Dienstag, 12. November 2024

Prüfverfahren

Seit Oktober gibt es in Rheinland-Pfalz (bzw. LKV Rheinland-Pfalz-Saar) bei der Milchleistungsprüfung auch die Prüfmethode B zur Auswahl. (-> Link). Das hat mich gewundet, dass die bisher ausschließlich mit der Prüfmethode A gearbeitet haben.
 
Das Prüfverfahren steht oben rechts auf dem Milchkontrollbericht. Das Eigene kennt man halt und kann es auch erklären: BL42. Betriebseigene Prüfer, konstante Probe, Vier-Wochen-Rhythmus und zweimaliges Melken. Diese Informationen sind wichtig für den LKV zur Hochrechnung der Leistung. Die Milchleistungsprüfung gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts und da sind mittlerweile Milliarden an geprüften Gemelken zusammen gekommen, sodass mit Hilfe dieser Datengrundlage aus den relativ wenigen Gemelken (ein Tag pro Monat) sehr sicher die Jahresleistung errechnet werden kann.

Vom Bundesverband Rind und Schwein die Richtlinie zu den Verfahren für die Durchführung der Milchleistungsprüfung. Da steht dann Alles detailiert drin, wovon ich nur einen Bruchteil wusste.

Vier Stellen des Prüfverfahrens.
1. Prüfmethode
 A - durch Prüfbeauftragte des LKV
 B - durch betriebseigene Probennehmer; das sind in den Neuen Ländern um die 75 %
 C - Kombination von A und B, da habe ich noch nie davon gehört
2. Prüfschema
 Da gibt es sehr viele Verschiedene. Häufige sind:
 S - anteilige Probe; vom Gemelk wird eine proportionale Probe genommen. z.B. 15 Liter  
 morgens werden 10 ml Probe genommen und abends bei 20 Liter dann 13,3 ml oder bei
 12 Liter 8 ml.
 B - konstante Probe; von jedem Gemelk wird eine gleich große Probe genommen, z.B. je 10  
 ml.
 M - alternierende Probe; es wird nur eine Probe bei einer der Melkzeiten genommen, einen 
 Monat morgens, einen Monat abends.
 E - beim Roboter werden 24 h lang Proben anteilig von allen Gemelken genommen, 
 wodurch die Anzahl der Gemelke aus der die Probe genommen wurde zwischen den Kühen 
 schwanken kann.
3. Prüfintervall; das geht von D für täglich und die Zahlen von 1 bis 9 für Wochen. 4 für alle vier Wochen (einmal im Monat bzw. 11 mal im Jahr bei einem Monat Pause) sind üblich. Das ist ein guter Kompromiss aus Aufwand und Genauigkeit.
4. Melkfrequenz; Melkungen pro Tag; 2, 3 oder R für Melkroboter.

Mein Verfahren ist das oben erwähnte BL42 - Betriebseigene Prüfer, konstante Probe, Vier-Wochen-Rhythmus und zweimaliges Melken.
Die Probenflaschen werden in der Vorbereitung den Kühen zugeordnet und wenn man die Probe der Kuh hat dann in die jeweilige Flasche.
Vollautomatische Anzeige der Flaschennummer: siehe Post vom 23.06.2015.
 
Wie ich das Probennehmen im Studium auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle gelernt habe, da kann ich mich nicht an die genaue Bezeichung des Prüfverfahrens erinnern. Ich würde sagen es war BS12. Die Doktorandin machte die nachmittägliche Melkzeit und ich als angegliederter Bachelorand die morgendliche. Es wurden jeden Sonntag/Montag Proben genommen um im Fütterungsversuch genügend Werte und auch Entwicklungen in der Leistung bzw. Milchinhaltsstoffen abdecken zu können. Seit einigen Jahren machen sie das auf der Neumühle immer wöchentlich, davor wurde während den Versuchen wöchentlich und außerhalb normal vierwöchig gemacht.
Bei der anteiligen Probe lief das damals mit einem alten Palm (16 MB-SD-Karte!) in dem die Kuhnummer und die Milchmenge (von der Anzeige des Terminals) eingegeben wurde. Abends wurden die Probenflaschen fortlaufend vergeben. Das waren kleine Kästen mit 50 Flaschen und 42 Kühe im Versuch zu beproben. Jede Probe waren 10 ml. Morgens wurde wieder die Kuhhnummer und Milchmenge eingegeben und dann angezeigt wieviel in welche Probenflasche gegeben werden musste.

