Freitag, 2. Juni 2023

Was macht Lulu?

Was macht meine Lieblingskuh Lulu momentan? Sie gibt Milch, wenn auch nicht so fleißig. Gestern waren es 36,8 kg, bisher ist sie in der Laktation nicht über die 40 kg gekommen. Das ist bei ihr genetisch bedingt, sie ist eine Kreuzungskuh F3 aus Holstein und Milchfleckvieh (3/16 Fleckvieh). Die können eigentlich nur groß und schwer sein.
 
Am 17. April hat sie zum zweitenMal gekalbt, am 18. kam sie vom Abkalbestall in die Kolostrumgruppe, in denen sich die Kühe während der Kolostralmilchsperre befinden solange die Milch nicht Verkauf werden darf und an die Kälber verdrängt wird (Mischkolostrum). Am 22. wurde sie in Gr. 1 ("Auffanggruppe") umgestellt in die die Kühe zunächst nach dem Ende der Kolostralmilchsperre kommen wenn die Milch als reif gilt.

Die ersten sieben Tage nach der Kalbung bekam sie täglich Fieber gemessen, was immer in Ordnung war. Einmal die Frühwarnfunktion der Körpertemperatur und auch um die Kühe komplett zu sehen und nicht nur von hinten auf dem Karussell.

Am 5. Mai war sie zur Puerperalkontrolle (PK), das gehört zu den zuchthygienischen Untersuchungen (ZHU). Das Puerperium ist die Rückbildung der Gebärmutter von Kälbergröße auf Faustgröße; das soll in 30 Tagen abgeschlossen sein. Bei der Puerperalkontrolle wird nach ca. 3 Wochen nachgeschaut ob es sich richtig entwickelt und nicht eine der diversen Gebörmutterentzündungen. Bei Lulu war da auch alles in Ordnung. Sie kam dann von der Selektion nicht zurück in Gr.1 sondern in Gr. 9, ihrer finalen Gruppe wo sie bis ins nächste Jahr bleiben soll wenn sie als tragende Kuh in die Altmelkergruppe wechselt. 

Momentan schaue ich täglich nach Ihrer Milchmenge und die Brunstbeobachtung. Zur Besamung ist sie noch zu früh, aber man muss jede Brunst erfassen, ganz nach dem Mitto "nur was man dokumentiert kann man auch managen". Man weiß dann dass der Zyklus schon in Gang gekommen ist und bei einer Brunst sieht man ob es zeitlich zu letzten (+/- 21 Tage) passt oder man noch mal genauer nachschauen muss. 
Lulu war bisher noch nicht in Brunst.
 
Und ich rechne häufig bei ihr den Tierindividuellen Besamungsstart (TBS) aus. Das Konzept stammt aus dem Projekt VerLak. Dass nicht im Rahmen der verlängerten freiwilligen Wartezeit die Wartezeit bis zur ersten Besamung pauschal nach oben gesetzt wird sondern für jede einzelne Kuh individuell.
Wir haben zunächst grob die Tagesmilchmenge mal zwei als Tage freiwillige Wartezeit genommen. Weil der berechnete TBS abschreckend hohe Zahlen ergab. Aber der geht nach simulierten Laktationskurven mit der üblichen angenommenen Persistenz von um -0,1 kg am Tag. Bei Kühen mit steiler abfallenden Kurven rückt der Besamungsstart nach vorne, bei Kühe mit flacheren Kurven nach hinten.
Da wir in letzter Zeit viele Kühe mit an und über 30 kg Milch zum Trockenstellen hatten sind wir zur Kenntnis gekommen dass diese Kühe trotzdem zu früh besagt worden waren und wir doch mehr in Richtung TBS arbeiten wollen.

Die Formel ist für Mehrkalbskühe 0.557 x Laktationstage + 5,8 x 7-Tage-Mittel Milch - 149. Dafür soll nach dem Ende des Projekts eine App veröffentlicht werden und ich habe es als mit Excel ausgerechnet aber es ist viel einfacher im Stall schnell auf dem Handy, wenn man das eh im der Hand hat um die Kuh im Herde Mobil nachzuschauen. 

Lulu liegt momentan beim TBS:
0,557 x 46 + 5,8 x 34,5 - 149 = 77 Tage. Ihre Kurve ist halt sehr niedrig und sie sollte doch zeitig wieder tragend werden. Ihr aktueller TBS liegt sogar unter der mittlerweile weit verbreiteten pauschalen Wartezeit von 80 Tagen.

Benjamin


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