Donnerstag, 28. Juli 2022

Vorschub im Silo

 
Vor zweieinhalb Wochen hatte ich mit einem meiner Kollegen eine Diskussion über die richtige Entnahme im Silo. Er war der Meinung relativ dicke Schichten auf einmal zu entnehmen aus Gründen der Arbeitseffektivität, weil es schneller geht. Ich war dagegen der Meinung, möglichst dünne Schichten zu entnehmen, dass man schneller vom ganzen Silostock im Querschnitt entnommen hat und der Sauerstoff erneut anfangen muss einzudringen.
Die Diskussion blieb erstmal ohne Ergebnis und ich beschloss mal wieder den Silovorschub zu ermitteln. Das habe ich schon paar Mal gemacht, nachdem ich das 2015 beim Fütterungslehrgang in Iden gelernt hatte: Man malt mit Fettstift in regelmäßigen Zeitabständen Striche an die Silomauer.
 
Zur Silierung siehe Post vom 19.09.2021
Der Vorschub ist wichtig, denn von der Anschnittsfläche aus dringt Sauerstoff in den Silostock ein und stört die stabilen Verhältnisse. So kriegen dann Mikroben Sauerstoff die die Silage verderben und die wird warm, daher der Begriff Nacherwärmung. Man muss quasi schneller die Silage entnehmen als der Sauerstoff eindringt.

Faustzahlen sind im Sommer 2,5 m Vorschub pro Woche, im Winter 1,5 m. Für das "Sommerhalbjahr" April bis Oktober wären das 75 m, für das "Winterhalbjahr" November bis März 33 m. Maissilage und Grassilage, vielleicht noch mehrere Schnitte oder noch andere Silagen, da werden es schnell viele Silometer. Und Silos sind meistens zu breit und hoch, hoch daher weile Höhe relativ günstig ist. Der letzte Meter an Höhe braucht nur Silomauer. Und die Breite zum bequem Abladen, bei 20 - 24 m Breite kann man mit einem Zug aus 2 HW80 direkt im Silo abkippen, was schneller geht als allen anderen Verfahren.
 
Meine Markierungen sind auf dem Foto nicht zu sehen, daher habe ich sie nachgemalt. Die sind jeweils 40 cm vor der Anschnittsfläche weil am Rand immer nicht bündig abgeschlossen werden kann. Beim letzten "Strich" stand noch bisschen mehr und da habe ich eine Markierung in die Silage geritzt. Unten liegt der Zollstock als Größenvergleich. Vom 13. bis 21.Juli waren es rund 2,5 m, vom 21. bis 28. Juli rund 2,3 m. Also etwas unter den empfohlenen 2,5 m.
 
Benjamin
 

 

Montag, 25. Juli 2022

DDR-Futterbewertungssystem

 
Das ganze System der Futteranalyse und -bewertung ist über viele Jahrzehnte gewachsen, die Anfänge gehen zurück auf die nasschemischen Analysen Mitte des 19. Jahrhunderts.
 
Aus dieser langen Geschichte habe ich einen interessanten Zwischenschritt: Ein Buch über das DDR-Futterbewertungssystem von 1972 aus Dummerstorf. Solche alten Bücher sind immer interessant, was es damals schon alles gab bzw. noch nicht. Und auch ganz andere Prioritäten und Herangehensweisen. Noch mehr als in heutigen Lehrbüchern wurde da viel auf Tabellen gesetzt und nicht einfach die dahinter stehende Formel hingeschrieben, dass man es für die gewünschte Leistung etc. selbst ausrechnen kann.

Das Buch besteht hauptsächlich aus Tabellen über alle möglichen Futtermittel. Vergleichbar mit den grünen Heften der DLG, wo ich gar nicht weiß ob es davon überhaupt noch eine aktuelle Auflage gibt.

Die Schwerpunkte liegen auf der Futterplanung für den Bedarf, Anbau und Lagerung sowie der Bilanzierung. Das war immer schwer, denn der Plan war recht ambitioniet wieviele Tiere zu halten und versorgen waren.

Mit den ganzen Gehalten der Inhaltsstoffe der einzelnen Futtermittel kann man soweit was anfangen, bloß nicht mit der Energie. Ich wusste, dass in Westdeutschland früher die Energie in Stärkeeinheiten gerechnet wurde. In der DDR wurde Ende der 1960er auf die Energetischen Futtereinheiten (EF) umgestellt. 
Die EF war abgeleitet aus der Energie die für den Lebensmassezuwachs nötigt ist,.
An das EF wurde ein r für Rind angehängt (bzw. s für Schwein und h für Huhn).
Davor k für kilo und in der Futterplanung und -bilanzierung in großen Mengen M (Mega) und G (Giga).
Beim Protein wurde mit verdaulichem Rohprotein gearbeitet.

Rohfaser kommt in den Tabellen zwar bei den Inhaltsstoffen vor aber nicht in der Bedarfsberechnung. Schweine und Hühner brauchen sie ja nicht und bei den Rindern musste man bei der grundfutterbetonten Fütterung scheinbar nicht drauf achten.

Mein Umrechenversuch: Aus der Tabelle Energiebedarf unf -konzentrazion zur Milchproduktion. 550 kg Lebensmasse ist für heutige Verhältnisse natürlich sehr wenig, obwohl das damals noch die stämmigeren schwarzbunten Niederungsrinder waren, mit der Zucht des SMR war gerade erst begonnen worden.
Die Tabelle geht von 5 bis 35 kg Leistung. Bei 35 kg steht 12,9 kEFr Bedarf, bei 21 kg Trockenmasseaufnahme (eher knapp) braucht es eine Konzentration von 620 EFr/kg TS (siehe dazu auch meine Unterscheidung TS/TM im Post vom 21.05.2021).
Im heutigen System wären das 148,2 MJ NEL Bedarf und 7,06 MJ NEL/kg TM Konzentration.
So entspricht 1 kEFr 11,49 MJ NEL bzw. 1 EFr 11,49 KJ NEL.

