Montag, 31. Juli 2023

Entwicklung - Kälberaufzucht

In der Kälberaufzucht hat sich die letzten zehn Jahre auch einiges getan.
 
- Kälber-Trocken-TMR. Die begleitet mich seit 15 Jahren schon in meiner ganzen Rinder-Laufbahn. In den letzten zehn Jahren hat sie sich doch schon recht weit verbreitet, von komplett selbst gemischt bis im Bigbag als Handelsware.
 
- Ad-libitum-Tränke und intensive Tränke. Vor zehn Jahren war da Dr. Kunz aus Futterkamp ein Vorkämpfer, damals noch empfohlen vier Wochen ad libitum und dann sechs Wochen eine etwas höhere Kurve als üblich. Über die Jahre wurde die Dauer der hohen Tränkemengen und auch die Gesamttränkedauer immer länger. Aktuell geht es bis vier Monate.
 
- Das Verbot von Kaliumhydroxid zum Kälberenthornen, das viel schonender war als das Sedieren und Ausbrennen. 

- Das Lex-Otte-Kinast, dass seit diesem Jahr die Bullenkälber erst mit vier Wochen verkauft werden dürfen. Ein riesiger Aufwand und Millionenverluste für die deutsche Milchviehhaltung, mit negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit. 
 
- Pärchenhaltung von Kälber in den ersten Lebenswochen. Was vor zehn Jahren noch undenkbar war, weil sich zwei Kälber in einem Iglu immer wieder gegenseitig mit Durchfall anstecken funktioniert inzwischen bei vielen Betrieben gut, wahrscheinlich auch weil mit moderen Tränkesystemen die Kälber bei intensiver Fütterung mehr Energie und damit ein stärkeres Immunsystem haben. Probleme sind da eher die spätere Neigung zum gegenseitigen Besaugen und dass in ein übliches Einzeliglu halt keine zwei Kälber passen nach Quadratmeter-Vorgaben.
 
Nachtrag: Das ist unser Otte-Kinast-Gedächtnisstall für die Bullenkälber in der 3. und 4. Lebenswoche: 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Die muttergebunde Kälberaufzucht, was mehr ein Medienhype ist. Ich kenne keinen einzigen Milchviehbetrieb der das macht. Und was man so hört wäre eigentlich nur eine Ammenkuhhaltung mit altmelkeden Kühen praktikabel.

Benjamin

1435

Donnerstag, 27. Juli 2023

Entwicklung - Trockenstellen

Ein Bereich bei dem ich mehr meine eigene Entwicklung in den letzten zehn Jahren wahrgenommen habe als die allgemeine ist das Trockenstellen.
Prinzipiell hat sich da nicht viel verändert.
Anfang der 2010er gab es einen Trend zu verkürzten Trockenstehzeiten bis runter auf 4 Wochen, das ist inzwischen auch wieder rum.
Medikamente kann ich mich nur an einen neuen Zitzenversiegler erinnern und ansonsten häufige Lieferschwierigkeiten, auch schon vor Corona und den ganzen Lieferkettenproblemen.

Das beherrschende Thema war und ist das selektive Trockenstellen. Wie es aber als in der Presse als immer noch neues Thema behandelt wird scheint es sich doch noch nicht so weit verbreitet zu haben.

Vom Studium und meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle kannte ich das antibiotische Trockenstellen mit Zitzernversiegler, wie ich es dann auch in Boberow antraf.

2015 wurde für das Zertifizierungsprogramm Arlagarden von Arla das selektive Trockenstellen vorgeschrieben. Da hatte ich schon arge Bedenken, denn bei Allem was man so las war eine top Eutergesundheit die Vorraussetzung. Wir waren damals um die 300.000 Zellzahl. Ich sagte trotzig dass wenn es schief geht ich es mit Verweis auf den Tierschutz beenden werde. Das war rückblickend recht naiv mit der Annahme das Schiefgehen rechtzeitig zu bemerken. Ich hätte auch Arla beim Veterinäramt angeschwärzt, bei immer so schlechten Milchauszahlungspreisen hält sich die Loyalität halt sehr in Grenzen. 
Aber es ging nicht schief. Auch in einer Herde mit schlechter Eutergesundheit sind immer
eutergesunde Kühe, die fürs selektive Trockenstellen in Frage kommen.

