Freitag, 21. Februar 2020

Milchtour - Teil 2

Bei der Vortragsveranstaltung der Milchtour war der dritte Vortrag von Dr. Wippermann von der Klinik für Klauentiere der Uni Leipzig, der am Projekt KUH-mehr-Wert-Navigator beteiligt ist, wo ein System entwickelt wird, dass durch eine kontinuierliche Betriebsanalyse Verbesserungspotential in Milchviehbetrieben erschließen soll. Quasi der Kuhwert (vgl. Post vom 03.02.2018) zur Bewertung der einzelnen Kuh auf die gesamte Herde und ihre Haltung ausgweitet.
Es ging um die Wasserversorgung von Milchkühen, immerhin ist Wasser das wichtigste Futtermittel überhaupt und auch der größte Bestandteil der Milch.
Kühe saufen von 50 bis weit über 100 l Wasser am Tag, in Portionen von rund 10 Litern in einer halben Minute.
In 12 Brandenburger Michviehbetrieben wurde die Tränkewassersituation genau untersucht und vermessen. 
- Wasserqualität ist selten ein Problem, wenn dann geogen bedingt was auch den Geschmack beeinträchtigen kann.
- Verschmutzung durch Kot ist eher selten, mehr durch Stroh und Futter, auch bildet sich ein Biofilm, besonders unter den Verkleidungen von Schwimmerventilen. Beim Futter habe ich die Beobachtung vor dem Zugeben von Wasser in die Ration gemacht, dass vor allem das Mineralfutter sich in den Tränken ansammelt. Eine Reinigung am Tag ist sinnvoll. Das Wasservolumen aller Tränken wäre dabei nicht zu vernachlässigen, weil so pro Kuh und Jahr schnell 2 - 3 m³ in die Gülle fließen. Da die Kuh nur 10 - 15 cm Wassertiefe braucht (die Nasenlöcher sind über Wasser!) sind flache Tränken sinnvoller als Badewannen.
- Ausreichend Tränken. Da wurde eine Art "Auffüllzeit" für die Kühe berechnet. Einzeltränken und jeweils 60 cm Trogtränke wurden als Einzelplatz gerechnet mit einem Durchfluss von 20 l/min oder wenn darunter anteilig. Wobei es viele Tränken gibt die unter 5 l/min pro Minute schaffen, die nenne ich immer verächtlich "Pisstränken". Und mit dieser verfügbaren Tränkenleistung soll die Herde innerhalb von 10 Stunden ihren täglichen Wasserbedarf decken können.
- Die Messung des Kreatingehaltes im Urin, der einen Rückschluss über die Wasserversorgung des Einzeltieres zulässt. Das wurde auch bei der Bestandsuntersuchung durch die FU Berlin gemacht (siehe Post vom 06.04.2017). Dabei kam heraus, wenn auch 12 Betriebe als Grundgesamtheit arg wenige sind, dass die mit guter Wasserversorgung um 1 Liter höher in der Milchleistung lagen.
Als Gesamtfazit soll besonders die Wasserversorgung der Trockensteher ins Auge gefasst werden, dass insbesondere diese nicht in einen Wassersparmodus gehen mit den gesundheitlichen Folgen.

Der vierte Vortrag war von Dr. Simon vom RBB über aktuelle Projekte in der Zucht.
Zuerst über Cowpare, das gerade von den Zuchtverbänden und Landeskontrollverbänden von Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern entwickelt wird. Es ist eine Online-Anwendung zum Benchmarking im Vergleich zu anderen Milchviehbetrieben. Es basiert auf den ganzen Daten die im Rahmen der Milchleistungsprüfung erhoben und im Rechenzentrum des VIT in Verden verarbeitet werden. Insgesamt stehen 550.000 Kühe dahinter und die Daten werden in ihrer Gesamtheit täglich aktualisiert und für den einzelen Betrieb nach der monatlichen Milchkontrolle. Insgesamt sollen es dann über 150 verschiedene Kennzahlen geben und man kann sich die Vergleichsgruppen individuell zusammenstellen (z.B. nach Größe, oberes Viertel usw.). Dazu soll es Alarmfunktionen geben wenn Kennzahlen vorgegebene Grenzen unter-/überschreiten.
Finde ich sehr interessant, da es viel Rechenaufwands "per Hand" für ein straffes Benchmarking einspart und viel mehr Vergleiche ermöglicht als die Milchkontrollberichte und die Jahresberichte.
Zweiter Teil war über den Betriebs Ökonomischen Gesamtindex. Statt des Relativ Zuchtwert Gesamt (RZG) für alle Deutschen Holstein einen betriebsindividuellen Zuchtwert aufzustellen. Aus den Daten der Kühe und ihrer Zuchtwerte werden die genetischen Effekte der einzelnen Zuchtwerte berechnet, z.B. Milchleistung bei RZM oder Totgeburten bei RZK. Dann die ökonomischen Effekte dazu (Milchpreis, Aufzuchtkosten usw.) und daraus die wirtschaftliche Gewichtung der einzelnen Zuchtwerte im Gesamtindex. Da sich diese vom allgemeinen RZG unterscheidet können die Besamungsbullen und auch die Kühe neu bewertet und auch im Anpaarungsprogramm berücksichtigt werden.

Als fünfter Vortrag gab es noch die Betriebspräsentation der Agrargenossenschaft Ranzig eG durch den Leiter der Tierprodktion, Hrn. Rußig. Dort fand dann nach der Mittagspause die Betriebsbesichtigung statt.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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