Benjamin

Mittwoch, 20. Juli 2022

Aktueller Hitzestress

Es ist momentan viel zu heiß, gestern waren es in der Spitze 38 Grad, heute sogar 40! An eine so hohe Temperatur kann ich mich auch in Rheinhessen nicht erinnern.

Die Kühe leiden unter der Hitze. Im Sommer laufen die Ventilatoren normalerweise in den Nachtstunden auf der höchsten Stufe um kühlere Luft in den Stall zu bekommen und dann tagsüber auf halber Leistung dass es den Menschen nicht stört. Aber jetzt laufen sie auf Volllast durch und da zieht nichts mehr; das ist ein unangenehmer Wüstenwind.  

Am Verhalten der Kühe sieht man die Hitze deutlich: Der Stall wirkt viel voller weil mehr Kühe auf den Gängen stehen, denn so wollen sie Luft zur Kühlung an den Bauch bekommen. Und die Tränken sind total belagert um vor allem die Verdunstungskälte des Wassers zu nutzen. Der Wasserbedarf steigt bei den Temperaturen auch extrem.
Die Kuh ist als Wiederkäuer bei diesem Wetter im Nachteil, denn die Fermentation im Pansen produziert sehr viel Wärme, als Faustzahl gelten so 1.500 W Heizleistung pro Kuh. Normalerweise spürt man das nur im Vorwartehof wo die Kühe dicht zusammenstehen. Jetzt sobald mehrere Kühe nebeneinander stehen. 
Die Kühe fressen weniger um nicht so viel Rohfaser aufzunehmen, deren Verdauung für den Haupteil der Wärmeproduktion verantwortlich ist. Und im Stehen läuft die Verauung auch nicht so gut.
Alles zusammen wird eine sinkende Milchleistung zur Folge haben, gestern waren 0,3 kg weniger Tagesleistung als vorgestern. Mal sehen was es die nächsten Tage gibt, weil die Milchleistung wegen der Verweilzeiten im Pansen immer ein paar Tage "nachgeht" und sich die Situation über mehere heiße Tage hochschaukelt.

Zum Hitzestress und die Temperaturgrenzen für Kühe siehe im Post vom 07.05.2019.
Zum THI (Temperature-Humidity-Index) mit dem Einfluss der Luftdeuchte siehe im Post vom 19.06.2021.

Benjamin

Samstag, 16. Juli 2022

Wieder nach Septfontaines - Teil 2

Als erstes im Hof fällt der neue Milchtank auf, ein DeLaval Außentank mit 11.000 Liter. Der hat den gleichen Durchmesser wie die Tanks mit 30.000 und 40.000 l ist aber entsprechend niedriger. Aber sieht richtig gut aus, das Ergebnis der Arbeit so sichtbar zu präsentieren.
Der Tank ist an die bisherige Tankkammer angeschlossen die dann als zentrales Materiallager für Melken und Technik dienen wird:












Der Melkstand ist ein 6 + 7 Fischgrätenmelkstand, kein normaler Doppel-6er sondern auf der einen Seite, auf dem Foto im Vordergrund, gegenüber dem Ausgang befindet sich noch ein 7. Platz. Anstelle dieses Melkstands kommen zwei Melkroboter DeLaval VMS310. Dahinter ein Abzweig zum Strohbereich, wo der alte Kälberstall war und wovon aus ich das Foto gemacht habe. Im normalen Rücktrieb von den Melkroboter kommt ein automatisches Klauenbad (CowCareMatic) gin. Das ist beim Melkroboter deutlich einfach als beim Karussell, denn da kommen nur so 15 und nicht 300 Kühe pro Stunde und es bildet sich kein Rückstau beim Wechsel des Bads. Und noch ein Platz für den Klauenstand, der ist momentan in der Futterhalle untergestellt und da ist es mit "schnell mal eine Kuh schneiden" schwierig.

Der Melkstand ohne Mauern, die wurden schon mal abgerissen und durch ein Gerüst ersetzt.War der erste Schock für die Kühe gewesen:













Die Roboter werden mit BCS-Kameras ausgrüstet, ein vergleichbares System zum DSP Cow Body Scan (siehe Post vom 01.12.2018) für die automatische Bestimmung der Körperkonditon und der Progesteron-Messung mit der der Fruchtbarkeitszyklus ermittelt werden kann, damit sollen dann Trächtigkeits- und Sterilitätsuntersuchungen überflüssig werden.
Die Kühe bekommen Halsbänder von Nedap mit fast allen Funktionen bis auf die Kuhortung, als Brunst, Aktivität, Liegezeiten, Wiederkauen.
Für den Stall gibt es noch einen Spaltenroboter und einen Futterschieberoboter.

Also insgesamt voll auf dem Weg der Automatisierung und mehr als bei jedem anderen Stallumbau den ich bisher gesehen habe.

Benjamin

Mittwoch, 13. Juli 2022

Wieder nach Septfontaines - Teil 1

Von Rheinhessen sind es so zweieinhalb Stunden nach Luxemburg, sodass ich am Samstag Jeff in Septfontaines besucht habe. Vor drei Jahren war ich schon einmal bei ihm gewesen (Siehe Posts vom 05.07.2019, 09.07.2019 und 13.07.2019).