So zwei Jahre lang habe ich als bei den Kühen die nach der Zellzahl für das Selektive Trockenstelln in Frage kamen Schalmtest gemacht und von den positiven Vierteln BU-Proben genommen und ins Mastitislabor ders LKV geschickt. Da es da aber nur äußerst selten ein Erregernachweis gab habe ich es aufgegeben und nur noch den Schalmtest gemacht und danach entschieden.
Der letzte Schritt in der Vorgehensweise für das Trockenstellen war die Einführung der Zellzahldifferenzierung, dass man noch einen weiteren Parameter zur Eutergesundheit hat und Kühe die unter B fallen trotzdem antibiotisch trockengstellt werden.

Allgemein hat mich in den letzten Jahren unser Tierarzt dazu gebracht den antibiotischen Trockensteller nicht als Mittel gegen Neuinfektionen in der Trockenperiode zu sehen (das macht der Zitzenversiegler). Er ist vielmehr eine Möglichkeit subklinische und chroniseh Euterentzündungen so zu behandeln wie es während der Laktation wegen den Sperrfristen nicht möglich ist.

Die Trockenstehdauer hatte ich mal auf 5,5 - 7,5 Wochen bei Mehrkalbskühen und 7 bis 9 Wochen bei Jungkühen abgesenkt, um nicht zu viel Milch durch langes Trockenstehen zu verschenken... Aber als ich mal dann mit den Daten aus 6 Jahren ausgewertet habe dass von der Leistung in der Folgelaktation her 8 bis 9 Wochen Trockenstehdauer das Optimum sind wurde es wieder verlängert.

Zukunftsthema ist das viertelindividuelle Trockenstellen. Auf der Neumühle wird das meines Wissens nach gemacht und es läuft auf Bundesebene auch ein Forschungsprojekt dazu.

Benjamin

1434

Freitag, 21. Juli 2023

Entwicklung - Zucht

Wenn ich über die Entwicklung des Fruchtbarkeitsmanagements schreibe liegt natürlich auch die Entwicklung in der Zucht nahe. Damit ist nicht der Zuchtfortschritt gemeint. In der Zucht hat sich gefühlt am meisten entwickelt, auch weil die Zucht und das Besamungswesen recht zentral organisiert sind setzen sich Neuerungen sehr schnell durch.

Wie ich vor zehn Jahren angefangen habe war die genomische Zuchtwertschätzung und die genomischen Jungbullen im Besamungseinsatz seit drei Jahren eingeführt und hatten sich durchgesetzt. Aus dem Studium hatte ich als Ziele in der Zucht mitgenommen, dass mittelfristig auch die Kühe typisiert werden und man eine Kuhlernstichprobe einführen muss für die genomischen Zuchtwertschätzung weil die Anzahl genetisch halbwegs aktueller Bullen mit Töchterzuchtwerten zu gering werden wird.

Zwar kann ich mich gar nicht erinnern, aber im August 2013 muss die Zuchtwertschätzung gewesen sein bei der die allerersten genomischen Bullen ihre ersten Töchterzuchtwerte bekommen haben. 

Für die Kuhlernstichprobe wurde im Projekt Kuh-L die Machbarkeit demonstriert, bei dem auch Pröttliner Kühe dabei waren. Die Kuhlernstichprobe wurde dann glaube ich 2018 als Basis der Genotypisierung eingeführt.

Seit Herbst 2016 gabs das Projekt KuhVision bei dem im größeren Stil Kühe genotypisiert wurden und die Strukturen für eine umfangreichere Datenerhebung geschaffen wurden, die es bei den Testherden von RinderAllianz und RBB ja schon gab. Nach Abschluss von KuhVision wird es von den Zuchtorganisationen als HerdScan im normalen Leistungsangebot fortgeführt.

Neue Zuchtwerte gab es über die Jahre viele:
Zuerst töchtergeprüfte anhand der Daten aus den Testherden: KalbungPlus zum Kalbeverlauf, KlauePlus für Klauengesundheit und MastitisPlus für Eutergesundheit.
Den Zuchtwert für Dermatitis Digitalis (Mortellaro).
Als großer Meilenstein die genomischen Gesundheitszuchterte.
Später zusätzlich den Zuchtwert für Kälberfitness.
Den ökonomischen Zuchtwert RZ€.
Die Überarbeitung des Gesamtzuchtwerts RZG.
Und als letzte Neuerung den Persistenzzuchtwert im April.
Die nächsten Zuchtwerte für Eignung zur ökologischen Milchproduktion (im August 2023) und für Futtereffizienz (2024) stehen in den Startlöchern. 
 
