Samstag, 26. Januar 2019

Götz 2019 - Teil 2

Vierter Vortrag in Götz war von Dr. Steinhöfel vom sächsischen LfULG aus Köllitsch über Kälber- und Jungrinderaufzucht. Zur Kälberaufzucht über Ansätze zur Verringerung von Kälberdurchfällen aus Versuchsergebnissen in Sachsen. Zur Jungrinderaufzucht die bekannte Aussage: "Erst powern, dann bremsen!" Das erste halbe Lebensjahr eine sehr intensive Aufzucht, um die Phase der Zellvermehrung auszuschöpfen, bevor es ins alleinige Zellwachstum übergeht. In diesem Alter verschiebt sich auch das Verhältnis vom Protein- zum Fettansatz hin, wodurch es sinnvoll ist viel Wachstum zu erfüttern wenn noch viel Protein angesetzt wird und weniger wenn eh die Hälfte Fett ist und dadurch eine Verfettung zu vermeiden, die sich dann negativ auf die Fruchtbarkeit auswirkt und zu Geburtsproblemen führen kann.
Und ein recht vager Kommentar zur muttergebunden Kälberaufzucht, wozu Versuche in Köllitsch laufen, dass es dabei "Management- und Stressprobleme" gäbe.

Als fünfter Vortrag Hr. Hufe über erste Zwischenergebnisse aus dem Projekt KUH-mehr-WERT-Navigator. Es gab Auswertungen zu Abgängen in der Jungviehaufzucht. Dabei wurden Totgeburten mit eingerechnet und auch Abgänge von Jungkühen im ersten Monat nach der Kalbung z.B. wegen Geburtsverletzungen oder Melkbarkeitsstörungen. Wenn in der Primus Rind (jetzt Agrar heute) bei den Betriebsbeschreibungen als z.B. "Kälberverluste inkl. Totgeburten: 4,5%" standen stufte ich das immer als total unrealistisch ein. Aber wenn man alles zusammenzählt von der Geburt bis zur fertigen Kuh die ordentlich Milch gibt sind Ausfälle von über 20 % eher üblich! Was gleichzeitig das enorme Potential aufzeigt, dass es durch eine weitergehende Professionalisierung und Konzentration der Milchviehhaltung zu erschließen gilt.

Letzter Vortrag war von Fr. Harms und Dr. Losand von der Landesforschungsanstalt MV über ökonomische Aspekte der Jungrinderaufzucht. Als Beispiel, dass am Gut Dummerstorf, die viel Auftragsforschung machen, der Jungviehbestand drastisch reduziert wurde und es eigentlich nur eine Kopfsache ist mit einem Drittel weniger nachrückenden Kühen auch auszukommen. Dazu die Aussage, dass nicht intensiv gefüttert werden muss, sondern die Kälber bei guter Gesundheit eh von alleine intensiv wachsen und "bei unter 900 g Tageszunahmen macht man was falsch". Auch Überlegungen zur Verlängerung von Tränkeperioden und Zwischenkalbezeiten (extended lactation) sowie die Rentabilität von strikten Wiegeroutine zur Überwachung und Steuerung des Wachstums; bei 6 Wiegungen als Kalb und drei als Färse würde es je nach Betriebsgröße zwischen 10 und 25 € pro Kuh und Jahr kosten. Zum Schluss noch Punkte zur vertraglichen Regelung bei der Auslagerung der Jungviehaufzucht zu anderen Betrieben.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

2 Kommentare:

  1. wäre mal interessant die Kälberverlustquote über Betriebsgröße darzustellen.

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    1. Genaueres kann ich nicht dazu sagen, aber zwei gegensätzliche Vermutungen hätte ich.
      1) Die Verluste sinken mit der Betriebsgröße. In den Jahresberichten der Landeskontrollverbände haben in
      den Fruchtbarkeitskennzahlen, Lebensleistung, Eutergesundheit usw. die einzelnen Größenklassen (im Durchschnitt!)immer bessere Werte als die jeweils kleineren. Ursache ist die steigende Spezialisierung der Arbeitskräfte mit der einhergehenden Professionalisierung und Erfahrung. Dass es bei den Aufzuchtverlusten ähnlich ist wäre naheliegend.
      2) Da gibt es gar keinen Zusammenhang. Bei den im Vortrag gezeigten Betrieben zur Datenerhebung, die einer repräsentativen Herdengrößenverteilung entsprechen dürften war zwischen den Betrieben und auch den einzelnen Altersklassen (Totgeburten, Kälber, Jungrinder, Jungkühe) eine immense Streuung, dass es wahrscheinlich nur an den Gegebenheiten und Management des einzelnen Betriebes liegen dürfte. Aus meiner Erfahrung hat z.B. die Einführung der ad-libitum-Tränke eine starke Verbesserung der allgemeinen Gesundheit der Tränkekälber gebracht (Verluste weiß ich keine Zahlen) oder bei der Verlustrate durch "leere Färsen", die eigentlich kalben sollen aber dann doch nicht tragend sind Schwankungen von Jahr zu Jahr zwischen 0,0 und 5,7 %, auf dem gleichen Betrieb.
      Benjamin

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