Mittwoch, 31. Juli 2013

Posts/Bilder nach Wunsch

Nun bin ich schon seit mehr als einem Monat in Mecklenburg-Vorpommern bzw. Brandenburg und schreibe auch diesen Blog. Das Abenteuer geht wie schon so oft geschrieben langsam in Alltag über und daher will ich das hier etwas umstellen:
Es lesen zwar sehr viele mit, auch aus dem Ausland (und nicht nur NSA & Co.), aber es gab bisher nur einen einzigen (angeordneten) Kommentar.
Daher fordere ich Euch nun auf Kommentare (oder E-Mails)  zu schreiben mit Euren Wünschen, von was ich in den zukünftigen Posts schreiben soll, was Euch besonders interessiert oder bisher Eurer Ansicht nach zu kurz gekommen ist. Bzw. Fotos, was Ihr sehen wollt.


Das heutige Foto ist von einer der Mutterkuhherden, die in den letzten Tagen als an der Straße weidete, auf der ich nach Boberow fahre.

Benjamin

Dienstag, 30. Juli 2013

Uff Hessisch gebabbelt...

...hab ich heit. Denn es kam eine Lieferung Futterhefe ("Pansenpilot") von Josera. Mit dem LKW direkt aus dem Werk in Kleinheubach im bayerischen Odenwald, an der Grenze zu Südhessen. Der Fahrer war sprachlich eindeutig nordwestlicher einzuordnen, so Richtung Offenbach. Da wurde natürlich sich nicht bemüht halbwegs Hochdeutsch zu sprechen. Und ich habe auch das von der Berufsgenossenschaft ausgezeichnete Ladungssicherungssystem in den Josera-LKWs gesehen, wie alles einzeln festgezurrt und verbarrikadiert wird.
Das Wetter war mit maximal 25 Grad am späten Nachmittag deutlich kühler als die letzten Tage. Morgens, als es verregnet und trüb war kam schon für paar Stunden "Herbststimmung" auf, denn auch in der Prignitz ist ja nicht ewiger Sommer.
Da aufgrund des regnerischen Wetters die Bauabteilung nicht in der Strohernte eingesetzt wurde, haben sie heute die erste Gruppe Liegeboxen umgebaut. Diese sind wie schon fast für ganz Ostdeutschland typisch die Anfang der 1990er eingebauten Boxen mit den oben liegenden Aufsprungbügel. Bloß durch den Umbau von Hoch- auf Tiefboxen ist dieses Rohr nun zu niedrig und die Kühe treten beim Aufstehen nicht nach hinten sonder nnach vorne und entsprechende Probleme mit der Hygiene gibt es. Das Absägen der Bügel wurde verworfen, weil diese aus Gründen der Materialeinsparung voll für die Stabilität einkalkuliert wurden. So sieht es nun nach 20 cm Erhöhung aus und hoffentlich verbessert sich dadurch der Zustand der Boxen, dass man mit der Pflege hinterher kommt.

Benjamin


Montag, 29. Juli 2013

Biogas aus Tradition

Heute Morgen regnet es endlich mal richtig und es ist angenehm kühl. Um sechs Uhr gab es gleich mal eine größere Aktion, denn eine Kuh wollte aus dem Vorwartehof heraus springen und ist dabei mit einem Fuß im Tor hängen geblieben. Zum Glück nichts gebrochen; das Tor wird jetzt gerichtet und um ein weiteres Rohr erhöht.

Ansonsten mal etwas zur Biogasanlage.
Für 2012 kamen mit dem neuen EEG die Gülle-Biogasanlagen, was als große Neuheit gefeiert wurde und die Fehlentwicklungen durch die ganzen Lücken in den Vorgängerversionen ausgleichen sollte.
Aber in Wirklichkeit ein alter Hut, denn Versuchsanlagen gab es schon in den 1980ern und kommerzielle Anlagen in den 1990ern. So unter anderem auch bei der Agrar Boberow seit 1996. Noch mit Mitteln des Aufbau Osts gefördert, wie ein Hinweisschild bis heute  verkündet. Bestehend aus einem einzelnen Fermenter und einem BHKW von 42,4 kW in einem 20-Fuß-Container. Später gab es eine Erweiterung zur NaWaRo-Anlage, indem ein Futtermischwagen als Feststoffdosierer angebaut wurde sowie ein zweiter Motorencontainer mit 80 kW. Die Wärme wird nicht genutzt, außer zur Heizung des Aufenthaltsraums und der Toilette. Für das Büro zum Glück nicht, das wäre auch nicht auszuhalten bei 35 °C, wenn im Sommer die Wärme abgenommen werden muss.
Der größere der beiden Motoren:




















Der Feststoffdosierer; einfach ein Futtermischwagen aufgebockt, Räder abgeschraubt und ein Elektromotor an die Haspel montiert.




















Benjamin

Sonntag, 28. Juli 2013

Totaler Hitzestress

Dieses Wochenende musste ich nicht komplett ohne die Kühe verbringen, denn ich war auf dem Hof, um den Mischwagen für die nächste Stufe der Futterumstellung zu programmieren und ansonsten nach dem Rechten zu sehn und etwas Bürokratie für morgen wegarbeiten.
Die Kühe leiden sehr unter der Hitze, die Milchmenge ist total eingebrochen in den letzten beiden Tagen; waren es Anfangs der Woche noch knapp 9.000 kg pro Tag sind es jetzt nur noch an die 7.500; gestern Abend gabs zwar ein kurzes Gewitter, die Regenmenge und der Abkühlungseffekt waren aber äußerst gering.
Ansonsten habe ich heute auf dem Weg nach Boberow noch Bekannte besucht, wenn man Sonntags etwas mehr Zeit hat.
Noch zwei Bilder:
Einmal vom Freitag, wie es aussieht, nachdem auf einem 70ha-Roggenschlag die Nachbargenossenschaft gleichzeitig mit vier Rundballenpressen unterwegs war.




















Und dann ein Foto von der Müritz-Elde-Wasserstraße, in die ich heute Mittag zur Erfrischung meine Füße gehängt habe.




















Benjamin

Samstag, 27. Juli 2013

Nachtrag vom Freitag

Jetzt gibt es den Nachtrag für den gestrigen Freitag, aber nicht so viel, da über das Handy und ohne richtige Tastatur eher mühsam.
Diese Woche ist der Viehbestand ohne die noch nicht angemeldeten Kälber der letzten Tage nach dem Umsetzen der Färsen und dem Verkauf der Altkühe in Boberow auf 497 gesunken. Ansonsten das übliche: Zu heiß und wieder routinierter.
Foto gibts leider keins, weil das Inkompatibilitätsgehabe von Apple und Google mal wieder voll zum tragen gekommen ist.

