Freitag, 30. April 2021

Perle - Teil 13

Am letzten Wochenende wurde beim Jungvieh mal wieder aufgerückt. 

Perle ist nun in den Liegeboxenlaufstall gekommen. Sehr zu meiner Freude hat sie auf Anhieb die richtige Benutzung der Liegeboxen verstanden. Zu diesem Thema siehe auch den Post vom 07.10.2019. Was da mit rein spielt: Natürlich der Erwartungsdruck an ein Lieblingskalb. Abschauen bei den anderen Kälbern, wie es richtig funktioniert hat sie wochenlang aus ihrer bisherigen Buchte gesehen. Gewohnheit auch noch; im Zweiraumstall liegt man im Stroh und nicht auf den Spalten, daher im Liegeboxenstall dann in den Boxen und immer noch nicht auf den Spalten.

Am nächsten Samstag wird sie ein halbes Jahr alt und ist dann nach Gesetz kein Kalb mehr sondern ein Jungrind. Der alten Einteilung der Aufzuchtabschnitte nach (siehe Post vom 05.02.2021) ist sie noch in K3, aber ich zähle den Stall als erste Phase der Jungrinderaufzucht als JR1, die von 6 bis 10 Monate Alter geht.

Ihre Frisur ist nach wie vor so zerzaust, das wird sich aber bis in den Herbst wieder rausgewachsen haben:

Benjamin


 

Montag, 26. April 2021

Inzucht - Teil 2

Fortsetzung zur Online-Veranstaltung der RBB zum Thema Inzucht. 
 
Der 3. Vortrag war von Hrn. Dalle von der RBB zur Situation in Brandenburg. Der Inzuchtgrad der Population liegt mit 8 % etwas höher als der deutsche Durchschnitt. Die Bandbreite des Inzuchtgrades der Besamungsbullen der letzten 6 Jahrgänge wurde gezeigt, der schwankte individuell zwischen 4 und 17 %. Bei den westlichen Spitzentieren über RZG 140 im gleichen Rahmen. Wobei die Ausreißer mit 17% aus Hslbgeschwisteranpaarungen stammen, also nur einen Großvater haben.
In Brandenburg liegt der Anteil der hornlosen Bullen mittlerweile bei über 35 %, was bei der Inzuchtvermeidung von großer Bedeutung ist, da die enger verwandt sind als die gehörnte Genetik.
Es wurden auch Screenshots aus dem gBAP gezeigt, das ist die spezielle Version des Bullenanpaarunsprogramms (BAP) des vit, mit dem für die weiblichen Spitzentiere die besten passenden Bullen ausgesucht werden. Der Inzuchtgrad wird berechnet und der nächste gemeinsame Vorfahre angezeigt sowie die theoretischen Zuchtwerte des Kalbes berechnet.
 
4. Vortrag war ein Video von Hrn. Gräfe von der Fläming-Farm Grubo als Praxisbericht zur Arbeit mit den züchterischen Werkzeugen. Der Betrieb ist im Testherdenprogramm RBBplus, macht die Genotypisierung mit KuhVision und war schon vorher bei KuhL für die Kuhlernstichprobe dabei. Es wird Embryotransfer gemacht und einige Färsen standen schon auf der ET-Station in Nückel.
Rund ein Drittel der eingesetzten Bullen sind hornlos, auch Rotbunte wobei der positive Einfluss auf die Inzucht ein willkommener Nebeneffekt ist. 
Die Färsen werden überwiegend mit gesextem Sperma besamt, um durch weibliche Kälber weniger Schwergeburten zu haben, weil bei der mittleren Betriebsgröße der Abkalbestall nicht durchgängig besetzt ist. Aus dem gleichen Grund ist der Kalbeverlauf (RZKd) wichtig. 95 % der Kalbungen erfolgen alleine ohne Hilfe. Für die hohe Anzahl der daraus resultierenden Nachtzucht sind genügend Aufzuchtkapazitäten vorhanden und werden dann als Zuchtvieh verkauft. Weitere Kriterien in der Zucht sind Fundamenr und Euter sowie in Brandenburg häufig die Größe, um nicht aus den Maßen des alten Stalls rauszuwachsen.
Dann noch über die Verwendung von Netrind Genom. Seit Beginn von KuhVision haben sie sich mit konsequenter Zuchtstrategie in die obere 10 % der teilnehmenden Betriebe vorgearbeitet.
Die Gesundheitszuchtwert (RZGes) hätten sich im Alltag mit den Kühen gut bestätigt.
 
