Freitag, 30. Mai 2025

Blühende Luzerne

Ein Foto von blühender Luzerne am Wegesrand. In der Blüte so weit fortgeschrittene Luzerne sieht man selten weil sie normalerweise vorher geerntet wird: 
 

 
























Genau wie Gras wird Luzerne vor dem Übergang von der vegetativen in die generative Phase geerntet. In der Vegetativen Phase wächst die Pflanze und sammelt Nährstoffe um dann in der generativen Phase Samen zu bilden. Anschauliches Beispiel ist die Zuckerrübe, die im ersten Jahr die Rübe als Speicher bildet und nach dem Winter schosst, blüht und Samen bildet. Die Rübe wird halt vor dem Winter geerntet.
Bei der Luzerne hat man vor der Blüte den besten Futterwert mit den höchsten Energie- und Eiweißgehalten, der während der Blüte und Samenbildung dann "aufgebraucht" wird.

Für mich persönlich hat Luzerne auch daher eine besondere Bedeutung, weil ich über die Fütterung von Luzernesilage meine Bachelorarbeit geschrieben habe. Es war nur ein kleiner Teilaspekt eines größeren Forschungsprojekts, zu dem auch Parzellenversuche gehört haben, bei denen ich mit bonitiert habe. 
 
Benjamin
 

1493

Sonntag, 18. Mai 2025

Großtierärztin

Zu Kühen gehört auch immer die tierärztliche Versorgung und Betreuung. Für mich ist der Tierarzt kein zu verringernder Kostenblock sondern ein veterinärmedizinischer Dienstleister für die Sachen, die man als Bauer nicht kann und vor allem nicht darf.
 
Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk halte ich nicht viel, da dieser die Landwirtschaft nur als Skandalquelle für die Quotensteigerung ansieht. Abseits des linearen Fernsehns gibt es aber einige Ausnahmen wie die Serie "Lokalzeit Land.Schafft", die sich um die Landwirtschaft in NRW dreht. Meist geht es um spezielle Nischen, die Betriebe sich erschlossen haben, aber manchmal sind auch interessante Sachen dabei.
 
So eine Reportage über den Berufsalltag der Tierärztin Judith Schmittgens von der Tierarztpraxis Dr. Christof Mues aus Schmallenberg im Sauerland. Schmallenberg kennt man als Kuhbauer, denn danach wurde 2011 das Schmallenberg-Virus benannt.
 
Die Rinderpraxis kenne ich halt von der landwirtschaftlichen Seite, als Herdenmanager ist man für die Gesundheit der Herde zuständig und Kontaktperson zum Tierarzt, sowie Assistenz und Zuarbeit in vielfältiger Form. So waren für mich das eigentlich alles übliche und keine besonderen Fälle.
Die Lungenendoskopie kommt zwar nicht so oft vor, aber im Kuhblog habe ich schon mehrfach darüber geschrieben. (siehe Posts vom 24.09.2018, 15.02.2019, 18.02.2019)
Über das Einschläfern als sensibles Thema dagegen nie. Das Medikament habe ich gleich erkannt, das hat nämlich eine charakteristische blaue Farbe, dass man es nicht mit anderen verwechselt.
 
In dem Video sieht man sehr schön die Vielfalt des tierärztlichen Alltags und das Engagement von Judith kenne ich so von den allermeisten anderen Tierärzten auch, wobei sie das schon sehr begeistert rüberbringen kann.
 
Link zum Video auf YouTube -> "Einen Tag unterwegs mit der Großtierärztin"
 
Benjamin
 
 
1492

Montag, 5. Mai 2025

Gangarten beim Rind

Gestern hatte mein Bruder ein Video auf dem seine Mastfärsen und -ochsen über die Weide laufen und mein Gedanke dazu war: "Alle drei Gangarten vertreten - Schritt, Trab und Galopp."
 
Pferde haben bekanntlich die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp. 
Rinder sind Pferden grundsätzlich anatomisch ähnlich, beide sind vierbeinige Zehenspitzengänger. Wobei Pferde als Fluchttiere mehr auf Geschwindigkeit ausgelegt sind, Rinder bilden stattdessen "Wagenburgen". 
Die drei Gangarten kann man bei Rinder auch unterscheiden und wie bei Pferden der Geschwindigkeit nach zumindest beim Schritt noch einmal unterteilen.
 