War ich damals positiv überrascht was er nach seiner Zeit bei uns in Pinnow an Optimierungen schon umgesetzt hatte merkt man die Entwicklung nach drei weiteren Jahren deutlich. Die Herde ist auf 120 Kühe angewachsen und in Richtung Generationswechsel sind sie momentan am Stallumbau auf Melkroboter. Sie setzen voll auf Automatisierung, dass in Zukunft für die normale Stallarbeit morgens/abends statt drei nur noch eine Person benötigt werden soll.

Da der Kälberstall der ursprünglich für die Kälber von 50 Kühen gebaut worden war total überlastet ist wird ein neuer Kälberstall anstelle der bisherigen Abkalbekoppel ein neuer Kälberstall gebaut. Die Kühe kalben dann ganzjährig im Stall.
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In der Mitte gibt es einen Stichfuttertisch, links drei Gruppenboxen, davon die beiden hinteren mit einem Förster-Tränkeautomat. Rechts dann ein Standfläche für die rollbaren Kälberboxen. 20 Stück wurden angeschafft und stehen (nur teilweise genutzt) aktuell in der Futterhalle.
Jeff hatte den Umzug in den neuen Pinnower Kälberstall mit gemacht und wurde von der damals zur Auswahl stehenden Rollboxen inspiriert. Wir sind da auf das CalfTel-Pen-System mit den zerlegbaren Boxen gegangen, weil keine der ausprobierten Rollboxen überzeugen konnte

Die Boxen sind im Inneren nahtlos ohne jegliche Ritzen verarbeitet und sind hinten einen Spalt weit offen, dass die Jauche abfließen kanne. Unter der Einstreu ist eine perforierte Gummimatte zur Drainage. Die Boxen sollen nach dem Ausstallen zum Misthaufen gefahren, dort ausgemistet und dann außerhalb des Stall gereinigt werden um keine Keime auf die anderen Kälber zu schleudern. Bullenkälber zum Verkauf und kranke Kälber für den Tierarzt können auch aus dem Stall gerollt werden, um die wichtigsten Überträger von Krankheiten - Vierhhändler und Tierarzt - von den gesunden Kälber fernzuhalten.

Pfächtig entwickelte und sehr lebhafte Kälber!
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
2018 waren zwei neue Fahrsilos direkt gegenüber der Futterhalle gebaut worden. Jetzt kommen noch drei weitere dazu, weil die alten Silos hinter dem Kuhstall vom Amt her (vergleichbar mit der Unteren Wasserbehörde in Deutschland) nicht mehr zulässig sind.
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Mischwagen (Tatoma  12 m³-Einschnecken-Vertikalmischer) war nach so 13 Jahren total verschlissen und wurde durch einen Siloking ersetzt (18 m³-Zweischnecken-Vertikalmischer). Rückblickend wäre 20 m³ vielleicht doch besser gewesen, aber für das Rückwärtsfahren auf den Futtertischen sollte das Gespann nicht zu lang werden.

Fortsetzung folgt!

Benjamin

Sonntag, 10. Juli 2022

Neumühle 1/2022 - Teil 2

Bezüglich Braunies Familie war mein Besuch auf der Neumühle nicht ganz so erfolgreich. Ihre Enkelin Mai (2.) ist kurz nach meinem letzten Besuch abgegangen, ihre erste Tochter Matilda ist noch als Färse abgegangen nach fünf erfolglosen Besamungen. Ihre zweite Tochter 2044 die ich letztes Mal als kleines Kalb gesehen habe hat Ende Mai zum ersten Mal gekalbt. Sie heißt jetzt Memely. Das Kalb ist auch weiblich und so wird die Familie fortgeführt, es braucht ja pro Generation immer nur eine.
Und vielleicht kann ich mir diese Vermehrungsrate von 1,0 seit Leonie damit schön reden, dass sich doch immer die schlechten Kühe zu stark vermehren.

Im Flur des Sozialgebäude hängen drei Urkunden für die bisherigen 100.000 Liter-Kühe: Kanda, Erding und Rom. Kanada (413) wusste ich zwar, aber nicht wann genau. Das war 2019. 2020 dann Erding (825?), von der Stallnummer her kurz nach meinem Praktikum 2008 geboren. Ob sie beim Luzerneversuch 2010 dabei war weiß ich nicht genau. Rom war 2011er Jahrgang; Kanada und Erding gibt es beide noch und sind jetzt als Rentnerkühe im Bullenstall; also nicht bei den Bullen sondern eher bei den Mutterkühen:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Tour durch den Stall habe ich nach dem Melken auch noch gemacht. Im Jungviehstall habe ich erstmals nach all den Jahren den Futteranschieberoboter (Wasserbauer Butler Gold) in Aktion gesehen. Die erste Runde fährt er morgens um 9:30 und da war ich bisher nie da gewesen. Als Besonderheit hat der Butler Gold die Schnecke und hinten dran ist eine Schiebeleiste und die finde ich gibt ziemliche Schleifgeräusche von sich. Das Arbeitsergebnis ist soweit in Ordnung.

Benjamin 



 

 

 

 

 



Mittwoch, 6. Juli 2022

Neumühle 1/2022 - Teil 1

Heute war ich nach Ewigkeiten endlich mal wieder auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle. Wegen Corona war das die letzten zweieinhalb Jahre sehr dürftig gewesen. Im ersten Halbjahr 2020 nicht, dann einmal im Juli 2020 zwischen erster und zweiter Welle und jetzt zwischen vierter und fünfter Welle. Da muss ich in einen antizyklischen Rhythmus kommen.
 