Benjamin

Freitag, 26. Juli 2013

Nachtrag vom Donnerstag

Da ich seit gestern in Grabow kein Internet habe schreibe ich heute aus Boberow.
Gestern hatte ich einen sehr abwechslungsreichen Tag. Erst einmal die normale Abwechslung bei den verschiedenen Arbeiten über den Tag, wobei ich etwas mehr zu tun hatte, weil der Springer gemolken hat und ich wieder alleine die Kühe zwischen den Gruppen umhergetrieben habe. Mittlerweile bin ich im gesamten Ablauf mit den zu behandelten/besamenden Kühen so fit, dass das zeitlich kaum noch ins Gewicht fällt.
Zwischendrin habe ich endlich mit dem Pflanzenbauleiter zusammen die lange geplante Tour zu den Flächen der Agrar Boberow gemacht. 950 ha über 6 Ortschaften verteilt, Schlaggrößen von 12 bis 54 ha und vor allem extreme Bodenunterschiede, tlw. auch innerhalb der Schläge. Von "Brandenburger Sandbüchse" mit 25 BP und der Fruchtfolge Roggen-Roggen-Mais, mit Erträgen um 35 dt (dieses Jahr eher 50 dt) bis hin zu 50 BP, wo auch Gerste (2013 95 dt) und Triticale angebaut wird. Daneben der extreme Klimaeinfluss, bei 550 - 580 mm Niederschlag und 8,9 °C Durchschnittstemperatur sowie ausgeprägter Frühsommertrockenheit, was manchmal den Roggen nicht gleichmäßig abreifen lässt und Weizen ertragsmäßig nicht rentabel macht.
Dann habe ich zweimal den Futtermischwagen neu programmiert, weil es zwar mit dem Mischunsverhältnis, aber nicht mit den vorgesehenen Mengen gepasst hat. Des Weiteren wurde Stroh gehäckselt, sodass die Kühe nicht mehr die Stängel aus dem nur geschnittenen Rapsstroh selektieren können. Und es wurde ein halber Zug Rapsschrot angeliefert, wovon gleich mal probiert werden musste, da ungewöhnlicherweise in pelletierter Form und nach nichts riechend.
Nach der Mittagspause wurden Kühe von der Trockenstehergruppe in die Transitgruppe umgestallt und erstmals mit einem Parasitenmittel behandelt, da bei der ewigen Standweide eine Belastung möglich wäre. Nach meinem offiziellen Feierabend drückte ich mich noch im Büro bzw. Stall rum bis nach dem Melken, um mal beim Trockenstellen dabei zu sein, wo ich bisher nur vom Organisieren her mit zu tun hatte. Danach gab es im Anschluss noch eine neue Erfahrung und zwar die Geburtshilfe bei Hinterendlage, nachdem die Kuh schon aufgegeben hatte. Sie war 2 Wochen vor dem errechneten Termin und gerade mal 5 h in der Transitgruppe gewesen. Ging zum Glück leicht und schnell und Mutter und Kind sind wohlauf!


Benjamin

Mittwoch, 24. Juli 2013

Luxusprobleme

Die gab es heute bei der Vorbereitung für die monatliche Gruppenumsortierung nach dem morgigen Trockenstellen. Die Kühe werden in den vier laktierenden Kuhgruppen (Frische, Hochleistung, Mittel, Altmelkend) nach Leistung und Melktagen verteilt. In die altmelkende Gruppe, die das niedrigste Leistungsniveau hat kommen die überzähligen, die in den beiden Hauptgruppen, den Hochleistenden und Mittlerer Laktation keinen Platz mehr haben. Aber auch nur tragende Kühe, um dort keine Brunstbeobachtung machen zu müssen. So saß ich zusammen mit den obersten Chef in meinem Büro und wir suchten mühsam die passenden Kühe, denn fast alle Tragenden, die aus der mittleren Gruppe genommen werden sollten haben noch über 30 kg Leistung. Aber wenigstens vermehren sich gerade diese Kühe so stark!
Heute stand wieder die Trächtigkeitsuntersuchung an, es gab mit 13 positiven Befunden von 19 vorgestellten Kühen ein mittelmäßiges Ergebnis, die nötigen Abkalbungen für die erste Märzhälfte sind somit gesichert.
Die neuen Futterrationen habe ich heute dann im zweiten Anlauf endlich auf den Computer des Futtermischwagens aufgespielt bekommen und so kann es morgen mit der Umstellung losgehen.
Etwas Oldtimer-Feeling kam jetzt am Abend auf, denn es ist mehrfach auf der Straße ein roter ZT 303 mit zwei grauen HW60 mit Gerste drauf vorbeigefahren, so richtig 70er-Jahre-mäßig.
Mal ein Bild von einem der Melkstände, wobei der andere bis auf die Tiefe der Grube identisch ist. Ist ein Doppel-6er-Fischgräte von Alfa Laval, Baujahr Anfang der 1990er, mit  Milchmengenmessung und nachgerüsteter automatischer Abnahme. Die Auslasstore werden per Hand bedient. In der Mitte der Eimer mit den Eutertüchern und am Kotblech ganz rechts ist der Notizzettel für die auffälligen Kühe (Brunst, Mastitis etc.), die ich dann am Computer verwalte und die Signallampen an den Terminals schalte. Es werden in beiden Ständen zusammen pro Stunde abends ca. 90 und morgens ca. 80 Kühe gemolken, jeweils ca. 1.200 kg/h, wobei dieser Melkstand weniger hat als der andere, weil der Melker die Kühe beitreibt.


Benjamin
 


Dienstag, 23. Juli 2013

Langer Tag

Einen richtig langen Tag hatte ich heute. Morgens war ich eine Stunde früher in Boberow, um die morgentliche Organisation zu machen, bevor ich zur Besprechung der Ingenieursabteilung nach Pröttlin fuhr. Dazu gehören jeden Morgen der Abgleich der aussortierten Kühe für Besamungen und Behandlungen und die dafür anstehenden Vorbereitungen und die Prognose für die Milch im Tank anhand der gesamten gemolkenen Milch laut dem Melkstandscomputer. Heute lag ich übrigens 115 kg zu niedrig, einen neuen Rekord gab es nicht, aber die zweithöchste Menge für 2013. Vor der Frühstückspause wurden noch ein ganzer Anhänger voll Färsen abgeholt und an einen der Jungviehstandorte gebracht. Das Aufladen war sehr anstrengend, denn sie sind das Fahren noch nicht gewöhnt im Gegensatz zu den Kälbern aus den anderen Milchviehanlagen, die schon mal nach dem Absetzen umgesetzt werden. Der Aufruhr im Stall war entsprechend groß; das morgige Einstreuen wird sich lohnen. Wegen der Fütterung war ich heute am meisten unterwegs, mit dem Teleskoplader zum Boberower Technikstützpunkt zum Tanken, dann auf einem der anderen Milchviehstandorte um 100 kg Futterhefe für die Zeit während der Futterumstellung zu holen und dann die Organisation der Umstellung selber. Gärrest wurde heute wieder gefahren, diesmal auf die Stoppeln der Wintergerste und zwar mit den zwei Holmern des Lohnunternehmens. Abends standen die beiden zusammen mit den vier Zubringerfässern auf dem Hof. Bemerkt hatte ich es schon vorher, denn nachdem 10 Fässer in einer Stunde an meinem Stallbüro vorbeigefahren waren, war ich mir doch sicher, dass ein einziger über 200 m³ pro Stunde nicht alleine in den Boden bringen kann.
Das Wetter war  zu heiß heute, um die 30 °C, bei den Kühen merkt man es eher nicht an der Milchleistung sondern am Brunstverhalten.

Benjamin

Montag, 22. Juli 2013

Neuer Milchrekord

Den gabs heute und zwar für das gesamte Jahr 2013 die bisher größte abgeholte Milchmenge mit 8.948 l. Wahrscheinlich auch erstmals über 30 kg pro Kuh gemolken und entsprechend einer Jahresleistung von definitiv über 9.000 kg. Die angepeilten 9.000 pro Tag sind nicht mehr so weit entfernt. Ob die noch in dieser Woche geknackt werden oder erst später weiß ich nicht, denn morgen gibt es vor der großen monatlichen Gruppensortiererei die geplanten Abgänge einiger Kühe, die abgemolken worden sind und am Donnerstag steht wieder die nächste Runde Trockenstellen an, sodass es dadurch knapp 300 l weniger werden dürfte.
Der heutige Tag war viel zu heiß, eigentlich konnte man sich nirgends im Kühlen aufhalten. Bei dem Wetter wird fleißig Stroh gepresst und eingefahren, die Hallen in Boberow dürften nun fast voll sitzen. Für die anstehende Futterumstellung wurde heute schon das Mineralfutter geliefert, ich hatte erst für den Mittwoch damit gerechnet.
Milchbezogen gibt es heute noch ein Bild von der Milchkammer: Der große Tank links fasst 6.000 l, der rechte 3.500 l, zusammen dürften dann an die 10.000 reinpassen. Nachdem mein Ziel von 9.000 l so rasch in greifbare Nähe gerückt ist habe ich nachgelegt und gesagt, dass es mir nichts ausmachen würde, jeden Morgen Stress mit einem möglicherweise überlaufenden Tank zu haben.

Benjamin

Freitag, 19. Juli 2013

Next Level

Heute ging es für mich auf den nächsten Level, umfangreicher als ich es mir gestern vorgenommen hatte. Denn heute hatte der Springer frei, sodass ich einen Teil seiner Aufgaben übernommen habe und auch bei manch anderen dann alleine war (z.B. Kühe treiben). Vor der Frühstückspause war ich Traktorist fürs Einstreuen des Jungviehstalls. Der alte, klapprige Case-IH 640A, der als Frontlader- und Hofschlepper dient mit einem Plattformwagen hinten dran und darauf die Strohballen. Für mich war es keine schwere Arbeit, musste nur im kleinsten Gang durch den Stall fahren. Bei Wenden, um auf der anderen Seite entlang zu fahren hatte ich mich aber ein wenig verschätzt und musste zurücksetzen, der Anhänger läuft halt doch besser nach als ich angenommen hatte.
Kurz vor Mittag, als das Milchauto da war wurde für Juli wieder ein neuer Rekord an abgeholter Milch aufgestellt. Und die Zellzahl ist zum Glück weiterhin gesunken.
Nachmittags bekam ich eine schnelle Einweisung am Computer des Futtermischwagens, dass ich in der nächsten Woche die ständig wechselnden Mischungen bei der Rationsumstellung einprogrammieren kann.
Und schließlich gab es noch einen kleinen Ausflug in den Pflanzenbau. Da der Pflanzenbauleiter nicht da war wurde ich als "Ingenieur vor Ort" in die Boberower Gemarkung beordert, um die Pressfähigkeit des Strohs zu beurteilen. Sah das eher als Lernausflug an, Strohballen kannte ich ja aus Rheinhessen nur vom Hörensagen her. Da der Fahrer der Presse aber die Erfahrung von 15.000 Ballen jährlich hat und mit meinem bescheidenen Wissen dazu, kamen wir zur Entscheidung, dass gepresst werden kann. Bin auch eine Runde auf dem Traktor mitgefahren, zu den nässeren Ecken des Ackers hin. Ein Foto noch dazu: Ist ein John Deere 7830 mit allerlei Technik in der Kabine ("großes" GPS, großes Terminal) und der Zweitpresse der Genossenschaft, einer Claas Quadrant 2200 (ohne Schneideinrichtung).

Benjamin

Donnerstag, 18. Juli 2013

Neue Herausforderungen

Gestern hatte ich schon gemerkt, dass die Sachen nun schneller von der Hand gehen und ein gewisser Alltag in meine Arbeit einkehrt ist. Als ich abends dann mir so dachte: "War ein gemütlicher Tag heute.", habe ich beschlossen mir heute neue Aufgaben zu suchen.Die erste habe ich mir bewusst ausgesucht: Die Überwachung des Saufverhaltens der Kälber am Tränkeautomat. Ist aktuell aber eher schwer, denn das Wasser ist zeitweise abgestellt, weil die Leitungen gespült werden, nachdem sich aus dem eisenhaltigen Wasser des Brunnens jahrelang alles zugesetzt hat. Aus dem "Erz" das mittlerweile im Hof liegt könnte man bestimmt einige Coils machen. Die zweite Aufgabe ist schon seit paar Tagen auf mich zugekommen; und zwar die Organisation der Futterumstellung zu den neuen Rationen hin. Natürlich mit zwei Extra-Hürden, dass es mir nicht langweilig wird. Einmal die Tatsache, dass während der Umstellungsphase die Fütterin ihren wohlverdienten Urlaub hat und die Arbeit von einem Kollegen von einem der anderen Milchviehstandorte übernommen wird. Und als zweites dann die Anlieferung und Bervorratung der einzelnen Futtermittel in der Futterhalle, dass es zeitlich hinhaut und immer genügend vorhanden bzw. auch rechtzeitig aufgebraucht ist.
Der Tag heute war vom zu warmen Wetter geprägt; ich war froh, dass ich wegen den ganzen Fliegen die Fenster am Stallbüro gar nicht geöffnet hatte und so die kalte Luft vom Morgen drinnen blieb. Den Kühen war es ebenfalls viel zu heiß, es wurde heute keine als brünstig beobachtet und auch keine war in der Aktivitätsmessung auffällig.
Und es gab heute schon wieder einen Abgang, diesmal ein "physiologischer Totalschaden", ist morgens einfach nicht mehr aufgewacht, offiziell 4 Tage vor dem 7. Kalb. Eine der Kühe, die in den eher schlechteren Zeiten den Schnitt nach oben gezogen hat: 9,5 Jahre, hochtragend mit dem 7. Kalb, geschätzt an die 800 kg und 66.207 kg Lebensleistung. Die Abholung durch die Tierkörperbeseitigung erfolgt scheinbar just-in-time mit Koordinierung über Funk, denn nur 2 h nach der Anmeldung war der LKW schon da, was alleine der reinen Fahrtzeit von Herzberg bei Neuruppin her entsprechen dürfte.
Da ich heute mal keine Fotos gemacht habe mal ein "älteres" vom Hauptteil des Kuhstalls: Rechts die Frischmelkergruppe, hinten links die hochleistenden Kühe und vorne, vielleicht ab dem 4. niedrigen Pfosten die mittlere Leistungsgruppe. Der linke Teil ist ein früher Typenbau, vielleicht aus den 60ern, die großen Pfeiler stammen noch von der alten Futterhalle. Später wurde der rechte Teil angebaut und ein neues Dach aufgesetzt.

Benjamin

Mittwoch, 17. Juli 2013

Vielfahrerei

Heute bin ich geschätzte 60 km durch die Prignitz gefahren, genau für die Dinge, für die ich das Firmenauto zur Verfügung gestellt bekommen habe: Zur morgentlichen Besprechung der "Ingenieursabteilung" auf den Technikstützpunkt, danach nach Boberow und zwischenzeitlich noch einmal auf den Stützpunkt um bei der Verwaltung einen Rinderpass abzuholen. Denn es ging heute wieder eine Kuh ab, mit Labmagenverlagerung, da wenig Aussicht auf Heilung bestand war es ein "wirtschaftlicher Totalschaden". Sie wurde gleich nachmittags abgeholt und es lief alles schnell und ruhig ab, obwohl sie noch nie gefahren war. Mit dem Fahrer des Transports habe ich ein wenig erzählt, weil er sehr interessiert war, wie ich überhaupt in der Prignitz gelandet wäre. Für mich gab es eine Geschichte aus alten Tagen: Er hat nämlich in den 70ern Zootechniker gelernt auf dem VEG Beetzendorf in der Altmark, einem Ausbildungsbetrieb mit 150 Lehrlingen und einer Holstein-Stammzucht. Genetisch auf der allerobersten Ebene und eine Futterversorgung, von der die gemeine SMR-Kuh nur träumen konnte.
Über die Arbeit gibt es das Gleiche zu sagen wie all die letzten Tage: Wieder mehr Routine. Heute merkte ich es daran, dass ich eine gute halbe Stunde früher mit den alltäglichen Sachen fertig war und erstmals meine To-Do-Liste für den heutigen Tag in allen Punkten abgearbeitet bekam.
Ein Nachtrag noch zum Gärrestfahren. Seit Montagnachmittag wurde dann am Standort in Pinnow gefahren. Heute morgen standen die drei Traktoren mit den Fässern am Stützpunkt und der Holmer Terra Variant 600 mit 21 m³ Gülleaufbau von Zunhammer und einer Scheibenegge für die Einbringung auf der Stoppel, von der Form (Farbe is eh Kackbraun) her würde ich sagen eine Amazone Catros 6 m.
Mittags sah ich die Truppe dann beim Ausbringen, auf dem 45ha-Gerstenschlag, der am Donnerstag abgeerntet wurde. Der Holmer am Horizont in einer riesigen Staubwolke, geschätzt 15 - 20 km/h schnell und die einzelnen Bahnen dank GPS schnurgerade.

Benjamin

Dienstag, 16. Juli 2013

Viel Spaß...

...machte die Arbeit heute, zumindest fast die ganze Zeit.
Das Schlechte gab es gleich am Morgen: Eine Kuh mit Milchfieber, die im Stall festlag. Zum Glück war sie kurze Zeit später wieder auf den Beinen. Und dann habe ich erstmals eine Kuh ausgemustert; sie hatte einen chronischen Scheidenvorfall und lief unter Risiko, bís sie sich darüber eine Krankheit einfängt. Gestern war es scheinbar so weit, der Allgemeinzustand hatte sich verschlechtert und dazu eine heftige Euterentzündung. Da eine Behandlung mit den folgenden Sperrfristen mindestens zwei Wochen dauert war es sehr fraglich, ob sie überhaupt noch so lange überlebt.
Aber den allergrößten Teil des Tages war es richtig schön. Schon alleine das Wetter, morgens lag über den Äckern Nebel, durch den die Sonne schien. Dies ist hier in der Gegend im Sommer sehr selten, einer meiner Kollegen glaubte, dass es irgendwo im Feld brennen würde. Später dann ein toller Sommertag und auch nicht zu heiß.
Die Arbeit selbst machte ebenfalls total viel Spaß, heute gab es wieder etliches zu organisieren, vor allem in Hinblick auf die vorgesehene Futterumstellung. Und als großer zusätzlicher Motivationsschub gab es gegenüber gestern noch einmal mehr Milch, nun über 8.700 kg. Meiner Schätzung entspricht das jetzt einem Herdenschnitt von 9.000 kg pro Jahr, wenn auch mit mageren Inhaltsstoffen.
Kurz vor 10 Uhr war ich auf der Weide der trockenstehenden Kühe, um bei einer die Ohrmarkennummer abzulesen, die ihr Halsband verloren hatte. Da es noch kühl war hielten sich die Kühe wie aktuell jeden Tag vormittags draußen und nachmittags dann drinnen auf. Im Stall selbst sind sie extrem schreckhaft, aber dafür auf der Weide umso neugieriger, sodass die Hälfte der Gruppe hinter mir herlief.


















Das Handy hat eine zweite Kamera auf der Vorderseite, die ich mal im Kälberstall ausprobiert habe. Die RBB-Mütze ist ganz neu, habe ich heute vom Besamer geschenkt bekommen, ist halt angemessener für einen Herdenmanager als die bisherige von Novatex (die Rundballennetze herstellen). Und vielleicht auch, weil die anderen beiden Standorte zum RMV gehören; ist eine geschichtlich gewachsene Besonderheit, da die ja auch in Brandenburg liegen.



