Der 5. Vortrag war von Fr. Thiele vom RBB, über "Mit Typisierung und BAP die Herde im Blick".
Ein großer Vorteil der Typisierung ist die Klärung der Abstammung. Bei der Vermeidung von Inzucht ist es logischerweise wichtig zu wissen wer genau die Vorfahren sind. Wie oft hatte ich schon die Fehlermeldungen, bei denen die gemeldete Abstammung nicht zur genetisch bestimmten passte weil die Kälber in der Abkalbebox vertauscht worden waren. Vor KuhVision ist das nicht bemerkt worden.
Dann über BAP, paar Hintergrundinformationen. Normal kriegt man nicht allzu viel davon mit, weil der Zuchtinspektor vorbei kommt, sich die zur Besamung anstehende Kühe anschaut und dann gibt es den neuen Anpaarungsplan der ins HERDE eingespielt wird.
BAP ist internetbasiert und greift auf die ganzen Daten zu die das vit von den Kühen und allen Besamungsbullen (Interbull) hat. Es können betriebliche Zuchtziele festgelegt werden und auch ein individueller Inzuchtgrad.
 
Fazit der Veranstaltung: Inzucht ist beherrschbar wenn man sie im Blick behält. Also genau wie bei vielen anderen Einflussfaktoren in der Milchviehhaltung. 

Benjamin

Freitag, 23. April 2021

Inzucht - Teil 1

Gestern nahm ich an der Online-Veranstaltung der RBB teil: "Inzucht (K)eine Einbahnstraße? Vielfalt gezielt nutzen."
Inzucht ist ein Stück weit so eine diffuse Angst, dass irgendwann alle Rinder degenerieren. Bei einigen ist die Inzuchtvermeidung mit das Wichtigste in der ganzen Zucht; da werden manche Bullen aufgrund ihrer Abstammung kategorisch abgelehnt. Im Studium hat man Inzuchtgrade berechnet und auch die Zahl, dass bei den Holsteins die effektive Populationsgröße 80 beträgt. Also die 30 Mio. (?) weltweit verhalten sich durch die Zucht wie 80 die sich ganz zufällig ohne jegliche statistische Häufungen fortpflanzen.

1. Vortrag war von Dr. Rensing vom vit. "Wo steht die deutsche Holsteinzucht?" Erst einmal die ganzen Hintergrundzahlen zum Thema.
Durch die Zucht steigt prinzipiell der Inzuchtgrad an, weil die Anpaarung gezielt innerhalb der Population sind. Der Anstieg kann nur verlangsam werden, verringern geht nur die Einkreuzung anderer Rassen.
In Deutschland liegt der Inzuchtgrad der Population bei knapp 8 % mit einem jährlichen Anstieg von 0,15 %. Das ICAR (International Committee for Animal Recording) empfiehlt nicht mehr als 1 % pro Generation, bei so 4 Jahren Generationsintervall bei den Kühen wären das 0,25 % pro Jahr, bei denen man in den USA und Kanada liegt.
 
Zu den Befürchtungen über Inzucht:
- Inzuchtdepressionen, eher auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit als auf die Leistungen bezogen. Da ist nicht so viel bekannt. Die Uni Wageningen hat dazu eine Studie gemacht aus den ganzen Satistiken der Milchkontrolle und dabei wurde berechnet dass die negativen Effekte der Inzuchtdepression nur 1 % der positiven des Zuchtfortschritts betragen. 
- Rezessive Erbfehler treten auf. Mit der genomischen Zuchtwertschätzung können die Erbgänge aufgeklärt und die jeweiligen Genotypen aus der Zucht ausgeschlossen werden. Ein recht bekanntes Beispiel dafür ist das Cholesterin-Defizit, das vor paar Jahren auftrat und recht schnell weggezüchtet wurde.
- Verlust an Blutlinienvielfalt. Eigentlich ist ja die Zucht genau die Absicht die schlechtere Seite der Vielfalt auszuschließen. Es besteht aber die Gefahr, dass unbeabsichtigt die Varianz in züchterisch nicht bearbeiteten Merkmalen zu verringern. Mit dem Gefriersperma hat man aber eine Genreserve, mit der man zu jedem genetischen Zeitpunkt der letzten 60+ Jahre zurückkehren kann.
 