Und ganz ungewohnt musste ich mich auf den Besuch vorbereiten und über Braunies Familie nachlesen. Zwei Jahre sind bei Rindern halt gut eine Generation.
 
Auch ungewohnt war der Besuch zur Melkzeit nachmittags. Das war letztmals im September 2010 der Fall gewesen als ich beim Luzerneversuch für meine Bachelorarbeit Milchleistungsprüfung gemacht habe. Später habe ich immer die Frühschicht übernommen und diese Zeit bei meinen Besuchen danach stets beibehalten.
 
Endlich wieder in meinem Stammmelkstand! Ich hab zwar dort nicht melken gelernt (den alten Neumühler Melkstand gibt es nicht mehr), aber es war der dritte Melkstand in dem ich gemolken habe und der hat mich sehr geprägt und ich bin immer wieder gerne dort.
Links 8 FGM RE, acht Fischgrätenplätze mit Schnellaustrieb, rechts 10 Sbs, 10x Side-by-Side, auch mit Schnellaustrieb:



 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Genau wie zu meiner Praktikantenzeit im Mai 2008 war auch eine Schülergruppe da, die in den roten Overalls im Melkstand rumgewuselt sind und auch sehr interessiert waren. 
Wann hatte ich denn zum letzten Mal das Handmelken erklärt? Zumindest bei zweien meiner Kuhblog-Stammleserinnen kann ich mich gut daran erinnern.

Vor zwei Jahren habe ich geschrieben, dass ich von der Euterform der Braunviecher enttäuscht war (siehe Post vom 24.07.2020). Das hat sich jetzt aber verwachsen; auf dem Melkstand sind sie mir nämlich nicht aufgefallen. Später stand Martina (1700) am Ausgang im Weg und wollte gestreichelt werden. Die Kühe auf Neumühle sind mit dem ganzen Betrieb im Stall und ständig fremden Personen ja extrem gechillt und tiefenentspannt, aber das war schon auffällig. Ein sehr einfach zu bearbeitendes Foto für den Kuhblog; die Ohrmarken sind leicht unkenntlich zu machen:
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pamela (1800) hatte ich beim Melken gar nicht gesehen, dann aber im Stall, die Braunvieh sieht man nun mal gut aus der Herde heraus.
Bei diesem Foto will ich das Nachdunkeln des Dachs erwähnen. Der Stall ist jetzt 13 Jahre alt und mit Abstand von 2 Jahren ist es mir deutlich aufgefallen wie dunkel die Unterseite der Dacheindeckung geworden ist. Das sind Wellfaserplatten und da setzt sich mit der Zeit Staub zwischen die Fasern und werden dunkler. Ein anderen Nachteil ist die Wärmespeicherfähigkeit, die Platten heizen sich tagsüber auf und geben die Wärme nachts dann in den Stall ab. Auf Neumühle ist dieses Problem entschärft weil auf dem Dach eine Photovoltaikanlage (ca. 400 kW) installiert ist:
 


 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Sonntag, 3. Juli 2022

Hausbau - Teil 6

Momentean bin ich mal wieder auf Urlaub in der alten Heimat und dazu kommt ein abschließender Post über den Hausbau meiner Eltern.
Seit Februar ist das neue Haus nun bewohnt.

Der Hof ist noch unbefestigt und momentan in der Selbstbegrünung. In Rheinhessen als einer der sonnigsten Gegenden Deutschlands braucht man bei solch sommerlichem Wetter die Rolläden als Sonnenschutz. Bei der guten Dämmung bleibt es aber dann auch halbwegs kühl im Inneren.


 



 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nordseite an der Straße. Als einstöckiges Gebäude wirkt es von außen erst einmal klein, ist im Inneren sehr geräumig.


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 
Auf dem ersten Foto ist die Wärmepumpe zu erkennen. Es ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe die die Wärme aus der Außenluft bezieht. Quasi umgekehrt wie die Nachkühlung im Milchtank: Die Milchkühlung kühlt die Milch und heizt die Außenluft, die Wärmepumpe kühlt die Außenluft und heizt das Wasser.
Ist ein Kasten von 141 kg mit 1,5 kW Anschlusswert.
Im Haustechnikraum ist die Heizungspumpe, der Warmwasserbehälter und noch etwas Kleinkram.
Und halt moderne Technik wie es heute üblich ist: Zur Bedienung ein Terminal das an das eines Tränkeautomaten erinnert, samt USB-Anschluss zum Export von Protokollen und die alltägliche Steuerung via App auf dem Handy. Vor dem Duschen muss das Wasser aufgeheizt werden; sowas bin ich als sommerlicher Zwangs-Warmduscher mit der Biogasanlage gar nicht gewohnt.


 



 

 

 

 

 

 

 

 

Im Hausflur die Fliesen die aus dem alten Haus übernommen wurden (siehe auch Post vom 23.09.2021). Die sind nicht glatt sondern haben ein Profil was ich gar nicht wusste, denn da bin ich immer mit Schuhen drüber gelaufen; bis 2007 war der Hausflur ungeheizt gewesen und daher nur Durchgangsbereich.

Benjamin


 


Donnerstag, 30. Juni 2022

Größenklassen

Als ich noch in den Alten Bundesländern war hatte ich eine ganz andere Größeneinschätzung von Milchkuhbetrieben als ich es heute habe.

Die Höfe in Rheinland-Pfalz haben eine durchschnittliche Herdengröße von 70 Kühen, in den Neuen Bundesländer sind es um die 400. In den staatlichen Statistiken sind es als etwas mehr als 200, aber die sind nicht nachvollziehbar.