Schritt
- Ist die normale Gangart bei allen Rindern, die Geschwindigkeit beträgt ungefähr ein Meter pro Sekunde und ist damit deutlich langsamer als ein Mensch..
- Beim Grasen bewegt sich das Rind langsam mit kurzen Schritten nach vorne. Es steht dabei immer in Schrittstellung weil der Hals zu kurz ist um den Boden zu erreichen. Daher sind Futtertische mindestens 15 cm über den Laufgangniveau, dass sie im parallelen Stand fressen können. 
- Schneller Schritt, das ist auf befestigtem Boden so schnell wie ein Mensch und auf Wiesen schneller.
Bei der Weidehaltung ist der schnelle Schritt wichtig für die größeren Distanzen von und zu den Weisen. Das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind wurde auch auf Marschfähigkeit gezüchtet, damit ist das weite Laufen im schnellen Schritt gemeint.
Eindrucksvoll sieht man den schnellen Schritt in der Herde beim Weideaustrieb ("endlich raus!") und Weideabtrieb ("endlich heim!").
 
Trab
Fast nur bei größeren Rindern, Kälber und Jungrinder scheinen das noch nicht zu richtig können und gehen dann vom Schritt direkt in den Galopp über. Ein Video von meiner Perle habe ich wie sie im Stroh galoppiert und zwischndrin ein paar Schritte trabt.
Oft traben die ersten Kühe einer Gruppe zum Melken oder es traben auch mal die Trockensteher zusammen zum Klauenbad und einige zum Schluss, die nicht so gut zu Fuß (nicht lahm!) sind, im schnellsten Schritt versuchen mitzuhalten.
Der Trab ist allgemein unerwünscht, da die Belastung der Klauen höher ist. Nur zwei statt drei Füße sind gleichzeitig auf dem Boden und durch die höhere Geschwindigkeit sind auch die dynamischen Kräfte höher. Auf nachgiebigen Böden (Weide, Einstreu, Gummi) sind die höheren Kräfte etwas abgeschwächt.
 
Galopp
Galoppiert wird selten und auch nur über kurze Strecken. Eher bei Kälbern, weil sie leichter und wendiger sind, aber auch bei Kühen wenn sie abhauen. Meist wird der Schwanz aufgestellt, das ist ein gutes Zeichen dafür, dass ein Rind losgaloppieren will ("Schwanz hoch und ab!").
 
Benjamin 


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Samstag, 19. April 2025

Rapsblüte 2025

Heute gibt es wieder das traditionelle Foto der jährlichen Rapsblüte im Kuhblog.

Weil der Winterraps in Deutschland eine wichtige Kultur ist, in der Milchviehfütterung der Rapsextraktionsschrot ein wichtiges Eiweißfuttermittel und die Blüte einfach schön aussieht und Farbe in die Landschaft bringt.

Das Foto entspricht mit einem einzelnen Blütenstand im Fokus nicht ganz der Tradition, hat mir aber so gefallen:

Benjamin





























1490 

Freitag, 11. April 2025

Neumühle 2025/0,5


Nur 0,5 weil ich nicht selbst auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle gewesen bin wegen der Seuchenlage mit der Maul- und Klauenseuche war ich dieses Jahr noch nicht dort gewesen.
Dafür war mein Bruder heute dort gewesen und hat mir Einiges berichtet.
Er hat dort für den aktuellen Fütterungsversuch beim Probennehmen geholfen. Und im Vergleich zu dem was ich vor inzwischen 14 Jahren für meine Bachelorarbeit gemacht habe ist das deutlich umfangreicher geworden:
- Blut
- Harn
- Kot
- Pansensaft
- Speichel mit Tupfer
- Ultraschall der Pansenwand
- allgemeine veterinärmedizinische Untersuchung

Der Eco-Protector UV-C am MilkShuttle (siehe Post vom 09.01.2024) wurde nach zwei Jahren Test jetzt übernommen. Die UV-Desinfektion ist seit langem im Betriebsablauf intergiert.

Es gibt jetzt einige Kleingruppeiglus für die Pärchenhaltung, neben der Größe auch an den zwei Eimerhaltern am Gatter zu erkennen:

 



















Noch weitere Infos den im Post zum letzten Neumühle-Besuch (siehe 18.09.2024) genannten Kühen:
 
1802 Moral (Numero Uno x Mascalese) hatte bei der dritten (1. plausible) Wiegung nach der Abkalbung Mitte November 878 kg. Da gehe ich von aus dass sie während des Trockenstehens um die 950 kg hatte. Die Waage ist im Rücktrieb vom Melkstand, sodass die Kühe immer zum gleichen Zeitpunkt im Tagesablauf gewogen werden. Ein Problem ist aber die Wiegung mit nur drei Füßen, das muss dann für die Auswertung mit Ausreißerbereinigung korrigiert werden.
Aktuell ist sie in der 5. Laktation. Das hatte ich auch anhand ihrer Stallnummer (siehe Post vom 26.02.2022) geschätzt, dass sie zum vierten Mal vor der fünften Kalbung trocken steht.
Sie hat 148 Melktage und ein Tagesleistung von 43 kg.
 
