Montag, 30. November 2020

Perle - Teil 4

Am Donnerstag kam Perle an  den Tränkeautomat. Schließlich war sie schon 18 Tage alt und ihr Tränkeverhalten stabil; am Mittwoch, ihrem letzten kompletten Tag in der Einzelbox waren es 12,5 Liter.

Zudem muss ja beim Rein-Raus-Verfahren auch gewartet werden bis genügend Kälber für eine Gruppe zusammen gekommen sind.

Auf dem Weg in die Gruppenbox ging es wieder über die Waage und da waren es diesmal 54,2 kg. Diese starke Zunahme ist wahrscheinlich eine Messungenauigkeit bei nur zwei Einzelwerten. Und die Uhrzeit hat auch nicht ganz überein gestimmt. Bei den Kuhwaagen beim konventionellen Melken werden die Kühe auch direkt nach dem Melken gewogen um sie immer zum gleichen Zeitpunkt in ihrem Tagesablauf zu haben.

In der Einzelhaltung kommt sie damit auf 611 g Tageszunahme.

Benjamin


Freitag, 27. November 2020

Selektives Trockenstellen

Selektives Trockenstellen ist ein Verfahren bei dem kuhindividuell abhängig von der Eutergesundheit in der vorangegangenen Laktation entschieden wird ob die Kuh mit einem antibiotische Trockensteller trockengestellt wird oder nicht. Dadurch ist es möglich erhebliche Mengen Antibiotika und Kosten einzusparen.

Letzte Woche war mein Bruder zu Gast im Kuhverstandpodcast zu einem Interview über das selektive Trockenstellen (-> hier zu hören). Sehr interessant anzuhören und alles wichtige zu dem Thema zusammengefasst; meiner Meinung nach die beste Folge die Christian in den letzten dreieinhalb Jahren gemacht hat und da werden sich die kommenden an einem sehr hohen Niveau messen müssen.

Die erwähnte Anekdote von der Veranstaltung auf der ein einziger Landwirt nur selektiv trockenstellte war ich gewesen, das habe ich auch in meinem Post zum Trockenstellen erwähnt (siehe Post vom 27.02.2019). Die dort beschriebene Herangehensweise zum selektiven Trockenstellen habe ich seitdem auch nicht mehr verändert: Die Kühe die in der Laktation keine Euterentzündung hatten und in den letzten drei Milchleistungsprüfungen jeweils unter 100.000 Zellzahl bekommen kein antibiotischen Trockensteller. Die anderen abhängig vom nachgewiesenen Erreger dann mit Antibiotika. 

Benjamin

Dienstag, 24. November 2020

Perle - Teil 3

Am Sonntag wurde Perle erstmals gewogen.

Zuerst habe ich sie mit dem Jungviehwiegeband gemessen. Dabei wird vom Brustumfang das zugehörige Gewicht abgeleitet. Haupteinsatzzweck sind Färsen um die Erstbesamung rum, ob die auch das nötige Gewicht schon haben. Für ein Kalb schätzte ich es als zu ungenau ein. Und so war es auch: 90 cm Brustumfang und 70 kg Gewicht. Viel zu viel.

Daher habe ich sie zur Waage gebracht. Am Strick geführt bzw. mehr geschoben. Halfterführig wäre doch mal was und bei Perles Bedeutung eigentlich eine Selbstverständlichkeit... Das letzte Kalb das ich halfterführig gemacht habe war damals Berta (siehe Post vom 11.07.2014).  

Die Waage zeigte 49,4 kg an. Da bin ich erschrocken, das wären ja nur 3,2 kg mehr als das Geburtsgewicht. Wahrscheinlich wurde bei dem die 3 Liter Kolostrum mitgewogen bzw. nicht abgezogen. 6,2 kg Zunahme in 14 Tagen wären 443 g Tageszunahme. Zwar kein guter Wert aber realistisch.

Streicheleinheiten nach dem aufregenden Ausflug:

Benjamin


 

Freitag, 20. November 2020

RZ€ - Teil 2

Was Aktuelles zum ökonomischen Zuchtwert RZ€. Mittlerweile kucke ich fast nur noch darauf, auch wenn man erst noch ein Gefühl für die Werte bekommen muss. All die Jahre mit den RZG, da hatte man immer die Glockenkurve der Verteilung vor dem Inneren Auge und die Tiere dann gleich eingeordnet.