Der Anteil an hornlosen Bullen und folglich dann auch hornlosen Kälbern und Kühen hat stetig zugenommen. Vor zehn Jahren gab es einige heterozygote (Pp) Bullen, die aber von den Zuchtwerten nicht mithalten konnten, aber im Laufe der Zeit aufgeschlossen haben. Dann gab es die ersten homozygoten (PP) Bullen, die auch wieder einen Rückstand hatten. Über die Jahre ist der Anteil und das genetische Niveau der hornlosen Bullen immer weiter angestiegen. Von den Zuchtwerten ist mittlerweile kein Unterschied mehr zu den gehörnten Bullen. Die homozgoten werden inzwischen deutlich häufiger eingesetzt, weil sie zu 100 % hornlose Kälber machen. Der Anteil der Besamungen mit honlosen Bullen dürfte bei an die 40 % liegen (Rotbunt deutlich mehr).

Mastanpaarungen mit Fleischrinder haben zugenommen, ist aber genuso wie gesextes Sperma im einstelligen Prozent-Bereich geblieben.
A2A2 als Kasein-Haplotyp ist eine Nische geblieben.
Dominant Rotbunt (VRC) war nur eine Episode.
 
Benjamin

1433

Montag, 17. Juli 2023

Entwicklung - Fruchtbarkeit

Wie sich in den letzten zehn Jahren die Arbeit und das Management rund um die Fruchtbarkeit entwickelt haben. Die Fruchtbarkeit hat sich nicht groß verändert, die Kennzahlen sind trotz der rund 1.000 kg Leistungsanstieg über die Jahre recht konstant geblieben. Die Annahme das Fruchtbarkeit und Leistung gegenläufig sind wurde widerlegt. Eigentlich ist es logisch, weil auch auf Fruchtbarkeit gezüchtet wird und die gute Fruchtbarkeit sich quasi delbst selektiert und sich in der Population stärker durchsetzt.
 
Bei der Fruchtbarkeit fallen mit zwei Entwicklungen ein: Die verlängerte Laktation und der verringerte Hormoneinsatz.
 
Von der verlängerten Laktation habe ich 2016 erstmals gehört und seitdem damit rumexperimentiert und auch die Wartezeiten ein gutes Stück ausgedehnt.
2013 habe ich mit sportlichen 40 Tagen freiwilliger Wartezeit angefangen, wenn auch ich damals schon besonders "leistungsstarke" Kühe mal einen Zyklus laufen ließ. Heute sind leistungsschwache Kühe die Ausnahme, die schon vor 80 Laktationstagen erstmals besamt werden.
Das Gleiche mit den Sterilitätsuntersuchungen, da waren 65 Tage in Milch und noch nicht besamt das Kriterium. Weil es eh fast immer mehr Kühe für die Zuchthygiene waren als an die 38 nutzbaren Fressgitterplätze passen war selten eine unter 75 Tagen dabei.
Jetzt sind Sterilitäten "richtige" Fruchtbarkeitsprobleme, weil bis 100 - 120 Tage in Milch die allermeisten schon mehrere Brunsten hatten oder besamt wurden.
In der Milchviehbranche würde ich die verlängerte Laktation nicht als breit etablert bezeichnen, aber sie ist bekannt und viele wenden sie an. Oder haben ihre pauschale Wartezeit ein Stück verlängert. Die Einstellung "Jedes Jahr ein Kalb" und die Kühe möglichst schnell wieder tragend zu bekommen hört man kaum noch.

Mit der verlängerten Laktation hängt auch zum Teil der verringerte Hormoneinsatz zusammen. Wie viele Kühe als angespritzt wurden, Behandungen von Anöstrien, das Programm mit den Spiralen alle zwei Wochen nach der Steri... Wobei ich nie mit den strikten OvSynchs zu tun  hattte, da gabs ja einige Betriebe die die gesamte Fruchtbarkeit nach amerikanischem Modell komplett mit der Spritze gemacht haben.
Ein Aha-Erlebnis war Ende 2017 auf dem Herdenmanagerlehrgang, dass man die Spiralen doch gar nicht bräuchte wenn man die Grundlagen der Fruchtbarkeitsprobleme angehe. Und die haben sich mit dem längeren Warten fast komplett aufgelöst.
Und letztes Jahr sagte der Besamungstechniker, wir wären die Letzten in der Gegend die Kühe überhaupt anspritzen würden.
 
Noch was Internes: Heute Abend gibt es den 350.000. Kuhblog-Leser.
 