2157 Ludowika (Greenwich x Semino x Fever x Ramos), die "Glubschi" ist noch immer in der 1. Laktation. Im November 2023 erstmals gekalbt hat sie jetzt 518 Melktage und liegt noch bei 30 kg Tagesleistung, was wieder einmal die gute Persistenz der Jungkühe zeigt.

Benjamin


1489

Dienstag, 8. April 2025

ZWS 2504

Letzte Woche wurde die diesjährige April-Zuchtwertschätzung veröffentlicht.
Was Neues gab es auch: Keine Neugewichtung für Zuchtwerte oder ganz neue Zuchtwerte sondern eine große Umstellung in der Zuchtwertschätzung selbst.
Bisher waren verschiedene Zuchtwerte (töchtergeprüft, pedigree, genomisch) separat berechnet worden und dann zum Schluss in einen Einzigen zusammengefasst.
Jetzt wurde das Single-Step-Verfahren eingeführt, in dem alle Informationen direkt in einem einzelnen Schritt verrechnet werden. Da dann für diesen Zuchtwert mehr Informationen vorliegen steigt die Sicherheit der Zuchtwertschätzung. Bei den Gesundheitszuchtwerten (RZGesund) sogar um 14 %. Da die Sicherheit der Zuchwerte ein Faktor für den Zuchtfortschritt ist wird dieser ansteigen wie vor 15 Jahren als mit der Einführung der genomischen Zuchtwertschätzung der Faktor Selektionsintensität zunahm.
 
Hier die genaue Erklärung beim VIT: --> Link
 
Mein Vergleich der Zuchtwertentwicklung von Hype. Da ist jetzt die Zuchtwertabschreibung und die Veränderungen durch das Single-Step-Verfahren beides enthalten. Die höhere Sicherheit bei den Gesundheitszuchtwerten sieht man gleich:



 























Benjamin
 

 
1488 

Samstag, 22. März 2025

Stallkarte

Die Stallkarte ist eine analoge Arbeitsmittel für das Herdenmanagement.
In der Anbindehaltung hatte jede Kuh über ihrem Platz eine Stalltafel mit den wichtigsten Daten zur Fruchtbarkeit. Da sie im Laufstall dann umherliefen wurden im Büro Karten geführt, die auch von der Information umfangreicher sind. Mit dem Aufkommen der Kuhplaner für den PC sind sie mehr und mehr außer Gebrauch gekommen, auch wenn sie es heute noch gibt.
 
Die Stallkarte hat ungefähr das Format DIN A4 und besteht aus gelbem, starken Papier (300 g/m² ?), dass sie auch ein Kuhleben lang hält.
 
Mit Stallkarten hatte ich erst in Boberow zu tun, ob es die im Westen überhaupt gibt weiß ich gar nicht. Jedenfalls habe ich an meinem ersten Arbeitstag einen ganzen leeren Milchpulversack voller alter Stallkarten weggeworfen. Die waren anderthalb Jahre nicht mehr geführt worden und auch keine neuen mehr geschrieben; also unbrauchbar bzw. nur mit großem Aufwand zu aktualisieren.
Die Agrar Boberow hat früher mit Agrocom Superkuh als Kuhplaner und den Stallkarten als analoge Variante gearbeitet und dann das System der Landgenossenschaft Pröttlin übernommen mit HERDE und den Besamungsbüchern, die quasi eine abgespeckte Form der Stallkarte in Buchform statt Kartei sind.
 
Im HERDE und HERDEplus gibt es immer noch einen Button "Stallkarte" mit dem die Daten der Kuh im Stil der Stallkarte angezeigt werden können. Diese Funktion verwende ich in der Ausbildung, da die Stallkarte zum Lernstoff gehört.
 
Vorne auf der Stallkarte sind die Informationen zur Kuh. Oben links die Ohrmarkennummer, Stallnummer und Geburtsdatum. Darunter die Ansicht von beiden Seiten, auf der mit schwarzem oder rotem Stift die Fellzeichnung gemalt werden kann. Das ist eine Art primitives Kuhortungssystem, dass man sich die Fellzeichnung von der Stallkarte einprägen kann um die Kuh in der Gruppe schneller finden zu können.
Im HERDEplus gibt es sogar die Funktion im Programm ein Foto der Kuh einzufügen, das wird aber hier in der Stallkarte nicht ausgegeben.
 