Die Inzucht wird in alte und junge Inzucht unterschieden. Die alte Inzucht ist mehr als 3 bis 4 Generationen her und hat sich in der Rasse etabliert und ist für der Charakteristik verantwortlich. So gehen die ganzen Holsteins wahrscheinlich auf nur 15 der Rinder zurück, die mal aus Holland/Friesland im 17. und 18. Jahrhundert nach Nordamerika kamen. Als Beispiel der alten Inzucht auch Hanoverhill Starbuck, von dem vor 6 Jahren über 90 % der Boberower Kühe abstammten (siehe auch Post vom 27.02.2015).
Die junge Inzucht ist innerhalb der letzten 3 bis 4 Generationen und sollte vermieden werden.
 
2. Vortrag war von Hrn. Meininkmann von der RUW und Hrn. Schnoor von der RSH über die Beachtung der Inzucht im Phönix-Zuchtprogramm. Dort sind beide als Sireanalysten ihrer Zuchtorganisationen bei der Bullenauswahl zuständig. In der Phönix-Group sind sie dafür zu neunt, also noch weit entfernt von den angestrebten Synergieeffekten, die wurden wahrscheinlich noch gar nicht bei den zurückliegenden Fusionen RinderAllianz und Qnetics genutzt...
 
Es wurden einige Beispiele von stärkerer Inzucht genannt. U.a. beim bedeutenden Goldwin (Großvater von Gisela) und unter den aktuellen Besamungsbullen finden sich einige aus Halbgeschwisterpaarungen. Besonders bei hornlosen Bullen wo so zwei P-Allele zusammengeführt wuden um ein PP zu erhalten. 
Für das Phönix-Zuchtprogramm werden rund 1.000 Embryonen im Jahr importiert, dabei sind auch alternative Genetiken.
Wobei die Outcross-Bullen, also Bullen mit unübichen Abstammungen, zwar gefordert werden dann aber nicht so großen Absatz finden, weil in den Zuchtwerten meist schlechter.
Die genomische Zuchtwertschätzung hat zu einem geringeren Generationenintervall geführt und einem schnelleren Wechsel auf dem Bullenmarkt, sodass stark eingesetzte Bullen schneller nach hinten in den Vorfahrenreihen wandern. Als Beispiel fällt mir da Bookem ein, von dem mittlerweile die Urenkel schon "durch" sind.

Es gab noch eine Diskussion über die Größe, dass die aktuell eingestuften Jungkühe bei einer durchschnittlichen Kreuzbeinhöhe von 151 cm liegen und damit in paar Jahren Altkühe von 1,6 m keine Seltenheit sein werden. Als positives Beispiel wurde Martinius herausgehoben, der über eine Standardabweichung nach unten (87) abweicht. Aber da große Kühe auch schwerer sind und damit einen höheren Erhaltungsbedarf haben werden sie dadurch in der Futtereffizienz das Nachsehen haben, wenn irgendwann mal dieser Zuchtwert kommt.
 
Fortsetzung folgt!

Benjamin


Samstag, 17. April 2021

Neuer RZG

Aktuelles Thema in der Rinderzucht ist die Einführung des neuen Gesamtzuchtwerts RZG (Relativzuchtwert gesamt). Der wurde vom Bundesverband Rind und Schwein (BRS) nach 13 Jahren überarbeitet, um vor allem den Entwicklungen und Möglichkeiten durch die genomische Zuchtwertschätzung Rechnung zu tragen. Seitdem waren nur kleine Änderungen vorgenommen worden wie 2015 die Neuanpassung der Bewertung von Fett- und Eiweißprozenten. Weil die Milchquote eine Fettquote war wurde das Milchfett extrem unterbewertet, da es mit den verbundenen hohen Quotenkosten in der Produktion viel teurer war als das Milcheiweiß. 2018 wurde der Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN) auf ein neues Berechnungsmodell umgestellt.

Letztes Jahr wurde der RZ€ eingeführt (siehe auch Post vom 24.08.2020), damit wurde für mich der RZG eigentlich überflüssig, weil der RZ€ absolut ausreicht um gesunde und dadurch auch wirtschaftliche Kühe zu züchten. Aber in dem ist das Exterieur (RZE) nicht enthalten, weil unter 1% Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit (hier beim vit nachzulesen auf S.23 u. 24). Aber es gibt in der Züchterschaft einflussreiche Kreise die gedanklich im 19. Jahrhundert hängen geblieben sind wo es nur nach dem Aussehen der Kühe ging und die auch weiterhin den RZE im Gesamtzuchtwert haben wollen.

Alter RZG mit den Merkmalsanteilen:
45 % Relativzuchtwert Milch (RZM)
20 % Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN)
10 % Relativzuchtwert Fruchtbarkeit (RZR)
7 % Relativzuchtwert Zellzahl (RZS) als Hilfsmerkmal für die Eutergesundheit
3 % Relativzuchtwert Kalbeverlauf (RZKm)
15 % Realivzuchtwert Exterieur (RZE)

Neuer RZG mit den Merkmalsanteilen:
36 % Relativzuchtwert Milch (RZM)
18 % Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN)
18 % Relativzuchtwert Gesundheit (RZGes)
7 % Relativzuchtwert Fruchtbarkeit (RZR)
3 % Relativzuchtwert Kalbeverlauf (RZKd/m)
3 % Relativzuchtwert Kälberfitness (RZKälberfit)
15 % Realivzuchtwert Exterieur (RZE)
 
In der Werbung wird jetzt groß betont, dass die Milchleistung in der Zucht weniger gewichtet wird und dafür die funktionellen Merkmale noch stärker.
 
Wenn man sich dagegen den RZ€ anschaut:
41 % Relativzuchtwert Milch (RZM)
27 % Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN)
16 % Relativzuchtwert Gesundheit (RZGes)
7 % Relativzuchtwert Fruchtbarkeit (RZR)
3 % Relativzuchtwert Kalbeverlauf (RZKd/m)
6 % Relativzuchtwert Kälberfitness (RZKälberfit)  
merkt man, dass die "Unterbringung" des Exsterieurs im RZG vor allem auf die Kosten der Nutzungsdauer und der Kälberfitness geht und bisschen auf die Milchleistung.

Weitere Infos zu RZG, RZ€ und RZGesund auf www.richtigzuechten.de

Übersichtsgrafiken zur Zusammensetzung von RZG:
 

 






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
...und RZ€:

Benjamin
 


 

Dienstag, 13. April 2021

Virtuelle Stallbesichtigung

Am Wochenende hat August vom Kuhstallbaupodcast seinen virtuellen Tag des offenen Hofes veranstaltet, weil coronabedingt das Hoffest zur Einweihung seines neuen Kuhstalls ausfallen musste. Für mich eigentlich von Vorteil, denn der äußerste Südosten ist für mich ziemlich weit abgelegen. Obwohl ich irgendwann auch mal wirklich live hin will, so perspektivisch etwa zur "Kuhblog-Sommertour 25".
Es war sehr interessant zu sehen was aus der Stallbaustelle geworden ist, die auch lch über ein Jahr alle zwei Wochen verfolgt habe und er umfassend einzelne Bereiche erklärt hat und die Wege und Begründungen für ihre Entscheidungen, was man immer auch nachvollziehen konnte und ich trotzdem fast immer zu anderen gelangt wäre.
Man konnte sich durch den ganzen Stall bewegen, mit an die 50 zoombaren 360°-Fotografien, Infotexten und 18 Videos von zusammen 90 Minuten Laufzeit, in denen einzelne Bereiche näher erklärt wurden. Richtig aufwändig und professionell gemacht, absoluter Vorbildcharakter, da wurde die Messlatte für virtuelle Stallerundgänge kräftig angehoben! 

