Donnerstag, 14. März 2019

Wieder nach Schönhagen

Am letzten Wochenende war ich mal wieder bei der PBK Rinderzucht Schönhagen. Eigentlich einziger Grund für den Besuch war Grete, was das Akronym für Gerät zur Reinigung von Tränkeeimern ist (www.grete10.de), die Eimerwaschmaschine.

Sehr viele Arbeiten in der Rinderhaltung lassen sich (teil)automatisieren oder in Abläufen sehr rationell gestalten, außer das Säubern der Tränkeeimer. Eine Lösung erhoffte ich mir damals vom Besuch bei der Aardema Calf Ranch in Idaho. Wenn die immerhin die weiblichen Kälber von 28.000 Kühen aufziehen werden die die Eimer nicht so umständlich  wie wir sauber machen dachte ich mir. Die hatten aber Nuckelflaschen und schrubbten die mit Toilettenbürsten (siehe Post vom 19.10.2014). Das war aber auch noch vor dem Mauerbau, ob sie heute noch die Arbeitskräfte dafür haben  weiß ich nicht.
Die Idee der Tränkeeimerwaschmaschine blieb bestehen und wurde von anderen Leuten umgesetzt und 2016 auf der Eurotier präsentiert, was für mich eindeutig das Messe-Highlight war (siehe Post vom 23.11.2016).

Bei der PBK wurde letztes Jahr die Kälberaufzucht auf Ad-libitum-Tränke umgestellt (siehe Posts vom 20.03.2018 und 16.04.2018). Da stellte sich dann die Frage wie die ganzen Eimer saubergemacht werden sollen. Denn vorher bekamen die Kälber 3x am Tag 2 Liter und hatten daher so einen Hunger, dass sie die 2 Liter in einem Zug aussoffen und der Eimer für 5 Boxen weiter wieder genommen werden konnte. Für die dann zehnmal so viele Eimer wurde Grete angeschafft.

Jetzt behalten die Kälber ihren Eimer den ganzen Tag, zweimal wird getränkt mit angesäuerter (1,5 ml Ameisensäure pro Liter) Vollmilch, so dass morgens bevor die Eimer sauber gemacht werden noch ca. 1 Liter übrig bleiben soll. Das sind dann 8 bis 15 Liter Milch pro Kalb und Tag.

Grete braucht für 10 Eimer 15 - 20 Minuten, bei so 50 Eimern dauert das entsprecht, läuft aber nebenher neben den anderen Arbeiten im Kälberstall. Auf das größere Nachfolgemodell "Grete 20" wird schon gewartet, mal sehen ob es das irgendwann geben wird:





















Detailfoto; man sieht die Reinigungsdüsen und an den Gestellen vorne die Stifte, in denen die Eimer eingehängt werden, hinten die halbkreisförmigen Fassungen sind für die Schrauben der Nuckel. Davor die Welle mit den Rollen melkt die Nuckel während dem gesamten Reinigungsvorgang aus. Das Ergbenis kann sich mehr als sehen lassen; ich habe bei einem der Eimer den Nuckel abgeschraubt und da waren vor dem Ventil minimale Reste der angekästen Milch von der Säure, die man auch beim Handwaschen nur durch langes Einweichen wegbekommen würde:



















Wo ich schon mal da war wurden auch die anderen Neuerungen begutachtet.

An der Biogasanlage die Gärrestetrocknung für die Boxeneinstreu. Der Gärrest wird von einem separator abgepresst und kommt dann in einen Trocknungscontainer, dieser hat einen gelochten Schubboden, der das Material langsam voranfördert und von unten mit Heißluft durchströmt wird. Diese wird von dem 250kW-Wärmetauscher auf dem rechten Anhänger produziert, der das Heißwasser des Blockheizkraftwerks in Heißluft umwandelt. Ist das gleiche Prinzip wie auch Hackschnitzeltrocknungen funktioneren (siehe auch Post vom 17.07.2017). In der Folienhalle wird der getrocknete Gärrest zwischengelagert:




















Dann das ADF-System im Melkkarussell. Dies sind Melkzeuge mit integrierter Dippfunktion und Zwischendesinfektion, sodass alle Arbeiten auf der Nachmelkstrecke (Abnahme, Dippen, Zwischendesinfizieren) automatisiert sind. ADF war der erste Hersteller von solchen Melkzeugen; danach kam GEA mit dem Apollo, mit dem ich es immer vergleiche, weil das auf den IQ-Melkzeugen basiert, mit dem ich seit nunmehr fast 10 Jahren ab und zu auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle melke (siehe auch Post vom 22.05.2016). Mittlerweile gibt es von Boumatic auch das e-DIP.
Gedippt wird mit iodhaltigem Dippmittel und zwischendesinfiziert mit Peressigsäurelösung, 500 ppm Konzentration, normal wären 1.500 ppm, dafür sind aber mehr Spülstöße eingestellt.
Die Melkzeuge sind die normalen Classic von Westfalia, umgerüstet auf die ADF-Melkbecher und oben auf dem Sammelstück sitzt unter dem Vakuumverteiler ein zweiter für Dippmittel und Desinfektionslösung, die beide durch den dünnen Schlauch in den Zitzenbecher gehen, vor bzw. nach der Abnahme vom Euter. Die kurzen Milchschläuche sind besonders weich, dass auch alle richtig abknicken und das Melkzeug in dieser Position für die Zwischendesinfektion hängt:

Von weiteren Neuerungen habe ich keine Fotos: Einmal gibt es im Kälberstall mit den Gruppen am Tränkeautomaten eine Schlauchlüftung (Tube) und im Haupt-Kuhstall wurden die Gruppeneinteilung geändert, dass nicht mehr so viel Hektik ist, wenn ständig kleine Gruppen zum Melken geholt werden.

Fortsetzung folgt!

Benjamin




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