Oben in der Mitte ist die Abstammung, die Vorfahren der Eltern-, Großeltern- und Urgroßelterngeneration, wichtig für die Anpaarungsplanung.
Das sind Aufkleber, die es mit dem monatlichen Milchprüfbericht nach der Milchkontrolle vom LKV gibt. Für jedes im letzten Monat geborene und unter Zuchttier gemeldete Kuhkalb gibt es einen Aufkleber, dass für das Kalb eine Stallkarte angelegt werden kann.
 
Darunter ist der Leistungsnachweis, auf dem die bisher abgeschlossenen Laktationen aufgeführt sind mit den jeweiliegn Daten.
Diese Aufkleber gibt es auch monatlich für alle Kühe die ihre aktuelle Laktation abgeschlossen haben, entweder wegen Trockensteller oder auch Abgang.
 
 


 














 
Auf der Rückseite sind die Fruchtbarkeitsdaten vermerkt. 
Oben sind die Monate aufgeführt und links die Jahre. Wenn eine Färse erstmals zur Besamung zugelassen wird fängt man in der oberen Zeile an. Wird dann alles zur Fruchtbarkeit eingetragen: Brunsten, Besamungen, Trächtigkeitsuntersuchungen, Kalbungen usw.
Da die Stallkarten noch aus der Zeit stammt, als jedes Jahr ein Kalb pro Kuh geplant war ergibt würden dann alle Kalbungen, Besamungen und TUs jeweils in einer Spalte untereinander stehen.
 






















Benjamin
 
 
1487

Sonntag, 16. März 2025

Genetische Streuung

Genetische Streuung ist umgangssprachlih, weil es die phönotypische Streuung betrifft. 

Michael hatte zum Post über die Kreuzung mit INRA 95 (vom 07.08.2021) folgenden Kommentar geschrieben:
"Aufgrund der vielen verschiedenen Rassen im Stammbaum dürfte es bei den Kälbern zu einer starken Streuung in den Merkmalen kommen. Wie sind die Erfahrungen ?"
 
INRA 95 ist eine synthetische Rasse, d.h. zu Beginn wurden die ganzen Ausgangsrassen gekreuzt und dann in Reinzucht mit den gleichbleibenden Blutanteilen weiter gezüchtet.
In der Mastanpaarungen ist es vergleichbar mit anderen Fleischrinderrassen. 

Da Charolais der größte Anteil der Ausgangsrassen war sind die Kreuzungskälber vergleichbar mit solchen von Uckermärkern und Charolais selbst.
 
Benjamin
 
1486

Sonntag, 23. Februar 2025

400.000 Leser

Diese Woche hat der Kuhblog die Marke von 400.000 Lesern überschritten!

Ein Herzliches Dankeschön an alle Leser!

Daher gibt es jetzt mal wieder einen Statistik-Post. 
Speziell beziehe ich mich dabei auf die letzten 12 Monate, weil als längeren Zeitraum gibt es nur noch die gesamte Zeit vom Anfang an und bei über 11 Jahren hat sich da nicht allzu viel im Vergleich zu den letzten Statistiken geändert.
 
Verweisende Links die Google-Seiten von den verschiedensten Ländern und erst um den 10. Platz rum kommt der Kuhblog selbst.
Weitergeleitete Suchbegriffe sind eigentlich nur noch welche von mir selbst in der Liste wenn ich explizit nach einem Posts gegoogelt habe, weil ich in den letzten Jahren so langsam doch nicht mehr an jeden einzelnen mit Veröffentichungsdatum mehr erinnern kann.  

Die beliebtesten Posts in den vergangenen 12 Monaten:
1. Proteinverdauung im Pansen (siehe Post vom 04.06.2021). Das ist bei Google der Toptreffer für "Proteinverdauung Rind" und "Proteinverdauung Pansen".
2. Ausgekugelte Hüfte (siehe Post vom 03.03.2019). Toptreffer für "ausgekugelte Hüfte Rind" und "ausgekugelte Hüfte Kuh". Zudem noch mit Foto.
3. 100.000er Serie - L203 (siehe Post vom 09.01.2017). Toptreffer für "Stall L203". Die L203 sind nach 60 Jahren immer noch eine feste Größe in der ostdeutschen Milchviehhaltung.
4. Trockensubstanz (siehe Post vom 21.05.2021). Eine wichtige Grundlage in der Fütterung. 
5. Horn absägen (13.03.2021). Auch wieder ein Toptreffer für "Horn absägen".
 