Der Stall wurde nur für die melkenden Kühe gebaut, die Trockensteher und frisch abgekalbten Kühe bleiben mit einem Teil des Jungviehs im bisherigen Kuhstall. Der bisherige Melkstand, ein 2x2+1 Autotandem wird als Repromelkstand weiterbetrieben, weil man den mit über 30 Jahren Alter nicht mehr weiterverkauft bekommt. Auto-Tandem-Melkstände sind außerdem wegen dem Platzbedarf und den längsten Laufwegen aller Melkstandtypen unüblich geworden. Zum Melken lernen aber das Beste (vgl. Post vom 28.04.2018).
Der neue Stall ist ein 2-Reiher mit außenliegendem Futtertisch. Die Boxen sind wandständig angeordnet, auch bekannt als tail-to-tail. Quasi ein Dreireiher bei dem die Boxenreihe am Fressgang fehlt. Gegenteil ist die Variante mit gegenständigen Boxen, face-to-face, wie ein Dreireiher bei dem die dritte Reihe an der Stallaußenseite fehlt. Die wandständigen Boxen haben den Vorteil, dass paar Plätze mehr möglich sind und der Fress- und Liegebereich klar getrennt sind. So können die Kühe nach dem Melken gleich fressen solange die Liegeboxen noch gesäubert und eingestreut werden:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Stall ist komplett freitragend ohne Stützen im Innenraum, inspiriert vom L203 (siehe Post 09.01.2017) und deren vielfältigen Umbaulösungen und der damit verbundenen Langlebigkeit. Mit einer Stallbreite von nur knapp 19 Meter (L203: 21,25 m) ist das auch recht einfach umsetzbar:
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der größte Unterschied zu uns in Brandenburg ist der Melkstand; ich hätte für die Herdengröße einen Doppel-Sechser Fischgräte veranschlagt. In Bayern empfiehlt die Offizialberatung seit Jahrzehnten, dass eine Melkzeit nur eine Stunde dauern soll, weil die Einzelbauern keine spezialiserten Arbeitspositionen haben und noch lauter andere Sachen machen müssen. So ist es ein Doppel-16er-Swing Over von Lemmer Fullwood geworden. Das Besondere dabei ist das Quick E-Frontgitter, bei denen die Kühe beim Schnellaustrieb nicht nach vorne rauslaufen sondern das ganze Gitter nach oben fährt und die Kühe dann zur Seite rauslaufen. Das dauert zwar länger als der klassische Schnellaustrieb spart aber mehrere Meter Baubreite. Dadurch ist der umbaute Raum, einer der größten Nachteile des Swing-Over, kaum größer als bei einem im Durchsatz vergleichbaren Melkstand mit voller Melkzeug-Bestückung und normalen Schnellaustrieb (Doppel-10er-Side-by-Side):
 
Benjamin 
 

 

Samstag, 10. April 2021

Kirschblüte

Für mich gehört zum Frühling in Rheinhessen die Kirschblüte dazu. Meine Eltern haben vor ihrem Haus eine stattliche Japanische Zierkirsche stehen; knappe 60 Jahre ist die alt. Die Blüte ist im April und sehr eindrucksvoll und hat daher in Japan als Ursprungsland eine große kulturelle Bedeutung. Deshalb hatte ich auch Sakura danach benannt, weil als letztes der Wagyus aus Embryotransfer im April geboren (siehe auch Post vom 11.05.2017).

Wie bei allen Pflanzen hat das Wetter den größten Einfluss auf den Zeitpunkt der Blüte. Im südlichen Rheinhessen ist die Vollblüte meist zwischen 10. und 20. April. Mitte letzter Woche mit bis zu 25 Grad dachte ich schon, dass ich es bis Donnerstag fast noch mitbekommen könnte, weil glaube letztmals hatte ich das 2011. Bloß nach Ostern Nachtfrost und auch tagsüber für April sehr kalt und windig und da haben die Blüten eine Pause eingelegt. So sahen sie vorgestern aus:

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch wenn es dieses Jahr nicht geklappt hat noch ein Archivfoto:

Benjamin


 

Donnerstag, 8. April 2021

Hausbau - Teil 2

Jetzt kommt der zweite Post zum Hausbau in der alten Heimat. In den aktuellen Zeiten ist ja nicht viel los und da war bei meinem Urlaub auch zum vierten Mal in Folge kein Besuch auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle möglich. Da war dann der Höhepunkt die Begehung der Baustelle, wo ich die wahrscheinlich erste wieder sehen werde wenn der Rohbau fast fertig ist.
Das Haus ist komplett weg inklusive Kellermauern und Fundamenten. Die Bodenbegutachtung hat ergeben, dass im linken Teil (in diesem Blickwinkel) der Untergrund nicht tragfähig genug ist. Dort wo das bisherige Haus nicht unterkellert gewesen war. Das hielt zwar 120 Jahre lang, könnte aber ein Grund für die Bauschäden gewesen sein. Jetzt kommt da eine Art Pfahlgründung unter dir Bodenplatte. Der Nachbar hat die Chance genutzt und seinen Keller auf der Seite gedämmt. Das hatte der Vorbesitzer und Erbauer nicht gemacht. 

