Donnerstag, 27. Juli 2023

Entwicklung - Trockenstellen

Ein Bereich bei dem ich mehr meine eigene Entwicklung in den letzten zehn Jahren wahrgenommen habe als die allgemeine ist das Trockenstellen.
Prinzipiell hat sich da nicht viel verändert.
Anfang der 2010er gab es einen Trend zu verkürzten Trockenstehzeiten bis runter auf 4 Wochen, das ist inzwischen auch wieder rum.
Medikamente kann ich mich nur an einen neuen Zitzenversiegler erinnern und ansonsten häufige Lieferschwierigkeiten, auch schon vor Corona und den ganzen Lieferkettenproblemen.

Das beherrschende Thema war und ist das selektive Trockenstellen. Wie es aber als in der Presse als immer noch neues Thema behandelt wird scheint es sich doch noch nicht so weit verbreitet zu haben.

Vom Studium und meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle kannte ich das antibiotische Trockenstellen mit Zitzernversiegler, wie ich es dann auch in Boberow antraf.

2015 wurde für das Zertifizierungsprogramm Arlagarden von Arla das selektive Trockenstellen vorgeschrieben. Da hatte ich schon arge Bedenken, denn bei Allem was man so las war eine top Eutergesundheit die Vorraussetzung. Wir waren damals um die 300.000 Zellzahl. Ich sagte trotzig dass wenn es schief geht ich es mit Verweis auf den Tierschutz beenden werde. Das war rückblickend recht naiv mit der Annahme das Schiefgehen rechtzeitig zu bemerken. Ich hätte auch Arla beim Veterinäramt angeschwärzt, bei immer so schlechten Milchauszahlungspreisen hält sich die Loyalität halt sehr in Grenzen. 
Aber es ging nicht schief. Auch in einer Herde mit schlechter Eutergesundheit sind immer
eutergesunde Kühe, die fürs selektive Trockenstellen in Frage kommen.

So zwei Jahre lang habe ich als bei den Kühen die nach der Zellzahl für das Selektive Trockenstelln in Frage kamen Schalmtest gemacht und von den positiven Vierteln BU-Proben genommen und ins Mastitislabor ders LKV geschickt. Da es da aber nur äußerst selten ein Erregernachweis gab habe ich es aufgegeben und nur noch den Schalmtest gemacht und danach entschieden.
Der letzte Schritt in der Vorgehensweise für das Trockenstellen war die Einführung der Zellzahldifferenzierung, dass man noch einen weiteren Parameter zur Eutergesundheit hat und Kühe die unter B fallen trotzdem antibiotisch trockengstellt werden.

Allgemein hat mich in den letzten Jahren unser Tierarzt dazu gebracht den antibiotischen Trockensteller nicht als Mittel gegen Neuinfektionen in der Trockenperiode zu sehen (das macht der Zitzenversiegler). Er ist vielmehr eine Möglichkeit subklinische und chroniseh Euterentzündungen so zu behandeln wie es während der Laktation wegen den Sperrfristen nicht möglich ist.

Die Trockenstehdauer hatte ich mal auf 5,5 - 7,5 Wochen bei Mehrkalbskühen und 7 bis 9 Wochen bei Jungkühen abgesenkt, um nicht zu viel Milch durch langes Trockenstehen zu verschenken... Aber als ich mal dann mit den Daten aus 6 Jahren ausgewertet habe dass von der Leistung in der Folgelaktation her 8 bis 9 Wochen Trockenstehdauer das Optimum sind wurde es wieder verlängert.

Zukunftsthema ist das viertelindividuelle Trockenstellen. Auf der Neumühle wird das meines Wissens nach gemacht und es läuft auf Bundesebene auch ein Forschungsprojekt dazu.

Benjamin

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