Der Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar unterteilt seine Mitgliedsbetriebe in die Klassen 20 bis 50, 50 bis 100, 100 bis 250 und über 250 Kühe.
Der Landeskontrollverband Mecklenburg-Vorpommer dagegen unterteilt in die Klassen bis 200, 200 bis 500, 500 bis 1.000 und über 1.000 Kühe. 
Solche Klasseneinteilungen sind halt nicht universell anwendbar.
 
Vor vielleicht zwei Jahren hatte ich mir mal an einem ruhigen Samstagnachmittag bei einer Kontrollrunde Gedanken zu einer Größeneinteilung gemacht und bin von der organisatorischen Seite heran gegangen.

Bis 50 Kühe: Kleinstbetrieb; Nebenerwerb oder kleiner Betriebszweig. Jeder muss alle Arbeiten können. Sehr viele Kompromisse.
50 bis 300 Kühe: Kleinbetrieb; gewisse Spezialisierung der Arbeitskräfte.
300 bis 1.000 Kühe: Mittlerer Betrieb; Spezialisierung der Arbeitskräfte, Ansätze von Schichtarbeit, Terminierte Arbeiten.
1.000 bis 3.000 Kühe: Großbetrieb; Schichtarbeit, (fast) 24-h Tierbetreuung.
Mehr als 3.000 Kühe: Sehr großer Betrieb; mehrere parallele Stalleinheiten.
 
Benjamin

Sonntag, 26. Juni 2022

Neuntes Jubiläum

Heute ist der 26. Juni und da ist als das Jubiläum des Kuhblogs. Mittlerweile das Neunte.

Diese neun Jahre waren ereignisreich und so ist dies heute der 1387. Post.

Zu den Statistiken des letzten Jahres:
 
Die beliebtesten Posts waren:
 
Die ausgekugelte Hüfte ist damit auf den zweiten Platz der ewigen Liste der beliebtesten Posts vorgerückt und INRA 95 steht auf dem 8. Platz.
 
Suchanfragen die ich einzelnen Posts zuordnen konnte:
"INRA 95" in allen möglichen Schreibweisen; Posts vom 07.08.2021 und 19.12.2021
"Milchviehanlage Gressow"; Posts vom 22.03.2016 und 23.03.2016
"Alte Melkmaschine"; Post vom 02.07.2018

Benjamin

 

 



Donnerstag, 23. Juni 2022

Wachstum steuern

Dieser Post ist über eine Zukunftsvision, bei denen es bisher nur an der praktischen Umsetzung gescheitert ist. Das Konzept ist ausgearbeitet und nichts Großartiges, aber in der breiten Praxis und auch bei uns eine nicht übliche Verfahrensweise.
 
Jungvieh in größerem Stil wiegen und auch im BCS (Body Condition Score) einzustufen kenne ich nur von meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle. In Sargleben werden die Färsen meist nur ein einziges Mal gewogen ob sie schwer genug (> 400 kg) sind für die Zulassung zur Besamung.
 
Im Nordosten wird man sehr von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern geprägt, die insbesondere ihre Untersuchungen auf die Daten des ProFit-Testherdenprogramms  beziehene. Also eine breite Grundlage und für mich unter passenden Bedingungen.
Aus dem Datenmaterial abgeleitet die Empfehlungen für die Tageszunahmen in der Jungviehaufzucht:
- Bis 6 Monate Alter: Keine Limitierung, alles was geht, denn hier findet das Organwachstum statt und es wirkt die metabolische Programmierung, dass ein gut versorgter Körper sich grundsätzlich darauf einstellt und so für Höchstleistungen bereit ist.
- 6 bis 12 Monate Alter: 850 g pro Tag. Darüber geht die Energie in Fett, das nicht nur mit dem hohen Energiegehalt sehr teuer erfüttert ist sondern auch zu Problemen führen kann (Fruchtbarkeit, enge Geburtswege). Dieser Umstieg auf Fettansatz kann man tierindividuell am BCS feststellen, ich sage dazu "wird speckig". Aber da ist es eingentlich schon zu weit.
- ab 12 Monate 750 g pro Tag.
 
Das Wachstum ist am besten mit regelmäßigen Wiegungen zu kontrollieren. Das wird auch empfohlen, ist aber nur wenig verbreitet.

Von den Zunahmen aus kann man dann nach oben oder unten steuern.
Vom Verdauungsystem her können Rinder eine bestimmte Menge fressen, begrenzender Faktor ist die Kapzität des Pansens, was er an Faser verdauen kann. Das ist relativ konstant und beträgt pro 100 kg Lebendmasse ("Körpergewicht") 500 - 600 g Rohfaser bzw. 1.000 - 1.200 g NDF aus dem Grobfutter am Tag.
Hat das Futter weniger Faser (z.B. Maissilage) fressen die Rinder mehr kg davon, hat es mehr Faser (z.B. Stroh) fressen sie weniger. Da Faser und Energie ziemlich gegenläufig sind lässt sich ein Optimalpunkt finden bei dem zur benötigten Faser auch die benötigte Energie passt. 

In der praktischen Umsetzung ist das meist die Veränderung des Strohanteils in der Ration. Das berechnen wir aber (aktuell noch...) nicht anhand der Futteraufnahme und dem ermittelten Bedarf sondern nach Gefühl. Wobei da die Reaktionszeiten sehr lang sind und man das erst an der Entwicklung der Färsen in die falsche Richtung bemerkt.
Höherer Strohanteil --> mehr Gehalt an XF/NDF --> geringere Futteraufnahme und geringerer Energiegehalt --> geringere Energieaufnahme --> weniger Wachstum.
Geringerer Strohanteil --> geringerer Gehalt an XF/NDF --> höhere Futteraufnahme und höherer Energiegehalt --> höhere Energieaufnahme --> mehr Wachstum. 

Mit der genauen Einstellung auf ein Wachstum soll dann mein zukünftiges Systen für die optimale Anzahl der Trächtigkeiten (siehe auch Post vom 12.06.2022) bei jeder Färse mit bekanntem Gewicht und bekanntem Zyklus den optimalen Zeitpunkt für die Erstbesamung bestimmen.

Benjamin
 

Sonntag, 19. Juni 2022

Zelldifferenzierung

Die Zelldifferenzierung ist ein Analyseverfahren das der LKV mittlerweile im Rahmen der Milchkontrolle routinemäßig anwendet.

Dabei wird die Zellen in der Milch noch einmal differenziert um neben der Zellzahl an sich noch weitere Rückschlüsse auf die Eutergesundheit zu ziehen.

Es wird unterschieden in Makrophagen sowie Granulozyten und Lymphozyten. Die Makrophagen sind die Fresszellen die überall im Körper die erste unspezifische Immunabwehr gegen eindringende Erreger stellen. Im Euter machen sie die übliche Abwehr und erst bei größeren Infektion kommen die spezialisierten Granulozyten und Lymphozyten dazu, die die Euterenzündung als sichtbaren Teil ausmachen und in ihrer großen Anzahl für die Flocken in der Milch sorgen.

Mit der Zelldifferenzierung wird dieses Verhältnis zueinander ermittelt, angegeben im DSCC (Difference Somatic Dell Count), also Zellzahldifferenz. Das ist eine Prozentzahl wieviel % der Zellzahl Granulozyten und Lymphozyten sind. Über 65 gilt es als Entzündungsprozess.

Der DSCC wird in unter und über 65 % unterteil und die Zellzahl in unter und über 200.000, weil das der international üblichere Wert für eutergesunde Kühe ist als die 100.000 in Deutschland. Angesichts der Bandbreite der möglichen Zellzahlen bei Euterentzündungen ist dieser Unterschied aber nicht besonders relevant.
Es ergeben sich vier Felder:
A (grün): Zellzahl unter 200.000, DSCC unter 65%: eutergesunde Kühe
B (orange): Zellzahl unter 200.000, DSCC über 65 %:  beginnende Entzündungen
C (rot): Zellzahl über 200.000, DSCC über 65 %: akute Entzündung
D (blau): Zellzahl über 200.000, DSCC unter 65 %, abklingende Entzündung, chronische Mastitis, bei der mehr Makrophagen anwesend sind.
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
In der praktischen Anwendung kann man damit ableiten wo eine Kuh im Prozess einer Euterentzündung bei der Milchkontrolle ist.
Das finde ich schon etwas schwierig, da von den Kühen mit über 200.000 Zellen der Großteil in Feld C landet und von denen unter 200.000 auch ein Teil in Feld B. Da erscheint gut ein Viertel der Kühe als beginnend/momentan/abklingen/chronisch euterkrank. 

Als Schluss habe ich aber daraus nach mehreren Monaten Datensammeln gezogen das Schema des selektiven Trockenstellens (siehe auch Post vom 27.02.2019) anzupassen. Drei Mal unter 100.000 Zellen ist der Versuch eine stabile eutergesunde Kuh zu definieren. Wenn ich stattdessen eine Kuh aus dem Feld A nehme ist sie nach der Zelldifferenzierung eutergesund. Mit der Zellzahlgrenze von 200.000 dabei ergibt sich gegenüber den 3x 100.000 Zellen eine Einsparung von antibiotischem Trockenstellen von noch einmal einem Drittel. Bedenken habe ich dabei keine, denn wenn man sich die Zellzahlverläufe der Kühe anschaut sehen die in Ordnung aus, aber oft die 100.000 Grenze nicht alle drei Mal erreicht.

Benjamin

Mittwoch, 15. Juni 2022

Aktuelles vom Mais

Nach Raps und Gerste fehlt noch die wichtigste Ackerkultur für unsere Kühe: Der Mais. Robust und Ertragsstark. Für mich als Herdenmanager ist der Mais erstmal aus pflanzenbaulicher Sicht wichtiger als das Gras, weil nur eine Ernte pro Jahr und damit gravierendere Folgen durch die Qultät möglich.
Die Ertragsstärke kommt vom Stoffwechsel als C4-Pflanze, die bei der Photosynthese Verbindungen mit vier Kohlenstoffatomen aufbauen statt mit dreien bei den C3-Pflanzen, die fast alle anderen Kulturpflanzen stellen.
Der C4-Weg ist eine Art Turbolader der diese Pflanzen sehr effizient macht, so braucht (nicht verbrauch!) Mais für die Bildung eines kg Trockenmasse 250 l Wasser, Getreide (C3) 450 - 550 l, Luzerne und Klee (beide auch C3) 600 - 800 l.
Ein Nachteil gibt es aber weshalb die C4-Pflanzen nicht die ganze Welt erobert haben: Der Temperaturanspruch. Mais keimt erst ab 8 °C und ist in der frühen Entwicklung frostempfindlich (Eisheiligen). Bei Herbstfrösten stirbt er gleich ab, was eigentlich nicht so das Problem ist.

Mais kann auch bei trocken-heißen Bedingungen länger Stoffwechsel betreiben als andere Pflanzen, wenn der Mais aber die Blätter einrollt ("Yuccapalme") ist es schon starker Trockenstress.

