Mittwoch, 29. November 2017

Unterwegs im November - Teil 4

Im November war natürlich auch wieder die Agritechnica. Im Gegensatz zu Eurotier entspannter für mich, da das Programm nicht so straff ist, welche Firmen man alle besuchen will.

Einige Eindrücke:

Claas Jaguar TerraTrac. Der erste Feldhäcksler mit voll integriertem Raupenlaufwerk und nicht nur als Nachrüstlösung anstatt der Räder montiert. Der ganze Rahmen ist um 1 m verlängert um genügend Platz zu haben. Die ausgestellte Variante hatte mit 635 mm Breite die schmälsten verfügbaren Raupen drauf, hat dann aber insgesamt nur 3 m Außenbreite bei fast doppelter Aufstandsfläche wie die breitesten Reifen. Da Raupen beim Lenken sehr radieren und das im Grünland zur Schäden an der Grasnarbe führt werden mit der Federung die kleinen Stützrollen nach unten gedrückt und die vordere Hälfte des Bands hebt ab, sodass es sich fast wie ein Reifen verhält. Die Rollen sind im Stil der 90er Jahre in  Rot lackiert, vielleicht nur zur Messe oder mittlweile wieder modern:





 






















Die Agritechnica ist zwar auf den deutschen Markt ausgerichtet, aber im internationalen Maßstab die Weltleitmesse, sodass auch einiges an exotischen Maschinen zu sehen war. Bei John Deere ein Baumwollernter. Das Besondere hierbei ist die integrierte Rundballenpresse in vergrößertem Maßstab, denn die mit Folie umwickelten Rundballen sind unempfindlicher als die üblichen Quader:






 
















Strautmann Vert-Q, ein Prototyp eines autonom fahrenden Futtermischwagens, über GPS und mit einem rotierenden Laserscanner an der Kabine zur räumlichen Orientierung auf  dem Hof und im Silo. Davon war mein Bruder sehr angetan, hatte er doch während seiner brandenburger Zeit auch einen Mischwagen von Strautmann:

Benjamin


Dienstag, 28. November 2017

Unterwegs im November - Teil 3

Langsam geht der November zu Ende und ich habe noch so viel zu berichten, wo ich überall unterwegs war. Im November sind immer sehr viele Veranstaltungen, möglicherweise merken dann die einzelnen Organisationen, "dass sie in diesem Jahr noch was machen müssen."

Vor zwei Wochen war ich auf dem Kälber- und Jungrinderseminar der Landesforschungsanstalt in Güstrow. Es hat sich richtig gelohnt, selten bin ich von einer Veranstaltungen mit so vielen neuen Erkenntnissen und Anregungen heimgekommen.
Galten die Kälber lange Zeit als Kostenverursacher, die keine Milch geben hat sich mittlerweile die Sichtweise doch dahin geändert, dass es die künftigen Kühe sind und man nicht an der falschen Stelle sparen darf. Diese Entwicklung habe ich in den letzten zehn Jahren doch deutlich miterlebt.

Am interessantesten waren die Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt der Hochschule Neubrandenburg.
Es wurde verglichen zwischen Tränkekälbern, die 10 oder 12 l Milch am Tag bekommen. Die mit 12 l soffen zwar im Schnitt nur 0,7 l mehr, aber die größere Menge reduzierte extrem den Stress, denn die Kälber haben dadurch das Gefühl am Tränkeautomat jederzeit was bekommen zu können. Zudem saufen sie dann auch nicht mehr so hastig, was Verdauungsprobleme reduziert. Und dass Kälber erst ab dem Alter von sieben Wochen nennenswert Festfutter aufnehmen, weil das Vormagensystem nun mal Zeit zur Entwicklung braucht. Erst danach sollte die Milchmenge reduziert werden und dann auch nicht zu schnell.
Der zweite Teil des Projekts war die Konditionsbeurteilung von Jungrindern. Nicht so einfach wie bei mir, dass ich eine Kuh innerhalb von 12 Sekunden einstufe (siehe Post vom 25.06.2017) sondern auf 9 Einzelmerkmale aufgeteilt, weil der Zielkorridor für die optimale Kondition doch recht eng ist. Als Ergbenis kam heraus, dass die zur Kalbung zu fetten Färsen schon immer fett waren und die zu dünnen schon immer dünn. Die Schlussfolgerung daraus, das Wachstum und damit die Verfettung rechzeitig zu bremsen, abhängig von der Entwicklung der einzelnen Färse.