Benjamin

Montag, 15. Juli 2013

Große Maschinen ohne Ende

Das erste volle Wochenende ohne Kühe habe ich gut überstanden.
Bei der Arbeit ging es heute wieder einmal ein Stück routinierter zu. Das neue Tränkeverfahren für die Kälber klappt gut und die Fütterung der Kühe soll in der nächsten Zeit umgestellt werden, als Versuch an der Boberower Herde.
Einen Rekord haben die Kühe für die letzten zwei Wochen aufgestellt, erstmals wurde während meiner Zeit mehr als 8.500 kg Milch abgeholt, nachdem ich am Freitag gegenüber dem Milchfahrer noch gesagt hatte, dass ich die 9.000 kg im Visier habe.
Etwas Unschönes gab es heute Morgen: Totgeborene Zwillingskälber, zum Glück aber ohne Missbildungen; sodass ich jetzt auch mit der Tierkörperbeseitigung zu tun hatte, die dann nach nur wenigen Stunden da war.
Aber nun mal zu den ganzen Maschinen. Morgens fuhr eine (umgebaute) Betonpumpe über den Hof, wie ich dann später sah dient diese zum Aufrühren und Verladen des Gärrestes aus der Biogasanlage, der heute vom Lohnunternehmer auf dem Grünland ausgebracht wurde. Kurz darauf folgten die Traktoren mit den Transportfässern und es fuhr der Gülle-Selbstfahrer vorbei: Ein Holmer TerraVariant 600 mit Gülleaufbau und Schlitzgerät. In diesem Segment wirklich das Allergrößte!
Abends auf dem Heimweg traf ich noch auf die Mähdrescherflotte, die am zentralen Silo stand und gerade einen Probedrusch in der Wintergerste machte, die allerdings zu feucht war. Die Wendefläche vor dem Silo ist so groß, dass dort problemlos drei Mähdrescher mit den Schneidwerkswagen, drei Traktoren mit je zwei Anhängern und später noch der Traktor mit der Quaderballenpresse Platz fanden.
Weitere Fotos vom Gärresteverladen gibts unter: http://www.agrartechnik-im-einsatz.de/de/index.php?page=view_subgallery&id=52122

Benjamin

Samstag, 13. Juli 2013

Nachtreffen zur Tierschau

Gestern war es für mich schon wieder ein Stück routinierter. Einen halbwegs organisierten Tagesablauf hat sich in den letzten Tagen etabliert: Morgens gleich eine Runde über den Hof zu allen Kollegen, um nach dem aktuellen Stand zu fragen. Im Verlauf des Vormittags die Besamungen, der Besuch vom Tierarzt, der aktuell wegen den ganzen Nachbehandlungen, die ich noch nicht übernommen habe, täglich da ist. Dann die Abholung der Milch und am Nachmittag die Festlegung der zu besamenden Kühe anhand Brunstbeobachtung und Aktivitätsmessung sowie die ganzen Einstellungen am Computer, dass die Melker am nächsten Morgen die richtigen Kühe raussortieren.
Dazwischen "was anfällt" und die ganze Dokumentation. Habe mir mehrere Dateien auf dem Computer angelegt: Übersichten der Brunsten, Milchmenge, Behandlungen etc. und eine To-Do-Liste, was alles zu tun ist und die ich auch gut abgearbeitet bekomme.
Gestern Abend war ich dann mit meinem Chef und dem Ingenieur für die Mutterkühe auf dem Nachtreffen zur Tierschau. Einem gemütlichen Grillfest, da man auf der Schau vor lauter Arbeit keine Zeit für große Gespräche hatte. Neben dem Erfahrungsaustausch zu Arbeitsweisen vor allem in der Mutterkuhhaltung auch Diskussionen auf dem Niveau der 10-Mio-kg-Klasse, wo "ein kleiner Bauer mit 75 - 100 Kühe" definiert ist. Die Pröttliner Abordnung gehörte mit zu den letzten, sodass ich erst heute Morgen um halb zwei heim kam.
Noch etwas Agrar-Ästhetik aus der Futterhalle: Der Grand Canyon aus Soja(extraktionsschrot).

Benjamin

Donnerstag, 11. Juli 2013

Volles Programm

Heute ging es für mich richtig rund. Neben den verwaltenden Routinetätigkeiten, die immer besser funktionieren und schneller von der Hand gehen stand einiges auf dem Programm.
Einen Großteil der Arbeit hatten morgens schon die Melker gemacht: Über 50 von 300 Kühen raussortiert für Trächtigkeits- bzw. Sterilitätsuntersuchung, zur Besamung, auch welche für die Tierärztin und noch einige Erstkalbskühe in Reserve, wenn der Viehhändler nicht alle ausgesuchten auf dem anderen Standort mitgenommen hätte, was dann aber nicht der Fall war.
Die Trächtigkeitsuntersuchung verlief positiv, es waren für den entsprechenden Zeitraum geügend tragend, einige jedoch auch nicht. Im Gegensatz zum Besamer, der die Untersuchungen durchführte war es für mich recht bequem, musste ich nur die Kühe identifizieren, ihre Vorgeschichte aufsagen und die Ergebnisse notieren.
Und heute begann endlich die Getreideernte, so so spät wie seit 20 Jahren nicht mehr. Mittags kamen mir auf dem Weg zur Verwaltung auf einer der typischen brandenburger Alleen drei der Mähdrescher entgegen, der vierte stand noch auf dem Stützpunkt. Später dann auf dem Rückweg sah ich sie dann beim Mähen, waren nur am Horizont zu erkennen auf einem 45ha-Acker. Am Rand stand ganz typisch wie eh und je in Ostdeutschland ein Traktor (Belarus) mit Güllefass zur Brandwache.

