Dienstag, 5. April 2022

Zur Kälberaufzucht

In den letzten zwei Jahren war ich nur auf zwei Veranstaltungen gewesen: Im Oktober vom Besamungsverein und auf dem Besamerstammtisch. Heute war ich endlich mal wieder unterwegs und zwar bei einer Veranstaltung der Landwirteakademie von MSD. Ich war beim Präsenzteil, es gab aber auch eine Online-Übertragung; dieses Hybrid-Format ist vielleicht eine positive Folge von Corona.
Thema war die Kälberaufzucht: "Heute Prinzessin - morgen Königin! Was beeinflusst die Kälbergesundheit?" Im Thema schon verdeutlicht, dass wir längst von dem Großhungern weg sind.

1. Vortrag "Parasitäre Durchfallerreger beim Kalb" von Prof. Daugschies von  der Uni Leipzig. Noch einmal detailiert auf Kokzidien und Kryptosporidien eingegangen. Wenn man die einmal hat kriegt man sie nie wieder los, kann sie aber vor allem durch Hygiene und Management klein halten. 

2. Vortrag "Und immer wieder Neugeborenendurchfall..." von Dr. Stoll von MSD. Eigentlich ein Rundumschlag über gute Koloestrumversorgung: Hohe Qualität, große Menge, schnell, sauber ermolken und die Messung des IgG-Gehalts. 
Die Empfehlung der Ad-Libitum-Tränke (machen ja längst nicht alle) und die Vertränkung der Transitmilch die vom Zweitgemelk bis zur verkehrsfähigen reifen Milch nach dem 5. Tag anfällt und weiterhin eine positive Wirkung hat.
Für die Mutterschutzimpfung gibt es auch Impfstoffe gegen Rindergrippe, bisher kannte ich nur die für Durchfallerreger (siehe Post vom 14.12.2019). Ist das gleiche Prinzip, dass die Kuh geimpft wird, sie bildet Antikörper die ins Kolostrum eingelagert werden und das Kalb dann als Schluckimpfung bekommt.

3. Vortrag war Aktuelles vom LKV. Über den Jahresabschluss der Kontrolljahrs 2020/21. In den Neuen Bundesländern waren noch knapp über 600.000 Kühe in der Milchkontrolle. Die Zahl ist weiter stark gefallen. 2012/13 waren es noch rund 750.000 gewesen. Im Gegensatz zu den alten Ländern fallen da die Kühe nicht raus weil die Milchkontrolle aufgegeben wird sondern die ganze Milchproduktion.
Neuerungen gibt es bei den Abgangsgründen, da wurde neu "agressives Verhalten in der Herde" (= auf Mann gehen) und "agressives Verhalten beim Melken" (= ständig Melkzeug abtreten) eingeführt. Bisher konnte man das nämlich nur unter "Sonstiger Abgangsgrund" eingeben wenn deswegen eine Kuh rausgeflogen ist. Im Herde gibt es das aber noch nicht, wahrscheinlich dann im nächsten Update.
Neue Berechnungen sind Q-Check für Tierwohlmonitoring, für das Daten aus der HIT-Tierdatenbank, der Milchgüte der Molkereien und der Milchkontrolle zusammengeführt werden mit Kennzahln für Eutergesundheit, Stoffwechselstabilität (Fett-Eiweiß-Quotient) und Tierverlusten.
Zwei Anwendungen die die aktuellen Milchanalysegeräte können und in den Umfang der Milchkontrolle aufgenommen wurden: Einmal das Ketosemonitoring (zur Ketose siehe auch die Posts vom 12.08. und 14.08.2019) anhand des Betahydroxybutyrats in der Milch und die Zellzahldifferenzierung, bei der die Zellen in der Milch differenziert werden können und man daraus schließen kann in welchem Stadium der Entzündung es gerade ist, da die Milchkontrolle eine Momentaufnahme ist.

4. Vortrag "Mit Vollgas in die Zukunft - gibt es Konzepte in der Milchviehhaltung, die überzeugen?" von Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommarn. Diesen Vortrag habe ich in ähnlicher Form schon mal 2020 in Iden gehört (siehe Post vom 13.03.2020).
Als Nachfolgeprojekte finden jetzt in Zusammenarbeit der ganzen Versuchsanstalten und Landwirtschaftskammern einmal "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Rind" und "Ställe der Zukunft" statt bei dem drei Konzeptställe unter jeweils einem der drei Kriterien Tierwohl, Emissionsminderung und Ökonomie optimiert und gebaut werden sollen um Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Benjamin

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