Von der Landesforschungsanstalt gab es eine schöne Studie zum Energiebedarf unterschiedlich schwerer Kälber, eigentlich einfach Rechenarbeit. Ein neugeborenes Kalb hat schon einen Bedarf zur Erhaltung von rund 4 Liter Milch, sobald schon schwerer ist und noch dazu Winter ist es bei der restriktiven Tränke schnell zu Ende mit dem Wachstum.

Die Zusammenfassung der Veranstaltung - der heutige Stand der Kälberfütterung: Das erste halbe Jahr richtig Vollgas füttern mit viel Milch und Trocken-TMR, dann ab einem halben Jahr bremsen, dass sie nicht zu fett werden.

Benjamin

Mittwoch, 22. November 2017

Gülle-Dreirad

Was halt alles auf dem Hof so passiert: Das Gülle-Dreirad ist kein holländischer Selbstfahrer (TerraGator, HydroTrike etc.) sondern ein ganz normaler HTS 101. Der wird normalerweise zum Ausbringen von Sickersaft der Silos benutzt aber ist aktuell damit beschäftigt Gärrest vom Boberower Güllebehälter zu dem an der Europastraße umzulagern.
Ermüdungsriss an der 40 Jahre alten Radnabe und eine eng gefahren Kurve beim Wenden ließen dann das Rad abreißen.
Eine ganz so große Katastrophe ist das wegen der Bauart als Tandemachsaggregat aber nicht: Leerpumpen, mit dem Teleskoplader hochheben und die Tandemschwinge hinten verkeilen, dass alles wieder in der Waagrechten ist und dann konnte es zurück zur Werkstatt gehen.

Benjamin


Sonntag, 19. November 2017

Unterwegs im November - Teil 2

Am Montagabend war ich auf der Jahresversammlung des Besamungsvereins Westprignitz. Mit denen habe ich eigentlich gar nichts zu tun, aber da dort die Landgenossemschaft Pröttlin Mitgliedsbetrieb ist gehe ich einmal im Jahr hin. 
Es wurde von der RinderAllianz über deren aktuellen Stand berichtet. Die schlechten Milchpreise der letzten Jahre haben vor allem den Spermaabsatz in andere Zuchtgebiete und ins Ausland im zweistelligen Bereich schrumpfen lassen. Dagegen ist der Bereich Viehvermarktung und Besamungen gewachsen und mittlerweile werden 2/3 der Besamungen in MV durch Techniker der RinderAllianz gemacht.
Über die neusten Bullen, die jetzt verfügbar sind, wo extra auf "unseren" Hype eingegangen wurde.
Von den Zuchtwerten, die auf den Daten aus den Testherdenprojekten basieren sollte nach denen für Kalbeverlauf, Eutergesundheit und Klauengesundheit noch ein ökonomischer Zuchtwert zur Wirtschaftlichkeit der Töchter eines Bullen folgen, dieser wird sich aber verzögern.
Dafür gibt es mit den Daten von KuhVision großer Fortschritte bei der Entwicklung von genomischen Zuchtwerten für funktionelle Merkmale, sodass die ersten schon zur Zuchtwertschätzung im Dezember 2018 vorliegen könnten, u.a. für Stoffwechseleffizienz.

Benjamin

Donnerstag, 16. November 2017

Unterwegs im November - Teil 1

Letzte Woche war ich auf einer Veranstaltung von Lallemand. Ist eine kanadische Firma, die mal mit Backhefe angefangen hat und heute auch für den landwirtschaftlichen Bereich Futterhefen und Siliermittel produziert. Seit letztem Jahr wird auf den deutschen und österreichischen Markt expandiert.
Aus dem weltweit tätigen Konzern referierten die Wissenschaftler aus allen möglichen Ländern, allesamt auf Englisch und das wurde von Dolmetschern simultan übersetzt. Das fand ich sehr gewöhnungsbedürftig und da die doch so viele Fachbegriffe verwendeten, dass ich folgen konnte habe ich drauf verzichtet - außer bei einem mit einem sehr schlimmen französischen Akzent.
Es gab Vorträge von der Lebendhefeabteilung über Acidose und von der Siliermittelabteilung über den Silierprozess, das so übersichtlich und prägnant war, dass sich da mancher Universitätsdozent ein Beispiel dran nehmen kann.
Des Weiteren ein Vortrag von Bill Woodley, Milchviehberater aus Kanada über den „Vermächtniseffekt“ bei der Milchkuh. Quasi wie der Fruchtfolgeeffekt, dass nicht nur die Versorgung als Kalb Einfluss auf die Leistung als Kuh hat sondern jede Phase, wie es in jeder Trockenstehphase, nach jeder Kalbung und jedem Gruppenwechsel klappt. Dazu den Einfluss der Melkfrequenz.
Als letzter Vortrag referierte Sergev Segalchick, der in der Türkei eine 1000er Milchviehanlage nach israelischem System leitet. Sind die gleichen klimatischen Bedingungen. Alles strikt durchorganisiert, hohem Einsatz an Überwachungstechnik und alles auf Wirtschaftlichkeit getrimmt. Entsprechend hoch ist der Gesundheitsstatus und die Leistung. Am Beeindruckensten waren die Kühlmassnahmen gegen Hitzestress: Dabei werden die Kühe sechsmal täglich für eine Stunde in einem speziellen Bereich mit Ventilatoren und Wassernebel gekühlt. Der Verlust durch ganze sechs Stunden weniger Liegen wird durch die Kühlung mehr als überkompensiert.