RZG und RZ€ korrelieren zu 70 %, denn bei beiden sind die am höchsten gewichteten Merkmale Milchleistung (RZM) und Nutzungsdauer (RZN). Beim RZG sind es 45 % RZM und 20 % RZN, beim RZ€ 41 % RZM und 27 % RZN.
Die übrigen 30 % der Varianz sind auch noch da und so habe ich aus den Zuchtwerten unserer Rinder rausgesucht, dass bei gleichem RZG der Unterschied im RZ€ bis zu 650 € betragen kann und bei gleichem RZ€ im RZG ein Unterschied von bis zu 13 Punkten (mehr als eine Standardabweichung!)
 
Durchschnittlich haben die Kuhvisions-Betriebe in Deutschland ein RZ€ von glaube 810 €, wir liegen etwas darüber mit 905 €. Und einem durchschnittlichen RZG von 118,6.
Es fällt auf, dass die Tiere sowohl mit den höchsten Zuchtwerten nach RZG als auch RZ€ fast alles Kälber sind, nur wenige Färsen und so gut wie keine Kühe. Das Beispielkalb unten ist erst zweieinhalb Monate alt. Da merkt man deutlich den Zuchtfortschritt auch innerhalb eines Jahres wenn man sich die Liste anschaut.
 
Die Zuchtwerte unseres aktuell besten Kalbs nach RZ€; nach RZG nicht, da sind noch einige darüber.
In ihrem Fall ist es die Kombination aus hohen Werten bei Milchleistung (RZM), Nutzungsdauer (RZN) und Gesundheit (GES), die zusammen schon mehr als Dreiviertel des RZ€ ausmachen:
 
Benjamin
 

 


Dienstag, 17. November 2020

Perle - Teil 2

Ein Foto von Perle gabs schon, jetzt gibt es paar Infos zu ihr.
 
Ihr Geburtsgewicht betrug ordentliche 46,2 kg. Das ist der Einfluss ihres Vaters, denn ihre Geschwister sind auch überdurchschnittlich schwer. Das Gewicht sieht man ihr auch an. Nach den Auswertungen der Landesforschungsanstalt MV ist das Gewicht (korrekt Lebensmasse) mit zwei Wochen Alter entscheidend für das weitere Wachstum und Leben. Mit diesen Geburtsgewicht hat sie schon mal gute Voraussetzungen.
 
Bei ihrer ersten Mahlzeit hat sie 3 Liter Biestmilch gesoffen und in ihrem ersten Lebenstag insgesamt 7 Liter. Weiterer Pluspunkt!
 
Zu ihrer Abstammung; das ist ihrer Väterfolge, die ich ganze 8 Generationen zurück verfolgen kann:
Perplex PP
  Tableau 
    Kairo
      Cavana
        NOG Tirano
          Lexikon
            Presto
              Clerus 

Perplex, Tableau und Kairo sind rotbunt, ihre Mutter und Großmutter haben beide einen Rotfaktor und sie ist jetzt rotbunt. Zur Vererbung der Farben siehe auch im Post vom 06.02.2015.
Und auch wieder Tableau in der Abstammung, der ist in der Herde als Kuhvater halt doch stärker vertreten. Auf seinem Herkunftsbetrieb bin ich schon mal gewesen (siehe Post vom 15.05.2014).

Ihr Vater Perplex PP ist ein homozygot hornloser Bulle, sodass sie auch hornlos ist. Wahrscheinlich heterozygot. Zur Vererbung der Hornlosigkeit siehe im Post vom 13.09.2020. Sie muss dann nicht enthornt werden, die behornten Kälber ihrer Gruppe werden wahrscheinlich am 9. Dezember dran sein.

Noch die Zuchtwerte von Perplex PP. Habe nur den Link zum VIT, bei CRV als Besitzer konnte ich die passende Internetseite nicht verlinken... Hervorzuheben sind neben seiner homozygoten Hornlosigkeit die hohen Inhaltsstoffe die er vererbt, die deutllich unterdurchschnittliche Größe, bei etwas mehr Stärke und Kondition (BCS). Also das Gegenteil der scharfen Schaukuh die nicht alt wird.

Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

 

Sonntag, 15. November 2020

Perle - Teil 1

Keine Exkursionsberichte, keine Veranstaltungsberichte - da ich den Kuhblog nicht in den Lockdown schicken will habe ich nach anderen Themen gesucht.

