Wir wünschen uns freitags immer ein ruhiges Wochenende, denn der diensthabende Ingenieur ist dann als Einzelkämpfer für die Leitung der gesamten Abteilung zuständig und das kann auch mal stressiger werden.
Mein Wochenende fing gestern um 23:52 Uhr an. Da rief die späte Melkschicht an, die gerade aus Garlin nach Pinnow zurückgekommen waren, dass im Melkhaus der Strom ausgefallen ist und in der Abkalbebox eine Kuh mit Scheidenvorfall steht.
Da hatte ich zunächst die größten Bedenken, ob auch die Milchkühlung ausgefallen ist, was nicht der Fall war.
Unter Fernanleitung der Werkstatt konnte ich den Ausfall auf eine rausgeflogene Sicherung eingrenzen, wahrscheinlich durch einen Kurzschluss der Tauchpumpe, die das Karussell entwässert. Ich war dann die ganze Zeit in der Abkalbebox und bekam gar nicht mit, dass beinahe der gesamte Innenbereich vom Karussell (Subway) abgesoffen wäre, was aber behoben werden konnte.
Kuh 1053 hatte schon vor vier Wochen als Trockensteher einen Scheidenvorfall (Prolaps vaginae).
Das ist die „kleinere Variante“ vom Gebärmuttervorfall (Prolaps uteri; siehe auch Post vom 09.07.2016), wo nicht die gesamte Gebärmutter auf links rausgedrückt
wird sondern nur die Scheide, so 20 cm vielleicht. Da die Gebärmutter
davon nicht betroffen ist geht die Trächtigkeit normal weiter. Da wurde
auch eine Klammer angebracht, dass alles drinnen bleibt und jetzt vor
der Kalbung entfernt, weil die nicht nachgeben und alles zerreißen
würde. Die Kalbung ging dann heute Nacht los. Die Kuh drückte wieder die Scheide raus und es kam auch schon Schleim raus. Da das dann abgedrückt ist und sich nicht weiten kann ist so die Geburt unmöglich. Einzige Möglichkeit war ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea). Konnten sie in die leere Abkalbebucht nehmen und anstelle der Funzel-Beleuchtung habe ich auf der Kälberstall-Baustelle einen Halogenstrahler gefunden und ans Nackenrohr geschraubt.
Sie war aber sehr unkooperativ und wild, sodass eine Sedierung nötig war, worauf sie sich hinlegte. Was wiederum ungünstig ist weil so der Pansen obenauf liegt.
Hat aber geklappt, ein weibliches Kalb und sehr vital.
Um halb sechs war die Kuh wieder zugenäht und alles aufgeräumt und ich konnte vor dem geplanten Schichtbeginn nochmal heimfahren zum Frühstück.
Mittags, das Kalb um die acht Stunden alt und sehr mobil. Noch in der Abkalbebox, aber dort war es schon rechtzeitig mit Kolostrum aus dem Vorrat versorgt worden:
Benjamin
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