Benjamin


1480

Samstag, 26. Oktober 2024

Uhr umstellen

Heute Nacht wird die Uhr wieder auf Normalzeit umgestellt. Das wird auch höchste Zeit, denn der Sonnenstand passt gar nicht mehr. Noch spätsommerliche Temperaturen, aber es wird erst um halb acht hell.
 
Bei der Zeitumstellung gab es ja vor einigen Jahren das Vorhaben der EU die abzuschaffen, aber dann kam Corona dazwischen usw. usf. Die damalige Hoffnung auf eine Verbesserung habe ich nicht mehr.

Für Milchkühe ein Stressfaktor ist die verlängerte (bzw. im Frühjahr verkürzte) Zwischenmelkzeit.
Die Lehrbuchmeinung ist die Zeitumstellung daher über mehrere Tage schrittweise zu verteilen, z.B. 4x je eine viertel Stunde.
 
Ein einziges Mal (Okt. 2013) habe ich das gemacht, Sonntagmorgen eine halbe Stunde früher um 2:30 Normalzeit und dann Nachmittags wieder die üblichen 14:00.
Und danach nie wieder, sondern in einem Schwung, weil sobald einer von der Mannschaft nicht an die stückweise Verschiebung denkt gibt es schon Chaos.

Das ganze Jahr über nach Normalzeit zu arbeiten wäre die auf den ersten Blick die sinnvollste Lösung. Da könnte man sich den Umstellungsstress alle halbes Jahr sparen. Bloß dann muss man alle halbes Jahr die Zeit für die Umwelt anpassen: Wie Futteranlieferung, Milchauto oder Kollision Schichtbeginn und Kindergarten.

In den letzten Tagen war zur Zeitumstellung viel in der Agrarpresse zu lesen, der Haupttenor war, dass das mit Melkrobotern kein Problem ist und Futter gibt es eh immer. Mit den Melkrobotern ist natürlich richtig, denn da jede Kuh ihren eigenen Melkrhythmus hat und nicht auf die Uhr schaut. Beim Futter sehe ich es doch als Problem, weil es üblicherweise mit den Melkzeiten abgestimmt ist und auch die Menge für eine Stunde mehr angepasst werden muss.

Und die Umstellung auf einmal hat zumindest im Oktober den Vorteil, dass man wirklich eine Stunde länger schlafen kann.
 
Benjamin
 

 
1479

Dienstag, 1. Oktober 2024

Scheitel-Steiß-Länge

Habe ich letztens von einer Diskussion gelesen bzgl. Aborten durch Blauzunge. Wenn man eine abgestoßene Frucht im Stall findet und man diese keiner Kuh zuordnen kann. Über die Scheitel-Steiß-Länge (SSL) kann man die Dauer der Trächtigkeit abschätzen und damit die betroffene Kuh finden.
Bei Kleinst- und Kleinbetrieben mag das gut klappen, wenn man es auf einige wenige Kühe einengen kann. In unseren Größenordnungen aber eher weniger. Der Großteil der Arbeit wäre zunächst mal einfach: Zollstock raus (immer dabei!), Kalb messen, passende Kühe der Gruppe im HERDE suchen und in die Selektion eingeben. Bloß dann hat man bestimmt 30 - 50 Kühe im Nachwartehof stehen...

Wie man von der Scheitel-Steiß-Länge auf die Trächtigkeitsdauer kommt:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benjamin

 

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Mittwoch, 18. September 2024

Neumühle 2024/2

Am vergangenen Sonntag war ich mal wieder auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle, wo es im Sommer beim Tag der offenen Tür die Kühe nur von außen zu sehen gab.

Hier sieht man gut wie die Kühe in den letzten 15 Jahren seit der Inbetriebnahme des Stalls 2009 größer geworden sind. Nr. 1840 (eine der Fistelkühe) frisst hier gerade am Wiegetrog und steht dabei mit den Hinterfüßen auf der Schieberbahn, weil der Fressstand zu kurz ist. Das machen mittlerweile so gut wie alle Kühe:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nr. 1802 in der Trockenstehergruppe. Eine riesige Kuh; von der Kondition, der Stärke und vor allem der Tiefe. Das Halsband ist im letzten Loch auch sehr eng. Als Trockensteher geht sie natürlich nicht zum Melken und danach nicht über die Waage. Das Gewicht werde ich noch nachliefern:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine "Glubschi" auf der Neumühle. Nr. 2157. Kühe mit Glubschaugen kommen ab und zu vor und die kennt dann auch jeder, weil sehr auffällig. Sie schielt dazu noch extrem:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Noch was Technisches: Am Mischwagen ist jetzt ein HarvestLab von John Deere verbaut. Der dient aber vorerst nur zum reinen Datensammeln. Da will John Deere wohl in diesem Anwendungsbereich der Nahinfrarotspektroskope Fuß fassen:

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benjamin

1477

 

Sonntag, 25. August 2024

Dreschfest

Kulturprogramm am Wochenende: Ich war unterwegs zum Dreschfest paar Dörfer weiter. Für den Ingenieur im Agraringenieur und mein technisches Interesse allgemein, schließlich bin ich über die Landtechnik damals zur Landwirtschaft gekommen.

Es wurden fünf alte Dreschmaschinen vorgeführt und dazu eine Oldtimerausstellung; bis auf zwei Trabbis ausschließlich Traktoren.

Das älteste Gespann: Eine Lokomobile von Clayton & Shuttleworth aus England, die mal in Siebenbürgen lief. Baujahr um 1905 rum. Die Dreschmaschine ist von Lanz (Heinrich Lanz Mannheim, heute John Deere):


 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwei Dreschmaschinen beim Dreschen im Komplex. Links eine Speiser (heute Claas), angetrieben von einem Deutz, rechts eine Ködel & Böhm (heute Deutz-Fahr), angetrieben von einem Lanz Bulldog. Dazwischen ein Ackerwagen mit den Garben. Das war nicht ganz stilecht, weil moderner Weizen, einfach von einem Acker abgemäht. Richitg authentisch wäre ein extra angebauter, langstrohiger 2-Tonnen-Weizen gewesen:


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die modernste und größte der Dreschmaschinen, eine Buschhoff mit integrierter Strohpresse. Buschhoff baut heute vor allem Technik für die Getreidelagerung und -reinigung, für den Kuhbauer sind sie eher mit ihren mobilen Mahl- und Mischanlagen ("Schrotauto") ein Begriff:


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mähbinder von Lanz, gezogen von einem Lanz Bulldog. Über Zapfwelle angetrieben die letzte Entwicklungsstufe vor den Mähdreschern. Rechts ist ein Lanz Selbstfahrmähdrescher aus den 1950ern zu sehen:


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und zum Schluss noch ein moderner Mähdrescher, ein John Deere C670i mit Biso Crop-Ranger 650-Schneidwerk. Das ist der erste Hybridmähdrescher von John Deere den ich gesehen habe. Viele gibt es von denen nicht und gebaut werden die auch nicht mehr:




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benjamin

 

1476

Samstag, 17. August 2024

Neuer RZRobot

Zur Zuchtwertschätzung im August wurde jetzt der RZRobot, der Zuchtwert speziell für robotertaugliche Kühe überarbeitet. Der war im August 2014 eingeführt worden (dachte das wäre länger her gewesen...) und jetzt sind die Erfahungen aus zehn Jahren Arbeit damit eingeflossen.

Schwerpunkte waren damals der Zellzahlzuchtwert (RZS), da Betriebe mit Melkrobotern tendenziell höhere Zellzahlen hatten. Dann der Milchfluss (RZD), als wichtigster Faktor für die Leistungsfähigkeit der Melkroboter wie schnell die Kuh leer ist und Exterieurmerkmale, allgemein das Fundament, dass die Kuh gut freiwillig zum Roboter laufen kann und die Euterform mit gut zu findenden Zitzen.

Ohne Melkroboter hatte der RZRobot nie für mich eine größere Bedeutung, bei guten Werten war das eher ein Bonus, denn auch roboterzaugliche Kühe lassen sich im koventionellen Melkstand besser melken. Mein Anspruch dabei ist immer, dass man das Melkzeug blind ansetzen kann, weil man keine Zitzen suchen muss, denn die sind dort wo man sie erwartet.

Präsentation vom VIT zur Überarbeitung des RZRobot:

Das sind die neuen Merkmale bzw. ihre Gewichtung:



Benjamin
 
 
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Sonntag, 11. August 2024

Blauzunge

Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit in Deutschland ist aktuell das bestimmende Thema im Rinderbereich. Täglich gibt es neue "Wasserstandsmeldungen".

