Sonntag, 17. April 2022

Große Erfindungen - Hoflader

Diese Mini-Serie beruht auf einer Aussage meines Bruders vor so anderthalb Jahren was er denn für die wichtigsten Erfindungen für die Arbeit in der heutigen Milchkuhhaltung hält. Und da stimmte ich ihm sofort zu und auch später fielen mir keine wichtigeren Erfindungen ein.

Erste Erfindung ist der Hoflader für die Erleichterung der körperlichen Arbeit im Stall: Ausmisten, Einstreuen, Futter ranschieben, Fegen, Transportarbeiten und auch Füttern in kleinerem Maßstab; wobei das Beispiel Pinnow mit dem Beladen des Mischwagens für knapp 800 Kühe mit einem höheren Arbeitszeiteinsatz ein großer Maßstab ist.
Kurzum der Hoflader ist eine Mischung aus motorisierter Schubkarre und motorisierter Forke. Eine kompakte Motormaschine für den Indoor-Einsatz.

Die Bedeutung des Hofladers verdeutlichen auch die Aussagen zweier Berusfkollegen, einmal "Hätten wir viel früher anschaffen sollen!" und "Nach der Aufgabe der Landwirtschaft haben wir bis auf den Hoflader alle Maschinen verkauft."
In meiner landwirtschaftlichen Zeit über die letzten 14 Jahre hatte ich zu 99 % einen Hoflader zur Verfügung und da wird man bisweilen kreativ für was man den alles verwenden kann: Als nicht arbeitsschutzkonforme Hubbühne, zum Einfangen von ausgebüxten Färsen oder zum Löschwassertransport (vgl. Post vom 22.07.2014).

Geschichtlich würde ich die Entwicklung des Hofladers in einen ostdeutschen und westdeutschen Entwicklungszweig aufteilen.
Der ostdeutsche Zweig setzte schon sehr früh auf Frontladertraktoren mit den Geräteträgern RS08 und RS09 die später von den Zetor 5211 abgelöst wurden und der Fortschritt Stallarbeitsmaschine HT 140, sie speziell für die Stallarbeit entwickelt war. Die scheinen aber vergleichsweise selten gewesen zu sein, ich habe bisher nur eine einzige in außerlandwirtschaftlicher Verwendung gesehen.
Beim westdeutschen Zweig kam es erst Anfang der 1970er Jahre zu Entwicklungen, allen voran der Weidemann Hoftrac als Urtyp der heutigen Hoflader. Ein kleiner knickgelenkter Radlader mit beosnders kompakten Abmessungen.
 
Der Urahn des Weidemann Hoftrac 2013 auf der Agritchnica bei der Sonderausstellung "Meilensteine der Landtechnik" des Deutschen Landwirtschaftsverlags:
 

 



















Die allermeisten Hoflader sind Knicklenker mit hydrostatischem Allradantrieb. Im Hinterwagen sitzt der Motor und oben drauf der Fahrer, auf dem Vorderwagen ist der hydraulische Hubarm. Die Motorleistung liegt zwischen 15 und 50 kW, die Einsatzmasse zwischen 1,5 und 4 t. Die Übergänge zu Radladern sind fließend, wobei Hoflader deutlich kompakter gebaut sind. 
Die Knicklenkung hat gegenüber der Achsschenkellenkung eines Frontladertraktors den Vorteil sich "um die Ecke biegen" zu können was das Manöverieren auf engem Raum und das seitliche Verschieben des Werkezeugs sehr erleichtert.
 
Hersteller von Hofladern gibt es viele in Deutschland und im Ausland. In einer Umfrage der Bauernzeitung letztes oder vorletztes Jahr hatte Weidemann mit gut 50 % den höchsten Anteil, gefolgt von Schäffer mit 15 %. Wenn ich so überschlage bin ich bisher 18 verschiedene Hoflader gefahren, davon 14 Schäffer, 3 Weidemann und 1 Giant.
Der Erste in dieser langen Reihe: Ein Schäffer 3045. Im April 2008 auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle.Mit dem bin ich so viel gefahren, dass ich zwischenzeitlich vergessen hatte beim Autofahren die Kupplung zu treten... Später wurde der mit einem Fahrerschutzdach nachgerüstet wie es heute Vorschrift ist:



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In den 2000er Jahren kamen Teleskop-Hoflader auf, bei denen die Schwinge der Hubarms durch einen Teleskoparm ersetzt ist und so mehr Hubhöhe ermöglicht, vor allem beim Ballenstapeln.
Als Beispiel der Schäffer in Pinnow, den ich als oberes Ende bei der Größe von Hofladern einsortieren würde:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In die gleiche Richtung gehen kompakte Teleskoplader in klassischer Bauform mit Seitenmotor und Allradlenkung. Solch einen kleinen Teleskoplader bin ich noch nicht gefahren und schätze die Übersicht bei den klassischen Hofladerarbeiten als schlechter ein.
Das Foto ist 2012 auf einem Hof in NRW entstanden, wo ich erstmals so einen Teleskoplader gesehen habe:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dann gibt es noch die Kompaktlader (Englisch Skid Loader; "Bobcat") mit Panzerlenkung. In Nordamerika sind die weit verbreitet, 2014 in Idaho kann ich mich nicht dran erinnern aber laut Uwe waren das 2015 in Wisconsin ähnliche Schlüsselmaschinen wie bei uns die Hoflader.
In den Videos von Jan Kielstra und Eric Weaver sieht man deren vielfältigen Einsatz,
Ich selbst bin noch keinen Kompaktlader gefahren und habe auch noch keinen im landwirtschaftlichen Einsatz gesehen, mir fallen gerade mal drei Höfe in Deutschland ein von denn ich das weiß.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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