2016 hatte ich schon mal mit einer Serie zur Kälberaufzucht angefangen. Bei der zuchthygienischen Untersuchung in Pinnow hatte ich paar Fotos gemacht, denn in den Statistiken war eine von Google weitergeleitete Suchanfrage zum Ultraschall. Da musste ich natürlich drauf reagieren. Dazu habe ich noch ein Schaubild gemalt und im Herde die Infos zur Kuh recherchiert. Das wurde einer der Posts aus den über tausend bei dem ich mich so richtig verkünstelt habe.

Und mitten beim Schreiben kam mir die Idee eine Serie daraus zu machen über das dann geborene Kalb. In der Kälberaufzucht passiert in verhältnismäßig kurzer Zeit recht viel, für die Kuhblogleser ohne Kühe digital ein Kalb aufwachsen zu sehen und für die mit Kühen der Vergleich zur eigenen Verfahrensweise und Grundlage für Erfahrungsaustausch und Diskussion. Bisschen Leserbindung durch den Fortsetzungscharakter auch noch dazu.

Bloß die Serie fiel dann sehr klein aus, denn das Kalb war ein Bulle und wurde nach 15 Tagen verkauft. Das waren die weiteren Posts:
 
Die ursprüngliche Idee habe ich jetzt wieder aufgeriffen um eine neue Serie über die Kälberaufzucht zu machen. Aus "Fehlern" lernt man und so habe ich jetzt erst mit der Geburt eines weiblichen Kalbs angefangen. Eigentlich wollte ich mir aus dem Abkalbebuch eines heraussuchen, das schonmal von Anfang an einen guten Start hin gelegt hat, dass später tolle Kälberfotos für die Posts rausspringen. Aber wie das dann so ist war eine Auswahl gar nicht nötig, denn am letzten Sonntag wurde ein rotbuntes Kalb geboren und in Brandenburg sind die rotbunten Holsteins mit nur 1 % Anteil an der Population so selten, dass die Entscheidung klar war.
 
Perle, benannt nach ihrem Vater Perplex PP:
 
Benjamin




Donnerstag, 12. November 2020

Aktuelles vom Kuhblog

Auch für den Kuhblog ist das ein schwieriges Jahr, denn mein "draußen herumziehen", bei dem ich viele Themen und Eindrücke mitnehme ist so fast komplett ausgefallen.
 
Die MeLa, das beste im September, war als eine der ersten Messen abgesagt worden.
 
Die EuroTier hätte nächste Woche stattgefunden wurde aber schon frühzeitig auf den Februar nächsten Jahres verschoben und nun komplett abgesagt.
 
Die Verbandsschau Blickpunkt Rind des RBB ist auch ausgefallen, wo gerade auf einen zweijährigen Rhythmus wegen des großen Aufwands umgestellt worden war.
Aber der RBB ist bei der Etablierung digitalen Ersatzes ganz vorne mit dabei und hat Videos zu verschiedenen Themen veröffentlicht:
- Beef on Dairy, also Mastanpaarungen, wovon auch Daten in den Testherden erfasst werden
- über den neuen Zuchtwert RZ€
- Statt der Nachzuchtpräsentation die Kühe daheim gefilmt. Töchter von Malinus der Möller GbR, dem nordwestlichsten Milchviehbetrieb Brandenburgs.
 
Vorletzte und letzte Woche war ich auf Urlaub in der alten Heimat. Da kam auch so gut wie nichts bei rum. Eigentlich wollte ich mit meinem Bruder wieder zusammen auf Exkursion, das haben wir letztmals vor mehr als drei Jahren gemacht, als er mich mal besucht hat (siehe Posts vom 19.10.2017 und 20.10.2017). Wegen Corona wurde das aber auch abgesagt, genau wie mein Besuch auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle. Da war ich in diesem Jahr bisher nur ein einziges Mal gewesen! (siehe Post vom 24.07.2020). So selten kam es die letzten 13 Jahre noch nicht vor...
Und dann hatte ich mir noch eine Erkältung eingefangen. Ich wurde auch auf Corona getestet, das war zum Glück negativ. Der Nasentupfer für Menschen ist genauso lang wie für Kühe und wie weit der rein geschoben wird... In dem Moment ging mir durch den Kopf, was wir unseren Kälbern mit der intranasalen Grippeimpfung doch zumuten und ganz still zu halten, da ist es nämlich schon manche Male schief gegangen (siehe Post vom 20.01.2015).
 
