Die Zelldifferenzierung ist ein Analyseverfahren das der LKV mittlerweile im Rahmen der Milchkontrolle routinemäßig anwendet.
Dabei wird die Zellen in der Milch noch einmal differenziert um neben der Zellzahl an sich noch weitere Rückschlüsse auf die Eutergesundheit zu ziehen.
Es wird unterschieden in Makrophagen sowie Granulozyten und Lymphozyten. Die Makrophagen sind die Fresszellen die überall im Körper die erste unspezifische Immunabwehr gegen eindringende Erreger stellen. Im Euter machen sie die übliche Abwehr und erst bei größeren Infektion kommen die spezialisierten Granulozyten und Lymphozyten dazu, die die Euterenzündung als sichtbaren Teil ausmachen und in ihrer großen Anzahl für die Flocken in der Milch sorgen.
Mit der Zelldifferenzierung wird dieses Verhältnis zueinander ermittelt, angegeben im DSCC (Difference Somatic Dell Count), also Zellzahldifferenz. Das ist eine Prozentzahl wieviel % der Zellzahl Granulozyten und Lymphozyten sind. Über 65 gilt es als Entzündungsprozess.
Der DSCC wird in unter und über 65 % unterteil und die Zellzahl in unter und über 200.000, weil das der international üblichere Wert für eutergesunde Kühe ist als die 100.000 in Deutschland. Angesichts der Bandbreite der möglichen Zellzahlen bei Euterentzündungen ist dieser Unterschied aber nicht besonders relevant.
Es ergeben sich vier Felder:
A (grün): Zellzahl unter 200.000, DSCC unter 65%: eutergesunde Kühe
B (orange): Zellzahl unter 200.000, DSCC über 65 %: beginnende Entzündungen
C (rot): Zellzahl über 200.000, DSCC über 65 %: akute Entzündung
D (blau): Zellzahl über 200.000, DSCC unter 65 %, abklingende Entzündung, chronische Mastitis, bei der mehr Makrophagen anwesend sind.
In der praktischen Anwendung kann man damit ableiten wo eine Kuh im Prozess einer Euterentzündung bei der Milchkontrolle ist.
Das finde ich schon etwas schwierig, da von den Kühen mit über 200.000 Zellen der Großteil in Feld C landet und von denen unter 200.000 auch ein Teil in Feld B. Da erscheint gut ein Viertel der Kühe als beginnend/momentan/abklingen/chronisch euterkrank.
Als Schluss habe ich aber daraus nach mehreren Monaten Datensammeln gezogen das Schema des selektiven Trockenstellens (siehe auch Post vom 27.02.2019) anzupassen. Drei Mal unter 100.000 Zellen ist der Versuch eine stabile eutergesunde Kuh zu definieren. Wenn ich stattdessen eine Kuh aus dem Feld A nehme ist sie nach der Zelldifferenzierung eutergesund. Mit der Zellzahlgrenze von 200.000 dabei ergibt sich gegenüber den 3x 100.000 Zellen eine Einsparung von antibiotischem Trockenstellen von noch einmal einem Drittel. Bedenken habe ich dabei keine, denn wenn man sich die Zellzahlverläufe der Kühe anschaut sehen die in Ordnung aus, aber oft die 100.000 Grenze nicht alle drei Mal erreicht.
Benjamin
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