Es handelt sich um eine Krankheit bei Wiederkäuern die durch das Blauzungenvirus verursacht wird. Vom englischen Namen Blue Tongue Virus leitet sich die übliche Abkürzung BTV ab. Blauzunge bezieht sich auf das charakteristische Symptom der geschwollenen, blau angelaufenen Zunge. Daneben sind es Ödeme im Kopfbereich, Fieber, Leistungsabfall, Fruchtbarkeitsprobleme, Aborte und Todesfälle.

Größtes Problem mit der Krankheit ist ihre Übertragung durch Gnitzen, einer Art Stechmücken, von infizierten auf gesunde Tiere. Daher ist die Krankheit sehr mobil und nur schwer zu bekämpfen.
Auch über Sperma kann das Virus übertragen werden, daher ist die zertifizierte BTV-Freiheit von Besamungsbullen auch so wichtig. Deshalb wurde der neue Bullenstall der Besamungsstation Schmergow in der Nähe der Havellauen auch geschlossen gebaut (vgl. Post vom 31.10.2019).

Mit der Blauzungenkrankheit hatte ich zum Glück noch nie etwas zu tun, ich wusste nur, dass das vor meiner aktiven Rinderzeit ein Thema war. Und dass dagegen als geimpft wurde. Man hat nur ab und zu von Fällen gelesen und seit letzem Jahr war Deutschland offiziell anerkannt BTV-frei.

Kurz darauf im letzten Herbst ist in den Niederlanden wieder Blauzunge aufgetreten und dann auch nach Deutschland eingedrungen, daher auch der bisherige Schwerpunkt am Niederrhein.
Mittlerweile sind es über 2.000 bestätigte Fälle, so grob Hälfte Rinder - Hälfte Schafe/Ziegen in den Bundesländern:
Nordrhein-Westfalen
Niedersachsen
Rheinland-Pfalz
Hessen
und in den letzten Tagen dazugekommen:
Mecklenburg-Vorpommern
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Baden-Württemberg

Aktuell gibt es noch keine Fälle in Brandenburg, aber außenrum in den Landkreisen Salzwedel, Lüneburg und Ludwigslust-Parchim.

Das einzige sinnvolle Mittel dagegen ist die Impfung, wo es gegen den aktuell auftretenden Serotyp auch schon zugelassene Impfstoffe gibt.
Die ständige Impfkommission (StiKo) der Robert-Koch-Instituts (RKI) empfiehlt die Impfung. Bisher war man da wegen den Nebenwirkungen der Impfung (auch Aborte) und den Kosten eher zurückhaltend gewesen, aber man wird wohl nicht drum herum kommen...

Benjamin

1474

Dienstag, 16. Juli 2024

Insektenprotein

Dieser Post hat direkt nicht so viel mit Rindern zu tun, ganz am Ende etwas, aber mit Tierhaltung allgemein.
 
Auf dem Tag der offenen Tür des LVAV Hofgut Neumühle war neben Futtermittelindustrie und Landtechnik auch die Technische Hochschule Bingen mit einem Stand vertreten. Neben Postern zu abgeschlossenen Forschungsprojekten im Bereich Tierernährung waren zur Dekoration Eier aus dem aktuellen Legehennenversuch ausgestellt und drei Plexiglaszylinder mit Fliegenlarven.
Dabei handelt es sich um Larven der Schwarzen Soldatenfliege (hermetia illucens).
Nur der mittlere Zylinder enthält die Larven pur, der rechte Larven in ihrem Nährsubstrat in denen sie gehalten werden und der hinten links verdeckte Larvenpresskuchen, nachdem das Fett abgepresst wurde:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Insektenprotein ist ein seit einigen Jahren - in meinen Augen gehyptes - Thema. Da geht es vor allem um den Ersatz von importiertem Soja, also wieder zur Eiweißlücke. Aber nicht für Rinder, denn seit BSE ist das Verfüttern von tierischen Protein an Wiederkäuer verboten. Sondern für Schweine und Geflügel.
Für Rinder wäre es als Fett in Milchaustauscher möglich, wo aktuell ein Versuch dazu auf Neumühle läuft. Ein Teil des pflanzlichen Fetts im Milchaustauscher wird durch das Larvenfett ersetzt, wofür die getrockneten Larven abgepresst werden. Zurück bleibt proteinreicher Larvenpresskuchen (grob mit Soja- oder Rapsschrot vergleichbar), der dann an Nichtwiederkäuer verfüttert werden kann. Vom Fettsäuremuster wäre es ähnlich zu Kokosfett, das häufig für Milchaustauscher verwendet wird.
 
