Mittwoch, 17. April 2019

Wieder nach Iden - Teil 1

Gestern war ich wieder mal in Iden zum 47. Tag des Milchviehhalters.
War eine schöne Fahrt in die Altmark bei allerbestem Frühlingswetter: Wolkenlos, strahlender Sonnenschein und die ganze Natur am Blühen und Ergrünen.

Zum gastgebenden Zentrum für Tierhaltung und Technik in Iden: Mittlerweile sind sie weltweit die absolute Spitze, kein anderer Betrieb hat mehr 100.000-Liter-Kühe hervorgebracht. Die genaue Zahl weiß ich gar nicht, die dürfe jeden Monat steigen, aktuell müssten es so um die 120 sein.

1. Vortrag war von Dr. Taffe von der Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt über systematische Eutergesundheitsverbesserung. Dass die Milchleistungsprüfung ein unerlässliches Managementinstrument ist, weil man damit von jeder Kuh den Stand der Eutergesundheit bekommt. Und über die Aussagekraft der durchschnittlichen Zellzahl der Herde, dass die nur bedingt geeigent ist, weil es hauptsächlich ein Qualitätsparameter der Molkereien ist, bei welcher Milch es Abzüge gibt.
Aussagekräftiger ist der Anteil der eutergesunden Kühe an der Herde.

Und da dreht sich in den Statistiken der Einfluss der Herdengröße um 180 Grad: Kleinere Herde = niedrigere Zellzahl, größerer Herde = höhere Zellzahl; kleinere Herde = niedrigerer Anteil eutergesunder Kühe, größerer Herde = höherer Anteil eutergesunder Kühe.

2. Vortrag war von Fr. Harms von der Landesforschungsanstalt MV über ökonomische Themen. Einmal ob alte oder junge Kühe ökonomischer sind. Vom Gedankengang her die vereinfachte Produkion mit gesunden, leistungsstarken und arbeitsextensiven Kühen und dabei die These, dass alte Kühe öfter krank sind und mehr Arbeit machen und daraus schlussfolgernd junge Kühe als Ziel. 

Mit den Leistungs- und Krankheitsdaten von zwei großen Herden durchgerechnet kam dabei heraus, dass der "optimale Ersatzzeitpunkt" einer alten Kuh durch eine junge Kuh irgendwo nach dem achten Kalb liegt, weil die alten Kühe ihre Jungviehaufzuchtkosten (aktuell rechnet man mit 1.800 € pro Kuh) schon abbezahlt haben und dadurch richtig Geld verdienen. 
Als zweites die Umstellung von dreimal auf zweimaliges Melken um Kosten zu sparen. Das hängt einzelbetrieblich sehr stark vom Milchpreis, dem zu erwartenden Milchrückgang und vor allem den Arbeitserledigungskosten ab. Insgesamt ist es aber vor allem eine organisatorische Frage mit der Schichteinteilung und dem Tagesablauf. Es macht keinen Sinn wenn halbe Arbeitskräfte eingespart werden. Der Milchrückgang von Umstellung von dreimaliges auf zweimaliges Melken beträgt in der Praxis nur 1 bis 6 %, andersrum ist die Leistungssteigerung 10 - 15 % weil bei dreimaligem Melken das Management ausgeklügelter wird und die Betriebe die wieder nach vielen Jahren auf zweimaliges Melken zurückgegangen sind das beibehalten haben. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu sagen, dass als in Pinnow Anfang 2013 von dreimaligem auf zweimaliges Melken umgestellt wurde der Leistungsrückgang 3 Prozent betrug und das vorherige Niveau 2016 wieder erreicht war.

3. Vortrag war von Hr. Reimer von der RinderAllianz über die neuen Gesundheitszuchtwerte. Neben einem Abriss über die bisherigen Ergebnisse des Testherdenprogramms in den letzten Jahren und dass die Daten nun so umfangreich sind, dass damit die Zuchtwerte für Gesundheit entwickelt werden konnten, deutschlandweit und auch für genomische getestete Rinder. Und darunter fallen auch die Weiblichen, sodass es bei einem typisierten Kalb im Alter weniger Wochen schon entschieden werden kann es aufzuziehen oder lieber zu mästen, weil es z.B. einen schlechten Eutergesundheitszuchtwert hat und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie häufiger mit Eutererkrankungen zu tun haben wird. Das Projekt KuhVision zur genetischen Typisierung weiblicher Rinder wächst stetig, sodass mittlerweile 12 % der aller Herdbuchkühe in Deutschland typisiert werden. Das entwickelt sich deutlich dynamischer als ich es damals zu Beginn der genomischen Typisierung 2010 eingeschätzt hatte.
Weiteres zum RZGesund im Post vom 23.03.2019 und unter www.richtigzuechten.de.

Fortetzung folgt!

Benjamin

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