Sonntag, 16. Juni 2019

Nach Bevern - Teil 2

Wichtigster Punkt beim Besuch bei der Benninghoff Milch-Energie war die Zucht, denn der Betrieb war einer oder auch der erste überhaupt in dieser Größenordnung, der beim Start des Projektes KuhVision 2016 gleich voll auf die Herdentypisierung setzte. (vgl. Post vom 04.10.2016). Jetzt sind die ersten der typisierten Kälber schon einige Zeit als erstlaktierende Kühe in Milch und die Vorteile der genomischen Selektion auf der weiblichen Seite bestätigen sich eindrucksvoll.
So ist der Leistungsunterschied zwischen den besten und schlechteren Jungkühen nach Milchzuchtwert (RZM) um die 2.500 kg und die Färsen die nur schwer oder sogar nicht tragend wurden befanden sich nach RZR (Zuchtwert Reproduktion) auf den hinteren Plätzen.

Diese Erfahrungen sind für die Zuchtorganisationen natürlich wichtig; vor allem für die Werbung, denn die genomische Typisierung mit der zugehörigen Datenerfassung bringt weiterhin die Grundlage für die Zuchtwertschätzung und den angestrebten Weiterentwicklungen.
Für mich alles keine Frage, bin ich doch schon im genomischen Zeitalter züchterisch "groß geworden" bin, aber das gilt es daheim durchzusetzen...

Nach der genomischen Selektion werden bei Benninghoffs die Anpaarungen gemacht. Der bessere Teil mit Holstein, die anderen mit Angus oder bei den Färsen auch als Embryoträger. Mit Embryotransfer wird sehr viel gearbeitet, über ein Dutzend Färsen des Betriebs stehen auf der Station in Nückel, die meisten für das NOG-Zuchtprogramm, einige auf Pensionsbasis. Die Übertragungen sollen in Zukunft dann vom betriebseigenen Besamungstechniker übernommen werden.
Die eingesetzten Bullen sind zu 95% genomische Jungbullen und zu 90% von den Verbänden der Nordost-Genetik. Auswahlkriterium sind hohe Zuchtwerte, Dinge wie Hornlosigkeit oder A2-Casein spielen keine Rolle, weil das zu große Kompromisse bedeuten würde. Bei den Mastanpaarungen wird auf Angus gesetzt wegen der Leichtkalbigkeit. Mit Weißblauen Belgiern hat man nicht so gute Erfahrungen gemacht, zwar gab es nicht mehr Schwergeburten aber die Kühe waren mehr von dem Kalbungen mitgenommen. Und da sind die Kühe wichtiger als der Kälbererlös.

Ursprünglich hatten die Kühe Halsbänder mit Aktivitätsmessern zur Brunsterkennung (Boumatic hat die von Nedap). Wie die am Ende ihrer Lebensdauer angekommen waren wurde die technische Brunsterkennung aufgegeben und auf Tailchalk umgestellt. Von dem täglichen Schwänze anmalen und kontrollieren sind die Kühe sehr ruhig und neugierig und entsprechend schwer zu fotografieren, daher nur diese mäßige Foto.
Die Lebensdauer der Sensoren ist damit vergleichbar mit der der Wackel-Halsbänder von DeLaval, bei denen in Boberow nach 10 Jahren die Batterien leer waren und ich Ende letzten/Anfang diesen Jahres den Zeit- und kostenintensiven Wechel machen musste (vgl. Post vom 13.01.2019).

Familie Benninghoff machte dann eine komplette Umrüstung auf das System von Cowmanager. Das sah ich jetzt erstmals in der Praxis; zuvor wusste ich nur dass es ein ohrmarkenbasiertes System aus den Niederlanden ist und vollständig mit Herde Plus gekoppelt werden kann. Mit dem System ist man sehr zufrieden, neben der Brunsterkennung auch die Gesundheitsüberwachung. Krankheiten werden früher erkannt als durch die Milchmengenmessung oder klassische Tierkontrolle; so auch Euterentzündungen und Ketose, dass man das Ketosemessen in der Frischsbkalberbetreuung aufgegeben hat.
Die rote Ohrmarke im linken Ohr ist der Sensor von Cowmanager, daneben die Transponderohrmarke für die Tiererkennung im Melkstand (Antenne umgerüstet). Da Niedersachsen eines von wenigen (oder das einzige) Bundesland ist die Transponder zur Identifikation von Rindern erlauben ersetzt der Transponder das Vorderteil der normalen Lebendohrmarke. Zudem ist der personalisiert und hat die jeweilige Ohrmarkennummer draufstehen.
Im rechten Ohr die normale Ohrmarke, die weiße Ohrmarke von der KuhVision-Stanze und ein große Ohrmarke mit der Stallnummer als Ersatz für das Halsband:





















Eine sehr interessante Besichtigung, vor allem da es durch die ähnliche Größe auch ähnliche Themen zu diskutieren gab.

Weitere Informationen unter: https://benninghoff-milchenergie.de/

Benjamin

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