Dieses Jahr ist der Mais gut gestartet und hat jetzt um die 6 Blätter. Nach den BBCH-Stadien die die Pflanzenentwicklung einstufen ist das BBCH 16. Da ich damit nicht tagtäglich zu tun habe verwende ich dafür den Agrar-Bestimmer von Bayer.
Das Wettrennen gegen das Unkraut hat er schon gewonnen und braucht nur noch Wasser bis zur Ernte.

Benjamin 
 

 

Sonntag, 12. Juni 2022

Zukünftiges Konzept

Wo ich mich in letzter Zeit wieder etwas mehr mit der verlängerten Laktation beschäftigt habe kam mir dabei der Gedanke dass man das "Laufenlassen" von brünstigen Kühen nicht gegeneinander abwägen könnte. Auf der einen Seite die Kühe nicht mehr krampfhaft tragend bekommen wollen und auf der anderen Seite die mit einer schlechteren Persistenz zu bevorzugen.

Hintergedanke dabei sind die gleichmäßigen Abkalbungen über das ganze Jahr verteilt. Also strikt asaisonal, keinerleit Abkalbespitzen im Jahresverlauf. Diesen Ansatz habe ich damals vom Herdenmanagerlehrgang mitgenommen: Wenn Abkalbeflaute ist gewöhnt man sich an diesen Zustand und schafft es bei der nächsten Abkalbespitze nicht mehr ordentlich. Oder man freut sich wenn im Kälberstall mal etwas Luft ist und dann gibt es wieder Zeiten in denen in jede Gruppe ein zusätzliches Kalb muss, Verkürzung der Tränkedauer, überfüllte Transitgruppe usw.
Also gleichmäßige Abkalbungen über das ganze Jahr um mit gleichbleibender Qualität und Effizienz arbeiten zu können.

Theoretisch wären das gleich viele Abkalbungen jeden Tag. Die Tragedauer streut aber um mehrere Wochen. Bei reinrassigen Holsteins (Holsteinkuh mit Holsteinbulle) sind es bei uns im Durchschnitt 278 Tage, innerhalb von +/- 3 Tagen liegen um die 53 %. So müsste man hinkommen jede Woche die gleiche Anzahl Kalbungen zu schaffen. 

Die folgenden Zahlen habe ich auf eine Herde von 1.000 Kühen bezogen, da ich in diesen mittlere bis großen Dimensionen unterwegs bin und es zudem nicht zu viele Stellen hinter dem Komma werden.
Mit der verlängerten Laktation nehme ich mal 950 Kalbungen im Jahr für die 1.000 Kühe an. Bei einer Remontierungsrate von 25 % sind davon 250 Kalbungen von Färsen.
950 Kalbungen im Jahr sind durchschnittlich 2,6 pro Tag, davon 0,7 von Färsen und 1,9 von Kühen. Insgesamt 0,9 weibliche Kälber für die Nachtzucht und 1,7 Mastkälber.
Die Färsen bilden den Grundstock der Abkalbungen. Dass jeder Tag zusätzliche Zwischenkalbezeit bei den Kühen 2 € kostet ist längst überholt, bei den Färsen kostet jeder Tag zusätzliches Erstkalbealter aber definitiv, denn sie geben noch keine Milch und nehmen auch Platz in der Jungviehaufzucht weg. 
Bei den Färsen ist der Zyklus bei entsprechender Brunstbeobachtung und Dokumentation bekannt und mit Wiegungen und Steuerung des Wachstums (dazu könnte ich auch mal einen Post schreiben) kann der Besamungszeitpunkt vorhergesagt werden.
Die Kühe füllen dann die Trächtigkeiten bis zu den 2,6 pro Tag auf. Da sie sich bei der verlängerten Laktation in der "Warteschleife" in einem stabilen Zyklus befinden können sie aus den anstehenden brünstigen Kühen ausgewählt werden. Mit zu berücksichtigten Faktoren wie Persistenz (Vorlaktation, Zuchtwert wenn es ihn dann gibt), Besamungserfolg, Abortrtae und Bedarf an weiblicher Nachzucht, dass man nicht die Trächtigkeiten für einen Tag alle gesext besamt und dann wieder der Kälberstall überlastet ist.
Und da das zu umfangreich bis unübersichtlich wird aus den ganzen anstehenden Brunsten gerade die richtigen Kühe und Färsen auszuwählen muss das computerbasiert erfolgen. Als Basis ein modernes Brunsterkennungssystem das über 95 % der Brunsten erfasst und dann Datenvernetzung mit Allem was es gibt. Künstliche Intelligenz wird es dafür wahrscheinlich nicht brauchen, aber entsprechende Algorithmen und lineare Programmierung.

Als Beispiel wie ich mir das so vorstelle:

3 Färsen sind brünstig und haben das passende Gewicht, bei 70 % Besamungserfolg wird mit 2,0 Trächtigkeiten zur Abkalbung gerechnet.
6 Kühe nach Ablauf der freiwilligen Wartezeit sind in der "Warteschleife" brünstig, bei einem Besamungserfolg von 55 % und 0,6 benötigten Abkalbungen werden dann 2 davon ausgewählt, nach Abwägung der Laktationskurven zueinander.
Eine Kuh wegen ihrer guten Eigenleistung und eine Färse wegen ihres genomischen Zuchtwerts werden mit weiblich gesextem Sperma besamt, die anderen mit Fleischrindersperma. 
Im Wochenmittel mit den Besamungen der anderen Tage geht es wieder auf mit 18 Trächtigkeiten, davon 6 Zuchtkälber.
 
Der Zeitrahmen für die Verwirklichung wird eher Jahrzehnte als Jahre dauern. Wobei ich mich natürlich auch total verschätzen kann. Zweite Hälfte der 2030er peile ich mal an.
 