Auf dem Foto mit der Freifläche kann man die ursprüngliche Aufteilung des Hofes erahnen. So in die klassische Varianten Zweiseithof/Dreiseithof usw. kann man es nicht einordnen. Im Uhrzeigersinn: An der Straßenseite war Zweidrittel das Wohnhaus, das in der Tiefe reichte wo am Nachbarhaus unverputzt ist. Der unten verputzte Bereich ist über dem ehemaligen eingeschossigen Anbau des Badezimmers Anfang der 1970er. Dahinter folgte unter dem schmalen verputzen Strifen der Schuppen bis zum Schleppdach, das auch so Anfang der 1970er errichtet wurde und erhalten bleibt. Hinten quer über die gesamte Grundstücksbreite die Scheune, Baujahr 1935. Ursprünglich war es nur Baujahr 1925 der Stall für 2 Pferde und 4 Kühe mit einem kleinen Pultdach darüber. Das ist alles rechts des Scheunentors. Danach war die Stalldecke der Heuboden und ein zweiter Heuboden wurde (auch später) über der mittigen Durchfahrt eingezogen. Auf der linken Seite ist unten drunter der Rübenkeller für die Futterrüben mit einem Boden aus gestampften Lehm. Wo auf dem Foto der Berg Pflastersteine liegt war vorher der Schweinestall (4 Plätze bis 200 kg+), darüber Hühnerstall, daneben auf der einen Seite zur Scheune hin die Ende der 1980er zugeschüttete Mistplatte, auf der anderen Seite das Plumpsklo und darunter die jetzt auch verfüllte Jauchegrube. Die Mistplatte wurde deshalb verfüllt weil das im südwestdeutschen Raum eine damals übliche Bauart war so 1,5 m in die Tiefe zu gehen für mehr Lagerkapazität. Da haben wir heute doch ganz andere Vorstellungen von Ergonomie und Arbeitseffizienz.

Benjamin 
 

 

Sonntag, 4. April 2021

Digitalisierung aktuell

Um die Digitalisierung in der Landwirtschaft wird ein großer Aufriss gemacht. Einmal als Betätigungsfeld für alle die nicht mit sondern an der Landwirtschaft ihr Geld verdienen und von der Politik als Allheilmittel für alle Probleme, die in Wirklichkeit auf die jahrzehntelange Fehlentwicklung "Weltrekordauflagen zu Weltmarktpreisen" zurückzuführen sind. Als Hindernisse werden die schlechte Mobilfunk- und Internetversorgung gesehen, kann man hier in der brandenburger Provinz tagtäglich nachvollziehen. Und Fr. Karliczek ist ja der Meinung, dass nicht jede Milchkanne 5G braucht, also wieder nur die Großstädte... Weiterhin die Missbrauchgefahr. Größte Bedenken dabei habe ich beim staatlichen Überwachungs- und Repressionsapparat, dass die begeistert die Daten abzweigen.

Abgesehen von dem großen Allgemeinen ist die Digitalisierung aber schon lange angekommen. Von Anfang an hatte ich mit digitalen Anwendungen zu tun. 2008 auf Hofgut Neumühle nicht direkt mit dem Herdenmanagementprogramm, damals sagte man eher noch Kuhplaner dazu, das dürfte schon Dairyplan C21 gewesen sein. Beim Kälberversuch (vgl. Post vom 13.03.2016) haben wir Praktikanten mit einer frühen Version des Förster Kalb Managers gearbeitet, wo die Hauptaufgabe war nachzuschauen ob alle 40 Kälber ihre 1,5 l-Portionen der sparsamen 6 l täglich zeitnah gesoffen haben. Später in Boberow dann mit Herde und mit Herde Mobil auf dem Handy immer alle Kuhdaten greifbar dabei zu haben im Stall. Mit Digistar zur Programmierung der Waage des Mischwagens und zum Auslesen der Mischprotokolle, dann Fernzugriff zwischen den einzelnen Büros hin und her sowie Internetanwendungen wie die HIT-Datenbank für Untersuchungsanträge oder Bestellen von Ersatzohrmarken (siehe Post vom 05.05.2020) oder das Netrind vom VIT. Auch wenn ich oft den Eindruck habe wir wären irgendwann im Papierzeitalter hängen geblieben so sind doch viele Arbeiten digitalisiert.

Wie ich jetzt in Urlaub in die Alte Heimat gefahren bin gab es einen Aha-Moment bezüglich dem Stand der Digitalisierung, im positiven Sinne. Seit paar Jahren gibt es im ICE WLAN. Schon praktisch, weil mobiles Internet bei der Fahrt durch die ganzen Funklöcher sehr instabil ist. Da ich während der Fahrt meistens schlafe, weil das der riesige Vorteil gegenüber dem Autofahren ist, habe ich das bisher nicht besonders viel genutzt. Aber jetzt mal um mit dem Laptop mal in die Verwaltung der Tränkeautoamten reinzuschauen. Da fährt man mit geschätzten 200 km/h durch die Landschaft und sieht nach, wieviel die Kälber zig 100 km weiter gesoffen haben - in Echtzeit:

Benjamin