Benjamin

Mittwoch, 10. Juli 2013

Gestern, Heute, Morgen

Am heutigen Tag bekam ich neben dem Heute auch das Gestern und Morgen der Agrar Boberow mit.
Das Heute war wieder ein Stück mehr Routine in der Verwaltung der Kühe und Kälber, daneben nicht so alltägliche Dinge wie das Abholen eines Bigbags mit Kälberschrot vom Hauptmilchviehbetrieb, wo heute die Schrotmühle da war. Außerdem ist als mein erstes eigenes Projekt die Optimierung der Kälberhaltung angelaufen, wo ich recht freie Hand habe und nach Gesprächen mit der Tierärztin und meinem "Milchviehberater" in der alten Heimat ein neues Konzept aufgestellt habe, das es nun umzusetzen gilt.
Das Gestern war wieder eine der vielen interessanten Geschichten einer meiner Kollegen, als wir es über seinen einen Traktor, einen alten, aber voll ausgestatteten Zetor 5211 hatten, den er als Nebenerwerbslandwirt fährt. Über die Traktoren, die früher auf der Milchviehanlage liefen: Famulus, Zetor, Belarus, GT124 und die Robustheit des Belarus, als mal einer ohne Wasser und Öl und überladenem Anhänger auf dem Rückweg von der Stärkefabrik in Karstädt-Dallmin mit rotglühendem Motor stehen blieb. Abgeschleppt und am nächsten Tag einfach Wasser und Öl nachgefüllt und weiter ging es.
Das Morgen dann, als mein Chef vielleicht fünf Minuten vor dem geplanten Feierabend noch zu mir kam und wir es fast eine Stunde lang neben organisatorischen Sachen auch über Detailfragen der Zukunftspläne für die Genossenschaft hatten. Kurz zusammengefasst: Hier im Blog wird es weiterhin viele Interessante Sachen zu berichten geben!
Es hat sich in meinem Tagesablauf schon fast etabliert, dass ich zwischen halb elf und elf wenn das Milchauto kommt ein wenig mit dem Fahrer erzähle. Denn es ist natürlich der Höhepunkt des Tages, wenn das Ergebnis der vielen Arbeit der Kühe, der Mannschaft und vielleicht auch meiner Verwalterei so sichtbar wird. Typisch für fast ganz Ostdeutschland sind die 18t-LKW mit 24t-Anhänger die meist im Zug fahren, auch wenn dafür sogar in Boberow der Hof gerade zum Wenden reicht. Die Milch geht in die Arla-Molkerei (Hansa-Milch/Hansano) nach Karstädt, also gerade zwei Ortschaften und 13 km weiter. Dort können pro Jahr an die 180 Mio. kg Milch verarbeitet werden, wobei das Werk aktuell nicht ganz ausgelastet ist. Und die Milch der Boberower Kühe wird zu Milchpulver, Konzentrat und Sahne verarbeitet.

Benjamin

Dienstag, 9. Juli 2013

Futtermischwagen von Innen

Die verkalbte Frucht wurde doch nicht vom Fuchs geholt sondern heute morgen im Stall gefunden, bloß zu früh, denn als ich kam war die schon auf dem Misthaufen vergraben worden. Hoffentlich haben die Horrorgeschichten der Tierärztin über Clostridienepedemien für die Zukunft Wirkung gezeigt und es wird im Fall des Falles das Kadaverlager genutzt.
Allgemein kommt nun immer mehr Routine in die Arbeit. Aktuell drucke ich die Behandlungslisten für die kranken Kühe und Kälber vor, um nicht immer die unleserlichen Notizen und Abgabebelege entziffern zu müssen. Des Weiteren arbeite ich schon viel mit der Terminalprogrammierung in den Melkständen, dass die Melker leicht die passenden Kühe aussortieren können für Besamungen oder am Donnerstag dann ganze 40 für die Trächtigkeitsuntersuchung.
Mein Stallbüro ist fast ganz aufgeräumt, trotzdem finde ich immer wieder Überraschungen, wie heute Nachmittag eine Schatule mit der Benno-Martiny-Medaille der DLG für langjährige hervoragende Leistungen bei der Erzeugung von Qualitätsmilch. Eine Erinnerung an die besten Zeiten der Milchproduktion in Boberow, nun steht die auf der Fensterbank als Ansporn mit einem Zettel darunter: "Zurück auf dieses Niveau!"
Etwas Abenteuer muss schon sein: Nachdem ich gestern aus Interesse in den Futtermischwagen gekuckt hatte und größere Mengen Ballengarn um die Haspel gewickelt sah war ich dann heute die Hälfte der Mittagspaúse damit beschäftigt im Mischbehälter rumzusteigen und das Garn herauszuschneiden. Die Fütterin wusste das nicht, denn "mit meinen kurzen Beinen" kommt sie nicht auf die Leiter hinauf und ihre Bedenken bezüglich scharfer Kanten waren völlig unbegründet, nach zehntausenden von Tonnen Futter ist alles schön glatt geschliffen. So sieht der Mischwagen von Innen aus; bei der heutigen Hitze ein schön schattiger Platz:

Benjamin

Montag, 8. Juli 2013

Wo sich Fuchs und Kuh gute Nacht sagen...

...da ist man in der Prignitz! Es war wieder ein besonderes Erlebnis, mit der überwältigten Allgegenwärtigkeit der Natur in Brandenburg konfrontiert zu werden. Heute Nacht hatte nämlich eine Kuh während des siebten Trächtigkeitmonats verkalbt, die Tierärztin hatte die Nachgeburt entfernt, aber das Kalb konnte nicht im Stall gefunden werden. Einer der Melker vermutete, dass entweder die Kühe das Kalb mit den weichen Knochen durch den Spaltenboden getreten oder ein Fuchs es geholt hätte. Auf meine eher ungläubige Nachfrage dahingegend bekam ich die Antwort: "Wir hatten auch schon Füchse, die im Abkalbestall im Stroh geschlafen haben!"
Da ich heute auch erstmals mit der Bestellung von Futter zu tun hatte, werden ich Euch hier etwas davon berichten: Am Standort der Milchviehanlage gibt es Fahrsilos, aber die Silage wird für die ganze Genossenschaft an einem Silo als mit dem großen Radlader entnommen und mit Anhängerzügen täglich in die Futterhallen der einzelnen Standorte gefahren. Das gleiche gilt für Getreide- und Maisschrot, die Mittwochs im zentralen Getreidelager geschrotet und dann in den darauffolgenden Tagen ebenfalls verteilt werden und auch für Luzerneheu, das im Trockenwerk Eldena getrocknet und später nach Bedarf im Betrieb verteilt wird. Futterstroh wird mit einer Strohmühle in der Futterhalle gehäckselt und die Zukauffuttermittel (Raps-/Sojaextraktionsschrot, Zuckerrübentrockenschnitzel) kommen direkt mit dem LKW in die Hallen.
Bis auf die Lieferungen von Silage und Stroh organisiere ich nun die Futtermittel.
Gemischt wird das Futter mit einem 11,5 m³ Keenan-Haspelmischwagen von 1995 mit einem Belarus aus den Achtzigern davor, beides in top Zustand dank der akribischen Pflege der Fütterin. Beladen wird der Mischwagen mit einem Kramer Teleradlader, der auch zum Futterschieben, Abschieben der planbefestigten Laufgänge und allgemein Ladearbeiten dient.