Benjamin

Mittwoch, 8. Juni 2022

Verlängerte Laktation - Teil 5

Mein Versuch zur verlängerten Laktation hatte ich 2017 vorzeitig abgebrochen (siehe auch Post vom 15.06.2020).
Aus heutiger Sicht war das vorschnell aufgegeben und als Fazit kam dann doch was dabei raus: Es hätte mehr Vorbereitung gebraucht wo die Herde bezüglich Rastzeiten und Güstzeiten überhaupt steht, was ich im Nachhinein dann gemacht habe. Den Zeitrahmen wie lange der ganze Versuch überhaupt dauern wird, nach vier Monaten war nicht mal eine Tendenz auszumachen. Und als wichtigste Erkenntnis: An der Puerperalkontrolle kommt man nicht rum. Das war die Jahre zuvor nicht aufgefallen als die Kühe mit 65 Tagen schon zur Sterilitätsuntersuchung gingen und halt noch unsauber waren. Wenn man sie aber für einen späteren Zeitpunkt "parken" will muss vorher von der Fruchtbarkeit her alles in Ordnung sein.
 
Das Thema hat mich aber trotzdem nicht losgelassen, ich sehe dabei fast nur Vorteile. Die letzten Jahre war es eher bei der Brunstbeobachtung Kühe noch mal drei Wochen "laufen" zu lassen bis zur Besamung oder bei Sterilitätsuntersuchungen wenn sie gesund waren, wie z.B. keine Zysten.
 
Allgemein hat sich durchgesetzt die Freiwillige Wartezeit nicht fix über alle Kühe zu erhöhen sondern individuell. 
Bei meinem Versuch hatte ich die Formel: Spitzenleistung in kg x 2 = Freiwillige Wartezeit in Tagen. Dabei hatte ich den Fehler am 30. Tag die bis dahin höchste Tagesleistung als Spitzenleistung anzunehmen. Eigentlich um am 40. Tag, der damals üblichen Freiwilligen Wartezeit die individuelle schon zu haben. Die allermeisten Kühe erreichen ihre Spitzenleistung aber später, oft zwischen dem 50. und 60. Tag. Dürfte eine bis anderthalb Wochen ausgemacht haben..
 
Als sehr praktikable Variante mache ich es zur Zeit folgendermaßen: Wenn ich eine brünstige Kuh sehe schaue ich im HERDE mobil nach. Wenn sie schon mal besamt war wie lange her, dass es vom Zyklus her passen könnte. Wenn sie noch nicht besamt ist nach den Laktationstagen und der aktuellen Milchleistung. Dabei aktuelle Milchleistung x 2,5 = freiwillige Wartezeit, bei Erstkalbskühen x 3,5. Die 2,5 entsprechend recht gut Sptzenleistung x 2. Die Jungkühe x 3,5 auch wieder wegen der niedrigeren Spitzenleistung und besseren Persistenz.
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin


Samstag, 4. Juni 2022

Reifende Gerste

Der Raps ist seit gut zwei Wochen verblüht und es folgt für mich jetzte Anfang Juni der nächste optische Höhepunkt im Pflanzenbaujahr: Die reifende Wintergerste.
 
Die Pflanzen sind längst "fertig", jetzt reifen nur noch die Körner. Die Halme sind noch flexibel und bei Wind wiegt das gesamte Feld hin und her, mit den Grannen wirkt das dann irgendwie samtig.

Gerste ist für die Kühe eine sehr wichtige Pflanze, einmal das Futtergetreide schlechthin, auch wenn in Brandenburg wegen der leichten Böden ganz klar der Roggen dominiert.
Gerstenstroh ist das beste Futterstroh vor allem wegen der Hygiene, denn bei Gerste gibt es im Vergleich zu Weizen viel weniger Pilzbelastungen, deren Gifte dann die Pansenmikroben stören können.
 
Benjamin



Mittwoch, 1. Juni 2022

Große Erfindungen - Melkmaschine - Teil 3

Zur Melkmaschine gehören auch die Bauformen. Die kann man in verschiedene Gruppen unterteilen: Für Anbindehaltung, Einzelmelkstände, Gruppenmelkstände und Roboter.
 
Klassisch für Anbindeställe bzw. Heute eher in Laufställen für im Fressgitter fixierte Kühe:
- Mobile Melkmaschine
Diese von National hatte mein Großvater von 1967 bis 1972 im Einsatz. Die langen Milch- und Pulsschläuche waren extra verlängert worden, dass alle vier Kühe von einer Position aus gemolken werden konnten. Man beachte das für die damaligen Milchmengen ausgelegte Sammelstück:



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Eimermelkanlage (EMA)
- Rohrmelkanlage (RMA)

Einzelmelkstände, bei denen die Kühe hintereinander gemolken werden:
- Durchtreibemelkstand
- Tandemmelkstand/Autotandem (AT)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Melkkarusselle sind da vom Ablauf her auch dabei.
Innenmelkerkarusselle mit den Bauarten
- Tandemkarussell
- Fischgrätenkarussell

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Radialkarussell
- Außenmelkerkarussell in Side-by-Side

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gruppennelkstände:
- Fischgrätenmelkstand

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Side-by-Side bzw. Parallel (SbS)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dabei sind Schnellaustrieb und Swing-Over Ausstattungsvarianten.
 
Roboter:
- Einzelbox

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Doppel- und Mehrbox

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
- Roboterkarusselle, Innenmelker in Fischgrätenform oder Außenmelker in Side-by-Side. 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Benjamin