Mittwoch, 14. August 2019

Ketose - Teil 2

Zur praktischen Bedeutung der Ketose im alltäglichen Herdenmanagement. Am siebten Tag nach der Kalbung werden die Ketonkörper im Blut gemessen, ob eine subklinische Ketose vorliegt. Die subklinische Ketose kann sich dann zu einer akuten Ketose entwickeln, wo man dann vorher eingreift. 

Eine klinische Ketose kann man riechen, Aceton als einer der Ketonkörper hat einen charakteristischen Geruch in der Atemluft; apfelartig. Einige Kollegen können das schon in sehr geringen Konzentrationen riechen wenn die Kuh bloß den Melkstand betritt. Für mich sage ich, dass ich das für meine Vorstellungen zur Diagnose nicht früh genug riechen kann.

Das Ketose-Messen hat sich bewährt, andere Vaianten habe ich als unpraktikabel wieder verworfen. Eine davon war der Kot-Wurf-Test. Bei der Voruntersuchung einer kranken Kuh zur Eingrenzung meiner bauernmedizinischen Diagnose gehört auch eine Überprüfung der Kotkonsistenz. Und wenn man dann hinten reinfasst und es sich anfühlt wie ein Haufen Murmeln (Rheinhessisch Klicker) anfühlt ist das ein deutliches Zeichen für Ketose. Der Kot ist recht fest und trocken und den kann man auch wegwerfen, teilweise 20 Meter weit. Die Wurfweite kann man aber nicht auf den Schweregrad der Ketose beziehen, weil die Dauer der Ketose auch einen verstärkenden Einfluss hat.
Mal als Beispiel was mir so am Samstagmorgen bei der Arbeit an Gedanken kommen.

Daher blieb es bei der Standardmethode über das Blut. Mit einer Kanüle wird an der Schwanzvene ein Tropfen Blut entnommen. Am Ohr geht es auch, aber da halten sie nicht so schön still und vor allem werden die Ohrmarken vom Blut ganz zugesaut. Am Schwanz ist es einfacher; hochgedrückt und reingestochen, auch wenn es doch einiges an Übung braucht um auch Blut rauszukriegen:




























Ein Tropfen Blut wird auf den Teststreifen vom Ketose-Messgerät gegeben. Das Testgerät ist ein BHB-Check. Hergestellt ist es in Taiwan (ROC) und wird von WDT vertrieben und haben wir es dann über unsere Tierärztin bezogen. Grund war, dass bei diesem Gerät die Teststreifen als Verbrauchsmaterial am günstigsten sind. 
BHB steht für Beta-Hydroxybutyrat, einen anderen Ketokörper. Es wird die Konzentration in Millimol pro Liter Blut gemessen.
Bis 0,7 ist alles in Ordnung, 0,8 bis 1,2 ist subklinische Ketose. Dann bekommt sie für drei Tage jeweils 350 ml Propylenglykol (Schaumann Tirsana BSK NG) mit einer Drenchpistole eingegeben. Ab 1,3 ist es eine Ketose und es wird eine Infusion mit Invertzucker gemacht um schneller den Blutzuckerspiegel anzuheben. Das ist aber zum Glück selten der Fall.
Nach dem Messen wird auf der linken Seite mit Fettstift ein Strich gemacht (siehe Post vom 12.02.2019), wurde die Kuh wegen einem zu hohen Wert behandelt findet am 10. Tag nach der Kalbung noch mal eine Messung statt (und rechts ein Strich).
Da aber Ketose auch später auftreten kann werden ab und zu auch Kühe gemessen, bei denen der Verdacht naheliegend ist. Wieder wegen der Kotkonsistenz oder auch Fett-Eiweiß-Quotient, Abmagerung, Milchleistung... Den bisher höchsten Wert den ich gemessen hatte war dabei 5,2 mmol/l, der Kuh ging es aber erstaunlich gut dabei.

Ketosemessgerät im Einsatz:

Benjamin





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