Als Screenshots die Aufschlüsselungen der Zugriffe, wo ich nur die ersten sieben ausgewiesenen Plätze drauf habe, weil man den Rest eh nicht erkennen kann.
 
Nach Betriebssystem.

 
 














Das Verhältnis Android zu Iphone war vor 10 Jahren noch halb - halb gewesen.



Nach Browser.



 














Chrome hat mittlerweile mehr als dreiviertel Anteil, das ist kontinuierlich gestiegen.



Nach Ländern.


 









Die allermeiste Zeit war die USA auf dem zweiten Platz, wegen Google, den wichtigen Internetknoten und ganzen Geheimdiensten. 2014 zu Beginn des Ukrainekriegs war die Ukraine eine Zeit lang vorne dabei. Singapur und Hongkong sind erst im letzten Jahr so stark vertreten, da nehme ich an, dass da die Zugriffe aus China drüber laufen.


Benjamin 

1485

Sonntag, 19. Januar 2025

Maul- und Klauenseuche

Eigentlich wollte ich heute mal wieder meinen Stammbetrieb Hofgut Neumühle besuchen. Aber das habe ich wegen der Maul- und Klauenseuche abgesagt. Akut ist zum Glück gar nichts, bloß in der aktuell angespannten Situation für die Biosicherheit muss man sehr vorsichtig sein.
 
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist die Tierseuche schlechthin und im Alltag gar nicht präsent. Natürlich ist man sich der Bedeutung der Biosicherheit (siehe Posts vom 18.03.2020 und 21.03.2020) bewusst und bemüht. Man kennt auch die Notfallpläne für den Tierseuchenfall, die sind gut für Albträume. Man weiß, was da auf einen zukäme, aber es ist zum Glück immer weit weg gewesen.
Größte Gefahr ist die extrem hohe Ansteckungsgefahr. Die Viren können gefühlt über sämtliche Wege übetragen werden und sind dazu sehr dauerhaft.
 
Am Freitag letzter Woche gab es einen Ausbruch in Brandenburg, nur wenige hunderte Meter vom östlichen Stadtrands Berlin entfernt. Eine kleine Herde an Wasserbüffeln in Freilandhaltung war betroffen, die Infektion ist da leichter möglich.
Eigentlich war das ein Glück im Unglück, denn im Berliner Speckgürtel gibt es nicht so viel Landwirtschaft. Daher mussten im angeordneten Sperrkreis nur rund 250 Tiere getötet werden.
Im 10 km-Beobachtungsradius liegt nur ein Milchviehbetrieb; das ist der Standort Werneuchen der Stadtgut Berlin Birkholz (siehe auch Post vom 24.03.2018) und dort müssen sie laut Medienberichten jeden Tag 33.000 l Milch wegschütten, weil die wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr nicht zur Molkerei transportiert werden darf.

Letztmals war in Deutschland die Maul- und Klauenseuche 1988, das war aber in Westdeutschland gewesen (NIedersachsen). 2001 - lange vor meiner Kuhzeit - kann ich mich dran erinnern; gefühlt in den Medien die Nachfolge von BSE. Das waren in Deutschland jedoch nur Verdachtsfälle und in England, Niederlande und Frankreich große Ausmaße.
 
Für Brandenburg wurden zunächst bis Montag und dann noch zweimal verlängert bis Freitag ein Transportverbot für Klauentiere verhängt. Nächste Woche kann es jetzt mal wieder normal laufen, nachdem es keine neuen Fälle und nur einen negativen weiteren Verdachtsfall gegeben hat.
Wegen des nun für ganz Deutschland verloren gegangen Tierseuchenfreiheitsstatus für MKS  kommen Einschränkungen im Export. Als erstes war Südkorea dran mit Schweinfleisch, dann die Niederlande mit einem Einfuhrverbot für Kälber. Da jährlich mehrere hunderttausend Kälber dorthin exportiert werden wird das den Kälberpreis sicher drücken.
Insgesamt wird der bevorstehende Schaden für die Landwirtschaft auf Milliardenbeträge geschätzt. Das System von Import und Export funktioniert sehr gut, bloß wenn kein Export mehr möglich ist gerät das aus den Fugen.

