Montag, 15. Februar 2021

Marktforschung

Am Freitag habe ich an einer Videokonferenz zur Marktforschung teilgenommen. War eine Marktforschungsfirma aus Hamburg, die das im Auftrag eines Agrarchemieunternehmens durchgeführt hat. Waren ganze vier Teilnehmer, hätte da deutlich mehr erwartet, die Kontakte und Verbindungen sind doch eigentlich das Kapital dieser Branche. Also ich hätte selbst bestimmt 20 Teilnehmer zusammenbekommen.

Neben mir war es noch ein weiterer Milchbauer aus Brandenburg, den ich gut kenne und zwei Mutterkuhhalter aus Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Es ging um den Einsatz von Ureaseinhibitoren in Ställen. Urease ist ein Enzym, das Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid umwandelt. Und somit Ammoniakemissionen und Stickstoffverluste verursacht. Die Ureaseinhibitoren werden schon bei Harnstoff als Dünger eingesetzt um den Abbau im Boden zu verlangsamen und die Nährstofffreisetzung an das Pflanzenwachstum anzupassen. Im Stall sollen rund 40% reduziert werden können. Ich sehe vor allem die Erschließung eines neuen Marktes...

Folgende Punkte ergaben sich in der Diskussion:

1. Relevanz: Wie hoch sind die Ammoniakemissionen im Stall überhaupt. Sind bei der Güllelagerung oder der Gülleausbringung nicht viel größere Ansatzpunkte? Bei Schieberentmistung auf planbefestigten Böden ist die Gülle innerhalb kurzer Zeit im Kanal (bzw. Biogasanlage).

2. Wirtschaftlichkeit. Können so viele Stickstoffverluste reduziert werden, dass es sich über den somit höheren Düngewert rechnet?

3. Technische Umsetzbarkeit. Die vorgeschlagene Variante eines Roboters der durch den Stall fährt und die Flüssigkeit mit dem Inhibitor versprüht ist bestimmt schlecht umsetzbar. Eine Konstruktion am Mistschieber die dann hintendran sprüht für den nächsten fallenden Kuhfladen würde den harten Stallalltag nicht lange überstehen.

Danach gab es noch einige Fragen zu gewünschten Vertriebswegen, Werbung und Informationsbereitstellung.

Es wurde auch gefragt, was für einen Ruf die Chemiefirmen haben. Im Gegensatz zu den Traktoren gibt es da halt keine "Markenfetischisten". Das sind die Geschäftsbeziehungen vor allem durch wirtschaftliche Gründe bedingt. Bei mir ist das unabhängig davon als gebürtiger Rheinhesse bei der BASF was Besonderes, wo auch mein Urgroßvater "bei der Anilin" gearbeitet hat. Und Bayer hat für mich einen Ruf sich mit der Übernahme von Monsanto ziemlich gedämlich angestellt zu haben, wo die als Erzfeind der globalen Empörungsindustrie ein Pulverfass sind.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass das Projekt einen Dämpfer bekommen hat. Wenn es bis zur Marktreife kommt berichte ich im Kuhblog darüber.

Benjamin

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