Mittwoch, 27. Mai 2020

Fruchtbarkeitskennzahlen - Teil 1

Endlich hat die Berufsschule wieder angefangen und ich muss als Ausbilder unseren Lehrlingen nicht mehr bei ihren Hausaufgaben helfen. Weil das war teilweise sehr ernüchternd die Diskrepanz zwischen dem was ein Landwirt/Tierwirt am Ende seiner Ausbildung können sollte und was nach knapp zwei oder sogar drei Jahren erst da ist.

Eine Aufgabe ging um Fruchtbarkeitskennzahlen bei Rindern und da habe ich zur Veranschaulichung schnell einen Zeitstrahl aufgemalt. Den gibt es jetzt für den Kuhblog in schöner und doppelter Ausführung (für Kühe und Färsen). Es sind nämlich ein ganzer Haufen der Fruchtbarkeitskennzahlen, mit denen man so um sich wirft, meistens nicht alltäglich aber wenigstens einmal im Monat wenn vom LKV der Bericht von der Milchleistungsprüfung kommt in dem die meisten ausgewiesen sind.


Erstes Bild für die Kühe:





















FWZ  - Freiwillige Wartezeit. Die Zeitspanne die man nach der Kalbung eine Kuh nicht besamt, bis der Stoffwechsel und der Zyklus rund laufen. Eine fruchtbare Kuh ist meist um die 4 Wochen nach der Kalbung das erste Mal wieder brünstig. Die FWZ haben die meisten Betriebe bei 60 oder 80 Tagen.
uFWZ - unfreiwillige Wartezeit. Wenn die freiwillige Wartezeit abgelaufen ist muss man noch bis zur nächsten Brunst warten für die erste Besamung. Bei einer Zykluslänge von 21 Tagen beim Rind wären es dann theoretisch 10,5 Tage wenn man alle Brunsten erwischen würde (zur Brunstnutzungsrate im nächsten Post).
RZ - Rastzeit. Zeit von der Kalbung bis zur ersten Besamung. RZ = FWZ + uFWZ. Liegt in Brandenburg bei durchschnittlich 73 Tagen.
ZBZ - Zwischenbesamungszeit. Da nicht immer gleich die erste Besamung erfolgreich ist und die Kuh wieder brünstig wird ist die ZBZ die durchschnittliche Zeit zwischen den einzelnen Besamungen. 21 Tage wären ein Zyklus, 42 Tage zwei Zyklen, 63 Tage drei Zyklen. Kuhindividuell trifft es nicht zu, aber im Durchschnitt kann man ableiten, ob eher die nächste Brunst erwischt oder verpasst wird. In BB 40 Tage.
VZ - Verzögerungszeit. Die Zeit zwischen erster Besamung und erfolgreicher Besamung. Wird die Kuh gleich bei der ersten Besamung tragend ist VZ = 0. Teilweise kann es deutlich über die 100 Tage gehen. In BB 75 Tage.
GZ/ZTZ - Güstzeit oder Zwischentragezeit. Die Zeit von der Kalbung bis zur nächsten Trächtigkeit.  GZ/ZTZ = RZ + VZ. In BB 138 Tage.
ZKZ - Zwischenkalbezeit. Die Zeit zwischen einer und der nächsten Kalbung. In BB 410 Tage. Die alte Regel 365 Tage für jedes Jahr ein Kalb ist überholt und die Tendenz geht zur Verlängerung der Zwischenkalbezeit. Dazu werden ich noch mal (definitiv) mehrere Posts schreiben.

Tragedauer ist keine Kennzahl. Aber wenn man die Tragedauer auf die GZ draufzählt kommt man auf die vZKZ - vorraussichtliche Zwischenkalbezeit. Die Tragedauer beträgt bei Holsteins mit einer Schwankungsbreite von meist rund zwei Wochen um die 280 Tage.
Trockenstehdauer ist ebenfalls keine Kennzahl, beträgt meist um die 8 Wochen vor der nächsten Kalbung.

Zweites Bild für die Färsen:





















Zur Zulassung zur Zucht gibt es keine Kennzahl, ist aber vergleichbar mit der FWZ bei den Kühen. Die erfolgt wenn die Färse schwer genug ist für die Zucht, je nach Betrieb zwischen 380 und 430 kg, so zwischen knapp 12 und 16 Monaten Alter.
EBA - Erstbesamungsalter. Das Alter in dem die Färse dann zum ersten Mal besamt wird. In BB Durchschnitt 16 Monate. 
Bei den Färsen gibt es aucg ZBZ und VZ. Die Zwischenbesamungszeit ist mit 39 Tagen in der selben Größenordnung. Die VZ deutlich geringer mit rund 1 Monat, weil die Färsen eine bessere Fruchtbarkeit haben und daher mehr eine VZ = 0.
FKA - Färsenkonzeptionsalter. Konzeptions ist die Befruchtung; das Alter in dem die Färsen tragend werden. FKA = EBA + VZ. In BB 17 Monate.
EKA - Erstkalbealter, wann die Färse zum ersten Mal kalbt und zur Kuh wird. Für mich die wichtigste Fruchtbarkeitskennzahl, weil sehr aussagekräftig über den Erfolg und Wirtschaftlichkeit der Jungviehaufzucht, auch wenn da etwas die Intensität (z.B. Weide) reinspielt. Ziel sind bei Holsteins 24 Monate. In BB im Durchschnitt 26 Monate. Die Bandbreite beträgt da zwischen den Betrieben von unter 23 bis über 29 Monaten, auf das Einzeltier bezogen gibt es noch größere Unterschiede.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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