Benjamin

1432

Donnerstag, 13. Juli 2023

Entwicklung - Fütterung

Zur Entwicklung der Fütterung allgemein in den letzten zehn Jahren fallen mir vier Punkte ein: Kompakt-TMR, Shredlage, GVO-freie Fütterung und Rohfaser.

Kompakt-TMR. Das war 2014 rum ein Trend aus Dänemark. Zunächst war ich da skeptisch, weil mehr Wasser in der Mischung die Nacherwärmung fördern würde. Heute sehe ich das Problem durch instabilen Silagen und mangelnde Futterhygiene bedingt.
Bei der Kompakt-TMR ist es das Ziel das eigentliche Konzept der TMR mit jedem Bissen eine ausgewogene Ration zu fressen durch die Verminderung der Futtetselektion zu erreichen. Einmal die Verringerung der Partikellänge auf unter eine halbe Maulbreite, bei der Rinder nicht selektieren können. Und andererseits das Kraftfutter durch Wasserzugabe an das Grundfutter zu "kleben" damit die Kühe es nicht herausschütteln und separat fressen können.
Das Kraftfutter wird mehrere Stunden lang eingeweicht, Melasseschnitzel sogar 24 Stunden lang und die fertige Ration noch eine viertel Stunde nachgemischt. 
Dieses lange Einweichen machte es für uns schon uninteressant, weil wir ja mehrere Mischwagenladungen am Tag füttern. Mittlerweile halte ich das auch einfach für Show.
Mit Wasser in die TMR zu geben fingen wir wie gefühlt der gesamte Nordosten Anfang 2017 an, nachdem im September 2016 bei heißem Spätsommerwetter der Mais vertrocknet war. Dann hatte man in der Maissilage lauter leichte, trockene Blätter die sich schlecht untermischen bzw. leicht selektieren ließen.
Das Wasser wurde dann zum Einstellen der Trockensubstanz und damit einem weiteren Faktor für die Kontinuität in der Fütterung beibehalten.

Shredlage war auch ein regelrechter Hype, um den es mittlerweile wieder ruhig geworden ist. Ursprünglich wurde das System von einigen Bauern aus den USA entwickelt; ein spezieller Cracker für den Feldhäcksler, der nicht nur die Maiskörner aufbricht sondern auch Blätter und Stängel auffasert. Bei für Maissilage sehr großen Häcksellängen (so 25 mm) gibt es trotzdem gute Verdaulichkeit und höhere Strukturwirkung, was als Vorteil für maisbetonte Rationen ohne zusätzliche Rohfaserkomponente gesehen wurde. Das Erfolgsgeheimnis der Shredlage vermutete ich einzig und allein in den ordentlich gecrackten Körnern. Dazu passt dass mir ein Bekannter mal erzählte er hätte die Originalstudie zur Shredlage gelesen und da wäre ein Jaguar mit Shredlage-Cracker mit einer Hesston Field Queen verglichen worden. Das ist ein Häcksler aus den 1970ern ohne Cracker und damit das Ergebnis natürlich klar.
Claas als Weltmarktführer für Feldhäcksler kaufte die Technologie 2016 auf und bietet sie seitdem als Ausstattungsvariante bei den Crackern an. 
Eigene Erfahrungen mit Shredlage habe ich eigentlich nicht. Wir hatten zwar 2017 ein Silo voll Maissilage von einem Lohnunternehmer mit Shredlage-Häcksler häckseln lassen. Aber das wurde dann auf allen Anlagen verfüttert und auch den Biogasanlagen um genügend Vorschub zu bekommen und da konnte man gar nichts vergleichen und wegen der kurzen Dauer auch keine Vorher-Nachher-Effekte.

