken wieder einige interessante weitergeleitete Suchbegriffe, die ich eindeutig Posts zuordnen konnte:
- Güllebad - Welchen Hintergedanken auch immer der Suchende dabei hatte... Raus kam dann zumindest der Post wie ich ein Kalb aus dem Gülleabwurfschacht in Garlin gerettet habe. Siehe Post vom 25.11.2016.
- Milchautomat C. Schmidt. Wenn man nach Christians Milchtankstelle sucht kommt man ab und zu auch zum Kublog. Siehe Post vom 09.09.2017. Jetzt hat er einen Nachfrageanstieg wie allgemein bei Trinkmilch, aber im Gegensatz zu Molkereien und Supermärkten konnte er schnell darauf reagieren.
- Wieviel frisst eine Kuh. Ein Klassiker bei den Suchanfragen, in verschiedenen Formulierungen. Dazu habe ich schon mehrere Posts geschrieben: 10.12.2015, 08.09.2019, 30.01.2020, 03.02.2020.
- DeLaval HDHB. Abkürzung für Heavy Duty Herringbone, einem Melkstandtyp von DeLaval, der ursprünglich von Germania entwickelt wurde. Ist ein besonders robuster Fischgrätenmelkstand aus Edelstahl für den Betrieb rund um die Uhr. Einen solchen hat die Agrargenossenschaft Zarnekow; Post vom 22.08.2016.
- Trocken-TMR. Bezieht sich auf die Kälber-Trocken-TMR, eines meiner Lieblingsthemen. Posts vom 13.03.2016, 14.04.2016, 01.08.2016, 10.11.2017, 30.06.2019.
- Neulewin Kühe. Weitergeleitet wurde da zu den Posts vom 24.02.2015 und 25.02.2015, als ich bei der Agrarproduktion Oderbruch in Neulewin war, wo die Tierarztpraxis Stumpe und Idexx einen Workshop zur Trächtigkeitsuntersuchung über das Blut veranstalteten. 
- Röhrenfetotom Thygesen. Gleich vier mal! Da wollte jemand unbedingt was darüber wissen und kam immer wieder bei dem Post (siehe 26.08.2019) raus, wo ich im Kälberstall ein altes Fetotom gefunden hatte.
- Braunvieh einkreuzen. Den Suchbegriff gab es auch schon öfter und ich habe auch mal was dazu geschrieben; siehe Post vom 16.12.2019.

Benjamin