Benjamin

Samstag, 6. Juli 2013

19. Prignitz Tierschau

Heute war ich mit auf der 19. Prignitz Tierschau in Gulow (Ortsteil von Groß Pankow). Mit sechs Mann und acht Kühen im großen doppelstöckigen Anhänger, mit dem meist Jungvieh zu den Pensionsweiden an der Elbe gefahren wird oder Tiere zwischen den Standorten, ging es nach Gulow mitten in der Prignitz zur Tierschau. Die Landgenossenschaft Pröttlin war wie jedes Jahr als erstes vor Ort, um den Waschplatz zu belegen und in Ruhe die Kühe zu waschen. Nach Einweisung und zum Schluss Korrektur der Fehler durch den langjährigen "Schauchef" mit "bestimmt 100 Jahren Schauerfahrung" habe ich auch eine Kuh gewaschen. Als alle Kühe bereit standen und der Verpflegungstrupp mit dem Frühstück kam, trafen dann die Masse der anderen Betriebe ein, mit einem bis über 10 Tieren, da die Jungzüchter auch Kälber vorstellten waren nicht nur Kühe da. Und an den großen Traktoranhängern und LKWs konnte man die Rinder- von den Pferdezüchtern unterscheiden, die die zweite große Tiergruppe stellten, neben kleineren wie den Schafen, Schweinen und Kleinvieh.
Von den Kühen belegten zwei in ihrer Klasse den ersten Platz, eine davon noch den separaten Preis für das beste Euter, eine weitere den zweiten und eine den dritten Platz der jeweiligen Klasse. Und eine Kuh wurde für die höchste Lebensleistung der teilnehmenden Kühe ausgezeichnet.
Da ich noch keine Kuh führen kann, hielt ich den Kackeimer unter und putze den Kühen den Hintern ab, wenn sie was fallen ließen, sollten schließlich alle schön und sauber sein.
Obwohl laut meinen Kollegen die Schau nicht so stark besucht war verdeutlichte sie mir erneut, wie bedeutend die Landwirtschaft in der Prignitz ist. Denn es war fast die gesamte Züchterszene über alle Tierarten hinweg da.
Außerdem traf ich einen ehemaligen Kommilitonen, der ein Semester über mir an der FH Bingen studierte hatte und mit einigen seiner Kühe ebenfalls anwesend war.

Zwei Fotos vom heutigen Tag:
Einmal 487 Leondra, geboren im März 2001, aktuell in der 8. Laktation bei 97.856 kg Lebensleistung, wofür sie einen Preis bekam. Die 100.000 kg dürfte sie mit der Milchleistungsprüfung im August knacken.



















Und auf dem anderen Foto die schönsten Holsteins der Prignitz von 3 Monaten bis über 12 Jahre. Leondra ist die zweiten Kuh von rechts.



















Benjamin

Freitag, 5. Juli 2013

Alles eine Nummer größer

Heute Morgen war ich am zentralen Technikstützpunkt zur morgendlichen Besprechung der Pflanzenbauabteilung und mir wurde noch einmal die Größe von über 3800 ha Landfläche bewusst. Ich war etwas früher hingefahren, um mich nun endlich richtig auf dem Hof umzuschauen, was da alles an Maschinen steht, was nicht alle sind, denn an anderen Standorten stehen auch noch ein Teil. So zählte ich 16 Traktoren (später 18), 4 Mähdrescher, weit über 20 Anhänger und allerlei andere Landmaschinen.
Genauso dann auch die eigentliche Besprechung, wenn in der Werkstatt 20 Leute im Kreis stehen und vom Pflanzenbauleiter auf die einzelnen Traktoren zugeteilt werden. Unter anderem ging es heute zum Grashäckseln des 2. Schnittes, der bis Sonntag abgeschlossen sein soll. Der Start der Gerstenernte ist aktuell am Dienstag vorgesehen.
In Boberow selbst fiel mir die Größe nicht an der Anzahl der Tiere auf, die im Vergleich zum Hauptmilchviehbetrieb nicht einmal die Hälfte beträgt, sondern an der Stalleinrichtung. Diese ist auf ein zügiges Arbeiten ausgelegt. Die meisten Tore und Trenngatter haben einfache Schubriegel oder fallen selbständig ins Schloss, statt sich mit dem Umstecken von Bolzen aufhalten zu müssen. Oder auch beim Einstreuen des Jungviehstalls, wozu die Kälber auf den vorderen Teil mit Spaltenboden gesperrt werden und dahinter wird mit dem Traktor gefahren und das Stroh vom Anhänger abgeworfen. Danach werden die Abtrennungen wieder zurück geschwenkt (mit den Schlössern sehr schnell) und die Kälber verteilen das Stroh selbst.
Heute Nachmittag habe ich zum ersten Mal überhaupt eine Abkalbung (die siebte seit gestern, geht aktuell richtig rund) selber betreut, denn die Kälberfrau war nicht schnell genug; es war eine Sache von vielleicht zwei Minuten nach Platzen der Fruchtblase. Wirklich eine Bilderbuchgeburt. Und knapp anderthalb Stunden nachdem ich auf einem Kontrollspaziergang während der Mittagspause die Kuh mir aufgeschrieben hatte, da sie den Schwanz abstellte, konnte ich das Foto machen.

Benjamin

Donnerstag, 4. Juli 2013

Richtig als Manager...

...fühlte ich mich heute. Ein klein wenig Routine ist schon in meine Arbeit reingekommen, obwohl es heute wieder sehr viele neue Sachen waren, aber der Überblick wurde schon wieder ein Stückchen größer. Vor allem bei der Brunsterkennung sehe ich mich auf einem guten Weg, erstmals wurde das heute Nachmittag kombiniert, dass die Melker normal die Kühe im Stall beobachteten und ich die Aktivitätsmessung auswertete und es ergänzte sich sehr gut. Die erste richtige Bewährungsprobe für die Ergebnisse meiner ganzen Studiererei gab es morgens, als ich mit dem obersten Chef die kurzfristigen Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation bei den abkalbenden Kühen erörterte und nun einiges verändert wurde. Außerdem nutzte ich schon eifrig mein Handy mit dem Kuhplaner, wenn auch die noch mangelnde Aktualität in den Daten manchmal störte. Und am Nachmittag und danach noch daheim war ich nebenher als der Ingenieur vor Ort in Boberow mit der Organisation des Antransport von Kalk beschäftigt. Dieser wird für die Stoppelkalkung nach der Getreideernte benötigt und heute kamen die ersten 5 LKW von 300 t, nach 2,5 Stunden Fahrt von der Magdeburger Börde. Für die Pressschnitzellogistiker unter den Lesern: Euren Job für drei Tage in ganz klein.

Benjamin

Mittwoch, 3. Juli 2013

Paar Kühe impfen...

...und zwar um die 350; die genaue Zahl weiß ich nicht, da ich soweit im Kuhplaner noch nicht bin. Geimpft wurde gegen BVD (bovine Virusdiarrhoe) durch den Tierarzt, mit einer Spritze an einem langen Stab geht das ruckzug, wenn die Kühe das Fressgitter gewohnt sind und brav sich einfangen. Bloß dreiviertel der Kühe stehen normal an Futtertischen nur mit Nackenrohr. Brauche ich in Zukunft auch einen langen Stock zur Fernverriegelung der einzelnen Plätze und eine Schürze, wenn vor lauter Aufregung angesichts des Pieks eifrig der Schwanz gehoben wird. Zwischenzeitlich war der Vertretungsvertretungsbesamer des RBB da, denn aktuell haben sowohl der Besamer vom Betrieb als auch der dann übernehmende Vertretungsbesamer beide gleichzeitig Urlaub. Habe ich in einer Woche mit drei verschiedenen Besamern zu tun.
Dann weiter in die Hauptverwaltung, um auf meinen Laptop und das Firmenhandy den Kuhplaner zu installieren, dass ich dann zum vollelektronischen Herdenmanager werde, wenn ich irgendwann den Überblick habe. Für diesen Überblick war ich anschließend noch auf dem Hauptmilchviehbetrieb, um weitere Schritte für das Anlernen abzuklären.
Insgesamt bin ich heute etliche km gefahren; der Roggen ist noch grün, die Wintergerste schon gelb, soll ja am Wochenende losgehen mit dem Mähen. Und ich habe fünf Feldhasen und drei Störche gesehen, soviel zur Artenvielfalt in den weitläufigen, aufgeräumten Agrarlandschaften. Laut meinen Kollegen gibt es in der Prignitz bis auf Bären und Elche eigentlich alles an Tieren. Und in der Brunftzeit der Rothirsche müsste man aufpassen, dass keine vors Fahrrad rennen.

Benjamin


Dienstag, 2. Juli 2013

Zucht und Silo ganz groß

Heute habe ich mich nun mehr eingefunden, meinen Überblick über die ganze Arbeitsorganisation und Zuständigkeiten sowie die Computerprogramme schon ein Stück erweitert.
Zwei kleine Geschichten aus der Rinderzucht von gestern und dem heutigen Tag: Der Bulle Goleo der RMV stammt aus Pröttlin oder wurde vielmehr dort geboren, denn er kam als Embryo aus Kanada, der in einer Kuh auf einer Auktion in Osnabrück mitgekauft wurde. Und dann die Kuh Gloria (VG 88 für die Spezialisten), die mittlerweile die 100.000 kg geknackt hat, wenn auch nur mit knapp über 6.000 kg Fett und Eiweiß. Zwei ihrer Söhne und zwei ihrer Enkel gingen ebenfalls zur RMV, wo ich aber bis auf Jux die Namen vergessen habe. Der Besamer der Landgenossenschaft war zuvor beim RBB, unter anderem auf der Bullenstation in Schmergow und kannte daher Laudan persönlich.
Des weiteren wurde heute der erste Teil des zweiten Schnitts ins Silo gebracht. Gestern sah ich schon den BigM des Lohnunternehmers beim Mähen. Dies war aus Sicht der Qualität zu früh und so wurden heute nur "wenige" ha gehäckselt und in ein leeres Silo in Boberow gebracht. Die beiden größten Traktoren (380 und 325 PS) zum walzen und mindestens 8 Traktoren zum Abfahren, die ich vom Stallbüro aus gesehen habe.
Weitere Fotos gibts unter: http://www.agrartechnik-im-einsatz.de/de/index.php?page=view_subgallery&id=51978

Benjamin



Montag, 1. Juli 2013

Endlich bei den Kühen!

Heute nun war mein erster Arbeitstag bei der Agrar GmbH Boberow bzw. übergeordnet dem Mutterunternehmen Landgenossenschaft Pröttlin eG.
Morgens bin ich die 10,5 km von Grabow nach Pröttlin mit dem Rad gefahren, eine ganz neue Erfahrung durch die Kiefernwälder mit den intensiven Geruch nach Harz und danach einer original brandenburger Pflasterstraße. Dies hat mir deutlich gezeigt, wie groß hier in MV/Brandenburg die Entfernungen sind und das Gefühl der Freiheit bei der weiten Landschaft.
Dann ging es nach den organisatorischen Sachen in der Zentralverwaltung und einem Abstecher zur Kollegin auf einem anderen Milchviehstandort, die mich mit einarbeiten wird nach Boberow. Dort habe ich im Milchviehbereich 5 Kollegen; 2 melken, eine füttert (inkl. Biogasanlage), eine kümmert sich um die Kälber und einer ist Springer (Eigenbezeichnung "Hofdackel").
Dazu gehören knapp 350 Kühe, davon 290 aktuell Melkende und 200 weibliche Nachzucht bis ca. ein Jahr, die dann auf einen anderen Standort wechseln. Die Kühe sind in 8 Gruppen aufgeteilt: Frischmelker, 3 Leistungsgruppen, 1 Transitgruppe, 2 Trockenstehergruppen mit hochtragenden Färsen, die schon vor der Kalbung zurück kommen und noch eine Gruppe für die Sonderfälle. Gemolken werden die Kühe in zwei nebeneinanderliegenden Doppel-6er-Fischgrätenmelkständen von Alfa Laval, ein typisches Konstrukt der frühen 90er. Eine weitere Besonderheit ist die Futterbevorratung: Die Kraftfutterkomponenten lagern normal in der Futterhalle, daneben wird das Grundfutter von den zentralen Siloplätzen per Traktor angeliefert. Restmengen der vorigen Lieferungen gehen wie die Futterreste in die Biogasanlagen.
Mein erster Tag bestand vor allem aus dem oberflächlichen Kennenlernen der einzelnen Betriebsabläufe und der benutzten Software sowie dem Herrichten des Büros. In den Schränken lagern fast nur uralte Akten, wie z.B. Michleistungsprüfung seit 1994, Karteikarten der Kühe, sotiert nach dem Abgangsjahr seit 2001 usw.

Noch ein Foto von heute: Ende der Woche soll die Wintergerstenernte beginnen, die Mähdrescher stehen schon parat, von links: 2x Claas Lexion 480, Claas Lexion 650 (ganz neu), Horsch 8 OC (8m Zinkensämaschine) und Claas Dominator 208 Mega.

Benjamin