GVO-freie Fütterung; darum ist es leider nicht still geworden. Vor 10 Jahren gab es das zwar schon, war aber die Ausnahme. Seit so 5 Jahren ist es eigentlich Standard und nur wenige Molkereien verzichten darauf.
Ich halte das Alles für Etiketten-Schwindel. GVO sind gentechnisch veränderte Organismen. GVO-frei bzw. das mittlerweile beliebte OGT - Ohne Gentechnik - bezieht sich ausschließlich auf die Futterpflanzen der Kühe, dass da keine gentechnisch veränderten dabei sind.  
Das hängt mit der "German Angst" vor Grüner Gentechnik zusammen, Rote (Medizin) und Weiße (Industrie) Gentechnik sind auf gesellschaftlicher Breite akzeptiert.
Der Lebensmittelhandel sah das als Möglichkeit mit einem vermeintlichen Mehrwert Gewinn zu machen, der natürlich weg war als es alle gemacht haben.
Insgesamt ist es eine reine Zertifizierungssache, dass nicht nur keine GVO enthalten sind sondern das es auch zertifiziert ist um die GVO-Freiheit belegen zu können. Ein riesiges Geschäft das nur aus Papier besteht und mittlerweile keine Wertschöpfung ergbringt; außer für die Zertifizierungsindustrie halt.
Knackpunkt ist Sojaextraktionsschrot, da in Süd- und Nordamerika viele gentechnisch verändert glyphosatresistente Sojabohnen in bodenschonenden und wassersparenden Direktsaatsystemen angebaut werden und dann bei zu den anderen Sojabohnen dazugekippt werden. Das stört ja auch niemanden, bis auf manche Europäer halt. Soja(schrot) ohne GVO-Anteil muss dann extra erfasst, transportiert usw. werden um als GVO-frei zertifiziert zu werden und ist entsprechend teuer. Daher die Absicht nicht GVO-frei zertifiziertes Soja durch andere Eiweißträger zu ersetzen. Nach Versuchen mit pansengeschütztem Rapsextraktionsschrot und blauen Lupinen sind wir um Schluss wieder bei Sojaschrot gelandet. Dann GVO-frei zertifiert, geringere Mengen und dafür mehr Rapsextraktionsschrot.

Bedeutung der Faser, was eigentlich schon die Zusammenfassung für diesen Post sein könnte. 
Weil ich die Bedeutung der Faser in der Rinderfütterung viel wichtiger ansehe als vor 10 Jahren.
Abgesehen von den Kälbern wird nicht das Rind gefüttert sondern sein Pansen. In der Fütterung des Pansens gibt es Eckpunkte die eingehalten werden müssen. Bei der Versorgung mit Faser ist die Menge von der Körpermasse abhängig. Eine schwere Kuh braucht mehr Faser als eine leichtere. Bei gleicher Körpermasse kommt eine Kuh die mehr frisst mit einem geringeren Fasergehalt im Futter aus weil sie in der Summe dann genügend Faser frisst.  
Nicht die relative Faser ist entscheidend sondern die absolute!
 
Benjamin 

1431

Sonntag, 9. Juli 2023

Entwicklung - Fütterungsgruppen

Meine Entwicklung zu Fütterungsgruppen in den letzten 10 Jahren.
Im Studium habe ich sowohl das Berechnen von Teil- als auch Totalmischrationen gelernt, die Teilmischrationen waren damals in Rheinland-Pfalz vorherrschend.
Wie ich nach Brandenburg kam gabs dann TMR mit Leistungsgruppen. Nicht klassisch mit der Aufteilung in Frischmelker-, Hochleistungs- und Altmelkergruppe sondern viergeteilt mit einer zusätzlichen mittleren Leistungsgruppe. 
Die melkenden Kühe also mit vier veschiedenen Rationen, die sich hauptsächlich im Kraftfutteranteil und -zusammensetzung unterschieden.
 
Mein Fütterungsberater hat mich lange versucht dazu zu überreden die mittlere Leistungsgruppe und Hochleistungsgruppe mit der gleichen Ration zu füttern. Er hatte damit Erfahrung bei mehreren Kleinbetrieben die aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nur eine Ration fütterten. Und die Kühe würden im Laktationsverlauf ihre Futteraufnahme auch der Leistung anpassen. 
Grund dagegen war bei uns dass sich kein arbeitswirtschaftlicher Vorteil ergab, weil beide Gruppen eh eine eigene Ladung vom Mischwagen ergeben. Sowie die Vermeidung von Luxuskonsum von teurem Kraftfutter (20 Liter-Kuh) und Verfettungsgefahr. 
 
Vor drei Jahren wurden sie dann doch gleich gefüttert und nur noch zusätzlich die Altmelkergruppe. Hauptgrund war die Einsparung der monatlichen Gruppensortierung mit der damit verbundenen Arbeit und vor allem dem Stress für die Kühe. 
Seit einem dreiviertel Jahr werden alle melkenden Kühe mit der gleichen Ration gefüttert und es funktioniert tatschlich ohne Verfettung. Die durchschnittiche Leistung ist angestiegen, weil der Leistungseinbruch beim Umstellen in die Altmelkergruppe entfällt und die Tagesleistung zum Trockenstellen ist ebenfalls angestiegen. So wurde das Thema tierindividueller Besamungsstart jetzt wichtiger um da nicht zu hoch zu kommen bzw. die Laktationskurve zu früh abwürgen zu müssen.

Benjamin

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