Freitag, 8. März 2019

Nach Köllitsch - Teil 1

Am Mittwoch war ich mal in eine ganz andere Richtung unterwegs und zwar nach Sachsen zum Lehr- und Versuchsgut Köllitsch zum Fachtag Bau und Technik "Digitalisierung in der Rinderhaltung". Ich war erstmals in Köllitsch und das Gut hat auch eine beeindruckende Größe.

Digitalisierung und Landwirtschaft 4.0, wie es immer mehr an Bedeutung gewinnt und eines der großen Themen der nächsten Jahre sein wird. Vorneweg das Schlusswort, das es schön zusammengefasst hat: "Die Digitalisierung ist alternativlos, sie wird kommen, wird auch nicht 100% aller Kühe erfassen und auch nicht ganz in der Form die wir uns heute vorstellen, aber sie wird kommen."

Zuerst ging es über die Förderprogramme des Landes Sachsen zur Digitalisierung.

Danach gab es einen Übersichtsvortrag von der Firma Fodjan über Digitalisierung in der Landwirtschaft. Über Umsetzung von Innovationen in der Praxis und dass die Digitalisierung nicht zum Selbstzweck werden darf. Die Möglichkeiten der Vernetzung wie etwa den Einfluss von Kraftfutterchargen über viele Betriebe hinweg auf die Milchleistung erfassen zu können. Und neue Geschäftsmodelle mit mehr Dienstleistung als Produkte, dass die Pharmaindustrie z.B. keine Medikamente mehr verkauft sondern gesunde Kühe. Wo der Ansatz bei der Technik auch interessant wäre: Statt einem Melkkarussell einen vollen Milchtank zu kaufen.

Dann vom Landesamt für Landwirtschaft und Geologie eine Zusammenfassung der Trends vom letztjährigen Eurotier-"Special - Digital Farming". Die  großen Trends sind Arbeitseffizienz, Produktsicherheit sowie die Vernetzung.

Als zweiter Teil stellten die großen Melktechnikfirmen ihre Digitalisierungslösungen vor: 


1) DeLaval mit Delpro als Software, wie es auch in Pinnow auf dem Karussell läuft. Als zentrales Programm zur Vernetzung, wo alle Daten von Sensoren zusammenlaufen, bis hin zur Milchleistungsprüfung und HIT-Datenbank. Und es in der Ebene zwischen Datenverwaltung und Entscheidungsfindung stehen soll. Wo ich das insgesamt kritisch sehe sich so sehr an einen Technikanbieter zu binden, da hätte man beim Kauf des nächsten Karussells nicht mehr viel Auswahl. Als einer der Sensoren, deren Daten vernetzt werden können wurde die BCS-Kamera genannt, wo es sich bei dem gezeigten Beispielbetrieb um die Agrargenossenschaft Karstädt handelte. 


2) GEA mit ihren Cloud-Anwendungen in 365FarmNet. Als Zugeständnis an den Internetempfang in deutschen Kuhställen ist die Handy-Version offlinefähig, sodass die Daten übertragen werden sobald Empfang vorhanden ist. Zumindest für unsere Strukturen ist es unnötig alle Daten des vernetzten Betriebs - Technik, Ackerbau, Tierhaltung - auf einem einzigen Startbildschirm darstellen zu können.


3) Lely. Mit der langen Erfahrung im Robotermelken natürlich weit fortgeschritten mit der Digitalisierung. Mittlerweile sind weltweit 31.000 Melkroboter von Lely in Betrieb, davon noch fast 2000 Astronaut A2, die schon 15 - 20 Jahre alt sind. Der Fokus bei Lely liegt auf der Bedienerfreundlichkeit, die Komplexität in den Hintergrund treten zu lassen und es bis hin zu Entscheidungshilfen mit "Ja" und "Nein" zu reduzieren. Dass auch 12-jährige Kinder Melkroboter bedienen können. Niederländisch-pragmatisch halt.
Als sehr interssantes Beispiel ein momentanes Projekt zur selbstlernenden  Milchflussoptimierung am Melkroboter: Bei jeder Melkzeit wird die Milchflusskurve der individuellen Kuh optimiert, um die Euterschonung und Melkgeschwindigkeit zur erhöhen. Mit allen verfügbaren Parametern wie Zwischenmelkzeit, Gemelkgröße, Vakuumhöhe, Pulsationsfrequenz, Phasenverhältnis der Pulsation, Abnahmezeitpunkt der Zitzenbecher. Was man alleine wegen der riesigenn Datenmengen niemals "per Hand" machen könnte.


4) Lemmer Fullwood. Eigentlich nichts zur Digitalisierung konkret sondern die Vorstellung des Konzepts Batch-Milking 4.0, wo die Kühe zu festen Melkzeiten zu mehreren Roboter getrieben und von diesen gemolken werden. Als Praxisbeispiel von der Agrar Flämingland Blönsdorf, die seit einem Jahr in ihrem vollautomatischen Kuhstall 470 Kühe in einem Melkzentrum mit 12 Robotern melken. Dazu Fütterungs- und Einstreuroboter, sodass nur noch eine Arbeitskraft pro Schicht benötigt wird.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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