Donnerstag, 2. Juli 2020

Kaiserschnitt

Gestern habe ich mal wieder einen Kaiserschnitt mitgemacht, das ist zum Glück recht selten. Ich schätzte das auf eine von 1.000 bis 1.500 Kalbungen. Zusammen mit der Fetotomie (siehe auch Post vom 26.08.2019) gibt es dafür beim Melden der Kalbung den Kalbeverlauf "4 OP", was noch eine Stufe höher ist als "3 schwer".

Erstmals von einem Kaiserschnitt habe ich im Herbst 1995 mitbekommen, da hatte die Cousine meiner Mutter einen Fall. Sie waren die letzten in der Familie (glaube bis 2003) die vor mir Kühe hatten. Waren aber nur eine Handvoll und da war der Kaiserschnitt ein Jahrhundertereignis.

Für mich war es jetzt der fünfte Kaiserschnitt. 
Der vierte im November 2018 war gut ausgegangen und darüber habe ich im Kuhblog berichtet (siehe Post vom 24.11.2018). Kuh Nr. 1053 hatte einen chronischen Scheidenvorfall und konnte auf natürlichem Weg nicht kalben. 

Die drei ersten waren "Notkaiserschnitte" gewesen.
Der erste war im September 2014 bei Kuh Nr. 1048 die hochtragend an einem Leberschaden verendet ist. Die sterbende Kuh wurde aufgeschnitten um das Kalb noch zu retten. Es waren weibliche Zwillinge, eines war tot, das andere überlebte nur wenige Stunden.
Der zweite war im Februar 2016 bei Kuh 1231. Eine Para-TB-positive Kuh, tragend von Delgado, einem weißblauen Belgier. Die hatte eine Gebärmutterverdrehung, wo die Gebärmutter samt Kalb darin verdreht und der Gebärmutterhals abgeschnürt ist. War auch die erste gewesen die ich mitbekommen habe. Das Kalb mitsamt der Gebärmutter wieder richtig hinzudrehen klappte noch mit dem Gyn-Stick (-> Link), aber das Kalb war dann zu groß. Da nach drei Stunden die Kuh dermaßen abgekämpft war blieb als Ausweg nur noch sie einzuschläfern und auch da den Kaiserschnitt an der sterbenden Kuh zu machen. Es war ein großes Bullenkalb von geschätzt 55 kg (die Kälberwaage gabs noch nicht), das ich M14329 AGB Deiko nannte und sich prächtig entwickelte.
Vom dritten Kaiserschnitt kenne ich nur noch den Namen vom Kalb: Sigrun. Das war im Frühjahr 2017. Eine ziemlich kranke, aber hochtragende Kuh, wo wir nicht wussten ob sie es noch bis zur Kalbung schafft. Daher der Plan mit 270 Tragetagen einen Kaiserschnitt zu machen. Danach wurde die Kuh eingeschläfert, weil sie wahrscheinlich an den Folgen der Operation sowieso gestorben wäre. Damals hatten wir es auch über das Zunähen der toten Kuh. Weil die "offen" nicht in die Tierkörperbeseitigung darf. Denn das liefe dann unter einer Sektion im Stall und die sind nicht erlaubt, weil nur unter hygienischen Bedingungen zugelassen für die gerichtliche Verwendbarkeit der Ergebnisse. Hat zwar überhaupt keinen Zusammenhang aber der deutsche Auflagenwahn halt. Sigrun überlebt leider auch nur einen Tag.

Jetzt der fünfe Kaiserschnitt gestern bei Kuh Nr. 1314 Baleika zur zweiten Kalbung. Es war eine Zwillingsträchtigkeit, die auch per Ultraschall erkannt und in unseren Akten vermerkt worden war. Die beiden Kälber waren aber schon tot und zudem für Zwillinge recht schwer mit 36 und 35 kg. Bei der Kalbung gibt es drei Kräfte: Die Wehen der Gebärmutter, die Bauchpresse der Bauchmuskulatur und die Eigenbewegung des Kalbes. Die Eigenbewegung der Kälber fiel weg und dann gab es eine "Vorfahrtverletzung": Ein Kalb Rückwärts in Steißlage und das andere Kalb darunter in normaler Vorderendlage und steckten im Becken der Kuh fest. Es schaute nur ein Stück vom Schwanz raus. 
Unser Tierarzt ist momentan in Urlaub (in Rheinhessen!) und da rief ich den Vertretungs-TA an, der auch recht schnell vor Ort war und nach kurzer Begutachtung sich für den Kaiserschnitt entschied. Ich habe dabei den Vet-Assi gemacht.

Benjamin

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