Die letzten Tage habe ich mir Gedanken gemacht über die Inhalte vom Kuhblog, wenn weitere "externe" Inhalte weggefallen sind. Eine neue interne Serie habe ich nun begonnen vorzubereiten.
 
Also: Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Sonntag, 8. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 2

Nun zur zweiten und dritten Seite des Eutergesundheitsberichts.

Hier noch mal der Link zur Podcastfolge im Kuhverstand

Die ganze zweite Seite des Eutergesundheitsberichts nehmen die Kennzahlen zur Trockenstehphase ein. 
Während des Trockenstehen besteht die Möglichkeit das subklinische Euterentzündungen, also erhöhte Zellzahlen, ausheilen auch mit der Unterstützung durch einen antibiotischen Trockensteller (siehe auch Post vom 27.02.2019). Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Kuh während des Trockenstehens mit einem Eutererreger infiziert. Dies kommt am häufigsten in den Tagen vor der Kalbung vor, wenn sich der Kreatinpropf der während des Trockenstehens den Strichkanal verschließt auflöst und Keime eindringen können und es gleichzeitig die "Spülwirkung" des Melkens noch nicht gibt. Außerdem Infektionen im Zeitraum zwischen der Kalbung und der ersten Milchkontrolle, das sind als zwischen 5 und 33 Tage (in Sonderfällen mehr). Dass die Infektion schon beim Trockenstellen selber durch Schmutzeintrag mit dem Trockensteller oder Zitzenversiegler herrührt ist von geringerer Bedeutung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen -> Ausheilung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen -> Neuinfektion.
 


 

 

 

 

 

 

 

Die Zahlen noch mal im Einzelnen, mit dem 12-Monats-Durchschnitt und dem Vergleich zum oberen Viertel: 


 

 

 

 

 

 

  

 
Die Effizienz der Trockenperiode in den letzten zwölf Monaten. Da haben wird im Podcast nicht drüber gesprochen. 
Dafür werden die Kühe in vier Gruppen aufgeteilt:
Nicht geheilt in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Neuinfiziert in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Geheilt in TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
Eutergesund geblieben: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
In Brandenburg haben wir da Prozent-Angaben und alle Balken zusammen ergeben dann 100 %:
 







 
Die Mastitisrate 1. Laktation bezieht sich nur auf die erste Milchkontrolle nach der 1. Kalbung, mit welcher Zellzahl die Kuh in ihre Laufbahn startet.
Hier ist auch sind die Hauptinfektionsmöglichkeiten vor und nach der Kalbung. Mein erwähntes Beispiel aus Boberow mit der Trennung der Abkalbebuchten von Kühen und Färsen. Der Hauptgrund war das wegen der Eutergesundheit gewesen, der Anlass aber glaube doch einfach zu viele Tiere und die mussten dann irgendwie aufgeteilt werden:










 
Die chronisch Euterkranken sind Kühe, die zwar meistens keine akuten Euterentzündungen haben aber dann eigentlich doch schon häufiger als die Durchschnittskuh der Herde und auch nicht die beste Eutergesundheit. Zumindest werden sie so definiert, dass sie in drei Milchkontrollen hintereinander über 700.000 Zellen hatten. Da könnte man meinen, dass das doch schnell der Fall ist, aber die 1 bis 2 % Anteil beim oberen Viertel finde ich da schon als normal.
Darunter werden die betroffenen Kühe aufgelistet und die kennt man dann eigentlich schon, weil die in der Regel nicht einfach nur hohe Zellzahlen haben sondern meist mehrfach oder langwierig euterkrank waren:
 











 

Benjamin

Mittwoch, 4. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 1

Bisher habe ich hier im Kuhblog wenig über Eutergesundheit geschrieben, weil man im Alltag dann doch am meisten in Form von Euterkrankheiten damit zu tun hat. Und mit Krankheiten schlägt man sich gefühlt den halben Tag rum, auch wenn da die Wahrnehmung zum Glück doch recht verzerrt ist.

