Die Besonderheit diese Woche war die Enthornung einer Kälbergruppe, bei der alle Kälber Hörner hatten. Das war die letzten 5 Jahre nie der Fall gewesen.
Enthornen habe ich auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle gelernt, das war im April 2008. Das war im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung einer Klasse der Landwirtschaftsschule aus Ettelbrück in Luxemburg. Da wurden dann die Kälber vom Trocken-TMR-Versuch (siehe auch Post vom 13.03.2016) genommen, die waren gerade im passenden Alter. Damals wurden die Kälber noch nicht sediert sondern in einer Enthornungsbox fixiert. Das ging sehr schnell, weil die Kälber den Kopf nicht bewegen konnten.
Wie ich nach Boberow kam hatte ich mit dem Enthornen gar nichts mehr zu tun, denn das wurde mit Kaliumhydroxid (KOH) gemacht, wo die Hornanlagen nicht verödet sondern verätzt werden. Und das nebenher beim Anlernen an den Tränkeautomat. Das mit am Abstand einfachste und schonenste Verfahren der Enthornung, aber leider mittlerweile verboten.
Stattdessen wurde 2015, mit dem Brennen der Hörner angefangen, weil das Arla für das Arlagarden vorgeschrieben hatte. Hatten das bis zum Audit hin in Pinnow aber nicht umgesetzt und dann gab es darüber eine Diskussion mit dem Auspasser aus Dänemark, der dem Auditor vom LKV Mecklenburg-Vorpommern auf die Finger schauen sollte und dieser das mit "Arla will Premium produzieren!" abwürgen wollte. Worauf mein Chef mit : " 30 Cent sind aber kein Premium" antwortete. Das ist auch das Problem von Arla, die es als einer der größten Molkereien Europas mit hunderten Millionen Euro Investitionen jedes Jahr nie aus der hinteren Hälfte beim Milchpreis herausschaffen.
Es waren bei jeder "Charge" an Kälbern zum enthornen hornlose dabei, in den letzten Jahren hat sich das bei so 25 - 30 % der Kälber eingependelt, manchmal auch nur einzelne und einmal sogar 75 %, aber nie 0 %.
Zur Vererbung der Hornlosigkeit. Als scheinbare Besonderheit ist beim Hornlosgen das Allel für Hornlosigkeit dominant und das für Hörner rezessiv. Die allermeisten Rinder weltweit haben aber Hörner. Das kommt noch von der Zucht auf Hörner, denn die brauchte es Jahrtausende lang um ein Joch daran festbinden zu können. Dieser Grund ist inzwischen weggefallen, aber fast alle Rinder hatten dann Hörner.
Ausnahmen sind die Aberdeen Angus und Galloway, die schon seit Jahrhunderten hornlos sind, weil sie nicht auf Hörner gezüchtet wurden und sich die hornlose Variante dann durchsetzen konnte.
behornt: pp
heterozygot hornlos: Pp
homozygot hornlos: PP
pp x pp = pp
Pp x pp = 1/2 Pp, 1/2 Pp
Pp x Pp = 1/4 PP, 1/2 Pp, 1/4 pp
PP x pp = Pp
PP x Pp = 1/2 PP, 1/2 Pp
PP x PP = PP
Bei unserer Hornloszucht ist es meistens pp x Pp und auch pp x PP bei der Anpaarung von Hornlosbullen an behornte Kühe und wenn die Kuh schon hornlos ist Pp x Pp und Pp x PP. Homozygot hornlose Kühe haben noch Seltenheitswert.
Fortsetzung folt!
Benjamin
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