Benjamin
 
 
1473

Dienstag, 9. Juli 2024

TdoT Neumühle 2024

Am Sonntag war ich auf dem diesjährigen Tag der offenen Tür meines Stammbetriebs LVAV Hofgut Neumühle.
 
Normalerweise findet der alle zwei Jahre in den geraden Jahren im Sommer statt:
2008 war ich während meiner Praktikumszeit als Helfer dabei.
2010 ist es wegen Q-Fieber im Kuhstall ausgefallen.
2012 und 2014 war ich nicht dort.
2016 war ich wieder dort (siehe Posts vom 04.07.2016 und 05.07.2016).
2018 war ich wieder nicht dort.
2020 und 2022 ist es wegen Corona (also beim Menschen...) ausgefallen.
und jetzt 2024 wieder.

Gefühlt trifft man dort die Hälfte der Bauern aus der Pfalz und auch die gesamte Mannschaft der Neumühle, von denen ich viele schon jahrelang nicht mehr gesehen habe. Sind eigentlich bei meinen Besuchen nur die vom Kuhstall, die sonntagsmorgens da sind.

Wie ich schon vorher gehört hatte, ist die Schweinehaltung eingestellt worden. 2008 waren das zu meinen Praktikantenzeiten 55 Sauen im Dreiwochen-Rhythmus, mit geschlossenem System und gut 1.300 gemästeten Schweinen pro Jahr. Die Ställe aus den 1970er bis Anfang der 1990er gebaut und 2008 dürfte das renovierte Flatdeck die letzte Baumaßnahme gewesen sein.
Ich war als Prakikant 3 Wochen dort in der Sauenhaltung und Schweinemast und habe doch einen praktischen Gundstein für Schweine bekommen. Später im Studium war ich noch mal dort und danach nicht mehr, weil die Kühe interessanter waren und auch wegen den Hygienevorschriften (Foto der Schleuse im Post vom 21.03.2020).
Da die Schweinehaltung in Rheinland-Pfalz von allen Bundesländern pro Fläche die geringste Bedeutung hat und der Bezirksverband Pfalz als Träger auch kein Geld wurde der Neubau einer zeitgemäßen und zukunftsfähigen Lehrwerkstaatt Schweinehaltung aufgegeben.

Dagegen wird momentan am Hauptgebäude und bei den Kälberställen gebaut.

Gibt nur zwei Fotos, weil einfach viel los war und immer jemand im Weg stand. Ausnahme war da der Kuhstall, dort war außenrum mit Flatterband abgesperrt, dass man nicht an die Kühe und Kälber dran kam.

Über den Futtertisch zu den Abkalbeboxen. Der Stall und die Kühe sind normal schon sehr sauber, aber für den Tag der offen Tür dann noch mal extra sauber.
Die rote Fläche auf dem Futtertisch ist als Markierung um die Futteraufnahme rund um die Kalbung besser im Blick zu haben:





















Das ist von der Durchfahrt zwischen Kuh- und Jungviehbereich aus, zur Demonstration gleich vorne Nr. 1840, eine der Fistelkühe (siehe Post vom 09.01.2024).

Benjamin
























1472

Freitag, 5. Juli 2024

Kalb auf links

Missbildungen kommen bei Kälbern leider ab und zu vor. Zum Glück selten; umso schwerwiegender, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kalb tot geboren wird.

Harmlose Sachen sind Stummelschwänze oder gar kein Schwanz (siehe Post vom 14.10.2013).

An welche schlimmen Sachen ich mich erinnere:
- Kalb mit acht Beinen
- Kalb mit offenem Rücken
- Kalb mit offenem Bauch, wo die ganzen Därme raushingen
- Total krumm gewachsenes Bein und offener Gaumen. Das war schon belastend, weil es
  lebte und munter war.. (siehe Post vom 22.06.2020)

Als Kuriosum die Steinfrucht mit Fell (siehe Post vom 09.07.2020).

Jetzt hatte mein Bruder gestern ein Kalb, das auf "links" war. Die Bauchwand umgeschlagen und oben verwachsen, dass die Wirbelsäule unten war. Im Inneren dann die Beine und der Kopf und außerhalb die Organe, quasi als "Äußereien".
In den Form konnte das Kalb nicht geboren werden und ein Kaiserschnitt war nötig.
Sie haben die Haut aufgeschnitten und auf rechts gedreht. Es war alles dran:

Benjamin
 
Nachtrag: 
Diese Art der Missbildung hat aufgrund ihrer relativen Häufigkeit einen eigenen medizinischen Namen: Schistosoma reflexum.