Benjamin

Samstag, 11. November 2017

Neue Kälberboxen

Mit dem Umbau des alten Melkzentrums in Pinnow zum Kälberstall geht es voran. Zwar ist die Bauhülle noch nicht viel verändert worden, aber die Planungen für den Ausbau sind in vollem Gange. Seit letzter Woche gibt es das erste Testexemplar einer Kälberbox zum Ausprobieren und zwar eine Monobox von Topcalf auf Rollen. Mangels Platz im Kälberstall steht sie davor neben den Iglus. Das Frontgitter sagt mir nicht so zu, man kann es an den schwarzen Knöpfen zwar auf V-förmig verstellen, aber da müsste das Kalb trotzdem einen sehr langen Hals machen, um an die Futterschalen zu kommen:

Benjamin




Freitag, 10. November 2017

Kälber-Trocken-TMR - Teil 4

Was man so von allen möglichen Seiten hört, dürfte das Konzept der Kälber-Trocken-TMR mittlerweile als "Stand der Technik" zu bezeichnen sein. Meine ersten und prägenden Erfahrungen damit sind schon fast zehn Jahre her. Und trotzdem bin ich immer wieder begeistert davon, weil es gut und viel gefressen wird und einfach und zeitsparend in der Handhabung ist.

Das Rezept hatte ich zwischenzeitlich angepasst (siehe Post vom 01.08.2016), aber diesen Sommer zeigte sich auf interessante Weise der starke Einfluss der Qualität: Den Luzerneanteil hatte ich erhöht gehabt, weil die Kälber bevorzugt die Luzerne herausfressen. Jetzt war die Luzerne nicht so gut, von der Farbe gelblicher und scheinbar auch härtere Stängel und da fraßen sie bevorzugt das Kraftfutter dazwischen heraus. Mit der letzten Lieferung von Luzerne sah es sprichwörtlich ganz anders aus: Von kräftig grüner Farbe und die Kälber beim Fressen:

Benjamin

Donnerstag, 9. November 2017

Neumühle 6/2017

Am letzten Wochenende war ich wieder auf Urlaub in der alten Heimat; mit dem obligatorischen Besuch bei meiner Stammherde auf Hofgut Neumühle.

Die beiden übrig gebliebenen von Braunies Familie habe ich auch beide in den Gruppen gefunden. Mit dem Herde plus weiß ich jetzt wo ich im Computer die jeweilige Gruppe nachkucken muss und dann im Stall selbst sind dort alle so entspannt, dass man ohne jegliche Aufregung die auf die Ohrmarken geschriebenen Stallnummern im Morgengrauen entziffern kann.

Braunies jüngste Schwester, bei mir unter ihrem vorläufigen Namen "Elle" geführt. Sie ist jetzt schon 26 Monate alt und in der Gruppe der tragenden Färsen. Kalbedatum ist für den Neujahrstag berechnet, sodass sie bei meinem nächsten Besuch Ende Dezember wahrscheinlich noch nicht gekalbt hat:





















Braunies Enkelin Mai ("die Zweite") ist in der normalen Kuhgruppe, in der keine Fütterungsversuche laufen. Sie wird Ende Februar wieder kalben:


























Ansonsten arbeitet der Futteranschieberoboter (siehe hier), aber ich habe in nur in Ruheposition gesehen, weil gerade gefüttert wurde und dafür muss der Futtertisch für den Mischwagen frei sein.

Und wieder ein schönes Foto bezüglich Kuhkomfort: Haben nicht nur alle Kühe in dieser Reihe die Schwänze in die Box eingezogen, sondern bei der Doppelreihe mit 20 Boxen waren davon 19 belegt und wirklich alle Kühe lagen. Bzw. ich hatte abgewartet bis sich die 19. hingelegt hatte. Aber es war wirklich auffällig im gesamten Stall: Keine Kühe die "rumgammelten" - also in den Boxen oder auf den Laufgängen standen; die waren alle entweder beim Fressen oder lagen - so wie es sein soll:

Benjamin