Benjamin
 


1484

Donnerstag, 12. Dezember 2024

ZWS 2412

Letzte Woche wurde die Dezemberzuchtwertschätzung der Deutschen Holsteins für 2024 (ZWS 2412) veröffentlicht.
Es war mal "nur" eine Zuchtwertschätzung ohne die Einführung neuer Zuchtwerte. Davon gab es bei den letzten Zuchtwertschätzungen einige:
August 2023 RZÖko - Zuchtwert für ökologische Milchviehhaltung
April 2024 RZFE - Zuchtwert Futtereffizienz
August 2024 RZRobot - Überarbeitung Zuchtwert Robotereignung mit neuen Merkmalen und Gewichtungen
 
Aber es fand nun zum zweiten Mal die Zuchtwertabschreibung im 4-Monats-Rhythmus statt. Da die Abschreibungen nicht veröffentlicht werden habe ich mich wieder meinem Trick bedient die jeweiligen Zuchtwerte von Hype zu vergleichen. Mit seinen mittlereweile über 4.500 Töchtern und einer Sicherheit von 99 % in den wichtigsten Zuchtwerten kommen bei ihm die Änderungen nicht mehr durch weitere Töchterinformationen sondern durch die Abschreibung zustande.
Ich habe schon mehrfach geschrieben, dass Hype züchterisch "durch" ist, jetzt werden schon mehr seiner Enkelinnen als seine Töchter in den Herden sein.
Seit der letzten Zuchtwertschätzung im August sind noch einmal 15 Töchter in der Milchleistungsprüfung dazu gekommen und 3 mit Exterieureinstufung.
Erkenntnis: Die Abschreibungen fallen niedriger aus als im August, der Zuchtfortschritt scheint über das Jahr nicht gleichmäßig verteilt zu sein: 
 
 
 
Benjamin


1483


Samstag, 30. November 2024

Eurotier 2024 - Teil 2

Im Kuhblog habe ich schon mehrfach über Landtechnik mit Elektroantrieben geschrieben (siehe auch Post vom 08.11.2023). Elektrische Antriebe bieten mit der Möglichkeit der Nutzung selbsterzeugten Stroms von Photovoltaikanlagen auf den Stalldächter und von Biogasanlagen für die Güllevergärung die Milchviehhaltung unabhängiger von fossilen Treibstoffen mit ihren Sanktionen und Boykotten zu machen.

Mit dem Fortschritt in der Batterietechnik werden es immer mehr Anwendungen und Fabrikate, die dann auch auf der Eurotier ausgestellt werden.

Von Faresin der Leader PF Full Electric ein selbstfahrender Futtermischwagen und der 6.26 Full Electric, ein Teleskoplader der wie ich sie nenne 2x2-Klasse - 2 m breit, 2 m hoch. Der Leader ist aktuell aber nur was für kleinere Betriebe mit 14 m³ und 4 Mischungen pro Akkuladung:



 













 

Sgariboldi Koala 2,5 Cart. Ein elektrisch angetriebener Mischwagen mit 2,5 m³ Inhalt, der von einem Weidemann e-Hoftrac geschoben wird - die vorderen Stützräder sieht man auf dem Foto nicht:



 









 

Westermann CM2 Pro E-Lectric. Die elektrische Ausführung des Spaltenschiebers Cleanmeleon, der normalerweise einen Benzinmotor hat. Für die Arbeit im Stall ist der Elektroantrieb ohne Abgase und vor allem wegen der weit geringeren Lautstärke ideal:












 
 
 
Benjamin
 
 
1482

Sonntag, 24. November 2024

Eurotier 2024 - Teil 1

Auf der diesjährigen Eurotier war ich nicht gewesen. Dafür aber mein Bruder, von ihm stammen die Fotos. 
Einen Überblick über die Neuheiten und Medaillen hatte ich schon halbwegs, was man so aus der Presse mitbekommt.
 
Der Trend ist weiterhin ganz klar die Digitalisierung, Alles was unter Künstlicher Intelligenz verkauft wird, Automatisierungstechniken und was mir aufgefallen ist: Verstärkt Aktivitätsmessungssysteme für Jungrinder.

Silbermedaillengewinner Easyfill von Hiko. Im Deckel für den Tränkeeimer ist ein ventilartige Öffnung, dass man den Eimer mit der Dosierpistole vom Milchtaxi nachfüllen kann ohne den Deckel abnehmen zu müssen:























Silbermedaillengewinner Atmowell von SKW Piesteritz zusammen mit Betebe. Ein Mistschieber der Ureaseinhibitor auf die Laufgangflächen sprüht um Ammoniakemissionen zu reduzieren:
 























Melkroboter von Afimilk, bei dem ein Roboterarm im Side-by-Side-Melkstand an der Grubenkante entlang fährt und wie ein Melker die Kühe vormelkt und die Melkbecher ansetzt. Ein Roboter kann bis zu sieben Melkplätze bedienen, maximal wäre ein Doppel-30er Melkstand möglich. Also dann 10 Roboter. Es wird aber trotzdem ein Melker benötigt, der gegebenfalls eingreifen kann, so wie beim Robotersystem. Das System soll in bestehende Melkstände nachrüstbar sein und in Deutschland dann von Lemmer Fullwood vertrieben werden:































Kuhn Aura, autonomer Futtermischwagen. Ein selbstfahrender Fräsmischwagen, der ohne Fahrer unterwegs ist. Der ganze Fräsarm ist seitenverschiebbar, um ohne Rangieren am Silostock mehrere Bahnen nebeneinander abfräsen zu können:
 























Peecon/USA Equipment Vierschnecken Vertikalmischwagen mit Quadremfahrwerk und 60 m³ bzw. 2200 Kubikfuß, was aber 62 m³ wären. Mit drei NIR-Sensoren in der Wanne. Leergewicht 25 t und 30 t Zuladung und mindestens 300 PS Leistungsbedarf. Bei der Studienreise in Idaho vor zehn Jahren habe ich dort einige Peecons mit 3 Schnecken und 45 m³ gesehen:
 



 

 









Von Urban das Messemodell eines EcoProtector UV-C (vgl. Post vom 09.01.2024) ohne MilkShuttle hinten dran. Weil da gäbe es Nachfrage nach der UV-Desinfektion als alleiniges Gerät ohne das Milchtaxi immer dafür nehmen zu müssen:





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fortsetzung folgt!

Benjamin


1481

Dienstag, 12. November 2024

Prüfverfahren

Seit Oktober gibt es in Rheinland-Pfalz (bzw. LKV Rheinland-Pfalz-Saar) bei der Milchleistungsprüfung auch die Prüfmethode B zur Auswahl. (-> Link). Das hat mich gewundet, dass die bisher ausschließlich mit der Prüfmethode A gearbeitet haben.
 
Das Prüfverfahren steht oben rechts auf dem Milchkontrollbericht. Das Eigene kennt man halt und kann es auch erklären: BL42. Betriebseigene Prüfer, konstante Probe, Vier-Wochen-Rhythmus und zweimaliges Melken. Diese Informationen sind wichtig für den LKV zur Hochrechnung der Leistung. Die Milchleistungsprüfung gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts und da sind mittlerweile Milliarden an geprüften Gemelken zusammen gekommen, sodass mit Hilfe dieser Datengrundlage aus den relativ wenigen Gemelken (ein Tag pro Monat) sehr sicher die Jahresleistung errechnet werden kann.

Vom Bundesverband Rind und Schwein die Richtlinie zu den Verfahren für die Durchführung der Milchleistungsprüfung. Da steht dann Alles detailiert drin, wovon ich nur einen Bruchteil wusste.

Vier Stellen des Prüfverfahrens.
1. Prüfmethode
 A - durch Prüfbeauftragte des LKV
 B - durch betriebseigene Probennehmer; das sind in den Neuen Ländern um die 75 %
 C - Kombination von A und B, da habe ich noch nie davon gehört
2. Prüfschema
 Da gibt es sehr viele Verschiedene. Häufige sind:
 S - anteilige Probe; vom Gemelk wird eine proportionale Probe genommen. z.B. 15 Liter  
 morgens werden 10 ml Probe genommen und abends bei 20 Liter dann 13,3 ml oder bei
 12 Liter 8 ml.
 B - konstante Probe; von jedem Gemelk wird eine gleich große Probe genommen, z.B. je 10  
 ml.
 M - alternierende Probe; es wird nur eine Probe bei einer der Melkzeiten genommen, einen 
 Monat morgens, einen Monat abends.
 E - beim Roboter werden 24 h lang Proben anteilig von allen Gemelken genommen, 
 wodurch die Anzahl der Gemelke aus der die Probe genommen wurde zwischen den Kühen 
 schwanken kann.
3. Prüfintervall; das geht von D für täglich und die Zahlen von 1 bis 9 für Wochen. 4 für alle vier Wochen (einmal im Monat bzw. 11 mal im Jahr bei einem Monat Pause) sind üblich. Das ist ein guter Kompromiss aus Aufwand und Genauigkeit.
4. Melkfrequenz; Melkungen pro Tag; 2, 3 oder R für Melkroboter.

Mein Verfahren ist das oben erwähnte BL42 - Betriebseigene Prüfer, konstante Probe, Vier-Wochen-Rhythmus und zweimaliges Melken.
Die Probenflaschen werden in der Vorbereitung den Kühen zugeordnet und wenn man die Probe der Kuh hat dann in die jeweilige Flasche.
Vollautomatische Anzeige der Flaschennummer: siehe Post vom 23.06.2015.
 