 

 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 


 

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Freitag, 14. Juni 2024

Ramses

Heute Nachmittag hat meine Lieblingskuh Lulu zum dritten Mal gekalbt. Und zum dritten Mal war es ein Bullenkalb.

In ihrer zweiten Laktation hat sie in 346 Melktafeb 9.002 kg Milch mit 4,14 % Fett und 3,49 % Eiweiß gegeben. Das sind 372 Fett-kg und 314 Eiweiß-kg, zusammen 686 FEK.
Die Zwischenkalbezeit betrug 424 Tage, wovon sie die letzten 78 trocken stand. 

Lulu hatte zwei Besamungen für die dritte Trächtigkeit.
2. Rambo PP (HB-Nr. 587537), die dann auch erfolgreich war.

Nach seinem Vater wurde er Ramses genannt.

Benjamin



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Dienstag, 11. Juni 2024

Gerste 2024

Jetzt kommt das diesjährige Gerstenfoto.
Die Rapsblüte ist für mich die schönste Zeit des Jahres, danach kommt gleich die Gerste im Juni. Wenn sich die noch grünen Grannen bei Sonnenschein im Wind wiegen:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gerste ist das Futtergetreide schlechthin für Milchkühe. In Brandenburg aber nicht, da ist es eine Marktfrucht die verkauft wird und dafür wird Roggen gefüttert, der auch auf den schwächeren Standorten ("Karnickelsand") wächst. 
 
Die Bedeutung der Wintergerste gegenüber anderen Getreidearten wird vermutlich zunehmen. Denn die Bestockung findet bei ihr vor der Vegetationspause statt und so kann sie die vermehrten Niederschläge im Winter nutzen und ist bei der Frühsommertrockenheit schon weiter entwickelt.
 
Benjamin


1469

Freitag, 31. Mai 2024

Zwillingsträchtigkeiten vermeiden - Teil 2

Letztes Jahr habe ich einen Post (27.11.2023) darüber geschrieben, wie man versuchen kann Zwillingsträchtigkeiten zu vermeiden.
Ein Ansatz sah ich in der verlängerten Laktation, dass wenn die Kühe nach der negativen Energiebilanz besamt werden sie auch in einem homonell stabileren Zustand sind.

Mit den Daten meiner "ewigen Abkalbeliste", die mehrere tausend Abkalbungen umfasst, habe ich eine Auswertung gemacht. Es kam nicht viel dabei raus...
Ich hatte vermutet, dass die durchschnittliche Zwischenkalbezeit niedriger ist, weil die Kühe bei einer frühen Besamung wahrscheinlicher Zwillinge bekommen. Die Zwischenkalbezeit ist sogar um zwei Tage höher. Da habe ich dann vermutet, das wäre durch Ausreißer mit sehr langen Zwischenkalbezeiten bedingt, die den Mittelwert hochziehen. Daher habe ich noch den Median berechnet. Und der unterscheidet sich gerade mal um einen Tag. 
Unterschiedlich ist der Besamungsindex, wo für eine Zwillingsträchtigkeit 0,2 Besamungen mehr nötig sind und der Anteil der Trächtigkeiten aus Erstbesamungen geringer. Das könnte bedeuten, dass Kühe die tendenziell eine schlechtere Fruchtbarkeit haben öfter Zwillinge bekommen.

Der erste Teil der Tabelle ist eine Auswertung zur Häufigkeit von Zwillingsträchtigkeiten. 4 bis 5 % von den gesamten Trächtigkeiten und bei Färsen mehr als bei Mehrkalbskühen wusste ich schon, aber nicht die Verteilung der Totgeburten. 
Die Totgeburten über alle Kalbungen nach Färsen und Kühen hat man zwar im Blick, weil das im Milchkontrollbericht ausgewiesen wird. 
Bei den Zwillingskalbungen sind die abartig hoch trotz dem wachsamen Auge bei anstehenden Zwillingen. Das war mir gar nicht so klar, hätte ich mal früher auswerten sollen... Zwillinge kommen zwar häufig vor und auch Totgeburten dabei, aber dann sind es im Verhältnis zu wenige um da mehr als ein Bauchgefühl dafür zu entwickeln.
Bei Drillingen hingegen kann man sich dann an alle einzelnen Kalbungen erinnern und da sind es dann 50 % Totgeburten und daher auch die Freude wenn alle leben (siehe Post vom 26.04.2023).
Und wieder gilt: Nur was man dokumentiert kann man managen. Quod scriptum est manet - Was geschrieben steht das bleibt, dem Motto des ICAR, dem Weltdachverband der Milchkontrolle