Wichtige Kennzahl für die Eutergesundheit ist die Zellzahl. Sie wird in 1.000 pro ml Milch angegeben. Da die Zellen nur wenige Mikrometer groß und mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, lässt sich eine Veränderung an der Milch auch erst bei Zellzahlen im Millionenbereich feststellen. Die Zellen sind einmal Drüsenzellen aus dem Euter, die dieses beim kontinuierlichen Erneuerungsprozess abstößt und der Großteile weiße Blukörperchen des Immunsystems. Daher kann man von der Zellzahl auf die Eutergesundheit schließen, was
gerade an Abwehrreaktionen stattfindet.
Und da man die Zellzahl in großem Stil bei der Milchleistungprüfung mit hunderte Proben pro Stunde im Labor routinemäßig bestimmen kann hat sie diese Bedeutung.

Es gibt viele Einflüsse auf die Zellzahl und unabhänigig ob eine klinische Euterentzündung vorliegt ist die Grenze von 100.000 Zellen/ml definiert: Darunter ist die Kuh eutergesund, darüber euterkrank.

Die durchschnittliche Zellzahl bezieht sich auf die ganze Herde, diese wird von den Millionären, also Kühen mit hohen Zellzahlen, meist über 1.000.000 nach oben verzerrt.
Daher hatte Christian die Idee mit der Median-Kuh (-> Link). Der Zellzahl-Median einer Herde lässt dann aber den Anteil der Millionäre unbeachtet, da er deren Einfluss verringert.
Bei meinem Beispiel umfasst eine Herde 50 Kühe, wovon 48 eine Zellzahl von 100.000 haben und zwei von 1.000.000. Die durchschnittliche Zellzahl beträgt 136.000 und die Median-Zellzahl 100.000. Beide Zahlen haben eine recht geringe Aussagekraft, wohingegen der Eutergesundheitsbericht der Milchkontrolle viel mehr bietet. Daher war ich im Kuhverstand-Podcast zu Gast und wir haben darüber diskutiert (-> Link).

Der Eutergesundheitsbericht wurde glaube 2015 deutschlandweit vom DLQ (Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen) unter der Marke Die Milchkontrolle eingeführt. --> Hier eine Erklärung
Wie im Podcast erwähnt sind die Eutergesundheitsberichte in Deutschland auch nicht einheitlich.
-> die schleswig-holsteinische Variante
-> die thüringer Variante, die identisch mit der brandenburger Variante und der der meisten anderen LKVs ist; und auf die sich auch die nachfolgende Abschnitte beziehen, weil ich die halt kenne.
Die Grafiken sind aus einem Beispielbericht des LKV Weser-Ems; in Niedersachsen gibt es mehrere LKVs.

Zunächst die erste Seite:
 
Erster Teil ist ein Balkendiagramm über die letzten 13 Monate, mit der Unterteilung in Kühe der 1. Laktation und Kühe ab der 2. Laktation. Da die Kühe in der 1. Laktation fast immer niedrigere Zellzahlen haben und zudem ihr Anteil in den Herden auch unterschiedlich ist. An diesem Diagramm kann man Trends über die Monate erkennen.
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zweiter Teil ist der Anteil der Zellzahlklassen. Die Kühe werden in vier Zellzahlklassen unterteilt: Bis 100.000, 100.000 bis 200.000, 200.000 bis 400.000 und über 400.000 Zellzahl. Hier gibt es den Vergleich zu den Vormonaten und zum oberen Viertel der Betriebe. Mehr als die Hälfte bis hin zu über Dreiviertel der Kühe sollten in der ersten Zellzahlklasse sein  und nur jeweils paar Prozent in den beiden letzten.
Mit die wichtigste Zahl im Eutergesundheitsbericht ist der fett gedruckte Antei der eutergesunden Kühe unter 100.000 Zellen:
 

 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dritter Teil ist die Neuinfektionsrate während der Laktation, unabhängig von tatsächlichen Eutererkrankungen. Dabei werden die Kühe betrachtet die in der letzten Milchleistungsprüfung unter 100.000 Zellen lagen und in der aktuellen über 100.000 und damit von eutergesund zu euterkrank geworden sind. Wieder Balkendiagramm über die letzten Monate und daneben zum Vergleich Balken für das obere Viertel der Betriebe.
Des Weiteren eine Aufschlüsselung der Neuinfektionen auf die Laktationsabschnitte 0 - 100, 100 - 200, 200 - 300 und ab 300 Laktationstage (= nach der Kalbung).
 

 
 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin