Mittwoch, 12. Mai 2021

N/P-reduzierte Fütterung

 
Jetzt gibt es den ersten Post der Fütterungsserie mit "richtigem" Inhalt. Bisschen außerhalb der geplanten Reihenfolge, aber gerade aktuell.
Heute habe ich an einer Online-Veranstaltung der Phönix-Group zur Stickstoff- und Phosphor-Reduzierten Fütterung teilgenommen. Dabei geht es darum, die Menge der Stickstoff- und Phosphorausscheidung über die Gülle zu verringern. 
Mein erster Gedanke dazu war, warum die Phönix-Group dazu was veranstaltet, denkt man doch sofort an die viehstarkern Regionen Elbe-Weser-Dreieck, Oldenburger Münsterland und Emsland, aber zur RUW gehört auch Nordrhein-Westfalen mit dem Niederrhein und dem Münsterland, die auch hohe Nährstoffüberschüsse haben.
Sind bei uns im Nordosten die allermeisten Betriebe (weit) unter 1 Großvieheinheit pro ha, ist dort eher über 2 üblich. Dann kommt die Nährstoffe aus der Gülledüngung über die gesetzlich erlaubten Grenzen. Der Weg ist dann die Nährstoffe in der Gülle über die Fütterung zu reduzieren und den Rest was die Pflanzen brauchen als mineralischen Dünger zu geben. So ist das halt in Deutschland...
Das Thema ist aber nicht neu. 2008 gab es schon auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle im Verwaltungsgebäude ein Schaubild zur stickstoffreduzierten Fütterung. Und Anfang 2018 haben wir in Boberow auf Mineralfutter mit weniger Phosphor umgestellt, denn nach einem Jahr rumprobieren für die GVO-frei (zertifizierte) Fütterung mit pansenstabilem Rapsschrot, Lupinen ist es zum Schluss weiterhin noch etwas gvo-frei-zertifiziertes Soja und vor allem deutlich mehr Rapsschrot gewesen. Wobei Rapsschrot recht viel Phosphor enthält und man daher nicht mehr so viel über das Mineralfutter zuführen braucht.
 
Dr. Göres von der Firma Sano referierte über die Möglichkeiten zur Reduktion der N- und P-Ausscheidungen über die Rationsgestaltung.
 
Beim Stickstoff ging um das CNCPS-Modell zur Rationsberechnung. Das ist das amerikanische Verfahren und 2017 nach Deutschland geschwappt und wird von einem Teil der Betriebe genutzt. Die Erfahrungen die man darüber hört reichen von keinen Unterschieden in der Zusammensetzung der damit errechneten Rationen bis zu einigen kg Mehrleistungen an Milch. Ich habe micht damit nicht tiefergehend beschäftigt und weiß bloß, dass Faser und Eiweiß in verschieden schnell abbaubare Fraktionen eingeteilt werden. Das ist die Umsetzung der Pansensynchronisation von Kohlenhydrat- und Eiweißabbau.
Ziel ist es dabei das unabbaubare Protein und für das gerade nicht passend Energie verfügbar ist und dann beides hinten wieder ausgeschieden wird zu reduzieren. 
Ein wichtiger Baustein dabei, der mir gar nicht bewusst war, ist die Faserverdaulichkeit, da ein erheblicher Teil des Proteins an der Faser gebunden ist. Dass in Grundfutter mit hoch verdaulicher Faser auch mehr Protein verdaut werden kann und so zur Verfügung steht und nicht über Kraftfutter bereitgestellt werden muss. 
Zur weiteren Reduktion von Protein können die Aminosäuren die zuerst limitierend wirken zugesetzt werden. Statt alle Aminosäuren über das Futterprotein in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen wird weniger Protein gefüttert und die Aminosäuren die fehlen im Mineralfutter zugesetzt
Das ganze Modell ermöglicht über die Berechnung der einzelnen Stickstoffströme im Stoffwechsel die Vorhersage der Stickstoffausscheidung in Kot und Harn und besonders interessant des Harnstoffgehalts in der Milch, der für mich über die Milchbeprobung das wichtigste Controlling-Instrument für die Fütterung ist.

Zum Phosphor gab es nicht so viel. Die Phosphorverwertbarkeit ist bei den Wiederkäuern sehr hoch, da im Pansen viele Phytasen vorhanden sind, die den Phosphor aus dem Futter freisetzen.
Auch hier wurde der mir bekannte Weg genannt den nach den Grund- und Kraftfuttermitteln noch bestehenden Bedarf an Phosphor über das Mineralfutter dann einzustellen. Mit der Berechnung des genauen Proteinabbaus im Pansen und die Nutzung des Aminosäurezusatzes kann die Fütterung von Rapsschrot ein gutes Stück heruntergefahren werden und dann sinkt damit auch die Phosphorausscheidung.

Benjamin

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