Wie ich das Probennehmen im Studium auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle gelernt habe, da kann ich mich nicht an die genaue Bezeichung des Prüfverfahrens erinnern. Ich würde sagen es war BS12. Die Doktorandin machte die nachmittägliche Melkzeit und ich als angegliederter Bachelorand die morgendliche. Es wurden jeden Sonntag/Montag Proben genommen um im Fütterungsversuch genügend Werte und auch Entwicklungen in der Leistung bzw. Milchinhaltsstoffen abdecken zu können. Seit einigen Jahren machen sie das auf der Neumühle immer wöchentlich, davor wurde während den Versuchen wöchentlich und außerhalb normal vierwöchig gemacht.
Bei der anteiligen Probe lief das damals mit einem alten Palm (16 MB-SD-Karte!) in dem die Kuhnummer und die Milchmenge (von der Anzeige des Terminals) eingegeben wurde. Abends wurden die Probenflaschen fortlaufend vergeben. Das waren kleine Kästen mit 50 Flaschen und 42 Kühe im Versuch zu beproben. Jede Probe waren 10 ml. Morgens wurde wieder die Kuhhnummer und Milchmenge eingegeben und dann angezeigt wieviel in welche Probenflasche gegeben werden musste.

Benjamin


1480

Samstag, 26. Oktober 2024

Uhr umstellen

Heute Nacht wird die Uhr wieder auf Normalzeit umgestellt. Das wird auch höchste Zeit, denn der Sonnenstand passt gar nicht mehr. Noch spätsommerliche Temperaturen, aber es wird erst um halb acht hell.
 
Bei der Zeitumstellung gab es ja vor einigen Jahren das Vorhaben der EU die abzuschaffen, aber dann kam Corona dazwischen usw. usf. Die damalige Hoffnung auf eine Verbesserung habe ich nicht mehr.

Für Milchkühe ein Stressfaktor ist die verlängerte (bzw. im Frühjahr verkürzte) Zwischenmelkzeit.
Die Lehrbuchmeinung ist die Zeitumstellung daher über mehrere Tage schrittweise zu verteilen, z.B. 4x je eine viertel Stunde.
 
Ein einziges Mal (Okt. 2013) habe ich das gemacht, Sonntagmorgen eine halbe Stunde früher um 2:30 Normalzeit und dann Nachmittags wieder die üblichen 14:00.
Und danach nie wieder, sondern in einem Schwung, weil sobald einer von der Mannschaft nicht an die stückweise Verschiebung denkt gibt es schon Chaos.

Das ganze Jahr über nach Normalzeit zu arbeiten wäre die auf den ersten Blick die sinnvollste Lösung. Da könnte man sich den Umstellungsstress alle halbes Jahr sparen. Bloß dann muss man alle halbes Jahr die Zeit für die Umwelt anpassen: Wie Futteranlieferung, Milchauto oder Kollision Schichtbeginn und Kindergarten.

In den letzten Tagen war zur Zeitumstellung viel in der Agrarpresse zu lesen, der Haupttenor war, dass das mit Melkrobotern kein Problem ist und Futter gibt es eh immer. Mit den Melkrobotern ist natürlich richtig, denn da jede Kuh ihren eigenen Melkrhythmus hat und nicht auf die Uhr schaut. Beim Futter sehe ich es doch als Problem, weil es üblicherweise mit den Melkzeiten abgestimmt ist und auch die Menge für eine Stunde mehr angepasst werden muss.

Und die Umstellung auf einmal hat zumindest im Oktober den Vorteil, dass man wirklich eine Stunde länger schlafen kann.
 
Benjamin
 

 
1479

Dienstag, 1. Oktober 2024

Scheitel-Steiß-Länge

Habe ich letztens von einer Diskussion gelesen bzgl. Aborten durch Blauzunge. Wenn man eine abgestoßene Frucht im Stall findet und man diese keiner Kuh zuordnen kann. Über die Scheitel-Steiß-Länge (SSL) kann man die Dauer der Trächtigkeit abschätzen und damit die betroffene Kuh finden.
Bei Kleinst- und Kleinbetrieben mag das gut klappen, wenn man es auf einige wenige Kühe einengen kann. In unseren Größenordnungen aber eher weniger. Der Großteil der Arbeit wäre zunächst mal einfach: Zollstock raus (immer dabei!), Kalb messen, passende Kühe der Gruppe im HERDE suchen und in die Selektion eingeben. Bloß dann hat man bestimmt 30 - 50 Kühe im Nachwartehof stehen...

Wie man von der Scheitel-Steiß-Länge auf die Trächtigkeitsdauer kommt:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benjamin

 

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