Freitag, 21. Mai 2021

Trockensubstanz

 
Seit Mittwoch wird der erste Schnitt gehäckselt. So spät wie selten, der April war ja gefühlt ausgefallen. Daher bin ich momentan wieder viel mit der Bestimmung der Trockensubstanz des amgelieferten Anwelks beschäftigt, dass man den Anwelkprozess steuern kann, also die Feldliegedauer verkürzen oder verlängern.

Die Trockensubstanz ist eine der grundlegenden Dinge der Fütterung, weil Wasser ist zwar das wichtigste Lebensmittel hat aber keinen Nährwert. Deshalb wird für die Rationsberechnung immer mit der Trockenmasse gerechnet und dafür ist die Trockensubstanz wichtig.

Trockenmasse und Trockensubstanz werden als Synonyme verwendet aber ich habe mir ziemlich schnell die Unterscheidung angewöhnt, dass Trockenmasse (TM) absolut ist für Mengen und Trockensubstanz (TS) relativ für den Gehalt.

Für die Bedeutung der Trockensubstanz am Beispiel von Gras: Junges, frisches Gras hat eine TS von so 18 %, wenn es älter wird und mehr Faser bildet geht es über die 20 % TS hinaus. Angewelkt für Silage sollte es schon über 28 % TS haben, weil darunter Sickersaft aus dem Silo austritt, wenn das Gewicht des Silostocks im unteren Bereich Flüssigkeit rausdrückt. Nach oben geht es bis über 40 % TS, für Siloballen oder in Hochsilos auch an die 50 %. Und Heu hat dann das Minimum an Wasser mit so 88 % TS.
Wenn eine Kuh 10 kg frisches Gras frisst sind 1,8 kg Trockenmasse. Frischmasse mal Trockensubstanz ist Trockenmasse. FM x TS = TM. 10 kg Anwelksilage sind dann irgendwo im Bereich 2,5- 5 kg TM, 10 kg Heu 8,8 kg TM. Entsprechend unterschiedlich ist der Nährwert.

Aber das Wasser ist trotzdem immer dabei, auch wenn man es rausrechnet für die Rationsberechnung. Und der Futtermischwagen wird in Frischmasse beladen. Daher muss die in Trockenmasse berechnete Ration in Frischmasse umgerechnet werden. Bei den Kraftfutterkomponenten ist es relativ konstant, die liegen alle so zwischen 86 und 91 % TS. Die Silagen schwanken aber recht stark, abhängig von Silo zu Silo, bei Gras ob es im Hochsommer geerntet wurde oder Ende Oktober usw. Daher sollte man regelmäßig die aktuelle Trockensubstanz bestimmen um die Ration nach Frischmasse anpassen, dass die Trockenmasse gleich bleibt und die Kühe ihre gewohnte Mischung bekommen.
Eine Ausnahme ist der Nahinfrarot-Sensor (NIR) von Dinamica Generale, wie es ihn bei Siloking gibt: Dieser bestimmt in der abgefrästen Silage die Trockensubstanz und kann dann nach der Trockenmasse beladen.

Um die Konstanz in die Fütterung zu bekommen habe ich 2014 begonnen die Trockensubstanz zu bestimmen und die Rationen dann in der Frischmasse anzupassen. Zunächst mit dem Koster-Tester (siehe Post vom 02.07.2014). Den gibt es seit den 1940ern und wird seit 75 Jahren scheinbar unverändert gebaut; der ist extrem amerikanisch-primitiv. Anfang 2018 hatte der einen kapitalen Schaden an der Heizspirale und ich bin auf einen Drogestof Tester von Bakhuis umgestiegen (siehe Post vom 02.04.2018).

Zusammenfassung:
Trockenmasse + Wasser = Frischmasse
Trockensubstanz + Wassergehalt = 100 %
In Trockenmasse wird gerechnet und verdaut, in Frischmasse gefüttert und gefressen.

Die grobe Richtung hat man irgendwann im Handgefühl, hier schätzte ich es "über 40 %" ein, waren dann 45,2 %:

Benjamin



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