Auch wenn ich meine Theorie nicht bestätigen konnte war das Arbeiten mit der Liste auch eine Zeitreise durch den Kuhblog weil mir bei einigen der Zwillingskalbungen sofort passende Posts dazu eingefallen sind.
- Nr. 1109, das Einhorn, dass sie gleich zweimal Zwillinge hatte. Siehe Post vom 17.09.2013. Da stand sie als Jungkuh zum ersten Mal trocken vor der zweiten Kalbung. Bei der dritten und vierten Kalbungen hatte sie dann Zwillinge.
- Nr. 1237 (Siehe Post vom 24.05.2015). Die beim Transensortieren auf dem Weg in den Abkalbestall und nach der Kalbung auf dem Weg zum Melkstand zweimal durch die Ballenschnur als Treibwegbegrenzung rannte. Als eine der ältesten Kühe konnte sie sich wahrscheinlich nicht mehr an ihre erste Begegnung mit dem Elektrozaun erinnern.
- Nr. 1389 Truxa bei ihrer dritten Kalbung mit Kaspar und Truxi. Siehe Post vom 25.09.2015.

Benjamin
 
 
1468 

Dienstag, 14. Mai 2024

Neue Literatur

Mal über meine neuste Anschaffung von Fachliteratur.
"Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Milchkühen" der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE).
Autoren sind eigentlich sämtliche Tierernährungs-Professoren der deutschen Agrarunis.
Darin sind die ganzen Bedarfsformeln. Ich hatte auf eine Aktualisierung schon länger gewartet, da die letzte Ausgabe von 2001 war und in der Zwischenzeit ist die durchschnittliche Jahresleistung der deutschen Milchkuh von so 7.000 auf 9.000 kg gestiegen. Man bewegte sich da jetzt immer am oberen Ende des Gültigkeitsbereichs.
Neben den Kapiteln Energie, Protein, Faser, Mineralstoffe gibt es auch eins zur Schätzung des Methanausstoßes von Rindern.

Die neuen Formeln werde ich für meine alltägliche Arbeit jetzt adaptieren, vor allem solche die ich auswendig weiß für schnelle Überschlagsrechnungen.

Das Buch ist im DLG-Verlag erschienen und kostet 79,90 €. Ich mache keine Werbung dafür.

Benjamin
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Donnerstag, 25. April 2024

Automatisches Trockenstellen

Da ich letztens ein Werbe-E-Mail von GEA über AutoDry bekommen habe wollte ich jetzt mal einen Post zu dieser Thematik schreiben, wo ich bisher im Kuhblog nur über das Trockenstellen allgemein (siehe Post vom 24.02.2019), zum selektiven Trockenstellen (siehe Post vom 27.02.2019) und der Trockenstehdauer (siehe Post vom 07.09.2020) geschrieben hatte. 
 
Ein Problem beim Trockenstellen ist die Milchleistung der Kuh davor runter zu kriegen, um die Belastung des Euters gering zu halten.
Da war ich schon immer für das abrupte Trockenstellen, bei nur einmaligen Melken am Tag mit 24 h Zwischenmelkzeit ist es wie jeden Tag Trockenstellen und am nächsten Tag doch wieder zu melken.
 
Mit der verlängerten Laktation ist das Trockenstellen später auf der Laktationskurve und damit die Milchleistung meist schon ein Stück weit niedriger. Vielleicht um so 5 kg reduziert; genau ausgewertet habe ich das noch nie.

Die gängigste Methode ist die Energieversorgung der Kühe zurückzunehmen, bei hoher Leistung die Umstallung in die Altmelkergruppe mit einer Ration mit geringerem Energiegehalt. Das mache ich eh aus organisatorischen Gründen, dass alle Kühe zum Trockenstellen in einer Gruppe zum Melken kommen und nicht über die dreiviertel Schicht verteilt.
Umstellung auf die Trockensteherration hätte auch eine gute "Bremswirkung", aber dafür müsste man für die Kühe ein extra Abteil haben/abgrenzen können.
Ganz hungern lassen oder nichts zum Saufen geben kommt natürlich nicht in Frage, das wird aber als Negativbeispiel immer gerne aufgezählt.

AutoDry wurde 2022 auf der letzten Eurotier mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Es ist eine Softwarelösung, bei der automatische in 10 Tagen vor dem Trockenstellen die Milchleistung durch vorzeitiges Abnehmen des Melkzeugs reduziert wird. Der Computer berechnet dafür, nach wie viel Litern in der jeweilgen Melkzeit das Melkzeug abgenommen wird. Die verbleibende Restmenge im Euter erhöht den Innendruck und senkt die weitere Milchproduktion. Also genau wie beim abruptem Trockenstellen, bloß stückchenweise auf 20 Melkzeiten aufgeteilt. 
Der große Vorteil ist die Automatisierung dabei. Den Algorithmus bräuchte ich dafür eigentlich nicht, die jeweiligen Restmengen kann ich bestimmt selbst ausrechnen. Aber dann müsste man jede Melkzeit bei der Altmelkergruppe im Melkstand stehen mit einer Liste der vorgesehenen Restmengen und beim jeweiligen Erreichen manuell das Melkzeug abnehmen.

Vom Praxiseinsatz von AutoDry habe ich noch nicht gehört, fände es aber interessant mal Zahlen dahinter zu sehen.

Benjamin

1466

Mittwoch, 17. April 2024

ZWS 2404

Vor zwei Wochen wurde die Zuchtwertschätzung April 2024 veröffentlicht.
Die erste große Änderung ist die Einführung des Zuchtwerts für Futtereffizient (RZFE).
Die zweite Änderung ist die Umstellung der Basisabschreibung von einmal jährlich im April zu allen vier Monaten bei jeder Zuchtwertschätzung, also April, August und Dezember. Die nächste Basisabschreibung wird damit schon im August stattfinden.
 
Die Entwicklung der Zuchtwerte von Hype im Vergleich zum letzten April:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Benjamin
 

1465

Freitag, 12. April 2024

Rapsblüte 2024

Wie jedes Jahr gibt es im Kuhblog ein Foto der Rapsblüte.
Weil Raps in der Form von Rapsextraktionsschrot eine bedeutende Kultur für die Rinderfütterung ist. Weil für mich im April mit dem frischen Grün der austreibenden Vegetation und den gelb blühenden Rapsäckern die schönste Jahreszeit ist und weil seit nunmehr zehn Jahren das Rapsblütenfoto eine Tradition ist.

Und dieses Jahr ist es so früh wie noch nie, knapp drei Wochen früher als im Schnitt der Jahre. Im Februar und März gab es Temperaturrekorde und der Raps explodierte förmlich. Mitte März fiel es mir an einem der Rapsäcker der an meiner Stammstrecke liegt auf, dass der ins Schossen überging. Viel früher als üblich und für mich ohne Tagesgeschäft in der Bestandsführung doch überraschend trotz dem warmen Winter. Und Ende März sah man schon den gelben Schimmer und die ersten Blütenblätter, daran kann ich mich so früh im Jahr auch nicht erinnern.

Benjamin


 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

1464

Sonntag, 31. März 2024

Drehkreuz Abkalbebox

Das zweite Webinar war vom Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar, also dem LKV für Rheinland-Pfalz und dem Saarland zum Thema Abkalbung.

Der 1. Vortrag war von Fr. Mühring vom Tiergesundheitsdienst allgemein über Gestaltung und Bewirtschaftung von Abkalbeboxen. Groß Mitgeschrieben habe ich da nicht, weil sehr ähnlich zu meinen Posts zur Abkalbebox im Kuhblog (siehe Posts vom 29.03.2021 und 31.03.2021).

Etwas verwirrend fand ich bei der Auflistung von Krankheiten, bei denen die Abkalbung einen Einfluss haben kann "Kolostrummangel" beim Kalb. Das hätte ich bei der Kuh eingeordnet aufgrund Ketose schon vor der Geburt, schlechte Futteraufnahme usw. Aber damit war zu niedrige Kolostrumaufnahme des Kalbs gemeint und schlechtes Kolostrummanagement allgemein.

Der 2. Vortrag war von Dr. Scheu, der Tierärztin meines Stammbetriebs LVAV Hofgut Neumühle über Forschungsergebnisse um den Themenkomplex Abkalbung.

Schon begeistert hat sie von der UV-Desinfektion mit dem Milchtaxi erzählt, (siehe auch Post vom 09.01.2024) weil dessen größter Vorteil ist die Wetterunabhängigkeit auch bei Minusgraden. Und auch die einfache Handhabung, denn es muss nur eingeschaltet und lang genug bestrahlt werden.

Benjamin

 

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