Samstag, 6. Juni 2020

Tote Drillinge

Kein schöner Anlass, aber doch mit extremen Seltenheitswert, sodass ich einen Post darüber schreibe.
Heute habe ich meine erste Drillingsgeburt mitbekommen, alle drei Kälber - allesamt weibliche - wurden aber tot geboren.
Rinder sind in der Regel Einzelgeburten, Zwillinge kommen auch vor und sind gar nicht mal so selten. Ich habe mal in meinen Statistiken nachgeschaut und über die Jahre waren ungefähr 4 %, also jede 25. Kalbung eine Zwillingskalbung. Dabei vermehrt bei älteren Kühen: Bei Erstkalbenden unter 2 % und ab der 5. Kalbung um die 6 %.
Für Drillinge kann ich jetzt mangels Fällen keine Zahlen nennen, da es aber so viele Jahre gedauert hat schätze ich es auf eine von 5.000 bis 10.000 Kalbungen. Also 0,01 - 0,02 %.
Totgeburten sind bei Zwillingen schon häufiger, bei Drillingen fast schon üblich. Drillinge allesamt lebend über die ersten Wochen zu kriegen, das gibt dann eine Meldung in der Bauernzeitung und lebende Vierlinge deutschlandweit auch in den allgemeinen Medien, sowas kommt nur alle paar Jahre mal vor.
Bei uns waren sie aber alle drei tot.
Love stand zu ihrer 4. Kalbung an, mit 268 Tragetagen rund anderthalb Wochen vor dem eigentlichen Termin. Das erste Kalb lag schon falsch, nur der Kopf kam raus und die Vorderbeine waren nach hinten umgeschlagen. Meine Kollegin konnte es aber per Hand rausziehen. Weil das so klein war (nur 27 kg später gewogen) machte ich noch einen Kontrollgriff in die Gebärmutter, fühlte aber kein weiteres Kalb. Die müssen extrem tief drin gelegen haben. Nach drei Stunden kam das zweite Kalbe und musste rückwärts rausgezogen werden (Hinterendlage) und wiederum eine Stunde später dann noch das dritte (Steißlage).
Zusammen hatten sie 85 kg. 27, 30 und 28 kg. Vom Gewicht hätte ich spontan Drillinge leichter eingeschätzt; sie kommen damit an leichte Zwillinge heran.
Und gleich drei tote Kälber im Kadaverhaus liegen zu haben ist wirklich nicht schön...

Benjamin

Nachtrag:
Die Drillinge waren natürlich das Thema und da haben wir am Sonntag in der Frühstückspause mal recherchiert.
An lebende Vierlinge kann ich mich mal Ende der 1990er in Schleswig-Holstein erinnern, das war damals eine Rotbunte mit drei Färsen- und einem Bullenkalb. Aber es gab auch gerade vor zwei Wochen wieder welche in Baden-Württemberg: --> siehe hier
Die Pressesprecherin des Landesbauernverbands nennt da eine Wahrscheinlichkeit von einer von elf Millionen Kalbungen. In der Größenordnung hätte ich es auch eingeschätzt, zwischen 10 und 20 Millionen bei ca. 4 Millionen Kalbungen in Deutschland pro Jahr und alle paar Jahre mal.
Fünflinge gabe es mal 2011 auf der Agrofarm Lüssow, drei lebend und zwei tot: --> siehe hier
Und lebende Fünflinge 2013 in Baden-Würtemberg: --> siehe hier
Unser Tierarzt meinte, dass er noch nie lebende Drillinge hatte und ich darauf, dass das bestimmt so wahrscheinlich wie eine 10-Tonner-Kuh (10.000 kg Fett + Eiweiß Lebensleistung) ist. "Hier vielleicht, in Iden nicht." "Da ist das noch seltener als eine 200.000-Liter-Kuh." (vergleiche Post vom 05.09.2018)

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